severina35 Danke für Dein dickes Lob
Sveni Wenn dir die Dursleys jetzt schon leid tun, dann solltest du das folgende Kapitel nicht lesen J
Cuschi11 Freut mich, dass es dir gefällt.
Julia Spannendste Stelle pfeif Darf man das etwa nicht?
Aber jetzt geht's weiter mit dem nächsten Kapitel:
Der vierte Tag Teil 1
Als ich aus meinem Halbschlaf erwachte, hatte ich ein wohliges Empfinden. Zuerst konnte ich mich nicht orientieren. Ich spürte an meiner Seite einen weichen, warmen Körper, der sich an mich schmiegte, und einen Arm, der über meinem Brustkorb lag.
Wann hatte ich zum letzten Mal die Nacht mit einer Frau verbracht? Bevor sich mein Gehirn einschaltete, griff ich nach dem Arm, der mich umschlang, und führte die Hand zu meinem Mund. Bevor ich die Finger küsste, schlug ich meine Augen auf und betrachtete die Hand. Solche Hände hatte keine Frau! Viel Erfahrung hatte ich darin zwar nicht, aber ich kannte diese Finger.
Und dann kam die Erinnerung mit einem Schlag zurück, und mir wurde bewusst, wer wirklich neben mir lag. Ich ließ den Arm überrascht auf die Bettdecke fallen, rückte instinktiv ein Stück zur Seite und fiel beinahe aus dem Bett.
Harry hatte von der ganzen Sache nichts mitbekommen und schlief friedlich weiter.
Ich fuhr mit meinen Händen durchs Gesicht, rieb mir die Augen und streckte mich. Die Muggelmedizin hatte gewirkt. Die Schmerzen waren für meine Verhältnisse auf ein wirklich erträgliches Maß gesunken.
Ein Blick auf Dudley zeigte mir, dass er sich die ganze Nacht nicht gerührt hatte, was mit dem Petrificus Totalus-Zauber auch ungewöhnlich gewesen wäre.
Dann wurde mir bewusst, was gerade passiert war.
Harry Potter hatte sich an mich geschmiegt. Er hatte MEINE Nähe gesucht. Das hätte er nie gemacht, wenn er auch nur halbwegs bei Bewusstsein gewesen wäre. Und meine Reaktion zeigte mir, dass ich ganz dringend eine Frau brauchte.
Aber wie, ohne ihr Leben zu gefährden?
Da ich nun schon mal wach war, konnte ich auch sofort aufstehen und herausfinden, ob die Dursleys in der Nacht etwas ausgeheckt hatten oder ob sie es wirklich geschafft hatten, zu schlafen, ohne zu wissen, wie es ihrem Sohn in diesem Moment ging.
Ich hatte Dudley diese Nacht etwas unsanft ruhig gestellt, doch ich war eigentlich noch sehr harmlos gewesen. Ich wusste zu genau, was einige Todesser bevorzugt mit Kindern anstellten. Ich hatte oft genug mitspielen müssen, um nicht aufzufallen.
Innerlich schüttelte ich mich. Nein, daran wollte ich nicht denken, besonders nicht nach meinem etwas seltsamen Erwachen.
Das Aufstehen fiel mir sehr schwer. Als ich mich aufsetzte, sah ich wieder Sternchen vor meinen Augen, siebenzackig in einem hellen Gelbton.
Auch wenn ich relativ wenig Schmerzen hatte, die Nachwirkungen der ganzen Flüche hatten es in sich, aber was sollte es? Ich konnte nachts in einem Bett liegen, genug zu Essen war auch da, und, wenn schon keine Schüler da waren, denen ich Punkte abziehen konnte, die Dursleys würden mir in den nächsten Tagen garantiert genügend Gelegenheit geben, sie meine schlechte Laune spüren zu lassen. Ganz besonders Dudley. Mit dem konnte ich ja gleich schon mal anfangen.
