Ich liebe dich, bleib fern von mir!
Getrennte Wege
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Sofort als Orophin sich seiner Hütte näherte, merkte er, dass etwas nicht stimmte. Seit 15 Jahren war er nicht mehr dort gewesen, dennoch sah die Hütte so aus, als ob sie grade er wieder hergerichtet worden wäre. Nichts wies darauf hin, dass die Hütte seit 15 Jahren verlassen war.
Verwirrte betrat Orophin das alte Heim und drehte sich einmal um die eigene Achse, um alles genau zu erfassen.
Es war sogar ein neuer Spiegel in der Hütte angebracht worden. Aus großen, überraschten Augen schaute ihn sein Spiegelbild an, zeigte ihm seine eigene Verwunderung.
"Was...soll das?" Orophin hatte den Spiegel vor nun fast 15 Jahren aus Wut zerschlagen, weil ihn sein Spiegelbild daran erinnert hatte, dass Rumil nicht mehr wirklich da war.
Doch anstatt das sein Spiegelbild seine Lippenbewegung nach machte, zogen sich dessen Mundwinkel leicht nach oben.
Orophin trat einen Schritt zurück. "Nein....", flüsterte er leise. Er würde jetzt nicht den Verstand verlieren.
"Doch", erwiederte Orophins Abbild leise.
Über Orophins Wangen flossen stille Tränen.
Langsam trat Orophins Ebenbild auf ihn zu.
"Nicht....ich werd.....werd doch jetzt nicht verrückt! Elben werden nicht verrückt..."
"Natürlich bist du verrückt. Du bist es von jedem Augenblick an gewesen."
Langsam sank Orophin auf die Knie.
Sanft zog Orophins Abbild ihn in die Arme, hielt ihn umfangen.
"Warum bist du hier...? Warum bist du JETZT hier?!"
"Was glaubst du denn, warum ich hier bin?"
"Ich weiss es nicht! Ich weiss gar nichts mehr!"
Orophin spürte, wie er beruhigend gestreichelt wurde. "Doch du weißt es."
"Wegen mir?", kam die vorsichtige Frage.
"Natürlich wegen dir, warum denn sonst?!"
Orophin schluchzte auf und vergrub sein Gesicht an der Brust des anderen.
Tröstend hielt er Orophin umfangen, bis dieser sich wieder beruhigt hatte.
Irgendwann sah dieser wieder scheu hoch und legte eine Hand an das Gesicht des anderen.
"Hallo."
"Hi Rumil......" Orophin lächelte schwach.
"Hi!"
Orophin atmete tief durch. "Träum ich jetzt.....oder bist du wirklich zurück gekehrt?"
"Was ist dir lieber?"
"Dumme Frage...ganz, ganz dumme Frage...."
Rumil lächelte leicht. "Bin ich dir so wichtig?"
Orophin nickte hecktisch.
"Ganz ruhig. Ich bleibe ja bei dir."
"Ja...? Du gehst nicht wieder zurück nach Bruchtal?"
"Nein, ich bleibe bei dir."
Orophin schloss die Augen und behielt sie eine Weile geschlossen. Nur zögernd öffnete er sie wieder, aus Furcht Rumil könnte wieder weg sein.
"Ich bin echt, und ich bleibe, versprochen...................Das heißt..." Rumil zögerte leicht.
Sofort verkrampfte sich Orophisn gesammter Körper wieder.
"Liebst du mich als Bruder, oder als Geliebten?"
"Möpf"; machte Orophin leise. "Wieder eine sehr, sehr dumme Frage. Aber ich denke inzwischen kann ich es unterscheiden, denn ich liebe dich nicht wie ich Haldir liebe....oder Legs, oder eins unserer anderen Geschwister!"
"Dann werde ich bleiben, für immer und ewig werde ich an deiner Seite bleiben."
"Danke...." Orophin drückte sich scheu nach oben, um die Lippen des anderen mit seinen zu bedecken.
Liebevoll erwiederte Rumil den Kuss.
"Ich liebe dich....", hauchte Orophin schliesslich und sein Herz schlug kräftiger gegen seinen Brustkorb als je zuvor in den vergangenen Jahren.
