Titel: Miracle (5/7Epilog)
Autor: KimRay
e-mail: KimRaygmx.de
Kategorie: Romance
Unterkategorie: ein ganz klein wenig Humor???
Inhalt: Harry hat ein Problem mit Valentinstagen, trifft jemanden, dem er eigentlich lieber aus dem Weg ging und muss Konsequenzen ziehen, mit denen er am allerwenigsten gerechnet hätte. Und außerdem hat ein gewisser Blonder auch noch ein Wörtchen mitzureden.
DISCLAIMER: Alle urheberrechtlich geschützten Figuren in dieser Story gehören natürlich den jeweiligen Eigentümern. Ich habe sie mir nur ausgeliehen. Einzig die Idee und neue Charaktere sind komplett von mir.
Anmerkungen: Tja, da wäre sie dann, die erste große Konfrontation zwischen Harry und Draco.
Beta: fiZi von Animexx. Wie immer big thanks!
Big Thanks geht außerdem an: BlueStar84, Amunet, Jo Lizard, DarkLuzie, Deedochan, Baerchen23, Angie, Tyfa, hbt3, tini-chan, Adelaide, Babsel und Pussycat! Ich finde es klasse von Euch, dass Ihr mir so fleißig Eure Meinung mitteilt! Weiter so!
V.
Harry POV
„Hey! ...Nein! ...Lilly Ann, nein!"Ich war zu langsam. Himmel noch mal, wie hatte ich mich darauf einlassen können, mit ihr hier her zu gehen.
War ja vollkommen klar gewesen, dass sie vor Begeisterung Luftsprünge machen würde. Das hatte sie schon getan, als Amorina diesen verflixten Schlitten angebracht hatte.
Seit dem hatte ich keine andere Chance, als sie Tag für Tag bei schönem Wetter hier her zu schleppen, sie mit dem Schlitten den sanften Hügel, der von die Kindern im Viertel zum Schlitten fahren genutzt wurde, hinauf zu ziehen und mit ihr gemeinsam wieder hinunter zu sausen.
Lilly Ann war ein Eisbär. Sie liebte den Schnee und sie liebte es, darin herum zu toben.
Gerade eben hatte sie mit ihrem wilden Schaukeln den Schlitten umgekippt und rutschte nun auf dem Hosenboden den Hügel hinunter, so, wie sie es wohl bei einigen anderen, etwas größeren Kindern beobachtet hatte.
Hätte mir jemand vorher gesagt, dass es anstrengender war, ein Kleinkind zu hüten, als ein Baby zu pflegen, hätte ich ihn ausgelacht, im Augenblick musste ich mir jedoch eingestehen, dass es leider so war.
Lilly Ann kam gerade mit zwei anderen Kindern am Schneezaun unterhalb des Hügels zum halten und ich konnte ihr begeistertes Jauchzen deutlich hören.
Ich bewegte mich nicht von der Stelle. Sollte sie sehen, wie sie wieder herauf kam, wenn sie solche Kapriolen machte.
„Daddy!"Ärmchen streckten sich mir entgegen, als sie sich auf die Füße gerappelt hatte.
Grimmig schob ich die Hände in die Taschen meiner Jacke. Das kannst du vergessen, meine Süße! Wenn du allein hinunter gekommen bist kannst du auch wieder rauf krabbeln!
Ich hatte nur ein Auge auf die anderen und die Rechte am Zauberstab, für den Notfall.
„Tut Daddy nicht, was er soll, Lilly Ann?"
Ja meine liebe Danielle, versuch es nur! Sie wird Dir was erzählen!
Danielle Kämmerer kam jeden Tag mit ihrem Sohn hier er. Er war ein paar Monate älter, als Lilly Ann und seit ihr wohl klar geworden war, dass Lilly Ann und ich solo waren, versuchte sie Bekanntschaft zu schließen.
Lilly Anns Reaktion war die übliche. Sie zeigte jedem, der sie ansprach, die kalte Schulter, doch leider fiel ihr das heute nicht ganz so leicht wie sonst, denn Danielle versuchte, sie hoch zu nehmen und ihren Wunsch, den Berg wieder hinauf zu kommen ohne sich dabei richtig anstrengen zu müssen, zu erfüllen.
Das veranlasste mich augenblicklich zur Eile, auch wenn Lilly Ann ihr bestreben, von der jungen Frau wegzukommen, sehr energisch durchzusetzen versuchte, wollte ich doch nicht, dass sie St. Moritz zusammenbrüllte, wenn sie die Nase voll hatte.
„Schon gut, schon gut! Versuchen Sie es nicht, Danielle!"
Die paar Schritte waren zu schaffen, auch im Schnee, nachdem man schon über eine Stunde nur getobt hatte, notfalls auch auf allen Vieren. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis Lilly Ann hinter meinen Beinen in Deckung gegangen war.
„Lass mich auf den Beinen, okay, Süße?"
„Daddy auf!"
„Ach, auf einmal!", ich ignorierte das Ziehen an meinen Hosenbeinen und sah Danielle entschuldigend an, „Sie kann sehr energisch werden und mag es nicht, von Leuten angefasst zu werden die sie nicht kennt, sorry!"
Danielle war ohne Zweifel verdutzt.
„Und dabei ist sie so eine kleine Süße!" Sie glaubte erreicht zu haben, was sie wollte. Das konnte ich sehen. Lilly Ann ließ sie durch meine Knie hindurch nicht aus den Augen.
„Oh... nur äußerlich... nur äußerlich... sie kommt, was dass angeht nach... ähm... nach ihrer Mutter!" Himmel, weg hier, bevor ich mich verhaspelte.
„Daddy... auf!", das klang bedrohlich und das merkte auch Danielle.
Ich musste mir das Lachen verkneifen. Lilly Ann zickte und sie ließ unser Gegenüber dabei nicht aus den Augen. Offenbar betrachtete sie die arme Danielle als Konkurrenz .
Klasse Vorstellung, Tochter! Schwungvoll folgte ich ihrer Aufforderung.
„Also dann, ich glaube wir haben für heute genug, oder?"
„'nug!", kam die erwartete Antwort, auch wenn Lilly Ann von etwas ganz anderem genug hatte. Wieder fixierten ihre grauen Augen Danielle, die ihr fröhlich winkte.
„Tschüß, Lilly Ann, bis morgen!"
Na das konnte ja interessant werden. Lilly Ann jedenfalls ignorierte sie und wies den Hügel hinauf.
„Da!"
„Ja, der Schlitten, du wolltest ihn ja nicht mehr! Sollen wir ihn hier lassen?"Heftiges Kopfschütteln ihrerseits und ein Lachen von mir folgten, als ich begann mit ihr noch einmal den Hügel hinaufzustapfen.
