Kapitel 10
Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen
Harry und Ron lagen noch in ihren Betten als die Sonne bereits zu ihnen in den Schlafsaal hineinschien.
Da heute Samstag war hatten sie vor, den Tag langsam angehen zu lassen.
„Wie war es denn gestern in Hogsmeade?" fragte Ron seinen Freund.
Harry gähnte ausgiebig bevor er zu einer Antwort ansetzte.
„Ganz gut. Aber mein Vorhaben habe ich noch nicht in die Tat umsetzen können, falls du das meinst..."
Ron winkte ab. „Nein, so habe ich das nicht gemeint...ich war nur...neugierig."
Harry hatte Ron erzählt, er wolle etwas gegen sein Singledasein unternehmen. Seit Ron mit Emilie zusammen war, gab es kaum noch ein Thema, bei dem Ron nicht auf seine Beziehung mit ihr zu sprechen kam. Wahrscheinlich hatte Harry einfach nicht von Ron bedauert werden wollen, weil er zur Zeit keine Freundin hatte. Harry fügte sich in sein Schicksal und fragte: „Und, wie war es bei euch?"
Ron seuftze schwärmerisch und ließ sich tiefer in das Kissen sinken. „Emilie ist so toll. Sie sieht nicht nur klasse aus, sie ist auch intelligent und hat einen tollen Humor. Findest du nicht?"
Harry zog die Augenbrauen zusammen. „Weiß nicht..." gab er dann unbestimmt zurück. „Eigentlich kenne ich sie ja gar nicht."
Ron setzte sich auf und sah Harry erstaunt an. Dann legte er einen Finger ans Kinn und sagte: „Ja, du hast recht. Wir sollten doch endlich mal was zusammen unternehmen. Vielleicht kann Hermine auch mitmachen, sobald sie wieder gesund ist. Was hälst du von einer Party?"
„Eine Party?" fragte Harry nun verdutzt.
„Ja, genau," ereiferte sich Ron. „Ich hab eine super Idee. Nächste Woche hat Hermine doch Geburtstag. Ich glaub am Dienstag. Wir könnten doch mit Emilie zusammen eine Überraschungsparty organisieren. Dann lernst du sie besser kennen und Hermine wird sich sicher riesig freuen."
Harry grinste nun: „Ja, und nebenbei gesagt, hast du dann jede Menge Gründe deine Emilie zu sehen..."
Ron wurde ein bißchen rot. „Ja, das natürlich auch," gab er dann drucksend zu.
Harry grübelte. „Hmm. Ich denke eine Party wäre wirklich nett. Und du hast recht, Hermine hätte ein wenig Aufmerksamkeit von uns auch mal wieder nötig, nachdem sie jetzt ein paar Tage völlig isoliert war, die Arme. Glaubst du wir sehen sie heute?"
„Na das will ich doch hoffen," gab Ron enthusiastisch zurück. „Aber vergiss nicht," warnte er dann seinen Freund, „kein Wort über die Party zu ihr."
Harry schüttelte den Kopf. „Na, da pass du aber lieber mal auf, dass dir deswegen nicht etwas rausrutscht."
„Ich schweige wie ein Grab, aber ich muss doch gleich alles mit Emilie besprechen. Komm, lass uns frühstücken gehen."
Damit schwangen sich die beiden aus ihren Betten und zogen sich an. Hermine saß derweil schon in der großen Halle vor ihrem Frühstück und war heilfroh, um diese Zeit noch alleine dort zu sein. Sie war erstaunt gewesen, dass es selbst so früh morgens schon drückend warm dort war. Wie mochte es sein, wenn sich zudem noch alle Schüler dort aufhielten?
Nun, heute und morgen würde das wohl kaum der Fall sein, weil viele übers Wochenende unterwegs waren oder zumindest zu ganz verschiedenen Zeiten zum Essen gingen. Eine kleine Gruppe Hufflepuff-Mädchen betrat den Raum, beachteten sie jedoch gar nicht, und ließ sich an ihrem Tisch nieder.
Hermine hörte wie sie kicherten und kam sich plötzlich doch ein wenig blöd vor, hier so alleine an ihrem Tisch zu sitzen. Wie aufs Stichwort kamen plötzlich Harry und Ron auf sie zu. Beide grinsten von einem Ohr zum anderen.
„Mensch, Hermine. Da bist du ja. Wie geht es dir? Alle Flecken wieder weg?" fragte Harry begeistert.
Ron tätschelte ihr die Schulter. „Schön dass du wieder da bist. Ich hab dir ja so viel zu erzählen..."
Harry verdrehte kurz die Augen. „Lass mich raten...Emilie?" sagte er dann genervt. Hermine wusste gar nicht was sie zu diesem stürmischen Empfang sagen sollte. Also beließ sie es bei einem strahlenden Lächeln.
„Jetzt sag doch mal Hermine, wie ist das so wenn man Windpocken hat. Juckt das?"
Hermine ging in Gedanken die Gesundheitsbücher durch, die sie gelesen hatte. Sie hatte bisher noch nie wirklich Windpocken gehabt und kannte auch niemanden der sie gehabt hatte. Trotzdem glaubte sie sich zu erinnern.
