Das muss aufhören! Ginny stand in ihrem Badezimmer. Sie hatte sich auf das Waschbecken aufgestützt und starrte in den Spiegel, der dadrüber hing. Ihre Haare waren zerzaust und sie trug nur ein langes, zerknittertes T-Shirt, dass sie sich eilig übergestreift hatte, als sie aus dem Schlafzimmer geschlichen war.
„Einmal ist keinmal und zweimal ist einmal zu viel."Murmelte sie. Sie versuchte, sich vorzustellen, wie ihre Mutter sie ansehen würde, wenn sie von dieser „Affaire"wüsste, in die Ginny da reingeraten war. Sofort sah sie Molly vor sich, die Arme über der Brust verschränkt, mit funkelnden Augen und den Mund missbilligend zusammengekniffen.
„Du wurdest besser erzogen, meine Liebe, ich bin enttäuscht von dir."Erklärte Ginny ihrem eigenen Spiegelbild.
„Du bist schwach. Ja, genau, schwach und hör auf so zu schauen. Hättest du ein Bisschen mehr innere Stärke, würdest du nicht jedes Mal mit Oliver schlafen, wenn er dich nur anschaut." Sie hob eine Augenbraue und warf noch einen letzten, abschätzenden Blick in den Spiegel, ehe sie sich umdrehte und das Badazimmer verließ. „Du bist doch shizo."
Sie sah auf ihre Armbanduhr. Halb zwei, mitten in der Nacht. Klasse, sie würde heute sicherlich kein Auge mehr zumachen. Das Schlafzimmer um jeden Preis meidend, ging sie schnurstracks ins dunkle Wohnzimmer und ließ sich aufs Sofa fallen.
„Wah!" Anstatt auf dem weichen Sofa zu landen, spürte sie irgendetwas unter sich, dass da sicherlich nicht hingehörte.
Schnell sprang sie wieder auf.
„Ich bin's, keine Panik."
„Oliver? W... warum schläfst du nicht?"Hatte sie ihn etwa geweckt, als sie aus dem Schlafzimmer raus war? Oder... Oh Gott, etwa mit ihrem Selbstgespräch eben im Bad?
„Dasselbe könnte ich dich fragen."
„Na ja..."Ginny schüttelte frustriert den Kopf und tastete sich seitlich vor, bis sie mit ihren Beinen an den Sessel stieß und setzte sich hin. „Ich suhle mich nur gerade in dem Gedanken, was für eine miese Schlange ich bin. Du?"
„Hm... ebenfalls mein Gewissen."
„Hör mal, Oliver..."Langsam gewöhnten ihre Augen sich an die Dunkelheit und sie konnte seine Umrisse erkennen. „Irgendwie... Du hast sicherlich schon bemerkt, dass wir die komische Angewohnheit haben, jedes Mal miteinander zu schlafen, sobald sich die Möglichkeit ergibt und... Ich hab meinem Freund nichts davon erzählt... Ich habe es zwar vor, weil das ihm gegenüber nicht fair ist, aber ich muss ehrlich gesagt noch den Mut aufbringen und wir sollten uns wohl besser ... nicht mehr..."
Oliver nickte langsam. „Gut, dann sind wir einer Meinung..."
Ginny taten die Gesichtsmuskeln weh. Wenn es einen Oscar für das starrste, falscheste Lächeln gäbe, hätte sie sich den an diesem Tag in Dr. Babette Hitchley-McGees Praxis redlich verdient gehabt. Es war elf Uhr morgens und ihr fielen innerhalb weniger Sekunden sofort tausend andere Plätze ein, an denen sie lieber gewesen wäre, als in diesem holzgetäfelten Zimmer, eingequetscht zwischen Thomas und einer Couchlehne. Babette saß ihnen gegenüber in einem dieser pompösen Chefsessel. Sie schien nicht älter als dreißig, strahlte allerdings eine Altklugheit aus, die Ginny sonst nur von pensionierten Lehrern oder Ähnlichem kannte. Sie hatte langes, braunes Haar, das sie zu einem lockeren Knoten zusammengebunden hatte. Ihre rotgeschminkten Lippen waren zu einem Lächeln verzogen, das sich bis zu ihren von Brillengläsern umrandeten, grauen Augen erstreckte. (Ginny hingegen hätte sich glücklich geschätzt, wenn ihr verkrampftes Lächeln bis zu ihren Mundwinkeln reichte.)
