Titel: Harry Potter und der Bund des Falken
Autor: Luka
Altersbeschränkung: 12
Disclaimer: Die vorliegende Geschichte ist eine FanFiction zu Harry Potter. Dies zu schreiben macht in erster Linie mir Spaß und liegt fern jedes kommerziellen Gedankens. Dies zu lesen soll allen Spaß machen, die eine neue Geschichte von Harry Potter haben wollen. Sie sollen das tun können ohne eine müde Mark auszugeben. Alle Charaktere gehören Joanne K. Rowling, bis auf die, die in der Geschichte von mir entwickelt wurden und die nicht von JKR stammen. ( So z.B. Henri Perpignan, Llyr, Gwenaela, Imelda Mortescue, die Brüder, Bruder Bertrand, Vater Edgar und Frère Antoine, auch die Druiden der Druidenuniversität und der Compte)
2. Neue und alte FreundeDer nächste Tag begann mit einer Überraschung. Harry hatte, nachdem er irgendwann wegen der Unbequemlichkeit des Sessels aufgewacht war, die restliche Nacht im Bett verbracht. Am nächsten Morgen wachte er von seinem großem Hunger auf. Er hatte vor Aufregung über die neue Umgebung am Abend nichts mehr gegessen, was sich jetzt spürbar bemerkbar machte. Er sprang aus dem Bett. Die neue Umgebung war spannend und verwirrend zugleich. Durch das Schlafzimmerfenster konnte er das Tal überblicken, das im vollen Licht der Sonne lag. Er öffnete das Fenster und streckte den Kopf hinaus. Ein Schwall klarer, kalter Luft machte ihn schlagartig wach.
Die Dächer des Dorfes lagen in einheitlich Grau unter ihm. In einem etwas dunkleren Grau zogen sich zwei Straßen zwischen den Dächern durch das Dorf. Sie bildeten einen Halbmond, in dessen Mitte ein viereckiger Platz mit einem Rahmen von Bäumen umgeben war. Auf der einen Seite sah Harry die Markisen einiger Läden. Unter einer der Markisen schauten Tische und Stühle hervor. Dort musste ein Café oder eine Kneipe sein. Die andere Seite des Platzes nahm eine Kirche ein, deren Turm jedoch weit unter Harrys Fenster aufhörte. Das Dorf machte einen verschlafenen Eindruck. Einige wenige Leute, vorwiegend Frauen gingen durch die Straßen.
Harry sah auf die Uhr. Sie zeigte Viertel vor Sieben. Er hatte noch genug Zeit, sich zu duschen und zu frühstücken. Um seinen Durst mit einem Schluck Wasser zu löschen ging er in die Küche und suchte in dem Schrank nach einem Glas. Eher zufällig fiel sein Blick auf einen in die Küchenwand eingebauten Schrank, dessen Form ihn an einen Kühlschrank erinnerte, wie er ihn von seinen Jahren bei den Dursleys kannte. Er sah hinein, eigentlich nur, um festzustellen, um seine Größe zu schätzen und musste zu seiner Überraschung feststellen, dass er randvoll mit verschiedensten Lebensmitteln war. An der Rückwand gab es eine weitere Tür, die man von innen öffnen konnte. Als er auch sie aufstieß, fand er einen aus groben Steinen gemauerten Gang, der ganz offensichtlich für Versorgung der Kühlschränke vorgesehen war.
‚Interessante Variante.', dachte Harry, als er die rückwärtige Wand des Kühlschranks schloss. ‚Dann wird es doch so etwas wie Hauselfen geben...'
Er holte eine Packung Toast, Butter und Honig heraus, brühte einen Tee auf und frühstückte. Danach duschte er und genoss das Wechselbad aus kaltem und warmem Wasser, welches er sich über den Kopf rinnen ließ. Eine viertel Stunde später war er mit seiner grauen Robe bekleidet und berührte die Tür zu seinem Appartement mit dem Finger. Daraufhin schwang sie auf, und er trat in den Flur hinaus. Als er durch das Tor in den Hof schritt, schien ihm die Sonne direkt ins Gesicht. Noch ließ sie ein wenig die Kraft des Sommers spüren, auch wenn der Winter schon deutlich seinen Schatten voraus warf. Harry sog tief die klare, kalte Morgenluft in sich hinein und reckte sich. Da erhielt er einen Stoß in den Rücken.
„Oh, Verzeihung!", sagte jemand hinter ihm. Diese Stimme kam Harry bekannt vor. Ein Schauer lief über seinen Rücken. Er wandte sich um und sah in ein nur zu bekanntes Gesicht.
„Remus!", rief er verblüfft. „Was machst Du denn hier?"
Vor Harry stand ein Mann, dessen viele Gesichtsfalten auf ein Alter von etwa fünfzig Jahren schließen ließen. Er trug, wie Harry, eine graue Robe, was bedeutete, dass er offensichtlich nicht zu den Druiden gehörte, sondern ein Student war.
„Ach, hallo Harry.", antwortete Remus gelassen. „Ich habe dich gegen das Licht gar nicht erkannt. Verzeih, das ich Dich angerempelt habe."