Ich stand vorsichtig auf, nahm meinen Zauberstab vom Nachttisch, ging die wenigen Schritte bis zu dem Jungen und stupste ihm mit meinem gesunden Fuß in die Seite, drehte ihn um. Ich sah in eine panisch verzerrte Grimasse. Der Bengel hatte die Nacht über wohl kein Auge geschlossen. Und ein aufdringlicher Geruch ging jetzt auch noch von ihm aus.
Er hatte sich gerade vor Angst in die Hose gemacht.
So sehr mir Potter mit seinem Mut und Widerspenstigkeit auf die Nerven ging, für Dudley spürte ich nur Verachtung.
Mich interessierte es nicht weiter. Ich ließ ihn so liegen, verließ den Raum und ging zum Schlafzimmer von Vernon und Petunia. Schon von weitem und durch die geschlossene Tür hörte ich ein durchdringendes Schnarchen. Da sägte wohl jemand Eichen. Ich öffnete leise die Tür und stellte fest, dass die Dursleys noch tief und fest schliefen.
Sie waren also so primitiv, wie ich vermutet hatte. Ich hatte ihr Kind als Geisel, hätte wer-weiß-was mit ihm anstellen können, und sie gingen ins Bett, ohne etwas zu unternehmen.
Mir konnte es nur recht sein. Es kostete mich zwar viel Kraft, aber ich belegte sie mit einem kleinen Zauber, der sie noch mindestens eine Stunde schlafen ließ.
Dadurch hatte ich erst mal meine Ruhe und ging ins Badezimmer. Ich zog mich aus, doch bevor ich unter die Dusche stieg, untersuchte ich erst einmal meine Verletzungen.
Bis auf einige blutige Abschürfungen und Hämatome schien ich oberflächlich betrachtet nicht viel abbekommen zu haben. Mein Knie leuchtete in verschiedenen Blautönen, schien aber sonst nicht weiter verletzt zu sein. Nur der gebrochene Zeh war Matsch und fing an zu eitern.
Ich konnte da nicht mehr tun , als die Wunde zu reinigen und mit dem Jod aus der Hausapotheke zu desinfizieren. Hoffentlich konnte ich Schlimmeres verhindern, bis ich zu einem Heiler kam. Ich hatte keine Lust, mir den Zeh zu amputieren.
Schlimmere Auswirkungen hatten die Flüche, die ich abbekommen hatte, aber es waren keine sichtbaren Verletzungen. Wahrscheinlich würde ich noch einige Zeit unter Schwäche- und Schmerzattacken leiden. Die konnten nur meine Tränke lindern. Muggelmedizin half da nicht.
Also musste ich das Beste daraus machen.
Dann stellte ich mich unter die Dusche. Ich benutzte großzügig Haarwaschmittel und Duschgel, die in der Duschkabine standen, und genoss das heiße Wasser, das auf mich niederprasselte. Es war einer der Momente, in denen ich bereit war zuzugeben, dass auch Muggeltechnologie ihre Vorteile hatte.
So erfrischt war ich eine halbe Stunde später zu allen Schandtaten bereit. Die erste bestand darin, die Dursleys zu wecken. Ich ging in ihr Schlafzimmer, nahm den Zauber von ihnen und brüllte "Aufstehen".. Dann ging ich in Harrys Schlafzimmer. Dudley befreite ich von seinen Fesseln und schickte ihn ins Bad, damit er sich sauber machte. Er sagte keinen Ton und lief ins Badezimmer. Sein Getrampel konnte man garantiert noch zwei Häuser weiter hören.
Währenddessen untersuchte ich Harry. Es ging ihm besser, das Fieber war gesunken, und auch sein Gesicht hatte statt der Leichenblässe eine normale Farbe. Jetzt musste er nur noch aufwachen und etwas essen, dann war das Schlimmste überstanden. Aber er würde genau wie ich noch einige Tage mit den Nachwirkungen der Flüche kämpfen müssen.
Der Gedanke an Essen ließ meinen Magen knurren.
Also ging ich wieder in das Elternschlafzimmer.
