Titel: Harry Potter und der Bund des Falken

Autor: Luka

Altersbeschränkung: 12

Disclaimer: Die vorliegende Geschichte ist eine FanFiction zu Harry Potter. Dies zu schreiben macht in erster Linie mir Spaß und liegt fern jedes kommerziellen Gedankens. Dies zu lesen soll allen Spaß machen, die eine neue Geschichte von Harry Potter haben wollen. Sie sollen das tun können ohne eine müde Mark auszugeben. Alle Charaktere gehören Joanne K. Rowling, bis auf die, die in der Geschichte von mir entwickelt wurden und die nicht von JKR stammen. ( So z.B. Henri Perpignan, Llyr, Gwenaela, Imelda Mortescue, die Brüder, Bruder Bertrand, Vater Edgar und Frère Antoine, auch die Druiden der Druidenuniversität und der Compte)

5. Fluchtgedanken

Während der ganzen restlichen Woche fühlte sich Harry zutiefst niedergeschlagen. Er besuchte die Vorlesungen und Seminare, zog sich dann aber zurück und grübelte. Manchmal zog es ihn hinaus und er verließ sein Zimmer, auch mitten in der Nacht, wenn er wieder einmal wach lag. Dann spazierte er durch die Höfe und Gänge der Burg. Inzwischen hatte er einen guten Überblick über die Lager der Gebäude und Plätze und staunte, wie groß und weitläufig die Anlage war.

Die Burg war in fünf Abteilungen aufgeteilt. Der Vorbau war durch den tiefen Graben vom Rest der Burg abgeteilt. Man konnte ihn nur über die Zugbrücke erreichen. Dann folgte ein Bereich, der anscheinend auch heute noch eher militärischen Zwecken diente, auch wenn keine schussbereiten Kanonen mehr zu finden waren. Die Mitte der Burg bildete der eigentliche Universitätsbereich mit Verwaltungsgebäuden und Hörsälen. Dieser Bereich nahm mehr als die Hälfte der ganzen Fläche ein und setzte sich viele Stockwerke nach unten in den Felsen fort. Das Studentendorf, in dem die Appartements zu finden waren, und das den nächstgrößten Teil der Burg in Anspruch nahm, wurde durch den Betriebshof mit Mensa, Hausmeisterei und Werkstätten vom Universitätshof getrennt.

Die Höfe wurden von mehr oder weniger prächtigen und hohen Steinbauten, mal funktional, mal gotisch oder romanisch verziert eingerahmt. Zum Schutz vor Regen gab es auf auf mindestens einer Seite des Hofes Arkaden, die bei schlechtem Wetter gedrängt voll mit Studenten waren, die vor dem Regen Schutz suchten. Nachts erhellten Fackeln die Häuser und Gassen und in den Höfen selbst standen in den vier Ecken Figuren, die große Schalen auf dem Haupt oder in den Händen hielten, in denen helle Öl-Feuer loderten.

Besonders interessant kam Harry der vorderste Teil vor, der das Tor beherbergte. Er schien nicht zugänglich und verfallen, denn auf den Mauerkronen nistete sich das Unkraut ein. Ein langer Stollen durchquerte die gesamte Vorburg und mündete direkt in die Brücke, die über den Graben führte.

Zufällig lehnte Harry sich an eine Tür in einer versteckten Nische des Hauptstollens. Sie gab mit einem lauten Knarren nach und schwang auf. Sie gab eine schmale Wendeltreppe frei. Neugierig stieg Harry die Treppe hinauf und befand sich mit einem Mal in einem von Ruinen umgebenen Hof. Das einzige, was hier noch intakt schien, war die massive und hohe Mauer, die wie bei einem Schiff zum Burgtor hin spitz zulief und im Torturm mündete. Eine Tür hing schief in den Angeln. Harry watete durch das hohe Gras, das den gesamten Hof bedeckte, und steuerte auf die Tür zu. Disteln stachen durch die Hosenbeine seiner Jeans. Hier war ohne Zweifel seit Jahren niemand mehr gewesen.

Links von ihm starrten glaslose, leere Fensterhöhlen auf ihn herab. Durch die oberen Mauerlöcher sah man den bewölkten Himmel. An der rechten Flanke schmiegte sich ein mit einer eisernen Türe verschlossener Schuppen an die Mauer. Knapp unterhalb der Mauerkrone verlief ringsum ein hölzerner Wehrgang, der allerdings nicht mehr sehr vertrauenerweckend aussah. Einige Bodenbretter hatten sich gelöst und hingen an einem letzten Nagel herunter.

Harry erreichte die Pforte zum Turm. Auch hier führte eine Wendeltreppe aufwärts. Sie mündete in einem nahezu dreieckigen Raum, in den das Licht durch schmale fensterlose Öffnungen in der Wand herein fiel. Diese Öffnungen waren Teil von größeren Nischen in der Wand, die gemauerte und abgewetzte Sitzbänke links und rechts besaßen. Harry setzte sich auf eine solche Bank und sah durch das Loch nach draußen. Unter ihm gähnte ein Abgrund. Die Felswand fiel nahezu senkrecht ab, nur hier und da war ein schmaler Vorsprung zu sehen, auf dem sich mühselig kleine Sträucher am Leben hielten. Unten rauschte das wilde Wasser des Baches an der Felskante entlang, der sich dann weiter hinten durch das Dorf schlängelte.

Von dem Raum aus führte eine steile Holztreppe zu einer weiteren Etage, die durch mächtige, eichene Holzbalken getragen wurde. Harry versuchte die unterste Stufe und stellte fest, dass sie erstaunlich stabil war. Vorsichtig setzte er einen Fuß nach dem Anderen auf die Stufen und stieg hinauf in den Raum. Er war erstaunt, dass er ein durchaus gemütlich eingerichtetes Zimmer vorfand, in dem ein Bett, ein Tisch, ein Lehnsessel und ein Regal mit ledergebundenen Büchern stand. An den Wänden hingen Bilder, magische Bilder, deren Einwohner jedoch nicht anwesend waren. Die Wandöffnungen, ebenfalls sehr schmal, waren mit intakten Fenstern verschlossen. Die Möbel waren aber mit einer dicken Staubschicht bedeckt und Spinnweben hingen in den Ecken und Winkeln. Alles sah so aus, als wäre schon seit ewigen Zeiten niemand mehr hier gewesen.

Harry ging zum Bücherregal hinüber. Die Folianten schienen schon sehr alt zu sein. Es waren durchwegs dicke, handgeschriebene Bücher, kostbar in Leder gebunden, und mit Goldbuchstaben in sehr alter Schrift bedruckt. Harry griff nach einem Buch und zog es heraus. Es lag schwer in seiner Hand. Er pustete den Staub herunter und versuchte zu lesen.

„Hm, das ist Latein...", murmelte er. Ein wenig Latein hatte er bei Henry gelernt, denn einige der alten Schriften aus der Perpignanschen Sammlung waren in Lateinischer Sprache verfasst.

„Heilpflanzen im Land der Göttin Ardhuinna", übersetzte er.

Er schlug es auf und betrachtete die außergewöhnlich schönen Zeichnungen einer Pflanze, die von der Wurzel bis zur Blüte das ganze Pergament bedeckte. Mit inzwischen schon etwas verblichener Tinte oder Tusche war gestochen scharf neben der Pflanze aufgeschrieben worden, wie sie hieß, wo man sie fand und welche heilsamen Teile sie für welche Krankheit besaß.