Remus Lupin war wie Sirius Black ein Freund von Harrys Vater gewesen. Remus war in Harrys drittem Schuljahr Lehrer auf Hogwarts geworden. Harry mochte ihn auf Anhieb, ohne von seinem Manko zu wissen. Remus hatte damals sehr krank ausgesehen, was daran lag, dass er von etwas befallen war, was ihn zum Außenseiter unter den Zauberern machte. Er war Werwolf. Ausgerechnet Professor Snape, der ungeliebte Professor für Zaubertränke hatte es Remus ermöglicht, seinen Posten als Lehrer für die Verteidigung gegen die dunklen Künste anzutreten. Severus Snape braute einen Trank, der die Erscheinungen der Verwandlung zum Werwolf soweit minderte, dass es nicht mehr auffiel. Aber schon nach einem Schuljahr musste er die Schule wieder verlassen, weil er enttarnt worden war. Seit dem hielt er sich aber in Harrys Umfeld auf und eine tiefe Freundschaft hatte ihn, Harry und Sirius verbunden. Remus wurde, wie Harry, Ron, Hermine und Sirius Druide. Eine wunderbare druidische Medizin ermöglichte es ihm, sein Manko vollkommen zu vergessen. Sie brachte ihn über die Tage des Vollmondes, die zwar nicht für ihn, aber für alle Menschen in seinem Umfeld gefährlich waren, ohne dass er sich verwandelte. Er hatte Migräne, war unruhig und schlaflos, konnte sich in der Vollmondnacht nicht konzentrieren und stritt sich gerne, Aber all das war immer noch besser, als sich in einen Wolf zu verwandeln. Schließlich wurde Remus fast so etwas wie ein Oheim, ein Väterlicher Freund von Harry.
Remus lächelte verschmitzt.
„Ich bin unter die Studenten gegangen.", antwortete er vergnügt. „Das hat zwei Vorteile. Ich mache nun eine richtige Druidenausbildung mit und komme gleichzeitig mal ein bisschen in die Welt."
„Ich...ich bin sprachlos...", stotterte Harry über das ganze Gesicht strahlend. „Das ist unglaublich. Warum hast Du mir nichts davon gesagt?"
Er legte Harry den Arm um die Schulter.
„. Weißt du, studieren macht Spaß und ich glaube, dass wir eine schöne Zeit miteinander haben werden. Ich freue mich, dass wir beide nun Kommilitonen sind."
Dann gab er Harry einen Klapps auf die Schulter und fragte:
„Wollen wir in den Hörsaal gehen?"
„Ja.", sagte Harry.
Remus schien sich schon ein wenig auszukennen. Anscheinend war er über die Dome gereist, was natürlich bedeutete, dass er, auch wenn er erst nach Harrys Abreise gestartet wäre, doch mindestens einen Tag früher angekommen war. Jetzt verstand er auch den Grund, warum Henry ihn persönlich und mit dem Auto nach La Valle gebracht hatte. Remus ging zielsicher durch das Labyrinth von Gängen und Höfen. Plötzlich standen sie in dem großen, grasbewachsenen Hof, in dessen Mitte Harry das gotische Gebäude erkannte, das Henry ihm am Vorabend gezeigt hatte. Harry erinnerte sich an den alten Druiden, der ihn auf der anderen Seite des Gebäudes in der kleinen Kammer eingeschrieben hatte.
‚Ich werde heute Abend mal meinen Besen abholen und ein wenig über das Tal fliegen.', dachte er. Aus irgend einem Grund, den er nicht verstand, war er misstrauisch geworden.
Sie betraten das Hörsaalgebäude durch ein großes gotisches Portal. Harry war überrascht, wie anders es im Inneren aussah. Ganz im Gegensatz zu dem grauen, und trotz seiner schönen Linien eher abstoßend ungemütlichen Bauwerk, war der Innenraum mit viel Glas und Spiegeln ausgestattet, so dass er hell und weit wirkte. Wo noch ein Platz war, hatte man edle Holzvertäfelung angebracht. Kein bisschen Steinmauer war mehr zu sehen, einzig die aus dem hellen Stein gehauenen gotischen Fenster standen im Kontrast zur Einrichtung.
Sie folgten einem hellen, hohen Flur, der direkt auf eine Rosette aus buntem Glas zuführte, die an seinem Ende in die Außenmauer eingelassen war und nun durch die aufgehende Sonne zum Strahlen gebracht wurde. Vor der Rosette weitete sich der Flur zu einem Treppenhaus, in dem sich eine bequem geschwungene Treppe zu einer Empore hinaufwand. Dort konnte man in die Räumlichkeiten der Verwaltung gelangen, dem Universitäts-Sekretariat und den Räumen des Rektorats. Links und rechts des Flures gingen zwei hohe Flügeltüren ab, von denen eine verschlossen und die andere weit geöffnet worden war. Aus dem Saal hinter der Tür drang gedämpftes Stimmengewirr. Insgesamt war die Atmosphäre gedämpfter, erwachsener, als in Hogwarts, wo die Schüler oft nur durch den strengen und unheimlichen Hausmeister Mr. Filch in ihrem Tatendrang gebremst wurden.
