„Von wem ist es?"
„Bitte?"Ginny sah ihn ungläubig an. „Von wem es ist? Denkst du, ich würde mich noch mal mit dir treffen wollen, wenn ich von Thomas schwanger wäre?"
„Wa ... wa ..." Stotterte Oliver. „Nein, das kann nicht sein, wir haben-"
„Beim ersten Mal nicht."
„Oh.. ja... aber... das war doch nur dieses eine Mal, da kann doch nicht-"
Ginny schüttelte den Kopf. „Du redest Schwachsinn und das weißt du."
Er beugte sich vor und sah sie fragend, fast flehentlich, an. „Versteh das jetzt nicht falsch, aber bist du sicher, dass es nicht von Thomas ist?"
Ginny verdrehte die Augen. „Als wir beide miteinander geschlafen haben, hatte ich schon seit einem Monat keinen Sex mehr mit Thomas. Ja, ich bin sicher. Und wage es jetzt nicht, zu fragen, ob ich noch mit anderen geschlafen habe."
Der Kellner kam mit ihren Getränken. Er warf Oliver einen kurzen Blick zu, als er seinen Kaffee vor ihm abstellte. „Mein Beileid."Dann verschwand er so schnell wieder, wie er gekommen war.
Ginny sah ihm hinterher. „Glaubst du, den würde wer vermissen, wenn ich ihn umbringe?"
„Ein Kind..." Murmelte Oliver und starrte an die Decke.
„Hör mal... Ich erwarte jetzt nichts von dir, oder so. Wirklich nicht. Ich kann mich alleine um alles kümmern, ich dachte nur, du solltest das wissen."
Jetzt sah er sie wieder an und er sah... nicht gerade so erfreut aus, wie sie erwartet hatte. „Alleine? Wenn du denkst, das wird so einfach, hast du dich geschnitten. Ich werde dir natürlich helfen, immerhin ist das auch mein Kind."
Klasse. Andere Männer wären jetzt vor Freude in die Luft gesprungen und auf Nimmerwiedersehen aus ihrem Leben verschwunden, aber es war ja klar, dass sie genau an das eine Exemplar mit Verantwortungsgefühl gerät.
Ginny stand mit Hermine im hinteren Teil des Wohnzimmer im Fuchsbau. Molly hatte heute die ganze Familie eingeladen, damit sie mal wieder alle zusammen etwas Zeit verbringen konnten, was viel zu selten vorkam. Seit Ginny als letztes der Weasley-Kinder Hogwarts verlassen hatte, waren schon einige Jahre vergangen und inzwischen war fast jeder ihrer Brüder entweder verheiratet oder in einer, mehr oder weniger, glücklichen Beziehung. Percy war der erste gewesen, der den Bund fürs Leben eingegangen war. Es hatte aber niemanden wirklich überrascht. Da bei Percy immer alles gesittet und gut kontrolliert zugehen musste, war es damals für keinen verwunderlich gewesen, dass er seine Freundin Penelope gleich nach seinem Abschluss in Hogwarts geheiratet hatte. Viel überraschender allerdings war die Tatsache gewesen, dass Penelope bereits fünf Monate nach der Hochzeit den inzwischen zwölf Jahre alten Percy Jr. zur Welt gebracht hatte. Über diese doch recht kurze Schwangerschaft hatte sich Molly nie geäußert, auch wenn Ginny erwartet hatte, dass sie in die Luft gehen würde. Im Gegenteil, statt dessen hatte sie sich gefreut wie ein Schneekönig. Als zwei Jahre später Joshua auf die Welt kam, war die Freude noch größer gewesen. Vielleicht würde ihre Mutter sich ja auch einfach für Ginny freuen? Hoffen durfte man ja noch...