Harry legte das Buch zurück und sah sich um. Die Treppe endete hier. An der hinteren Wand fand er zwei schmale Türen, jeweils an der Außenseite des dreieckigen Raumes. Er vermutete, dass sie auf den Wehrgang hinaus führten. Er öffnete eine der Türen und stellte fest, dass er recht gehabt hatte. Vorsichtig trat er hinaus. Auch hier war der Boden mit schweren und überraschend stabilen Eichenbohlen bedeckt, die nicht im Mindesten morsch, sondern durch das Wetter und die Sonne hart wie Stein geworden waren. Nur die Nägel hatten der Zeit nicht widerstanden. An ihrer Stelle fand Harry oft nur ein Häufchen roten Staubes oder gar nur ein blauschwarzes Loch in den Planken.

„Das müsste mal repariert werden", sagte eine etwas hohl klingende Stimme hinter ihm. Harry fuhr herum.

In der Tür schwebte ein kleiner dicker Mann, durchsichtig wie die Geister, die Harry von Hogwarts her kannte.

„Meine Güte, haben Sie mich erschreckt!", keuchte er.

„Oh, verzeiht. Ich vergaß, dass ich ..."

„Dass Sie ein Geist sind? Nein!", lachte Harry. Erleichtert stellte er fest, dass es sich hier um einen freundlichen Vertreter dieser Lebensform handelte. „Geister erschrecken mich nicht. Ich komme aus Hogwarts, und dort gibt es vier davon."

„Wirklich? Es gibt dort Geister?"

Der kleine, dicke Mann schwebte ganz nah an Harry heran und sah ihm mit wasserklaren Augen ins Gesicht.

„Ihr müsst mir davon erzählen! Wisst Ihr, junger Mann, ich habe nun schon seit bestimmt sechshundert Jahren mit keiner Menschenseele mehr gesprochen – nun gut, ein paar schon, aber diese haben nur geschrieen und sind weggelaufen. Es ist nicht einfach, so lange Jahre allein zu leben. Hehe, oder wie man es sonst nennt... Manchmal hatte ich das Gefühl etwas seltsam geworden zu sein."

„Wie ist das denn...passiert, dass Sie zum Geist geworden sind?", fragte Harry höflich. Er hatte zwar seine Erfahrungen mit dem fast Kopflosen Nick, dem Hausgeist von Gryffindor, wie das Haus hieß, dem Harry während der Schulzeit angehörte, aber so recht wusste er nicht, wie man mit fremden Geistern umging.

„Gift, mein Lieber. Mein Bruder, stellt Euch vor, mein eigener kleiner Bruder hat mich vergiftet, um dieses schöne Land in Besitz zu bekommen.. Und was macht dieser Tölpel? Er verkauft es an diese seltsamen Leute, die den ganzen Tag in ihren weißen Gewändern durch meine Burg wandern und eigenartige Dinge tun."

Dann schlug er sich an die Stirn.

„Wie unhöflich von mir! Kommt herein und setzt Euch. Darf ich mich vorstellen: Edouard de Rocheblanc, Comte de la Valle, älterer Bruder des Wendelin de Rocheblanc, der eines Tages von seiner Reise zu den Angelsachsen zurückkam und nichts besseres zu tun hatte, als mir einen bitteren Trank zu schenken."

Pathetisch hob er seinen Kopf und sah Harry mit einer Mischung aus Stolz und Kränkung an.

„Das tut mir leid.", sagte Harry und nach einer kurzen Pause stelle er sich vor:

„Ich bin Harry Potter. Ich mag es kaum sagen, aber ich ...ich gehöre auch zu den Gewandträgern. Wenn Sie nun nichts mehr mit mir zu tun haben wollen würde ich es verstehen..."

„Ach, das ist alles nicht mehr so schlimm, junger Freund. Wisst Ihr, die letzten Jahrhunderte waren ziemlich langweilig, bis zu dem Tag, an dem hier plötzlich eine nicht zu unterschätzende Reihe von Jungfern auftauchte, deren Anblick mich mit all der Trübsal ein wenig versöhnte."

Innerlich musste Harry grinsen. Er wusste, dass druidische Hexen lange Zeit von der öffentlichen Weiterbildung ausgeschlossen waren. Erst zu Beginn des 20.Jahrhunders wurden sie mit den gleichen Rechten versehen, die auch Druiden hatten.

Dann fiel ihm auf, dass sie sich die ganze Zeit in Englisch unterhalten hatten.

„Woher wissen Sie, dass ich Englisch spreche?", fragte er.

„Ihr habt eines der Bücher angesehen. Ich steckte gerade hinter dem Regal, wisst Ihr...Wenn man so körperlos ist, dann erweckt die Enge wenigstens ein bisschen das Gefühl von Dasein. Ich hörte, wie Ihr in der Sprache der Angelsachsen gesprochen habt. Sie kommt hier oft vor, anscheinend kommen viele der Gewandeten von drüben. Ich dachte mir, dass es wohl die richtige Art sei, Euch anzusprechen. Wenn es Euch lieber ist, dann können wir natürlich direkt in der Sprache des Hofes miteinander Konversation treiben..."

„Oh nein, danke für Ihr Angebot. Aber ich spreche nicht gut französisch."

Harry folgte dem Geist in die Kammer. Dieser wies mit dem Arm auf den Lehnsessel.

„Nehmt Platz.", sagte der Comte.

Harry setzte sich in den angebotenen Sessel. Der Geist ließ sich schwebend ihm gegenüber in der Luft nieder.

„Erlaubt, dass ich es mir auf meine Art bequem mache. Ich spüre einen solchen Sessel gar nicht mehr und muss mich schrecklich konzentrieren, nicht einfach hindurch zu fallen."

Harry sah ihm zu, wie er sich zurecht rückte.

„Sagen Sie, heißt doch Graf, nicht wahr? Darf ich Sie Graf nennen?"

„Aber sicher, mein Lieber. Ich bin einfach zutiefst entzückt, eine Unterhaltung führen zu können. Da dürft Ihr mich fast nennen wie ihr wollt. Stellen Sie sich vor, die ersten Worte, die ich sein mehr als fünfhundert Jahren spreche..."

„Gibt es hier keine anderen Geister?", fragte Harry.

Edouard de Rocheblanc machte ein trauriges Gesicht.

„Es ist schrecklich. Ich geistere seit so vielen Jahren durch diese Mauern, immer allein, dass ich es mir gar nicht mehr vorstellen konnte, mit jemandem zu reden. Es gibt keine Geister hier, außer mir. Und, als ich feststellte, dass von den Menschen niemand mit mir zu tun haben wollte, zog ich mich in diese Kammer zurück."

„Wollen Sie mir davon erzählen?", fragte Harry neugierig. „Ich finde es spannend zu hören, wie die Druiden die Universität gegründet haben."

Das Gesicht des Comte wurde nachdenklich.

„Ja..., die Universität..., sie lehren diesen Blödsinn, den sie Magie nennen. Was macht Ihr damit?"

„Zaubern...", meinte Harry, erstaunt darüber, dass es jemanden gab, der Geist war und nichts mit Magie anfangen konnte.