Hinter der Tür tat sich der Hörsaal Nummer 1, das sogenannte Auditorium Maximum auf. Steil wiesen die Sitzreihen nach unten und bildeten einen engen Halbkreis um einen kleinen Raum, der eine Tafel, einen uralten, mit allerlei Flecken übersäten Tisch und, aus einem Podest ein Rednerpult enthielt. Die Studenten saßen in einheitlichem Grau gekleidet ordentlich in den Reihen und unterhielten sich in gedämpftem Ton. Vielleicht hatte sich dieser oder jener umgedreht und lauschte dem Gespräch über ihm, oder jemand hing halb über das kleine Brett, auf dem Platz für Schreibsachen und Bücher war und unterhielt sich leise mit jemandem aus einer Reihe unter ihm. Kein Lachen war zu hören, kein lautes Aufbrausen oder Quietschen, weil jemandem ein Streich gespielt worden war. Man gab sich diszipliniert. Und das war Harry zuwider.
‚Nun gut.', dachte er bei sich. ‚Du bist hier zum Lernen, nicht zum Vergnügen. Dabei habe ich von Hermine gehört, wie schön es sein musste, Student zu sein.'
Er wollte sich in eine der oberen Reihen quetschen, wurde aber von Remus am Ärmel festgehalten. Er deutete mit einer stummen Geste hinunter, in eine der ersten Reihen, die eigenartigerweise ganz frei waren. Harry machte ein verzweifeltes Gesicht und schüttelte den Kopf, woraufhin Remus freundlich sagte:
„Tu mir den Gefallen. Ich höre nicht mehr so gut. Die vielen Jahre, die ich im Freien gelebt habe..."
Harry seufzte. Aber er gab nach. Gemeinsam stiegen sie die steile Treppe hinunter. Kaum hatten sie sich in eine der leeren Reihen gesetzt, schlängelte sich eine schlanke Gestalt an den Sitzen vorbei auf sie zu. Harry durchfuhr ein leiser Stich und sein Puls wollte sich für einen Augenblick erhöhen. Er erkannte Imelda Montescue, die junge Frau, die er am gestrigen Abend kennen gelernt hatte.
„Hallo Harry!", flötete sie lächelnd. Sie bediente sich diesmal nicht mehr des Gälischen, sondern sprach englisch. Sie sah aufmerksam zu Remus hinüber. „Dein Vater?"
Harry wurde rot. Damit, dass sie Remus für seinen Vater hielt, hätte er nicht gerechnet. Was für ein Bild gab er ab, wenn er an der Hand seines Vaters zur Erstsemesterbegrüßung kam?!
„Äh...nein!", beeilte er sich zu antworten. „Das ist Remus Lupin, auch...Student..."
„Du kannst ihr ruhig sagen, dass wir Freunde sind.", grinste Remus. „Außerdem könntest Du sie mir vorstellen."
Harry sah verlegen zu Boden. Imelda lächelte Remus gewinnend an.
„Es freut mich, Sie kennen zu lernen, Mr. Lupin. Mein Name ist Imelda Montescue."
Anmutig streckte sie ihm ihre Hand hin. Remus nahm sie und drückte sie. Harry wäre am liebsten aufgestanden und hinaus gegangen. Ihm war die Situation unangenehm. Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Remus ihn bewusst blöde aussehen ließ. Verstimmt setzte er sich, auf der einen Seite Remus, auf der Anderen Imelda. Er bemühte sich, seinen Zorn zu unterdrücken, konnte aber nicht verhindern, dass er sehe angespannt in seinem Sessel saß und in Richtung Tafel starrte.
‚Was sollte das?', fuhr es ihm durch den Kopf. ‚Dieser alte Knacker...Was will er mit so einem Mädchen? Wie kann er nur so freundlich zu ihr sein? So locker!'
‚Du musst ruhig bleiben', meinte ein anderer Gedanke. ‚Remus ist Dein Freund! Er würde Dich niemals wegen einer Frau im Stich lassen. Er ist bestimmt nur freundlich gewesen, weil sie Dich kennt.'
‚Aber er hätte – verdammt noch einmal – zurückhaltender sein können!', wehrte es sich in ihm.
‚Er ist froh, wieder unter Menschen sein zu können. Überleg, was er in den letzten neunzehn Jahren durchmachen musste. Sein Leben als Werwolf, der Verlust seines Freundes, meines Vaters, Lehrer auf Hogwarts dann der Absturz und von Perpignans Place hat er sich auch nicht großartig wegbewegt.'
Harry wurde ruhiger. Er atmete tief durch. Dann, so plötzlich, wie ihn die Situation überrumpelt hatte, kam ihm eine Idee.
„Schön, dass Du Dich zu uns setzt.", sagte er zu ihr gewandt und setzte ein freundliches Lächeln auf. Mit einem Mal war alle Anspannung wie weggeblasen. Sie sah ihn einen Moment an. Harry war sich nicht sicher, ob ein Anflug von Überraschung in ihrem Gesicht zu erkennen war.
„Ach, weist Du, ich kenne kaum jemanden hier.", versetzte sie und es klang Harry eine Spur zu kühl.
'Mist.', dachte er. ‚Ich habe sie durch mein Schmollen verärgert.'
Verzweifelt suchte er nach einer passenden Antwort.