Babette hob eine ihrer gezupften Augenbrauen und sah Thomas und Ginny fragend an. „Was genau kann ich für Sie tuen? Wenn ich richtig informiert bin, haben Sie vor, zu heiraten...?"
Bevor Ginny auch nur ihren Mund öffnen konnte, redete Thomas auch schon frank und frei drauf los. „Wir sind jetzt seit etwas mehr als 1 ½ Jahren zusammen und da wir den Rest unseres Leben miteinander verbringen wollen-"
Wollten sie?
„... möchten wir gerne vorher einige Unstimmigkeiten in unserer Beziehung aus dem Weg räumen."
Babette nickte. „Wo genau liegt denn das Problem?"
„Nun,"fuhr Thomas fort: „Ich habe manchmal das Gefühl, dass Ginny nicht ganz ehrlich mit mir ist. Zum Beispiel, was ihre Arbeit angeht."
„Was arbeiteten Sie doch gleich?"
„Reporterin..." Ginny gab sich alle Mühe, dass Lächeln beizubehalten und nicht aufzustehen und den Raum zu verlassen.
„Oh, für welche Zeitung denn? Habe ich vielleicht schon einmal etwas von Ihnen gelesen?"Fragte Babette hochinteressiert.
„Genau das ist es. Sie arbeitet für eine Zeitung, die in Asien herauskommt... Für ausländische Geschäftsleute."Fügte er hinzu, als Babette ihn verwirrt ansah. „Allerdings behauptet sie steif und fest, keine Ausgaben der Zeitung zu erhalten und mir deswegen auch keinen ihrer Artikel zeigen zu können."
„Oh... oooooooh."Babette machte sich schnell einige Notizen auf dem Klipboard, dass auf ihren Knien ruhte.
„Was oooooooh?" Fragte Ginny aggressiver, als sie vorgehabt hatte.
„Gibt es sonst noch irgendwelche Dinge, in denen sie nicht ehrlich mit Ihnen ist?" Babette ignorierte Ginnys Frage schlicht und sah Thomas mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
„Nun... ihre Familie ist auch so eine Sache. In der ganzen Zeit, die wir zusammen sind, habe ich weder einen ihrer sechs Brüder, noch ihre Eltern je zu Gesicht bekommen."
„Moment mal, Dinge in denen ich nicht ehrlich mit ihm bin? Wer hat bitte gesagt, dass ich ihn tatsächlich anlüge?"Warf Ginny ein, wurde jedoch erneut einfach übergangen.
„Das ist aber recht ungewöhnlich, hat sie Ihnen jemals gesagt, warum sie Ihnen ihre Familie vorenthält?"
Thomas warf Ginny einen raschen Seitenblick zu. „Sie meint, sie seien alle sehr eingespannt in ihren Berufen und hauptsächlich im Ausland tätig."
„Also-"Begann Ginny wütend.
„Ginny,"nun wandte Babette sich ihr doch noch zu. „Ich spüre unterdrückte Wut. Wut ist unser Feind, wissen Sie?"
„Wa..." Ginny sah sie entgeistert an. Ganz klar, sie musste sich verhört haben. „Wie bitte?"
„Wut, Ginny, ist unser Feind."Erklärte Babette erneut.
„Nun, ich halte Wut für etwas sehr gesundes, Babette." Stellte Ginny kalt fest. „Und es ist wohl verständlich, dass ich wütend werde, wenn ich hier von Anfang an als Lügnerin abgestempelt und ignoriert werde."
„Aber wer ignoriert Sie denn, Ginny? Von wem fühlen Sie sich ignoriert? Sagen Sie es mir."Babette beugte sich vor und stützte ihre Arme auf dem Klipboard ab. Als Ginny den fast schon grotesk besorgten Gesichtsausdruck auf ihrem Gesicht sah, wünschte sie sich zutiefst, dass die beige Strickjacke dieser Schnepfe ein paar Tintenflecken abbekam.
