*Wichtige Anmerkung*: Ich habe grade festgestellt, dass es in Digimon Tamers auch einen Ryo gibt! Sorry, das wusste ich nicht (habe Tamers nicht so oft gesehen … aber Rika war cool, so eine Art weiblicher Matt ^_^) Wollte nur klarstellen, dass dieser Ryo nicht mein Ryo ist. Ist reiner Zufall gewesen, dass ich mir diesen Namen ausgeborgt habe! Die beiden haben nichts miteinander zu tun! ^_^
Warnung: Ich habe mitten im Kapitel einen Erzählerwechsel! Ist aber gekennzeichnet. ^_^
Vielen Dank ihr Süßen für die lieben Kommentare!
Danke Saku-chan und TrunksBabyGirl!! *euchindenArmnehmundknuddel*
Zu diesem Kapitel: Tja, es gibt (mehr oder weniger) überraschende Enthüllungen über Ryo, Matt bekommt einen Anfall nach dem anderen, Taichis Trainer hat einen (unerwarteten) Auftritt und es gibt ein klitzekleines bisschen Takari. Viel Spaß! ^_^
^^^^^^^^^^^^^^^^
Der Kies vor dem Sportplatz spritzte rechts und links weg, als die Matt und Takeru mit ihren Fahrrädern eine Vollbremsung hinlegten.
Matt machte sich nicht die Arbeit sein Fahrrad anzuketten (schließlich - wer würde sich schon die Mühe machen, diese Schrottmühle zu klauen?) sondern ließ es einfach liegen wo es war. Mit Takeru neben ihm, der ziemlich irritiert aussah von seinem seltsamen Verhalten, aber sich nicht traute irgendwas zu sagen, stapfte er in Richtung Spielfeld.
Schon bevor sie in Sichtweite des Rasens kamen, hörten sie lautes Gebrüll und Stimmengewirr, dass anzeigte, dass sehr viel los war. Die Fußballmannschaft war sehr beliebt, deswegen hatte Matt schon damit gerechnet, dass sehr einige Leute zusehen würden. Zumal sie auch noch schulfrei hatten.
Trotzdem war er überrascht wie viele es waren. Normalerweise waren es in erster Linie Lehrer, begeisterte Eltern ihrer Fußballspielenden Sprösslinge und Groupies. Und sie selbst natürlich.
Einige der Jungs waren dabei auf eins der Tore zu schießen, während andere sich am Spielfeldrand Pässe hin und her spielten. Matt kannte die meisten und entdeckte fast nur vertraute Gesichter als er sie suchend überflog. Trotzdem … den bekannten braunen Mob, nachdem er Ausschau hielt sah er nicht …
„Hey, da drüben ist Kari", sagte Takeru grade. „Ich glaube, ich … äh ich geh mal zu ihr. Kommst du mit?"
Wenn Hikari da war, gab es gute Chancen, dass Taichi auch da war, also nickte Matt.
„Hey, da seid ihr ja!" Hikari grinste die beiden Brüder schon von weitem an und winkte. Sofort als sie vor ihr standen, wandte sie sich an den Älteren.
„Wie geht´s dir, Matt? Alles klar?"
„Ja."
Okay, das war vielleicht gelogen, aber andererseits wollte er sich auch nicht mehr am liebsten umbringen – von daher war es wenigstens eine deutliche Verbesserung.
„Wo ist Tai?" fragte er sofort.
Hikari deutete auf eine Ecke am äußersten Rand des Spielfeldes und verzog dabei unglücklich das Gesicht.
„Da drüben. Er muss sich grade eine Standpauke von Trainer Hidaka anhören. Schon wieder."
Matt drehte sich in die angezeigte Richtung und erblickte endlich, endlich den allzu vertrauten braunen Haarbusch.
Sein verräterisches Herz schlug höher, als er ihn erkannte.
Aber gleich darauf zog es sich schmerzhaft zusammen, als er sah, dass sein bester Freund den Kopf gesenkt hatte und todunglücklich aussah. Sogar seine sonst so wilden Haare hingen matt und leblos herunter. Sein Trainer hatte sich vor ihm aufgebaut und schien ihn unentwegt anzubrüllen.
