0303 Z-Zeit (21.03 Uhr MDT)
The Crashfestival
Roswell, New Mexiko

„Sind die beiden ein Paar?" fragte Max und deutete mit dem Kopf zur Tanzfläche, wo sich Harm und Mac gut zu amüsieren schienen.
Liz lachte: „Ich weiß auch nicht. Es scheint sich etwas anzubahnen. Aber sie wollen es nicht wahr haben. Deshalb bleiben sie weiterhin Freunde."
Max nickte nur und schaute wieder zu den Tanzenden. Sein Blick schwenkte zu Maria und Michael, die ebenfalls tanzten. Dann erkannte er seine Schwester, die direkt auf sie zukam und sich schließlich auf einen der freien Stühle fallen ließ.
„Was macht ihr hier?" fragte sie erstaunt. „Wollt ihr nicht tanzen?"
„Wir machen eine Pause," erklärte Liz sofort. „Du scheinst dich aber auch gut zu unterhalten. Felix scheint ja sehr nett zu sein."
„Nett?" fragte Isabell zurück. „Der Kerl ist aufdringlich und absolut nicht mein Typ."
Max lachte auf: „Für mich sah das aber nicht so aus."
„Du kannst denken, was du willst," fauchte Isabell ihn an.
Beschwichtigend sagte er: „Tut mir leid. Ich wollte dich nicht ärgern."
„Schon okay. Es ist ja eigentlich auch Felix, der mich so aufregt."
Liz wollte mehr über ihn wissen, so dass Isabell erklärte: „Ich habe mein Studium in Santa Fe schon vor ein Paar Wochen begonnen. Es sind zur Zeit lauter Einführungsveranstaltungen und dabei habe ich ihn kennen gelernt. Tja und weil mir sonst niemand begegnet ist, den ich kannte, habe ich mich ein wenig mit Felix unterhalten. Er schien ja auch ganz freundlich zu sein, aber..."
Sie brach ab, als sie das Thema ihrer Ausführungen auf sich zukommen sah. Er setzte sich zu ihnen und fragte: „Na, schon erschöpft?"
„Nur eine kleine Pause," antwortete Liz. „Und wie gefällt's dir hier?"
Felix zuckte mit den Schultern: „Das Crashfestival ist schon okay. Ansonsten hat die Stadt aber nicht sehr viel zu bieten, wie es scheint. Meine Familie ist vor 3 Monaten hierher gezogen und ich konnte noch nicht wirklich was interessantes entdecken."
„3 Monate?" fragte Max überrascht. „Warum haben wir uns dann nie gesehen?"
„Oh! Ich habe eine kleine Wohnung in Santa Fe, da ich dort studiere. In Roswell bin ich eigentlich nur um meine Eltern zu besuchen und das passiert nicht so oft."
„Und wo habt ihr vorher gewohnt?" wollte Liz wissen.
Felix antwortete: „In Berlin, der Hauptstadt von Deutschland. Mein Vater war in der amerikanischen Botschaft tätig. Meine Mutter ist eine Deutsche und deshalb habe ich auch diesen Namen, der in Amerika eher untypisch ist."
„Das war doch sicher sehr interessant."
„Naja," meinte Felix. „Wir waren eigentlich meistens nur auf dem Botschaftsgelände. Ich war in einer amerikanischen Schule und so weiter. Dementsprechend habe ich nicht wirklich viel von dem Land mitbekommen. Natürlich habe ich mit meiner Mutter viele Ausflüge gemacht, aber trotzdem fühlte ich mich nur als Gast in diesem Land, obwohl ich dort geboren wurde. Hier ist alles ganz anders. Erstmals in meinem Leben kann ich machen, was ich will."
„Seht ihr," meinte Isabell, stand auf und war auch schon verschwunden.
Felix schaute ihr überrascht hinterher: „Hab ich was falsches gesagt?"
„Ich denke nicht. Bei meiner Schwester kann man da nie so sicher sein."
„Hey," meinte Liz sofort und stupste ihn mit dem Ellenbogen an. „Du stellst Isabell ja als ein Ungeheuer dar. Sie ist wirklich nicht so schlimm. Manchmal ist sie nur ein wenig verschlossen. Du solltest dich davon nicht abschrecken lassen, Felix."
„Na gut. Ich gehe dann mal wieder auf die Tanzfläche."
Max schaute Liz verwundert an: „Wieso hast du ihm das erzählt?"
„Weil er sonst vielleicht aufgegeben hätte."
„Wie aufgegeben?"
Liz grinste: „Hast du nicht gesehen, dass er an deiner Schwester interessiert ist?"
„Na und? Sie will doch nichts von ihm."
Liz schüttelte den Kopf: „Du musst noch viel über Frauen lernen. Sie hat sich viel zu sehr über ihn aufgeregt, als dass er ihr egal wäre."
„Sicher?" fragte Max, der noch immer nicht überzeugt war.
Liz stand auf und hielt ihm ihre Hand entgegen: „Komm mit. Ich beweise es dir."
„Was hast du vor?" wollte Max wissen, während er ihr folgte.
Sie begab sich zu den anderen Tanzenden und legte ihre Arme um ihn: „Tanzen!"
„Und was hat das mit meiner Frage zu tun?" sagte Max in einem Ton, als ob ihm diese Beweisführung stören würde. Doch sein Gesicht zeigte etwas anderes. Außerdem legte er mehr als willig seine Arme um ihre Taille.
„Beobachte sie doch einfach mal. Das geht von hier aus besser."
Sie schaute in seine Augen und begann sich dann zur Musik zu bewegen.
„Du hast Recht," sagte er nach einer Weile, ohne auch nur einen Blick auf seine Schwester geworfen zu haben.
Liz lächelte: „Hattest du daran jemals einen Zweifel?"