Vernon war nicht mehr dort, aber Petunia stand in ihrem Nachthemd im Zimmer. Als sie mich sah, fing sie laut an zu kreischen.
Ich mochte zwar lange keine Frau mehr gehabt haben, aber so nötig, dass ich mich an ihr vergreifen würde, hatte ich es nun auch nicht.
"Halt den Mund", fuhr ich sie an. "Zieh' dir was über und mach' mir Frühstück. Ich habe Hunger. Und beeile dich."
Als sie merkte, dass ich - außer dem Essen - wohl nichts von ihr wollte, reckte sie sich und versuchte, Widerstand zu leisten, indem sie mir in die Augen blickte, aber bereits nach wenigen Sekunden hielt sie meinen Blick nicht mehr aus und schaute zur Seite. Trotzdem stellte sie sich mir entgegen.
"Und was, wenn ich mich weigere, Mister Trelawney? Was werden Sie machen? Soviel ich weiß, dürfen Sie doch nicht in Gegenwart von uns normalen Menschen zaubern. Das Ministerium ist doch sicher schon hinter Ihnen her!"
Sie war doch nicht komplett unwissend. Vielleicht hatte sie die ganze Nacht im Bett gelegen und gehofft, dass Ministeriumsbeamte auftauchen würden. Wenn sie soviel Informationen über die Zauberwelt hatte, dann wusste sie wahrscheinlich auch, wie viel Macht ein Zauberer hat. Doch ich konnte jetzt keinen Widerstand gebrauchen.
"Erstens: Ich bin nicht Mister Trelawney, wenn überhaupt Professor Trelawney, aber das lässt du auch, denn ich habe dir gestern einen falschen Namen genannt. Zweitens: Du hast recht, eigentlich darf ich nicht in der Gegenwart von Muggeln zaubern, aber da drittens das Ministerium zerstört wurde, interessiert es niemanden, was ich mache."
Sie erbleichte, hielt ihren Kopf aber krampfhaft hoch.
"Und das soll ich Ihnen glauben, Professor Trelawney? In Ihrer ach so tollen Welt, die so viel wichtiger und mächtiger ist als die unsere, soll es möglich sein, ein Ministerium zu zerstören? Und was ist mit Harry los? Wieso liegt er verletzt in Dudleys Bett? Bevor ich keine Informationen bekomme, werde ich nichts machen!"
Wow, erst bekam sie einen Panikanfall, und nun wurde sie aufmüpfig. Für einen Muggel war sie sehr mutig. Viel zu mutig. Ich musste es schleunigst ändern, denn sonst hatte ich keine ruhige Minute mehr.
"Ich heiße, wie eben schon gesagt, nicht Trelawney. Und wenn du nicht langsam runtergehst und dich ums Frühstück kümmerst, dann wirst du wünschen, niemals geboren worden zu sein."
Ich nahm meinen Zauberstab und richtete ihn auf Petunia, und da sie darauf nicht sofort reagierte, machte ich ihr im wahrsten Sinne des Wortes Feuer unter ihrem Hintern.
Das Gebrüll war richtig nett anzuhören. Bevor sie aber ernsthafte Brandverletzungen bekam, löschte ich es wieder. Schließlich war ich kein Todesser und wollte sie nur erschrecken, damit sie kontrollierbar blieb, und sie nicht foltern.
"In fünfzehn Minuten erwarte ich ein Frühstück, und wehe du bist unpünktlich!"
Ihr Gesichtsausdruck war jetzt eindeutig verängstigt. Ich war sehr zufrieden, dass der Zauber gewirkt und ihr erst mal jeglichen Widerstand ausgetrieben hatte. Aber bei ihrem Wesen bezweifelte ich, dass ich sie endgültig gebrochen hatte.
Kurz darauf bekam ich ein wirklich hervorragendes Frühstück.