„Hat er sich immer noch nicht wieder gefangen?" hörte er seinen Bruder neben sich fragen.
Karis Haare flogen, als sie heftig den Kopf schüttelte.
„Nein." Sie klang mitleidig und gleichzeitig sehr aufgebracht. „Er wirkt unkonzentriert und macht die schlimmsten Anfängerfehler. Trotzdem wünschte ich, der Trainer würde ihn nicht immer so anscheißen, wenn er mal nicht in Topform ist … Tai ist schließlich auch nur ein Mensch!!"
„Na ja … vielleicht wird es ja jetzt besser …" murmelte Takeru.
Er deutet mit seinem Kopf bezeichnend in Matts Richtung und hob die Augenbrauen. Kari blickte zurück und zuckte vage mit den Schultern. Sie formte mit ihrem Mund ein stummes Fragezeichen, doch Takerus Antwort bestand aus einem Augenrollen und einem leicht genervten Kopfschütteln.
Matt bekam die wortlose Kommunikation zwischen den beiden zum Glück nicht mit, denn er war zu sehr damit beschäftigt, Trainer Hidaka die Pest an den Hals zu wünschen.
//Ich hasse es wenn er Tai so anfährt …//
Er hasste nicht nur das – er hasste eigentlich alles an diesem Kerl. Zufälligerweise war er nämlich auch noch Matts Sportlehrer, und zwei Stunden die Woche von ihm gequält zu werden, war schon mehr Freude als Matt sich überhaupt vorstellen konnte …
//Kein Wunder, dass wir alle dauernd schwänzen …//
Unbewusst trat er näher an den Rand des Spielfeldes. Er konnte Taichis Gesicht nicht sehen, da dieser konzentriert auf den Boden starrte, aber die hängenden Schultern verrieten ihm genug. Beinah automatisch begann Matt auf sie zu zugehen. Hidaka brüllte grade irgendetwas, das Matt nicht verstand, aber Taichi schüttelt daraufhin nur vehement den Kopf.
„Brüll ihn noch mal so an", knurrte Matt, „und ich trete dir einen Ball dahin wo es richtig wehtut!"
Seine Schritte wurden immer schneller, beinah wäre er gerannt. Er hatte es plötzlich sehr eilig bei Taichi zu sein.
In einer Geste, die eine Mischung aus Frustration und Ärger ausdrückte hob der Trainer schließlich die Arme, drehte sich um und ließ endlich von Taichi ab. Dieser blieb wo er war und starrte einfach weiter auf den Boden.
Ein weiterer Junge im Fußballtrikot trat ganz plötzlich neben ihn und Matt hielt mitten im Laufen inne, als wäre gegen eine unsichtbare Wand geknallt.
Ryo.
//Ausgerechnet DER!//
Matts Augen wurden schmal, als er sah wie der Junge mit den rötlich-braunen Haaren eine Hand auf Taichis Schulter legte. Er schien beruhigend auf ihn einzureden, denn Taichi nickte nur ab und zu resigniert. Aber schließlich sah er auf und schenkte Ryo ein mattes Lächeln.
Ryo legte ihm einen lockeren Arm um die Schultern und schien etwas Lustiges gesagt zu haben, denn Taichi lachte sogar ein bisschen.
Währenddessen war Matt zehn Meter entfernt und umringt von anderen Zuschauern beinah am überkochen.
//Hat er sie noch alle? Wieso muss er Tai denn in einer Tour so anfassen?! Finger weg, du blöder, kleinhirniger, dauergrinsender, dämlicher …!!! Finger weg von meinem Taichi!!//
Ryo sagte wieder etwas, das Matt zu seinem Ärger nicht verstand und Taichi schüttelte den Kopf. Er sah wieder etwas deprimiert aus, worauf Ryo ihm aufmunternd durch die Haare wuschelte, was Matts Blutdruck sofort an die Decke trieb.
„Äh … Matt?"
„Hn?"
Er drehte sich nicht einmal um, als er hinter sich Hikari und seinen Bruder hörte. Dazu war er viel zu beschäftigt diesen seltsamen Ryo im Auge zu behalten … der immer noch viel zu dicht bei Taichi stand!!
