Titel: Harry Potter und der Bund des Falken
Autor: Luka
Altersbeschränkung: 12
Disclaimer: Die vorliegende Geschichte ist eine FanFiction zu Harry Potter. Dies zu schreiben macht in erster Linie mir Spaß und liegt fern jedes kommerziellen Gedankens. Dies zu lesen soll allen Spaß machen, die eine neue Geschichte von Harry Potter haben wollen. Sie sollen das tun können ohne eine müde Mark auszugeben. Alle Charaktere gehören Joanne K. Rowling, bis auf die, die in der Geschichte von mir entwickelt wurden und die nicht von JKR stammen. ( So z.B. Henri Perpignan, Llyr, Gwenaela, Imelda Mortescue, die Brüder, Bruder Bertrand, Vater Edgar und Frère Antoine, auch die Druiden der Druidenuniversität und der Compte)
3. Schutz und KerkerAls es dämmerte, verließ Harry seine kleine Wohnung. Suchend ging er den Gang entlang. Als er Remus Tür gefunden hatte, blieb er stehen und klopfte. Nach wenigen Augenblicken hörte er Schritte und die Tür wurde geöffnet. Ein schwacher Duft nach Knoblauch und Kartoffeln zog in seine Nase.
„Hallo Harry.", sagte Remus mit einem breiten Grinsen. „Komm herein."
Er stieß die Tür auf und machte für Harry den Weg frei. Harry betrat das Appartement. Es glich dem seinen wie ein Ei dem anderen. Remus hatte auf dem Tischchen schon eine Kanne Tee bereit gestellt. Er machte eine einladende Bewegung in Richtung des Sessels.
„Setz Dich.", sagte er freundlich. „Na, wie war Dein Tag?"
Diese Frage war wohl eher rhetorisch gemeint, denn ohne eine Antwort abzuwarten sagte er:
„Sie gefällt Dir, nicht war?"
Harry sah aus dem Sessel verblüfft zu ihm herüber. Langsam nickte er.
„Gefällt sie Dir auch?", fragte er vorsichtig. Eigentlich wollte er die Antwort nicht hören. Zu sehr fürchtete er sich vor einem Ja. Remus lächelte. Dann schüttelte er den Kopf.
„Für ein so junges Frauenzimmer bin ich zu alt. Sieh mich an!"
Harry holte erleichtert Luft.
„Natürlich gefällt sie mir.", sagte Remus. „Welchem alten Mann gefällt nicht ein junges und vor Leben sprühendes Mädchen? Es macht Spaß ihr zuzusehen. Aber glaube mir, Frauen wie Helene sind mir lieber. Sie wissen was sie wollen."
„Du bist nicht alt.", entgegnete Harry. „Ich finde, Du warst schon einmal älter, damals, als Du noch Lehrer auf Hogwarts warst."
Remus lachte rau.
„Ja. Es ist lange her.", murmelte Remus während er zwischen den Flaschen in einem Wandschränkchen nach einem Whiskey suchte. Er fand schnell, wonach er suchte. Mit triumphierendem Blick hob er eine Flasche mit bernsteinfarbener Flüssigkeit hinter den anderen hervor. Sie klirrte leise, als sie an die anderen Flaschen stieß. Remus entkorkte sie mit einem quietschenden Plopp und roch daran.
„Oh, der ist gut. Möchtest Du auch einen? Es ist ein Laphroaig von 1978. Ich meine, Sirius mag ihn ganz besonders. Also kann er nicht schlecht sein. Mal sehen, wie viel Umdrehungen der hat."
„Ja.", antwortete Harry. „Probieren möchte ich schon. Aber Du weißt, ich vertrage nicht viel."
Er hörte ein leises Pfeifen.
„51. Den müssen wir mit Wasser verdünnen. Magst Du mal im Kühlschrank nachschauen, ob Du da Stilles Wasser findest? Ich hole die Gläser..."
Harry erhob sich und ging in die Küche. Im Kühlschrank fand er kleine Erdfarbene Dosen mit einer gnadenlos kitschig anmutendem schottischen Landschaft, die aufgedruckt war.
„Klares schottisches Quellwasser", stand darauf. „Mindestens haltbar bis 12'2010. Product of Scotland."
„Schau mal, Remus", rief Harry und hob die beiden Döschen hoch, die nicht einmal die Größe eines Whiskeyglases hatten. „Jetzt füllen sie schon Quellwasser in Dosen. Die kommen auf Ideen."
„Oh, das ist gerade richtig. Bring's her." Remus strahlte. Du wirst sehen. Mit dem Wasser schmeckt er erst wirklich gut. Henry hat es immer in Fässern holen lassen. Er hat es genau so gelagert, wie seine besten Flaschen."
Remus stellte die Gläser auf das Tischchen und goss in beide einen Finger breit Whiskey hinein. Dann öffnete er eine Dose und goss noch einmal einen halben Finger breit Wasser darauf. Im Glas bildeten sich Schlieren, als Alkohol und Wasser sich mischten. Remus hob beide Gläser auf und reichte Harry eines.