„Nein, mein Lieber. Ich bin überzeugt, dass Ihr es benutzt, um Macht über andere zu bekommen. Ihr nennt es zaubern. Ihr tut Dinge, die normale Menschen nicht können. Ihr beschwört Mächte, die Euch Macht über andere geben. Mein Bruder hat es mir gezeigt. Er hat nur nicht gewusst, dass man über einen Geist keine Macht ausüben kann. Wie oft versuchte er, mich aus dieser Kammer zu drängen, die er sich als Heimat ausgesucht hatte und die mir Gelegenheit gab, Ihn für das zu quälen, was er mir angetan hatte. Wisst Ihr schon von dieser Macht?"

Harry schüttelte den Kopf.

„Sie scheinen keine gute Meinung über Druiden zu haben.", sagte er vorsichtig.

„Druiden!", rief der Comte und lachte hohl. „Ihr träumt von alten Zeiten! Ihr glaubt, dass ihr eine Welt wiedererschaffen könnt, wie sie vor zweitausend Jahren existiert hat. Aber die Welt hat sich geändert. Die Menschen auch. Sie glauben nicht mehr an Euch!"

„Wir wollen gar keine Macht.", antwortete Harry fest. „Wir können auch nichts dafür, dass wir eine magische Begabung haben. Wissen Sie nicht, dass es eine Welt der Magie neben der Welt der Muggel gibt, und diese Welten nichts miteinander zu tun haben?"

„Muggel? Was ist das?", fragte der Geist.

„Menschen, die nicht zaubern können.", antwortete Harry beiläufig. „Sie müssen ziemlich schlechte Erfahrungen mit Druiden gemacht haben, nicht wahr?"

Der Geist schwieg einen Moment. Dann seufzte er.

„Es ist lang her.", begann er mit düsterer Miene. Dann sah er auf und blitzte Harry an. „Ich werde Euch davon erzählen, vielleicht ist es bei Euch noch nicht zu spät, junger Mann. Vielleicht habt Ihr noch Gelegenheit zur Umkehr."

Er richtete sich ein wenig auf und sah Harry direkt ins Gesicht.

„Mein Bruder und ich waren die einzigen Kinder unseres Vaters. Unsere Mutter starb kurz nach der Geburt meines Bruders. Sie bekam das Fieber."

„Das tut mir leid.", murmelte Harry. Der Comte musterte ihn prüfend, dann fuhr er fort.

„Es war wohl eine dieser vermaledeiten Kräuterhexen, die an ihr herum quacksalbert hat. Meinen Vater muss es furchtbar getroffen haben, denn er war schon ziemlich alt und wusste mit und Kindern nicht viel anzufangen. Wir sind unter den Fittichen einer Gouvernante aufgewachsen, die nicht gerade die Liebenswürdigkeit in Person war.

Mein Vater war ein strenger Mann, hatte aber Sinn für die Bewahrung der Werte. Er wollte seinen Besitz nicht teilen. Also schickte er meinen Bruder zu Verwandten über das Meer zu den Angelsachsen. Er sollte dort auf eine der hohen Schulen gehen und sich bei Hofe verdingen und emporarbeiten. Ich sollte die Ländereien und die Burg übernehmen, wenn er einmal stürbe. Wendelin passte es nicht, denn er liebte es, durch unsere Wälder zu streifen und zu jagen. Er liebte die Freiheit und er hasste die gesellschaftlichen Ereignisse, bei denen viel geredet und Politik gemacht wurde. Kurzum, er wollte nicht weg."

Der Comte machte eine Pause.

„Während mein Bruder bei den Briten war", fuhr er fort, „starb dann auch mein Vater und ich übernahm seinen Besitz. Als ich von der Beerdigung nach Hause kam, stellte ich erfreut fest, dass Wendelin heimgekehrt war. Er hatte den Brief mit der Nachricht nicht erhalten und war heimgekehrt, weil er unserem Vater seine Frau vorstellen wollte. Er hatte sich sehr verändert. Er war sehr ruhig geworden, fast wie ein Würdenträger trat er auf.

Ohne, dass uns die Verwandtschaft informiert hätte – ich vermute, sie schämten sich – war er von ihnen fort gegangen. Er hatte eine Frau mit verbotenen Kenntnissen auf einem Jagdausflug kennen gelernt, als sie Kräuter sammelte. Sie hatte ihn in ihren Bann gezogen, behext, jedenfalls war er nicht mehr der, den ich kannte. Er erzählte solch wunderliche Dinge, die mir Angst machten. Er bat mich um einen Teil des Erbes, einen Flecken Erde, auf dem er sich niederlassen konnte, was ich ihm allerdings nicht zugestand. Ich drang in ihn, diese Frau zum Teufel zu schicken und, als er sich weigerte, setzte ich ihn mit der Kraft meiner Bediensteten vor die Tür."

„Warum setzte er keine Magie ein, als Sie ihn hinaus warfen?", fragte Harry. „Für ihn wäre es wäre es ein Leichtes gewesen, Sie mit einem Zauber zu vernichten."

„Wer weiß...", murmelte der Geist. „Vielleicht wollte er sich mit seiner Frau besprechen, denn die hatte er wohlweißlich unten in La Valle gelassen. Sie wartete im Gasthaus auf ihn. Vielleicht hatte er seinen Plan auch schon gefasst. Ich glaube jedoch, sie hat ihn dazu gebracht. Sie war eine Hexe, die man besser auf dem Scheiterhaufen verbrannt hätte."

„Das wirkt nicht...", bemerkte Harry. Er fühlte sich ein wenig unwohl. All das, was der Graf von Rocheblanc bisher erzählt hatte, roch nach einer Geschichte, die ihn ungemein zornig gemacht haben musste. Harry konnte nicht einschätzen, wie ihm der Comte gesonnen war.

„Was heißt das?", fragte dieser.

„Sie spüren nichts, weil sie einen Zauber dagegen haben. Und, wenn es ihnen langweilig wird, verschwanden sie einfach. Die Muggel glauben dann, sie wäre verbrannt. Nur diejenigen, die keine Hexen gewesen sind, verbrannten wirklich."

„Ihr seid auch einer von denen, junger Mann, nicht wahr? Aber vielleicht ist bei Euch doch noch nicht alles verloren. Ihr scheint neu hier zu sein, noch nicht verdorben. Das kommt erst mit den Jahren, wenn Ihr länger hier seid...

Schon aus diesem Grunde werde ich meine Geschichte zu Ende erzählen. Vielleicht lernt Ihr daraus und erfasst, was für Menschen meine Burg bewohnen. Wendelin blieb einige Tage verschwunden. Dann hörte ich, dass er sich im Dorf eingenistet hätte. Seine Frau hatte mit ihm zusammen ein Haus gekauft, nachdem auf wunderliche Art und Weise der Besitzer gestorben war. Niemand schöpfte Verdacht. Mein Bruder und seine Frau - die Hexe - verstellten sich, waren freundlich zu den Leuten und schlichen sich in ihre Herzen.

Nach fast einem Monat besuchten die beiden mich. Er wollte, dass ich sie kennen lerne und meine Meinung überdenke. Schließlich sei sie meine Schwägerin und er wollte mir auch mitteilen, dass er nichts mehr von mir haben wolle. Sie hätten sich mit ihren Ersparnissen in seiner Heimat niedergelassen und das würde ihnen zum Leben reichen. Sie wollten keinen Streit mit mir und hofften, dass ich mich noch daran erinnern würde, dass er mein Bruder wäre.