Das Bemerkenswerteste war Dudley. Ihm hatte die letzte Nacht sehr zugesetzt. Er hatte dunkle Ringe unter seinen Augen und es schien, dass ich ihn auch sonst gezähmt hatte. Als ich ihn zum Essen rief, kam er kommentarlos zu mir; er wehrte sich auch nicht, als ich ihm nur eine Scheibe Brot gab. Er sagte nichts, und ich hatte den Eindruck, dass er versuchte, mir aus dem Weg zu gehen. Dies würde ihm aber nicht lange gelingen, da ich noch nicht fertig mit ihm war. Das Wort ‚Penner' hatte sich bei mir eingebrannt.
Petunia verhielt sich ähnlich wie ihr Sohn. Sie reichte mir alles, was ich wollte, und wahrte eine eisige Höflichkeit. Mir sollte es recht sein. So brauchte ich nicht mit ihnen zu sprechen.
Nur Vernons Verhalten konnte ich nicht richtig einschätzen. Er stierte vor sich hin und sagte gar nichts. Vielleicht war er einfach nur dumm, ein Morgenmuffel oder er brütete irgendwelche Befreiungspläne aus. Ich befürchtete Letzteres.
Er war das größte Risiko für mich, denn damit niemand merkte, dass ich mich bei den Dursleys einquartiert hatte, musste ich ihn für seine Arbeit aus dem Haus lassen, und ich würde den ganzen Tag lang keine Kontrolle mehr über ihn haben. Ich hätte ihn auch mit dem Imperiumsfluch belegen können, aber für so einen mächtigen Zauber war ich noch viel zu schwach. Also musste ich ihn noch irgendwie einschüchtern, damit er still hielt. Er musste den Eindruck bekommen, dass er seine Familie, bei dem Versuch mich loszuwerden, gefährden würde.
"Professor Trelawney, möchten Sie noch etwas Kaffee?"
Jetzt reichte es, Petunia wollte mich wohl schon wieder herausfordern. Aber warum musste ich auch diesen verdammten Namen nehmen, als ich an der Haustüre klingelte. Ich war wohl vor Schmerzen ziemlich benebelt gewesen, dass mir kein anderer Name einfiel als der dieser verdammten Wahrsagerin.
Aber ich brüllte nicht, ganz im Gegenteil, meine Stimme war sehr leise, als ich antwortete.
"Ich bin nicht Professor Trelawney. Die habe ich vor drei Tagen umgebracht. Und es hat ihr richtig weh getan. Wenn ihr wisst, was für euch gut ist, dann redet mich nie wieder mit diesem Namen an!"
Alle drei erbleichten. Sie schienen mir jedes Wort zu glauben. Ich hatte auch die Wahrheit gesagt und empfand immer noch Genugtuung, als ich an Trelawneys Tod dachte. Gleichzeitig erledigte sich auch mein Problem, wie ich Vernon einschüchtern sollte. Ich hatte es soeben getan. Aber eine kleine Absicherung war trotzdem nötig. Ihm musste klar sein, dass seine Familie wirklich leiden würde, wenn er etwas unternehmen würde.
Dafür wartete ich, bis Vernon nach etwa zehn Minuten unruhig auf seinem Stuhl hin- und herrutschte und sich dann schließlich doch entschloss, mich anzusprechen.
"Entschuldigen Sie, ich müsste eigentlich zur Arbeit, und da ich heute wichtigen Kundenbesuch erwarte, wäre es sehr schlecht für meine Firma, wenn ich heute nicht erscheinen würde." Er wollte wohl noch mehr sagen, entschied sich dann aber doch, den Mund wieder zu schließen.
So war es gut. Dieser unterwürfige Tonfall war nicht schlecht. Noch einige Tage bei der richtigen Behandlung und dann würden die Dursleys bei jedem Fingerzeig von mir springen, um meine Wünsche zu erfüllen. Ich musste es nur geschickt anstellen. Wie nannten die Muggel dieses Verhaltensmuster? Ach, ja, das Stockholm-Syndrom.