„Dass wir beide mal auf die gleiche Schule gehen... Das ist schon ein erhebendes Gefühl. Du erinnerst mich so sehr an Deinen Vater. Ich bin um dreißig Jahre jünger, wenn ich mit Dir zusammen bin. Auf die nächsten Jahre, Harry."
Er hob das Glas, stieß an das, welches Harry in der Hand hielt und führte es schnell zum Mund. Er wollte nicht, dass Harry die Rührung in seinem Gesicht sah.
„Und auf Henry, lass uns auf Henry anstoßen. Er hat uns immerhin hier her gebracht." Harry lächelte. Es war einer der wenigen Momente, in denen er die Welt umarmen konnte.
„Ich schau mal nach, was das Essen macht." Sagte Remus und verschwand in der Küche.
„Müssen wir hier selber kochen?", fragte Harry. Er schlenderte langsam hinter Remus her.
„Nein. Ich habe einen Zettel in den Kühlschrank gelegt, daraufgeschrieben, was ich haben will. Und heute Abend stand es drin. Ich muss es nur noch aufwärmen. Praktisch, nicht wahr?"
„Ja. Man ist dann nicht so gebunden, wie in Hogwarts. Das ist mir zum Schluss ziemlich auf die Nerven gegangen. Immer diese Hetze von Hogsmead herauf , nur um pünktlich zum Essen zu sein. Na ja, ich habe es oft genug ausfallen lassen."
„Das sieht man. Es braucht noch ein wenig. Es ist noch nicht ganz war, vor allen Dingen in der Mitte. Wollen wir uns noch ein Wenig ans Feuer setzen? Und reden?"
Harry nickte. Er lies sich wieder in den Sessel fallen. Das Feuer strahlte eine angenehme Wärme aus, die der Whiskey nun auch von innen unterstützte. Der Geruch von verbranntem Holz mischte sich mit dem Duft des Essens. Es war sehr gemütlich. Harry lehnte den Kopf an die hohe Lehne und sah Remus an.
„Du wolltest mir noch etwas erzählen, Remus. Heute Abend, in Ruhe. Hast Du die Ruhe?"
Remus nickte langsam. Er stellte sein Glas auf den Tisch, verschränkte die Hände über seinem Bauch und sah Harry einen Moment lang an.
„Ja. Ich denke, ich sollte es Dir in aller Offenheit erzählen.", sagte er heiser. Harry sah ihn erstaunt an.
„Offenheit?", fragte er nach. Remus nickte. Er machte eine kurze Pause, in der er zum Fenster hinüber sah. Dann fuhr er langsam fort.
„Du kennst Deinen Feind, Harry?" Er wartete die Antwort nicht ab. Es war eher eine rhetorische Frage. „Er hat sich in den letzten zwei Jahren ruhig verhalten. Fast so, dass man meinen könnte es wäre alles nur ein böser Traum gewesen. Du erinnerst Dich sicher noch an die ständige Bedrohung, die in Britannien und vor allen Dingen in der Winkelgasse geherrscht hat. Sie war, nachdem Voldemort einen letzten Angriff vorgenommen hatte, um Euch bei John abzufangen, so plötzlich vorbei, wie sie gekommen war.
Die Magier vergessen schnell, Harry. Darin sind sie den Muggeln leider sehr ähnlich. Ich muss zugeben, dass auch ich die Todesser in den Hintergrund gedrängt hatte. Gut, die Sache mit Draco ist passiert. Aber es hatte den Anschein, dass Voldemort Lucius zurückgepfiffen hatte, nachdem er zwei mal versucht hatte Draco zu töten."
Er nahm einen Schluck aus dem Glas, das er während seiner ganzen Rede zwischen den Händen hin und her gedreht hatte. Wieder sah er nachdenklich in das dunkle Violett des Fensters. Harry sah ihn aufmerksam an.
„Ich dachte immer, Draco wäre vor ihm weggelaufen und hätte sich in Hogwarts versteckt..."
„Ja, das lag nahe.", sagte Remus. „Nein. Er ist mit knapper Not entkommen. Sicher, böse Zungen behaupten, er hätte sich feige verkrochen. Das war es aber nicht. Er hat um sein Leben gekämpft. Nur sein Vater war natürlich viel erfahrener. Und bösartiger. Dumbledore hat Draco Asyl gegeben. Er war es auch, der Dracos Mutter Narcissa in die Schule geholt hat. Oder hast Du geglaubt, dass sie ernsthaft und freiwillig den Unterricht für Hexengeschichte geben wollte?"
„Mich hat Hexengeschichte nie interessiert. Hermine sagte, sie sei eine einzige Katastrophe, aber Du kennst Hermine. Sie hat einen hohen Anspruch."
Inzwischen duftete es verführerisch aus dem Backofen.
