Kapitel 4
Was Du nicht willst das man Dir tut, das füg auch keinem anderm zu
Der nächste Tag versprach genauso heiß zu werden wie der vergangene.
Die Sonne war gerade dabei aufzugehen, als Hermine sich aus ihrem Bett quälte.
So konnte das nicht gehen, entschied sie.
Dass sie in den nächsten zwei Wochen früher aufstehen musste, um ihren Zaubertranklehrer aus seinem 'Gefängnis' zu befreien, konnte ja gerade noch angehen.
Aber dass sie wegen ihm nun schon die zweite, fast schlaflose Nacht hinter sich gebracht hatte, ging nun wirklich zu weit.
Sie musste mit ihm darüber reden.
Aber wann wäre ein guter Zeitpunkt?
'Am besten sofort,' entschied sie.
Die anderen Mädchen im Schlafraum träumten noch friedlich vor sich hin.
Hermine sah kurz auf Ginny Weasley, die im Schlaf lächelte. 'Anscheinend ein angenehmer Traum,' dachte sie neidisch.
Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch das kleine Fenster im Schlafsaal und kitzelten Hermine an der Nase.
Im letzten Moment konnte sie ein Niesen unterdrücken.
'Jetzt aber schnell, bevor noch jemand aufwacht,' dachte sie und fing an sich eilig anzuziehen.
Eine handvoll Wasser ins Gesicht würde heute reichen müssen.
Leise verließ sie den Gryffindorturm.
Die 'Fette Dame' war gerade aufgewacht und schaute Hermine freundlich an.
„Oh, noch eine Frühaufsteherin wie ich," sagte sie erfreut.
Hermine lächelte sie kurz an und erklärte:
„Ja, ich habe mir vorgenommen an den nächsten Morgenden vor dem Frühstück zu Joggen. Dann macht es Ihnen also nichts aus, mich so früh morgens raus zu lassen?"
„Aber nein, meine Liebe. Ich würde ja gerne mit Ihnen Joggen, aber leider kann ich ja nicht aus meinem Rahmen." Und als sei dies der köstlichste Witz, der je erzählt worden war, fing sie an zu lachen.
Hermine stimmte kurz mit ein und verabschiedete sich dann eilig.
Dieser Frau war ja noch nicht einmal aufgefallen dass Hermine keine Joggingkleidung trug.
Schnell ging Hermine die Treppen hinunter und vergewisserte sich, dass niemand in der großen Halle war, bevor sie die Stufen zum Kerker hinunterstieg.
Vor Snapes Tür angekommen überlegte sie, ob sie wohl erst klopfen und dann aufschliessen sollte oder erst aufschliessen und dann klopfen.
'Was für eine blöde Entscheidung,' dachte sie.
Sie entschied sich für ein kurzes Klopfen und drehte dann schnell den Schlüssel im Schloss, damit Snape ihr öffnen konnte.
Ihr Herz pochte so laut, dass sie dachte, sie würde damit das ganze Schloss wecken.
Es dauerte einige Zeit, dann jedoch wurde die Tür einen Spalt breit geöffnet und sie konnte lediglich einen Ausschnitt seines Gesichtes erkennen.
Er schaute sie offenbar verärgert an.
„Miss Granger, es reicht wenn Sie die Tür einfach aufschliessen. Sie brauchen mich nicht jeden Morgen persönlich zu begrüßen!" fauchte er.
Seine überaus 'nette' Art sorgte nicht gerade dafür, dass sich Hermines Herzschlag beruhigte.
Sie hatte die Befürchtung, dass jemand sehen könnte wie sie hier am frühen Morgen vor den Privaträumen ihres Lehrers stand.
Vielleicht würde noch jemand glauben, dass sie die Nacht hier verbracht hatte – das würde die neuen Gerüchte über sie enorm anheizen.
Sie wurde daher sehr ungeduldig und zischte ihn an:
„Ich muss mit Ihnen reden. Lassen Sie mich doch bitte rein, bevor mich hier noch jemand sieht."
Sie hörte ihn resigniert stöhnen.
Dann öffnete er die Tür gerade so weit, um sie hindurchzulassen.
Im ersten Moment war sie einfach nur erleichtert endlich aus der Gefahrenzone zu sein, doch als sie sich nun zu ihm umwandte, war sie einer Panik nahe.
Snape stand vor ihr, mit nichts an als einer blütenweißen Unterhose.
Seine Haare waren noch nass und er war offensichtlich gerade dabei gewesen sich zu rasieren, denn Rasierschaum zierte seine rechte Wange.
