Ginny hätte eigentlich erwartet, einen Schreck zu kriegen, als sie am nächsten Morgen aufwachte und ein Arm um ihre Taille geschlungen war. Was sie allerdings erschreckte war der Umstand, dass sie selbst im noch halb schlafenden Zustand nicht dachte, dass es Thomas wäre, der hinter ihr lag. Sie war kaum wach und trotzdem - oder gerade deswegen? - schien es ihr selbstverständlich, sich, ehem... weniger herbstgerecht bekleidet, an Oliver zu kuscheln. Diese Erkenntnis sorgte auch dafür, dass sie von einer Sekunde auf die andere hellwach war. Das war nicht gut. Das war gar nicht gut. Sie hatte ihren Freund betrogen. Sie setzte sich langsam auf und starrte in den Spiegel der an der Wand gegenüber vom Bett hang. Fassungslos fuhr sie sich mit einer Hand durch das zerzauste Haar. Was hatte sie nur getan? Und, schoss es ihr durch den Kopf, sie hatte auch nicht an-

Der Arm um ihre Taille wurde zurückgezogen und im nächsten Augenblick hatte auch Oliver sich aufgerichtet. Er starrte ebenfalls in den Spiegel und ihre Blicke trafen sich. Es war beiden klar, dass sie das Selbe dachten: Großer Fehler. Riesengroß.

Schweigend - Ginny konnte sich nicht erinnern, jemals mit jemandem geschlafen zu haben, mit dem sie so wenig gesprochen hatte - standen sie auf und sammelten ihre Kleidung zusammen. Während sie den Klamottenpfad vom Schlafzimmer aus durch den Flur zur Haustür abgingen, vermieden sie es, sich anzusehen. Wenn sie einfach nicht sprachen und Oliver gleich wieder verschwinden würde, wäre es doch fast so, als wäre nie etwas passiert, oder?

Gerade als sie ihre Jacke, die immer noch im Flur lag, an die Gardrobe hängte und Oliver sich seinen Pullover überstreifte, klopfte es. Die Beiden gefroren mitten in ihren Bewegungen und starrten wie vom Donner gerührt zur Tür, als die Stimme ertönte.

„Ginny? Schatz, ich weiß, dass du wach bist, mach auf. Ich hab nur eine Stunde, ehe ich wieder los muss und wir haben uns seit zwei Tagen nicht mehr gesehen!"

Oliver war klar, dass da nur einer vor der Tür stehen und nach seinem Schatz rufen konnte. Er sah Ginny fragend an. Sie trat hektisch auf ihn zu.

„Geh ins Schlafzimmer und mach die Tür zu. Ich lock ihn ins Wohnzimmer und dann kannst du dich leise wegschleichen."

„Ach nein, ich wollte mich eigentlich vorstellen, ihm die Hand schütteln und mich höflich verabschieden.."Flüsterte er gereizt zurück und verschwand dann im Schlafzimmer.

Ginny streckte der geschlossenen Schlafzimmertür die Zunge raus und ließ dann Thomas rein.

„Wie schön, dass du da bist!"Rief sie übertrieben fröhlich und zog den schwarzhaarigen, jungen Mann in die Wohnung, schloss die Tür und drückte ihn dann direkt ins Wohnzimmer. Als sie drinnen standen, fiel ihr bestürzt wieder ein, dass sie ja die Tür hier hatte rausnehmen lassen. Also freie Sicht auf den Flur. Gott sei Dank stand Thomas mit dem Rücken zum Flur und seine grauen Augen funkelten sie belustigt an.

Irgendwas schien heute an ihm anders. Die Klamotten vielleicht... nein, die Jeans und das blaue Shirt hatte er schon länger. War er schon immer so klein gewesen? Er war ja kaum 5 cm größer als sie... Moment, natürlich war er schon immer so klein gewesen und das mochte sie auch. So konnte sie ihn küssen ohne Nackenstarre zu kriegen und sie fühlte sich nicht so eingeschüchtert. Ja, genau. Es gefiel ihr.

