Vielen Dank für die ganzen Reviews, zu einigen muss ich doch etwas sagen:
Severina: Ja, die Behandlung hat sich Dudley verdient.
Mina Harker… : Mann, dein Name ist einfach viel zu lang ;-).
Severus Einstellung gegenüber Harry ändert sich wirklich, aber nur ein
ganz klein wenig.
Sveni: Ursprünglich sollte Petunia wesentlich biestiger werden und mehr gegen Severus kämpfen. Aber dann hat sie sich gewehrt.
Devake-Daeva: Deine Kommentare freuen mich sehr. Dir fallen immer die Dinge auf, an denen ich besonders lange gebastelt habe.
Und jetzt geht es weiter:
Wir beobachteten noch einige Minuten in einträchtigem Schweigen, wie der Dursley-Haushalt zum Leben erwachte, bis Harry immer mehr in sich zusammensackte. Es war wohl doch zuviel für ihn gewesen. Ich überlegte, wie ich ihn nach oben bugsieren konnte, ohne dass Harry mitbekam, dass ich ihm half.
Aber da kam mir Petunia zuvor.
Sie hatte uns mit einem kurzen Kopfnicken begrüßt, als sie die Küche betrat, und war gerade dabei, den Tisch für ihre Familie zu decken, als sie ebenfalls bemerkte, wie Harry in sich zusammensank. Kurz entschlossen ging sie zu dem Jungen, half ihm hoch, stützte ihn und begleitete ihn die Treppe hoch. Dabei ignorierte sie vollkommen ihren eigenen Sohn, der es gerade geschafft hatte, sich die Treppe hochzuarbeiten, um ins Bad zu gehen.
Ich folgte ihr und sah zu, wie sie Harry wieder ins Bett brachte. Sie deckte ihn sogar zu. Der Junge war so erschöpft, dass er dies gar nicht richtig mitbekam und sofort einschlief.
Wieder zurück in der Küche überhäufte mich Petunia mit Vorwürfen.
"Was wollten Sie gerade beweisen? Harry ist doch noch viel zu schwach, um aufzustehen. Wenn er sich überanstrengt, dann kann er einen Rückfall bekommen, und was soll dann werden? Sie übertreiben!"
Ich seufzte.
"Petunia, ich würde ihn ja gerne schonen. Aber was ist, wenn der Schutzbann fällt?"
Ich hatte am Morgen gespürt, dass er schwächer geworden war. Es war für mich ein sicheres Zeichen, dass Dumbledore im Sterben lag.
"Wir werden fliehen und euch auch noch in Sicherheit bringen müssen. Ich kann es zwar alleine schaffen, aber dann würden wir zuviel Zeit verlieren. Harry muss so schnell wie möglich wieder leistungsfähig sein. Davon hängt unser aller Schicksal ab. Und wenn ich ihn verhätschele, dann dauert es um so länger."
"Aber er ist todkrank!"
"Er ist sehr krank", stimmte ich ihr zu. "Aber er verstärkt das Ganze noch mit einer guten Portion Selbsthass und Selbstmitleid. Er wird einfach nicht gesund werden, bevor er das nicht überwunden hat. Und wenn ich ihn mit Samthandschuhen anfasse, dann kann ich nicht helfen. Ich muss noch einen anderen Weg finden, dass er mich an sich heran lässt."
Bei den Erfahrungen, die wir miteinander hatten, kein leichtes Unterfangen.
Gleichzeitig überlegte ich, ob ich genügend magische Energie hatte, um noch einmal einen Stärkungstrank zu brauen.
"Petunia, Sie gehen heute noch einmal zur Apotheke und holen einige Kräuter."
Nach einem kurzen Moment des Überlegens schob ich ein "Bitte" hinterher. Und dann überwand ich mich und erklärte ihr den Grund.
"Wenn ich Harry noch einen frischen Trank braue, dann müsste das seine Heilung beschleunigen. Ich glaube, in der Innenstadt gibt es auch einen kleinen Laden für Kräuterhexen, wo Sie Krötenbeine und Krokodilsaugen kaufen können."
Petunia sah nicht wirklich erfreut aus. Ich konnte sehen, wie sich ihre Gesichtszüge bei der Erwähnung des Kräuterladens verhärteten.