„Meinst Du nicht, das Essen ist fertig, Remus", fragte Harry. Remus wandte seinen Blick vom Fenster ab und sah Harry direkt an.
„Tut mir leid, Harry. Als Werwolf fühlt man keinen irdischen Hunger mehr. Mein Hunger ist anders und ich habe ihn nur in Vollmondnächten. Ich esse nur noch aus Vernunft. Wenn Du Hunger hast, dann fangen wir natürlich an."
Er erhob sich mit leisem Ächzen.
„Vielleicht ist es besser so.", murmelte er. Harry hatte es gehört. Remus schien um Jahre gealtert. Fast gebeugt schlurfte er in die Küche, suchte kurz nach einem Handtuch, holte dann die heiße Form aus dem Ofen, in dem eine magische Glut für Hitze sorgte und stellte sie auf ein Tablett, auf dem schon Teller, Besteck, Servietten und Gläser bereit standen. Er hob das Tablett, schlurfte zurück und stellte es auf das Tischchen. Seine Hände über den Tisch haltend, murmelte er ein paar Worte. Da begann der Tisch zu wachsen, die Platte und die Füße wurden länger, bis schließlich ein ordentlicher Esstisch zwischen ihm und Harry stand. Remus ordnete Teller und Besteck an, reichte Harry eine Serviette und setzte sich.
Zunächst aßen sie schweigend. Remus hatte eine Filetpfanne mit Gratin von Broccoli und Kartoffeln geordert. Es schmeckte vorzüglich, was allerdings in Harrys Welt nichts besonderes mehr darstellte. So kam es auch, dass er nur nebenbei registrierte, was er aß.
„Warum hat Voldemort Lucius Malfoy zurückgepfiffen? Und woher weißt Du das?"
Remus kaute langsam auf einem Filet-Happen, den er sich gerade in den Mund geschoben hatte. Er schluckte, nahm sein Glas und nippte daran. Es war ein ebenso vorzüglicher Cabernet Sauvignon, ein fruchtiger Rotwein, der sehr bekömmlich zu sein schien. Ein leichtes Gefühl von Dankbarkeit durchströmte Remus. Dankbarkeit, dass er über all die Qual seines Daseins als Werwolf nicht verlernt hatte, zu genießen.
„Draco erzählte es Henry. Er wusste, dass Du ihm noch nicht traust. Das tust Du heute noch nicht in jeder Hinsicht." Er lächelte. „Aber ich denke, Du wirst auch das noch lernen. Weißt Du, Draco ist eine sehr wichtige Person für die Druiden geworden, seit er das Erbe von Slytherin angetreten hat. Seine Kräfte – er hat sie sicher noch nicht voll ausgebildet – sie sind immens. Er ist auch eine sehr wichtige Person für Voldemort geworden, denn nun ist er nicht mehr der Erbe. Er ist es seit dem Anschlag auf Dich nicht mehr, aber immerhin konnte er diesen Anschein bis zu dem Tag wahren, an dem Du Draco das Erbe übergeben hast."
Harry erinnerte sich an die grauenhaft schmerzvolle Prozedur. Helene hatte sein und Dracos Wesen miteinander verbunden und die Fähigkeit, mit Schlangen zu sprechen an Draco übertragen. Und dabei war einiges mehr übertragen worden, nämlich die seelische Verbindung zu Salazar Slytherin. Sie und nur sie allein hatte Draco eine Macht zurückgegeben, die ihn für Voldemort unbedingt gefährlich, aber auch überaus reizvoll und begehrenswert machte.
„Aus diesem Grund ist Draco hier. Wir geben ihm die Sicherheit, die er in Hogwarts hatte."
„Aber wie will Voldemort wieder an Dracos Kräfte kommen?", fragte Harry .
„Vergiss nicht, Harry. Er hat es schon einmal geschafft. Er ist an Narcissas Kräfte gekommen. Sein Werkzeug war Luzius, der sie sich hörig gemacht hatte. Erst als Draco geboren war, zeigte er ihr sein wahres Gesicht. Denn jetzt war Draco der eigentliche Erbe. Aber den hatte er unter Kontrolle, konnte ihn von Anfang an beeinflussen. Beide haben nicht mit Dir gerechnet."
„Das ehrt mich.", grinste Harry. Sein Grinsen verschwand jedoch, als er in Remus ernstes Gesicht sah.
„Du und Draco seid diejenigen, auf die es Voldemort abgesehen hat.", fuhr Remus unbeirrt fort. „Er wartete geduldig, bis Hogwarts Euch in das Erwachsenenleben entlässt. Er wusste, dass er vorher kaum eine Chance haben würde, Euer habhaft zu werden. Nicht mit einem vertretbaren Risiko. Er hatte alles auf den Zeitpunkt gesetzt, an dem Ihr beide zwangsläufig aus dem Schutz von Hogwarts oder den Druiden herausfallen würde."
Jetzt grinste auch er schwach.