Ich gewährte ihnen Audienz. Nachdem ich mir diese Lügen angehört hatte, sagte ich ihm, dass ich keinen Streit wolle und dass wir getrost in Frieden nebeneinander wohnen könnten. Er müsse verstehen, dass ich das Erbe unseres Vaters nicht zerschlagen könne, sondern zusammenhalten müsse. Er brauche auf Unterstützung von mir nicht zu hoffen. Er tat so, als wolle er es akzeptieren. Wir gingen auseinander und bis auf ein paar Male, an denen wir uns im Dorfe trafen, hatten wir wenig Berührung miteinander."

Wieder machte er eine Pause, bevor er weitersprach.

„Seine Frau wurde bald über die Grenzen meines Besitzes hinaus bekannt als eine Heilkundige. Das dumme Volk glaubte an den Hokuspokus und rannte in Scharen zu ihr hin. Ich ließ sie um des lieben Frieden willens gewähren, verbat meinen Lakaien und Bediensteten jedoch, sie aufzusuchen. Bald kamen Weißgewandete in Scharen ins Tal. Sie eigneten sich einige Häuser an und eröffneten Gasthäuser, die sie nur für ihresgleichen betrieben. Nachts sah ich sie auf dem Bergkamm um ein Feuer tanzen und ihre Beschwörungen zelebrieren. So ging das über einige Jahre."

„Sie tanzten um ein Feuer? Dann waren es keine Druiden...", bemerkte Harry. Der Comte ignorierte es.

‚Er ist ein wenig seltsam.', dachte Harry.

„Eines Tages dachte ich daran, mich zu vermählen und ein ordentliches Leben als Adeliger zu führen. Ich unternahm Reisen zu benachbarten Grafschaften und Besitztümern und fand eines Tages auch eine junge Frau, die mir zugetan zu sein schien. Sie brachte ein ordentlich Stück Land mit sich, was meinen Besitz um einiges vergrößert hätte und ihre Eltern waren durchaus an einer Verbindung interessiert.

Wir wurden uns schon nach kurzer Zeit handelseinig. Ich reiste mit dem Vorsatz nach Hause, die Angelegenheiten für die Hochzeit zu regeln. Auf der Rückreise wurde ich allerdings krank. Es war ein scheußliches, stürmisches Regenwetter, ein letztes Aufbäumen des Winters und über die Höhen pfiff ein eisiger Wind. Ich bekam bellenden Husten und musste mich zu Bett begeben. Der Bader aus La Valle kam und schröpfte mich. Aber es half nichts. Er machte mir kalte Wickel, um das Fieber zu senken, mehr stand nicht in seiner Macht.

Wie mein Bruder davon erfuhr, weiß ich nicht. Jedenfalls kam mein Kammerdiener herein und meldete ihn. Ich war halb im Delirium. Es pfiff und rasselte in meiner Lunge und ich hatte starken, sehr schmerzhaften Husten. Mein Fieber schien sehr hoch zu sein. Wendelin kam herein und setzte sich an das Bett. Er fühlte meine Stirn, dann rief er meinen Diener zu sich und verlangte einen Becher mit heißem Wasser. In den warf er ein paar Kräuter, wartete eine Weile und gab ihn mir dann zu trinken. Ich weiß nicht, warum ich das getrunken habe. Ich muss vollkommen von Sinnen gewesen sein.

Mich überfiel zuerst eine wohlige Wärme und Schläfrigkeit. Bald war ich eingeschlafen. Ich wachte aber nicht mehr auf. Schemenhaft nahm ich noch große Aufregung um mich wahr, dann, mit einem Mal stand ich auf und verließ meinen Körper. Ich sah sie alle um mich herumstehen und mich sah ich in einem sauberen Bett mit weißen Laken liegen. Zunächst verstand ich nicht, was geschehen war. Ich ging herum und sprach sie alle an, sagte, dass es mir gut ginge und wer der Kerl in dem Bett war, der mir so ähnlich sah. Jedoch niemand nahm mich war, hörte auf mich. Als dann mein treuer Diener sich umwandte und durch mich hindurch ging, erschrak ich zutiefst.

Jetzt wurde es mir klar. Ich musste gerade gestorben sein. Mein Bruder, dieser falsche Hund, er jammerte und schrie, hätte er nur noch mit mir reden können! Mir wäre übel geworden, von seinem Geschrei, wenn es mir noch möglich gewesen wäre. Er hatte mir doch Gift gereicht, dessen wurde ich mir immer sicherer. Die Trauer die er zeigte war gelogen."

Der Comte seufzte.

„Jetzt war er Herr der Burg. In den vielen Jahren, in denen er mit diesen Zauberern zu tun hatte, schien er das Interesse an den Ländereien verloren zu haben. Er wohnte nur in den Räumen der Burg, vornehmlich hier in diesem Turm, und der Rest verkam. Er empfing allerlei weißgewandetes Gesindel und kümmerte sich nicht mehr um die Verwaltung. Ich musste ihm und dieser Hexe von Frau tatenlos zusehen, wie sie den Bauern das Land schenkten, die Dorfbewohner vom Frondienst lossprachen, Steuern erließen und schließlich die ganze Wirtschaft zugrunde richteten.

Eines Tages verkauften sie die Burg und die letzten verbliebenen Ländereien hier im Tal und auf den umliegenden Bergen an die Weißkittel für sage und schreibe einen Dukaten! Dieses herrliche Land! Hätte ich doch nur schon vor meiner Rückreise den Ehebund geschlossen! Es würde jetzt noch einem würdigen Herrscher gehören!"

Der Comte schwebte aufgeregt im Raum hin und her. Nach einer Weile beruhigte er sich wieder und setzte sich gegenüber von Harry in die Luft. Harry hatte ihn schweigend mit den Augen verfolgt.

„Das ist schrecklich.", sagte er verzagt. „Ich wusste nicht, dass es so gekommen ist. Wir haben gehört, dass die Burg ordnungsgemäß gekauft wurde."

„Ja. Gekauft!", rief der Comte erbost. Er richtete sich auf. „Gekauft wurde sie, um deren Gewissen zu beruhigen. Das ist richtig. Verflucht sei mein Bruder, verflucht diese Hexe!"

Er hielt inne und sah Harry durchdringend an.

„Ihr seid noch jung.", sagte er dann langsam und es klang fast drohend. „Verlasst diese Burg, wenn ihr Eure Seele retten wollt. Bleibt ihr auf der Seite des Bösen, werdet Ihr unweigerlich in die Hölle fahren."

„Ich kann nicht.", antwortete Harry. „Sie lassen mich nicht hinaus. Das hat aber andere Gründe. Es gibt einen dunklen Magier, der hinter mir her ist. Ich soll hier vor ihm geschützt werden."

„Unsinn, junger Freund. Sie wollen nur Eurer sicher sein. Nutzt jede noch so kleine Gelegenheit, und flieht."

„Ich werde es versuchen.", sagte Harry. Er stand auf und ging zur Treppe. Dort drehte er sich noch einmal um.

„Sagen Sie, Graf, diese Bücher, die dort im Regal stehen, sind das Ihre?"

„Oh nein. Sie gehörten meinem Bruder. Das hier war sein Studierzimmer. Er hatte sich ein lebenslanges Wohnrecht vorbehalten und mit seiner Frau bis zu seinem Tode diesen Hof bewohnt. Ich bin ihnen gefolgt und des Nachts immer wieder erschienen. Allerdings konnte ich sie leider nicht erschrecken geschweige denn vertreiben. Es waren mühselige Jahre..."