„Ich hab heute übrigens ein interessantes Buch entdeckt und ich musste sofort an dich denken. Sekunde."Er lächelte sie verschmitzt an und zog dann den Rucksack, den er umhatte von seinen Schultern. Während er so dastand und in der Tasche herumwühlte, erschien Oliver in Ginnys Blickfeld. Sie sah ihn über Thomas Schulter hinweg und hätte wohl bei dem Anblick wie Oliver übervorsichtig zur Tür schlich, damit der Holzfußboden unter seinen Füßen bloß nicht knarzte losgelacht, wenn die Situation nicht so brenzlig gewesen wäre. Sein Blick richtete sich zum Wohnzimmer und er blieb stehen. Er blieb... warum blieb der Idiot denn jetzt stehen?!

Oliver hob seine Augenbrauen und zeigte auf Thomas, der immer noch mit dem Rücken zu ihm stand. Dann hielt er eine Hand vor seinen Bauch und schüttelte den Kopf, als könne er es nicht glauben. Nun musste Ginny wirklich lachen. Es kam wohl nicht gerade jeden Tag vor, dass ein Mann vor einem anderen flüchtete, der über einen Kopf kleiner und schmächtiger war. Thomas sah verwirrt auf und wollte sich umdrehen, doch Ginny legte schnell ihre Hände auf seine Wangen.

„Ich hab nur überlegt, was für ein Buch du mir wohl mitgebracht hast. Such bitte weiter, ich kann es kaum erwarten, Liebling."

Thomas grinste erneut. „Moment noch, ich hab hier so viel Kram drin, ich sollte wirklich mal lernen, hier alles nicht so reinzustopfen."

Ginny lächelte ihn liebevoll, wie sie hoffte, an und sein Blick senkte sich wieder auf den Rucksack.

Oliver verdrehte die Augen und stellte pantomimisch einwandfrei und sehr überzeugend dar, wie er sich übergab. Dann setzte er sich wieder in Bewegung und verließ die Wohnung. Zu Ginnys Glück fand Thomas das Buch genau in dem Moment, in dem Oliver die Tür hinter sich schloss; Thomas achtete überhaupt nicht auf das leise Klacken.

Er überreichte ihr das Buch und Ginny glotzte förmlich auf den Titel.

Endlich befreit - Ehrlicher mit mir und meinen Mitmenschen. Ihr weg ins lügenfreie leben unter Anleitung von dr. Babette Hitchley-McGee

Ginny wusste nicht genau, wie lange sie nur dastand und den Titel immer und immer wieder las. Was war das denn bitte? Ein ironisch gemeinter Arschtritt vom Schicksal?

„Versteh das jetzt bitte nicht falsch."Thomas hatte seinen Rucksack auf den Boden abgestellt und legte seine Hände auf Ginnys Schultern. Sie schaute langsam vom Buch auf und in seine Augen. „Du bist der wundervollste Mensch, der mir je begegnet ist."

Sie hätte ihm am liebsten entgegengeschrien, dass sie eher als größter Arsch bezeichnet werden sollte, traute ihrer Stimme aber nicht wirklich und... so heuchlerisch sie sich dabei auch vorkam, sie hatte Angst.

„Aber," fuhr Thomas fort. „ Ich habe manchmal das Gefühl, dass du nicht ganz ehrlich mit mir bist... Ich weiß nicht, manchmal scheinst du etwas verstecken zu wollen. Zum Beispiel dein Beruf."

Sie schloss die Augen. Sie hatte ihm erzählt, sie würde für eine englischsprachige Zeitung schreiben, die in Asien herauskam für die ausländischen Geschäftsleute dort.

„Immer sagst du mir, du würdest keine Exemplare der Zeitung erhalten, für die du selbst schreibst... Deine Artikel müssen dir doch nicht peinlich sein... oder deine Eltern... ich würde sie gerne mal kennen lernen. Lies das Buch einfach, vielleicht hilft es dir ja."Er lächelte sie so liebevoll und aufrichtig an, dass sie am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre.

Zwei Stunden nachdem Thomas wieder gegangen war, saß Hermine in Ginnys Wohnzimmer und sah dieser dabei zu, wie sie nervös von einer Ecke in die andere lief und hier und da etwas zurechtrückte oder an einen anderen Platz stellte.

„Nun... du hast mich doch sicher nicht nur herbestellt, damit ich dir dabei zusehe, wie du Kleinkrams umsortierst, oder?"

Ginny blieb stehen und befingerte unruhig den Kerzenhalter, den sie in den Händen hielt.

„Ich... glaube, ich habe einen großen Fehler begannen."Du glaubst, oh spitze, genau. Mach die Geschichte nur so klein wie es geht, Hauptsache du fühlst dich dann besser.