George war inzwischen aus Amerika zurückgekehrt. Er war weder verheiratet, noch in einer Beziehung. Es schien fast so, als würden Mollys Befürchtungen eintreten und er niemals „zur Ruhe kommen." Charlie und Bill waren mit ihren Frauen Alexandra und Katy da. Charlie und Alexandra hatten einen zwölfjährigen Sohn, Michael. Als Ginny ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er mit Bills und Katys achtjähriger Tochter Ruth, deren fünf Jahre älteren Schwester Hannah und dem fünf Jahre alten Rodney hinter den Gnomen im Garten hergelaufen. Da Katy erneut im vierten Monat schwanger war, nahm Ginny an, dass ihr Bruder und seine Frau ebenfalls auf eine Großfamilie hinarbeiteten.
Ron war mit seiner Freundin - Ginny vergaß regelmäßig ihren Namen - C... Ceeeee ... ah, Cerenise da. Die beiden waren seit etwa fünf Monaten zusammen, gingen aber inzwischen ziemlich unterkühlt miteinander um. Harry und seine Frau Luna (hehe) waren ebenfalls eingeladen, da Harry seit seinem ersten Tag in Hogwarts schon praktisch mit zur Familie gehörte. Luna hielt die drei Monate alte Lilly im Arm, während die zweijährigen Zwillinge James und Sirius auf dem Boden herumkrabbelten.
(Ich erwarte nicht, dass irgendwer diese ganzen Familieninfos im Kopf behält. Macht euch einfach Notizen XD)
Da Ginny sich vorgenommen hatte, ihrer Familie heute zu eröffnen, dass sie schwanger war, hatte sie Oliver ebenfalls mit hergenommen. Bis auf Hermine und Fred wusste keiner der anderen, warum genau er anwesend war, es störte sich aber auch keiner dran. Bill, Charlie, Fred und George hatten ihn sofort in ein Gespräch über Quidditch - was auch sonst - verwickelt.
„Ihr wollt es heute also wirklich sagen?"Flüsterte Hermine Ginny ins Ohr. Die beiden standen zwar etwas weiter von den anderen ab, aber man konnte ja nie wissen, was so alles gehört wurde.
Ginny nickte. Ihr Treffen mit Oliver im Teapot war drei Tage her und sie hatte sich gedacht, dass es am besten war, es zu sagen, wenn die ganze Familie zusammen war. So gab es einen großen Schock anstatt vieler kleiner. Da war ihr die Einladung ihrer Mutter nur recht gekommen. Am folgenden Tag würden sie dann, vorausgesetzt sie überlebten den heutigen, zu Olivers Mutter fahren und es ihr erzählen.
„OK... Fred und ich haben ja, außer dir, auch noch niemandem etwas gesagt. Wir wollten das ebenfalls heute machen, also, was denkst du? Besser vor oder nach dir? Wenn du zuerst die Bombe platzen lässt, kann ich mit meiner Nachricht vielleicht Schadensbegrenzung betreiben."
Ginny nickte. „Gute Idee... dann wird Mom hin und hergerissen sein zwischen Mordgelüsten und Freudentränen. Wenn sie dann verwirrt ist, schleiche ich mich einfach davon und-"
„Du bleibst hier, Ginny."Warnte Hermine.
Zwei Stunden später saßen alle mit gefüllten Mägen im Garten, an vier aneinander gereihten Tischen und unterhielten sich.
„Ich glaube, wir sollten jetzt."Flüsterte Oliver Ginny zu.
„Meinst du?"Sie hätte das gerne noch etwas herausgezögert.
Oliver nickte. Bevor Ginny sich irgendeine Ausrede ausdenken konnte, hörte sie, wie jemand mit irgendeinem Besteck gegen sein Glas tippte. Gott sei Dank, jemand wollte eine Rede halten, sie konnte also noch nichts sagen, ha!
Ron und Cerenise erhoben sich. Während Ron sich räusperte, fummelte Cerenise geistesabwesend an ihren rotbraunen Haaren herum.