Ich schaute Vernon erst einmal durchdringend an. Er hielt ihn nicht halb so lange aus wie Petunia, dann schaute er zu Boden, und nachdem er meinen Blick zwei Minuten auf sich gefühlt hatte, verwandelte sich seine Gesichtsfarbe von dem üblichen Rot in einen ziemlich fahlen gelblichen Ton.
"Du kannst gehen, aber denke daran, dass Dudley ständig in Reichweite meines Zauberstabes ist. Und wenn du etwas Unüberlegtes machst, dann wird er sich wünschen, tot zu sein."
Er sagte nichts, sondern stand auf und wollte gehen.
"Ach übrigens, wenn du Anweisungen von mir bekommst, dann beantworte sie mit ‚Ja, Sir'. Hast du das verstanden?"
Vernon wand sich, wusste aber, dass er keine andere Wahl hatte.
"Ja, Sir, ich habe Sie verstanden."
"Gut, du kannst zur Arbeit gehen. Sei um sechs Uhr wieder hier."
"Aber ich muss mit den Kunden heute Abend essen gehen, ich kann nicht so früh zurückkommen!"
Das könnte ihm so passen, ich traute ihm nicht über den Weg.
"Was hatte ich gerade gesagt, wie deine Antwort lauten soll?"
"Aber, Sir, das Kundengespräch ist wirklich wichtig, es hängen Aufträge davon ab!"
Ganz beiläufig zückte ich meinen Zauberstab und richtete ihn auf Dudley. Dieser machte sich schon wieder vor lauter Panik in die Hose. Was für ein Feigling.
Ich wollte Dudley gerade einen Furunculus-Spruch verpassen, als Vernon klein beigab.
"Ja, Sir, ich werde pünktlich hier sein."
"Wenn nicht, dann wird Dudley dafür büßen. Ist dir das klar?"
"Ja, Sir."
Er beeilte sich so sehr, das Haus zu verlassen, dass er beinahe seinen Aktenkoffer vergaß. Erst an der Tür fiel es ihm wieder ein. Er eilte noch einmal zurück, warf seiner Familie einen entschuldigenden Blick zu und ging dann zur Arbeit.
Ich musste mich beherrschen, um mich nicht zu verraten, aber mich widerte Vernons Verhalten an. Wenn er ein Zauberer wäre, dann hätte er garantiert ein dunkles Mal auf seinem Arm. Er war einfach rückgratlos. Da war Petunia von einem ganz anderen Kaliber. Auch wenn es mich nervte.
Der Gestank, der von Dudley ausging, war wirklich penetrant, so schickte ich ihn wieder ins Bad. Petunia befahl ich, die Küche aufzuräumen und dort zu bleiben, bis ich neue Befehle für sie hatte.
Dann nahm ich eine Schüssel mit Frühstücksbrei und etwas zu trinken und stieg die Treppe hoch.
Es war zwar ein Risiko, Petunia alleine zu lassen, aber ich hatte keine andere Wahl. Solange Harry meine Hilfe brauchte, gab es Momente, wo ich sie unbeaufsichtigt lassen musste. Solange Dudley in meiner Nähe war, fühlte ich mich recht sicher.
Leider war Dudley fast noch zu nah. Als ich oben ankam, konnte ich ihn riechen. Langsam wie er war, hatte er das Badezimmer noch nicht erreicht.
Harry schlief immer noch. Von ihm ging inzwischen ein penetranter Geruch von Krankheit und getrocknetem Urin aus. Zusammen mit der Duftwolke, die Dudley hinterlassen hatte, brachte mich der Gestank fast zum Würgen. Selbst vergorene Dracheneier stanken nicht so ekelerregend. Aber darum würde ich mich später kümmern. Denn jetzt hatte ich nicht die Energie, um einen einfachen Reinigungsspruch zu wirken. Ich ging zum Fenster und öffnete es, aber es brachte nicht wirklich eine Erleichterung.
Harry musste langsam etwas essen, sonst würde sein Körper keine Kraft haben, um zu heilen.