„Nein, das ist falsch.", kam sie ihm zuvor. „Es ist, weil ich gestern Abend nicht viel Zeit hatte. Ich war noch gar nicht fertig damit, Dich kennen zu lernen."
Der Blick, den sie Harry dabei zuwarf, brachte ihm fast um den Verstand. Es war die Art Augenaufschlag, die liebenswürdige Unschuld ausdrücken soll, und der nur von Frauen, und nur von wenigen, meisterhaft beherrscht wird. Der Blick lässt einem Mann das Blut in den Adern gefrieren, denn er ist, hat e ihn einmal gesehen, im Spinnennetz dieser Frau gefangen. Fortan beherrscht sie seine Sinne, schleicht sich in jeden Gedanken ein und bestimmt alles Handeln.
Harry sah nur den Blick. Er sah in ihre klaren, blauen Augen, klar, unschuldig und rein wie ein gerade entsprungener Gebirgsbach. Er sah, wie diese Augen in ein makelloses Gesicht eingebettet waren. Für einen Augenblick bestand die Welt nur aus ihrem Gesicht, ihren Augen, ihren Lippen, der fein geschwungenen Nase, aus ihrer Aura und ihrem Duft, der langsam durch seine Nase sickerte und sein Fühlen eroberte. Harry schluckte. Er wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, was gerade passiert war. Dann löste er seinen Blick von ihren Augen.
„Alisios ist ein echtes Unikum, nicht wahr?"
Sie fuhr ungeachtet Harrys Gesichtsausdrucks fort. Natürlich war ihr aufgefallen, dass sein Blick einen Moment auf ihrem Gesicht geruht hatte.
„Alisios?", fragte er.
„Ach, hat er Dir nicht seinen Namen gesagt? Ich meine den alten Druiden, der abends immer Pfortendienst hat. Er macht es, weil er nicht schlafen kann."
„Ach der. Ja. Er ist etwas seltsam."
„Nein, das würde ich nicht sagen. Er ist ein unheimlich lieber Kerl. Vielleicht ein wenig rau, wie ich gehört habe. Zu mir ist er immer freundlich."
‚Kein Wunder.', dachte Harry. Er ist auch nur ein Mann, wenn auch ein alter.'
„Er was zu mir etwas...herzhaft.", sagte Harry vorsichtig. „Vielleicht ein wenig rau, da hast Du recht."
Dann fiel Harry nichts mehr ein, was er ihr sagen könnte. Er hatte Angst, jedes Wort könne lächerlich und gekünstelt wirken. Dabei würde er sich so gerne weiter mit ihr unterhalten. Er durfte jetzt keine Pause entstehen lassen, das spürte er. Zu Glück fiel ihm ein, dass sie am Vorabend erwähnt hatte, sie sei Llyrs Nichte.
„Ist Llyr ein Bruder Deines Vaters oder Deiner Mutter?", fragte er erleichtert.
Sie sah einen Moment in Richtung Tafel.
„Ich hatte nie einen Vater.", antwortete sie. Ohne nachzudenken antwortete Harry leichthin:
„Ich auch nicht. Und keine Mutter."
Sie sah ihn von der Seite an. Eine Mischung aus Verwirrung und Unglauben war aus ihrem Gesicht zu lesen.
„Du nimmst mich auf den Arm, oder?", fragte sie und eine leise Spur von Zorn lag in ihrer Stimme.
Harry schüttelte ernst den Kopf.
„Nein.", sagte er bestimmt. „Meine Eltern wurden getötet, als ich ein Baby war. Sie wurden ermordet. Ich bin bei meiner Tante und ihrer Familie aufgewachsen."
Sie legte ihre Hand auf Harrys Arm.
„Jetzt weiß ich, wer Du bist." Es war fast ein Aufschrei, den sie versuchte zu unterdrücken. „Du bist der Junge, dessen Eltern von dem dunklen Lord ermordet wurden, nicht wahr? Mein Onkel erzählte von Dir, ich hatte nur Deinen Namen vergessen. Harry Potter! Natürlich!"
Harry legte seinen Finger an die Lippen und machte: „Pssst!" Ich möchte nicht, dass das hier direkt am ersten Tag die Runde macht. Ich wäre Dir dankbar, wenn Du es für Dich behalten würdest. Ich bin hier nur Harry, ja?"
Erschrocken schwieg sie. Dann nickte sie und sagte leise:
„Ich werde niemandem davon erzählen. Das verspreche ich Dir."
Gerade wollte Harry fragen, weshalb ihr Vater gestorben sei, da verstummte das Gemurmel im Hörsaal. Harry blickte zur Tafel und sah einen würdigen Herrn mit langem, weißem Haupthaar und Bart in silbernem Gewand, der in feierlichen Schritten auf das Rednerpult zu ging. Hinter ihm schloss sich gerade eine Tür in der Wand, die Harry bisher noch nicht aufgefallen war.
„Das scheint der Dekan zu sein.", flüsterte Remus, der sich die ganze Zeit dezent aus dem Gespräch heraus gehalten hatte. „Sie ist übrigens wirklich süß. Mach Dich ran, Harry."
Harry starrte Remus von der Seite an. Der nickte nur in Richtung auf den Dekan und grinste.