Es waren nur noch ein paar Meter, als er plötzlich da stand, wie aus dem Boden gewachsen, im dunklen, eleganten Mantel, das silberblonde Haar zerzaust, die Hände in den Manteltaschen und den Blick kalt auf uns gerichtet.
Mehr fehl am Platze konnte man nicht sein, doch darüber konnte ich gar nicht nachdenken.
Ich hatte die Sorge verdrängt, denn nach mehr als sechs Wochen hatte ich mich wieder sicher gefühlt, auch wenn er mir noch immer manchmal den Schlaf raubte.
Und jetzt stand er da, direkt neben unserem Schlitten, hier, auf diesem Hügel.
Die schon vertraute Panik überrollte mich, wie eine Welle und ich hatte Mühe, nicht rückwärts zu taumeln. Das war das eine.
Das andere war meine Kleine.
In dem Moment, als ich Draco sah und die Panik mich erfasste, hatte sich ihre Arme um meinen Nacken geklammert. Nun verkroch sie sich an meiner Brust und war bloß noch ein zitterndes Bündel, so deutlich konnte sie meine Angst spüren.
Draco POV
Da standen sie und ich konnte ihm ansehen, dass er davon laufen wollte, doch im Moment konnte er sich offenbar nicht rühren. Er starrte mich nur an, und in seinem Blick kämpfte die Panik mit etwas anderem, das ich noch nicht definieren konnte.
Lilly Ann klammerte sich an ihn, noch mehr, als kurz zuvor, wo sie ohne Zweifel diese junge Frau als Bedrohung empfunden hatte.
Was hatte er gesagt? Was das anging, käme sie nach ihrer Mutter! Vielleicht nicht ganz richtig, doch Recht hatte er trotzdem.
Ich war, was diese Danielle an ging, mit seiner Tochter einer Meinung, aber das überraschte mich nur bis zu einem gewissen Grad.
„Hallo, Harry!"
Diesmal fehlte jeder Ton von Vertrautheit, doch das war keine Absicht. Mir war nichts mehr vertraut an diesem Harry. Ich versuchte nur krampfhaft Ruhe zu bewahren, denn etwas sagte mir, dass jede überhastete Aktion dafür sorgen würde, dass Harry sich umdrehte und erneut verschwand.
Sechs Wochen in einem radikalen Wechsel von Vollrausch und totaler Ernüchterung hatten mich eine Menge gekostet. Alles hätte ich über Bord werfen können dabei, sogar die Tatsache, dass dieses Kind unser Kind war.
Wenn er nicht wollte, dass ich das wusste, dann sollte er seinen Willen haben. Zum Teufel mit ihnen!
Und dann kam der 14. Februar und mit erschreckender Klarheit war mir bewusst geworden, was zwei Jahre zuvor an diesem Tag geschehen war.
‚Auf den Tag der Verliebten!', hatte ich zu ihm gesagt. Fast zwei Jahre später hatte ich mir eingestanden, dass ich wohl doch ein wenig verliebt gewesen war in diesen Harry Potter, der so verdammt unglücklich und allein gewesen zu sein schien.
Mondlicht hin, Mondlicht her. Er war unglücklich gewesen. Und er war allein gewesen.
Wir beide waren in dieser Nacht allein gewesen.
Das Resultat dieser Einsamkeit zitterte in Harrys Armen und spürte ohne Zweifel seine Angst mit einer Deutlichkeit, dass sie nicht wusste, wie ihr geschah.
Sie war ein Miracle, das Miracle, das ich ihm gegeben hatte. Sie besaß einen direkten Link zu ihm, denn er hatte sein Seele mit ihr geteilt und er tat es auch jetzt noch, ganz gleich ob es Freude war, die er verspürte, oder Angst.
Und im Moment war ich die Ursache seiner Angst, die Ursache dafür, dass Lilly Ann nicht wusste, wohin vor Angst und sich in ihm verkriechen zu wollen schien.
Wovor hatte er verdammt noch mal soviel Angst?
„Ich will nur mit dir reden!"das war die reine Wahrheit, doch mein Ziel erreichte ich damit nicht.
Als hätten diese Wort Harrys Erstarrung gelöst, wandte er sich ab und ging den Hügel wieder hinunter, ohne seinen Schlitten.
„Harry, bitte! ...ich will nur reden!"
„Es gibt nichts zu reden!"Die Entschlossenheit in seiner Stimme überraschte mich. Er versuchte offenbar mit aller Macht seine Panik zu kontrollieren, wohl wissend, was er seiner Tochter damit antat.
„HARRY!"Der dünne Mantel meiner Beherrschung zerriss. „NUR REDEN!"
Harry POV
Er wusste es. Daran gab es keine Zweifel mehr für mich und er wusste ebenfalls ohne jeden Zweifel mehr über diese Sache mit dem Miracle, als ich, denn er hielt sich verdammt noch mal zurück.
Egal, was ich mir einreden wollte. Draco hielt sich zurück. Er war kein Mensch, der Geduld hatte und es war ihm anzusehen, dass seine Nerven im Moment nicht die besten waren.
Eigentlich fragte ich mich nur noch, woher er von Lilly Ann wissen konnte.
Sie zitterte noch immer. Noch immer hatte ich mich nicht wieder unter Kontrolle. Nie zuvor hatte ich so deutlich gemerkt, dass sie spüren konnte, wie ich mich fühlte und etwas sagte mir, dass genau das der Grund für Dracos scheinbare Ruhe war.
Es half mir nicht weiter.
„HARRY! ...NUR REDEN!"
Es gab nichts zu reden, und schon gar nicht, solange Lilly Ann bei mir war. Ich musste hier weg, musste mich beruhigen und Lilly Ann wieder ein Gefühl von Sicherheit vermitteln.
„BITTE!"
Lilly Ann zuckte genau wie ich unter diesem Wort zusammen. Was bildete er sich verdammt noch mal ein, und diesmal keimte die Wut in mir hoch.
Ich fuhr zu ihm herum.
„Es-gibt-nichts-zu-reden!"
Das war mein Ernst. Eine schnelle Nummer mit unerwarteten Folgen, okay! Nicht zu ändern.
Es war egal, was ich dabei gefühlt hatte. Er war Draco Malfoy. Er hasste mich. Das hatte er immer getan.
Die winzigen Zweifel an diesem gedanklichen Statement verjagte die Wut aus meinem Kopf.
Es war auch nebensächlich.
Er war hier, und der Grund dafür zitterte in meinen Armen. Er war wegen Lilly Ann hier. Aber das konnte er vergessen. Um nichts in der Welt würde ich sie hergeben. Das hatte ich schon einmal beschlossen und ich entschied es gerade eben wieder.