„Er kennt die Druiden nicht. Wie auch! Wärest Du nicht zufällig auf diesen Gartengnom aufmerksam geworden, hätten wir alle nicht von ihnen erfahren, geschweige denn ihre Macht kennen gelernt. Voldemort hat nur eine vage Vorstellung davon. Aber eines weiß er. Er kann sie sich zu nutze machen, wenn er als der Erbe von Slytherin gilt."
„Das wird er nie sein!", rief Harry aus. „Wie kann er? Jeder in Britannien weiß, dass er es nicht ist. Selbst wenn es ihm gelänge, die Kraft wiederzubekommen."
„Ich sagte schon. Wir Zauberer sind auch nur Menschen und neigen dazu, zu vergessen..."
Remus lehnte sich zurück. Er hatte nicht ganz die Hälfte dessen gegessen, was er sich auf den Teller gelegt hatte. Jetzt legte er das Besteck beiseite und schob den Teller von sich.
„Harry.", sagte er ernst. „Nicht nur Draco ist in großer Gefahr. Sondern auch Du. Voldemort hat es geschafft, sich dunkle Dämonen zu nutze zu machen. Niemand kann sich erklären, wie er das geschafft hat, zumal Dämonen erst mit dem Christentum in unser Land gekommen sind. Sie sind Kinder der Hölle, will man es glauben oder nicht. Er hat es geschafft, sie zu seinem Werkzeug zu machen."
„Was ist denn so besonderes an Dämonen?", fragte Harry etwas naiv.
Remus lächelte sarkastisch.
„Dämonen? Du kennst Grindelohs, Irrwichte und anderes Spielzeug. Du kennst Dementoren. Du magst meinen, Dementoren seien das schlimmste, was die Welt zu bieten habe. Dämonen sind hundert mal schlimmer, denn sie sind das Abbild des Bösen. Dementoren sind weder böse noch gut. Sie folgen nur ihrer Bestimmung. Das macht sie berechenbar und auch abwehrbar.
Dämonen? Nur ein tiefer Glaube an den Christengott kann sie in ihre Schranken weisen. Viele Christen sind an ihnen schon gescheitert, verfielen der Sünde und fuhren zur Hölle. Priester und Nonnen, Mönche und auch einfache Menschen können ihnen zum Opfer fallen, wenn sie nicht den reinen, festen Glauben in sich tragen. Dämonen sind grundböse, so böse, dass sie es schaffen, sich in Deine Seele einzunisten, ohne dass Du es merkst. Sie fressen Dich von innen, und das aus eigenem Antrieb. Sie zu beherrschen ist nur möglich, wenn man mit der Hölle einen Bund geschlossen hat. Das hat Voldemort geschafft."
„Ich verstehe nicht.", sagte Harry ruhig. „Was sollen mir Dämonen antun? Was an ihnen habe ich zu fürchten?"
„Du hast ihren eigenen Antrieb zu fürchten. Sie sind auf der einen Seite Sklaven ihres Herrn. Sie nehmen die Befehle an und führen sie bedingungslos aus. Aber sie lieben es, diese Befehle mit ihrer eigenen Grausamkeit zu schmücken. Was Voldemort nicht weiß, ist, dass am Ende nicht er ihr Herr ist, sondern sie seine Herren. Sie gehorchen nur einem, und das ist das Böse an sich. Wenn Voldemort ihnen befohlen hat, Dich zu suchen, so machen sie nicht halt, bis sie Dich gefunden haben, oder sie von einer höheren Macht gestoppt werden. Niemand kennt diese höhere Macht wirklich. Man nennt sie Christengott. Aber niemand weiß, ob er wirklich existiert..."
„Hat Voldemort nun die Dämonen auf uns gehetzt?"
„Das weiß ich nicht. Ich weiß nur – und das habe ich von Henry und Llyr erfahren – dass er sich mit ihnen eingelassen hat. Wir haben beschlossen, Dich und Draco sicherheitshalber aus Britannien weg zu bringen. Um Deinen Aufenthaltsort zu verschleiern haben wir Dich von Hermine und Ron getrennt. Sie wissen nicht, wo Du bist. Sie dürfen es nicht erfahren, denn sonst ist das ihr Ende und auch Deines.
Wir haben Dich nach La Valle gebracht, weil das der einzige Ort ist, von dem Voldemort nicht weiß. Niemand außer den Druiden, und da auch nur die, die dem engsten Ordenskreis angehören, kennen La Valle. Hier sammelt sich die Macht und das Wissen der Druiden. Es ist der einzige Ort, an dem wir – vielleicht – Deine Sicherheit gewähren können. Jedenfalls ist das der einzige Ort, an dem wir Dich vor ihren Sinnen verstecken können. Du darfst niemals diese Mauern verlassen, denn sonst werden sie Dich finden."