Der Dekan hatte das Pult erreicht. Er griff in seine Robe und holte ein paar zusammengefaltete Pergamente hervor, die er entfaltete und auf dem Pult glatt strich. Dann hob er den Blick, musterte die Reihen und begann zu sprechen.
„Guten Morgen, meine lieben neuen Studenten. Ich begrüße Euch im Namen der Druidenuniversität von La Valle aufs Herzlichste und hoffe, Ihr werdet nicht nur eine lehrreiche, sondern auch eine unvergessliche und schöne Zeit an unserer Institution verbringen. Mein Name ist Jermen Goulhen. Ich bin der Dekan unserer Universität. "
Er machte eine kurze Pause, was die Studenten nutzten, ihren Beifall auf die Holztische zu klopfen.
Heute möchte ich besonders zwei Studenten begrüßen, die allein aufgrund ihres Alters einer besonderen Erwähnung bedürfen. Der eine ist ein Student, der schon zu den älteren Semestern gehören dürfte, wenn sein Leben es ihm zugestanden hätte. Lassen Sie mich Remus Lupin begrüßen, der aus dem Lande der Briten auf das alte Land herüber gekommen ist. Nicht zuletzt der Empfehlung des Leiters der Britischen Abteilung unseres Ordens haben wir es zu verdanken, dass er heute unter uns weilt.
Dann bitte ich um besondere Aufmerksamkeit für den jüngsten Studenten, den unsere Universität in den letzten dreihundert Jahren gesehen hatGuinoux Arzhulig wurde mit einer besonderen Genehmigung des hohen Rates für ein Studium an unserer Universität zugelassen. Er ist dreizehn Jahre alt, hat aber ein Wissen um die „Wesensmagie" angesammelt, die seinesgleichen sucht. Er ist nun zu uns gekommen, um seine Fähigkeiten auch in den anderen Bereichen der druidischen Magie zu üben. Ich hoffe, sie werden ihren Platz unter den Studenten finden, wie alle anderen Studenten auch."
Wieder ertönte beifälliges Klopfen.
„Nun möchte ich Euch im Folgenden von der Geschichte und der Aufgabe unserer Institute und von den einzelnen Fachbereichen erzählen. Abschließend möchte ich Euch noch einige Regeln mit auf den weg geben, die für ein Zusammenleben unter diesem Dach unbedingt eingehalten werden sollten.
Die Universität von La Valle wurde im Jahre Fünfzehnhundertundzwölf gegründet. Es war die Zeit, in der die alte Magie fast von der modernen Magie der heutigen Zauberer und Hexen verdrängt worden war. Nur wenige Druiden, allesamt von der magischen Welt als zurückgebliebene Spinner verschrien, verfügten noch über das alte Wissen und die Kunst der sieben Magien. Zur Sonnwende im Jahre Fünfzehnhundertundelf versammelten sich die wenigen, die übrig geblieben waren auf dem Thing in Mondorf und berieten, was sie mit dem Wissen anfangen sollten, das nach und nach auszusterben drohte.
Sie beschlossen, eine Lehranstalt zu gründen, wie sie seit der großen magischen Wende im Jahre neunhundertsechsundsechzig in jedem Lande entstanden. Der Unterschied sollte sein, dass nicht das moderne, schnelllebige magische Wissen, sondern die Lehre der alten Mythologie vermittelt werden sollte. Glücklicherweise gehörte der Graf von Rocheblanc der Riege der letzten Druiden an. Er hatte keine Nachkommen und vermachte seine Burg dem Orden. Es ist die Burg von La Valle, die früher Burg Rocheblanc genannt wurde. Das Tal wurde mit einem Zauber belegt, dass normale Menschen und diejenigen Zauberer und Hexen, die nicht den Ordensschwur geleistet haben, es nicht finden können.
Im Laufe von nun fast fünfhundert Jahren bildete sich hier nun das Zentrum alles druidischen Wissend auf der Erde. La Valle ist mehr als nur eine Universität. Unten im Dorf, das übrigens sein fünfhundert Jahren nicht mehr verändert wurde, für diejenigen, die sich über die Existenz einer Kirche wundern, wohnen neben den dörflichen Einwohnern auch die Mitglieder des hohen Rates, der sich jeden Abend im Gebäude der ehemaligen Kirche trifft. Den Studenten der höheren Semester ist es erlaubt, sogenannten öffentlichen Sitzungen des Raten ohne Stimmrecht beizuwohnen. Das trifft für Studenten zu, die das Vorexamen nach dem vierten Semester bestanden haben. Ausnahmen können sicherlich vorkommen, besonders dann, wenn es um Entscheidungen geht, die jüngere Studenten betreffen.
Unten im Dorf habt Ihr diverse Einkaufsmöglichkeiten. Empfehlen kann ich das Eiscafé, das von unserem römischen Bruder Salvatore betrieben wird. Bei Edwina Deaoul finden die Damen unter uns Mode und Acessoires. Es ist übrigens das Lieblingsgeschäft meiner Gattin, wenn sie hier in La Valle weilt. Druidische Werkzeuge werden ihnen in den ersten vier Semestern gestellt, allerdings ist die Qualität nicht mehr die Beste, daher empfehle ich den Wohlhabenderen unter Euch, sich die Sicheln und Runensteine und was wir sonst noch benötigen bei Avel Bodeg zu kaufen. Ihr findet den Laden in der Gasse hinter der Kirche. Bücher, und nicht nur Bücher über Zauberei, sondern über so ziemlich alles, was das Herz begehrt, gibt es bei Balduin. Nicht erschrecken, wenn Ihr das erste Mal den Laden betretet.