Das letzte sagte er mit sichtlichem Ausdruck des Bedauerns.

„Meinen Sie, ich könnte mir einmal dieses oder jenes Buch leihen?", fragte Harry. „Ich meine, nur um zu erfahren, wovor ich mich schützen muss..."

„Natürlich, junger Freund. Ich halte Euch für einen vernünftigen Menschen. Ihr könnt jederzeit kommen und Euch mitnehmen, was ihr braucht. Ich lese es nicht, und weiß auch nichts damit anzufangen. Außerdem freue ich mich über Besuch."

„Danke.", sagte Harry und hob zum Abschied die Hand. Dann stieg er vorsichtig die knarrenden Stufen hinunter, lief den von ihm in das Gras getretenen Pfad entlang und war bald wieder in dem Stollen, der zum Tor führte.

Die Geschichte des Comte ging ihm durch den Kopf. Der Geist erschien ihm ein wenig unheimlich, nicht wegen seines Zustandes, sondern wegen seiner Einstellung. Der Bruder des Comte hatte nach Harrys Ansicht nicht versucht ihn zu töten, sondern eher ein Medikament verabreicht, das die Krankheit besiegen und Leiden lindern sollte. So zumindest schätzte er einen Menschen ein, der sich zum Druidentum bekannte und damit ein gewisses Maß an Verantwortung für seine Mitmenschen übernommen hatte. Unter Druiden gab es einen strengen Codex, der allein aus Ehrenhaftigkeit von allen eingehalten und gelebt wurde.

In den ganzen Jahren, in denen Harry mit den Druiden zu tun hatte, war ihm niemals ein Bruder oder eine Schwester begegnet, welcher aus niederen Motiven heraus jemandem Schaden zugefügt hatte. War so etwas geschehen, dann war es im Falle der Notwehr oder auf gemeinsamen Beschluss mehrerer unabhängiger Druiden passiert und diente einem gemeinsamen positiven Zweck.

Unter den geschilderten Umständen kann es nur so gewesen sein, dass Wendelin de Rocheblanc ihn heilen und nicht töten wollte. Dass er nach dem Tode des Comte mit den Besitztümern nicht viel anfangen konnte, die Dörfler aus ihrer Zwangslage befreite und Land verschenkte war als sehr soziale Einstellung zu bewerten und in einer Zeit der Leibeigenschaft eher zu bewundern. In Wendelin muss diese Idee lange gereift sein und Harry nahm an, dass es eine sehr schwierige Entscheidung war, gegen landläufige und gesellschaftliche Vorgaben zu handeln. Wie konnte er den Comte von der positiven Gesinnung seines Bruders überzeugen? Harry schüttelte den Kopf. Es hatte vermutlich keinen Zweck. Diese Meinung war über Jahrhunderte gewachsen und konnte nicht mal eben durch ein paar kluge Sätze geändert werden.

Er sah sich um. Es wurde bereits wieder dunkel und im Stollen konnte man kaum noch die eigene Hand vor den Augen sehen. Nur schemenhaft erkannte er den rauen und mit groben Steinen gepflasterten Weg. Morgen, am Samstag würde er sich seinen Tarnumhang überstreifen und in dieser Nische warten. Niemand würde ihn sehen, wenn er sich einer Gruppe von Studenten anschloss, die im Begriff waren, die Burg zu verlassen. Unten im Dorf konnte er es vielleicht wagen, seinen Tarnumhang abzustreifen und ein bisschen in den Geschäften bummeln zu gehen. Wenn das funktionierte, dann würde er erst einmal Ruhe geben. Er musste nur wissen, dass er die Möglichkeit hatte, die Burg zu verlassen. Das reichte schon.

Am nächsten Tag hatte ihn eine ungewohnte Nervosität erfasst. Damals, als er trotz Verbot von Professor McGonagall durch den geheimen Gang von Hogwarts nach Hogsmead geschlichen war, fand er es nur aufregend und hatte alle Angst verdrängt. Heute aber war er eher in der Lage, sich die Probleme auszumalen, die auf ihn zukämen, wenn sein Vorhaben misslang. Und er hatte Angst, obwohl niemand sich ihm gegenüber über irgendwelche Sanktionen geäußert hatte.

Nach dem Frühstück ging Harry zu seinem Schrank, öffnete die Schublade und holte den Tarnumhang heraus. Einen Augenblick lang hielt er ihn betrachtend in der Hand, dann gab er sich einen Ruck und warf ihn sich über die Schulter. Sofort verschwand sein Körper. Er stieß die Tür auf, trat hindurch und holte tief Luft. Dann folgte er dem Gang, eilte durch die Höfe und war nach wenigen Minuten im Stollen angelangt. Er quetschte sich in die Nische und versuchte, seinen Atem zu beruhigen. Schon nach wenigen Minuten vernahm er Schritte. Ein einzelner Druide kam mit einer leuchtenden Kugel in der Hand durch den Stollen. Er schritt an ihm vorbei.

Harry überlegte kurz, ob er schon diesem Druiden nach draußen folgen sollte, doch er entschied sich dagegen. Er wollte lieber eine Gruppe von Studenten abwarten, die sich unterhielten. Sie würden das Tor einige Zeit offen halten und er rechnete sich aus, dass er sich zwischen sie drängen und einfach mit ihnen hinaustreiben konnte.

Er beobachtete den Druiden, der nichts weiter tat, als das Tor mit dem Finger zu berühren, damit es aufschwang. Der Druide blies gegen die leuchtende Kugel in seiner Hand, die sich in Luft auflöste, dann trat er nach draußen und das Tor schloss sich wieder.

Harry musste nicht langen warten. Bald näherte sich eine Gruppe von Studenten, die ihm geeignet schien, einen Versuch zu unternehmen.

„Bin mal gespannt, ob Avel das Astroskop zurück nimmt.", verkündete einer der Studenten. Ein anderer lachte und sagte:

„War Dein alter Herr wieder nicht zufrieden?"

„Ich glaube, ich schaffe es nie, dass er zufrieden ist.", antwortete der Erste.

„Sie sind halt von gestern.", meinte eine Studentin. „Meine Eltern kommen mit den modernen Werkzeugen auch nicht zurecht. Am liebsten würden sie die Misteln noch mit einer goldenen Sichel schneiden."

„Und sich beim Herunterfallen von den Bäumen den Hals brechen!", lachte ein weiterer Student.

„Ich hoffe, Edwina hat wieder neue Sachen da. Ich brauche dringend noch eine schicke Robe für die Herbstsonnenwende.", meinte eine weitere Studentin.

Harry hörte sie lange, bevor er sie sah. Eine Gruppe von sechs Studenten und Studentinnen marschierte fröhlich schwatzend an ihm vorbei. Der vorderste der Gruppe hatte ebenfalls eine blau leuchtende Kugel in der Hand, welche die Felsen des Stollens in ein gespenstisches Licht tauchte. Die beiden Studentinnen gingen zum Schluss und Harry nutzte die kleine Lücke, die zwischen ihnen und den vier Jungen war. Schon knarrte das Tor und schwang auf. Die ersten Studenten traten durch das Tor, der Lichtträger blies seine Leuchtkugel aus, dann kamen die nächsten beiden.