Remus Gesicht hatte eine graue Farbe angenommen. Er sah alt aus. Das Flackern des Feuers machte aus seinem Gesicht eine lebendige Fratze, die auf Harry unheimlich wirkte. Was sollte das alles? Dämonen! Welch ein Unsinn. All dieser Glaubensquatsch, der in den Kirchen gepredigt wurde! Harry glaubte nicht an diese Geschichten. Er hatte auch bei den Druiden Schwierigkeiten, ernst zu bleiben, wenn sie über die Götter sprachen. Sicher, die Orte, die sie gewöhnlich für ihre Rituale aussuchten hatten schon etwas besonderes, etwas ehrfurchteinflößendes. Aber lange nichts Heiliges!
Prüfend das er Remus an. Dieser bemerkte den Blick wohl, aber es schien, dass er dem nichts entgegen setzen konnte. Eine Weile sahen sie sich schweigend an. Was war nur mit Remus los? Harry kannte ihn nicht mehr. Er hatte immer Zuversicht verbreitet. Und jetzt? Er sah schwach aus, schwach, wie er ihn in den schlimmsten Tagen seines Werwolfdaseins gesehen hatte. Die letzte fünf Jahre hatten einen ganz normalen Erwachsenen aus ihm gemacht. Einen, dem ein gutes Essen wichtiger, ein Platz am warmen Ofen angenehmer, die Musik zu laut, der Trubel zu viel war. Wo war die Kraft hin, die ihn früher weiterleben ließ? Jetzt schien er nur noch müde.
„Aber, wenn ich hier in Sicherheit bin, dann ist doch alles gut. Das Leben geht weiter, wie in Hogwarts. Nur die Gegend hat sich geändert."
Harry versuchte, fröhlich zu wirken. Remus schüttelte langsam den Kopf.
„Diese Dämonen werden Dich vollkommen vernichten. Sie werden Deine Seele nicht töten. Sie werden sie zu ihrem Sklaven machen, und Dich zu ihrem Werkzeug. Du wirst den Dämonen dienen, zuerst bis an das Ende Deiner Tage, danach bis in alle Ewigkeit. Dein Leben wird Angst sein. Nicht Verzweiflung, wie in Askaban. Schiere, nackte Angst. Sie wird schleichend kommen, ohne dass Du es merkst. Du wirst böse, weil Du die Angst nicht spüren möchtest. Sie versprechen Dir, die Angst hört auf, wenn Du ihnen gehorchst. Sie werden unmögliches von Dir verlangen, Dinge, die Du nicht mit Deinem Gewissen vereinen kannst. Und Du wirst es tun."
„Aber sie kriegen mich nicht. Du sagtest doch, ich sei hier in Sicherheit."
Harry hob die Schultern und machte ein unschuldiges Gesicht.
„Ja. Das stimmt. Das ist zumindest die Hoffnung von Llyr und Henry gewesen. Aber weist Du auch, was das bedeutet? Du wirst diese Burg nicht verlassen können. Nicht ins Dorf hinunter. Nicht vor das Tor. Kein Quidditch. Nicht nach Hause. Solange, bis sie Dich nicht mehr suchen. Das kann Jahre dauern. Vielleicht Dein ganzes Leben."
Harry war blass geworden.
„Was bedeutet das?", fragte er langsam.
„Das bedeutet, dass Du hier wie ein Gefangener leben wirst. Du wirst auch nur zum Teil an dem studentischen Leben teilnehmen können, denn nur innerhalb dieser Burg können wir für Deine Sicherheit garantieren. Vielleicht."
Remus Gesicht war lebendig geworden. Da war es wieder, das Funkeln. Es beeindruckte Harry, denn es drückte die Gefahr aus, in der er schwebte.
„Und Draco? Er auch?"
„Ja."
„Dämonen!"
Harry stand auf. Unruhig ging er im Zimmer auf und ab.
„Dämonen!", rief er. „Remus, woher habt Ihr das mit den Dämonen? Wer erzählt so etwas?
„Ruhig, Harry, beruhige Dich.", sagte Remus leise. „Es ist wahr, was ich sage. Wir haben lange darüber diskutiert. Ich selbst konnte es nicht glauben, denn mir liegt Religion so fern wie einem Muggel das Zaubern."
„Aber...", stieß Harry hervor, „aber warum glaubst Du jetzt so einen Blödsinn?"
„Kannst Du Dich noch an die Zeit vor sieben Jahren erinnern? Du erzähltest mir, wie sehr es Dich erstaunt hat, dass sich der erste Brief von Hogwarts nicht abschütteln ließ. Du konntest es nicht glauben, als Hagrid dich auf dem fliegenden Motorrad von den Dursleys abholte. Du selbst sagtest, dass Du noch Monate gebraucht hast, um zu begreifen, dass Du wirklich ein Zauberer bist. Die unbekannte Welt ist groß. Viel größer, als unser begrenztes Gehirn zu verstehen in der Lage ist.
Llyr hat ein Experiment mit mir gemacht. Es war sehr gefährlich für uns alle. Er kannte eine alte Formel, die Dämonen ruft."