Hermine, die gar nicht wusste wohin sie schauen sollte, blickte hinab zu ihren Schuhen und fing an zu stammeln:
„Äh, es ist echt wichtig. Aber so wichtig auch wieder nicht. Vielleicht können wir heute abend...äh ich meine, wenn Sie dann kurz Zeit haben...können wir auch später..."
Abermals stöhnte Snape verzweifelt auf.
„Miss Granger. Jetzt sind Sie ja schon mal da. Außerdem haben Sie, wenn ich mich recht erinnere ja wohl schon mehr von mir gesehen als jetzt."
Hermine traute sich immer noch nicht ihm in die Augen zu sehen, erst recht nicht nach dieser Bemerkung, also ließ sie ihren Blick auf eines der Fotos an der Wand gerichtet als sie sagte:
„Es war dunkel. Ich konnte ja eigentlich kaum was erkennen."
'Oh Gott, was hab ich jetzt wieder gesagt,' schoss es ihr durch den Kopf.
Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen wie er den Kopf schüttelte.
„Na das tut mir jetzt aber wirklich leid," sagte er sarkastisch.
Hermine glaubte aber einen erleichterten Unterton in seiner Stimme mitschwingen zu hören.
Endlich drehte sie sich zu ihm und wollte ihm ihr Problem bezüglich der letzten Nacht schildern als ihr Blick sich an seinem Körper verfing.
„Also ich muss mit Ihnen reden, wegen dem...wegen dem...dem..."
Sie war wie in Trance als sie seine Muskeln sah, seinen flachen Bauch in dessen Mittellpunkt sich ein extrem sexy Bauchnabel befand.
Sie konnte einige lange Narben auf seinem Oberkörper erkennen. Auch das Todessermal auf seinem linken Arm entging ihr nicht.
Seine Beine waren lang und schlank, dabei aber ebenfalls sehr muskulös.
Seine Brust wirkte, als würde er regelmässiges Training betreiben. Und sein Haar fiel ihm ungebändigt ins Gesicht. Sie spürte ein Verlangen hineinzugreifen und es zu durchwühlen.
Snape ging mit einigen Schritten zu einem Schrank und holte einen schwarzen Bademantel hervor.
Mit schnellen Bewegungen hatte er ihn übergezogen und den Gürtel gebunden.
„Besser jetzt?" fragte er belustigt.
„Äh, nein. Nicht wirklich," gab Hermine ehrlich zurück.
Er seufzte.
„Könnten Sie sich jetzt sammeln? Ich muss gleich in meinen Unterricht und ehrlich gesagt, Sie stören gerade ein bisschen."
Hermine versuchte innerlich das Bild dieses Mannes abzuschütteln und sich an ihre Wut von vorhin zu erinnern.
Sie merkte dass es ihr einfach nicht gelingen wollte.
Bevor sie sich hier weiterhin lächerlich machte entschied sie sich lieber für Flucht.
„Ach, so spät schon," sagte sie mit einem gehetzten Blick auf ihre Uhr.
„Na, da ist leider keine Zeit mehr für mein Anliegen. Ich denke wir sollten das verschieben. Einverstanden? Gut! Bis später!"
Damit hetzte sie zur Tür und hinaus auf den Flur.
In ihrer Eile knallte die Tür laut ins Schloss.
'Super hingekriegt,' dachte Hermine und fing an sich selbst spöttisch zu beschimpfen.
„Gehen wir heute an den See?" fragte Harry. Hermine und Ron bejahten sofort.
Sie saßen gemeinsam beim Frühstück und planten schon mal den Tag.
Heute war ein gar nicht so übler Schultag, hatten die drei gerade entschieden. Sie hatten nur fünf Stunden Unterricht und dabei noch nicht einmal Zaubertränke. So blieb ihnen der ganze Nachmittag. Natürlich standen da immer noch einige Aufsätze und Referate an, aber nichts davon war am nächsten Tag fällig und so hatten sie entschieden sich den Nachmittag einfach frei zu nehmen.
„Das wird super," sagte Ron begeistert.
„Mensch Hermine, dass du dich endlich mal durchringst alles stehen und liegen zu lassen müssten wir eigentlich rot im Kalender ankreuzen."
Hermine lachte und versuchte sich fitter zu geben als sie sich fühlte.
'Ein Bad im kühlen See wird mich schon wieder auf die Beine bringen. Es ist bestimmt nicht gut wenn ich mich heute nachmittag wieder schlafen lege. Dann kommt mein Schlafrythmus bestimmt völlig aus dem Gleichgewicht,' dachte sie.
Ihr Blick fiel auf den Lehrertisch und sie sah dass Snape sie beobachtete.