Hinter seinem Rücken warfen sich Takeru und Hikari vielsagende Blicke zu
Vermutlich war es gut, dass Matt das breite Grinsen auf Hikaris Gesicht und den verschwörerischen Ausdruck in Takerus Augen nicht sehen konnte …
„Sag mal, Matt", begann sein Bruder in lockerem Plauderton. „Was hältst du eigentlich von Ryo?"
„Wir haben", fuhr Hikari fort, „nämlich den Eindruck, dass du … na ja … ihn irgendwie nicht leiden kannst."
„Nicht leiden? Wie kommt ihr denn auf die Idee?"
„Na ja …"
„Ich hasse ihn!!"
Wieder wurden bedeutsame Blicke ausgetauscht, die Matt zum Glück wieder nicht sah.
„Also Matt, wirklich …" flötete Hikari, „wir hätten nie gedacht, dass du ein Mensch mit solchen Vorurteilen bist."
„Das hätte wir wirklich nicht von dir erwartet", fügte Takeru hinzu.
Wenn Matt etwas weniger abgelenkt gewesen wäre in diesem Moment, hätte er vermutlich gemerkt, dass irgendetwas im Busch war, aber so hörte er ohnehin nur mit einem Ohr zu, als er unwirsch erwiderte:
„Wovon zum Teufel redet ihr da?"
„Dass du solche Vorurteile hast …"
„Genau! Vorurteile! Deswegen einen Menschen abzulehnen ist einfach …"
„… unfair!"
„Ja. Absolut unfair."
„Das passt so gar nicht zu dir."
„Nein, gar nicht. Du bist sonst so offen."
„Nun rückt schon endlich aus", fauchte Matt ungeduldig. „Wovon redet ihr überhaupt?!"
„Ryo ist schwul."
„Ja, er ist schwul."
Damit hatten sie nun endlich Matts volle Aufmerksamkeit. Mit einem Keuchen fuhr er herum und starrte sie an.
„Er ist …WAAAS??"
„Deswegen musst du mich doch nicht gleich so anbrüllen!" beschwerte sich Takeru. „Man, ich glaube mein Trommelfell ist grade …"
„Er ist WAS?!? Wiederhol das noch mal!"
„Er ist schwul", antwortete diesmal nur Hikari, da Takeru sich immer noch wehleidig seine Ohren rieb.
„Schwul …" wiederholte Matt vollkommen betäubt. „Wie … schwul?"
„Schwul", bestätigte Hikari mit sadistischem Grinsen. „Du weißt schon. Schwul - wie in homosexuell. Schwul wie in … er steht auf knackige Kerle. Schwul wie in yaoi. Schwul wie … in zwei nackte, erregte, schwitzende, ineinander verschlungene Männerkörper beim Sex."
„KARI!!!!"
Beide Brüder waren angesichts ihrer Beschreibung etwas grün im Gesicht geworden.
„Danke", stöhnte Takeru, „aber das musste jetzt wirklich nicht sein."
Hikari streckte ihm immer noch grinsend die Zunge heraus.
Matt fühlte sich derzeit als hätte ihm jemand eins mit dem Hammer übergebraten. Nein … schlimmer.
Als hätte er etwas gegessen was Taichis Mutter gekocht hatte. Das letzte Mal, als er das gewagt hatte, war ihm danach genauso komisch geworden … schwindelig und leicht übel …
„Aber … woher wisst ihr das?" fragte er.
„Oh, haben wir das nicht erwähnt?"
„Ja, haben wir das nicht erwähnt?"
„KÖNNTET IHR WOHL MAL AUFHÖREN WIE DAS BESCHISSENE ECHO VONEINANDER ZU KLINGEN?!" fauchte Matt, der langsam Kopfschmerzen bekam. „Vielen Dank!"
Beleidigt sahen sie ihn an.
„Tut mir leid", sagte Matt mit zusammengepressten Zähnen, da er einsah, dass er auf diese Weise nichts aus ihnen heraus bekam. „Aber könntet ihr mir jetzt – BITTE – mal sagen, woher ihr das habt?? Es steht ja schließlich nicht in Leuchtbuchstaben auf seine Stirn geschrieben!"
„Zufällig waren wir gestern mit ihm essen."
„Genau."