„Von Ihnen! Und ihm hier!"Ginny zeigte auf Thomas, der sie geschockt ansah. „Ich dachte eigentlich, wir seien hier, um gemeinsam über unsere „Beziehungsprobleme"zu reden, aber so wie es aussieht, hätte ich auch zu Hause bleiben und mir Dallas ansehen können!"
„War sie schon immer eine Cholerikerin?"Fragte Babette Thomas.
„DA! Schon wieder! Fragen Sie gefälligst mich, ob ich eine Cholerikerin bin!"
„Sind Sie denn?"
„NEIN!"
Babette lehnte sich wieder zurück und machte sich erneut daran, Notizen zu machen.
„Was hast du denn?" Flüsterte Thomas Ginny ins Ohr.
„Du verbündest dich hier gegen mich mit dieser Psychotante."Zischte Ginny zurück.
„Also."Babette sah die beiden wieder lächelnd an, als sie fertig geschrieben hatte. „Ich denke, der erste Schritt wäre es, zu klären, warum Ginny Thomas keinen ihrer Artikel zeigen möchte."
„Ist das hier eine Talkshow?"Fragte Ginny.
„Ginny... Warum möchten Sie nicht, dass Ihr Freund einen ihrer Artikel liest?"
„Das tut wohl kaum zur Sache."
„Ich denke schon. Sie sind nicht ehrlich mit Thomas."
Ginny schloss frustriert die Augen und zählte leise bis zehn. Das hier war schlimmer als sie gedacht hätte. Sie hatte wirklich vorgehabt, Thomas alles zu gestehen, bevor er sie zu diesem Termin hier schleppte, aber sie war wieder einmal schlicht und einfach zu feige gewesen. Jetzt kam die ganze Wut, die sie auf sich selbst empfand hoch und entlud sich in die absolut falsche Richtung. Sie musste ruhig bleiben. Wenn sie hier weiterhin eine Szene machte, würde sie das auch nicht weiterbringen.
„Meine Artikel sind unwichtig. Ich bin keine Enthüllungsreporterin oder etwas ähnlich Brisantes."Die wievielte Lüge war das heute schon?
„Ich werde später noch einmal auf diesen Punkt zurückkommen,"Babette nickte wichtig. „Wie sieht es mit ihrer Familie aus?"
„Ich..."Am einfachsten wäre es wohl gewesen, ihr einfach zu sagen, ihre Familie sei ein schrecklicher Haufen, mit denen sie schon lange nichts mehr zu tun hatte. Die Stunde wäre auch irgendwann vorbei und dann würde sie Thomas alles gestehen und einfach mit den Konsequenzen leben. Allerdings schaffte sie es nicht, so etwas über ihre Familie zu sagen.
„Ich kann sie ihm einfach nicht vorstellen."Sagte sie also wahrheitsgemäß. „Könnte ich bitte kurz mit Thomas alleine reden?"
Babette schien kurz zu überlegen und die Für und Wider abzuwägen, nickte dann aber und verließ den Raum.
„Was hast du?" Thomas sah sie besorgt an.
„Ich... muss dir etwas sagen."Sie holte tief Luft. Jetzt oder nie. Bring es einfach hinter dich. „Ich habe dich ... betrogen und..." Nun, wo das Schlimmste raus war, sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus. „Oh Thomas, es tut mir so leid. Ich wollte wirklich nicht, dass das passiert, aber... ich meine... Hast du nicht bemerkt, dass unsere Beziehung sich in den letzten Monaten verändert hat? Ich will dir jetzt nicht die Schuld geben oder etwas in der Richtung, ich weiß, dass ich alleine Schuld daran bin, aber... ich liebe dich einfach nicht mehr... nicht so... Thomas?"
Er saß einfach nur da und starrte sie an. Er sah so verletzt aus... Das war definitiv zu viel.
„Es...tut mir so leid...so leid..."Ginny stand auf und verließ ebenfalls den Raum. Sie wäre wahrscheinlich in Tränen ausgebrochen, wenn sie noch länger da gesessen und ihn angeschaut hätte.