„Wollen wir nachher noch einen Capuccino bei Salvatore trinken?", fragte eine der beiden Studentinnen. Da war Harry am Tor. Ohne zu zögern machte er den entscheidenden Schritt nach draußen. In dem Moment ertönte ein schrilles Kreischen und ein wahrer Sturm tobte durch den Tunnel. Harry wurde mit Macht gegen die Stollenwand geschleudert. Sein Tarnumhang wurde ihm vom Leib gerissen und drohte wegzufliegen. Harry konnte ihn im letzten Moment ergreifen und unter seinen Pullover stopfen. Die Studentinnen schrieen vor Schreck. Die Jungs kamen wieder in den Stollen gelaufen und bauten sich vor Harry auf. Der Sturm legte sich und das Kreischen verstummte.

„Was soll das?", fragte der Erste drohend. „Kannst Du nicht wie ein normaler Mensch hinausgehen? Musst Du uns so erschrecken?"

„Wie hast Du überhaupt diesen Sturm entfacht?"

„Das war er nicht.", ertönte die Stimme von Alisios hinter ihnen.

„Komm mit!", fuhr er Harry barsch an.

Resigniert stand Harry auf und folgte Alisios. Er hatte sich der Freiheit so nah gefühlt. Die Studenten sahen ihm fragend nach, zuckten mit den Schultern und gingen ihres Weges.

„Was versprichst Du Dir davon?", fragte Alisios nun freundlicher. „Du wirst nicht durch dieses Tor kommen. Ob Du nun einen Tarnumhang trägst oder nicht. Ich kann Dir nur raten, aufzugeben. Wir haben diese Burg gesichert und Du kannst Dich darauf verlassen, dass wir das gründlich getan haben."

Harry schwieg. Er fühlte sich elend. Er kam sich vor wie ein kleines Kind unter Hausarrest. Alisios ging voraus in das Büro, in dem Harry vor einer Woche von ihm eingeschrieben wurde. Alisios hob die Klappe der Theke, ging durch die Öffnung und wies auf einen Stuhl.

„Setz Dich.", forderte er Harry auf.

Harry tat, wie ihm geheißen. Er war zutiefst enttäuscht und willenlos.

„Ich kann mir denken, dass Du Dich wie alle anderen Studenten frei bewegen möchtest. Keiner hier hat etwas dagegen. Im Prinzip ist es mir vollkommen egal, ob Du hier bist oder am Ende der Welt. Nur ich habe die Aufgabe bekommen, Dich nicht aus der Burg heraus zu lassen. Sollte Dir die Flucht gelingen, kostet mich das meine Stellung. Du kannst Dir vorstellen, dass ich das nicht zulasse, nicht wahr?"

Harry nickte mit gesenktem Kopf. Er hatte eine Standpauke erwartet und hielt das eben Gesagte für eine Einleitung. Allerdings war ihm Alisios ebenfalls vollkommen egal. Insofern war das Nicken eher mechanisch anzusehen, als dass es Zustimmung bedeutete. Immer mehr beherrschte ihn der Gedanke, aus dieser Burg herauskommen zu müssen. Er wollte sich nicht einschließen lassen, auch wenn es nur gut gemeint war. Er erinnerte sich immer noch an die Jahre im Hause der Dursleys, die Ferientage, die er in seinem vergitterten Zimmer verbringen musste, bis Ron mit seinen beiden Brüdern kam und ihn befreite.

„Gut.", fuhr Alisios fort. „Wenn Du das respektierst, haben wir beide kein Problem miteinander. Allerdings werde ich mich gegen weitere Versuche von Dir zu wehren wissen. Du kannst gehen."

Harry sah auf. Das sollte alles gewesen sein? Er erhob sich und wandte sich zum gehen. Dabei fiel sein Blick auf den Schrank, in den Alisios seinen Besen eingeschlossen hatte.

‚Wenn er mir den Besen wegnimmt, dann ist der Himmel über dieser Burg nicht geschützt.', fuhr es ihm durch den Kopf. ‚Ich muss an den Besen kommen!'

Er nickte noch einmal, als hätte er verstanden und verließ das Büro. Ohne aufzuschauen lief er durch die Höfe zum Studentendorf. In seinem Appartement verriegelte er die Tür von innen und setzte sich in den Sessel. Dumpf brütend verbrachte er dort die nächsten Stunden. Je mehr e sich eingeengt fühlte, desto mehr stieg in ihm der Wunsch auf, aus diesem Gefängnis auszubrechen. Die von Remus beschworenen Dämonen beeindruckten Harry kaum. Sie waren für ihn unvorstellbar und damit nicht existent.

In seinem Kopf reifte langsam ein Plan. Normalerweise bezogen sich diese Sicherheitszauber auf Gegenstände, die ein Behältnis oder ein Zimmer verschlossen, also auf Türen, Klappen und Riegel. Wenn die Tür zum Büro von Alisios nachts mit einem Zauber gesichert war, dann war es wahrscheinlich auch die Tür zu dem Schrank, in dem der Besen verschlossen war. Also musste Harry die Tür umgehen und von hinten in den Schrank eindringen.

Durch die Tür im Büro konnte er leicht gelangen. Alisios hatte den Tarnumhang nicht weiter beachtet. Wahrscheinlich dachte er gar nicht mehr daran. Die Tür stand tagsüber meist offen und es herrschte mehr oder weniger Publikumsverkehr in dem Raum. Auch war Alisios nicht den ganzen Tag im Büro, sondern ließ sich durch ein paar Studenten des höheres Semesters vertreten. Bei seinen einsamen Wanderungen hatte Harry bemerkt, dass sich Alisios immer kurz vor Mittag zurückzog und erst gegen drei Uhr wieder im Büro erschien. Die Studenten waren mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht so aufmerksam, wie der alte Druide.

Im Tarnumhang konnte Harry unbemerkt in das Büro kommen. Wie jedoch konnte er bis zum Abend unbemerkt bleiben? Alisios traute er eine Art siebten Sinn zu, der Harry mit Sicherheit verraten würde. Allerdings war gerade in den Mittagsstunden viel im Büro los. Studenten nutzten die Pause um dringende Dinge, wie Bescheinigungen, Zeugniskopien, Anmeldungen für Exkursionen und Sonderveranstaltungen durchzuführen. Vielleicht fand er einen Ort, an dem er sich verbergen konnte, bis das Büro abends geschlossen wurde. Hinauskommen würde er in jedem Fall, und es stand anzunehmen, dass ein Zauber ihn beim Öffnen der Tür eher hinausblase als festhalten würde. Allerdings machte ihm der lange Aufenthalt ernsthafte Sorgen. Es musste ein gutes Versteck sein. Harry beschloss, sich am folgenden Montag das Büro in der Mittagspause genauer anzusehen.

Etwas beruhigter verließ er gegen Abend sein Appartement, um Remus aufzusuchen. Auch wenn dieser ihm in den letzten Tagen etwas fremd vorgekommen war, nannte er ihn doch immer noch einen Freund. Er hatte in seinem Vorratsschrank eine Flasche Wein gefunden, die er mitnahm, um sie gemeinsam mit Remus zu leeren.