„Ja, hat schrecklich gejuckt. Und Fieber hatte ich. Aber jetzt ist alles wieder o.k." Sie hoffte inständig, dass sich die beiden nicht näher mit dieser Krankheit beschäftigt hatten, sonst hätten sie es vermutlich merkwürdig gefunden, dass ihre Freundin nach so kurzer Zeit bereits wieder genesen und vor allem überhaupt nicht mehr ansteckend war.
Aber Harry und Ron freuten sich viel zu sehr, um etwas in Frage zu stellen.
„Ähm, was ist denn mit Emilie..." fragte Hermine unschuldig.
„Die beiden sind ein Paar," sagte Harry mit einem merkwürdigen Unterton. Ron hatte diesen natürlich nicht bemerkt und begann Hermine, während des Frühstücks, in epischer Breite von ihren Treffen zu erzählen. Er ließ auch die unangenehme Begegnung mit Snape nicht aus. Hermine hörte interessiert zu und gab sich sehr überrascht, von dem Rüffel von Snape zu hören.
„Oje. Deine Mutter hat bestimmt einen Anfall bekommen," sagte sie zu Ron und war verwirrt als er auf einmal grinste.
„Nein, das ist ja das merkwürdige," sagte er nun leise.
„Er hat meinen Eltern nichts mitgeteilt. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, hat er mir sogar Tipps gegeben. Er sagte so etwas wie 'ich solle es tun, aber mich bloß nicht erwischen lassen.' Stell dir das mal vor, Hermine!"
Sie glaubte ihren Ohren nicht trauen zu können. Er hatte Ron nicht verraten. Er hatte sich erweichen lassen. Hermine war auf einmal unglaublich glücklich. Ron, der natürlich dachte sie freue sich so für ihn, umarmte sie stürmisch und sagte: „Ich bin der größte Glückspilz der Welt. Lasst uns heute zusammen etwas unternehmen. Emilie und ich treffen uns um 10.00 Uhr unten am See. Kommt doch beide auch hin."
Harry und Hermine sahen sich kurz an und nickten dann unbestimmt. Die Hufflepuffmädchen verließen, immer noch kichernd, die Halle. Im gleichen Moment kamen Malfoy, Crabbe und Goyle in den Speisesaal. Sie hatten gerade noch Rons kleine Ansprache mitbekommen.
Malfoy lachte abfällig und sagte dann extrem laut zu seinen Freunden. „Der kleine Weasley hat 'ne Freundin. Und ausgerechnet die Taylor. Mit der hat doch schon jeder...Na, da weiß der Rotschopf jetzt vielleicht endlich, was er mit seiner Morgenlatte anfangen kann, statt selbst daran herumzuspielen..."
Ron hielt mitten in der Bewegung inne. Sein Gesicht war knallrot angelaufen und ehe sich Harry und Hermine versahen, sprang er wie ein Besessener auf Malfoy zu und riss ihn zu Boden. Harry sprang auf und war unentschlossen ob er seinem Freund dadurch half, dass er Malfoy auch verprügelte oder besser daran tat, ihn von ihm herunter zu holen und ihn damit abhielt ihn umzubringen.
Während Crabbe und Goyle mit offenen Mündern einfach nur dastanden und auf die Szene starrten, flogen Rons Fäuste immer wieder und wieder auf Malfoys Gesicht.
Erstickte Laute um Hilfe drangen aus Malfoys Mund. Harry versuchte nun Ron festzuhalten. „Er ist es nicht wert..." schrie er seinen Freund verzweifelt an. Hermine zog ihren Zauberstab aus dem Umhang und überlegte welchen Zauber sie auf Ron legen konnte, ohne ihn für längere Zeit außer Gefecht zu setzen. Sie hatte gerade den Stab auf Ron gerichtet, als ein eiserner Griff ihr den Zauberstab entwandt.
Es war Snape, der nun mit langen Schritten auf die beiden Kämpfenden zuging und mit einem Griff Ron von seinem Opfer herunterzog.
Er ließ ihn neben Malfoy auf den Boden fallen. Ron sah ihn haßerfüllt an. Dann wanderte sein Blick zu Malfoy, den er übel zugerichtet hatte. Blut lief aus der Nase des Slytherin und auf der Stirn war eine üble Platzwunde. Außerdem schien sein rechtes Auge langsam blau zu werden. Ron sah auf seine Hände. An ihnen war ebenfalls Blut. Aber sie schienen unverletzt. Also war das Malfoys Blut.
Schnell wischte Ron die Hände an seinem Umhang ab. Snape ging nun in die Hocke und sah sich seinen Schüler aus der Nähe an. Dann drehte er sich zu Ron um, und seine Augen waren nur schmale Schlitze als er sagte: „Sie gehen jetzt sofort zu meinem Büro und warten dort auf mich. Ich muss mich erst um Ihr Opfer kümmern, bevor ich mir eine angemessene Strafe für Ihr Fehlverhalten überlege. Es sollte mich nicht wundern, Weasley, wenn Sie dafür von der Schule fliegen..."