Remus verstummte. Harry sah, wie er in sich zusammengesunken war. Sein Blick war stumpf geworden. Nach einer Weile sprach er mühsam weiter.
„Harry. Du hast erlebt, wie die Dementoren Dir jede Freude nehmen können. Du hast das Grauen gespürt, das von ihnen aus geht. ...Dämonen sind nicht so...Du liebst sie. Du gibst ihnen alles, was sie von Dir wollen. Sie sind die perfekte Illusion, wie eine Droge. Sie machen Dich glauben, Du seiest glücklich und zufrieden. Sie gaukeln Dir eine wunderschöne Welt vor. Und hast Du angebissen, fällst Du. Du stirbst bei lebendigem Leibe und du kannst doch nicht sterben. Du erlebst eine Angst, wie sie nicht einmal ein Dementor in Dir erzeugen kann. Es gibt keinen Ausdruck dafür. Es ist wie ein unendlicher Schmerz, nein, es ist..."
Er brach keuchend ab.
„Hoffe, dass Du niemals einem begegnest."
„Ich glaube nicht an Dämonen, Remus!", stieß Harry trotzig hervor. „Ich verstehe nicht, dass Du mir so einen Unsinn weismachen willst. Was ist mit Dir los, Remus? Was soll der Unsinn?"
Remus sah ihn flehend an.
„Harry, es ist kein Unsinn! Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen, mit meiner eigenen Seele gespürt. Es gibt sie und Voldemort hat einen Weg gefunden, sie sich mit schwarzer Magie zu nutze zu machen."
„Woher wollt ihr das wissen?", fragte Harry mit einem Unterton von Hohn in der Stimme. „Hat er es Euch gesagt?"
Remus schüttelte langsam den Kopf.
„Ich weiß es nicht, Harry. Llyr weiß es."
„Du wirst alt, Remus."
Harry war aufgesprungen.
„Wenn der Grund für das Essen, zu dem Du mich eingeladen hast, der war, mir Angst zu machen, dann ist es Dir nicht gelungen. Ich habe Dich bisher für einen vernünftig denkenden Menschen gehalten. Aber diese Geschichte wäre nur lustig, wenn Du nicht so ein Jammerbild abgeben würdest. Tut mir leid, Remus, damit kannst Du mich nicht mehr beeindrucken."
Harry ging zur Tür. Die Klinke in der Hand drehte er sich noch einmal um. Er sah auf Remus hinunter, der im Sessel saß und Harry mit unglücklicher Miene ansah.
„Ich wusste, dass es schwer werden würde.", sagte Remus leise. „Ich hoffe. Du kommst zur Vernunft, bevor es zu spät ist."
Harry hatte vorgehabt, ein versöhnliches Wort zu sagen. Jetzt jedoch riss er die Tür auf und lief hinaus. Mit Wucht warf er die Tür ins Schloss. Schnellen Schrittes ging er den Flur entlang, berührte die Tür zu seinem Appartement und mit dem Finger. Die Tür schwang auf und er ging hinein.
Am nächsten Morgen fühlte er sich wie gerädert. Während der halben Nacht hatte er sich in seinem Bett herumgewälzt. Er hatte mit einer Mischung aus Zorn und Sorge an Remus gedacht. Litt er schon an Altersdemenz? Was war mit ihm passiert?
Er erinnerte sich an einen Tag vor sechs Wochen, an dem Remus morgens mit Henry fortgefahren war und erst am Abend wiederkam. Harry hatte sich geärgert, denn außer dem alten Diener Arthur und Rattle war niemand im Hause und Harry litt an Langeweile. Ron und Hermine waren nach der Abschlussprüfung nach Hause gefahren. Ron machte einen Urlaub mit seinen Eltern und Ginny, Hermine arbeitete in der Praxis ihrer Eltern, um die Sprechstundenhilfe zu vertreten, die ihren Sommerurlaub genommen hatte. Harry machte es nicht viel, wenn Ron und Hermine nach Hause fuhren. Früher war er gerne im Fuchsbau zu Gast, aber seit die Zwillinge, die beiden älteren Brüder von Ron ausgezogen waren, zog er es vor, mit Ron ein paar Wochen auf Perpignans Place zu verbringen. Sie genossen die Freiheit und zogen durch die Wälder des Anwesens.
Remus hatte sich seit diesem Tag verändert. Er rief Harry über Gebühr zur Raison, mäkelte an ihm herum und drängte ihn, Dinge zu lernen, die er nicht wollte. Vor allem die von Harry immer schon etwas verächtlich gesehene Druiden-Mythologie wurde plötzlich Lernstoff und rief immer wieder seinen Unmut hervor. Manchmal reichte es Harry und es kam zum Streit mit Remus, woraufhin immer eine Versöhnung folgte. Aber er kam Harry verändert, nachteilig verändert vor.