Babettes Fragen ignorierend schnappte sie sich ihren Mantel von der Garderobe und lief aus der Praxis. Bloß nach Hause.
Ginny hatte befürchtet, dass Thomas sich noch am selben Tag bei ihr melden würde. Doch nichts geschah. Auch von Oliver hörte sie nichts mehr, wie sie vereinbart hatten. So vergingen etwa vier Wochen, in denen Ginny eigentlich in Ruhe mit sich selbst hätte leben können. Wäre da nicht ein kleines Problem gewesen.
„Sie haben gerufen, gnädige Dame?"
„Komm rein und hör mit den Scherzen auf, das ist wichtig!"Ginny zog Hermine in ihre Wohnung und knallte die Tür zu.
„Ich brauche deine Hilfe. Ich.. du musst da was für mich nachsehen. Ich wollte es eigentlich selbst machen, aber dann habe ich bemerkt, dass ich auch dazu nicht den Mut habe. Also bitte..."
„Was nachseh..."Begann Hermine, sparte sich die Frage jedoch, als Ginny sie ins Wohnzimmer schob.
„Ginny, das ist hoffentlich nicht das, wonach es aussieht, denn wenn da wirklich ein Schwangerschaftstest auf deinem Couchtisch liegt, muss ich dich leider umbringen."
„Schau einfach!" Rief Ginny beinahe hysterisch. „Wenn ich schwanger bin, dann-"
„Ich weiß, wie die Dinger funktionieren."Erklärte Hermine genervt und stampfte wütend auf den Tisch zu. Sie sah ungefähr eine Minute lang schweigend auf das Plastikstück hinunter.
„Jetzt sag doch was."Jammerte Ginny von der Tür aus.
Hermine drehte sich um. „Herzlichen Glückwunsch, Mami."Sagte sie trocken.
„WAS?!" Ginny stürzte nach vorne, um sich selbst zu überzeugen. „Du musst dich verguckt haben, ich kann unm... SCHEIßE!"Sie sank auf die Knie und sah entgeistert auf das Testresultat hinunter. Sie war tatsächlich schwanger. Schwanger...
„Wer?"Fragte Hermine mit fast schon zu ruhiger Stimme.
„Oliver." Antwortete Ginny ausdruckslos.
„Sicher?"
„Mit Thomas habe ich immer verhütet..."
„Oh, mit deinem Freund verhütest du, aber mit einem Dahergelaufenen... OK, mit Oliver nicht?!"Hermines Stimme war immer lauter geworden und gegen Ende ihrer Frage hin schrie sie schon beinahe.
„Nicht beim ersten Mal... Verdammt, verdammt, verdammt."
„Bist du sicher, dass es nicht von Thomas ist?"Hermine begann, im Raum auf und abzulaufen, wie an dem Tag, an dem Ginny ihr von ihrem Seitensprung erzählt hatte.
„Ja... zwischen dem letzten Mal mit Thomas und dem ersten mit Oliver lag meine Periode... oh GOTT."Sie schlug die Hände vors Gesicht. „So dumm, so dumm, so dumm."
„Ja, das bist du! Was zum Henker willst du jetzt machen? Wann sagst du es Oliver?!"
Ginny nahm die Hände vom Gesicht und sah Hermine an.
„Wa ... oh nein, Ginny, denk da nicht einmal dran! Du sagst es ihm! Du hast einen Fehler gemacht - ich korrigiere: Ihr beide habt einen Fehler gemacht und dafür steht ihr jetzt auch gerade!"
Ginny seufzte. „Ich weiß... Natürlich sag ich es ihm... nur... wie? Wir hatten ausgemacht, uns nicht mehr zu sehen und jetzt soll ich einfach zu ihm gehen und ihm unterbreiten, dass er einen Volltreffer gelandet hat?"
„Genau!"
„Und dann?"Ginnys Kopf war in diesem Moment wie leer gepustet. Der Schock schien ihre gesamte Festplatte lahm gelegt zu haben. (A/N: Sitz ich zu viel am PC?)