Himmel noch mal, es gab nichts zu reden und was auch immer Draco dachte, ich wollte nicht mit ihm reden: Er sollte nur aus meinem Leben verschwinden.
Er kam auf mich zu, ohne Hast, ganz ruhig. Die Hände für mich sichtbar an den Seiten, ohne Zauberstab.
Augenblicklich fragte ich mich, ob er noch jemanden in der Hinterhand hatte, doch nichts geschah.
„Harry... bitte... ich will nur reden! Wenigstens das Recht musst du mir zugestehen!"
„Sprich mit mir nicht über irgendwelche Rechte, Draco! Nicht du!"
Er hob die Hand zu Lilly Anns Rücken. Ich machte einen Schritt rückwärts, sie noch ein wenig fester an mich drückend. Sie würde es nicht gnädig aufnehmen, wenn er jetzt irgendetwas tat. Ihr winziges Schluchzen konnte nur ich hören und ihre Ärmchen drückten mir fast die Luft ab.
Und ich würde nicht zulassen, dass er auch nur versuchte, sie mir wegzunehmen.
Draco POV
Ich ließ die Hand wieder sinken, denn ich konnte sehen, dass nicht nur Harry vor mir zurückwich. Lilly Ann tat es ebenfalls. Sie tat, was er tat und je mehr ich ihn bedrängte, desto mehr quälte ich sie beide.
„Harry, bitte! Ich will wirklich nur reden!"
Was war das verdammt noch mal in seinem Blick? Was war es, was ich darin nicht deuten konnte?
„Keine Racheschwüre mehr?", fauchte er mich an und das tat wirklich weh. Das hatte ich schon so lange hinter mir gelassen.
Und da begriff ich es. Er hatte mir nicht vergeben.
Ich hatte nie wieder etwas gesagt, nachdem erst einmal alles zwischen mir und meinem Vater geklärt war, doch Harry wusste das nicht. Ich hatte es ihm nicht gesagt... und wäre bis jetzt auch nie auf den Gedanken gekommen.
Er hatte Angst... vor mir... weil ich wahrscheinlich der einzige war, der möglicherweise dazu in der Lage war, ihm wegzunehmen, was ihm am meisten auf dieser Welt bedeutete:
Lilly Ann.
Augenblicklich schreckte ich ein wenig zurück. Das war nicht der Eindruck, den ich erwecken wollte und es tat fast noch mehr weh, als das, was er gesagt hatte.
Ich sah seine Finger, die den Nacken seiner Tochter liebkosten, sah, wie er den Kopf neigte und seine Wange gegen Lilly Anns Köpfchen schmiegte in dem verzweifelten Versuch die Balance zurück zuholen. Doch er hatte keine Chance.
Sie weinte und mit jedem Augenblick wurde meine Entschlossenheit schwächer.
Gegen Harrys Dickkopf war nie anzukommen gewesen, und wenn er seine Ressentiments einmal hatte, war es schwer etwas dagegen zu tun.
Bitte rede doch wenigstens mit mir! Ich will weder dir noch ihr weh tun! ...Bitte Harry, gib mir eine Chance! ...Ich will sie dir nicht wegnehmen!
Ich stellte fest, dass mich der Mut verließ. Der Wille, wenigstens einen Konsens zu erreichen, wurde immer schwächer. Ich konnte regelrecht spüren, wie ich aufgab.
Ich konnte nicht sehen, wie er sich und seine Tochter mit seiner Verzweiflung quälte und wieder drehte er sich um und ging.
„Harry... bitte glaub mir doch!"Was sollte ich sagen? Was konnte ich tun? Selbst wenn ich ihm gestand, dass ich schon lange keine Rache für die Inhaftierung meines Vaters mehr wollte, würde er mir trotzdem nicht glauben.
Erneut schoss er zu mir herum, diesmal offene Wut im Blick,
„DIR? ...GLAUBEN? ...Du machst Witze, oder?"
„Harry..."
„Ich hab keinen Grund, dir zu glauben! Ich hab nur eine ganze Menge Gründe soviel Abstand, wie nur möglich zwischen dich und mich zu bringen... und das so schnell wie möglich!"
Das war leider die Wahrheit. In seinen Augen stand heute viel zu viel auf dem Spiel. Vor zwei Jahren war das anders gewesen. Da war es nur um ihn gegangen.
„Herr Gott noch mal, ich will doch nur mit dir reden! Hör mir doch wenigstens zu.", erneut platze mir der Kragen. Harry beeindruckte es diesmal überhaupt nicht. Mit meinem Ärger hatte er schon immer umgehen können.
„Bitte-glaub-mir!"Es war der letzte Versuch, vorerst. Ich hätte ihn nicht mit der Kleinen abpassen dürfen. Das wurde mir bitter klar. Er empfand mich auch so schon als Bedrohung, mit Lilly Ann fühlte er sich völlig hilflos, denn er konnte nicht so, wie er wollte, doch erneut nahm das Ganze eine überraschende Wendung.
„Einen Grund, Draco, nenn mir einen Grund... nur einen einzigen! Nenn mir einen Grund, warum ich dir glauben sollte!"War das jetzt wirklich sein Ernst?
„Einen Grund!?"Fieberhaft versuchte ich einen zu finden – mit niederschmetterndem Ergebnis.
Es gab keinen. Er hatte Recht.
Harry hatte keinen Grund mir zu glauben, nicht einen. Ich hatte ihm niemals einen gegeben.
„Es gibt keinen!!", musste ich darum resigniert gestehen.
Warum ich das sagte, weiß ich bis heute nicht, doch als mein Blick Harrys traf, begriff ich, dass ich das einzig richtige gesagt hatte:
Die Wahrheit.
Harry POV
Als ich Amorinas Haus erreichte – mit Schlitten – hatte Lilly Ann sich einigermaßen beruhigt, ebenso, wie ich.
Warum ich mich darauf eingelassen hatte, wusste ich nicht, ich wusste nur, dass ich alle Vorsichtsmaßnahmen treffen musste, um meine Tochter zu schützen.
In ein paar Stunden würde ich mich mit Draco in der Bar des Savoy treffen.
Es hatte mich überrascht, dieses Eingeständnis der Wahrheit von ihm zu hören und eine Ahnung sagte mir, dass es der Grund für mein Einlenken war.
Er war nie ehrlich gewesen. Sicher bestand noch immer die Möglichkeit, dass er eine Horde Handlanger im Rücken hatte, doch mit dem wurde ich schon fertig.
Ich glaubte es eigentlich auch nicht mehr wirklich, denn sonst hätte ich mit Sicherheit schon längst das zeitliche gesegnet und Draco hätte, was er wollte.