"Wer ist eigentlich Aragorn?"
"Haldirs Zögling......"
"War was mit ihm?"
"Haldir kann ihm nichts mehr beibringen, nun muss er selber zurecht kommen und die Stärke der Menschen in sich wecken..."
"Ich meine, was zwischen dir und ihm war."
"Zwischen ihm und mir? Ich hab auf ihn aufgepasst, nachdem Haldir und Legs fast daran zu Grunde gegangen sind, dass Aragorn immer an Haldirs Rockzipfel hing."
"Das ist alles?" Skeptisch blickte Rumil Orophin an. "Als ich Aragorn traf, sprang ermich an und küsste mich."
Orophin fing an zu lachen. "Er hat dich verwechselt...süss......"
"Fand Haldir auch, ich nicht."
"Er ist doch noch'n Kind....", lachte Orophin. "Er ist erst 19......eifersüchtig?"
"Ja... nein... ich weiß nicht... es hat mich einfach überrascht."
"Ich hab auf ihn aufgepasst wie auf einen kleinen Bruder......also kein Grund zur Eifersucht, sonst müssten wir das ja auch auf Haldir sein!"
Rumil lachte leise. "Haldir hat mich auf den Weg zurück aufgeklärt."
"Und du warst wirklich eifersüchtig?"
"Ja war ich", grummelte Rumil.
"Süss....." Orophin stupste Rumil kurzerhand um und kniete sich über ihn, um ihn wieder zu küssen.
Rumil zog ihn enger an sich. "Ich kann jetzt Harfe spielen", meinte er schließlich.
"Dann wirst du mir nachher sicher was vorspielen, nicht?!"
"Wenn du möchtest." Rumil küsste ihn erneut. "Ich könnte auch jetzt spielen."
"Nein, JETZT...möchte ich was anderes...."
Sanft ließ Rumil seine Hände über Orophins Körper gleiten, zog ihn dabei aus.
"Nicht hier Rumil....wir haben doch ein weiches Bett dafür!"
Rumil seufzte leise, fügte sich aber und ging mit seinem Bruder ins Schlafzimmer.
Der lies Rumil keine Sekunde aus den Augen, strich über dessen weiche Haut und seidigen Haare. "Ich kann es noch gar nicht fassen dass ich dich wieder habe...."
Langsam zog Rumil seinen Bruder aus, liebkoste und verführte ihn. Er ließ sich Zeit, doch schließlich nahm er ihn in Besitz.
Orophin schrie leise auf. Nicht vor Schmerz, aus purem Glück. Unendlich lange Jahre hatte er das missen müssen. Nichts hatte das hier ersetzen können. Dieses Gefühl eins zu sein mit demjenigen den er über alles liebte.
Glücklich schmiegte sich Rumil an Orophins Seite. Nun wusste er endlich, was er sein ganzes Leben lange gesucht und vermießt hatte: Die Gewissheit, dass sein Bruder ihn wirklich mehr als alles andere liebte.
Fest krallten sich Orophins Finger um Rumils Hände und hielten sie fest an seine Brust gepresst, dicht über seinem Herzen. "Es schlägt wieder richtig....", meinte er leise.
Rumil küsste ihn leicht. "Ich liebe dich."
"Ich liebe dich auch...jetzt und für alle Zeit......."
"....jetzt und für alle Zeit." Legolas strich Haldir zärtlich durch die Haare, fuhr mit den Fingerspitzen an seinem Ohr entlang, bevor er es sachte küsste.
Haldir schnurrte leise und schmiegte sich noch ein wenig enger an den nackten Körper seines Geliebten. "Ich liebe dich auch." Sanft küsste er Legolas.
Der atmete tief durch. Auch die Ausdauer eines Elben war irgendwann mal erschöpft und Legolas' reichte noch nicht an die von Haldir heran. Nach drei mal hatte er eigentlich genug, aber wenn sein Geliebter es noch mal schaffen würde...... Auffordernd strich Legolas über Haldirs Brust, Bauch, hinab zu dessen Schritt.