Ron sah immer noch wütend aus. Nun mischte sich Trotz in seine Miene. Er drehte sich um und drängte sich zwischen Harry und Hermine durch, um die Halle zu verlassen. Snape hatte sich wieder Malfoy zugewandt und stutzte nun.
„Sie sind tatsächlich noch in der Lage zu grinsen?" fragte er den Jungen ungläubig.
Malfoys Grinsen wurde nur noch breiter. „Er fliegt dafür von der Schule? Na, da hab ich mich doch gern verprügeln lassen," sagte Malfoy hämisch. Snape erhob sich und starrte auf seinen blonden Schüler hinunter.
„Nun," knirschte er dann, „ wie ich sehe geht es Ihnen nicht so schlecht wie ich dachte. Sie sind also sicher in der Lage selbst in den Krankenflügel zu gehen. Madam Pomfrey ist nicht da...ihre Vertretung wird sich um sie kümmern. Danach kommen Sie ebenfalls sofort in mein Büro. Ich werde dieser Sache auf den Grund gehen Mr. Malfoy. Sollte sich herausstellen, dass Sie eine Mitschuld an den Vorfällen trifft, werden Sie ebenfalls dafür gerade stehen!"
Mit diesen Worten drehte sich der Lehrer auf dem Absatz um und stutzte einen Moment weil Harry und Hermine immer noch im Weg herumstanden.
Sein Blick streifte Hermine eine Sekunde zu lange, um Zufall zu sein. Er ging auf sie zu und blieb ganz dicht vor ihr stehen. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Dann hielt er ihr ihren Zauberstab vors Gesicht und knurrte:
„Seien Sie in Zukunft vorsichtig...ein Zauber, in Panik ausgesprochen, kann schnell in einer Katastrophe enden."
Schließlich drängte er sich, genau wie Ron vorhin, mitten durch Harry und Hermine hindurch und rauschte hinaus.
Malfoy erhob sich langsam und sah Crabbe und Goyle böse an. Die beiden standen da wie belämmert und auf ein Zischen von Malfoy ergriffen sie die Flucht. Der Slytherin stand etwas benommen vor Harry und Hermine und Blut tropfte aus seiner Nase.
Trotzdem begann er zu lächeln. „Sagt, bye bye zu eurem Freund. Er war die längste Zeit in Hogwarts," sagte er dann und verließ langsam die Halle um zum Krankenflügel zu gehen.
Hermine ließ sich erschöpft auf der Bank nieder.
„So ein Mist," murmelte Harry.
„Warum musste er auch gleich auf ihn losgehen," sagte Hermine verzweifelt.
Harry sah sie plötzlich erstaunt an. „Na hör mal Hermine. Stell dir mal vor, jemand sage so Dinge über dich...ich meine, die Geschichte mit der Morgenlatte war nun wirklich das Allerletzte!"
Hermine war mehr als unbehaglich zumute. Dies gehörte eigentlich nicht unbedingt zu den Themen, die sie normalerweise mit ihren beiden männlichen Freunden erörterte. Natürlich wusste sie über die anatomischen Zusammenhänge bescheid. Aber das war doch eher die blanke Theorie.
Auf einmal schoß es wie ein Blitz durch ihre Gedanken. Ein Bild entstand vor ihren Augen. Ein Bild von Snape, wie er neben ihr liegt und sich aus einem, ihr unbekannten Grund weigert das Bett zu verlassen, in das er nun wirklich nicht hineingehört.
'Oh mein Gott,' dachte Hermine. 'Er wollte etwas verbergen...nämlich genau das - eine Erektion!'
Sie war völlig sicher dass es so gewesen sein musste. Nur dies ergab einen Sinn für sein völlig irrationales Verhalten. Es erklärte auch wieso er sich auf einmal so schnell angezogen hatte, nachdem sie den Raum verlassen hatte.
'Snape hatte eine Erektion. Wenn auch nicht wegen mir, so doch zumindest neben mir,' dachte sie völlig verwirrt.
Harry, der glaubte ihr sei dieses Thema einfach totpeinlich, klopfte ihr auf die Schulter und sagte:
„Ist schon in Ordnung Hermine. Ich glaube wir sollten jetzt mal nach den Stundengläsern schauen gehen, dann haben wir ungefähr eine Ahnung wie wütend Snape ist. Ich hoffe er lässt Ron nicht von der Schule schmeißen. Was glaubst du, sollten wir versuchen mit dem Professor zu reden? Schließlich wollte er den Fall ja aufgeklärt wissen – und wir sind doch Zeugen, oder was meinst du?"
Hermine war immer noch viel zu irritiert um Harry gedanklich folgen zu können.
„Ich meine was?" fragte sie lahm.
„Na, ob wir zu Snape gehen sollen?" wiederholte Harry seinen Vorschlag.
Hermine verarbeitete die Information und gab mechanisch Antwort. „Ich – zu – Snape? Neeeiiiinnn! Ich gehe nicht zu Snape – Jetzt nicht. Kann ich nicht! Auf keinen Fall!"
Harry stutzte und sah Hermine besorgt an. „Ist ja schon gut. Ich wusste nicht, dass du so Angst vor ihm hast. Schließlich bist du es gewesen, die neulich wegen dem Brief sogar freiwillig zu ihm gegangen ist."