Der gestrige Abend aber war schlimmer, als er ihn je mit Remus erlebt hatte. Nie zuvor hatte er den Eindruck gehabt, seinen Freund Remus gar nicht mehr zu verstehen. Diese absurde Geschichte von den Dämonen, man liebe sie... Dämonen waren in Harrys Vorstellung, auch wenn sie für ihn nicht real existierten, dunkel, nebelhaft, wie Geister. Harry konnte sich nicht vorstellen, dass man Geister liebte, ihnen die Seele verschrieb. Jetzt war Remus vollends verrückt geworden. Er war auf einem Religionstrip, versuchte Harry Angst zu machen. Voldemort soll sich die Dämonen dienstbar gemacht haben. Das klang unlogisch, wenn man bedachte, dass man Dämonen beherrscht würde. Wie sollte Voldemort so etwas fertig gebracht haben? Harry kannte den Grund, warum sich der dunkle Lord nur noch sporadisch in der Öffentlichkeit zeigte. Dieser Grund hieß Draco Malfoy, der ihm den Titel „Erbe von Slytherin" abgenommen und ihn als Lügner entlarvt hatte.
Harry schlich mit schlurfenden Schritten in seine kleine Küche. Neben dem Kühlschrank war ein weiterer Schrank mit zwei Türen. Es war der Vorratsschrank für trockene Lebensmittel, in dem Brot, Cornflakes, Flaschen mit Getränken, Reis und Klöße im Kochbeutel aufbewahrt wurden. Er nahm sich die Dose mit Kaffeepulver heraus. Aus dem Unterschrank nahm er einen Henkeltopf, füllte ihn mit Wasser und rührte einmal mit dem Zauberstab darin herum. Er musste lächeln, als er das abgeschabte stück Holz in seiner Hand betrachtete. Was hatte es in den letzten Jahren unter seiner Unachtsamkeit gelitten.
Das Wasser im Topf bildete einen Strudel und begann zu Dampfen. Nach wenigen Augenblicken hörte der Strudel auf und dicke Blasen sprudelten hervor. Harry suchte im Geschirrfach nach der Kaffeekanne, fand sie, setzte den Filter auf und füllte Pulver hinein. Dann nahm er den Topf und goss das brühendheiße Wasser hinein. Sofort bereitete sich der Duft von frisch gekochtem Kaffee aus.
Harry frühstückte in Ruhe. Er hatte sich wieder beruhigt.
‚Ich muss mit Remus reden.', dachte er, während er in den Honigtoast biss. ‚Ich habe mich total blöde benommen. Aber Remus ist auch ziemlich komisch geworden. Vielleicht macht er sich wirklich Sorgen um mich, aber ich verstehe nicht, was dieser religiöse Unsinn soll."
Die Sonne kletterte über den Bergrücken im Osten und füllte das Tal mit warmem, gleißendem Licht. Die abgeernteten Felder auf dem Talboden begannen in warmem Braun zu leuchten. Auf den Wiesen hatten über Nach Tausende von Spinnen ihre Netze gewoben, die den morgendlichen Tau aufgefangen hatten und nun wie Silber glänzten.
‚Ich soll hier nicht heraus können?', fragte er sich. ‚Warum? Ist das nicht maßlos übertrieben? Was soll denn da draußen sein? Ich werde gleich einmal versuchen, ob ich das Tor auf bekomme.'
Als er das Frühstück beendet hatte, räumte er flüchtig den Teller und die Tasse in die Spüle und schob den Brotkorb und das Honigglas in den Vorratsschrank. Dann war er sich die graue Kutte über die Schultern, band sie mit dem Strick vor seinem Bauch zu und verließ sein Appartement. Zielstrebig lief er durch die gesamte Burg, bis er an den Gang kam, der zu der Hängebrücke über den Felsspalt führte. Er lief hinein, kam nach wenigen, schnellen Schritten auf die Brücke und überquerte den Spalt, ohne das Gefühl gehabt zu haben, er würde beobachtet. Dann verschwand der in dem Gang, der zum Tor der Burg führte. Die Schritte hallten laut, es hörte sich wie ein Echo an, so dass er erschrak. Er blieb stehen und lauschte in die Dunkelheit. Niemand schien in seiner Nähe zu sein. Er trat ans Tor, hob seinen Finger und berührte es.
Fast hatte er es erwartet. Dennoch war er zutiefst enttäuscht, als er feststellte, dass sich das Tor nicht um einen Millimeter bewegte. Er tastete nach einem Riegel, einer Klinke oder etwas anderem, womit man es öffnen konnte, aber er fühlte nur glattes Holz.
„Du suchst vergebens.", hörte er plötzlich leise eine Stimme hinter sich sagen.
Erschrocken fuhr er herum. In dem Augenblick flammte eine Kerze auf und erleuchtete das Gesicht von Alisios. Der Alte sah ihn ernst an.
„Du wirst nicht hinaus kommen. Es sei denn, es lässt Dich jemand hinaus, was aber nicht geschehen wird. Jeder hier weiß, dass er sich furchtbaren Ärger einhandelt, wenn er Dich aus der Burg lässt, mein Junge. Anordnung vom Dekan."