"Bist du ein wenig ausgehungert?" Liebevoll knabberte er an Legolas Hals entlang, bis zu dessen Brust. Dort verharrte er einen Moment, bevor er weiterhinab zu dessen Lenden wanderte.
"Ein wenig? Du bist gut.....wir haben eiiiiiniges auf zu holen...", stöhnte der Jüngere.
"Sicher, dass du noch mal willst? Oder eine kleine Pause?"
"Pause? Nicht doch....!", versuchte Legolas Haldir zu beruhigen, doch seine leisen pfeifenden Lungen sprachen eine andere Sprache.
Haldir lächelte leicht. "Ich brauch aber eine kleine Pause", meinte er, obwohl ihm anzusehen war, dass er nicht sehr erschöpft war.
"Okay....", gab sich Legolas sofort geschlagen.
Sanft küsste Haldir seinen Geliebten. "Du kannst mich ab jetzt wieder jeden Tag haben. Wir brauchen es nicht zu übertreiben, sonst kannst du bald nicht mehr laufen."
"Och, ich halt schon was aus", scherzte Legolas.
Das Leben in Lorien nahm wieder seinen Lauf. Haldir, Rumil und Orophin übernahmen wieder ihre Wachen und Legolas wurde zur Arbeit in den Palast geschickt, wo er als Heiler fungierte. Sowohl Rumil und Orophin als auch Haldir und Legolas waren unzertrennlich. Fast schon vergassen die vier, dass es jemals Zeiten gab, an denen sie nicht so glücklich gewesen waren und an denen sie getrennt waren. Doch nach einer langen Zeit des Friedens und des Glücks, wurde Legolas zurück in den Düsterald gerufen. Gandalf hatte ihnen ein armes Geschöpft geschickt, auf das die Elben des Düsterwaldes aufpassen sollten: Gollum. Allerdings war dieses Wesen geistig so verwirrt und krank, dass es Hilfe brauchte. Hilfe, die ihm nur Legolas geben konnte.
Mit dem mehrmaligen Versprechen, zurück zu kommen so schnell es nur ging verabschiedete sich Legolas in den frühen Morgenstunden von seinem Geliebten und dessen beiden jüngeren Brüdern.
Doch Legolas kam nicht schnell wieder zurück. Nachdem er in Düsterwald angekommen war und dem Wesen geholfen hatte, so gut er konnte, entwischte Gollum, als die Elben ihn im Wald auf Bäume klettern ließen. Alle Bemühungen das Wesen wieder zufinden waren vergeblich. Und so wurde Legolas mit einer Eskorte nach Bruchtal geschickt, um Elrond und Gandalf mitzuteilen, dass der Gefangene Gollum den Elben entwischt war.
Als Legolas nach Bruchtal kam, musste er verwundert feststellen, dass er nicht der einzige Besucher in Elronds Haus war. Vor ihm war eine Gruppe von Menschen angekommen. Etwas Abseits konnte er Zwerge erkennen, die von Elben in ihr Quartier geführt wurden. Und zwischen all dem rannten zwei kleine Wesen herum. Eine Rasse, die Legolas selbst noch nie gesehen hatte, von der er aber gehört hatte: Hobbits.
Mit neugierigem Blick beobachtete er die kleinen Männchen, die irgendwie immer und überall am Essen waren. Sein Verstand war hellwach, dennoch konnte er sich nicht alles genau erklären und suchte nach jemandem der ihm helfen konnte. Schliesslich fand er auf einem Balkon die Tochter des Herrn Elrond. Lange hatte er Arwen nicht mehr gesehen. Sie war etwas älter als er und als er sie das letzte Mal gesehen hatte war er noch ein Kind gewesen. Nun war er ihr ebenbürtig und dennoch verneigte er sich leicht vor ihr.
