Characters: Severus Snape, Harry Potter, Petunia Dursley

Spoiler: alle fünf Bände

Timeline: Die Story spielt im sechsten Schuljahr von Harry. Es ist Ende April/Anfang Mai

Summary: Eine Woche im Leben von Severus Snape. Nichts ist, wie es scheint… oder doch?

Danksagung: An Birgitt. Die wieder ein perfektes Beta geleistet hat.

Anmerkung: Diese Story ist bereits fertig und ca. 60 Seiten lang. Ich werden in der nächsten Zeit immer wieder ein neues Kapitel hochladen. Ich hoffe, dass ihr beim Lesen genau so viel Spaß haben werdet, wie ich beim Schreiben hatte.


Der erste Tag

Wir hatten gewonnen. Es war ein harter Kampf gewesen. Zu viele hatten für unser gemeinsames Ziel ihr Leben gelassen und es gab eigentlich keinen Überlebenden, der ohne Verletzung davon gekommen war, aber das Wichtigste war, dass wir siegreich waren.

Es war Abend geworden und ich sah mich um, um zu sehen, wer außer mir noch überlebt hatte. Viele waren wir wirklich nicht mehr, es hatten sich auf dieser einsamen Lichtung nicht mehr als zwanzig Personen versammelt. Die Dämmerung hatte schon eingesetzt und nur der Mond warf schatten. Aber trotz allem hatten wir IHN besiegt.

Er war wahrscheinlich tot, oder mindestens so angeschlagen, dass er uns in den nächsten Monaten nicht mehr schaden konnte und wir wieder Kräfte sammeln konnten.

Und wir hatten seinen Hoffnungsträger gefangen genommen. Zwei von uns bewachten ihn. Einen Prozess würden wir ihm nicht machen. Dafür hatte er uns in den letzten Jahren zu viel angetan. Ich hasste ihn mit jeder Faser meines Seins. Seitdem er in mein Leben getreten war, war mein Lebensstandard von armselig auf unerträglich gesunken, aber das würde sich nach dieser Nacht schlagartig ändern. Er würde sterben. Nicht kurz und schmerzlos, auch nicht durch den Kuss eines Dementors, nein, das wäre noch viel zu gnädig.

Aber ich musste mich noch etwas gedulden, der Lord war noch nicht da. Und niemand würde ohne die Erlaubnis unseres Herrn Harry Potter foltern.

Ein leises Raunen ging durch die Reihen und ließ mich aufblicken. Ich schaute direkt in die Augen meines dunklen Herrn, der erschienen war.

Aber wieso nur musste er immer so lautlos auftauchen? Konnte er nicht wie jeder andere Zauberer beim Apparieren ein leises ‚Plopp' von sich geben? Ich bevorzugte eine Warnung, bevor irgendjemand in meine Nähe kam.

Ich unterdrückte diese rebellischen Gedanken, neigte ergeben meinen Kopf und sank auf meine Knie. Dadurch, dass ich in Gedanken gewesen war, war ich der letzte, der niederkniete.

Ich hielt den Atem an und wartete demütig auf meine Strafe. Aber sie kam nicht. Stattdessen forderte er uns auf aufzustehen.

"Heute ist ein Tag der Freude, Dumbledore ist besiegt und Harry Potter unser Gefangener. Deswegen werde ich auch heute von jeglichen Bestrafungen absehen und wir werden feiern. Eine Nachbesprechung des Kampfes wird allerdings in den nächsten Tagen erfolgen."

‚Wenn wir uns wieder erholt haben und uns seine Strafen nicht töten können', ergänzte ich in Gedanken. Ich war nicht unbedingt begeistert, dass er uns bei Fehlverhalten und Misserfolgen zur Strafe folterte, hätte es an seiner Stelle aber auch nicht anders gemacht. Denn anders war es nicht möglich, eine Gruppe ehrgeiziger Schwarzmagier zu kontrollieren.

Es hatte zwar einige Zeit gedauert, bis er mir wieder vertraut und in seinen engeren Zirkel aufgenommen hatte, aber jetzt war ich nach Malfoy sein zweiter Mann. Stop! Lucius Malfoy war tot. Er hatte sich während der Schlacht mit Ron Weasley angelegt und ihn umgebracht. Davon wurde Potter so abgelenkt, dass wir ihn fassen konnten. Aber nicht bevor er Lucius Malfoy getötet hatte.

Den unverzeihlichen Fluch ‚Avada Kedavra' beherrscht Potter inzwischen. Er war damit schneller als jeder Todesser. Und so etwas stand auf der Seite des Lichts.