Hermine fragte nicht nach, sie saß einfach still da und wartete darauf, dass Ginny weitersprach.

„Ich hab also irgendwie... mit Oliver, eh... Er hat mich nach Hause gebracht und war die ... ganze Nacht hier." Ginny stellte den Kerzenhalter wieder ins Regal und sah Hermine, auf die Gardinenpredigt wartend, an. Doch Hermine schien nicht wirklich auf Ginny wütend zu sein, jedenfalls nicht im Moment: Sie bedeckte ihr Gesicht mit ihren Händen.

„Oh Gott, was sind wir gemein gewesen."

„Wir? Was...?"

Hermine nahm die Hände weg und sah Ginny entschuldigend an. „Ich wusste genau, wie angezogen du dich von Oliver fühlst und trotzdem... wir Anderen dachten, es wäre lustig, einfach zu verschwinden und dich mit Oliver und seiner Mutter da stehen zu lassen. Aber,"jetzt schien sie doch wütend zu werden. „Deswegen musst du doch nicht gleich deinen Gefühlen nachgeben und so einen Mist bauen!"

Ginny schüttelte den Kopf. „Ich weiß, es ist alleine meine Schuld."

„Oliver hat sicher auch seinen Teil dazu beigetragen!"Rief Hermine aufgebracht und stand auf. „Was ist mit Thomas? Weiß er es schon? Du... Oh, Moment mal."Sie fuchtelte mit ihrem Zeigefinger in der Luft herum, so wie Mrs. Wood es am Vorabend getan hatte. „Du wirst es ihm doch sagen, oder?... Oder?!"

Ginny hob abwehrend die Hände. „Ich.. Ach, ich weiß es nicht! Das wäre das Ende unserer Beziehung und-"

„Nun, wenn du schon mit anderen Typen schläfst, kannst du diese Beziehung ja wohl nicht so toll finden!"

Ginny sah zu Boden. Natürlich hatte Hermine da Recht. Sie mochte Thomas zwar wirklich sehr, aber irgendwie war aus Liebe mit der Zeit eher so etwas wie Freundschaft geworden. Für sie war er in den letzten zwei Monaten mehr zu so etwas wie einem Bruder geworden und dass sie sich so von Oliver angezogen fühlte sprach wohl auch nicht gerade für die perfekte Beziehung.

Sie nickte. „Ich werde es ihm sagen, ich muss nur den richtigen Moment abpassen..."

Hermine schnaufte. Das der richtige Moment nie kommen würde war beiden klar, aber Ginny brauchte einfach noch etwas Zeit, um sich zu sammeln. Sie hätte Hermine gerne noch etwas anderes gebeichtet, aber dem Gesichtsausdruck ihrer Freundin nach zu schließen war es heute wohl genug der Geständnisse.

In den nächsten drei Wochen war Ginny damit beschäftigt, Thomas zu beweisen, dass sie sich wirklich Mühe damit gab, ehrlicher zu werden. Sie wusste, dass sie sich die Mühe wohl sowieso sparen konnte, da die Beziehung beendet sein würde, sobald sie ihm von ihrem Seitensprung erzählte, aber sie musste einfach irgendetwas tun, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. Also las sie das Buch, dass er ihr geschenkt hatte, auch wenn sie das Gebrabbel von dieser Babette Hitchley-McGee über Offenheit und Vertrauen nicht gerade ansprechend fand. Wenn sie nicht in dem Buch las, oder mit ihrer Arbeit als Reporterin beschäftigt war, versuchte sie, so viel Zeit wie möglich mit Thomas zu verbringen. Als er zwei Wochen nach Ginnys Nacht mit Oliver jedoch mit einer erneuten Überraschung aufwartete, wusste sie, dass sie schnell damit anfangen musste, ehrlicher mit ihm zu sein. Sprich ihm die Sache gestehen.

„Gefällt dir das Buch?"

Sie waren in Thomas' Wohnung und sahen einen Hitchcock-Film, für die Ginny eine Vorliebe entwickelt hatte, seit sie sich näher mit der Multimediawelt der Muggel beschäftigte. Sie lag bäuchlings auf seinem blauen Ledersofa und starrte gebannt zum Fernseher.

„Mhm. Sehr."Log sie und lächelte Thomas, der in einem Sessel schräg neben ihr saß, kurz an, ehe sie sich wieder dem Film zuwandte, um nichts zu verpassen.

