2149 Z-Zeit (15.49 Uhr MDT)
The Crashdown Cafe
Roswell, New Mexiko

Normalerweise war es Nachmittags ruhig im Crashdown Cafe, aber da das Crashfestival kurz bevor stand, hatte Maria alle Hände voll zu tun, die Gäste zu bedienen. Deshalb blieb ihr auch nur wenig Zeit, um sich kurz zu ihren Freunden an den Tisch zu setzen: „Und was wollen wir heute Abend machen?"
„Hast du denn Zeit?"fragte Michael vorsichtig.
Maria lächelte: „Wir haben jetzt endlich eine Aushilfe gefunden und die beginnt nachher ihre Schicht, so dass ich in zwei Stunden aus habe."
„Das sollten wir feiern," stimmte Isabell zu. „Wie wäre es mit Party?"
Maria lachte: „Du willst jetzt noch eine Party organisieren?"
„Nein," lachte nun auch Isabell. „Meine Freundin Cathleen macht heute eine kleine Feier. Ihr wisst ja, wie die immer enden. Zu guter letzt ist die ganze Schule versammelt und es wird ein riesiger Spaß. Also, was sagt ihr?"
Maria und Michael schauten sich an und nickten langsam. Damit wandte sich Isabell an Max: „Und was ist mit dir, Bruderherz?"
„Ich weiß nicht. Ich hab eigentlich keine große Lust auf den Rummel."
„Ach komm schon," munterte ihn seine Schwester wieder auf. „Du kannst dich nicht ewig verkriechen. Liz und Tess sind nun schon fast 2 Monate weg und du..."
„Was mache ich?"fragte Max sie herausfordernd.
Isabell wollte zu einer Antwort ansetzen, doch das Klingeln der Tür unterbrach sie. Fast reflexartig blickte sie zur Tür und sie wollte sich schon wieder wegdrehen, als sie die beiden Gäste sah. Erschrocken starrte sie sie an. Denn es waren nicht irgendwelche Touristen, wie sie ursprünglich vermutet hatte. Nein, die beiden waren eindeutig vom Militär, was man an ihrer Kleidung zweifellos erkennen konnte.
Auch die anderen am Tisch hatten die Neuankömmlinge entdeckt und beobachteten sie vorsichtig.
„Hört denn das nie auf!"stöhnte Maria leise. Michael nahm sie ihn den Arm, um sie zu beruhigen.
Seit der Sache mit Pierce und dem FBI vermuteten die drei Aliens und ihre Freunde hinter jedem, der für die Regierung arbeitete, einen Gegner. Deshalb versuchten sie sich so unauffällig wie möglich zu benehmen.
Maria nahm ihren Mut zusammen und ging zu ihnen: „Guten Tag. Willkommen im Crashdown Cafe. Was kann ich für sie tun?"
Der Mann lächelte sie an: „Sind Mr und Mrs Parker da?"
„Es tut mir leid, aber die beiden machen gerade die Einkäufe. Wahrscheinlich werden sie erst heute Abend zurückkommen."
Er schaute kurz zu der Frau, die ihn begleitete und sagte anschließend: „Dann nehmen wir erst einmal einen Tisch."
Maria nickte: „In Ordnung. Folgen sie mir bitte."Sie führte sie an einen Tisch im vorderen Bereich, der am weitesten vom Tisch der Außerirdischen entfernt war und dann nahm sie die Bestellung auf.