„Dann kriegst du das Kind und es wird zusammen mit seinem Cousin oder seiner Cousine in eine Klasse in Gryffindor kommen!"
„Gut geplant.... Moment mal."In Ginnys Hirn regte sich wieder etwas: die erste Schlussfolgerung nach einem Atombombenangriff. „Du...?"
„Im zweiten Monat. Ich weiß es auch erst seit gestern."Hermine wischte die Neuigkeit mit einer Handbewegung beiseite. „Viel wichtiger ist jetzt, wann du es Oliver sagst und natürlich musst du sofort einen Arzttermin vereinbaren! Oh, am besten du gehst zuerst zum Arzt, diese Tests sind nicht immer hundertprozentig sicher."
Ein Hoffnungsschimmer! Vielleicht-
„Dann können Sie sich ja schon mal auf die Mutterschaft freuen."Strahlte Ginnys Frauenarzt sie am nächsten Tag an.
So viel dazu.
Schwanger, schwanger, schwanger... dieses Wort kam Ginny plötzlich wie eine schreckliche Beleidigung vor. Sie war 24 - viel zu jung für ein Baby - und viel zu solo, um schwanger zu sein. Was sollte sie überhaupt mit einem Kind anfangen? Die konnten doch nur schlafen, rumgurgeln und in die Windeln machen - wozu waren sie also gut?! Vor allem: War ein Kind es wert, dass sie von ihrer Mutter geköpft wurde? Denn das würde sicherlich passieren. Wenn es wenigstens um irgendetwas Tolles ginge, aber ein Baby...
Diese und noch ganz andere... logische Gedanken und Schlussfolgerungen gingen Ginny durch den Kopf, als sie den Teapot betrat. Hier sollte Oliver von seiner ungeheuerlichen Treffsicherheit und seinen zukünftigen Vaterfreuden erfahren. Sie hatte etwa eine Woche gebraucht, bis sie sich dazu hatte durchringen können, ihm eine Eule zu schicken und ihm zu sagen, dass sie mit ihm reden musste. Sie hatte tief innen drin schon fast gehofft, er würde ihren Brief einfach ignorieren und nie antworten, aber, wiedereinmal, hoffte sie vergebens. Aber nun gut, sie musste es ihm sagen und wenn schon, dann hier im Teapot, wo sie sich das erste Mal wiedergesehen hatten. Ginnys Gründe für diesen Ort waren allerdings keine romantischen. Sie beide kannten das Café, es war ein neutraler Ort, an dem sie nicht mit ihm im Bett landen konnte, ehe sie auch nur einen Satz rausgebracht hatte und, was am wichtigsten war, hier konnte er nicht komplett ausrasten. Ginny war schon immer ein praktisch denkendes Mädchen gewesen.
Überraschenderweise saß Oliver bereits an einem Tisch in einer hinteren Ecke des Cafés. Mist, sie war doch extra fünfzehn Minuten früher gekommen, um sich einen Schlachtplan zurecht zu legen! Warum war er auch so früh da? Seine Mutter hatte doch mal gesagt, dass er dauernd zu spät kommt! Auf Männer war wirklich absolut kein Verlass.
Oliver bemerkte sie nicht, als sie langsam auf den Tisch zukam. Er schien in die Tischplatte vertieft zu sein und sah nicht auf. Er trug ein blaues Hemd.
Blau steht ihm, schoss es Ginny durch den Kopf. Als sie am Tisch angekommen war und den Stuhl ihm gegenüber zurückzog, um sich zu setzen, schaute er auf.
Oh Gott, er ist so süß... argh, Klappe.
Da war sie also. Die Frau, die ihm seit Wochen nicht mehr aus dem Kopf ging. Er war sich zuerst nicht sicher gewesen, ob er auf ihren Brief antworten sollte. Dann allerdings hatte doch die Neugierde und der Wunsch sie wiederzusehen gesiegt. Er war sich eigentlich sicher gewesen, nichts mehr von ihr zu hören - außer Predigten von seiner Mutter, die immer noch pausenlos über sie redete.
Sie sahen sich einige Augenblicke schweigend an, nicht sicher, wer zuerst das Wort erheben sollte.