„Das ist schön, ich habe nämlich noch eine Überraschung für dich."

Oh, Gott. Hatte diese Frau etwa eine ganze Reihe Selbsthilfebücher herausgebracht? Sie kam ja kaum durch den einen Schinken durch, den sie schon hatte. Was kam als Nächstes? 'Lernen, mit sich und den Bäumen im Einklang zu leben - Ein Gartenführer begleitet von Dr. Babette Hitchley-McGee'? Sie setzte sich auf und schenkte Thomas nun ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.

„Ich habe mir gedacht, da wir ja schon so lange zusammen sind - nun, wir müssen ja an die Zukunft denken."

Scheiße, ein Antrag?

„Bis jetzt ist es ja wirklich gut mit uns gelaufen, aber ich habe Angst, dass deine Verschlossenheit irgendwann zum Problem werden könnte und ich will dich wirklich nicht verlieren,"er rieb sich mit einer Hand den Nacken und sah sie entschuldigend an. „Also habe ich uns für ein Gespräch mit Dr. Hitchley-McGee eingetragen."

Ginny hatte abermals das Gefühl, dass ihr ein Ambos auf den Kopf knallte. Ein Gespräch mit ihr? Wozu? Buchdiskussion?

„Weißt du, ich habe mich im Internet etwas über sie schlau gemacht und herausgefunden, dass sie eigentlich Therapeutin ist, spezialisiert auf-"

Oh nein, gleich würde es kommen. Keine Paartherapie, nein, nein, nein...

„Ehepaare."

„Wir sind kein Ehepaar... oder hab ich was verschlafen?"Sie versuchte zu lachen, brachte aber nur ein nervöses Husten zustande.

„Nein, sind wir nicht, aber ich hab mal in der Praxis angerufen und, nun ja, ihre Sprechstundenhilfe sagte, dass auch Paare kommen können, die vorhaben zu heiraten, sich aber noch nicht sicher sind, ob ihre Beziehung... ehm ... wie sagte sie... 'beziehungsfähig ist'"

Bevor sie sich zurückhalten konnte, fragte Ginny: „Wir wollen heiraten?"

In Thomas grauen Augen erkannte sie kurz so etwas wie Verletztheit, doch er fing sich schnell wieder und lächelte sie an.

„Nun, wenn wir weiterhin so gut miteinander auskommen, wäre das doch durchaus denkbar."

„Aber wenn wir schon gut miteinander auskommen, müssen wir doch nicht zu einer Paartherapie."Es gab wirklich einige Dinge in der Muggelwelt, die Ginny gehörig stanken. So etwas wie Paartherapie gab es bei Zauberern nicht. Entweder sie verstanden sich oder eben nicht. Muggel hatten wirklich für jeden möglichen Mist einen Arzt, furchtbar.

„Ich möchte halt gerne, dass es auch so bleibt."Er stand auf und setzte sich neben sie. „Bitte, nur eine Stunde. Wenn es dir nicht gefällt, dann gehen wir da nie wieder hin."

Sie lächelte ihn gequält an. „Gut, aber nur für dich." Zumindest das war sie ihm jawohl schuldig. Du bist es ihm auch schuldig, dass er die Wahrheit erfährt, ging es ihr durch den Kopf, doch sie schüttelte den Gedanken schnell ab. Nicht jetzt.

„Jetzt schau deinen Film weiter, hältst es ja kaum noch aus."Grinste er.

Als Ginny eine Stunde später auf dem Nachhauseweg war, versuchte sie, sich irgendetwas einfallen zu lassen, um es Thomas so gut wie möglich beizubringen. Weh tun würde sie ihm so oder so, immerhin musste sie ihm nicht nur von dem Seitensprung erzählen, sondern auch von dem Umstand, dass er mehr wie ein Bruder für sie geworden war. Gott sei Dank hatte er nicht versucht, sie dazu zu überreden, über Nacht zu bleiben. Das hätte die ganze Sache wohl nur noch komplizierter gestaltet.

Sie bog um die letzte Ecke und entdeckte vor ihrem Wohnhaus noch eine Überraschung, mit der sie nicht gerechnet hatte.

„Was machst du denn hier?"Widerwillig ging sie auf Oliver zu.

„Na ja, ich dachte, wir sollten reden."Er schien überallhin zu schauen, nur nicht direkt zu ihr.