„Wieso zum Teufel …!! Äh … ich meine, wie ist es denn dazu gekommen?"
„Mimi."
„Mimi?"
„Sie war mal wieder sehr hartnäckig. Sie hat darauf bestanden ihn auf eine Cola einzuladen. Und wir hatten auch Durst und dachten wenn wir mitkommen, fällt für uns vielleicht auch was ab." Sie grinsten sich verschwörerisch an. „Dann meinte Sora, dass sie auch mitkommen wollte. Und ein paar von Taichis Fußballfreunden waren auch dabei."
„Es war sehr lustig", fügte Hikari überflüssigerweise hinzu.
„Und er wurde Mimi einfach nicht anders los, der Arme. Da musste er natürlich mit der Wahrheit rausrücken."
„Der Arme."
„Und T-Taichi?" fragte Matt mit plötzlich klopfendem Herzen.
„Oh Taichi hing ziemlich durch. Er war nicht besonders guter Laune. Er ist auch nicht lange geblieben."
„Nein, ich meine … weiß er …? Hat er mitbekommen, dass …?"
„Dass Ryo schwul ist?"
Beide nickten gleichzeitig. Langsam kam Matt sich vor wie beim Synchronschwimmen.
„Aber es hat ihm nichts ausgemacht. Er war total cool damit", fuhr Takeru fort. „Er und Ryo haben sich draußen noch eine ganze Weile unterhalten bevor er gegangen ist. Ich glaube, sie haben sich richtig gut verstanden."
„Total gut", bekräftigte Hikari.
„Schon gut, ich hab´s kapiert", fauchte Matt. „Sie haben sich also richtig gut verstanden, wie schön!"
Takeru rollte mit den Augen und meinte:„Komm, Kari, wir gehen. Ich glaube, es hat keinen Sinn mit ihm zu reden, wenn er in dieser Stimmung ist."
Kari nickte zustimmend. „Genau." Sie klang beleidigt. „Das müssen wir uns nicht von ihm bieten lassen."
Mit diesen Worten drehten sie sich um und verschwanden.
„Oh nein … TK, warte! Warte! Es tut mir … ach verdammt!"
Matt ließ seine Hand sinken und seufzte. Während er sich mit einer Hand durch die Haare fuhr, versuchte er sich zu beruhigen.
Er wusste ja selbst nicht wieso er sich so verhielt. Wieso er auf die Eröffnung, dass Ryo schwul war so reagierte.
Er war schließlich nicht homophob, oder so was!
Es hatte ihm sonst nie etwas ausgemacht, wenn jemand schwul war.
Nein. Das konnte es nicht sein. Bestimmt nicht. Außerdem hatte er Ryo schon vorher nicht gemocht!
Vor allem weil … Taichi ihn gemocht hatte …
Ich glaube sie haben sich richtig gut verstanden … Ja, total gut …
Die Stimme seines Bruders und die von Hikari hallten plötzlich mit erstaunlicher Penetranz in seinem Kopf wieder.
War es das? Lag es etwa daran?
Dass er befürchtete, dass Ryo … auf Taichi …??
Irgendetwas an dieser Vorstellung gefiel ihm ganz und gar nicht.
//Irgendwas? IRGENDWAS? Mir gefällt absolut ALLES daran nicht!!!//
//Aber Taichi ist nicht … ich meine, das müsste ich doch wissen, oder? Ist Tai …? Nein. Eher nicht. Sicher nicht! Aber wenn dieser blöde Knilch wirklich … ich meine vielleicht… irgendwie … eventuell … auf Taichi …?//
Schwul wie … in zwei nackte, erregte, schwitzende, ineinander verschlungene Männerkörper beim Sex.
Heftig schüttelte er den Kopf um dieses schreckliche Bild wieder aus dem Kopf zu kriegen, wie Ryo und Taichi …
Ryo und Taichi …?? NIEMALS!!!! In hundert Jahren nicht!! Der Gedanke war einfach zu … OH MEIN GOTT!!
//Notiz an Selbst: Kari erschlagen!!//
Vielleicht war er doch homophob.
Oh man. Langsam blickte er echt nicht mehr durch …
*~*~*~* Matts pov ~*~*~*~*
Ich blickte auf und sah, dass Taichi immer noch da stand wo er eben von Ryo sexuell belästigt … äh getröstet worden war.