„Hem hem! Würdens nu gern bestellen?"
Ginny fuhr erschrocken zusammen und starrte den Kellner, der wohl eben an ihren Tisch getreten war, für einen Moment an, als sei er ein Außerirdischer. Dann sammelte sie ihre Gedanken wieder. „Ehm ... ja, einen K-"Durfte sie überhaupt Kaffee trinken? „Äh.. Wasser."
„Und der Herr?" Fragte der Kellner mit leiernder Stimme.
„Kaffee."Murmelte Oliver. Er sah Ginny immer noch an.
Als der Kellner vom Tisch weggetreten war, räusperte Ginny sich. Sie hatte sich dazu entschieden, am besten gleich mit der Wahrheit rauszurücken. Durch Herauszögern des Unvermeidlichen machte sie es nicht besser.
„Also... es gibt da etwas, das du wissen solltest, Oliver, i-"
„Wollens Ihren Kaffee mit Milch, Zucker oder schwarz?"Der Kellner stand plötzlich wieder am Tisch und sah Oliver fragend an.
Oliver löste seinen Blick zögernd von Ginny und sah den Kellner an. „Schwarz."
„Sinds sicher? Wir haben eine neue Sorte Kaffeemilch, die ich Ihnen nur empfehlen kann."
„Sind Sie taub? Schwarz hat er gesagt!"Fuhr Ginny ihn an.
Der Kellner schaute pikiert auf Ginny hinunter. „Entschuldigens bitte, aber 's is meine Pflicht als Kellner, unsere Gäste auf Neuerungen und Empfehlungen des Hauses aufmerksam zu machen."
„Es ist aber sicherlich nicht Ihre Pflicht, die Kunden in einer wichtigen Unterhaltung zu unterbrechen, oder?!"
Zuerst sah es so aus, als wollte der Kellner etwas erwidern. Er entschied sich allerdings dagegen und verließ den Tisch wieder.
Oliver sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Bist du schlecht drauf?"
Ginny schüttelte ungeduldig den Kopf. „Also wie ich sagte, es gibt da etwas Wichtiges, dass ich dir sagen muss. Bitte bleib ruhig und versprich mir, n-"
„Stilles Wasser oder mit Sprudel?"
Ginny drehte langsam den Kopf und sah auf. Schon wieder das Kellnermännchen.
„Hören Sie mal... wie ist Ihr Name?"
„Ashton."
„OK. Ashton. Wenn Sie nicht einen grausamen Tod sterben wollen, bringen Sie mir jetzt einfach irgendein Wasser und lassen mich in Ruhe."
„Aber wenn ich Ihnen Sprudel bring und Sie wollen stilles, beschwerens sich doch sicher."Er grinste sie frech an.
Ginny holte tief Luft. „Wissen Sie was? Ich nehme eine Cola."Sie wandte sich wieder Oliver zu. „Also, nochmal-"
„Light oder normale?"Kicherte Ashton.
Oliver legte sich eine Hand auf den Mund, um das Grinsen zu verbergen, das sich auf seine Lippen stahl. Als Ginny nun wieder sprach, erstarrte er jedoch.
„Hören Sie mir jetzt mal gut zu!"Zischte Ginny. „Ich bin schwanger, mir ist schlecht und im Moment bin ich verdammt wütend, also wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist, dann bringen sie mir jetzt einfach irgendetwas zu trinken, ohne auch nur noch einen Ton von sich zu geben!"
Und weg war Ashton.
Ginny wandte sich kopfschüttelnd an Oliver. Als sie sein geschocktes Gesicht sah, wurde ihr klar, was sie da gerade gesagt hatte.
„Von wem ist es?"
A/N: So... chapter fünf wird ich wohl morgen on stellen. Hab die FF inzwischen beendet und es auf, TADAAAA, 11 Teile geschafft ;
Danke für die Reviews!
( Zutzi alias Susi: Ja... OxK is auch n schönes Pairing Freut mich, dass aber auch mal so eine Ausnahme wie hier, Zuspruch findet : ))
Ich bitte auch weiterhin um Feedback jeder Art!
Mata ne!