Eine kleine Einschränkung muss ich Euch leider mitteilen. Da es in der übrigen Zaubererwelt derzeit ein schwerwiegendes Problem mit der dunklen Seite der Magie gibt, haben wir eine Ausgangssperre zwischen Zehn Uhr Abends und sechs Uhr Morgens verhängt. Auch wenn Ihr alle - bis auf eine Ausnahme - volljährig seid und wir dieses Tal mit einem besonderen Schutz versehen haben, der uns dunkle Magie rechtzeitig ankündigt, und schwächere Formen direkt abwehrt, ist die Gefahr durch eine Gruppe dunkler Magier aus Britannien so groß, dass wir diese Maßnahme zum Schutz unserer Universität ergreifen mussten. Es geht nicht darum, Euch einzuschränken. Dazu haben wir kein Recht und ich will es auch nicht. Es geht einzig darum, dass wir ein Verteidigungssystem aufgebaut haben, das nicht dadurch gefährdet werden darf, dass einer unserer Studenten in die Hände der Terroristen fällt und wir erpressbar werden. Ihr werdet verstehen, dass Zuwiderhandlungen zu schweren Strafen bis hin zur Exmatrikulation führen. Aus dem gleichen Grund haben wir das Tal zu einer Flugverbotszone erklärt."
Harry hatte der Eindruck, dass der Dekan ihn einen Moment lang direkt ansah. Instinktiv nickte er, als habe er das Flugverbot akzeptiert. Jedenfalls wunderte er sich nicht mehr darüber, dass Alisios ihm den Besen abgenommen hatte.
„Meine lieben Studentinnen und Studenten.", fuhr der Dekan fort. „Bevor ich Euch in die erste Vorlesung entlasse, wünsche ich Euch viel Erfolg im Studium. Sicher kenne ich den Hang des Studenten zum Müßiggang. Schließlich war ich selbst einmal jung und habe an dieser Universität, genau so wie Ihr in der Erstsemester-Begrüßung gesessen und habe hoch und heilig versprochen, fleißig und strebsam zu sein. Nach etwa einer Woche habe ich eingesehen, dass ich dieses Versprechen bereits mindestens einhundert mal gebrochen habe. Daher meine Bitte: Erinnert Euch ab und zu einmal daran, dass Ihr weder für die Universität, noch für Eure Eltern oder für sonst jemand lernt. Ihr lernt nur für Euch selbst. Versucht ein gesundes Mittelmaß zwischen Studentenleben und Studium zu finden. Es hat leider nicht jeder die Chance, im Dorf unten einen Buchladen zu eröffnen. In diesem Sinne: Auf eine gute Studienzeit."
Die Zuhörer klopften beifällig auf die Tische. Remus sah Harry ernst von der Seite an.
„Ich hatte gehofft, dass wir Dich ohne Aufsehen hierher bringen können.", sagte er leise.
„Warum?", fragte Harry. „Was ist los?"
„Erzähle ich Dir später. Sagen wir, beim Abendessen. Darf ich Dich einladen? Mein Kühlschrank ist voll."
Harry musste grinsen. Er nickte.
„Ist irgendetwas im Busch?", fragte er. In den letzten drei Jahren hatte er, bis auf einige kleine Geplänkel, Ruhe vor den Todessern gehabt. So viel Ruhe hatte er gehabt, dass er schon versucht gewesen war, sie zu vergessen. Durch die Andeutungen von Remus erinnerte sich ein Teil in ihm daran, was Voldemort und seine Spießgesellen ihm angetan hatten.
„Wir sollten heute Abend in Ruhe darüber reden.", antwortete Remus bestimmt und nickte unmerklich in Imeldas Richtung. Harry verstand.
Die folgende Vorlesung zeigte Harry nun ganz deutlich, worin der Unterschied zwischen einer Schule und einer Universität lag. Der Druide, der die Vorlesung „Allgemeine Magiekunde" hielt, war ein verschrobener Endfünfziger mit langem, weißem Bart und Haupthaar, der die Studenten ständig mit listig blickenden Augen beobachtete. Ohne Manuskript redete er eine geschlagene dreiviertel Stunde ohne Punkt und Komma. Er lispelte dabei, dass Harry immer wieder grinsen musste, was ihm einen strengen Blick des Druiden einbrachte. Dennoch war Harry gefangen von der Art des Vortrages, weil er das unbedingte Gefühl hatte, dieser Druide trüge mit Herz und Seele sein Wissen vor.