Nachdem sie die Getränke und Speisen an den Tisch der Offiziere gebracht hatte, ging Maria wieder hinter die Theke. Sie beobachtete die Fremden aber weiterhin aus ihren Augenwinkeln. Und auch ihre Freunde ließ sie nicht aus ihrem Blickfeld.
Dann wanderte ihr Blick zur Straße. Dort hielt gerade ein Taxi und als sie erkannte, wer ausstieg, lief sie schreiend raus und fiel der jungen Frau um den Hals: „Liz! Du bist wieder da. Wieso hast du mich nicht angerufen? Ich dachte, du wolltest noch einen Monat bleiben? Ich bin ja so froh dich zu sehen."
Auch Liz strahlte über das ganze Gesicht, als sie ihre beste Freundin in den Armen hielt: „Es war ein kurzfristiger Entschluss. Heute früh wusste ich auch noch nichts."
Dann drehte sich Liz zum Taxifahrer um und gab ihm sein Geld. Sie schnappte sich einen Koffer und Maria nahm den anderen. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg ins Hinterzimmer. Dabei beachteten sie die Rufe der Kunden genauso wenig, wie die Blicke, die ihnen von zwei speziellen Tischen zugeworfen werden.
Als sich die Tür hinter ihnen schloss, fragte Liz: „Waren zufällig schon zwei Offiziere hier, die nach mir oder meinen Eltern gefragt haben?"
„Woher weißt du das?"fragte Maria mit offenem Mund. „Sie sitzen vorn im Lokal."
Liz schaute ihre Freundin an: „Ich erkläre dir das alles später. Jetzt muss ich erst mal wieder rein. Hast du heute Abend schon was vor?"
„Wir wollten alle auf eine Party,"meinte Maria zögernd.
„Dann morgen,"sagte Liz. „Heute werde ich sowieso mit meinen Eltern sprechen müssen. Wie wäre es zum Frühstück bei mir?"
„Gern."Maria umarmte ihre Freundin noch einmal. „Aber jetzt muss ich mich auch mal wieder um die Gäste kümmern. Die werden sicher schon unruhig."
Liz trat wieder durch die Schwingtür und schaute sich kurz um. Dabei entdeckte sie Max, der sie direkt anstarrte. Doch sie war noch nicht bereit mit ihm zu reden und so machte sie sich erst einmal zu einem anderen Tisch auf den Weg.
„Hallo, Liz,"wurde sie begrüßt.
„Harmon, Mac, dachte ich mir doch, dass ich euch hier finde," sagte sie lachend.

Maria ging unterdessen kurz zu dem anderen Tisch, an dem die drei jede Bewegung von Liz beobachteten. Wieso begrüßte sie sie nicht und warum ging sie ausgerechnet zu den Leuten vom Militär? Dabei schien sie keine Angst zu haben. Vielmehr strahlte sie die Offiziere an und dann setzte sie sich zu ihnen. Kurze Zeit später sprachen sie ausgelassen miteinander und lachten.
„Was ist mit ihr los?"fragte Max Maria. „Was hat Liz mit dem Militär zu tun?"
Maria zuckte nur mit den Schultern: „Ich habe keine Ahnung."

„Liz, ich muss sagen, dass mir dieses Cafe wirklich sehr gut gefällt," meinte Mac, nachdem sie ihren ersten außerirdischen Bürger verschlungen hatte.
„Ich hatte es dir doch prophezeit,"gab Harm zurück. „Auf jeden Fall wirst du bei diesem Einsatz nicht verhungern. Eher muss der Laden schließen, weil du alle Vorräte aufgebraucht hast."
Mac schlug ihn lachend auf den Oberarm, bevor sie erwiderte: „Ich muss doch bitten. Solche Unterstellung muss ich mir nicht gefallen lassen."
„Was willst du denn tun? Mit einer Klage würdest du nie durchkommen. Ich hätte mehr als genug Zeugen, die ich zu meiner Verteidigung..."Harm brach ab, als er Liz' verwirrten und gleichzeitig traurigen Gesichtsausdruck bemerkt: „Was ist denn los?"
Liz schaute ihn kurz an: „Ich glaube, ich muss da mal noch jemand begrüßen."
Sie stand ohne ein weiteres Wort auf und ging zu einem anderen Tisch.