Das wichtigste war im Moment für mich, das Lilly Ann aus diesem Konflikt heraus kam. Sie war vollkommen alle, als wir das Haus betraten.
„Rina!"
Amorina kam aus der Küche.
„Hallo, Harry! Was war los? Du siehst fertig aus! Ihr seid spät dran!"
„Kannst du Lilly Ann nehmen? Ich muss Albus sprechen! Hoffentlich erreiche ich ihn!"Ich schob ihr Lilly Ann in die Arme und spürte, wie meine Tochter mir skeptisch nachblickte, als ich in der Bibliothek verschwand. Auch Amorinas Blick folgte mir irritiert, doch das war Nebensache.
Im Augenblick ging es darum, dass jemand auf meine Tochter und Amorina Acht gab, wenn ich nicht hier war und Albus war der einzige, dem ich das anvertrauen konnte.
Albus Dumbledore POV
War das Kartenhaus, das er sich gebaut hatte also doch noch eingestürzt!
Ich musste ehrlich zugeben, dass ich damit eigentlich nicht mehr gerechnet hatte, doch als ich Harry an diesem Abend vor dem Kamin sah, erkannte ich ihn zum ersten Mal wirklich wieder.
Das war der Harry Potter, den ich kannte, nicht der sanfte Junge, der allein ein süßes, eigensinniges Mädchen groß ziehen wollte, bereit, alles dafür zu geben.
Hatte der junge Malfoy also doch noch herausbekommen, was passiert war.
Nun, ein Blick in Lilly Ann Evans Gesicht musste selbst ihm genügen. Das Rad des Schicksals begann sich erneut zu drehen und etwas sagte mir, dass Harry das diesmal nicht mehr allein entscheiden konnte.
„Was machst du denn hier?"Amorina war überraschend in der Bibliothek aufgetaucht, in der ich mich niedergelassen hatte. Nun, irgendwann hatte sie mich ja mitbekommen müssen.
Verflixter Bengel. Er hatte ihr nicht gesagt, was los war. Zweifellos ging es ihm gewaltig gegen den Strich, dass er sich nun doch noch mit Draco auseinander setzen musste.
Verdient hatte er das! Wirklich verdient.
„Wache schieben, meine Liebe!", erklärte ich Amorina.
„WAS?"Sie purzelte regelrecht in den zweiten Sessel der Bibliothek, „Wieso dass denn?"
„Nun, weil unser Harry gerade Lilly Anns zweiten Vater trifft!"
„WAS?"Ich lachte leise.
„Du wiederholst dich, Rina!"
„Harry trifft diesen Blonden?"Diesen Blonden? Was hatte das denn zu bedeuten?
„Woher kennst du ihn?"
„Ich... ähm... ich habe ihn getroffen!"
„Du hast Draco Malfoy getroffen?"
„Draco Dorian Malfoy, ja! ...Und bevor du fragst... es war beim Weihnachtskonzert im Savoy und ein einziger Blick hat gereicht, um mir klar zu machen, wer er ist! Und Harry hat ihn mit Sicherheit auch getroffen, du erinnerst dich gewiss, wie angespannt er war! ...Tee, Albus, oder Feuerwhiskey?"
Ein ganzer Berg Antworten auf einmal und eine Frage, die mir plötzlich sehr Recht kam.
„Nun, immerhin wissen wir jetzt, woher Draco von Harry und Lilly Ann weiß! ...Feuerwhiskey, Rina! Feuerwhiskey, bitte!"Es war nicht zu übersehen, dass Amorina nicht sonderlich von Draco angetan war.
Falls er beide gegen sich hatte, würde er seine Schwierigkeiten bekommen und interessanter Weise brachte ihm das meine Sympathie ein, auch, wenn ich eingestehen musste, dass ich ihn schon seit längerem ein wenig anders sah, als Harry.
Draco POV
Als die ersten zehn Minuten Verspätung vorüber waren, begann ich ehrlich gesagt damit zu rechnen, dass er nicht mehr auftauchte.
Vermutlich würde er eher versuchen, sich wieder aus dem Staub zu machen. Dumm nur, dass er Lilly Ann dabei nicht zurück lassen würde und Lilly Ann würde ich immer finden. Sie war ein Teil von mir, auch wenn ich mir schon lange nicht mehr sicher war, ob ich dann nicht doch lieber aufgeben würde.
Andererseits könnte das Kind möglicherweise auch der Grund für die Verspätung sein. Kleine Kinder machten das Leben nicht unbedingt leichter und Harry schien mir nicht der Typ zu sein, der wegen Pünktlichkeit alles stehen und liegen ließ.
Es dauerte noch weitere zwanzig Minuten, bis er auftauchte und ich war schon beim zweiten Wodka-Lemon, überzeugt, eh nichts mehr zu verlieren zu haben.
Offensichtlich ein Irrtum, auch wenn ich ihn erst bemerkte, als er sich auf den Barhocker neben mir schob, denn ich hatte es aufgegeben, den Eingang anzustarren.
„Hat dich irgendetwas aufgehalten?"Warum musste mir schon wieder auffallen, wie gut er aussah?
„Geht dich das irgendetwas an?", gab er mit genau dem richtigen Maß beißenden Sarkasmus in der Stimme zurück.
Oho!
Das war der Potter den ich kannte! Wo hatte er den denn auf einmal aufgetrieben?
„Ich mein ja nur!"Tolle Antwort, Draco! Ich wurde immer besser.
Wie hatte ich eigentlich so blöd sein können, zu glauben, er hielte sich nicht an sein Wort? Verflixter Wodka!
„Hör zu... ich weiß nicht was...", kam er sofort zu Sache, doch er wurde unterbrochen, denn der Barkeeper tauchte auf, warf ihm einen abschätzenden Blick zu und fragte ihn, was er trinken wollte. Harry reagierte unterschwellig aggressiv.
„Wasser bitte!"
„Wie bitte?"
„Sie haben mich verstanden!"Der Blick des Barkeepers war nun eindeutig missbilligend, aber da war er bei Harry an der falschen Adresse. Dieses kalte Lächeln kannte ich.
Seine Laune war jenseits des Gefrierpunktes und er würde sich von nichts beeindrucken lassen, schon gar nicht von einem nervigen Barkeeper.
Ein paar Minuten später bekam er dann sein Wasser.
„Bist du vorsichtig geworden?"fragte ich nun ebenfalls ein wenig spöttisch. Seine undurchdringliche Fassade regte mich auf.
Harrys Blick traf meinen. Nichts war darin zu lesen.
„Nebensache!", und augenblicklich kam er wieder zu dem Punkt, wegen dem er hier aufgetaucht war. Er ließ gar nicht erst Zweifel aufkommen, dass das der einzige Grund für ihn war, sich mit mir zu treffen.