Es war nur wenige Meter von mir entfernt. Nur diesmal war er endlich allein. Kein Ryo und kein brüllender Trainer weit und breit. Er sah nachdenklich aus und immer noch so deprimiert, dass es mir die Kehle zuschnürte.
Jetzt war der ideale Moment … um hinzugehen und sich einfach zu entschuldigen … alles wieder gut zu machen …
Langsam schob ich mich aus den umherstehenden Menschen auf den leereren Spielfeldrand und begann auf den Braunschopf zu zugehen.
Ich hatte auf einmal einen trockenen Mund und was mein Herz da für einen Zirkus veranstaltete war bestimmt alles andere als normal …
//Hoffentlich ist er nicht sauer auf mich … Hoffentlich … immerhin ist es meine Schuld, dass … und was ist wenn er …? Vielleicht …//
Ich kam zum Glück nicht mehr dazu meiner allerliebsten Freizeitbeschäftigung nachzugehen, nämlich mich wieder mal selbst fertig zu machen, denn in diesem Moment drehte Taichi sich um.
Sein Kopf fuhr hoch, und wie von einem unsichtbaren Magneten angezogen drehte er sich genau in meine Richtung. Seine Augen wurden groß und einen Moment lang starrte er mich einfach nur an.
Ein überirdisch breites Lächeln glitt über sein Gesicht, als er gleich darauf auf mich zusprintete. Ungefähr einen halben Meter vor mir kam er zu einem abrupten Halt und sah mich abwartend an.
„Äh … hi?" sagte ich und schluckte. Das Sprachzentrum in meinem Gehirn war unter Tais intensivem Blick irgendwie weg geschmolzen. „Ich meine … hi."
Hi …? War das etwa alles?!
//Oh toll! Wieso druckst du es dir nicht auf gleich aufs Shirt – Vorsicht! Verbale Insuffizienz!//
Und dass er mich jetzt auch noch so lieb ansehen musste half nicht unbedingt weiter!
Wilde, braune Haarsträhnen wurden ihm ins Gesicht geweht und seine Augen glänzten. Sein Fußballshirt flatterte um ihn und betonte muskulöse Arme und seinen durchtrainierten Oberkörper. Dutzende der üblichen Groupies standen am Rand und brüllten ihm so was zu wie „Taichi heirate mich!" oder „Taichi, ich liebe dich!" und er stand einfach nur da … und lächelte ausgerechnet mich an, als sei ich der einzige Mensch auf der ganzen Welt.
„Tai … ich … ich … es …"
Wann …, fragte ich mich unwillkürlich, wann war aus meinem besten Freund, dem frechen, kleinen Bengel so ein … gutaussehender Mann geworden? Was hatte ich verpasst? Wann hatte er angefangen so atemberaubend zu sein? Und wieso? Und was ging hier eigentlich ab mit mir?
„Ich … weißt du …"
„Ist okay, Matt", unterbrach Tai mein Gestammel. Er lächelte immer noch.
„Tai …"
„Ist okay. Wirklich!"
Und bevor ich wusste wie mir geschah schlang er plötzlich die Arme um mich und drückte mich fest an sich.
„Du Idiot", sagte Tai so leise, dass ich ihn kaum verstand. „Du musst es nicht sagen. Ich bin doch froh, dass du gekommen bist."
Ich wagte kaum zu atmen.
Es war ja nicht das erste Mal, dass Tai mich umarmte … er hatte es schon früher ab und zu getan, an Geburtstagen, Weihnachten, nach Hey-wir-haben-eine-Digimon-Attacke-überlebt-Augenblicken …
… aber niemals zuvor war es … SO gewesen.
Heißer Atem, der mein Gesicht berührte und weiche Haarsträhnen, die über meine Haut strichen. Mein Puls, rasend wie eine Achterbahn … und viel zu viel Hitze … alles viel zu dicht und viel zu heiß … gleichzeitig viel zu viel und viel zu wenig … und irgendetwas, dass gegen meine Brust hämmerte, schwindelig machend … beinah im Rhythmus meines eigenen pulsierenden Herzschlags …
Ganz plötzlich hörte es wieder auf.