Ich nahm einen Stuhl und setzte mich zu ihm. Ich stopfte ihm einige Kissen in den Rücken, bis er eine halb sitzende Stellung einnahm, dann versuchte ich erst einmal, ihm etwas zu trinken einzuflößen. Da ich etwas Übung hatte, schaffte ich es, ohne groß zu kleckern. Aber wie sollte ich ihn füttern, wenn er nicht bei Bewußtsein war?
Aber das Problem löste sich von selbst. Nachdem er den Becher im Halbschlaf geleert hatte, wachte er auf.
Er war nicht wirklich ansprechbar, seine Augen waren geöffnet, blickten aber durch mich hindurch, und er schien in einer anderen Welt zu sein.
Hoffentlich in einer schöneren.
Mit einem Handgriff öffnete ich seinen Mund und flößte ihm den Brei ein. Harry bekam zwar nicht wirklich was mit, aber er schluckte es brav hinunter. Nachdem ich ihm auf diese Art die halbe Portion zu essen gegeben hatte, schloss er seine Augen und schien wieder einzuschlafen. Mir sollte es recht sein. So brauchte ich mich nicht mit ihm zu unterhalten.
Zudem war es wieder an der Zeit, nachzusehen, was Petunia und Dudley machten.
Dudley saß im Badezimmer und weigerte sich, den Raum zu verlassen. Ich erfüllte ihm seinen Wunsch und verschloss die Badezimmertür mit einem kleinen Zauber. Schließlich gab es noch eine Gästetoilette. Sollte er im Bad glücklich werden. Das Fenster war für ihn viel zu klein, um zu fliehen.
Bei Petunia erlebte ich allerdings eine Überraschung. Anstatt brav in der Küche zu sitzen, wie ich ihr befohlen hatte, war sie ins Wohnzimmer gegangen und telefonierte. Im Gegensatz zu vielen anderen Zauberern weiß ich, was ein Telefon ist. Ich zückte schon meinen Zauberstab, als sie mit einem ziemlich frustrierten Gesichtsausdruck den Hörer auflegte. Als sie mich sah, wurde sie blass.
"Mit wem hast du telefoniert?" Ich brauchte nicht zu schreien. Das hatte ich noch nie nötig gehabt. Der drohende Unterton in meiner Stimme ließ Petunia zusammenfahren, und sie versuchte, sich ganz klein zu machen. Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. Sie antwortete aber nicht.
"Ich wiederhole mich nicht gern. Die Strafe wird milder ausfallen, wenn du mir es sofort sagst, denn wenn ich es herauszwingen muss, dann wird es für Dudley sehr schmerzhaft werden."
"Was hat Dudley damit zu tun, wenn ich nicht antworte, Sir?" Sie wollte mich also nicht wirklich verärgern. Und ich wollte ihr nicht wirklich weh tun, so etwas machte mir keinen Spaß. Wenn ich daran dachte, was ich teilweise bei den Todessern hatte mitmachen müssen, um nicht aufzufallen.... Ich unterdrückte ein Würgen und konzentrierte mich auf die Gegenwart.
Es gefiel mir, dass andere Angst vor mir hatten, aber dafür reichten Blicke, Gesten und die eine oder andere Drohung. Deswegen war meine Stimme ganz sanft und beinahe schon ein Flüstern, als ich ihr antwortete.
"Nun, wenn du es mir nicht sagst, dann wird Dudley die Folgen zu tragen haben. Und es gibt einige wirklich sehr schmerzhafte Flüche."
Sie schluckte schwer, und ein leichter Angstgeruch ging von ihr aus.
"Ich habe mit Vernons Schwester Magda telefoniert. Ich wollte mir von ihr Rat holen, aber sie glaubt mir nicht. Sie behauptet, dass Zauberer nicht existieren, dass Harry Potter zwar ein ekelhafter Junge sei, ich aber dazu neigen würde, mich von Dudleys Fantasien anstecken zu lassen."
Ich brauchte kein Veritas-Serum, um zu erkennen, dass sie die Wahrheit sagte.
