Kapitel 1
Flink erklomm Manadhil, Hauptmann der lórischen Wache, das Wachflett. Oben saßen bereits zwei andere Elben. Sie grüßten, als sie ihn erkannten und er setzte sich zu ihnen. Eine Weile schwiegen sie, bis schließlich einer der Beiden, namentlich Hithraiel, aufseufzte. „Es ist schon viel zu lange viel zu ruhig. Das gefällt mir nicht." Der Andere nickte zustimmend. „Seit vier Monaten sind wir nicht mehr angegriffen worden. Irgendetwas ist da nicht in Ordnung, was denkt Ihr?", wandte er sich an seinen Hauptmann. Manadhil sah ihn an und wartete noch einen Moment, bevor er antwortete. „Eigentlich sollten wir froh sein, aber ihr habt recht, es ist schon seltsam." Er verstummte und seine Augen nahmen einen nachdenklichen Ausdruck an. „Rechnen wir mit dem Schlimmsten und hoffen wir, dass wir uns verrechnet haben.", versuchte er zu scherzen, doch es wollte ihm nicht gelingen, die Stimmung aufzulockern.
Obwohl der Ringkrieg seit inzwischen über zwanzig Jahren vorbei war, verirrten sich noch immer kleinere Gruppen Orks und andere Kreaturen nach Lórien. Zwar war die Herrin Galadriel und mit ihr ein Großteil der Bevölkerung Lóriens nicht mehr in Mittelerde, doch ein letzter Rest der Elben verweilte noch mit ihrem Herrn Celeborn in dem einst so wundervollen Wald. Sie galt es im Falle eines Angriffes zu schützen. Doch seit nun schon mehr als vier Monaten hatte es keine feindlichen Übergriffe mehr gegeben. Nicht ein einziger Ork hatte die Grenzen Lóriens überschritten und langsam beunruhigte die Ruhe die Wachen des Landes.
Noch eine ganze Weile schwiegen die drei Elben, bis Hithraiel sich schließlich aufrappelte. „Es wird wieder Zeit, die Runde zu machen." Er kletterte den Baum herunter und verschwand im Wald. Nach ein paar Augenblicken meldete sich der andere Elb zu Wort. „Irgendwie hat er es gut, er hat wenigstens Bewegung." Manadhil sah ihn an. „Vielleicht, Aeglhaw, vielleicht." Wieder senkte sich die Ruhe wie ein Tuch aus schwerem, schwarzem Samt über die beiden Elben.
Doch nicht lange, und Hithraiel kam zurück. Er huschte auf den Baum und flüsterte: „Orks!" Manadhil und Aeglhaw sprangen auf. „Wo?" – „Hinten, an der Nimrodel, nicht weit von hier entfernt!" Er zeigte Richtung Osten. Manadhil lief zum Rand des Fletts. „Aeglhaw, lauf zu den anderen Posten, sie sollen sofort kommen. Hithraiel, du kommst mit mir mit, wir halten die Orks auf." Bei diesen Worten war er bereits auf dem Boden angelangt und lief los. Hithraiel folgte ihm. „Aber wir sind nur zu zweit!" – „Das macht nichts, Hauptsache, sie kommen nicht weiter!"
Sie rannten weiter, bis sie das Grölen der Orks hören konnten. Leise schlichen sie weiter vor, bis sie nur noch durch ein paar Bäume von der Gruppe getrennt wurden. Diese hatten sie noch nicht bemerkt und machten sich daran, den noch recht niedrigen Fluss zu überqueren. Hithraiel sah verächtlich dabei zu. „Sie verschmutzen das klare Wasser mit ihren Dreckigen Füßen! Verflucht sollen sie sein!"