Arwen neigte ihren Kopf kurz zum Gruß und ging dem Elben dann entgegen. Auf den Weg zu ihrem Vater erklärte sie ihm, was passiert war. Das sich das Böse im Osten zusammenbraute hatte Legolas bemerkt. Besonders in Lorien hatten sie die Grenzen geschlossen und ließen kein fremdes Wesen mehr hinein. Aber das der Ring der Macht gefunden worden war, wusste Legolas noch nicht. Auch nicht, dass ein Rat einberufen war, um zu entscheiden, was mit dem Ring passieren sollte. Als die beiden
Elben Elrond und Gandalf erreicht hatten, deutete Arwen eine Verbeugung an und verabschiedete sich, während Legolas den beiden seine Nachricht überbrachte. Nach langem Überlegen entschieden sie sich dazu, dass sie derzeit nichts machen konnten. Sie konnten nur hoffen, dass Gollum keinen größeren Schaden anrichtete, was Gandalf bezweifelte. Er teilte den anderen mit, dass dieses Wesen noch eine große Rolle spielen würde. Nach dem Gespräch wies Elrond Legolas Räume zu und lud ihn ein, der Versammlung am nächsten Tag beizuwohnen und mit zu entscheiden, was mit dem Ring passieren sollte.
In dem, ihn zugewiesenem Raum, angekommen, trat Legolas als erstes auf den Balkon hinaus und genoß die frische Nachtluft. Abseits des Palastes, gerade noch erkennbar, stand Arwen und unterhielt sich mit einem Mann. Legolas konnte nicht genau erkennen, was die beiden machten oder worüber sie redeten. Doch da er Gerüchte darüber gehört hatte, dass sie Arwen binden wollte und Elrond mit der Wahl ihres Herzens nicht einverstanden war, nahm er an, dass sie sich heimlich mit ihrem
Geliebten traf. So heimlich man sich in Bruchtal mit jemanden treffen konnte. Bestimmt wusste jeder Elb, was Arwen grade tat.
Schließlich trennten sich die beiden. Arwen ging wieder zurück zum Haus und der Mann blieb alleine zurück. Da er im Schatten stand, konnte Legolas ihn nicht erkennen. Aber die Haltung, die Art und Weise, wie sich der Mann an die Brüstung der Brücke lehnte und in die Nacht starrte, kannte er. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, dort unten stand Haldir und dachte nacht. Exakt die gleiche Haltung und Bewegungen.
Schliesslich, kurz bevor Legolas platzte vor Neugier schwang er sich über das Balkongeländert und kletterte fix nach unten und näherte sich der dunklen Gestallt von hinten.
Die Gestallt merkte, dass sich ihm jemadn näherte. Seufzend drehte er sich um, da er annahm, dass es Elrond war, der mit ihm reden wollte. Obwohl Aragron mittlerweile über 50 Jahre alt war, mochte er immer noch keine ernsten Elbengespräche. Er hatte jedesmal das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, oder noch schlimmer, dass ihn die Elben nicht akzeptierten. Zwischenzeitlich gab ihn Elrond ganz stark dieses Gefühl. Er bezweifelte manchmal sogar offen, dass Aragron sein Schicksal erfüllen und König über Gondor werden würden. Die einzigen Elben, die wirklich an ihm geglaubt hatten und es ihm gezeigt hatten, waren jene blonden Elben seiner Kindheit gewesen. Aragorn blinzelte leicht. Der Elb der sich ihm näherte hatte blondes Haar. Aber das konnte nicht sein. Er musste so sehr in Gedanken an Lorien, Haldir und Legolas versunken gewesen sein, dass seine Augen ihm einen Streich spielten. Legolas konnte sich nicht über der Brücke nähern. Legolas war in Lorien, vergnügte sich mit Haldir und hatte ihn sicher schon längst vergessen.
Der Mann der vor ihm stand hatte wenig Ähnlichkeit mit dem Jungen der sie damals verlassen hatte. Doch es waren die Augen, die Legolas verrieten wem er hier gegenüberstand. Seine Mundwinkel zogen sich langsam nach oben und er musterte Aragorn ohne Scheu.
Ein Strahlen breitete sich über Aragrons Lippen aus. Er rannte los, sprang Legolas in die Arme und drückte ihn so fest an sich, wie er konnte. "Legolas", flüsterte er erstickt, während er sein Gesicht in dessen Haare vergrub, tief den vertrauten, beruhigenden Geruch einamtete.