„Was heißt das?", fragte Harry ungläubig.
„Das heißt, dass es Dir verboten ist, die Burg zu verlassen. Der Grund ist mir egal, ich hatte nur die Anweisung, Dir die Kraft zu entziehen, dieses Tor zu öffnen. Hast Du irgend etwas angestellt?"
Harry schüttelte den Kopf.
„Das glaube ich nicht...", murmelte er. „Sind denn alle verrückt geworden? Was heißt das, alle wissen, dass ich nicht hinaus darf. Auch alle Studenten?"
„Natürlich. Ich habe es allen gesagt. Jeder hier weiß es."
„Aber warum hast Du es mir nicht gesagt?", fragte Harry. Er fühlte Zorn in sich aufsteigen.
„Ich wurde von Deinem Freund Remus darum gebeten, es ihm zu überlassen. Er meinte, er könne es Dir schonender beibringen. Offensichtlich hat er es noch nicht getan."
„Doch, er hat es.", murmelte Harry grimmig. „Ich habe es nur nicht geglaubt. Verdammt!"
„Komm, Junge, beruhige Dich.", meinte Alisios begütigend. „Hier auf der Burg ist es auch schön. Und wenn Du etwas aus La Valle brauchst, wirst Du jeden fragen können, ob er es Dir mitbringt."
„Ihr seid alle verrückt geworden!", rief Harry erbost. Er schob Alisios grob beiseite und lief den Gang zurück. Schneller als er gekommen war, eilte er in das „Dorf" genannte Studentenquartier zurück, lief durch den Flur zu seiner Wohnung und warf die Türe hinter sich mit lautem Knall zu.
Während der nächsten Stunde saß er dumpf brütend in seinem Sessel, den er an das Fenster geschoben hatte und starrte mit leerem Blick auf das Tal hinunter. Ganz langsam begann er zu begreifen, was seine Gefangenschaft bedeutete. Er erinnerte sich zurück an die ersten zwei Schuljahre in Hogwarts. Damals durfte er aufgrund seines Altern nicht in das Dorf Hogsmead. Im dritten Jahr war ihm die Erlaubnis verweigert worden, weil Sirius aus dem Zauberergefängnis ausgebrochen war und es allgemein hieß, er hätte es nur getan, um Harry zu ermorden. Er hatte sich als Außenseiter gefühlt. Ron und Hermine hatten ihn mit Leckereien aus dem Honigtopf versorgt, aber es war einfach nur schrecklich für ihn gewesen, nicht an der allgemeinen Freude seiner Mitschüler teilnehmen zu können. Blühte ihm nun das Gleiche hier?
Harry verfluchte sein Schicksal. Eine Welle von Wut und Hass auf den Mörder seiner Eltern wallte in ihm auf. Er wollte, Voldemort wäre hier und würde sich offen einem Kampf stellen. Mit dem, was er inzwischen bei den Druiden gelernt hatte, sah er sich durchaus in die Lage versetzt, dem dunklen Lord ernsthaften Schaden zuzufügen.
Gleichzeitig befielen ihn schwere Zweifel. Die Druiden hingen einer wirklich sehr alten Zeit nach. Vieles, was er über sie erfahren hatte, erweckte eigenartigen Unwillen bei ihm. Besonders stark fühlte er eine Abneigung gegen jeden religiösen Ansatz, der an ihn heran getragen wurde. Weder die alten keltischen Götter, noch der Christengott war für ihn in irgend einer Form existent. Wurde darüber gesprochen, verschloss er sich. Keiner dieser Götter hatte einen Finger für ihn gerührt, als das Schicksal so übel mit ihm umgesprungen war. Keiner dieser Götter trat in Erscheinung, wenn er sich in Gefahr befand, und das, obwohl ihm ganz offensichtlich in der Welt, in der er lebte eine besondere Rolle zugeschrieben war.
Mit der Zeit legte sich sein Zorn ein wenig. Er begann, klarer zu denken. Gut. Man hatte ihm den Schlüssel zum Haupttor verweigert. Die Gründe sollten jetzt erst einmal keine Rolle spielen. Auch damals, als er nicht nach Hogsmead durfte, war es ihm gelungen, dort hin zu kommen.
Harry stand auf. Er ging in sein Schlafzimmer, öffnete den Schrank und holte seinen alten Koffer heraus. Er warf ihn mit Schwung auf das Bett, denn er war schwer von den Büchern, die er von Henry geliehen mitgenommen hatte. Die Schlösser sprangen mit einem Klacken auf. Harry hob den Deckel und griff nach einem silbrig schimmernden, hauchdünnen Stoff, den er herausholte und auf dem Bett ausbreitete. Es war der Tarnumhang seines Vaters, der ihm durch Dumbledore, wie er vermutete, zugespielt worden war. Das sollte der Weg sein, der ihn aus dem Schloss und nach La Valle hinunter führen sollte.