Durch den Mord an Malfoy wurde ich zur rechten Hand des dunklen Lords.

Mir wurde plötzlich bewusst, dass sich deswegen auch mein Verhalten ändern musste. Ich löste mich aus der Menge und bewegte mich auf Potter zu, bemühte mich dabei, mein Hinken zu verbergen. Hasserfüllt sah ich ihn an. Er reagierte nicht und starrte weiterhin auf einen imaginären Punkt über dem dunklen Lord.

Ich gab seinen Bewachern einen Wink und forderte sie auf, den verdammten Jungen vor den Lord zu bringen. Erstaunlicher Weise wehrte sich dieser nicht. Er schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein.

Aber dies änderte ein vom dunklen Herrscher geflüstertes ‚Crucio', das Potter wie einen Sack zu Boden stürzen ließ. Er wand sich unter den Schmerzen und schrie seine Pein heraus. Ich konnte zu meiner großen Befriedigung sehen, dass auch er den letzten Kampf nicht unbeschadet überstanden hatte.

Mein Lord hob den Fluch schon nach wenigen Sekunden wieder auf. Potter benötigte einige Minuten, um wieder zu Atem zu kommen.

"Wir kommen jetzt zum Höhepunkt des Abends. Potters Sterben. Habt ihr Vorschläge, um diesen Programmpunkt interessant zu verlängern?" Seidenweich klang die Stimme meines Lords, aber jeder von uns wusste, was er wollte. Nur ein ‚Crucio' würde ihm nicht reichen. Das schwächte Potter zu sehr und würde ihn viel zu schnell umbringen.

Nachdem Crabbe und Goyle einige minderwertige Ideen vorgebracht hatten, und niemand sonst es wagte, einen Vorschlag zu machen, trat ich vor.

Ich warf mich vor dem Lord auf den Boden, senkte in perfekt demütiger Haltung meinen Kopf und wartete, dass er mir das Wort erteilte.

"Giftmischer! Da Lucius es leider nicht geschafft hat, Hogwarts lebend zu verlassen, bist du nun meine rechte Hand. Was für einen Vorschlag hast du?"

"Die anderen Pläne sind nicht schlecht, erschöpfen aber Potters Körper viel zu schnell. Ihr habt mich vor einiger Zeit gebeten, einen Trank zu entwickeln, der ähnlich wie der Crucio-Fluch unendliche Schmerzen bereitet, aber nicht zum Tode führt und auch keine nachweisbaren Folgen hat."

Die erwartungsvollen Blicke der überlebenden Todesser konnte ich fast schon spüren. Deswegen machte ich auch eine kleine Pause, fuhr aber fort, bevor mein Herr ungeduldig wurde.

"Der Trank ist soweit fertig, nur habe ich ihn bisher noch nicht an einem Menschen ausprobieren können. Aber alle Ratten haben ihn überlebt. Ich denke, mit einer kleinen Dosis wird Potter eine Stunde lang unter entsetzlichen Schmerzen leiden. Wenn wir ihm anschließend eine halbe Stunde ‚Erholung' gönnen, damit sich seine Nervenenden regenerieren, wird dies unsere Feier um einige Stunden verlängern."

"Was wird er dabei fühlen?"

"Ich weiß es nicht genau, mein Lord, da es noch kein Mensch genommen hat. Aber nach den Zutaten müsste er das Gefühl haben zu verbrennen. Seine Schreie werden sehr amüsant sein." Ein kleines sarkastisches Lächeln erschien bei diesem Gedanken auf meinem Gesicht. Ich senkte meinen Kopf noch weiter, damit niemand diese Gefühlsregung sah.

"Und wie würde meine rechte Hand nun diese Feier planen?"

Ich dachte kurz nach, was wollte er hören? Wie wollte er Harry Potter sterben sehen?

"Ich denke, mein Lord, dass wir zuerst mit Crabbes Vorschlag beginnen und ihn mit einigen der leichteren Folterflüche bearbeiten sollten. Anschließend bekommt er mein neues Serum und nachdem er sich davon etwas erholt hat und wieder schmerzempfindlich ist, werdet Ihr ihn töten."

"Und was ist mit Goyles Idee?"