"Hi Kleiner...."; flüsterte der Elb mit sanfter Stimme in das Menschenohr an seiner Seite und drückte Aragorn leicht an sich, auch wenn ihm durch Aragorns Umarmung fast die Luft weg blieb.
Aragron lockerte etwas seine Umarmung und schaute Legolas in die Augen. Es freute ihn, den Elben wieder zu sehen, der ihn aufgezogen hatte, und immer für ihn dagewesen war. Seufzend ließ er Legolas wieder los und lehnte sich an die Brüstung der Brücke. Langsam und stockend begann er Legolas zu berichten, was passiert war, von Ring, von Frode, von Arwen, von seinen eigenen Zweifeln, von den Erwartungen die in ihn gesteckt wurden und von seinen Ängsten, den Erwartungen nicht gerecht zu
werden.
Wie einst dem kleinen Jungen hörte Legolas nun auch dem erwachsenen Aragorn aufmerksam zu. Er verstand dessen Gefühle zu gut, hatte er doch immer gewusst was ihn eines Tages erwarten würde. Er hatte gehofft dass Haldirs Erziehung Aragorn zumindest die Stärke geben würde, damit besser klar zu kommen als jeder andere Mensch.
Aragron sah Legolas eine Weile schweigend an. "Aber jetzt bist du ja da. Nun geht es mir gleich besser."
Legolas lächelte und legte Aragorn eine Hand an die Wange. Es war seltsam die rauhen Bartstoppeln zu spüren, denn so etwas kannte Legolas bis jetzt noch nicht. "Haldir hat dir doch gesagt dass wir immer für dich da sein werden........"
"Ja."
"Na siehst du......und wenn du wirklich mal am Abgrund stehen solltest, werden entweder Haldir oder ich, oder auch Orophin dich bestimmt zurück ziehen...."
"Danke."
Schliesslich blieb Legolas noch eine Weile, bevor er das Gefühl hatte, dass er Aragorn besser alleine lassen solle. Also zog er sich in sein Zimmer zurück.
Aragron war froh, dass Legolas an der geheimen Besprechung teilnahm. Er fühlte sich gleich viel Sicherer. Besonders, als Legolas Boromir in die Schranken verwies und ihn darauf hinwies, dass Aragron eigentlich sein König war. Noch besser fühlte er sich, als sich Legolas bereit erklärte, Teil der Ringgemeinschaft zu werden. Mit Legolas an seiner Seite, würde ihnen nichts passieren können. Sowohl Legolas als auch Gandalf waren weise und besonnen genug, sie alle zu beschützen und sicher nach Mordor zu bringen.
Doch als Gandalf in Moria in den Schatten fiel, hatte Aragron das Gefühl verzweifeln zu müssen. Doch er durfte nicht aufgeben, er musste die Gruppe in Sicherheit bringen, sich um sie kümmern. Sein Herz tat sich auf, als sie die Höhlen von Moria verließen und vor ihnen die Bäume Lothloriens sichtbar wurden. Dort würden sie in Sicherheit sein. Schnell führte er die Gruppe in den Wald.
Es war ein seltsames Gefühl für den Menschen, den Wald wieder zu betreten. Er hatte das Gefühl nach Hause zu kommen. Hinter sich hörte er Gimli über die Elben lästern. Er musste ein Lächeln unterdrücken. Die Elben Lothloriens waren besser, als der Zwerg es annahm. Als ob die Wachen Loriens dies bestätigen wollten, tauchten sie plötzlich überall auf und richteten ihre Pfeile auf die Gefährten. Selbst auf ihn und Legolas richteten sich die Pfeile und zwischen all den Wachen, die sie bedrohten, hoben sich drei Gestallten besonders ab, Haldir, flankiert von Orophin und Rumil. Mit bewegungsloser Miene richteten die Zwillinge ihre Pfeile auf die Gruppe, während Haldir einen Schritt auf sie zumachte. "Der Zwerg atmet so laut, wir hätten ihn im Dunkeln erschießen können."