Mistkerl!
Es dauerte keine zehn Minuten, bis ein Wort das andere gab.
Der Wodka-Lemon war dabei nicht gerade hilfreich, denn Harrys Zunge hatte beachtlich an Schärfe gewonnen. So kannte ich ihn nicht, und ich hatte meine Probleme, dieser Tatsache Herr zu werden und außerdem war ich aus unerfindlichen Gründen verstimmt.
„...Du kannst reden, was du willst... Fakt ist und bleibt, das Lilly Ann genauso meine Tochter ist!"
Ach herrje, was hatte ich da gerade gesagt? Ich hatte Mühe, mich nicht an meinen eigenen Worten zu verschlucken.
Harry schien es jedoch ähnlich zu gehen. Sein Blick wurde noch ein wenig eisiger und ich sah ihn einen vorsichtigen Blick in die Runde werfen.
Die ungeteilte Aufmerksamkeit des Barkeepers hatten wir schon eine ganze Weile.
„Weißt du was, Malfoy! Ich wusste, dass es idiotisch war hier her zu kommen! Zwischen uns gibt es nichts zu reden! Und schon gar nicht, wenn du nicht in der Lage bist, auch nur ein vernünftiges Argument zu bringen!"Er rutschte vom Hocker und warf einen Geldschein auf den Tresen.
Das Glas Wasser stand noch immer unberührt am selben Fleck.
„Was soll das werden?"Ich bekam keine Antwort, nur einen kalten Blick, bevor er sich abwandte und ging.
Harry POV
Draco Malfoy hatte ein Problem. Er hatte sicher mehr als eins, doch mir war gerade vor allem eins bewusst geworden. Er hatte ein Problem mit Wodka-Lemon.
Ich konnte mich erinnern, mal eins mit Wodka-Butterbier gehabt zu haben und das machte es nicht gerade besser. Es war nicht so, dass er betrunken gewesen wäre, nein, doch neben der Spur war er auf jeden Fall gewesen. Das stand fest.
Er hatte das Glas auch nicht mehr angerührt, nachdem ich aufgetaucht war, doch so richtig schien sein Hirn trotzdem nicht mehr funktioniert zu haben.
Wie sonst sollte ich mir erklären, dass er in aller Öffentlichkeit behauptete, Lilly Ann sei seine Tochter? Sie war es, sicher, und inzwischen hatte ich begriffen, dass ich ihm das Gegenteil um nichts in der Welt mehr weismachen konnte, aber trotzdem.
Es mochte sein, dass die Leute dort in dieser Bar Muggel waren, die nichts mit ihm anfangen konnten. Sicher gab es in der Bar des Savoy auch niemanden, der mich kannte, aber die Tatsache, dass er sich keine Gedanken um das zu machen schien, was er sagte, hatte mich zurückscheuen lassen.
So konnte ich nicht mit ihm reden.
Ich konnte gar nicht mit ihm reden... und ich würde es auch nicht wieder tun.
Wütend und ärgerlich stapfte ich durch die Nacht und war froh, als ich das Zentrum hinter mir hatte.
Was bildete sich dieser Idiot eigentlich ein?
„Hallo, Harry!"
Es fehlte nicht viel und ich wäre in dem Schneehaufen neben der Tür gelandet, als er mich plötzlich vor dem Haus ansprach.
„Woher...?"
Bastard! Das konnte doch nicht wahr sein. Ich ließ ihn stehen und er hatte nichts Besseres zu tun, als hier her zu apparieren. Langsam aber sicher platze mir der Kragen!
„Sag mal, was bildest du dir eigentlich ein?"
„Wir sind zu keinem brauchbaren Ergebnis gekommen!"
„Das werden wir auch nicht!"
„Harry..."
„Nein!"
„Ich will doch nur..."
„Nein!"
„Das ist verdammt noch mal..."
„NEIN!"Wenn er jetzt nicht gleich die Klappe hielt, kam ich möglicherweise doch noch auf den Gedanken, meinen Zauberstab zu ziehen.
„Ich..."
„LETZTE WARNUNG..."
„Harry! ...Sag mal spinnst du?"Das war Amorina, und sie klang ziemlich ungehalten.
Draco POV
Der Ausdruck auf Harrys Gesicht war Gold wert, als plötzlich die Tür aufging und Amorina DelBianco ihn zur Ordnung rief. Meine Güte, hatte diese Frau einen Ton drauf. Sie musste nicht mal schreien, um sich Gehör zu verschaffen. Dieses Fauchen reichte schon.
Harry jedenfalls stand stramm und ich konnte ihn schlucken sehen.
„Sorry, Rina!"
„Rein hier... sofort!"
„Aber..."
„Diskutier nicht mit mir! Ich werde dich nicht hier auf der Straße rumschreien lassen!"
„Aber...", sein Blick flackerte zu mir herüber. Ich wartete ab.
„Du hast mich verstanden!"Nun senkte er pikiert den Kopf und tat, was sie sagte. Gleich darauf fühlte ich mich ihrem kritischen Blick ausgesetzt.
„Worauf warten Sie noch?"Sie funkelte mich ungeduldig an und wieder einmal wurde ich an Professor McGonagall erinnert.
„Ähm... keine Ahnung!", brachte ich heraus und zu meinem Schrecken tat ich etwas überhastet, genau wie Harry kurz zuvor, was sie sagte.
Der Blick, den er mir entgegenschickte, sprach Bände, doch er wandte sich an Amorina DelBianco.
„Was soll das, Rina?"
„Soll ich ihn auf der Straße stehen lassen?"
„Ja!", kam es kurz und bündig zurück.
Nett von dir, Harry!
„Harry!", die Empörung war ihr anzuhören, doch Harry war diesmal nicht beeindruckt und erst ihre nächsten Worte brachten ihn wieder in Bewegung. „Beweg als aller erstes deinen Hintern die Treppe rauf und sorge dafür, dass Lilly Ann wieder einschläft! Sie ist aufgewacht, kaum, dass du aus dem Haus warst und seit dem... nun ja!"
‚Nun ja', schien ihm zu genügen, aber mich hätte trotzdem interessiert, was sie meinte. Tanzte meine Tochter etwa allen anderen auf der Nase herum, wenn diese Amorina Harry brauchte, um sie zum Schlafen zu bringen? Meine Tochter?
Schon wieder diese zwei prekären Worte! Ich hatte doch nicht etwa die Absicht, mich daran zu gewöhnen?
Harry verwandelte sich jedoch gerade wie von Zauberhand und zog damit meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Er hatte seine Jacke schon ausgezogen und nun kickte er die Schuhe in die Ecke, bevor er die Treppe links von der Tür hinauf hastete, ohne mich noch eines Blickes zu würdigen.