"Ihn zu vergewaltigen und mit unseren Händen statt mit Zauber zu quälen?" Ich zog eine Augenbraue hoch. "Ich bezweifle, dass außer euch nach diesem Kampf noch jemand in der Lage ist, sich effektiv an Potter zu vergreifen. Ich persönlich empfinde es als sehr unbefriedigend, nur dabei zuzusehen und ihn nicht selber leiden zu lassen. Aber wenn Ihr wünscht, Potter zu entjungfern…" Es würde vielleicht interessant sein zu erfahren, was mein Herr mit ihm anstellen würde, aber ich wollte ganz bestimmt nicht sehen, welche Gestalt der Körper des dunklen Lord unter seiner Robe angenommen hatte, und das würde sich bei einer Schändung nicht vermeiden lassen. Ein Schaudern unterdrückend fuhr ich fort. "Doch ich würde für unser Vergnügen nicht bis morgen warten, um ihn dann zu schänden und zu töten. Er ist zu oft in letzter Sekunde entwischt."

"Du änderst dich auch nie, Giftmischer." Ich wusste nicht, was er meinte und was dieses seltsame Lächeln auf dem Gesicht meines Herrn bedeutete. Ich hoffte, dass er mir keine Strafe auferlegen würde, weil meine Programmgestaltung nicht den Wünschen meines Lords entsprach. Ich hatte im vorausgegangenen Kampf schon zu viele Flüche abbekommen, um noch größeren Widerstand gegen die Schmerzen leisten zu können.

Nach einer wirkungsvollen Pause, in der ich auf einen Fluch wartete, der auf mich niederprasselte, sprach er weiter.

"Aber du hast Recht." Mit einer kurzen Handbewegung entließ er mich. Ich stand auf und reihte mich wieder in den Kreis ein. Er winkte zwei weitere Todesser nach vorne, die anfingen, Harry Potter mit Flüchen zu belegen. Eigentlich sollte es unmöglich sein, die anderen Todesser unter ihren Masken zu erkennen, doch ich wusste ganz genau, dass Nott und Crabbe das Vergnügen hatten, sich um Potter zu kümmern.

Es waren nur die ‚leichteren' Flüche; keiner davon konnte dem Körper des Jungen wirklich schaden. Aber Potters Schreie zeigten uns, dass sie sehr wirkungsvoll waren.

Ich genoss jeden Moment, den er sich unter den Flüchen wand und seinen Schmerz herausschrie. Tränenströme rannen über sein peinverzerrtes Gesicht.

Irgendwann hörte ich das Knacken seiner Knochen und begriff, dass einer der beiden Folterknechte, Nott, einen Knochenbrecherfluch angewandt hatte. Das war zu viel. Wenn mein Trank noch effektive Auswirkungen zeigen sollte, dann musste Potter halbwegs heil bleiben. Danach konnten sie ihn von mir aus weiter foltern. Aber er sollte der erste Mensch sein, der meinen Trank erprobte.

Das Recht hatte er sich in den letzten Schuljahren erworben.

So trat ich wieder in die Mitte des Kreis, warf mich auf die Knie und wartete, dass der Lord mir seine Aufmerksamkeit schenkte.

Dieser hob die Hand und unterbrach damit Potters Folterung, dann drehte er sich zu mir.

"Was willst du? Ich amüsiere mich gerade prächtig!"

Zur Bestätigung belegte er mich für wenige Sekunden mit dem ‚Crucio'. Ich merkte, wie geschwächt mein Körper vom letzten Kampf war, denn er wand sich vor Schmerzen auf dem Boden. Ich schaffte es allerdings, das Schreien zu unterdrücken.

"Es muss etwas Wichtiges sein, sonst wirst du noch mehr Flüche spüren, bevor wir mit Potter fortfahren." Ich richtete mich auf, so dass ich wieder kniete. Mein Lord hatte in den letzten Jahren gelernt, dass ich auf viele Sprüche wenig oder gar nicht reagierte und mich nur der ‚Crucio-Fluch' zum Schreien brachte. Und so oft, wie er mich mit diesem Fluch belegte, würde ich irgendwann auch dagegen resistent werden.

"Mein Lord, damit mein Serum vernünftig wirkt, muss der Körper des Opfers heil sein, denn wenn ihr versehentlich die Nervenverbindungen unterbrecht, dann ist es unwirksam. Aber wenn er sich vom Serum erholt hat, könnt ihr mit diesen Flüchen fortfahren."

"Ist es so wichtig, dass er sich erholt? Du hast doch nicht etwa Mitleid mit dem Jungen."

"Mit dieser Ratte, Dumbledores Darling? Seinetwegen war in den letzten Jahren das Leben in Hogwarts fast schon unerträglich. Wieso sollte ich Mitleid haben?" Mir gelang ein höhnisches Lächeln. "Nein, aber wenn er die Schmerzattacke des Trankes überwunden hat, wird er für eine kurze Zeit auf keinen weiteren Schmerz reagieren, weil nichts annähernd an diese Pein herankommt, und es wäre doch langweilig, wenn wir ihn mit Folterflüchen belegen und er nicht darauf reagiert."