„Vielleicht können wir ja später hingehen. Jetzt muss ich erst mal...auf's Klo," schloss sie unsicher.
Harry runzelte die Stirn. „So genau wollte ich es gar nicht wissen, Hermine. Was ist nur los mit dir? Ich glaube du bist immer noch nicht ganz gesund. Kann das sein?"
Hermine nickte erleichtert. „Genau Harry, es geht mir gerade nicht so gut. Also, wir können uns ja in zehn Minuten vor Snapes Büro treffen, dann sehen wir ob wir etwas tun können, o.k?"
„Gut, in zehn Minuten dann. Mal sehen ob Snape uns überhaupt anhört."
Hermine eilte nun zur Toilette und war froh, dass niemand mit ihr im Raum war. Trotzdem schloss sie sich in eine der Kabinen ein und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür. Dann rutschte sie langsam daran hinunter, bis sie fast auf dem Boden saß. Die Hände presste sie gegen ihren Kopf um die Gedanken, die dort herumwirbelten festzuhalten. Zehn Minuten waren einfach zu wenig. Wie sollte sie ihrem Lehrer mit diesem Wissen unter die Augen treten. Er würde es ihr ansehen. Andererseits hatte sie ja nichts verbrochen. Wenn sich hier einer schämen musste, dann er.
Da es sich um eine unwillkürliche körperliche Reaktion handelte, konnte sie ihm natürlich keine Vorwürfe machen. Trotzdem war alles so merkwürdig und verwirrend. Er hatte sie berührt – und sie hatte nichts auf der Welt mehr gewollt als dass er genau dies tat. Aber er hatte ihr klipp und klar gesagt, dass sie sich von ihm fern halten solle.
Wie hätte sie das gekonnt?
Nun würde sie in wenigen Minuten vor ihm stehen, mit all ihren wirren Empfindungen. 'O.k. Hermine. Es geht hier nicht um dich, sondern um Ron. Er braucht dringend Hilfe. Snape muss erfahren wie sehr Malfoy Emilie beleidigt hat.'
Sie blickte auf ihre Uhr und entschied, dass es keinen Unterschied machte ob sie noch eine oder zwei Minuten hier länger sitzen blieb oder sofort in ihr Verderben lief.
Also raffte sie sich auf und ging mit bleiernen Schritten hinunter in das Kellergewölbe.
Kaum zu fassen dass sie noch gestern abend freiwillig mit Snape hier heruntergegangen war. Ja, sie hatte ihn sogar angelogen um noch eine Nacht bei ihm bleiben zu können. Wenn er das je herausfand würde sie sterben vor Scham.
Sie sah bereits Harry auf dem halbdunklen Gang stehen. Er wartete offensichtlich ungeduldig auf sie.
„Malfoy ist noch nicht aufgetaucht. Das ist unsere Chance. Wir erzählen Snape was vorgefallen ist damit er Malfoy gezielt befragen kann. So gut kann selbst dieser Schleimbeutel nicht lügen. Er muss einfach zugeben dass er die Attacke provoziert hat."
Hermine nickte ergeben.
Verdammt, sie war gerade wieder einigermassen gesund und schon steckte sie wieder in so einer blöden Geschichte drin.
Harry atmete tief durch und klopfte dann an die Tür zu Snapes Büro. Als er ein barsches „Herein" vernommen hatte, öffnete er die Tür und packte Hermine am Ellenbogen, damit sie ihm ins Büro folgte.
Ron saß auf einem Stuhl vor Snapes Schreibtisch. Er ließ den Kopf hängen als hätte er gerade die Nachricht von seiner Hinrichtung erhalten. Offensichtlich hatte Snape ihm schon ordentlich eingeheizt, denn er wagte noch nicht einmal ein Lächeln als er seine Freunde erkannte.
Als Snapes Blick auf die beiden Schüler fiel polterte er auch sogleich los: „Was zum Teufel machen Sie beide hier? Ich habe nicht um Ihre Meinung gebeten."
„Äh, Sir," setzte Harry an. Als er merkte wie dünn seine Stimme klang, räusperte er sich und begann erneut. „Wir waren Zeugen wie es zu der Prügelei gekommen ist. Ich denke Sie sollten uns anhören um sich ein vollständiges Bild machen zu können." Harry hatte all sein Selbstbewusstsein in diese Worte gelegt.
Snape verzog keine Miene. „So, denken Sie das?" sagte er uninteressiert. „Wir sind hier nicht vor Gericht, Mr. Potter. Wenn ich Zeugenaussagen möchte, hätte ich Sie informiert. Außerdem, glauben Sie nicht, dass in diesem Fall auch Mr. Crabbe und Mr. Goyle etwas auszusagen hätten?"
Harry war nun unsicher.
„Harry, lass doch..." meldete sich nun auf einmal der völlig eingeschüchterte Ron zu Wort.
„Aber, er muss doch erfahren was Malfoy zu dir gesagt hat. Das ist nicht fair, dir die Schuld zu geben! Ich werde mit Professor Dumbledore darüber sprechen, wenn er zurück ist," versuchte Harry nun seinen Trumpf auszuspielen.