Am liebsten hätte ich ihn festgehalten und zu mir zurückgezogen, als er sich langsam wieder von mir löste.
Stattdessen starrte ich ihn nur dämlich an und spürte, dass mein Gesicht glühte. Meine Knie fühlten sich an wie weich gekochte Spagetti.
//Das war … oh man, das war …!! WAS genau war das?//
„Tai …"
Doch ich sollte nicht mehr dazu kommen diesen Satz zu beenden. Was vielleicht auch besser war. Immerhin hatte ich keine Ahnung was ich eigentlich grade sagen wollte.
„Na, wen haben wir denn da?!"
//Uh oh//
Donnernde Stimme, cholerisches Temperament, dauerhaft erhöhter Blutdruck …
Trainer Hidaka.
„Hat sich unser sehr verehrter Herr Ishida endlich dazu entschlossen hier ein zutreffen!" Seine unangenehm tiefe Bassstimme hatte einen äußerst sarkastischen Klang angenommen.
//Der verehrte Herr Ishida entschließt sich gleich ihnen gegens Schienbein zu treten …//
Leider konnte ich das nicht sagen.
Warum? Weil ich wie gesagt bei diesem unsäglichen Sklaventreiber Sportunterricht hatte und im Moment grade noch auf einer wackeligen vier stand. Und eine fünf konnte ich mir im Moment einfach nicht leisten.
„Hn", war also alles was ich erwiderte. Mal wieder sehr eloquent, ich weiß, ich weiß.
„Das ist wirklich ausgezeichnet!" brüllte er.
Man, sogar wenn er versuchte nett zu klingen tat einem seine Stimme in den Ohren weh.
„Dann kannst du dich ja gleich mal umziehen und warm laufen, Ishida! Auf, auf, wir haben keine Zeit zu verlieren!"
//BITTE WAS???!!!///
Ich glaub mein Schwein pfeift. Auf welchen Drogen war der denn?
„Äh Taichi ist doch schon umgezogen" sagte ich in der vagen Hoffnung, dass er vielleicht gar nicht mich gemeint hatte.
Hatte er scheinbar doch.
„Nur keine Müdigkeit vorschützen, Ishida. Du kannst sofort loslegen."
„Ich glaube, es handelt sich hier um ein Missverständnis …"
//… dass schon damals anfing, als sie Lehrer wurden. Sie wollten doch bestimmt in die Armee.//
„Missverständnis? Nicht die Spur!"
„Moment mal", mischte sich jetzt auch Tai ein, „ Matt soll was? Mittrainieren? Wieso zum Teufel?!"
„Nachdem GEWISSE HERREN hier scheinbar ohne die Anwesenheit von Ishida nicht spielen können …"
Tai wurde knallrot.
„… und wir am Samstag ein äußerst wichtiges Spiel haben und uns deswegen einfach nicht leisten können, dass diese GEWISSEN HERREN hier ihre kostbare Trainingszeit vergeuden, halte ich es für am aller sinnvollsten, wenn wir den wertvollen Ishida gleich in unserer Nähe behalten. Außerdem …"
„Das ist überhaupt kein Grund!" brüllte Tai. „Matt kann doch überhaupt nichts dafür …!!"
Ich hätte ihm gleich sagen können, dass es umsonst war. Der Kerl hasste mich ganz einfach. Und freute sich über jede Gelegenheit mich zu quälen.
„Nun ja", er zeigte uns die Zähne und versuchte etwas zustande zu bringen, was er selbst vermutlich als Lächeln bezeichnete, „hier wird ja niemand gezwungen mitzuspielen. Selbstverständlich bleibt es ganz alleine Ishida überlassen, ob er mittrainieren möchte oder nicht."
//Ja klar!//
Ich dachte mir schon, dass da gleich noch was kam …
„Allerdings", fuhr er auch prompt fort, „wäre ich dann natürlich gezwungen mir die sehr beträchtliche Anzahl seiner Fehlstunden noch mal genauer anzuschauen …"
//Ach, verdammt.//
Andererseits … hatte ich nicht sowieso vorgehabt mich sportlich zu betätigen? Wegen Taichi? Und es lag ihm doch nun mal soviel an diesem blöden Spiel … vielleicht war es gar keine so schlechte Gelegenheit diesem blöden Ryo zu beweisen, dass ich eben nicht aus Zucker war …
Und Taichi zu zeigen, dass ich überhaupt viel besser war als Ryo … dieser Grabscher!