Langsam ließ sie sich neben Michael auf die Bank gleiten und dann schaute sie alle vorsichtig an: „Hey Leute."
Michael grinste sie an und sagte: „Hallo Liz. Auch mal wieder in der Stadt?"
Liz versuchte ebenfalls zu lächeln, was ihr aber nicht wirklich gelingen wollte, angesichts der Tatsache, dass Max neben seiner Schwester auf der anderen Seite des Tisches saß und sie schweigend anschaute.
„Willkommen zu Hause,"meinte Isabell.
Max schwieg noch immer.
Liz wollte ihn nicht drängen und so wechselte sie das Thema, obwohl sie doch etwas enttäuscht von seiner Reaktion oder vielmehr Nicht-Reaktion war: „Ihr braucht euch keine Sorgen wegen den beiden Offizieren zu machen. Die sind hundertprozentig nicht hinter euch her. Das sind Anwälte vom Jag-Team, die eine Untersuchung auf der Militärbasis machen."
„Wieso bist du dir da so sicher?"fragte Michael skeptisch.
Liz überlegte kurz, was sie sagen sollte und entschloss sich dann doch für die Wahrheit: „Weil ich die letzten Monate mit ihnen verbracht habe. Der große Mann ist mein Cousin Commander Harmon Rabb jr., die Frau ist Colonel Sarah MacKenzie und sie arbeiten mit Sicherheit nicht für das FBI oder so. Sie werden die nächsten Tage hier wohnen, da wegen dem Crashfestival alle Hotels ausgebucht sind und außerdem wollen sie meine Eltern besuchen. Das ist alles ganz harmlos."
Maria stand neben dem Tisch und fragte verwundert: „Das ist Harm? Ich hatte ihn mir nach deinen Beschreibungen irgendwie anders vorgestellt."
Liz schaute sie an: „Wieso? Was war denn so falsch an meinen Aussagen?"
„Ich weiß auch nicht. Aber irgendwie... ach ich weiß nicht."
„Ich würde schon gern wissen, was du meinst," schaltete sich Michael wieder in das Gespräch ein. „Wann hat Liz dir überhaupt von ihm erzählt?"
Maria warf ihm einen belustigten Blick zu, der zeigte, dass sie doch etwas von seiner plötzlichen Eifersucht überrascht war. Dann sprach sie: „Das muss schon einige Jahre her sein. Ich konnte mich selbst nicht mehr genau erinnern, als sie mir dann vor ein Paar Wochen sagte, dass sie bei ihm ist."
„Du wusstest von Anfang an, wo Liz ist? Du hast uns angelogen?"fragte nun Isabell überrascht. Damit hätte sie nun wirklich nicht gerechnet.
„Nein, so war das nicht,"warf Maria ein. „Als ich euch von ihrer Abreise erzählte, wusste ich genauso wenig wie ihr. Doch dann hat sie mich am nächsten Tag angerufen und gebeten euch nichts zu sagen. Ich weiß nicht, ob ich das geschafft hätte, wenn ihr mich noch einmal gefragt hättet. Aber ihr habt es nicht getan. Das Thema wurde totgeschwiegen, so dass ich es auch nicht zur Sprache brachte."
Nun hatte Max genug gehört und stand wütend auf und ging.
Liz wollte ihm nachgehen, doch ihre Beine gehorchten ihr nicht. So blieb sie wie versteinert sitzen und schaute ihm hinterher. Dann wandte sie sich an ihre Freunde: „Ich muss euch dringend noch etwas erzählen. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob es nicht besser wäre, es nicht zu tun, aber nachdem Tess jetzt weg ist, hat sich die Situation vollständig geändert und ihr müsst es einfach erfahren. Könnten wir uns vielleicht bei dir in der Wohnung treffen, Michael?"Er nickte und so fuhr sie fort: „Ich wollte euch nicht verletzten und es tut mir leid, wenn ihr euch unnötig Sorgen gemacht habt, aber ich konnte unmöglich bleiben. Und wenn ihr es gewusst hättet, wärt ihr vielleicht gekommen. Egal. Sorgt bitte dafür, dass Max auch kommt."
Damit stand sie auf und ging zurück zum Tisch von Harm und Mac. Bei ihnen angekommen, sagte sie: „Ich zeige euch dann mal eure Zimmer."
„Hast du denn schon mit deinen Eltern gesprochen?"fragte Harm sofort.
Liz nickte: „Ich habe sie angerufen. Sie sind einverstanden, dass ihr hier wohnt. Ich weiß zwar nicht genau, worauf sie mich noch hinweisen wollte, weil der Akku leer war, aber sie haben prinzipiell erst einmal zugestimmt."
„Gut,"meinte Mac. „Dann sollten wir gehen."Dann ergänzte sie grinsend: „Jetzt weiß ich auch endlich, warum ihr damals so ein Geheimnis um die Uniformen gemacht habt. Aber ich muss sagen, dass sie doch ganz niedlich aussehen."
„Das kann man immer sagen, wenn man nicht gezwungen ist, sie zu tragen."
Dann verließen sie gemeinsam das Cafe, gingen zum Mietwagen und holten ihr Gepäck. Durch die Hintertür gelangten sie wieder ins Haus und dann gingen sie die Treppe hoch in die Wohnung der Familie Parker.
Liz führte sie in den hinteren Teil, in dem sich auch die Gästezimmer befanden und nachdem sie die erste Tür geöffnet hatte, wurde ihr auch klar, was ihre Eltern ihr noch sagen wollten. Das Zimmer, vor dem sie standen, wurde gerade frisch tapeziert und war dementsprechend unbewohnbar. Glücklicherweise war der andere Raum ganz normal und Liz wandte sich an die beiden: „Tja, jetzt haben wir ein kleines Problem. Wir haben nur die zwei Zimmer und da das eine renoviert wird, werdet ihr euch ein Zimmer teilen müssen. Oder ihr nehmt noch die Couch im Wohnzimmer, aber die ist total unbequem."
Fragend schaute sie die Offiziere an, die ebenfalls eher ratlos aussahen. Dann ergriff Mac das Wort: „Ich denke, dass das kein Problem sein sollte. Schließlich haben wir schon einmal ein Zimmer geteilt, richtig?"
Harm nickte langsam. Er war sich da nicht so sicher, weil die Situation doch etwas anders war. Aber er konnte sich seine Unsicherheit unmöglich anmerken lassen und so stimmte er zu. ‚Was kann da schon passieren? Wir sind erwachsene Menschen und wir sind uns einig, dass wir erst einmal nur Freunde sind. Also ist doch alles ganz harmlos!' redete er sich in Gedanken gut zu, doch das flaue Gefühl in seinem Magen ließ noch einen gewaltigen Berg Zweifel zurück.