Wie sehr sollte Harry noch von anderen Druiden enttäuscht werden, die zwar Koryphäen ihres Fachs waren, neben der Ansammlung des Wissens über ihr Spezialgebiet jedoch jegliches andere Interesse fallengelassen und entsprechend einseitig und nicht zu selten auch langweilig vortrugen. Dieser Druide jedoch machte Appetit auf mehr. Der Unterschied zu Hogwarts bestand allerdings darin, dass es offensichtlich egal war, ob man zuhörte oder nicht. Der Druide achtete nicht darauf, wenn zwei Studenten miteinander flüsterten. Professor McGonagall, die Hauslehrerin der Gryffindors – so hieß das Haus, in dem Harry in Hogwarts untergebracht war – hätte mit Sicherheit etwas gesagt. Womöglich hätte es Punktabzug für die Schüler gegeben, was sich natürlich negativ auf das Schuljahresergebnis ausgewirkt hätte.
Als die Vorlesung beendet war, strömten die Studenten auf den Hof, der das ehrwürdige Gebäude umgab. Einige der Studenten kannten sich offensichtlich, denn sie bildeten sofort kleine Grüppchen und unterhielten sich. Andere Studenten aber standen etwas verloren herum und hielten Ausschau nach denen, die wie sie etwas hilflos wirkten. Harry betrachtete einige dieser Erstsemester. Es waren Gesichter, wie er sie kannte, und es waren doch Gesichter, die ihm fremd waren. Hier sammelten sich Studenten aus allen Teilen Europas, aus Spanien wie aus Norwegen und aus Irland und der Ukraine. Man sah Blonde lange Menschen und dunkelhaarige, Menschen mit Sommersprossen und auch einige, welche die breiten Wangenknochen der Schüler trugen, die Harry in Durmstrang kennen gelernt und die offensichtlich aus den slawischen Gebieten stammten.
Dann fiel sein Blick auf einen langen Kerl, hager und so hellblond, wie nur einer sein konnte. Allerdings trug er nicht mehr sein Haar schulterlang, wie ehedem in Hogwarts. Es war kurz und an einer Seite gescheitelt, was sein hageres Gesicht etwas angenehmer machte. Dieser blonde Junge hieß Draco Malfoy. Harry kannte ihn zu gut, denn war er anfänglich ein erbitterter zynischer Feind von Harry gewesen, hatten sich seit dem ereignisreichen fünften Schuljahr die Wogen geglättet und es war fast so etwas wie Freundschaft, zumindest persönliche Anteilnahme am Schicksal des Anderen entstanden. Draco Malfoy war der Erbe eines der großen Druidischen Zauberer und Mitbegründer von Hogwarts, Salazar Slytherin. Harry hatte geholfen, das heraus zu finden. Draco, zuerst mit diesem Erbe vollkommen überfordert und gar nicht einverstanden, hatte im Laufe der Jahre erfahren, wie wichtig seine Rolle im Kampf gegen die dunkle Seite der Magie geworden war. Und es hatte ihn aus einem Joch befreit, das Jahrelang über seinen Schultern und denen seiner Mutter gelegen war. Dracos Vater hatte im Auftrag des dunklen Lord Narcissa, Dracos Mutter geehelicht und Voldemort ermöglicht, ihr die außergewöhnlichen magischen Fähigkeiten der Slytherin-Linie zu nehmen. Eine dieser Fähigkeiten hatte Voldemort an Harry verloren, als er den Todesfluch gegen ihn geschleudert hatte und dieser von Harry abgeprallt und auf Voldemort zurück gefallen war. Seit diesem Tag konnte Harry mit Schlangen sprechen, was in der Magierwelt außerordentlich und mit dem Anruch des Bösen behaftet war. Diese Gabe hatte Harry in einer schmerzhaften Prozedur an Draco zurückgegeben und ihm damit sein rechtmäßiges Erbe zugeführt.
Draco hatte erkannt, wie wichtig es war, über seine Herkunft aufgeklärt zu sein. Er begann, seinem Vater zu widerstehen und seine Mutter aus dem magischen Bann zu ziehen, den Voldemort und Lucius Malfoy über sie gelegt hatten. Schließlich war beiden die Flucht aus dem Hause Malfoy gelungen. Sie hatten in Hogsmead Unterschlupf gefunden und standen unter dem Schutz von Dumbledore, dem Schulleiter von Hogwarts. Voldemort hatte damit die Schwächung erfahren, die ihn über all die Jahre hinderte, Hogwarts und damit auch Harry anzugreifen.
Draco stand in einer Gruppe von jungen Leuten, die sich offensichtlich erst kennen lernen mussten. Sie warten alle einen respektvollen Abstand zueinander und die Unterhaltung schien etwas steif. Dennoch hatte Harry den Eindruck, sie könnten durchaus zueinander passen. Es waren gut aussehende, sportliche Jungs, die immer wieder zu der Nachbargruppe hinüber scherzten, die rein aus jungen Frauen bestand. Just, als Harry ihn entdeckte, sah Draco in die Runde und gewahrte Harry. Sein Gesicht erhellte sich für einen flüchtigen Moment. Er sagte etwas zu den Umstehenden und löste sich aus der Gruppe.
„Potter!", sagte Draco, als er vor Harry stand. „Ich dachte es mir, das ich Dich nicht los werde."
„Das Schicksal scheint es nicht gut mit uns zu meinen, Malfoy.", antwortete Harry forsch. „Scheint so, als würden wir wieder einmal die gleiche Schulbank drücken."
