Legolas sah ihn etwas überrascht an.

„Ich möchte, dass du sie glücklich machst, dass du sie hütest, wie deinen Augapfel und dass du sie niemals wie einen Gegenstand behandelst, mit dem du machen kannst, was du willst"

Empört sprang Legolas auf. „Ich würde sie nie so behandeln. Nie. Nie. Nie und niemals nie!"

Elrond lächelte, aber seine Miene wurde gleich wieder ernst. „Versprich es!"

„Ich verspreche es."Er sah ihn an. „Ich könnte ihr niemals weh tun, dazu liebe ich sie zu sehr. Aber ich fürchte, ich habe ihr schon weh getan!" meinte er leise.

Elrond sah ihn fragend an. Legolas nahm all seinen Mut zusammen und erzählte Elrond was geschehen war.

Lange schwieg der ältere Elb und Legolas stand ängstlich vor ihm und wartete nur darauf, dass er ihm verbot seine Tochter jemals wieder zu sehen.

Elrond sah ihn nach einer ganzen Weile wieder an. „Ich werde es dir nicht verbieten. Aber das ist eine Sache, die meine Tochter dir verzeihen muss, nicht ich. Ich sehe nur, wie du jetzt leidest und ich sehe, dass du sie liebst. Das ist etwas, was du bisher noch nicht gekannt hast!"

Legolas nickte leicht betrübt.

„Das mache ich dir nicht zum Vorwurf, Legolas. Es ist traurig, dass man dich das nicht gelehrt hat. Vielleicht ist die Aufgabe meiner Tochter, dir das zu zeigen. Aber das muss sie entscheiden!"

Legolas nickte wieder.

„Sie ist bei einer Freundin in Caras Alphon. Der Name der Freundin ist Rhovaniel. Du kannst in einer Woche dort sein!"

„Danke"meinte er leise. „Vielen Dank. Ich... ich mache mich gleich auf den Weg!"

Arwen schaffte sich aus ihrem Bett in dem kleinen Gasthof in Minas Tirith. Der Statthalter hatte sie freundlich aufgenommen. Aber ein Zimmer im Palast hatte sie abgelehnt. So langsam fiel es ihr schwer mit ihrem Bauch. Sie war mittlerweile im 8. Monat und es ging alles nicht mehr so einfach.

Rhovaniel kam zu ihr und half ihr beim Anziehen. Sie hatte sie die ganze Zeit nicht gefragt, wer der Vater ihres Kindes war. Sie hatte auch nicht gefragt, warum sie nicht zu ihren Eltern ging. Aber Arwen konnte all diese Fragen in ihren Augen lesen.

„Danke"meinte sie leise.

„Bitte"erwiderte Rhovaniel.

Damit war das morgendliche Gespräch scheinbar erledigt. Rhovaniel fing an ihre Tasche zu packen. Das war nun etwas anderes in der morgendlichen Routine der letzten Tage. Arwen sah sie erstaunt an.

„Was ist denn?"

„Wir reisen heute ab. Ich möchte nicht, dass du dein Kind so weit von zuhause auf die Welt bringst!"

Arwen sah sie verwirrt an.

„Wir werden länger brauchen als auf dem Hinweg und ich hoffe, dass das Kind nicht schon unterwegs zur Welt kommt."

Arwen seufzte. Sie hatten auf dem Hinweg mit der Kutsche schon fast 3 Wochen gebraucht. Das könnte ihr also durchaus passieren.

Rhovaniel packte auch Arwens Sachen und dann verließen sie den Gasthof. Sie hatte bereits gezahlt und die Kutsche stand auch schon bereit.

Legolas war leicht verzweifelt gewesen, als er Rhovaniel nicht zuhause angetroffen hatte. Er war eine Woche, nachdem er in Rivendell aufgebrochen war in Caras Alphon angekommen. Aber von Arwem und Rhovaniel fehlte jede Spur. Er hatte eine Woche gewartet, immer wieder vorgesprochen. Aber man wollte ihm nicht sagen, wohin die Damen gereist waren.

Schließlich war er vollkommen verzweifelt zurück nach Rivendell geritten, wo er in dem Moment ankam, in dem Arwen und Rhovaniel Minas Tirith verließen.

Erstaunt sah Elrond auf als er den jungen Elben allein kommen sah. Er schien aufgebracht und Elrond eilte sofort zu ihm.

„Sie sind nicht da. Man will mir nicht sagen, wo sie hin sind. Alle sind so seltsam. Als würden sie ein Geheimnis hüten."Verkündete Legolas aufgebracht, seine Stimme zitternd vor Angst und Wut. „Ich will ihr doch nur sagen, dass es mir leid tut und dass ich sie liebe!" meinte er sehr, sehr leise und ließ den Kopf hängen.

Elrond runzelte die Stirn. Was war da los? Was hatte seine Tochter ihm nicht gesagt? Dann sah er Legolas an. „Ich denke, ich weiß, warum man dir nichts sagt!"

Legolas sah ihn fragend an.

„Sie bekommt dein Kind"

Legolas sah Elrond verblüfft an. „A..aber...wa..da..das hätte sie mir...."Er musste sich setzen.

„Ich bin mir nicht sicher. Aber das scheint mir die einzige logische Erklärung für ihr Verhalten zu sein. Sie ist nun seit etwas mehr als 4 Monaten weg. Es würde zeitlich passen. Sie wusste, dass man es ihr ansehen würde, wenn sie länger bleibt und das wollte sie nicht. Ich werde mit dir nach Caras Alphon reiten."

Legolas hatte den Kopf in die Hände gestützt. Sein Kind. Sie bekam sein Kind. Und er hatte es nicht gewusst. Er hatte nicht da sein können. Er konnte wohl noch nicht mal ihre Hand halten, wenn es kam. Tränen liefen über sein Gesicht.

Elrond gab seiner Frau und seinen Söhnen Bescheid und schleppte Legolas zu seinem Pferd.

„Wir müssen uns beeilen!"

Sie erreichten Caras Alphon in weniger als 4 Tagen. Ihre Pferde waren zum Umfallen erschöpft. Elrond eilte sofort zu Rhovaniels Haus und fragte nach dem Verbleib seiner Tochter. Als die Haushälterin den hohen Herrn erkannte, sagte sie ihm sofort, dass die beiden Damen nach Minas Tirith aufgebrochen waren.

„Sagt mir gute Frau" meinte Elrond dann. „Meine Tochter? Bekommt sie ein Kind?"

Die Haushälterin sah ihn an „Das weiß ich nicht Herr. Die Damen haben nie geredet in meiner Gegenwart und sie war sehr verschlossen Eure Tochter."

Elrond nickte, bedankte sich und eilte zu Legolas.

„Sie sind nach Minas Tirith!"