Zur gleichen Zeit nahm Felix seinen ganzen Mut zusammen und ging noch einmal auf Isabell zu: „Hast du Lust zu tanzen?" Sie wollte schon abwinken, als er ergänzte: „Ach komm schon. Ein Tanz und wenn du mich dann noch immer loswerden willst, verspreche ich das ich dich in Ruhe lasse." ‚Zumindest für den Rest des Abends.'
Sie gab sich einen Ruck und stand seufzend auf: „Ein Tanz. Und dann gehst du."
Er nickte, nahm ihre Hand und sie ließ sich bereitwillig zur Tanzfläche führen. Da endete das schnelle Lied und langsame Töne erklangen.
„Das hast du geplant," meinte Isabell gespielt empört, während sie sich ihm näherte und begann sich zur Musik zu bewegen.
Grinsend überging er ihre Aussage. Schließlich konnte er ja nicht einfach so ‚ja' sagen.
Der Refrain setzte gerade das erste Mal ein, als jemand heftig an Felix' Schulter zog.
Genervt drehte er sich um und erstarrte: „Was machst du hier?"
„Es geht schief. Wir fliegen auf."
„Was?" fragte er entsetzt und löste sich nun vollständig von Isabell. „Was ist los?"
„Dein Vater kommt," gab der unbekannte Mann bekannt.
Felix schüttelte bestimmt den Kopf: „Nein. Er hat mir versprochen das nicht zu tun."
„Ich weiß. Aber... naja... du hast ein Paar Dummheiten gemacht..."
„Was hat das ganze zu bedeuten?" fragte Isabell nun aufgebracht.
Das zog auch die Aufmerksamkeit der Paare um sie herum auf die Situation.
Und plötzlich ertönte die laute Stimme von Harm: „Seaman Miller? Kommen sie mit."
Er packte den unbekannten Mann am Oberarm und gemeinsam verließen sie die Tanzfläche, dicht gefolgt von Mac, Felix, Isabell, Max und Liz. Nur Michael und Maria waren so sehr auf sich konzentriert, dass sie ihre Umgebung nicht mitbekamen.
„Was haben sie sich nur dabei gedacht, Seaman?" fragte Mac verwundert. „Wir haben alles getan, damit die Anklage fallen gelassen wird und sie verschwinden einfach."
„Es tut mir leid, Sir, Ma'am," erklärte er. „Ich wollte ihnen keine Unannehmlichkeiten machen. Aber ich hatte meine Gründe."
„Welche Gründe?" fragte Harm scharf.
Da trat Felix vor und verkündete: „Ich bin Felix Miller."
„Und ich bin Felix Godman," erklärte der vermeintliche Seaman.
„Was?" fragten Mac und Harm gleichzeitig. Und auch die anderen beobachteten das ganze ungläubig.
„Ja," begann der echte Felix Miller zu erklären. „Wir waren beide auf der Militärschule in Deutschland und nachdem unsere Väter in die Vereinigten Staaten zurückversetzt wurden, wollten wir beide ein ziviles Leben beginnen. Allerdings aus unterschiedlichen Gründen. Felix musste das Militär verlassen wegen eines kleinen Verstoßes in Deutschland, während ich einfach mal ein normales Leben wollte. Und dann kam mein Vater und verbot es mir."
„Daraufhin haben wir die Plätze getauscht," fuhr der andere Felix fort. „Er ging für mich zur Uni und ich habe mich in Roswell unter seinem Namen auf dem Navygelände niedergelassen. Alles ging gut, bis meine Eltern plötzlich meinten, dass sie mich in Santa Fe besuchen müssten. Also musste ich für ein Paar Stunden runter von der Basis und weil man mir keinen Freigang gewährte, bin ich weggelaufen. Ich dachte, dass es keiner bemerkt. Wir konnten unsere Deckung doch nicht auffliegen lassen."
„Und wenn sie jemand wiedererkannt hätte?" fragte Harm nach.
„Wer denn? Wir haben doch unser ganzes Leben in Europa verbracht," meinte Seaman Miller. „Und ich habe meinen Dad verboten vorbeizukommen - mit der Ausrede, dass die anderen mich sonst vielleicht ausschließen."
„Wer ist ihr Vater?" wollte Mac wissen.
„Ein Drei-Sterne-Admiral, der sich nach seiner Tätigkeit in der amerikanischen Botschaft in Berlin in den Ruhestand hat versetzen lassen."
„Okay," meinte Mac noch immer ein wenig verwirrt. „Aber warum sind sie dann das zweite Mal verschwunden?"
„Weil sein Vater sein Versprechen brechen wollte und auf dem Stützpunkt nach dem Rechten schauen wollte," meinte Felix Godman. „Er hatte natürlich von dem Vorfall erfahren. Und naja. Der ganze Schwindel wäre aufgefallen und als ich in Santa Fe anrief, sagte man mir, dass Felix nicht da ist und da bin ich eben selbst losgefahren, um ihn zu suchen und als ich ihn dort nicht fand, kam ich zurück, weil ich dachte, dass er vielleicht bei seinen Eltern ist, was sich ja auch fast bewahrheitete."
„Ich wollte mal vorbeischauen. Um sie zu beruhigen. Ich wusste doch nichts von dem Vorhaben meines Vaters."
„Und wo waren sie die letzten Tage?" wollte Mac wissen.
„Bei einem Freund. Ich wollte noch nicht gleich nach Hause. Meine Mutter ist toll. Wirklich. Aber mein Vater... naja... wissen sie, wie es ist, wenn der eigene Vater auch im Militär ist und ihnen immer als ihr Vorbild vorgehalten wird?"
Harm schaute traurig zu Boden und Mac berührte ihn sanft an der Schulter. Harmon Rabb senior war noch immer ein sehr heikles Thema...
Er strafte sofort wieder seine Haltung, warf Mac einen dankbaren Blick zu, bevor er fortfuhr: „Wir verstehen worauf sie hinauswollen. Allerdings haben sie sich verschiedener Vergehen schuldig gemacht, für die sich jetzt verantworten müssen."
„Wir müssen sie auffordern mitzukommen - alle beide," fuhr Mac fort. „Wir werden am besten sofort zum Stützpunkt zurückkehren."
„Und was passiert dann?" fragten sie gleichzeitig.
Die Anwälte schauten sich an und zuckten mit den Schultern.
„Das wird sich zeigen," meinte Harm schließlich vage. „Wir sollten uns jetzt auf den Weg ins Crashdown machen und uns umziehen."
„Kommen sie," stimmte Mac zu und zu viert machten sie sich auf den Weg, nachdem die Anwälte sich schnell verabschiedet hatten.