Mit jedem Schritt, den er tat, veränderte sich seine Ausstrahlung und ging von wütend aggressiv zu beherrscht über.
Offenbar war die kleine Miss Evans noch immer etwas beunruhigt von den Vorgängen des Tages und er gab sich alle Mühe, das auszugleichen.
Als er weg war, traf mein Blick den von Amorina DelBianco. Es war nicht zu lesen, was in ihrem Kopf vorging.
„Das kann einen Moment dauern, wenn Sie vielleicht im Salon warten möchten?", meinte sie kühl und ich dachte: Du möchtest, das ich verschwinde, richtig? ...Sorry, das werde ich nicht tun!
„Gern!", entgegnete ich dann jedoch ausgesucht höflich und sie brachte mich in einen kleinen gemütlichen Raum ebenfalls auf der linken Seite des Hauses.
Im Kamin brannte ein Feuer, doch auf einer Kommode stand eine Stereoanlage. Was für ein Kontrast, so wie offenbar alles in diesem Haus.
Amorina DelBianco bat mich Platz zu nehmen und bot mir Tee an, so als sei es völlig selbstverständlich, nachdem sich zwei junge Männer nachts um halb eins vor der Tür stritten.
Ich stellte fest, dass ich gegen eine Tasse Tee im Moment absolut nichts einzuwenden hatte und so konnte ich ihr nachschauen, als sie nach nebenan verschwand.
Sie schien bei weitem nicht die Bedenken zu haben, die Harry mir gegenüber hegte – oder sie wusste ganz einfach ganz genau, dass sie hier absolut sicher waren.
Nun, er brauchte keine Bedenken zu haben, auch wenn er das noch nicht begriffen hatte. Ich würde es ihm schon noch verständlich machen, doch erst einmal schaute ich mich in aller Ruhe im Raum um.
Es dauerte keine zehn Sekunden, bis mein Blick an einem Bild auf dem Kaminsims hängen blieb. Ich stand auf um es genauer zu betrachten – und fragte mich zum ersten Mal, ob es nicht vielleicht doch besser war, einfach zu verschwinden, so lange ich noch die Chance dazu hatte.
Amorina POV
„Also... das... nein wirklich! Ich kann nicht glauben, wie er sich aufführt!"Ich schüttelte den Kopf und sah Albus schmunzeln. Ihn schien Harrys Verhalten gar nicht zu überraschen. Wir saßen zusammen hier in der Küche, seit Harry gegangen war.
Die Bibliothek war einfach nicht der Platz, an dem man gemütlich einen Plausch abhalten konnte. Eigentlich hätte ich diesen Draco Malfoy dort hin setzen sollen, dass er ja auch begriff, wie unwillkommen er war.
„Du kennst ihn eben nicht, wie ihn der Rest der Welt kennt! ...Und... das muss ich eingestehen, Mister Malfoy ist schon immer derjenige gewesen, der ihn am schnellsten zur Weißglut getrieben hat!", entgegnete Albus inzwischen auf meine Bemerkung, während ich Teewasser aufsetzte.
Das wiederum konnte ich mir hervorragend vorstellen. Mir ging es ähnlich. Die Arroganz dieses Blonden war beeindruckend.
Doch es war nicht das, was mich am meisten aufregte. Es war die Art, wie er Harry nachgesehen hatte, als er die Treppe hinauf gegangen war.
Seit dem sagte mir eine Ahnung, dass das Auftauchen dieses Draco Dorian Malfoy nur begrenzt mit Lilly Ann zu tun hatte. Er war wegen Harry hier und das gefiel mir noch weniger, als die Vorstellung, er könne wegen Lilly Ann gekommen sein.
„Was wollen Sie hier, Mister Malfoy?"ich stellte das Tablett mit dem Tee auf dem Tisch ab und schenkte ihm ein. Selten hatte ich etwas so ungern getan und genauso selten kam ich so schnell auf den Punkt, doch es schien mir die beste Lösung.
Er fixierte mich mit diesen grauen Augen, die wirklich fast mit denen Lilly Anns identisch waren. Der einzige Unterschied war die eisige Kälte, die mir im Blick ihres zweiten Vaters entgegenschlug.
„Seien wir doch ehrlich, Mrs. DelBianco! Das wissen sie schon, seit sie mich Weihnachten im Savoy gesehen haben!"
Das stimmte – leider, doch so schnell gab ich mich nicht geschlagen.
„Ach und dann ist Lilly Ann für sie eine akzeptable Ausrede hier aufzutauchen... Wochen später?", was ich da implizierte war klar verständlich und ich sah ihm an, dass er es verstand, doch er blockte mich eiskalt ab.
„Sie ist meine Tochter, da wäre mir jede Ausrede recht!"
„Sie ist Harrys Tochter, Mister Malfoy!"
„So weit ich mich erinnere, gehören da immer zwei dazu!"Es gehörte eine Menge dazu, mich zu reizen, doch dieser Bengel hier schaffte es wirklich mit links.
Er sollte ja nicht denken, dass er mich so billig haben konnte.
„Das ist allerdings wahr! Aber wissen Sie was, wie dieser Fall ausgerechnet für Sie eintreten konnte, wird mir wohl auf ewig ein Rätsel bleiben!"Diesmal sprühten seine Augen Funken.
„Er ist aber eingetreten!"
„Leider! Und eins ist leider ebenso sicher: Harry wäre besser bedient gewesen, wenn es niemals dazu gekommen wäre! Er hätte seine Freunde noch, hätte seinen Abschluss in Hogwarts machen können, hätte seinen Namen nicht aufgegeben und seine Heimat verlassen! Und wenn all diese Gründe für Sie vielleicht nicht zählen, will ich Ihnen den einen nennen, der für mich entscheidend ist: es hätte niemals jemand Angst um Harrys Leben haben müssen!"
Das war ungerecht und ich wusste, dass Harry es nicht gut heißen würde, doch dieser kleine Bastard konnte ruhig wissen, welchen Preis Harry bezahlt hatte. Je eher er es begriff, desto besser.
Er musste es begreifen, denn wenn das Miracle zwischen ihnen unter den gegebenen Umständen aufgetreten war, konnte es jederzeit wieder passieren. Daran hatte ich leider keine Zweifel und ich hatte auch keine Zweifel, dass Harry das vielleicht nicht mehr überleben würde.
Er sollte sich gefälligst zum Teufel scheren!
Doch er zeigte nicht einmal eine Reaktion. Seine Augen waren genauso kalt, wie zuvor und dieses nichts sagende Lächeln lag noch immer auf seinen Lippen.