Remus empfing ihn freudig besorgt, weil er ihn nun seit mehreren Tagen nur flüchtig gesehen hatte. Remus hatte nicht alle Vorlesungen besucht. An den Veranstaltungen, bei denen man sich eintragen musste, hatte er teilgenommen oder Gwen gebeten, ihn einzutragen. Harry hatte er nicht beauftragen können, weil er sich von seinen neuen Bekannten und damit auch von Remus ferngehalten und sich schnell zurückgezogen hatte. Remus hatte Sorge, Harry in irgendeiner Art gekränkt zu haben und fragte nun direkt nach. Harry war es recht, zumal er Remus in seiner Sorge direkt beruhigen konnte und er keine großartige Einleitung für die Frage benötigte, die ihm am meisten auf der Seele lag.

„Ich weiß nicht, was ich von Imelda halten soll.", klagte er Remus sein Leid. „Manchmal habe ich das Gefühl, sie mag mich, dann wiederum sehe ich, wie sie sich an Draco hängt und ihn umgarnt. Das stört mich."

„Verliebt?", lautete Remus Antwort darauf. Harry sah ihn verblüfft an. Auf diesen Gedanken war er noch nicht gekommen, obwohl er doch so nahe lag. Bislang hatte er aus unerfindlichen Gründen ihre Nähe gesucht und war immer wieder maßlos enttäuscht worden. Remus hatte das, was er sich niemals eingestanden hätte, auf einen Nenner gebracht. Ja. Er war verliebt. Punkt.

Remus wartete die Antwort nicht ab. Er sah, wie es in Harry brodelte.

„Kann ich verstehen.", meinte er. „Sie ist wirklich eine Hübsche. Aber in einer Sache muss ich Dir Recht geben. Ich werde aus ihrem Verhalten auch nicht schlau. Weißt Du, ich als alter Knacker stehe manchmal in sehr bequemer Art und Weise neben dem Geschehen und kann mir die Leutchen genau ansehen. Ich hatte einige Male den Eindruck, dass sie Dir unmissverständliche Blicke zugeworfen hat. Im ersten Moment würde ich tippen, dass sie die gleichen Gefühle für Dich hegt, wie Du für sie. Wenn ich das allerdings genau betrachte, dann stört mich auch, dass sie sich so sehr mit Draco abgibt.

Natürlich, Draco ist zu einem gutaussehenden jungen Mann herangewachsen und hat eine Menge Charme, allerdings nur, wenn er den Mund nicht aufmacht. Er ist ein richtiges Machoekel und das sollte auch Imelda bewusst sein. Jedenfalls hat Gwen mir gesagt, dass sie ihn zum Kotzen findet, Und als sie mit Imelda gesprochen hat, vertrat diese durchaus die gleiche Meinung. Du siehst nicht minder schlecht aus und bist darüber hinaus auch noch intelligent, aufgeweckt, rücksichtsvoll und charmant. Vielleicht will sie dich ein wenig sticheln."

„Danke.", brummte Harry. „Das möchte ich nur gerne von ihr und nicht von Dir hören."

„Nun ja, wenn es Dich tröstet, Harry, dann sei Dir wenigstens gewiss, dass Gwen Dich so sieht."

Harry stöhnte auf.

„Was soll ich mit Gwen? Ich will Imelda."

„Dann sprich mit ihr!"

Remus sah ihm auffordernd ins Gesicht. Harry war bleich geworden.

„Das kann ich nicht!", rief er entrüstet.

„Du kannst, da bin ich mir sicher. Du musst nur genügend leiden. Dann geht alles. Außerdem musst Du irgendwann lernen, über Deine Gefühle zu reden."

„Warum muss ich das? Kann man das nicht anders klar machen?"

Remus schüttelte den Kopf.

„Stell Dir vor, keiner traute sich zu sagen: ‚Ich liebe Dich.' Wie sollen dann Paare zusammen kommen oder gar Kinder gezeugt werden? Die Menschheit wäre schon längst ausgestorben."

„Ich meine, die Leute von früher, die das mit...mit Blumen oder so etwas gemacht haben? Das hat doch auch geklappt, oder?"

„Das ist vielleicht ein zaghafter Vorstoß und eine nette Geste. Aber am Ende ist jede Beziehung eine Sache der klaren Absprache. Und die Leute früher hatten es unvergleichbar schwerer. Sie mussten ihre Liebe nicht nur ihrer Liebsten eingestehen, sondern auch bei deren Eltern feierlich um die Hand anhalten. Was meinst Du, wie sich die armen Kerle verbogen haben?"

Harry musste grinsen, auch wenn ihm bei dem Gedanken unwohl war.

„Ich würde meinen", fuhr Remus fort, „Du lässt vielleicht noch ein paar Tage verstreichen. Sei freundlich zu ihr, zeige ihr, dass Du sie magst. Vielleicht bringst Du ihr ein paar Blumen mit oder sagst ihr, dass Du sie nett findest. Irgendwann muss sie reagieren und auf Dich zukommen. Das erleichtert einiges, und Du wirst sehen, wie schnell ihr dann Klartext redet."

Harry nickte erleichtert. Natürlich würde etwas Zeit für kurzfristige Entspannung sorgen. Im Augenblick sah er sich nicht im Stande, mit ihr über seine Gefühle zu reden. Nicht einmal Remus gegenüber, nicht einmal sich selbst gegenüber war er in der Lage das zuzugeben, was in ihm für Aufruhr sorgte.

Immerhin war eines klar geworden. Er hatte sich in Imelda verliebt und wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Anders als bei Hermine, die ihm viele Jahre vertraut war, die er fast als Schwester ansehen konnte, denn sie hatte die besten Jahre seines Lebens mit ihm verbracht, wirkte Imelda auf eigenartige Weise fremd. Sie hatte eine ungemein aufreizende Art, trug ihren Körper wie ein wertvolles Schmuckstück und strömte aus jeder ihrer Poren Weiblichkeit aus. Allein ihre Art zu gehen erweckte in ihm Phantasien.

Harry nahm sich Remus Rat zu Herzen. Anders als in den letzten Tagen suchte er die Nähe von Imelda. Sie fragte ihn, als sie sich am darauf folgenden Sonntag trafen auch prompt, ob er krank gewesen sei, weil sie ihn kaum gesehen hatte. Das gab ihm wieder etwas Auftrieb. Als sie ihn dann allerdings auch noch fragte, ob er mit ihr hinunter nach La Valle in die Eisdiele ginge, wurde er verlegen.

„Ich kann nicht.", sagte er mit betrübter Miene.

„Du kannst nicht?", fragte sie erstaunt. „Was soll das heißen?"

„Ich kann die Burg nicht verlassen.", antwortete er mit finsterem Blick. „Die Druiden haben mir so etwas wie Hausarrest verpasst."

„Hast Du etwas angestellt?", grinste sie. Harry schüttelte den Kopf.

„Es hat mit Voldemort zu tun. Erinnerst Du Dich?"

„Ach, dieser Typ, der Deine Eltern umgebracht hat?"

„Ja. Er soll irgendwelche Dämonen auf mich gehetzt haben. Remus erzählte es mir. Anscheinend glauben die Druiden an diesen Quatsch, jedenfalls lassen sie mich nicht aus der Burg hinaus, weil sie meinen, nur hier wäre ich sicher. Ich komme nicht durch das Tor."

„Dann komm doch mit mir.", schlug sie vor. „Ich mache das Tor auf und Du spazierst hinaus. Wo ist das Problem?"

„Nein, so einfach geht es nicht. Das habe ich schon versucht. Ich komme nicht durch das Tor. Es bläst mich wieder zurück in die Burg."