0545 Z-Zeit (23.45 Uhr MDT)
The Crashdown Cafe
Roswell, New Mexiko

Als Harm und Mac an diesem Abend zurückkehrten, wurden sie schon erwartet. Verwundert stellten sie fest, dass im Cafe noch Licht war. Doch als sie zu den Fenstern gingen, erkannten sie die fünf Freunde, die zusammen ins einer Nische saßen.
Nach einem kurzen Klopfen an der Tür, wurde ihnen von Liz geöffnet.
Sie nahmen sich zwei Stühle und setzten sich zu ihnen. Liz brachte ihnen ein Paar Getränke und dann fragte sie: „Was wird jetzt aus den Felixen?"
„Das liegt nicht in unserer Hand," meinte Harm schulterzuckend.
„Aber ihr werdet sie doch verteidigen, oder?"
Mac schüttelte den Kopf: „Es wurde keine Anklage erhoben. Seaman Millers Vater, der Admiral, hat seine Beziehungen spielen lassen. Jetzt liegt es in Ermessen des Stützpunktkommandanten für eine angemessene Bestrafung zu sorgen."
„Sie kommen also nicht ins Gefängnis?" wollte Isabell wissen.
„Mit größter Wahrscheinlichkeit nicht."
Sie stand auf: „Na gut. Dann verabschiede ich mich mal. Es ist schon spät und ich fahre morgen früh zurück nach Santa Fe."
„Aber du kommst doch nächstes Wochenende zurück?" fragte Liz sofort nach.
Sie nickte: „Wie könnte ich mir deine Abschiedsparty entgehen lassen!?"
Sie umarmte ihre Freunde kurz und ging.
Liz wandte sich an die beiden Offiziere: „Und was ist jetzt mit euch?"
„Wir rufen morgen früh Admiral Chegwidden an und reisen dann wahrscheinlich noch am gleichen Tag ab," antwortete Mac fast ein wenig bedauernd.
Harm schloss sich ihren Ausführungen an: „Deshalb gehen wir jetzt auch hoch."
Sie verabschiedeten sich von Liz' Freunden, die nun ebenfalls aufbrachen.

0208 Z-Zeit (20.08 Uhr MDT)
Roswell, New Mexiko

Langsam lief Liz durch die Straßen ihrer Heimatstadt. Traurig schaute sie sich um. Sie würde das alles ganz schön vermissen. Doch es gab keine andere Möglichkeit.
Sie konzentrierte ihren Blick wieder auf den Bürgersteig und erschrak als plötzlich jemand vor ihr stand. „Sean," rief sie verwundert aus.
„Hallo, Parker," meinte er. „Seit wann bist du wieder in Roswell?"
„Einige Tage," antwortete sie knapp. „Tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe. Doch ich wollte einfach ein wenig Abstand zu dem hier..."
Er winkte lässig ab: „Hey. Wer könnte das besser verstehen als ich. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie oft ich schon daran gedacht habe wieder zu verschwinden. Aber man kann auch nicht ewig weglaufen."
„Gute Einstellung. Ich bin noch nicht so weit."
„Was soll das heißen?" fragte er verwundert zurück.
Liz zögerte kurz, bevor sie sagte: „Ich werde Roswell wieder verlassen. Ich bin nur zurückgekommen, um meine Sachen zu packen und mich zu verabschieden."
„Und wann fährst du?"
„Am Samstag. Ich gebe eine kleine Abschiedsparty. Vorher. Im Crashdown. Wenn du also kommen willst... ich würde mich freuen."
„Schon gut. Ich bin nicht so für solche Menschenansammlungen. Feiere du nur mit deinen Freunden."
„Sicher?"
„Ja klar. Wo soll die Reise eigentlich hingehen?"
„Washington D.C."
„Nicht schlecht, Parker. Die Großstadt."
„Ja," meinte sie nur nickend. Dann wechselte sie das Thema: „Du hast mir vor meiner Flucht wirklich sehr geholfen und ich habe mich nie dafür bedankt."
„Das war doch gar nichts."
„Doch. Das werde ich dir nie vergessen. Danke," wiederholte sie und gab ihm dann einen Kuss auf die Wange.
„Dann heißt es jetzt ‚Leb wohl'."
„Nein. Das ganz sicher nicht," antwortete sie kopfschüttelnd. „Ich bin schließlich nicht aus der Welt und ich komme wieder." Er nickte kurz und sie ergänzte: „Wiedersehen."
„Wiedersehen."
Sie schenkte ihm ein letztes Lächeln und setzte dann ihren Stadtrundgang fort.