Wie eiskalt war dieser Mann?
Ich spürte eine Wut in mir hoch kochen, wie ich sie selten erlebt hatte, doch ich kam nicht mehr dazu etwas zu sagen.
Die Tür ging auf und Harry kam dazwischen.
Draco POV
Ich konnte sehen, wie Harry die Augen minimal zusammenkniff, als Amorina DelBianco an ihm vorbei ging und den Raum verließ.
Er schien sie verdammt gut zu kennen, denn für mich war die Rage, in die sie sich geredet hatte nicht mehr zu bemerken, kaum, dass sie sich über seine Anwesenheit klar geworden war.
Ich schaute ihn an, abschätzend und aufgewühlt.
Wann, bei allen schwarzen Hexen, hatte diese Frau bemerkt, was mir noch immer durch den Kopf ging, wenn ich Harry sah?
Sie hatte mit jedem Wort getroffen, auch wenn sie es nicht bemerkt hatte. Das was sie sagte, gab dem Bild auf dem Kaminsims seinen Sinn.
Was auch immer dieses Bild für Harry und Lilly Ann als Teil eines Ganzen ausstrahlte, führ ihn allein sagte es, dass er keinen Funken Kraft mehr besaß. Dieses Miracle hatte ihn alles gekostet, was er geben konnte.
Es hatte mich so sehr schockiert, denn es war das erste, was mir bewusst auffiel. Ich hatte ihn schon oft fertig gesehen, das letzte Mal im Zaubertränkeunterricht, als er zusammen gebrochen war, doch so am Ende hatte er nie auf mich gewirkt.
Und dann hatte ich begriffen, dass dieses Bündel da neben ihm kein Kissen war.
Sie war kaum zu sehen, doch ich musste sie auch nicht sehen. Es reichte zu sehen, wie er sie festhielt.
Es war Lilly Ann und da war ein Ausdruck in diesem Bild, obwohl es eine unbewegliche Muggelfotographie war, der etwas herüber brachte, das Worte nicht sagen konnten.
In diesem Augenblick war es ihm gleich gewesen, was er hinter sich hatte.
Dieses Kind mochte von mir sein, doch er liebte es trotzdem auf eine Art und Weise, die ich niemals würde nachvollziehen können.
Ich hatte die Wahl zwischen aufstehen und gehen, oder bleiben und alles auf eine Karte setzen und ich hatte keine Ahnung, ob ich mit all dem wirklich umgehen konnte.
Harry sah mich nicht an, als er durch den Raum ging und sich gegen die Kamineinfassung lehnte. Seine Haare waren zerzaust und er wirkte, als habe ihn jemand aus dem Bett gejagt. Vermutlich war das der Fall. Er war eine ganze Weile weg gewesen.
Die Vorstellung, dass er bei dem Versuch Lilly Ann zur Ruhe zu bringen eingeschlafen sein könnte, gab mir einen Stich, wie es schon so vieles heute getan hatte.
Unbewusst rieb ich mir mit den Händen übers Gesicht.
„Harry, hör zu... es ist spät, ich weiß das... aber..."
Alles auf eine Karte!
Das war ein Schock für mich und ich stockte für einen winzigen Augenblick bei dieser Erkenntnis. Harry nutzte diese Chance gnadenlos.
„Nein, kein aber! Tu mir ganz einfach einen Gefallen! Geh!"...und komm nie wieder! Das sagte er nicht, doch ich konnte sehen, dass er es dachte.
„Du verdammter Bastard!", das rutschte mir heraus, doch darauf gab es auch nichts anderes zu sagen. Er hatte offenbar nicht die Absicht, auch nur eine vernünftige Reaktion zu zeigen und wenigstens zu akzeptieren, dass ich nur versuchte rational an unsere Situation heran zu gehen.
Plötzlich stand ich vor ihm, ohne zu begreifen, wie ich so schnell auf die Füße gekommen war.
„Ich habe keine Ahnung, was du dir eigentlich einbildest, Harry, aber du kannst nicht erwarten, dass ich mich einfach umdrehe und gehe!"
Harrys Blick war noch kälter als all die Male zuvor.
„Doch... genau das erwarte ich! Ich habe dir von Anfang an gesagt, ich will nicht mit dir reden! Es gibt für mich nichts mit dir zu bereden! Was passiert ist, ist passiert und nicht mehr zu ändern! Ich habe mich damit arrangiert und wenn ich das verdammt noch mal konnte, dann wirst du das erst recht können!"
„Das will ich aber nicht!"
„Das musst du aber, Draco! Und es wird langsam Zeit, dass du das begreifst! Wenn ich anderer Meinung wäre, hätte ich das schon vor zwei Jahren laut und deutlich zum Ausdruck gebracht! ...ich will nichts von dir! Ich wollte nie, dass du es überhaupt erfährst! Es ist ganz allein meine Angelegenheit und ich habe mich so entschieden!"
„Das ist aber verdammt noch mal nicht deine Entscheidung! Du kannst für mich nicht mit entscheiden!"Warum verdammt noch mal drängte er mich in die Verteidigung? Wo war meine scharfe Zunge geblieben? Gerade eben bei Amorina DelBianco hatte sie doch funktioniert und bei ihm setzte sie schon wieder aus.
Ich sah ihn den Zauberstab bewegen und hörte ihn einen Silentium murmeln. Offenbar wollte er nicht, dass man unseren erneuten Streit hörte.
„Was im Nordturm passiert ist, war auch nicht meine Entscheidung! Da hast DU für mich mit entschieden!", zischte er kalt und das war die Ohrfeige, die das Fass zum überlaufen brachte.
Er wollte sich abwenden und Abstand zwischen uns bringen, doch das konnte er vergessen. Ich schnappte ihn an der Schulter, riss ihn wieder zu mir herum und hielt ihn fest.
„Jetzt hör mir mal ganz genau zu, Harry James Potter! Ich hab es nicht nötig mir von dir sagen zu lassen, dass ich irgendetwas gegen deinen Willen getan habe! Dich hat niemand gezwungen mitzuspielen! Du hast die Regeln ganz genau gekannt und mehr als fragen kann ich nicht! Entschuldige, wenn ich das so direkt sage, aber deine Antwort war eindeutig!"
Das war sie verdammt noch mal gewesen und wenn er das jetzt bestritt, würde ich ihm eine mit der bloßen Faust verpassen!
Doch Harry tat etwas ganz anderes. Er befreite sich mit einem heftigen Ruck aus meinem harten Griff.
„Fass mich nie wieder an, Malfoy! Wage es nie wieder, mich auch nur noch einmal anzufassen!"
Er war weiß wie eine Wand, das Gesicht eine Maske, die Haltung starr und abwehrend.