Snape stöhnte entnervt auf. „Also gut Mr. Potter. Da Sie so darauf beharren, werde ich mir Ihre Version anhören." Harry bekam vor lauter Aufregung rote Flecken im Gesicht und wollte gerade mit seiner Rede ansetzen als Snape ihn unterbrach. „Mr. Potter. Sie sind mir zu unbeherrscht. Ich habe keine Lust mir Ihre Schimpftiraden über meinen Schüler anzuhören, der noch dazu der Leidtragende ist, wie ich Sie wohl erinnern darf."
„Aber, aber...Sie haben gesagt ich dürfte erzählen was vorgefallen ist..." ereiferte sich nun Harry wieder.
Snape stöhnte abermals auf und bedeutete Harry er solle endlich still sein. „Miss Granger wird mir die Vorfälle schildern. Sie scheint ja heute überraschend still zu sein. Vielleicht kann sie einigermaßen ruhig zur Klärung der Sachlage beitragen."
Hermines Kinnlade fiel herunter. Verdammt, was war das bloß für ein schrecklicher Tag. Eigentlich hatte sie Harry nur den Rücken stärken wollen. Natürlich wollte auch sie um nichts in der Welt, dass Ron der Schule verwiesen wurde. Aber diese Entscheidung würde wohl kaum hier, in diesem Büro fallen.
Warum kam sie sich auf einmal wie die Kronzeugin vor? Harry sah sie auffordernd an. Sie wusste, dass sie die längste Zeit Freunde gewesen wären, wenn sie jetzt kniff. Hermine atmete tief durch und blickte dann ihren Lehrer, der sie fest im Blick hatte, möglichst gelassen an.
„Tja, also...als wir so beim Frühstück saßen, kamen Malfoy, Crabbe und Goyle herein und machten blöde Kommentare über Emilie und Ron. Da ist dieser ausgerastet, was doch echt verständlich ist, oder finden Sie nicht? Naja, jedenfalls war Malfoy selbst schuld, er hätte das ja nicht sagen müssen..."
Hermine kam sich super blöd vor. Snape stutzte, dann runzelte er die Stirn und sagte ironisch: „Das war ja sehr detailiert, Miss Granger. Vielleicht hätten Sie die Güte mir mitzuteilen was genau Mr. Malfoy Beleidigendes zu Mr. Weasley gesagt hat."
Hermines gespielte Ruhe war nun plötzlich völlig dahin. Sie bekam Panik.
Was sollte sie nun tun? Ihrem Freund in den Rücken zu fallen war sicher keine Option. Andererseits musste sie nun die Dinge wiederholen, die Malfoy gesagt hatte. Würde sie es nicht tun, würde sich sicher der hitzköpfige Harry nicht davon abhalten lassen und dann hätte auch der ein Problem mit Snape, weil er sich nicht an dessen Anweisungen hielt.
Es half also nichts. Sie musste es tun. „Er, er hat gesagt...tja, er sagte...also, dass Emilie schon mit jedem was gehabt hätte und..." sie stockte.
„Und was..?" fragte Snape nun unerbittlich. Hermine schloss kurz die Augen und ratterte dann so schnell wie möglich hinunter:"dass Ron jetzt vielleicht wüsste was er mit seiner Morgenlatte anfangen könnte."
Hermine sah wie ihr Lehrer die Augen erstaunt aufriss. Dann schluckte er und für einen Moment fehlten ihm die Worte, während sein Blick auf Hermine lag. 'Er weiß, dass ich es weiß. Er weiß, dass ich es weiß,' wiederholte sich ständig in ihren Gedanken.
Nun war es Snape, der sich räusperte. Er blickte zu Ron, der bestätigend nickte.
„Ich werde diese Ausführungen in meiner Entscheidung berücksichtigen. Sie sollten jetzt gehen." Seine Worte hatten endgültig geklungen und so machten sich beide daran, den Raum zu verlassen. Harry warf noch einen aufmunternden Blick auf Ron. Hermine dagegen versuchte möglichst niemanden im Raum anzusehen. Sie wollte einfach nur auf der Stelle sterben.
„Das hast du gut gemacht, Hermine," sagte Harry gerade zu ihr, als sie sich auf eine der Treppen sinken ließ.
Hermine gab ein gequältes Lachen von sich. „Glaubst du das es etwas nützen wird?" fragte sie dann zweifelnd.
Harry ließ sich neben sie sinken. „Ich weiß nicht, aber wir mussten es versuchen. Snape ist so ungerecht. Vielleicht hat er gar keine Lust in Erwägung zu ziehen, dass sein Lieblingsschüler selber Schuld hat, an dem was geschehen ist."
Hermine zuckte mit den Schultern. Sie kannte Snape nun auch von einer anderen Seite, trotzdem war sie unsicher wie er mit der Situation umgehen würde. Er war eben doch unberechenbar!
Als sie Schritte hinter sich hörten, drehten sie sich beide um. Malfoy kam auf Krücken die Treppe hinunter. Es sah sehr umständlich aus, wie er da versuchte sich auf den Gehhilfen abzustützen. Genervt klemmte er sie sich schließlich unter den Arm und ging die Treppe ganz normal hinunter.