"Wissen Sie, was Sie von mir verlangen? Ich habe gestern in der Apotheke erzählt, dass Dudley ein Schulprojekt übernommen hatte und dafür die Kräuter braucht. Am schlimmsten war der ungläubige Blick des Apothekers, der mir die Geschichte nicht abgenommen hat. Was glauben Sie, was erst die Nachbarn denken, wenn ich jetzt auch noch in diesen verräucherten Esoterikladen gehe? Tut mir leid, aber da verlangen Sie etwas zuviel von mir!"
Merlin, was war diese Frau stur. Warum sah sie nicht ein, dass es einfach notwendig war, diese Sachen zu kaufen? Nein, jetzt musste ich mich auch noch einfühlsam verhalten und sie so manipulieren, dass sie für mich einkaufen ging. Ich bin Zaubertränkemeister und kein Muggelpsychologe!
Aber was tat ich nicht alles, um Harrys und mein Überleben zu sichern.
"Petunia, dann nehmen Sie doch Dudley mit und schicken Sie ihn in den Kräuterladen. Sie können dann in der Apotheke erzählen, dass Dudley schon mit den Kräutern experimentiert und alles verbraucht hat. Wie schon gesagt, Harry muss schnellstmöglich wieder fit werden, damit wir hier weg können und eure Sicherheit gewährleistet ist."
Ich hoffte, dass Petunia den Vertrauensbeweis, den ich ihr gerade lieferte, zu würdigen wusste, und sie schien es auch zu merken.
"Dudley kann ich nicht mitnehmen. Denn wenn er mitkommt, wird er sich direkt absetzen, und dann sehen wir ihn die nächsten Tage nicht wieder. Nein, ich weiß Ihr Vertrauen zu schätzen. Schreiben Sie mir alles auf, was Sie für die nächsten Tage benötigen, und ich gehe heute noch einmal einkaufen. Aber kommen Sie mir, solange Sie hier sind, nicht noch mal mit der Bitte, in diesen Esoterikladen zu gehen."
"Warten Sie einige Minuten, ich mache eine Liste. Es wird aber nicht gerade billig werden. Einige der Zutaten sind in der Muggelwelt sehr teuer."
Petunia verdrehte die Augen und stöhnte leise auf, sagte aber nichts dazu. Kommentarlos reichte sie mir einen Block und einen Stift, den ich als Kugelschreiber identifizierte.
Es war zwar etwas ungewohnt, mit diesem Schreibgerät zu arbeiten, aber es ging. Währenddessen holte Petunia die Einkaufstasche und zog sich ihre Jacke an.
Als sie fertig war, hatte ich auch alle Zutaten zusammen. Dadurch, dass sie in den Kräuterladen ging, hoffte ich, einen effektiveren Zaubertrank als gestern brauen zu können.
Vernon hatte während unserer Diskussion die Küche betreten, hastig sein Frühstück herunter geschlungen und war dann zur Arbeit verschwunden. Er war so leise gewesen, dass ich ihn fast gar nicht bemerkt hatte. Es war wohl die Angst, dass ich ihn irgendwie aufhalten würde. Ich konnte es nicht lassen und rief ihm "Wir sehen uns um sechs Uhr" hinterher.
Vernon stockte, ich konnte trotz der Fettschicht sehen, wie sich sein Rücken versteifte, und dann antwortete er "Ja, Sir."
Mehr wollte ich doch nicht.
Gerade als Petunia das Haus verlassen hatte, machte Dudley den Fehler, mir über den Weg zu laufen. Er hatte scheinbar nicht mitbekommen, dass ich noch in der Küche war, und wollte wohl frühstücken, aber ich verdonnerte ihn dazu, anschließend auch noch den Tisch abzuräumen und alles zu spülen. Er hatte das noch nie gemacht und sah mich mit großen, ängstlichen Augen an.
Glaubte er etwa, mich damit erweichen zu können? Neville hatte mich in der Hinsicht mehr als nur abgehärtet. Erbarmungslos ließ ich ihn die Hausarbeit machen. Da er beim ersten Mal das Geschirr nicht sauber bekam, musste er alles noch einmal spülen.
Damit war Dudley ziemlich lange beschäftigt. Er hatte gerade das letzte Glas abgetrocknet, und ich überlegte mir, wie ich mit ihm weiter verfahren sollte, als ich von oben ein Stöhnen hörte.
Das konnte nur Harry sein. Aber das durfte doch gar nicht sein. So erschöpft, wie er war, musste er tief und fest schlafen.