Verdammt, wieso konnte man nur nie erkennen, was der dunkle Lord dachte? Bei allen anderen konnte ich sogar hinter ihrer Maske in Ansätzen erkennen, was sie dachten, nur bei ihm hatte ich nicht den Hauch einer Chance. Das machte ihn so gefährlich für mich.

Innerlich bereitete ich mich darauf vor, dass er mich zur Strafe für diesen ‚Fehler' beim Trank wieder einmal mit dem ‚Crucio' belegte, aber er tat es nicht. Er schaute mich nur an. Es schien mir wie eine Ewigkeit zu sein. Es war unangenehm, wie mich diese Augen, die schon lange nicht mehr menschlich waren, anstarrten. Es gab Todesser, die unter diesem Blick alles erzählten, nur damit er aufhörte zu starren, aber so tief würde ich niemals sinken. Doch ich wich seinem Blick nach wenigen Sekunden bewusst aus, auch wenn er mich noch nicht niedergezwungen hatte.

Nicht auszudenken, was mit mir passieren würde, sollte ich jemals ein Blickduell gewinnen.

Dann wies der Lord mit einer Handbewegung auf Potters Bewacher und Folterknechte und befahl ihnen, zur Seite zu treten.

"Bitte sehr, Giftmischer, du hast das Spielfeld für dich. Viel Vergnügen."

Ich rappelte mich auf und griff in meine Robe. In einer Tasche, die ich mit einem kleinen Zauber stoßfest gemacht hatte, bewahrte ich einige Zaubertränke auf. Die meisten Flaschen waren jetzt leer, da mir die Tränke in der vorangegangenen Schlacht gute Dienste geleistet hatte. Doch es waren noch einige Mixturen vorhanden, und anhand der Form der Phiole ertastete ich den richtigen Trank und holte ihn hervor. Dann näherte ich mich Potter.

Zu meinem Leidwesen bemerkte er noch nicht einmal, wie ich auf ihn zuging. Ich hätte zu gerne in seine Augen gesehen und seine Angst und Panik genossen. Aber nein, stattdessen lag er auf dem Boden und schien beinahe bewusstlos zu sein.

Trotz allem bereitete es mir eine große Genugtuung, über ihm zu stehen und auf seinen gequälten Körper hinab zu sehen. Er hatte seine Augen geschlossen und atmete stoßweise.

Beinahe kam ich in Versuchung, mich an ihm zu vergreifen. Er sah wirklich hilflos aus. Aber mein Lord hätte mich garantiert dafür bestraft. Deshalb ignorierte ich das Bedürfnis in mir und beugte mich hinab, griff in seine Haare und riss ihn daran hoch. Potter gab nur ein unterdrücktes Wimmern von sich. Sein rechter Arm hing seltsam verrenkt an seinem Körper herunter. Er hielt seine Augen krampfhaft geschlossen.

‚Warum muss ausgerechnet ich als Dumbledores Spion auf dieser verdammten Waldlichtung stehen und so tun, als ob es mir Spaß macht, Potter zu foltern? Was würde ich nicht alles lieber machen? Selbst im Büro des Direktors zu sitzen und mit ihm zusammen einen Tee zu trinken, wäre tausendmal besser .'

Kaum hatte sich dieser Gedanke aus meinem Unterbewusstsein hochgeschlichen, wusste ich, dass ich einen großen Fehler gemacht hatte. Ich würde es nicht mehr schaffen, Potter das Serum einzuflößen. Ich konzentrierte all meine Kräfte und hörte auch schon Voldemorts Stimme.

"Fasst den Giftmischer! Er ist Dumbledores Spion!"

Damit war mein lange gehegter Verdacht bestätigt, dass er sehr starke telepathische Fähigkeiten hatte. Dies erklärte auch die Entdeckung aller Spione, die das Ministerium auf Voldemort angesetzt hatte…

Dann kamen auch schon die ersten Flüche auf mich zu. Aber sie konnten mich nicht aufhalten. Zusammen mit Harry Potter apparierte ich von der Lichtung. Ich war nicht schnell genug und wurde getroffen, als wir ins ‚Dazwischen'(1) gingen.

(1)Das ‚Dazwischen' habe ich Anne McCaffreys Zyklus der Drachenreiter von Pern entnommen. Es bezeichnet die Dimension, die durchquert wird, wenn man teleportiert oder appariert. Das Durchqueren dieser Dimension dauert etwa acht Sekunden. Hauptkennzeichen ist die eisige Kälte, die man in dieser Dimension verspürt.


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