Harry und Hermine sahen sich vielsagend an. „Los, aus dem Weg, ihr Pack," sagte Malfoy gehässig. „Ich werde euren dämlichen Freund jetzt fertig machen. Seht euch bloß an, was er gemacht hat."
Damit deutete er auf seinen Kopfverband und das blaue Auge. Hermine und Harry sagten vorsichtshalber nichts, sondern gingen an ihm vorbei nach oben. „Komm, Hermine," sagte Harry als sie oben in der Halle standen. „Lass uns an den See gehen und Emilie Bescheid sagen, dass Ron später kommen wird."
Hermine nickte stumm und zusammen verließen sie das Schloß.
oooooooooooooooooooooooooooooooooo
Professor Snape hatte die beiden Streithähne so weit wie möglich auseinandergesetzt.
Er betrachtete sie abschätzend.
Wenn er nun den Raum verließe, wer würde dann wohl auf wen als erstes losgehen?
Hm, er könnte dies natürlich testen und hätte dann vermutlich den Initiator dieses Streits ausfindig gemacht, aber diese Methode war zu ungewiss.
Weasley und Malfoy schickten einander giftige Blicke.
„Mr. Malfoy, erzählen Sie mir, was genau sich im Speisesaal zugetragen hat, nachdem Sie ihn mit ihren Freunden betreten hatten."
Draco grinste hämisch Ron an und begann mit leidender Stimme zu erzählen:
„Also wir gingen in den Saal und wollten uns an unseren Tisch setzen, als plötzlich Weasley anfängt mich zu beschimpfen. Er glaubt wohl, er könne sich alles erlauben, weil er jetzt ja so ein toller Hecht ist und dieses Flittchen abgeschleppt hat."
„Mr. Malfoy, ich möchte hier keine unflätigen Ausdrücke über andere Schüler hören, ist das klar?"
Draco senkte den Kopf und seine Hand nestelte gespielt an seinem Verband, offensichtlich um seinen Lehrer wieder auf seine Verletzung aufmerksam zu machen.
„Ja, und als ich ihm sagte, er solle mich gefälligst in Ruhe lassen, ging er einfach so auf mich los. Sie können ja Crabbe und Goyle fragen, die werden das bestätigen."
Snape sagte: „Ja, davon bin ich überzeugt."
Malfoy grinste siegessicher zu Ron hinüber.
„Allerdings..." fuhr Snape dann fort, „bin ich mir nicht so sicher, dass Sie die Wahrheit sagen. Eigentlich hätte ich gut Lust diesen Streit im Duellierclub auszutragen. Dann könnten Sie beide sich ein paarmal gegenseitig zu Boden schicken und die Sache hinterher beilegen. Aber so einfach ist der Fall nicht. Da Sie, Mr. Weasley, Mr. Malfoy bereits tätlich angegriffen haben. Zudem haben Sie ihn ernsthaft verletzt, daher ist diese Sache nicht einfach so beizulegen. Ich werde einen Bericht darüber verfassen müssen. Also habe ich folgendes entschieden..."
Ron und Draco sahen nun gleichermaßen gespannt aus.
„Sie werden vor Zeugen Ihre Gedanken, die sie vor der Prügelei hatten in das Denkarium legen. Die Anwesenden werden diese Gedanken selbst erleben und dann wird der Schuldige wohl feststehen. Die Strafe wird dann erst festgelegt werden. Als Zeugen werden Ihre Freunde anwesend sein, die auch schon im Speisesaal dabei waren, und ich natürlich. Außerdem kommt Professor McGonagall hinzu, da diese Sache ja auch ihr Haus betrifft. Ich denke das sollte reichen. Noch irgendwelche Fragen?"
Ron schüttelte den Kopf. Malfoy riss den Mund auf und wollte losbrüllen. Dann überlegte er es sich offenbar anders und sagte mit leiser Stimme: „Ich möchte das nicht, Sir. Es hat mich echt verletzt, was Weasley da zu mir gesagt hat. Ich möchte nicht, dass jeder erfährt wie sehr mich das mitgenommen hat."
Snape zog die Augenbrauen zusammen. Er hatte das deutliche Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte. Ihn überkam eine dunkle Vorahnung. Hoffentlich würde dieser verfluchte Malfoy sein Haus nicht in Schande stürzen.
„Ich habe entschieden, Mr. Malfoy. Sollte es so sein wie Sie sagen, wird niemand je wieder darüber sprechen. Während die Hauselfen die Zeugen holen, werden Sie beide hier sitzen bleiben und sich nicht von der Stelle rühren."
Es dauerte nicht lange und alle Zeugen waren zugegen.
Harry und Hermine waren gar nicht mal so überrascht gewesen, als sie in den Kerker gerufen wurden – ganz im Gegensatz zu ihrer Hauslehrerin, die offensichtlich gar nicht wusste wie ihr geschah.
Professor McGonagall sah dann auch sehr unpassend aus. Sie trug ein schickes Kostüm, das noch keiner ihrer Schüler je zu Gesicht bekommen hatte. Über ihrer Schulter hing eine Handtasche die farblich exakt zu dem Kostüm passte.