„Ich habe euch etwas mitzuteilen,"sagte Ron. Er sah kurz zu seiner Freundin neben sich und dann zu seinen Eltern, die genau vor ihm saßen. „Ihr werdet bald ein neues Familienmitglied in eurer Mitte begrüßen dürfen... Cerenise und ich kriegen ein Baby."
Totenstille erfüllte den Tisch. Ginny wusste genau, was ihren Eltern in diesem Moment durch den Kopf ging: In wie kurzer Zeit könnten sie eine Hochzeit auf die Beine stellen?
Cerenise, die das Schweigen um sich herum wohl als Ungläubigkeit deutete, kicherte. „Oui, ich bin im dritten Monat schwanger."
„Allerdings,"fügte Ron hinzu. „Allerdings...ehm..."Nun schienen ihn die Worte zu verlassen.
Cerenise schüttelte ungeduldig den Kopf. „Ron und ich werden das Kind nicht zusammen großziehen, wir haben uns letzte Woche getrennt. Es wird also eine Mama in Frankreich und einen Papa hier in England haben."Sie strahlte in die Runde.
Während alle um sie herum mit offenem Mund zu dem ehemaligen Paar hinaufschauten, konnte Ginny sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Ha, wie toll, sie war also nicht die einzige, die ihrer Mutter heute das Herz brechen würde. Sie hatte also auch mal Glück!
„Ehm .. das... also das ist, das ist... großartig."Stotterte Arthur Weasley.
„Großartig?" Keifte Molly und stand auf. „Das könnt ihr doch nicht machen! Das arme Kind! Ich meine, es braucht doch einen Vater und eine Mutter!"
Ron sah zu Boden. Er kannte seine Mutter gut genug, um jetzt einfach den Kopf in den Sand zu stecken und den Sturm wüten zu lassen.
Cerenise hingegen hob abwehrend die Hände. „Molly, aber es ist doch für alles gesorgt, Ron und ich haben bereits über alles gesprochen. Beruhigen Sie sich bitte. Ich werde wie bereits gesagt zurück nach Frankreich gehen. Natürlich wird Ron das Kind jederzeit sehen und auch mal zu sich holen können, er kann ja einfach zu uns apparieren, oui?"
„Und... und wo soll es zur Schule gehen?"Donnerte Molly, sofort den nächsten Punkt aufgreifend, über den sie sich aufregen konnte.
„Nun, natürlich wird es nach Hogwarts gehen, wenn es dort angenommen wird!"Sagte Cerenise und rümpfte die Nase. „B. Ist zwar eine gute Schule, ich habe dort ja selbst meine Ausbildung genossen, aber Hogwarts ist einfach besser."
„Und es soll dann also in Frankreich geboren werden, ja? Und wie sollen wir dann bitte rechtzeitig davon erfahren, wann es soweit ist? Ich war bis jetzt bei der Geburt von jedem meiner Enkelkinder dabei und das lasse ich mir nicht nehmen!"Inzwischen schrie Molly in ein Taschentuch, dass sie sich vors Gesicht hielt. Sie musste sich wohl noch zwischen hochwütend und tieftraurig entscheiden.
Cerenise sah Ron hilfesuchend an, doch dieser war plötzlich hochfasziniert von der Tischdecke.
„Dann... dann bringe ich es in England zur Welt und gehe danach nach Frankreich mit ihm, wie klingt das? Ich muss dort sowieso erstmal eine Wohnung finden."
Molly schneuzte einmal kräftig und nahm dann das Taschentuch vom Gesicht. „Nun... das wäre besser, aber trotzdem muss ich wirklich sagen, dass ich diese Sache nicht gut finde... Arthur, sag doch auch mal was."Sie stupste ihren Mann, der immer noch saß und es wie Ron mit ignorieren versuchte, an. Er sah erschrocken auf.
„Molly... die Zeiten ändern sich eben und vielleicht solltest du-"
„Die Zeiten ändern sich?"Fuhr sie dazwischen. „Was willst du damit sagen? Dass ich altmodisch bin?"