"Und was wird Magda jetzt unternehmen?"
"Nichts. Sie sagte mir, dass ich anrufen soll, wenn ich wieder in der Realität wäre, vorher würde sie nicht mit mir sprechen."
Petunia sah wirklich ziemlich verzweifelt aus, und ich gönnte es ihr.
"Du hast selbst gemerkt, dass du von niemand Hilfe bekommen wirst, aber trotzdem hast du eine Strafe verdient. Bist du da mit mir einer Meinung?"
Sie wusste, welche Antwort ich erwartete, und sie wusste auch, dass sie ihre Situation nur verschlimmern würde, wenn sie es nicht sagte.
Es war so einfach, in ihrem Gesicht zu lesen. Mit viel Überwindung presste sie eine Antwort heraus.
"Ja, Sir!"
"Du kannst dir deine Strafe selbst aussuchen - was meinst du, was angemessen ist?"
Sie sah mich verzweifelt an. Woher sollte sie auch wissen, welche Strafe ich für sie angedacht hatte? Ich sah, wie es in ihrem Gesicht arbeitete. Fieberhaft suchte sie nach einer Lösung, sie schien sogar eine zu finden.
"Ich kann es nicht sagen, Sir. Bitte entscheiden Sie, Sir"
Sie war wirklich ein kluges Mädchen. Dazu hatte sie noch Rückgrat und war gerissen. Wäre sie ein Zauberer, dann würde der Hut sie garantiert nach Slytherin einsortieren.
Aber in mir hatte sie ihren Meister gefunden.
"Gut, dann gehst du jetzt zu Harry. Du wäschst ihn und beziehst das Bett neu. Ich werde dich die ganze Zeit beobachten und wehe, du machst diese Arbeit nicht ordentlich."
Petunia blieb der Mund offen stehen. Besonders intelligent sah sie jetzt doch nicht aus.
Sie hatte wohl damit gerechnet, dass ich ihr Schmerzen zufügen wollte, nicht aber, dass ich den unangenehmeren Teil von Harrys Pflege an sie abtreten würde. Ich hatte es auch nicht vorgehabt, aber da ich selbst nicht die Energie dafür hatte, schien es mir die beste Lösung.
"Ich warte auf eine Antwort!"
Das tat ich zwar nicht, aber Petunia musste klar werden, wer jetzt die Macht hatte.
"Ja, Sir!"
"Du bist dir bewusst, dass ich dir eine sehr milde Strafe für dein Vergehen gegeben habe?"
"Ja, Sir!"
Sie schien es sogar wirklich zu glauben. Das war sehr gut. Vielleicht empfand sie so etwas wie Dankbarkeit, und damit konnte ich arbeiten.
"Gut, wenn du damit fertig bist, wirst du dich um das Mittagessen kümmern. Bitte berücksichtige, dass Harry etwas Leichtes zu essen bekommt."
"Ja, Sir!"
"Ach, ja, Dudley hat sich im Badezimmer eingeschlossen. Ich habe dafür gesorgt, dass nur ich die Tür wieder öffnen kann. Und das wird erst vor dem Abendessen geschehen. Du brauchst ihn für das Mittagessen nicht einzurechnen."
"Ja, Sir!"
"Dann gehe jetzt und kümmere dich um Harry."
"Ja, Sir!"
So gefiel sie mir richtig gut, unterwürfig und hilfsbereit. Aber trotz allem bezweifelte ich, dass dieser Zustand bei ihr lange anhalten würde. Sie war einfach nicht der Typ dafür. Ich musste aufpassen, dass ich immer die Kontrolle über sie behielt.
Ich beobachtete Petunia, wie sie die Waschsachen für Harry bereitstellte, und folgte ihr, als sie die Treppe hochging.
Mitten auf der Treppe passierte es.
Wie war das noch mal mit dem Cliffhanger… wenn ihr wissen wollt, wie es weitergeht, dann wisst ihr, was ihr zu tun habt…