2324 Z-Zeit (17.24 Uhr MDT)
The Crashdown Cafe
Roswell, New Mexiko

Harm trat aus dem Badezimmer und betrachtete Mac, die mit gedankenverlorenem Blick ihren Computer anstarrte: „Grübelst du über den Fall, Mac? Du solltest auch mal abschalten. Wir können uns doch morgen wieder Gedanken machen!"
„Was?" Mac blickte erschrocken auf. „Nein, dass ist es nicht. Ich habe nur... es ist nichts. Was schlägst du denn vor, was wir jetzt unternehmen könnten."
„Lenk nicht ab. Ich habe doch genau gesehen, dass dich etwas beschäftigt."
Mac blickte ihn streng an: „Es war wirklich nicht so wichtig. Lassen wir es einfach."
„Gut. Was hältst du dann von einem kleinen Stadtrundgang? Zur Zeit dürfte einiges los sein, wenn man bedenkt, dass übermorgen das Crashfestival ist."
Mac stand sofort auf: „Einverstanden."
„Ach, Mac,"hielt Harm sie noch einmal zurück. „Liz und ich müssen heute Abend eine wichtige Sache mit ihren Eltern besprechen und ich..."
„Du willst, dass ich euch dazu allein lasse,"beendete Mac den Satz. „Das ist doch selbstverständlich. Mach dir darüber keine Sorgen."
Harm nickte: „Danke."
Somit machten sie sich auf den Weg.
Als sie nach unten kamen, trafen sie im Hinterzimmer auf Liz, die nun ebenfalls ein kurzes, grünes Kleid, die alienförmige Schürze und die Antennen trug.
„Ich will kein Kommentar hören,"sagte sie sofort. „Maria brauchte etwas Unterstützung, weil eine Kellnerin plötzlich krank geworden ist und da bin ich eingesprungen. Und was habt ihr jetzt vor?"
„Wir schauen uns nur kurz die Stadt an. Zum Essen sind wir wieder da. Und danach sollten wir mit deinen Eltern sprechen," erklärte Harm.
Liz schaute ihn etwas ängstlich an: „Ich weiß."
„Das wird schon. Mach dir keine Sorgen," meinte Harm sofort und nahm sie beruhigend in den Arm.