Schnell sah sie weg.
Da war sie ja wieder – die Wut auf ihn, stellte sie erleichtert fest.
Er war schließlich Schuld, dass sie ständig ein Gähnen unterdrücken musste.
Als das Frühstück beendet war eilten die Schüler schnell zum Unterricht.
Die ersten beiden Stunden waren 'Pflege magischer Geschöpfe.'
Hagrid hatte sich für den Unterricht extra zwei 'Kaukasische Wasserspeier' besorgt und trainierte mit den Kindern deren Fütterung.
Diese bestand darin, ihnen eine handvoll Wasser einzuflößen und zum Dank prusteten die Tiere, ähnlich wie Delfine, einen Teil des Wassers wieder aus einem Luftloch an ihrem Kopf heraus.
Die Schüler schrien dann jedesmal auf, waren jedoch darum bemüht keinen Tropfen des Wassers unbehelligt auf den Boden regnen zu lassen, sondern ließen es auf sich prasseln.
Hagrid beobachtete sie vergnügt.
Er hielt es im Moment nicht für angebracht den Kindern zu erklären, dass die 'Kaukasischen Wasserspeier' ähnlich mit ihren Beutetieren umgingen. Sie fraßen kleine Wirbeltiere und ließen einen Teil ihrer Nahrung als Blutfontäne direkt neben sich klatschen.
Egal, heute war es nur Wasser und die Kinder hatten ihren Spaß.
Die nächsten drei Stunden vergingen ebenso wie im Fluge.
Bald war es Zeit für das Mittagessen und dann nichts wie ab zum See.
Hermine packte ihre Badesachen und verstaute das Proviant, das sie beim Mittagessen hatte mitgehen lassen.
Sie eilte zum Ausgang des Schlosses, wo die Jungs schon auf sie warteten.
„Mann, endlich. Wo bleibst du denn so lange," sagte Ron maulend.
Hermine wollte gerade etwas zu ihrer Verteidigung sagen, als sie Harrys warnenden Blick bemerkte.
„Emilie ist schon vor einer halben Stunde zum See," erklärte er dann bedeutungsvoll.
„Oh," sagte Hermine nur.
Natürlich war auch ihr nicht entgangen, dass Ron ein Auge auf dieses Mädchen geworfen hatte. Er malte sich jetzt sicher aus, wie in dieser halben Stunde bereits zehn verschiedene Jungs mit ihr geflirtet hatten.
„Na, dann nichts wie los!" gab sie sich begeistert.
Hermine hatte Mühe mit den anderen Schritt zu halten.
Ihre Beine schienen aus Blei zu sein.
'Das Wasser wird mich erfrischen,' dachte sie immer wieder, bis sie endlich ihr Ziel erreicht hatten.
Sobald sie am See waren zogen sie ihre Klamotten aus und sprangen ins Wasser.
Tatsächlich fühlte sich Hermine sofort total wach und alberte mit den anderen herum.
Die Schüler hatten innerhalb kürzester Zeit zwei Gruppen gebildet die sich nun gegenseitig eine wilde Wasserschlacht lieferten.
Natürlich hatten sie zugesehen, dass sie sich auf der Seite befanden die auch Emilie gewählt hatte und Hermine dachte darüber nach, was es wohl für ihre Freundschaft bedeuten würde wenn Ron auf einmal eine Freundin hätte.
Die Chancen schienen nicht schlecht zu stehen, denn soeben hatte ein böser Angriff der gegnerischen Seite dem Mädchen gegolten und Ron ließ es sich nicht nehmen sie sofort zu rächen. Dafür überwand er sogar die Feindesgrenze und tauchte den Angreifer unter.
Als man langsam das Gefühl hatte er würde diesen Kerl glatt ersäufen, watete Emilie auf Ron zu und gab ihm zum Dank einen kleinen Kuss auf seine Nasenspitze.
Ron, der nun völlig entzückt war, hatte den Untergetauchten völlig vergessen und musste erst mit viel Einsatz davon abgebracht werden ihn weiter festzuhalten.
Danach sah man allerdings Ron und Emilie immer vertrauter miteinander werden.
Harry und Hermine sahen sich verschwörerisch an.
Ein endlich-geschafft-Lachen stand beiden auf das Gesicht geschrieben.
„Hunger?," fragte Harry jetzt.
Hermine nickte.
„Ich glaube Ron brauchen wir nicht zu fragen, der wird die nächsten Tage vor lauter Verliebtheit nichts essen können," sagte Harry lachend.
„Na auch gut," gab Hermine zurück, „dann haben wir mehr für uns."