0208 Z-Zeit (20.08 Uhr MDT)
The Crashdown Cafe
Roswell, New Mexiko

Eine Woche später war es dann soweit. Liz hatte alle Formalitäten erledigt und ihre Sachen waren verpackt. Natürlich nahm sie nicht alles mit nach Washington, denn sie musste ihren Eltern versprechen sie so oft wie möglich zu besuchen. Trotzdem war es ein komisches Gefühl in ein Zimmer zu kommen, in dem fast nur noch Umzugskartons standen. Liz wollte die Sachen so lange dort lassen, bis sie und Harm eine Wohnung gefunden hatten. Dann würden ihre Eltern die Sachen nachschicken.
Fast ein wenig traurig durchsuchte sie noch einmal alle Schränke, ob sie auch ja nichts vergessen hatte.
Als sie sich schließlich umdrehte, stand Max in der Zimmertür und beobachtete sie interessiert: „Deine Gäste warten."
„Ich wollte nur noch einmal sichergehen, dass ich auch nichts vergessen habe. Schließlich geht mein Flug in 6 Stunden und ich muss nach der Party sofort los."
„Ich weiß," antwortete er leise.
Langsam ging sie auf ihn zu: „Du weißt, dass das kein Abschied für immer ist. Wir sehen uns schon bald wieder."
„Ich weiß," wiederholte er. Fast flüsternd ergänzte er: „Du wirst mir trotzdem fehlen."
Ein Lächeln zauberte sich auf ihr Gesicht, als sie ihn umarmte: „Du mir auch."
‚Dann bleib,' hätte er am liebsten geantwortet, doch dann wurde ihm bewusst, dass das Liz gegenüber unfair gewesen wäre. Schließlich hatte ihre Abreise gute Gründe.
Doch er brauchte gar nichts sagen. Sie konnte es in seinen Augen lesen und ergänzte: „Du hast gesagt, dass du meine Entscheidung respektierst."
Er antwortete: „Das tue ich auch. Wirklich. Es macht den Abschied aber auch nicht einfacher..." Sie schaute ihm direkt in die Augen, als er fortfuhr: „Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass das alles passiert. Die Sache mit Tess, Alex, unser Streit... Das ist alles irgendwie aus dem Ruder gelaufen..."
„Schon gut. Ich weiß, dass du mir nicht mit Absicht weh getan hast."
„Trotzdem habe ich es getan und ich wollte mich dafür entschuldigen."
Liz nahm es nickend zur Kenntnis und meinte dann: „Lass uns runter gehen."

Das Cafe war festlich geschmückt. Alle Freunde waren eingeladen. Und auch wenn es eine Abschiedsfeier war, war die Stimmung gut.
Es wurde getanzt. Es wurde gelacht.
Und Liz konnte noch einmal mit allen reden - was sich auf Grund der lauten Musik etwas schwieriger gestaltete. Allerdings hatte sie die Woche genutzt um allen „Auf Wiedersehen" zu sagen, so dass das auch nicht so schlimm war.
Ihre Eltern hatten sich zurückgezogen. Sie hatte bereits den vorhergehenden Tag mit ihnen verbracht und später würden sie sie zum Flughafen bringen.
Die fünf Freunde befanden sich gerade auf der Tanzfläche, als sich die Tür öffnete und Felix Miller den Raum betrat.