Hatte ich bis jetzt nicht gewusst, warum ich hier war, so wusste ich es jetzt – und gerade eben hatte er mir genau das verwehrt.
Ich wollte Harry berühren. Ich wollte ihn wieder besitzen, vergessen machen, was ich ihm ohne es zu wissen angetan hatte. Ich wollte ihn aus diesem eisigen Gefängnis befreien, in dem er sich verschanzt hatte.
Ich wollte Harry zurück.
Harry POV
Es war morgens um drei, als ich endlich in mein Bett fiel, dankbar für die Tatsache, dass Lilly Ann die praktische Angewohnheit hatte, bis Mittag zu schlafen.
Ich hatte meinen Kopf nicht durchsetzen können.
Es war, als habe Dracos kurzer emotionaler Ausbruch uns beide ernüchtert. Mich, weil ich alles dran setzte, mich zusammenzureißen und ihn...
Ich musste mir eingestehen, dass ich keine Ahnung hatte, was mit Draco vor sich gegangen war. Er war auf Abstand gegangen, wie ich es gefordert hatte und danach hatte er sich vollkommen unter Kontrolle.
Und wenn ich sagte vollkommen, dann meinte ich vollkommen. Auch seine scharfe Zunge hatte er wieder gefunden.
Fest stand jedenfalls, dass ich diesen letzten Streit verloren hatte, obwohl es vorher so ausgesehen hatte, als hätte ich eine Chance.
Er war einfach nicht mehr von seinem Standpunkt abgerückt.
Lilly Ann war genauso seine Tochter, wie sie meine war. Er gestand mir zwar zu, dass mein Anteil an dieser Sache zweifellos schwerwiegender war, doch er ließ sich nicht davon abbringen, es wenigstens mit ihr zu versuchen.
Er hätte nicht die Absicht, sich hier zu irgendetwas aufzuspielen, was er nicht war – ha, als ob er das nicht schon längst täte – doch er bestand auf sein Recht, sie wenigstens kennen lernen zu dürfen.
Und ich hatte keine Chance, ihm das auszureden.
Zum Glück konnte ich mich, was das betraf, mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Lilly Ann verlassen.
Hätte Draco nicht wahrscheinlich schon heute beim Schlittenfahren bei ihr verspielt gehabt, würde es spätestens bei ihrer nächsten Begegnung der Fall sein. Dessen machte mich ihre Reaktion auf Danielle Kämmerer sicher.
Wenn meine Tochter mitbekam, was Draco in mir noch immer auslöste, würde sie ihn mit allen Mitteln in die Wüste schicken.
In dem Augenblick, als er mich so bestimmt an den Schultern gepackt hatte, wäre meine Fassade beinahe zusammen gebrochen.
Alles stürzte auf mich ein, alle Erinnerungen, an das was zwischen uns damals passiert war. Dracos Dominanz war mir überdeutlich in Erinnerung und einen Sekundenbruchteil lang wartete ich darauf, dass er mich küsste.
Zum Glück hatte er mich nur angemeckert.
Sonst wäre es wahrscheinlich um mich geschehen gewesen. Das durfte nie wieder geschehen. Niemals wieder!
Ich hoffte eigentlich nur noch, dass ich müde genug war, um diese Nacht mit Anstand über die Bühne zu bringen, denn das Gefühl von seinen Händen an meinen Schultern und diese brennende Sehnsucht nach seinem Kuss, die wurde ich einfach nicht wieder los...
Draco POV
Wodka-Lemon mochte ein verdammt verführerisches Zeug sein, doch es half mir im Moment überhaupt nicht.
Etwas anderes war verführerischer, und ebenso unerreichbar.
Der Versuch, mich in der Bar zu beruhigen, nachdem Harry mich hinauskomplimentiert hatte, war misslungen, denn der Barkeeper hatte mich nicht aus den Augen gelassen und nun stand ich mit den Reserven aus der Hausbar auf dem kleinen Balkon meines Zimmers und versuchte zu ersticken, was diese überraschende, direkte Konfrontation mit Harry in mir entfacht hatte.
Die Erkenntnis war so schockierend gewesen, dass ich bis jetzt noch nicht begriff, wie es mir gelungen war, augenblicklich wieder zu mir selbst zu finden.
Vermutlich eine Schutzreaktion, denn wenn ich eins gelernt hatte, dann zu verbergen, was mir wirklich wichtig war.
Dass meine Gefühle konfus und durcheinander waren seit ich mir über Lilly Anns Existenz klar geworden war, hatte ich ja gewusst, doch wohin sie letztendlich zielten, schockierte mich.
Himmel noch mal, ich würde nie bestreiten, dass es das war, was mir in den letzten Wochen die meiste Zeit durch den Kopf gegangen war, doch es war ganz einfach so, dass ich eigentlich nicht der Typ Mensch war, der sich jemandem aufdrängte.
Und Harry hatte schon Weihnachten sehr deutlich klar gemacht, was er von meiner Anwesenheit hielt. Er wollte mich nicht hier haben. Es war logisch, dass jeder weitere Gedanke in diese eine ganz spezielle Richtung vollkommen absurd war.
Er hatte sehr deutlich ausgedrückt, was er von dem Zwischenspiel auf dem Nordturm dachte und mir meine Frage von damals zweifelsfrei beantwortet.
Wäre er nüchtern gewesen, gäbe es keine Lilly Ann.
Eine schnelle Nummer mit unerwarteten Folgen! Dazu hatte er es degradiert und ich Idiot musste begreifen, dass es für mich leider nicht nur das war.
Es war genau das, was ich damals gewollt hatte und es war genau das, was ich auch jetzt noch wollte.
Eigentlich Grund genug, meine Koffer zu packen und zu verschwinden, denn er wollte mich nicht.
Und was hatte ich getan?
Ich hatte nichts besseres zu tun gehabt, als darauf zu bestehen mit diesem süßen, kleinen Fehltritt namens Lilly Ann Bekanntschaft machen zu dürfen, obwohl genau diese Lilly Ann mir mit Sicherheit Feuer unter dem Hintern machen würde, sobald ihr klar wurde, was in meinem Kopf wirklich vor ging, wenn ich ihren Daddy sah.
Interessanter Weise hatte ich daran leider nicht die geringsten Zweifel.
Was das anging, war Lilly Ann eine richtige Malfoy.
Das hatte sie mit dieser Danielle gestern Nachmittag deutlich vorgeführt und irgendwie hatte ich keine Zweifel daran, dass sie ihren Daddy, was das anging, fest in der Hand hatte.
Erneut erschien mir die Vorstellung, meine Sachen zu packen, sehr verführerisch und daran konnte auch mein Wodka-Lemon nichts ändern.
tbc