Dudley verpasste ich ein ‚Stupor', lief die Treppe hoch und ging in Harrys Zimmer.
Er lag in seinem Bett, seine Bettdecke lag auf dem Boden. Er warf sich unruhig hin und her, verkrampfte jeden einzelnen seiner Muskeln und rief immer wieder "Nein! Nein!"
Zuerst dachte ich, dass er einen Albtraum hatte, aber als ich ihn schüttelte, um ihn zu wecken, reagierte er nicht. Dann sah ich, dass die Narbe auf Harrys Stirn rot glühte, und mir wurde klar, dass Voldemort versuchte, in Harrys Geist einzudringen. Der Junge hatte laut Dumledores Informationen in den letzen Monate einen Weg gefunden, Voldemort erfolgreich daran zu hindern. Er schien sich auch jetzt zu wehren, aber seine Kräfte waren geschwächt. Selbst wenn er in meinem Unterricht etwas gelernt hatte, was ich jedoch stark bezweifelte, in seinem jetzigen Zustand hatte er keine Chance, seinen Geist vor Voldemort zu schützen.
Ich versuchte, Harry zu wecken, aber es gelang mir nicht. Voldemort hatte seinen Geist fest gepackt und ließ ihn nicht los.
Seine Abwehrreaktionen wurden schwächer. Bald würde Voldemort Harrys Geist nicht mehr nur umklammern, sondern in diesen eindringen, sein Gedächtnis durchwühlen und erfahren, wo wir uns versteckt hatten.
Das durfte ich nicht zulassen. Denn wenn er uns hier fand, war alles umsonst gewesen. Und die Zauberwelt würde ihre letzte Hoffnung, die Dunkelheit besiegen zu können, verlieren.
So griff ich zum letzten Mittel, das vielleicht helfen würde.
Ich holte aus und versetzte Harry einen kräftigen Kinnhaken, durch den auch ein wesentlich stärkerer Mann k.o. gegangen wäre.
Und es schien zu wirken. Der Junge wurde ohnmächtig. Und auf einen bewusstlosen Geist hatte Voldemort hoffentlich keinen Einfluss.
Dann hörte ich hinter mir einen entsetzten Aufschrei. Petunia war natürlich genau im falschen Augenblick zurückgekommen.
Ich konnte mir zu gut vorstellen, was ein Muggel in diesem Moment gesehen hatte.
Einen kranken Jungen, der sich unter meinem Griff wand, dessen "Nein! Nein!" als Abwehreaktion gedeutet wurde, und den erbarmungslosen Mann, der diesen armen, bemitleidenswerten Jungen schlug.
Wie ich solche Situationen hasste!
Aber erst einmal ignorierte ich Petunia und kümmerte mich um Harry. Ich streckte und massierte seine verkrampften Glieder, damit sich seine Muskeln entspannten, und als ich damit fertig war, deckte ich ihn wieder ordentlich zu, damit er sich nicht erkältete.
Dann drehte ich mich um und schaute Petunia an.
Diese sah mich verwirrt an und schien gar nichts zu verstehen.
Ich stand auf und ging zu ihr, aber sie sah mich nur mit fragenden Augen an.
"Harry hat einen Krampfanfall bekommen, und da ich keine Medikamente hatte, um ihn ruhig zu stellen, musste ich ihn k.o. schlagen. Man kann es mit einem epileptischen Anfall vergleichen."
Petunias verkrampfte Haltung entspannte sich. Sie nickte zustimmend und schien mir zu glauben.
Schon wieder eine Hürde umschifft. Wenn Hogwarts jemals wieder seine Pforten öffnen würde, dann würde ich in einem neuen Fach unterrichten: ‚Muggelpsychologie'. Langsam wurde ich darin richtig gut.
Als ich das Zimmer verließ, kam Petunia mit. Schweigend gingen wir die Treppe runter. In der Küche lag noch Dudley, den ich mit einem ‚Finite Incantatem' befreite. Er rappelte sich hoch, sah seine Mutter vorwurfsvoll an, und lief, als sie nicht reagierte, aus dem Raum. Ich vermutete, dass er sich wieder im Badezimmer einschloss.