Manadhil sah ihn an. Dann wanderte sein Blick wieder auf die Orks, von denen bereits viele im Wasser standen und auch schon manche auf ihrer Seite angekommen waren. „Wir müssen sie aufhalten!", drängte Hithraiel. Fast unhörbar seufzte Manadhil. „Dann mal los." Hithraiel schien nur auf diese Erlaubnis gewartet zu haben, denn schon sprang er aus der Deckung heraus und stürzte sich auf die Orks. Manadhil schüttelte den Kopf, doch dann rannte er dem anderen Elben hinterher, er konnte ihn doch nicht alleine lassen!
In kürzester Zeit entfesselte sich ein heftiger Kampf und die beiden Elben wären wohl verloren gewesen, wäre nicht in genau diesem Moment Verstärkung eingetroffen. So war das Gleichgewicht zwischen Orks und Elben wieder einigermaßen hergestellt. Verbissen kämpfte Manadhil, bis es ihm gelang, seinen Gegner niederzustrecken. Doch schon eilte ein anderer Ork an die Stelle des Gefallenen und kreuzte mit Manadhil die Klinge.
Schon sehr bald bemerkte er, an einen ihm ebenbürtigen Gegner geraten zu sein. Obwohl es ein Kampf auf Leben und Tod war, begann es, Manadhil Spaß zu machen. Immer und immer wieder parierte es die Schläge des Anderen oder griff selbst an. Doch auf einmal sah er in das Gesicht des Orks und stockte.
Diese Augen. Er kannte diesen unergründlichen, tiefen Blick! Er hatte diese Augen schon einmal gesehen. Und ihm fiel noch etwas auf. Jetzt, da er und sein Gegenüber im Kampf innehielten und sich musterten erkannte er, dass er es nicht mit einem Mann zu tun hatte. Er kämpfte gegen eine Frau! Die Erkenntnis ließ ihn einen Augenblick zu lange zögern. Sein Gegner.. Nein, korrigierte er sich selbst, seine Gegnerin, zog die Mundwinkel zu einem hinterhältigen Grinsen hoch und griff ihn an.
Manadhil reagierte zu spät. Die Klinge hätte ihn getroffen und schwer, vielleicht tödlich, verletzt, wenn nicht wie aus dem nichts Aeglhaw herbeigesprungen wäre und Manadhil aus der Bahn der Waffe gestoßen hätte. Er zahlte den Preis für Manadhils Zögern. Getroffen ging er in die Knie, seine Augen weit aufgerissen.
Die nächsten Augenblicke erschienen Manadhil wie Ewigkeiten. Alles schien verlangsamt abzulaufen und auch die Geräusche schienen gedämpft. Entsetzt starrte er auf Aeglhaw. Dieser senkte langsam den Blick und betrachtete die Wunde, aus der unaufhaltsam sein Blut lief. Fassungslos sah er wieder auf und blickte Manadhil an. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch bevor er es aussprechen konnte, kippte er zur Seite und blieb am Boden liegen. Er war tot.
Wütend blickte Manadhil auf Aeglhaws Mörderin. Noch immer stand sie über der Leiche, das blutige Schwert in den Händen. Mit einem Aufschrei sprang er ihr entgegen. Sie riss ihren Kopf hoch und sah ihn an. Schon wieder diese Augen. Nein, er konnte sie nicht töten, musste er sich selbst eingestehen. Zu sehr erinnerte sie ihn an etwas, was lange vorbei war. Zwanzig Jahre, wenn er genau war. Plötzlich kam ihm die Situation bekannt vor. Er blickte auf die Orkfrau vor sich, in diese Augen.
„Pradish", flüsterte er kaum hörbar.
So, dann kommt hier jetzt auch die Fortsetzung von Schwarz und Weiß, ich hoffe, es gefällt euch ;-)
Ravana: Hm... wen magst du denn noch? hat eine idee und rennt zur telecom öhm, nein, das würdest du mir nie verzeihen.. Aber ich kann Pradish und Gwaithion ja noch mal erwähnen ;-)
Vitani: Ja, so ist das eben ;-) Aber hoffentlich gefällt dir das hier auch!