Isabell erstarrte in ihren Bewegungen und die anderen blickten abwartend zwischen den beiden hin und her.
Schließlich brach Liz das Schweigen und stupste Isabell an: „Nun geh schon zu ihm."
„Ich will aber nicht," meinte sie resolut und begann wieder zu tanzen.
Daraufhin begab sich Felix auf die Tanzfläche, stellte sich direkt hinter sie und schrie gegen die laute Musik an: „Können wir uns kurz unterhalten?"
Sie wollte schon austesten, wie weit er gehen würde, um sein Ziel zu erreichen. Doch dann entschied sie sich um und bedeutete ihm mit einem Nicken ihr zu folgen.
Im Hinterzimmer angekommen, drehte sie sich zu ihm um: „Was willst du?"
„Es erklären."
„Was? Warum du mich angelogen hast? Oder warum du mich nicht einfach in Ruhe lassen kannst? Oder was du..."
Mit wenigen Schritten überwandt er die kurze Distanz, die noch zwischen ihnen lag und küsste sie. Für einen kurzen Moment schien es fast so, als würde Isabell den Kuss erwidern, doch dann hob sie ihre Hände und schob ihn schnell von sich weg.
„Was fällt dir eigentlich ein?" fragte sie ihn aufgebracht.
„Entschuldige. Ich hätte dich nicht so überrumpeln sollen."
„Du hättest es vielleicht ganz lassen sollen!" gab sie zurück.
„Meinst du das wirklich?" fragte er. Als sie ihn wütend anfunkelte, wechselte er lieber das Thema: „Ich wollte dich nicht anlügen. Wirklich. Und ich meine: Was ist schon ein Nachname. Ich noch immer der derselbe Mensch, den du..."
„... noch nie gemocht habe. Ganz genau. Und deshalb werde ich jetzt auch wieder vorgehen. Das hier ist Liz' letzter Abend und den will ich mit ihr verbringen."
„Das verstehe ich ja auch," stimmte er ihr zu, während er sie sanft am Oberarm festhielt. „Aber ich möchte, dass du weißt, dass dich wirklich mag."
„Natürlich," meinte sie nickend. „Deine Lügen haben das ja eindrucksvoll bewiesen."
„Na gut. Ja. Ich habe gelogen, was meinen Namen betrifft. Aber haben wir nicht alle unsere kleinen Geheimnisse?"
Für einen kurzen Moment zögerte sie. Wo er Recht hatte, hatte er Recht. „Und was wirst du jetzt tun, nachdem euer Geheimnis entdeckt wurde?"
„Mein Vater hat mal wieder seine Macht spielen lassen. Und er hat eingesehen, dass er einen Fehler begangen hat, als er mich zwang in die Navy einzutreten. Deshalb hat er mir jetzt auch wieder beim Austritt geholfen. Gleichzeitig hat er dafür gesorgt, dass ich doch noch an die Universität in Santa Fe darf."
„Und was ist mit Felix Godman?"
„Tja. Das ist wirklich ein Wunder. Ich weiß nicht, wie er's angestellt hat. Aber mein Dad hat dafür gesorgt, dass er noch eine Chance in der Navy bekommt."
„Dann sind ja alle da, wo sie sein wollen."
Felix nickt grinsend: „Ganz genau."
„Ich sollte wirklich zurück auf die Party," erklärte sie und drehte sich um. Als Felix keine Anstalten machte ihr zu folgen, sah sie ihn ein letztes Mal an: „Kommst du?"