Imelda sah ihn ungläubig an.

„Es bläst?", fragte sie langsam und sah ihn mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Zweifeln an seinem Verstand an. Harry hob achselzuckend die Hände.

„Es bläst."

„Unglaublich...", murmelte Imelda kopfschüttelnd. Nach einer Weile fragte sie:

„Hast Du schon etwas anderes versucht?"

Harry erzählte ihr von dem Plan, den Besen zu holen und es durch die Luft zu versuchen. Imelda war augenblicklich begeistert.

„Ich helfe Dir.", sagte sie. „Wahrscheinlich haben sie den Schrank gegen Dich geschützt. Was aber, wenn ich den Besen hole?"

„Das würdest Du für mich tun?", fragte Harry und sah sie erstaunt und glücklich an. Wenn das nicht ein Beweis für ihre Zuneigung war...Er stimmte sofort zu.

„Ich leihe Dir den Tarnumhang. Dann sieht Dich keiner und Du kannst den Besen darunter verbergen. Bist Du schon mal mit einem Besen geflogen?"

„Nein. Wir Druiden reisen nicht mit dem Besen. Warum weißt Du das nicht?"

Harry lächelte verschmitzt.

„Ich bin noch nicht lange Druide. ...Wir könnten gemeinsam hinunter in das Dorf fliegen. Du sitzt einfach hinten drauf. Was meinst Du?"

„Kann man da nicht runterfallen? Es ist doch nur so ein dünner Stiel!"

„Kein Problem.", sagte Harry begeistert. Du wirst praktisch durch einen Zauber oben gehalten. Es sitzt sich darauf, wie auf einem bequemen Stuhl. Du wirst sehen, es wird Spaß machen."

Am folgenden Tag, direkt nach ihrem Mensa-Besuch holte Harry den Tarnumhang aus seinem Appartement. Er rollte ihn zu einem kleinen Bündel zusammen und steckte ihn in den Hosenbund. Die darüber geworfene graue Robe verdeckte die Beule in seiner Hose vollständig. Er traf sich mit Imelda im zentralen Hof. In einem dunklen Winkel holte er den Tarnumhang hervor und reichte ihn ihr. Sie breitete ihn aus und bewunderte den fein gewobenen silbergrauen Stoff. Dann legte sie ihn sich um die Schulter und sah an sich herunter. Erschrocken stieß sie einen unterdrückten Schrei aus.

„Das ist ja...phantastisch!", flüsterte sie aufgeregt.

„Zieh die Kapuze über den Kopf. Dann sieht man Dich gar nicht mehr.", sagte Harry. Eine Sekunde später war sie verschwunden.

„Ich gehe jetzt.", hörte er sie flüstern und sah an den Fußtritten im Gras, dass sie sich entfernte.

Harry schlenderte über den Hof, suchte sich eine sonnige, windgeschützte Stelle und setzte sich auf die Mauer. Er sah einige Studenten mit Taschen unter den Armen über das Gras schlendern, einige davon verschwanden im Büro, andere gingen in das Gebäude mit dem Hörsaal 1, wiederum andere verschwanden in dem großen Treppenhaus, das unter einer gläsernen Haube mitten auf dem Platz vor dem Hörsaalgebäude lag. Es hatte sich eine mittägliche Ruhe über die Burg gelegt. Jetzt war Unterrichtspause, was man auch daran sah, dass es niemand eilig hatte. Harry beobachtete den Eingang zum Büro, dessen Türe hin und wieder geöffnet wurde und ein paar Studenten aufnahm oder ausspuckte.

Harry hatte damit gerechnet, dass sie bald wiederkommen würde. Als sie aber nach einer halben Stunde noch nicht aufgetaucht war, wurde er unruhig. War sie erwischt worden? Er stand auf. Unauffällig schlenderte er mit auf dem Rücken verschränkten Händen über den Hof. Jetzt kamen ein paar Studenten aus dem Büro und ließen die Tür hinter sich einen Spalt offen. Harry blieb stehen und versuchte hineinzuschauen. Mehrere Studenten standen vor der Theke, hinter der vier ältere Semester mit blauem Gürtel emsig beschäftigt waren, Dokumente zu stempeln oder Fragen zu beantworten. Der Schrank stand immer noch in einer Ecke des Raumes, hinter der Theke und schien unberührt.

„Macht ihr mal die Tür zu? Es zieht.", sagte einer den blau begürteten Studenten hinter der Theke. Einen Augenblick später wurde die Tür ins Schloss geworfen. Enttäuscht wandte sich Harry ab. Offenbar hatte Imelda noch keine Gelegenheit gefunden, den Besen an sich zu nehmen. Da fiel sein Blick auf die Stelle, an der er gerade noch gesessen hatte. Sie saß da und lächelte ihm zu.

„Warum läufst Du weg, wenn ich komme?", fragte sie. Harry starrte sie an. Dann wanderte sein Blick umher. Er suchte den Besen. Imelda deutete auf eine Stelle neben sich. Jetzt bemerkte Harry den Tarnumhang, der neben ihr lag und kaum vom Untergrund zu unterscheiden war. Eine längliche Beule deutete darauf hin, dass der Besen darunter verborgen war. Harrys Herz machte einen Sprung.

„Du hast ihn!", rief er erfreut.

Sie hob ihren Zeigefinger und bedeutete ihm, still zu sein.

„Es war ganz leicht. Die vier Tölpel haben nichts bemerkt. Nicht einmal das Knarren der Schranktür hat sie stutzig gemacht."

„Du hast lange gebraucht.", bemerkte Harry.

„Ich habe erst ein wenig dabei gestanden und sie beobachtet. Als ich sicher war, bin ich unter der Klappe durch und zum Schrank. Ich hatte gesehen, dass in dem Schrank einige Akten standen, die sie immer wieder heraus holten und Pergamente darin abhefteten. Da habe ich beschlossen, einfach die Tür auf zu machen und den Besen heraus zu holen. Er war hinter einem Kittel versteckt und nur ein kleines Stück seines Stiels hat hervorgeschaut. Ich glaube kaum, dass sie es bemerkt haben."

„Danke.", sagte Harry. Er setzte sich neben sie. „Ich finde es total nett von Dir, dass Du es gemacht hast."

Er war glücklich. Er saß neben ihr, niemand war in der Nähe, der diese Zweisamkeit stören konnte. Kein Draco lenkte sie von Harry ab, keine Margie drängte sich unsensibel zwischen sie und auch kein Remus beobachtete sie wohlwollend. Sie roch gut. Es war eines der Parfüme, welche er früher ganz selten bei jungen Frauen gerochen hatte, die ihm schon als Kind aufgefallen waren. Unter Hexen war die Verwendung von Muggelparfüms eigenartigerweise fast verpönt. Nur eine Hexe fiel Harry ein, die ein Parfüm benutzt hatte. Es war die Lehrerein für Wahrsagen, Professor Trelawny, aber das Parfüm war schwer, süßlich und kaum auszuhalten gewesen. Das, welches Imelda trug drückte ihre Jugendlichkeit aus. Es war frisch und leicht.

Sie sah ihn an.

„Wann wollen wir damit fliegen?", fragte sie. Die Sonne schien ihr ins Gesicht, so dass sie blinzeln musste. Sie sah schön aus

„Heute Abend?" fragte Harry langsam.

„Ok. Wenn es dunkel wird."