Dabei grinste er ein Wenig.
„Ganz so schlimm wird es hoffentlich nicht werden.", brummte Draco. Harry bemerkte, dass Draco Imelda musterte. Imelda sah Draco neugierig an.
„Ein Freund von Dir?", fragte sie. Anscheinend wunderte sie sich nicht im Geringsten über den rauen Ton, der zwischen den beiden jungen Männern herrschte.
„Kennst Du den Namen Malfoy?", fragte Harry betont grimmig. Imelda dachte nach. Dann nickte sie mit einem Ausdruck der Unsicherheit in ihren Zügen.
„Voldemort...", murmelte sie.
Harry grinste hämisch.
„Das ist ein Malfoy.", sagte er nur mit einem gehässigen Seitenblick auf Draco. Der machte jedoch ein unbekümmertes Gesicht.
„Ist kein Wunder, dass er mich nicht ordentlich vorstellen mag.", sagte er freundlich zu Imelda. „Ich habe ihn jahrelang geärgert. Richtig geärgert, verstehst Du? Ich bin Draco Malfoy."
Er betonte den Vornamen Draco.
„Mein Nachname sagt nur etwas über meinen Vater aus, nicht über meine Gesinnung. Harry macht es einfach Spaß, mich mit meinem Vater auf eine Seite zu stellen, auch wenn er es besser weiß."
Er streckte Imelda seine Rechte hin, die sie nahm und – vielleicht einen Augenblick zu lange für Harrys Verständnis – drückte.
„Freut mich, Dich kennen zu lernen. Jetzt erinnere ich mich an Deine Geschichte. Sie hat sich damals unter den Druiden in ganz Britannien herumgesprochen. Der Erbe Slytherins, der seinem Vater nicht ins Verderben folgen wollte...Freut mich. Mein Name ist übrigens Imelda Montescue."
„Eins zu Null für Dich.", brummte Harry. Es passte ihm gar nicht, dass Draco Imelda auf diese Weise kennen gelernt hatte. Er wusste, dass Draco alles versuchen würde, sie ihm vor der Nase weg zu schnappen. Und er wusste auch, dass das ganze nächste Semester allein aus diesem Grund ausgesprochen anstrengend werden würde. Draco grinste ihn frech an, dann legte er ihm aber die Hand auf die Schulter und meinte versöhnlich:
„Ich hätte nie gedacht, dass ich mich über Deine Anwesenheit freuen würde. Aber die Typen, die ich bisher hier kennen gelernt habe sind ziemliche Langweiler, bis auf einen oder vielleicht zwei, die nicht ganz so schlimm sind. Eines muss ich Dir lassen, Freund. Mit Dir ist es mir nie langweilig geworden."
„So wie Ihr beide klingt, könntet Ihr Todfeinde sein.", bemerkte Imelda und ein leichter Unterton der Verärgerung schwang mit.
‚Sie lässt sich nicht gerne auf den Arm nehmen.', dachte Harry. Er beschloss, seinen Ton Draco gegenüber in Zukunft freundlicher ausfallen zu lassen.
„Es klingt manchmal so.", beeilte er sich zu sagen. „Wir waren es früher auch. Aber inzwischen haben wir uns vertragen. Wenn wir so miteinander reden, dann ist es höchstens etwas Nostalgie."
Jetzt fühlte er so etwas, wie Bewunderung in ihrem Blick, der allerdings zwischen ihm und Draco hin und her wanderte.
Der Rest des Tages verlief in Windeseile. Zu Harrys großer Erleichterung verabschiedete sich Draco noch vor der nächsten Vorlesung und tauchte den ganzen Tag nicht mehr auf. Imelda winkte ihm nach, was Harry sauer aufstieß, als er aber um die Ecke verschwunden war, schien sie nicht mehr über ihn nachzudenken.
Der Tag brachte noch viel Neues für Harry. Oft war er dankbar, ihn nicht allein erleben zu müssen, jemanden zu haben, mit dem er reden konnte. Unter den Erstsemestern war ein vorsichtiges Beschnuppern im Gange. Man fragte, woher der Andere käme, versuchte scherzhaft, ein paar Brocken von dessen Sprache hervorzukramen. Harry konnte inzwischen genug gälisch, um sich mit allen unterhalten zu können, aber er vermisste die Freiheit des Ausdrucks seiner Muttersprache. Den anderen ging es nicht anders. Schnell gruppierten sich daher die Studenten, die aus dem gleichen Land stammten.
Remus, Imelda und Harry blieben den ganzen Tag zusammen. Imelda machte die Beiden mit Margie und Gwenaela bekannt. Auch diese Beiden stammten von der Britischen Insel, aus Bangor in Gwynnedd. Allerdings sprachen sie ein schwer verständliches Walisisch, an das sich Harry erst gewöhnen musste. Noch vor wenigen Jahren hatte er kein Wort der alten Sprache verstanden. Inzwischen beherrschte er das Gälische und die wichtigsten Dialekte recht gut verstehen und sprechen und konnte einige Worte, die er nicht verstand daraus herleiten. Nach der letzten Vorlesung zogen sich alle mehr oder minder erschöpft in ihre Appartements zurück.