Sie nickte. Sie sollten das klären, dann könnte sie sich wohl auch besser auf die Problemlösung in Sachen Thomas vorbereiten. „Wie lange wartest du schon?"

Er zuckte die Schultern.

„Hm, dann komm mit hoch."

Kurz darauf standen sie im Wohnzimmer und starrten beharrlich aneinander vorbei. Während Oliver langsam begann, sich zu fragen, warum er überhaupt hergekommen war, verfluchte Ginny sich dafür, dass sie ihn nicht an der Haustür abgefertigt hatte. Nun schaute sie ihn doch an und ihre Wut gegen sich selbst schien sich blitzartig auf Oliver zu übertragen.

„Also, was ist?"

Oliver richtete seinen Blick nun auch zögerlich auf sie und erkannte erschrocken, dass sie ihn wutentbrannt anfunkelte. Mit aller Mühe zwang er sich dazu, nicht wieder wegzusehen. „Ich dachte, wir sollten sprechen. Über...na, du weißt schon."Warum sagst du es nicht einfach?

„Ich wüsste nicht, was es da noch zu beredet gäbe."Erwiderte Ginny knapp.

Er hob die Schultern. „Anscheinend scheinst du es doch zu wissen, sonst hättest du mich wohl kaum hinaufgebeten... oder?"Das leicht spöttische Lächeln, dass sich nun um seine Mundwinkel zeigte, wurde noch breiter, als Ginny einen Schritt auf ihn zumachte und ein Gesicht zog, als hätte sie auf eine Zitrone gebissen.

„Du magst das alles ja urkomisch finden, aber, falls du es noch nicht bemerkt hast, für mich ist die ganze Sache etwas schlimmer, als für dich! ICH habe nämlich einen Freund! Einen der sich wirklich um mich kümmert und viel netter zu mir ist, als ich es verdient hätte. Einen, der mir blind vertraut und dieses Vertrauen habe ich missbraucht! Also, falls du es dir nicht schon denken konntest: Dein Auftauchen in meinem Leben hat alles kaputt gemacht!"

Oliver antwortete nicht sofort. Stattdessen sah er sie mit nichtsagendem Ausdruck in den Augen an. Innerlich jedoch entbrannte nun auch in ihm blinde Wut. Ihr Leben war also kaputt. Die ganze Sache war für sie also schlimm. Was dachte sie bitte, wie es ihm ging? Er hatte zwar niemanden betrogen, aber immerhin musste er sich auch mit seinem Gewissen rumplagen. Wär diese Nacht spurlos an ihm vorbei gegangen, würde er jetzt wohl kaum hier stehen. War sie wirklich so naiv, dass sie dachte, ihm würde der Vorfall nichts ausmachen? Seit er sich hinter ihrem Freund aus der Wohnung geschlichen hatte, konnte er an nichts anderes denken als an sie und gleichzeitig war ihm klar, dass es absolut falsch war. Er sollte sich nicht daran erinnern, wie weich ihr Haar war oder wie warm ihre Lippen auf seiner Haut. Ja, sie hatte einen Freund und diese Tatsache ging nicht nur ihr nahe.

Er atmete tief durch. „Falls es dir nicht schon aufgefallen ist: Wir haben beide etwas zu dieser Situation beigetragen, also schieb jetzt nicht mir die ganze Schuld zu."

„Ich weiß es!" Sagte sie geschlagen. „Ich weiß es, verdammt!"

Die Verzweiflung die sie in diesem Moment ausstrahlte, sorgte dafür, dass seine Wut so schnell wieder verflog, wie sie aufgekommen war. Ehe er es sich versah, stand er direkt vor ihr und nahm sie in die Arme.

„Es tut mir leid." Er wusste nicht genau, ob er sich für seinen Ausbruch eben entschuldigte oder dafür, dass er wieder in ihrem Leben aufgetaucht war, aber - wenn er genau drüber nachdachte - musste er sich wohl für beides entschuldigen..

Sie schlang ihre Arme um seinen Körper. „Warum passiert das ausgerechnet uns... warum jetzt..."

„Ich weiß es nicht."

Langsam sanken sie auf die Knie...

A/N: So viel zu Chapter 3 Ich hoffe, es hat gefallen... auch wenn ich es irgendwie nich so gut finde u.u Danke für die Reviews!