Snape sah sie belustigt an. „Habe ich Sie bei etwas Wichtigem gestört?" fragte er dann gespielt rücksichtvoll.
Die Gryffindorlehrerin verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln. „Ich glaube zwar nicht, dass es Sie besonders interessiert, aber ja – Sie haben in der Tat gestört. Ich war gerade auf dem Weg nach London."
„Das tut mir leid," beteuerte der Zaubertranklehrer ironisch. „Wir können das hier auch ohne Sie durchführen, wenn Sie mir, als unparteiischem Zeugen vertrauen wollen."
McGonagall lächelte falsch. „Nein, nein. Ich kann mein Treffen in London durchaus verschieben. Schließlich bin ich Hauslehrerin und werde mir nicht entgehen lassen, wie Sie hier die Beweisführung vornehmen."
Snape nickte zustimmend. „Also, dann kann es losgehen. Mr. Malfoy, Mr. Weasley, kommen Sie bitte zu mir an den Tisch."
Beide taten, wie ihnen geheißen. Snape nahm seinen Zauberstab und fuhr damit erst an die Stirn des einen Schülers und legte dessen Gedanken in das Denkarium, schließlich führte er das gleiche Verfahren bei dem andern Schüler durch.
„Ladies first..." murmelte er dann. „Wir werden uns zuerst die Gedanken Ihres Schülers ansehen, Minerva."
Alle sahen gebannt in das Denkarium. Nach einer gewissen Desorientierung sahen sie plötzlich das Geschehene mit den Augen von Ron Weasley.
Zudem hörten sie jedoch seine Gedanken.
Sie sahen wie Malfoy mit seinen Freunden den Raum betrat während Ron einfach glücklich war, dass er so tolle Freunde hatte. Als er von Emilie sprach wurden seine Gedanken ein wenig wirr. Völlig normal bei Verliebten, wie sowohl Professor McGonagall, als auch Professor Snape wussten.
Doch als Malfoy und die anderen den Raum betraten veränderten sich Rons Gedanken heftig.
Er dachte: „Der Tag fing so gut an, und jetzt muss ausgerechnet dieses Arschloch hier auftauchen. Von dem lass ich mich nie wieder fertig machen. Eher schlag ich ihm die Fresse ein..."
Professor McGonagall sah ihren Kollegen ein wenig betreten an und blickte dann tadelnd auf Ron. Dieser war verlegen, zuckte aber trotzdem nur mit den Schultern. Schließlich hatte er genau das gedacht. Daran gab es nichts zu rütteln. Dann, wenig später hörte man Ron wilde Schimpfwörter brüllen und sein einziger Gedanke galt daran, seinen Gegner zu Brei zu schlagen.
'Nicht gut für die Beweisführung,' dachte Hermine niedergeschlagen.
McGonagall räusperte sich, als sie wieder aus dem Denkarium aufgetaucht waren.
„Nun, dass er Mr. Malfoy verprügelt hat, war uns ja nun schon bekannt. Aber die Frage, wer den Streit angefangen hat, ist durch seine Gedanken nicht geklärt worden."
„Ja, Sie haben recht. Sehen wir uns nun Mr. Malfoys Gedanken an," erwiderte Snape kühl. Abermals tauchten alle hinab, um die Gedanken eines anderen Menschen zu erforschen. Sie sahen nun mit den Augen von Malfoy, wie er den Raum betrat. Neben ihm gingen seine Freunde.
Als sein Blick auf die Schüler am Gryffindortisch fiel, dachte er: „Diese verdammten Kotzbrocken. Die Granger scheint auch wieder gesund zu sein. Schade, dass sie nicht verreckt ist. Oh, Scheiße, Weasley ist natürlich auch dabei. Der Blödmann hat schon eine Freundin und dann noch ausgerechnet Emilie, auf die ich es eigentlich abgesehen hatte. Wenn Crabbe und Goyle das wüssten, würden sie sich über mich totlachen. Ich muss sie davon überzeugen, dass Emilie eine Schlampe ist..."
„Ich glaube das reicht," sagte Snape und unterbrach die Verbindung zu dem Denkarium.
Alle sahen Malfoy erbost an. Dieser wandt sich unter dem Blick der Zeugen. „Das stimmt so gar nicht..." versuchte er sich zu verteidigen.
Snape schnitt ihm mit einer herrischen Bewegung das Wort ab. „Mr. Malfoy, schweigen Sie. Das waren Ihre Gedanken, die wir dort sahen. Leugnen ist in diesem Fall völlig zwecklos. Bringen Sie nicht noch mehr Schande über unser Haus, als sie es ohnehin schon getan haben."
Draco war bestürzt die Rückenstärkung seines Lehrers verloren zu haben. „Aber Sir, er hat mich geschlagen, nicht ich ihn. Das ist doch ebenfalls belegt."
Der Lehrer wurde nun unerbittlich. „Für Ihr Verhalten haben Sie in der Tat eine Tracht Prügel verdient. Seien Sie froh, dass Mr. Weasley das schon übernommen hat, ansonsten hätte ich..."
„Severus! Sie vergessen sich!" schaltete sich Professor McGonagall schnell ein.