„Okay."
„… und überhaupt", brüllte Taichi grade, „das ist Erpressung! Das ist Nötigung! Das ist … äh was?"
Tai hielt mitten in seiner Tirade inne, drehte sich zu mir um und sah mich schockiert an. Er wusste ja, dass ich und Sport … nun ja, sich einfach nicht mischte.
„Was redest du da?" fragte er sofort. „Du musst das nicht tun …!"
„Entschuldigen sie uns kurz", sagte ich zu Hidaka, packte Taichi am Arm und zog ihn ein paar Schritte zur Seite.
Na ja, zog war vielleicht zu viel gesagt … er kooperierte und kam freiwillig mit, sonst hätte ich ihn vermutlich nicht mal von der Stelle bewegen können …
„Was soll das?" zischte er sobald wir etwas außer Hörweite waren, „du musst das nicht tun! Er macht das nur, weil er sauer auf mich ist und mich ärgern will. Das hat nichts mit dir zu tun."
„Tai, darum geht es nicht. Ich muss, okay? Er … hat mich bei den Eiern, wenn du so willst."
„Was? Wieso?"
„Das mit meinen Fehlstunden … du weißt schon. Wenn wir in einem Kurs mehr als dreißig Prozent der Stunden fehlen, können sie uns durchrasseln lassen …"
„Oh scheiße, Matt", er stöhnte auf, „das darf nicht wahr sein."
„Ist es aber. Die meisten Lehrer tun´s ja nicht, aber … wenn er es doch tut bin ich dran. Dann darf ich das ganze Schuljahr wiederholen. Darauf bin ich nicht scharf. Dann spiele ich lieber ne Runde mit euch Fußball."
Er seufzte. „Na schön. Auch wenn ich es abartig finde mich ausgerechnet von dem erpressen zu lassen. Das ist mal wieder typisch. So lange ich gut spiele, bin ich sein „Goldjunge" und hab ich mal einen miesen Tag, kommt er mir gleich so."
Er verdrehte die Augen und sandte Trainer Hidaka einen wütenden Blick.
Wieder an mich gewandt fragte er: „Soll ich dir Sportsachen leihen?"
Oha. Hier war noch ein Grund warum ich Sport hasste.
Ich trage keine kurzen Hosen.
Ich meine nie … wie in niemals.
Ich tu es einfach nicht.
Aus zwei Gründen. Erstens hatte ich ja immer noch einen Ruf zu wahren (so schlecht er auch sein mochte …) und sorry, kurze Hosen waren einfach uncool.
Und zweitens … ich mochte eben nicht wie ich aussah.
Ich war zu dünn, okay?
Ja, auch das kann ein Problem sein, zumindest als Junge. Zierlicher Knochenbau, helle Haut und schmale Figur mochten ja als Mädchen irgendwie erstrebenswert sein … als Junge war es einfach nur mega-ätzend, wenn man so aussah.
Vor allem wenn man sich dann noch so Leute wie diesen gebräunten Muskelprotz Ryo ansehen musste. Hey, er war doch schwul, verdammt noch mal! Sollte er nicht irgendwie anders aussehen? Irgendwie tuntiger?
„Ist schon okay. Ich glaube, ich spiele einfach so mit wie ich bin …"
Ich blickte an meinen schwarzen, kunstvoll zerrissenen Designer-Jeans und dem teuren ebenfalls schwarzen Calvin Klein Shirt herunter und stockte.
„ … vielleicht auch nicht."
„Ich hab noch eine zweite kurze Hose mit, die kannst du haben", überlegte Taichi grade laut. „Und was das T-Shirt angeht … hey, du kannst einfach meins nehmen!" Er strahlte. „Ich spiele bei der Hitze sowieso lieber ohne."
//Na wer sagt´s denn. Gott liebt mich.//
^tbc^
Tja, was soll ich sagen ... ich freue mich wie üblich mächtig über jeden Kommi. ^^;