Ein warmes Glücksgefühl durchströhmte Aragron, als er seinen alten Lehrmeister wieder sah. Alles in ihm drängte ihn dazu, Haldir zu begrüßen, doch die Haltung der Lorien Elben und vor allem der Blick, den Haldir ihm zuwarf, hielt ihn davon ab. Diese Elben waren nicht freundlich gesinnt. Sie waren bereit die Ringgemeinschaft zu töten, wenn es sein musste. Aragorn wusste, Haldir würde ohne zu zögern den Befehl geben, Legolas zu töten, wenn dieser eine falsche Bewegung machte.
Die Regeln Loriens waren eindeutig. Wer einmal den Wald verließ, hatte kein Recht zurückzukehren. Er war ein Fremder, wie alle anderen außerhalb von Lorien. Und in Zeiten wie diese, wurde jeder Fremde in Lorien als Feind betrachtet.
Dennoch gab Haldir seinen Leuten den Befehl die Pfeile zu senken. Schweigend führte er die Gemeinschaft in die kleine Siedlung der Wachen, wo er sich endlich die Zeit nahm die Gruppe zu begrüßen.
Ruhig und gelassen begrüßte er Legolas als erstes. Aber nicht, wie man einen Geliebten begrüßen würde, den man lange nicht gesehen hatte. So wie die beiden sich begrüßten, konnte man annehmen, dass sie sich nie geliebt hätten.
Schweigend und ausdruckslos beobachtete Aragron unauffällig Legolas. Das Verhalten Haldirs musste dem Elb das Herz brechen. Er verstand nicht, was passiert war, dass die Wächter sich so kühl und abweisend benahm.
Doch auch Haldir litt. Er hatte das Gefühl, sein Herz würde in Stücke reißen. Gerne hätte er Legolas und Aragron umarmt, aber er konnte nicht. Er durfte nicht. "Mae govannen, Legolas Thranduilion." Seine Stimme war ruhig, spielgelte nichts von seiner inneren Aufruhe wieder, auch wenn er etwas sagte, was er eigentlich nicht sagen wollte.
Lediglich ein Verlagern seines Gewichts von einem Bein auf das andere verriet überhaupt etwas von Legolas' Gefühlsregungen. Doch seine Stimme hatte nicht mehr Emotionen als die Haldirs. "Govannas vîn gwennen le, Haldir o Lórien."
Ausdruckslos wandte sich Haldir Aragorn zu. "A Aragron in Dúnedain istannen le ammen." Aragron senkte leicht den Kopf, um seinen alten Lehrmeister zu begrüßen. "Haldir."
Stolz breitete sich in Haldir aus. Er hatte gewusst, dass Legolas sich beherrschen würde. Er war ein Elb. Wenn es darauf ankam, zeigte er keine Gefühlsregung. Aber selbst Aragron schaffte es, sich zu beherrschen. Sein Kleiner war erwachsen geworden.
"Das zur viel gelobten Höflichkeit der Elben. Sprich Worte die wir alle verstehen." Etwas überrascht wandte sich Haldir zu dem Zwerg der neben Aragron stand. Er konnte froh sein, dass er überhaupt noch lebte und sogar in den Wald gelassen wurde. Aber stattdessen legte er die Unhöflichkeit der Zwerge an dem Tag und versuchte ihm einen Befehl zu geben. Am liebsten hätte Haldir ihn ignoriert. Aber seine gute Erziehung verbat ihm das.
Als er diesmal zu sprechen ansestzte, war seine Abneigung deutlich aus seiner Stimme herauszuhören. "Wir haben nichts mehr mit Zwergen zu tun, seit der Zeit der Finsternis." Und anstatt das es so blieb, musste er sich nun mit dem unhöflichsten und frechsten Exemplar herumschlagen, dass die Zwerge hervorgebracht hatten.
"Weißt du, was dieser Zwerg darauf entgegnet? Ishkhaqwi ai durugnul!"
Angewiedert blickte Haldir den Zwerg an. Dachte diese missratene Kröte wirklich, er könne die Sprache der Zwerge nicht verstehen? Dennoch würde der Zwerg es nicht schaffen, ihn mit diesen unbedachten Worte, aus der Reserve zu locken. Sollte der missratene Kerl ihn doch beleidigen. Er war ein Elb und würde sich dementsprechend benehmen.