Sie liessen sich auf die mitgebrachte Decke fallen und Hermine holte die Essensvorräte aus ihrer Tasche.
Sie hatten sich beide einen der Äpfel genommen und bissen herzhaft hinein, als Hermine Harrys Blick bemerkte.
Er hatte eine Person fixiert, die sich in einigem Abstand im Schatten der Bäume bewegte.
Hermine erkannte Snape in dieser Person.
„Der ist doch total bescheuert," sagte Harry.
„Wieso?"fragte Hermine.
„Na, meinst du es wär normal bei den Temperaturen mit einem schwarzen Umhang rumzurennen?
Ich wette er ist superhäßlich, dass er seinen Umhang nicht einmal abnimmt wenn man ein Spiegelei auf einem Stein braten könnte, meinst du nicht auch?"
„Nein," sagte Hermine.
Harry schaute sie von der Seite an.
„Was meinst du mit 'nein'?" fragte er irritiert.
Hermine verschluckte sich nun an ihrem Apfel.
Harry klopfte ihr beherzt auf den Rücken.
Als sie wieder sprechen konnte sagte sie: „Ich meinte, nein, der ist ja wirklich nicht normal."
„Sag ich ja," bekräfigte Harry, „ an einem Tag wie diesem könnte dieser Wassermuffel doch wenigstens mal eine Ausnahme machen und ein Bad im See nehmen um uns von seinem Gestank zu befreien."
Hermine dachte nach.
Ihr Gefühl sagte ihr dass sie Harry zurechtweisen musste.
Aber ihr Verstand warnte sie davor.
Sie konnte ihm ja schlecht sagen, dass sie zufällig aus erster Hand wusste dass Snape heute bereits geduscht hatte.
Trotzdem wunderte auch sie sich darüber, dass er bei diesen Temperaturen derart verhüllt in der Gegend rumlief.
'Vielleicht weiß er, dass er sonst sämtlichen Mädchen im Teenageralter den Kopf verdreht – so wie mir,' schlich es sich in ihre Gedanken.
Sie schüttelte kurz den Kopf um diese Gedanken los zu werden.
Harry grinste sie nun an.
„Ich habe eine super Idee," sagte er verschwörerisch.
„Hm?" machte Hermine überrascht.
„Pass auf, das wird ein Riesenspaß! Da er offensichtlich die Aufsicht über den See hat, wird er wohl kaum jemanden ertrinken lassen. Hermine, du schwimmst jetzt ein gutes Stück raus und gibst vor einen Wadenkrampf zu haben. Du schreist einfach: Au, mein Bein, mein Bein, oder sowas in der Art. Natürlich ist es für uns Schüler viel zu gefährlich und wir sind auch viel zu geschockt dich zu retten. Das muss dann Snape übernehmen. Er wird ins Wasser müssen.
Verstehst du Hermine? Entweder er macht sich total lächerlich, wenn er mit dem riesigen Umhang schwimmt oder er zieht das Teil endlich aus. Es wird so oder so ein Spaß."
Harry sah sie begeistert an.
Als er Hermines Gesichtsausdruck sah fügte er schnell hinzu.
„So ein Krampf verschwindet ja auch ganz schnell wieder. Er wird nie erfahren dass du ihn reingelegt hast."
Hermine hatte ein gräßliches Gefühl in der Magengegend.
Sie hatte ein schlechtes Gewissen, obwohl sie ja noch gar nichts getan hatte.
Allein dass sie mit jemandem befreundet war, der solche Pläne ausheckte um eine andere Person in Verlegenheit zu bringen, war ihr im Moment zuwider.
„Falls es dir nicht aufgefallen sein sollte," sagte sie lahm, „Snape hätte beinahe auch Ron diesen Typen aus Slytherins ersäufen lassen. Seinen eigenen Schüler wohlgemerkt. Du glaubst doch nicht, dass er sich dann ausgerechnet für mich ins Wasser stürzen würde."
Harry schaute sie auf einmal mit einem Ausdruck an, den sie noch nie zuvor bei ihm bemerkt hatte.
„Oh, doch Hermine. Ich bin sogar davon überzeugt," sagte er mit gedämpfter Stimme, die irgendwie unheimlich klang.
„Ich bezweifle zwar manchmal, dass Snape überhaupt ein Mensch ist, aber das er ein Mann ist, davon bin ich überzeugt."
Hermine musste nun unwillkürlich hart schlucken.
Nein, daran zweifelte sie nach heute morgen auch keine Sekunde mehr.
Aber dass Harry ihr auf diese Weise mitteilte, dass sie inzwischen zu einer attraktiven Frau herangewachsen war, machte sie nur noch verlegener.