0430 Z-Zeit (22.30 Uhr MDT)
The Crashdown Cafe
Roswell, New Mexiko

Nancy und Jeffrey Parker traten durch die Schwingtür, verharrten kurz in ihren Bewegungen und beobachteten ihre Tochter, die noch immer mit ihren Freunden tanzte und feierte.
Plötzlich schien es so, als hätte Liz ihre Anwesenheit gespürt und sie drehte sich ruckartig zu ihnen um. Ein trauriges Lächeln erschien auf ihren Gesicht, als sie einem Klassenkameraden anwies die Musik leiser zu stellen. Dann begann sie zu sprechen: „Es sieht so aus, als wäre es soweit. Ich muss mich auf den Weg zum Flughafen machen. Vorher möchte ich mich noch einmal bei allen bedanken, dass ihr heute gekommen seid. Das hat mir wirklich viel bedeutet. Ich werde euch vermissen."
Und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ sie das Lokal. Auf der Straße traf sie auf Max, Michael, Isabell und Maria, die bereits auf sie warteten.
„Du denkst doch nicht, dass du dich einfach so davonschleichen kannst," meinte Isabell, bevor sie zu ihrer Freundin ging und sie umarmte.
Nachdem sie sich getrennt hatten, kam Michael auf sie zu und nahm sie ebenfalls kurz in den Arm: „Pass auf dich auf."
„Ich liebe dich," flüsterte Max ihr ins Ohr, während ihrer Umarmung. „Wenn du Hilfe brauchst, weißt du ja, wo du mich finden kannst."
„Danke," antwortete sie nickend und drehte sich dann zu ihrer besten Freundin um.
Die beiden brauchten keine Worte. Sie wussten auch so, dass sie sich schrecklich vermissen würden...
„Wir müssen dann los," mischte sich Mrs. Parker plötzlich ein, die bis dahin mit ihrem Mann im Hintergrund gestanden hatte.
„Wenn irgendetwas sein sollte, könnt ihr mich jederzeit anrufen. Ich liebe euch."
Mit diesen Worten ging Liz zu ihren Eltern und stieg in den Wagen.
Sie drehte sich noch einmal um und winkte ihnen ein letztes Mal zu, bevor sich der Wagen in Bewegung setzte und sie um die nächste Straßenecke verschwand.

ENDE