Doch Aragron sah es nicht so gelassen, wie Haldir. Aufgebracht drehte er Gimli zu sich um. "Das war nicht sehr höflich."
Haldir musste an sich halten, um nicht zu grinsen. Warum sollte er sich aufregen, wenn der Zwerg von seinem eigenem Gefährten in die Schranken verwiesen wurde. Aragorn konnte stolz auf sich sein.
Langsam schritt Haldir an Aragron vorbei und betrachtete sich die Hobbits genauer. Er verstand nicht, warum so ein Aufsehen um diese friedlichen kleinen Wesen gemacht wurde. Doch als sein Blick auf Frodo fiel, fuhr ihm der Schrecken in die Knochen. Er hatte Mühe ruhig zu bleiben. Er wusste, dass ihm jeder seine Gefühle ansehen konnte. Seine Gabe hatte ihn gewarnt. Von diesem Wesen ging etwas böses aus, etwas schreckliches. Es würde sie alle in den Ruin treiben.
"Ihr bringt großes Übel mit Euch." Haldir war sich sicher, dass dies noch harmlos ausgedrückt war. Aufgebracht wandte er sich wieder an Aragorn, der die Gruppe anzuführen schien. "Ihr dürft nicht weitergehen." Ohne ene Erklärung abzugeben ging er.
Überrascht sah Aragron ihm hinterher. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, dann würde er sagen, Haldir hatte Angst. Aber wovor? In Lorien waren sie sicher.
Aragron seufzte lautlos und folgte Haldir. Er hasste es mit dem Elben zu diskutieren. Doch nun hing alles davon ab, dass er ihn davon überzeugte, dass sie zur Herrin des Waldes vorgelassen wurde.
Aragron versuchte alles. Aber weder flehen, noch betteln half. Der Elb war unnachgiebig, so wie er es schon immer gewesen war. Aragron war am Verzweifeln. Es hatte noch eine Möglichkeit, Haldir dazu zu bringen, seine Meinung zu ändern. Aber er wusste auch, wenn er ihn damit unter Druck setzen würde, dann würde Haldir es ihm nie verzeihen und nie wieder ein Wort mit ihm sprechen. Der Elb würde ignorieren, dass er den Menschen jemals aufgezogen hatte.
Aragron seufzte leicht. Er hatte keine Wahl. Er musste diesen Weg gehen auch wenn es bedeuten würde, Haldir nie wieder zusehen und nie wieder auf seine Hilfe hoffen zu können.
"Du warst für mich wie ein Vater. Und auch jetzt liebe ich dich noch immer wie ein Vater, auch wenn ich dein Verhalten nicht verstehen kann. Aber du wirst deine Gründe haben und ich werde sie akzeptieren, auch wenn dies bedeutet, dass du mich und Legolas in den sicheren Tod schickst. Wir werden uns deinen Willen beugen und uns der Gefahr stellen. Irgendwie werden wir es schaffen, zu überleben, auch ohne deine Hilfe."
Kalt blickte Haldir Aragron an. Warf dieser ihm wirklich grade vor, er würde ihn und Legolas in den Tod schicken? Hielt er ihn für so grausam? Wütend wandte er sich zu den wartetenden Gefährten. Sollte Galadriel sich mit ihnen rumschlagen. "Ihr werdet mir nun folgen."
Aragron schluckte leicht. Er hatte es geschafft, Haldir gestattete ihnen weiter zu gehen. Dennoch hatte der Mensch den Elb noch nie so wütend gesehen. Schweigend folgten sie Haldir, der sie durch den Wald führte.
Doch in dem Moment, als sie sich dem Palast näherten, schien Haldirs Wut verraucht zu sein. Er blieb stehen und wartete, bis die Ringgemeinschaft zu ihm aufgeschlossen hatte, damit sie ihn verstehen konnte. Nicht ohne stolz erklärte er: "Caras Galdhorn, das Herz des Elbentums auf Erden. Das Reich des Herren Celeborn und von Galadriel, der Herrin des Lichts."