Erst als wir in am Tisch saßen, Petunia mir kommentarlos einen Kaffee aufgoss und anschließend den dampfenden Becher vor mir auf den Tisch setzte, merkte ich, dass meine Hände zitterten. So sehr, dass ich nicht in der Lage war, die Tasse hoch zu heben. Erst beim zweiten Mal gelang es mir, obwohl meine Hand immer noch zitterte. Ich verfluchte mich für diese Schwäche.
Einige Minuten später hatte ich mich wieder unter Kontrolle. Ich machte einige Fingerübungen, um sicherzugehen, dass mein rebellischer Körper wieder dem Geist gehorchte, und war mit dem Ergebnis zufrieden.
Dann sah ich die beiden prall gefüllten Einkaufstaschen, die mitten auf dem Küchentisch standen. Wie hatte ich sie nur übersehen können?
Ich wusste, dass ich Petunia einen langen Einkaufszettel gegeben hatte, aber so viel war es doch nicht gewesen.
Fragend zog ich eine Augenbraue hoch.
Dies wurde jedoch von Petunia mit einem Achselzucken beantwortet.
Ich hatte bei diesen Spielchen wesentlich mehr Erfahrung, besonders McGonagall brachte ich damit regelmäßig zur Weißglut.
Also änderte ich meine Taktik und schaute Petunia einfach nur an. Nach noch nicht einmal zehn Sekunden gab sie wie erwartet auf und blickte verschämt zu Boden. Sie hätte es besser wissen müssen.
Als sie aufsah, zog ich wieder eine Augenbraue hoch. Jetzt reagierte sie.
"Der Esoterikladen hatte wegen Geschäftsaufgabe Räumungsverkauf, und als die Verkäuferin meinen Einkaufszettel sah, meinte sie, dass ich zu den Kräutern auf der Liste noch einige andere Pflanzen benötigen würde, um einen wirklich guten Heiltrank zustande zu bringen. Dann hat sie mir auch noch ein Rezeptbuch in die Hand gedrückt. Da heute der letzte Tag des Räumungsverkaufs war, meinte sie, dass sie es bestimmt nicht mehr verkaufen würde."
Neugierig geworden zog ich eine der Taschen zu mir rüber und packte aus. Es waren nicht nur alle Sachen da, die in einem halbmagischen Kräuterladen zu finden waren, es waren sogar magische Pflanzen dabei, die man sonst nur in der Winkelgasse oder in Hogsmead bekam. Besonders freute es mich, dass ganz unten in der Tasche eine getrocknete Alraune war. Jetzt konnte ich mit den Zutaten einen Trank brauen, der Harry innerhalb weniger Stunden heilen würde. Mit etwas Glück waren in der anderen Tasche noch ein oder zwei Sachen, die ich brauchen könnte, um etwas zu brauen, das auch mir helfen würde.
Und ich hatte mich nicht getäuscht. Nachdem ich ausgepackt und sortiert hatte, stellte ich fest, dass ich mit dem Sortiment mindestens zehn verschiedene sehr starke Heiltränke brauen konnte, von denen fünf so stark waren, dass sie mir helfen würden.
Dann warf ich einen Blick auf das Buch. Es war ‚100 und ein Heiltrank' von Rebecca Deflis.
Es war DAS Standardbuch über Heiltränke, das in jeder magischen Bibliothek stand. Aber wie kamen die Alraune und einige andere Zutaten in diesen Kräuterladen, den ich sonst bestenfalls als drittklassig bezeichnen würde?
"Es ist schon seltsam", plapperte Petunia unaufgefordert weiter, nachdem ich fertig ausgepackt hatte. "Vor einigen Tagen bin ich an dem Laden vorbeigegangen und da war noch nichts von einer Geschäftsaufgabe zu bemerken. Und heute war schon der letzte Tag. Dabei hatte ich den Eindruck, dass ein Großteil der Kräuter aus ihrem Privatbesitz stammt."
Damit war der Fall für mich erledigt. Die Ratten verließen das sinkende Schiff. Wahrscheinlich war jetzt jeder Zauberer, der jemals Kontakt mit Muggel gehabt hatte, dabei, seine Sachen zu packen. Wieso sollten sie auch anders handeln? Für sie war Dumbledore schwer verletzt und Harry in den Händen von Voldemort.
Wenn es mir nicht schleunigst gelang, Harry aufzupäppeln, war alles verloren.
Tbc.... In 'Der fünfte Tag Teil 3'
Ihr wisst ja, je mehr Reviews ich bekomme, um so mehr motiviert es mich….