„Ich schlage vor, wir beruhigen uns erst einmal alle und überlassen die Bestrafung Professor Dumbledore. Sobald er wieder da ist, möchte er sicher über die Vorfälle hier unterrichtet werden. Es ist an ihm, eine angemessene Entscheidung zu treffen. Außerdem muss ich zugeben, dass es nicht richtig von Mr. Weasley war, körperliche Gewalt anzuwenden - egal was Mr. Malfoy auch immer zu ihm gesagt hat. Oder sehen Sie das anders, Severus?"
Snape atmete tief durch. Der Schock, von seinem Lieblingsschüler derart vorgeführt worden zu sein stand ihm immer noch ins Gesicht geschrieben.
„Natürlich haben Sie vollkommen recht, Minerva. Diese Versammlung ist beendet. Ich denke es ist selbstverständlich, dass alles was hier gesehen und gesprochen wurde vorerst unter uns bleibt."
Sein Blick galt den Gryffindors, aber auch Crabbe und Goyle, die für ihre Geschwätzigkeit bekannt waren.
Alle murmelten Zustimmung.
„Gut, das wäre soweit geklärt. Ich werde mich dann mal auf den Weg nach London machen. Auf Wiedersehen Severus."
Professor McGonagall verschwand durch die Tür. Snape war äußerst gereizt als er zischte: "Was wollen Sie alle noch hier? Verschwinden Sie endlich!"
Die Schüler flohen aus seinem Büro. Alle, bis auf Hermine. Ihr Lehrer tat ihr unendlich Leid. Er sah aus den Augenwinkeln dass sie noch dort stand und fragte genervt: „Was gibt es denn noch? Möchten Sie hören, dass Sie recht hatten?"
Hermine lächelte. „Nein," sagte sie dann. „Das war mir im vorhinein klar. Ron muss schon einen guten Grund haben um so auszurasten. Aber das ist nicht Ihre Schuld...ich meine, das mit Malfoy."
Snape lächelte freudlos. „Ich habe ihm vielleicht nicht die Worte eingeflüstert, aber für seine Ansichten bin ich sicher mitverantwortlich. Schließlich bin ich sein Hauslehrer."
Er rieb sich die Stirn. „Ach verdammt. Es hat schon einen Grund, warum ein Mensch wie ich keine eigenen Kinder hat. Wie konnte ich mich nur jemals bereit erklären Hauslehrer zu werden."
Hermine stutzte. „Ein Mensch wie Sie?" fragte sie vorsichtig nach. Sie musste daran denken wie sie vor ein paar Tagen zu ihm gesagt hatte, dass sie sich wunderte, dass ein Mensch wie er überhaupt lachen konnte. Er war über diese Bemerkung äußerst erbost gewesen. Nun wiederholte er sie – wenn auch in anderem Zusammenhang.
Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Gehen Sie!" sagte er dann.
„Nein!" erwiderte sie bestimmt.
Er sah sie völlig schockiert an. „Sie wagen es..?" sagte er erbost. Hermine verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie können mich ja rauswerfen, aber freiwillig gehe ich nicht!"
Ihre Stimme hatte nie entschlossener geklungen. Er sah sie irritiert an. Für einen Moment sah es so aus, als würde er nachgeben, aber plötzlich schoss er an ihr vorbei und sagte: „Gut, wenn Sie bleiben wollen, dann bleiben Sie. Dann werde ich eben gehen."
Mit diesen Worten war er schon fast an der Tür. Hermine wirbelte herum und ohne nachzudenken lief sie ebenfalls zur Tür, wandt sich an ihrem Lehrer vorbei und versperrte ihm den Weg. Ohne sie anzufassen konnte er nun nicht mehr an die Türklinke gelangen. „Sie müssen mit mir reden," sagte Hermine flehend.
„Lassen Sie mich gehen...SOFORT!" brüllte er nun.
Hermine schüttelte stumm den Kopf. Mit wutverzerrtem Gesicht stand er vor ihr. Seine Augen funkelten sie an. Plötzlich griff er mit einer Hand nach ihrem Haar und krallte sich hinein. Hermine hatte keine Ahnung was passieren würde. Sie hatte Angst vor ihm, aber sie spürte auf eine erregende Art, dass er ebenfalls Angst vor ihr hatte. Er konnte mit ihrer Reaktion nicht umgehen.
Doch plötzlich geschah alles ganz schnell. Er beugte sich zu ihr hinab. Die Hand immer noch in ihrem Haar, zog er ihren Kopf nach hinten und damit ihr Gesicht zu sich hinauf. Dann presste er seine Lippen auf ihren Mund. Hermine handelte instinktiv.
Sie wollte ihn spüren.
Sie wollte ihn schmecken.
Seine Zunge drang in ihren Mund und sie presste ihren ganzen Körper gegen seinen.
Vor Wohligkeit schaudernd stellte sie fest, dass er eindeutig erregt war. Doch als sich dies gerade in ihrem Geist manifestierte, schob er sie von sich und nutzte ihre Verwirrung um die Tür zu öffnen. „Sie halten sich ab sofort von mir fern, Miss Granger. Das ist mein ernst!"
Damit schoss er hinaus in den Flur und ließ sie allein in seinem Büro zurück.
tbc