Ginny holte einmal tief Luft. „Jetzt oder nie, wütender kann sie nicht werden," murmelte sie und stand auf.
„Mom?"
„Ich rede gerade mit deinem Vater, Ginny! Also Arthur, du-"
„Mom, ich muss dir was sagen."
„Jetzt nicht Ginny!"
„Mom, ich bin ebenfalls schwanger."
Molly verstummte. Nun richteten sich alle Augen auf Ginny.
„Wie war das, Liebling?"Fragte Molly mit piepsiger Stimme.
„Ich bin schwanger und, ehm ... der Vater..."
Oliver stand ebenfalls auf. „Das wäre dann ich..."
„Moment mal... ihr seit nicht mal zusammen. Nie gewesen, wenn ich mich recht erinnere," meldete sich Charlie zu Wort.
Ginny nickte.
„Oliver, ich glaube wir sollten mal miteinander sprechen."Donnerte Bill und erhob sich. George tat es ihm gleich.
„Moment mal, Moment mal!"Nun sprang auch Fred auf. „Das ist doch alles halb so wild, ich meine, Oliver hat ja nichts getan, was Ginny nicht gewollt hätte und ich denke wir sollten ihn ... nicht... nicht umbringen..."Zum Ende des Satzes hin war er in Flüstern verfallen, da seine beiden Brüder und Molly ihn wütend anfunkelten.
„Ja... also... ich setz mich dann mal wieder."Fred ließ sich auf seinen Stuhl fallen.
„Wie genau konnte es dazu kommen, Ginny?"Fragte Molly mit beängstigend ruhiger Stimme. Dann hob sie eine Hand. „Nein, warte, ich kann mir denken, wie es dazu gekommen ist aber wann und... warum?"
„Nun... ehm vor etwa zwei Monaten und warum... ja... eh... ich glaube es gab keinen Grund, oder?"
„Nein."Oliver schüttelte den Kopf und sah gen Himmel. Dieses Gespräch hätte wirklich nicht so bald stattfinden müssen, überlegte er.
„Warst du vor zwei Monaten nicht noch mit diesem Thomas zusammen?"Fragte George.
„Ja..."
„GINNY! Habe ich dich zu so etwas erzogen?!"Schrie Molly, der nun entgültig der Kragen zu platzen schien.
Nun meldete Hermine sich zu Wort. „Hört ihr mir mal zu?"Sie klopfte auf die Tischplatte, während sie aufstand, um die Aufmerksamkeit aller zu kriegen. „Ich bin schwanger."
Mollys Kopf fuhr herum und sie sah erst Hermine, dann Fred an. „Oh, ist das wahr?"Ein Lächeln machte sich auf ihren Zügen breit.
„Jep."Kam Freds weiterer Beitrag zum Gespräch.
„Oh, das ist so schön! Arthur, hast du das gehört? Oh..."Doch dann schien sie sich wieder an Ginny, Oliver, Ron und Cerenise zu erinnern.
„Ihr vier hier habt mir und Arthur eine Menge zu erklären,"zischte sie.
„Ach, wo wir schon dabei sind,"flötete Alexandra. „Ich bin auch schwanger, im zweiten Monat."
Charlie und ihrem Sohn Michael fiel die Kinnlade herunter.
„Oh!"Penelope wandte sich an Alexandra: „Du auch?"
Nun erhob sich auch Arthur.
„HABT IHR NOCH NIE ETWAS VON VERHÜTUNG GEHÖRT?!"
OK... ich hab ein ziemliches Durcheinander angerichtet, aber ich habe es in den späteren Chappis Gott sei Dank geschafft, das alles so unkompliziert wie möglich zu halten. Da sind wohl die Pferde mit mir durchgegangen...
Ist jetzt doch etwas später geworden mit dem Update... entschuldigt.
Vielen, vielen Dank für eure Reviews, ich freue mich wirklich über jede Einzelne!!! :))
Mata ne!