Langsamer als bei ihrem Marsch durch dem Wald, brachte er die acht Reisenden zum Palast. Er ging langsam genug, so dass sie sich die Pracht seiner Heimat ansehen konnten. Schweigend stellte er sich schließlich etwas abseits der Ringgemeinschaft und wartete mit ihnen auf seine Eltern.
Selbst Haldir, der wusste, wie es war, wenn seine Mutter erschien, war beeindruckt von ihrem Erscheinen. Kalte Genugtuung breitete sich in Haldir aus. Das würde diesen vorlauten Zwerg bestimmt beeindrucken. So etwas würde dieses unzivilisierte Wesen bestimmt nie wieder sehen, Schönheit, Anmut, Reinheit.
Sein Vater schien seine Antipartien für die Ringgemeinschaft zu teilen. Anstatt sie willkommen zu heißen, machte er jegliche Hoffnung, die ihnen geblieben war zunichte. Nun war Haldir wieder zufrieden. Seine Wut und Demütigung war vergessen. Seine Eltern sorgten dafür, dass sich die Gefährten schlechter fühlten, als er sich noch vor wenigen Minuten fühlte.
"Laßt Euch das Herz nicht schwer machen." Hatte das seine Mutter grade wirklich gesagt? Wenn sie dies wirklich meinte, hätte sie ihnen vielleicht vorher nicht sagen sollen, dass keine Hoffnung mehr für sie bestand.
Doch das Verhalten seiner Mutter war nicht seine Sache. Er brachte die Ringgemeinschaft zu ihrem zugeteilten Quartier und ging dann zu den anderen und trauerte um Gandalf.
Ein leises Rascheln hinter ihm, lies ihn wissen dass er nicht mehr alleine war.
"Hoher Besuch? Was führt den Prinz aus Düsterwald in meine bescheidene Nähe, wenn er doch die erhabene Gesellschaft eines Zwerges genießen könnte?"
Legolas verzog das Gesicht etwas. "Gimli ist nicht so schlimm wie er vorgibt zu sein....", meinte er leise und setzte sich neben Haldir. Er trug lediglich noch seine silbergraue Tunike, die er zuvor unter dem grünen Wanderwams getragen hatte.
"So?"
"Bis jetzt war er meistens ganz okay......" Tief durchatmend lehnte sich Legolas an Haldirs Seite. "Reden wir jetzt nicht über den Zwerg...."
Seufzend schloss Haldir seine Augen und lehnte sich gegen Legolas. "Ich habe dich vermißt, Geliebter."
"Ich dich auch...", flüsterte Legolas zurück. "Ich hätte mir gewünscht dich an meiner Seite zu haben, dann währe die Reise sicher nur halb so schlimm gewesen."
"Du weißt, ich darf Lorien nicht verlassen."
"Nein, leider nicht....aber vieles wäre für mich einfacher gewesen...und für Aragorn sicher auch. Ohne deine Ausbildung...wäre er bestimmt schon längstens unter der Last die ihm aufgebürdet wurde zusammen gebrochen..."
Haldir Schultern sackten herab. "Lass uns nicht über Aragron reden."
Legolas nickte und kam Haldirs Wunsch nach. Liebevoll begann er dessen Nacken zu massieren.
Schnurrend kuschelte sich Haldir an Legolas. "Wie lange bleibt ihr?"
"Bis die anderen sich wieder erholt haben......wird sicher ein paar Tage dauern. Die Hobbits sind müde, sich sollche Reisen nicht gewohnt und der Schock um Gandalfs Verlust sitzt tief in ihren Knochen."
"Und du? Musst du dich auch erholen? Brauchst du Ruhe? Oder Zeit um um Gandalf zu trauern.
"Ein wenig.......er war ein guter Gefährte und ich kannte ihn lange..."¨
Haldir seufzte leise und richtete sich wieder auf. "Dann sollte ich dich mit deiner Trauer alleine lassen."
"Ich werd nachher nach Hause kommen......wirst du auf mich warten?"
Haldir nickte. Langsam ging er davon.