Für einen Moment stellte sie sich vor wie es wohl sein mochte von Snape 'gerettet' zu werden.
Sie seufzte.
Dann sagte sie so bestimmt wie möglich:
„Harry, das ist wohl die bescheuertste Idee die du je hattest. Von mir aus spiel du doch den Ertrinkenden. Aber lass mich damit in Ruhe. Hast du außerdem mal drüber nachgedacht dass dieser Mann dir schon ein paar mal das Leben gerettet hat? Aber dir macht es nichts wenn er angst um einen Schüler hat, nicht wahr? Du darfst nicht so mit Gefühlen von anderen spielen. Du würdest doch auch nicht wollen dass das jemand mit dir macht, oder?"
Oweh, nun hatte sie Harry doch eine Standpauke gehalten.
Sie schaute ihn abwartend an.
Harrys Zeigefinger wanderte zu seiner Stirn und er zeigte ihr einen Vogel.
„Du spinnst Hermine. Der Kerl hat doch keine Gefühle. Und Angst hat der sicher in seinem Leben noch nie gehabt. Wie denn auch wenn man der Satan höchstpersönlich ist. Ach ne, das ist ja schon Voldemort, dann halt Satans bester Stellvertreter. Die gehören beide zurück in ihre Hölle, wo sie sicher eines Tages auch sein werden.
Ich geh wieder ins Wasser. Kommst du mit?" fragte er dann plötzlich wieder gut gelaunt.
Hermine schüttelte stumm den Kopf.
Sie wollte jetzt allein sein.
Die Lust auf fröhliches Rumplanschen war ihr gründlich vergangen.
Harry zuckte kurz mit den Schultern und stürzte sich dann wieder ins kühle Nass, wo er von den anderen schon mit viel Gejohle begrüßt wurde.
Hermine sah einen Moment zu, wie die Schlacht auf einen neuen Höhepunkt hinsteuerte und ließ sich dann auf die Decke sinken.
Sie spürte die Sonnenstrahlen auf ihrem Körper.
Vor ihren Augenlidern tanzten rote Flecke und sie spürte noch wie ihre Haut angenehm warm wurde ehe sie einschlief.
Sie hatte keine Ahnung wieviel Zeit inzwischen vergangen war.
Der Schlafmangel der letzten Nacht hatte wieder einmal gesiegt und sie hatte einen sehr lebhaften Traum von einem Mann, der in einem tosenden Meer auf sie zu schwamm.
In ihrem Traum wusste sie, dass sie ertrinken würde, sollte er sie nicht erreichen. Aber sie hatte keinerlei Wasser geschluckt. Ihr fiel auf, dass sie in ihrem Traum wunderschön aussah.
Sie sah erwartungsvoll zu dem Mann der auf sie zu kam, als sie plötzlich erkannte dass es Harry war fühlte sie sich unendlich enttäuscht. Das hätte doch jemand ganz anderes sein müssen, dachte sie in ihrem Traum. Nur wer noch gleich? Die Antwort auf diese Frage manifestierte sich in einer Stimme. Seiner Stimme! Ja, sie hörte Snape...
„Miss Granger! Jetzt wachen Sie doch endlich auf!"
Verwirrt öffnete sie die Augen.
Da stand wirklich Snape.
Sie brauchte einen Moment um wieder richtig klar zu werden.
Dann wurde ihr bewusst wie blöd es aussehen musste, dass sie nur mit einem Bikini bekleidet vor ihm lag.
Es war ihr irgendwie peinlich.
Um irgendetwas zu sagen murmelte sie:
„Sie
stehen mir in der Sonne."
Hermine konnte sein Gesicht nicht sehen, da es im Schatten lag und sie zudem geblendet wurde.
Sie hörte lediglich an seiner Stimme dass etwas nicht stimmte.
„Ich glaube Sie hatten bereits mehr Sonne als Sie vertragen können," sagte er merkwürdig ruhig.
Hermine wusste im ersten Moment nicht was er meinte.
Erst als sie sich bewegte merkte sie dass ihre Haut unerträglich spannte.
'Verdammt – Sonnenbrand' schoss es ihr durch den Kopf.
Sie biss die Zähne zusammen und um zu beweisen wie wenig sie sich dadurch aus dem Konzept bringen ließ stand sie auf um wenigstens den Größenunterschied zwischen ihnen so gering wie möglich zu halten.
Doch kaum dass sie stand drehte sich die Welt um sie. Sie sah noch wie ihr Lehrer einen Schritt in ihre Richtung machte, dann wurde es schwarz.
TBC
