Will man ein Update machen, dann zickt fanfiction. net. Jetzt kommt mein dritter Versuch.
Viel Spaß
Der sechste Tag
Beim Erwachen hatte ich ein Déjà vu: Harry hatte sich wieder an mich gekuschelt.
Es war noch sehr früh am Morgen, die Dämmerung hatte gerade eingesetzt.
Dieses Mal schob ich Harry vorsichtig zur Seite und stand auf.
Er gab nur ein protestierendes Grummeln von sich, drehte sich um und schlief weiter.
Ein oberflächlicher Blick zeigte, dass es ihm schon wesentlich besser ging, auch hatte er einiges an Gewicht zugenommen.
Mit Zaubertränken kann man nun mal mehr erreichen, als wenn man nur den Zauberstab schwingt. Aber irgendwie will das keiner verstehen.
Deswegen ist Zaubertränke auch immer so ein undankbares Fach. Die Kinder wissen die Kunst des Tränkebrauens gar nicht zu schätzen. Ich habe versucht, es ihnen beizubringen, aber die Schüler sind voller Vorurteile gegenüber dem ‚Gepansche', wie sie es nennen, dass sie es in meinem Unterricht gar nicht schätzen lernen. Einzig Granger ist da eine Ausnahme, aber sie saugt alles in sich auf, was Wissen bedeutet, und ist nicht mit dem Herzen dabei.
Vielleicht wollte ich deswegen ‚Verteidigung gegen die dunklen Künste' unterrichten. Etwas lehren, wo die Kinder das Gefühl hatten, etwas fürs Leben zu lernen. Vielleicht lag es auch daran, dass es ein prestigeträchtiges Unterrichtsfach war.
Aber es war müßig, jetzt darüber nachzudenken.
Ich ging ins Bad, stellte mich unter die Dusche und genoss den heißen Wasserstrahl auf meinem Körper. Muggeltechnologie hatte wirklich nicht nur Nachteile.
Als ich fertig war, erfüllte der Dampf den ganzen Raum.
Anschließend untersuchte ich meine Verletzungen, besser gesagt, das, was davon übrig geblieben war. Selbst der Zeh war fast vollständig verheilt, nur fehlte noch ein Stück des Zehennagels, aber der würde wohl in den nächsten Tagen nachwachsen.
Meine Kleidung belegte ich mit einem Reinigungszauber. Wenige Minuten später war ich fertig angezogen. Ein Blick in die verschiedenen Schlafzimmer zeigte mir, dass außer mir noch keiner wach war.
So ging ich hinunter in die Küche und goss mir eine Kanne Kaffee auf.
Der Kaffe war noch nicht fertig, als es an der Haustür ein seltsames Geräusch gab. Mit gezücktem Zauberstab ging ich in den Flur, aber es war nur die Tageszeitung, die gerade eingeworfen wurde. So dick wie sie war, musste es wohl Samstag sein.
Da ich nichts Besseres zu tun hatte, hob ich sie auf, ging wieder in die Küche und las die Zeitung, während ich Tasse für Tasse die Kanne leerte. Nichts wies auf den Krieg in unserer Welt hin. Es wurde zwar berichtet, dass aus den Trümmern eines Großbrandes, der letzte Woche in London gewütet hatte, inzwischen mehrere hundert Tote geborgen worden waren, aber man vermutete als Ursache einen Terroranschlag und nicht einen Krieg in der magischen Welt.
Das Ministerium existierte zwar nicht mehr, aber die Muggel würden noch eine ganze Weile brauchen, bis sie die Zauberwelt wenigstens wahrnahmen. Wie es dann allerdings weitergehen würde... einen Spion würde die magische Welt dann ganz bestimmt brauchen.
Selbst wenn wir es schaffen würden, Voldemort zu besiegen, ich hätte immer eine Aufgabe.
Diese Gedankengänge zauberten ein sehr ironisches Lächeln auf mein Gesicht. Nein, nach Voldemorts Fall würde ich alles machen, aber ganz bestimmt keine Spionage mehr. Dafür hatte ich zu viele Flüche abbekommen. Ich fühlte mich zu alt für diesen Beruf. Da unterrichtete ich lieber Zaubertränke.
Kopfschüttelnd vertrieb ich diese Gedanken und widmete mich den weiteren Zeitungsartikeln.
Die zweite Kanne Kaffee war gerade neu aufgeschüttet, als Petunia in die Küche kam. Mit einem kurzen Nicken begrüßte ich sie. Von ihr kam ein gemuffeltes "Morgen!" zurück.
Wortlos reichte ich ihr eine Tasse Kaffee und den Teil der Zeitung, den ich durch hatte. Genauso wortlos nahm sie den Kaffee, setzte sich hin und stierte auf die Artikel.
Ich bezweifelte, dass sie auch nur ein Wort las, geschweige denn, dass irgendetwas bis zu ihrem Gehirn durchdrang.
Als Petunia ihre zweite Tasse ausgetrunken hatte, schien sie ihre Umwelt wahrzunehmen und mit neu erwachtem Interesse die Zeitung zu lesen.
Irgendwie genoss ich diese Art der Zweisamkeit.
Als ich mit dem Rest der Zeitung durch war und auch der Inhalt der Kaffeekanne nur noch aus Luft bestand, tauchte ein verschlafener Harry auf.
Zu meiner absoluten Überraschung deckte er freiwillig, und vor allem ohne ein Wort zu sagen, den Frühstückstisch und briet den Speck.
Inzwischen hatte ich ja herausbekommen, dass er nicht der verwöhnte Bengel war, für den ich ihn immer gehalten hatte.
Aber das, was ich jetzt erlebte, schien so unwirklich. Da war ich mit einem Muggel und Harry Potter in einem Raum, und wir stritten uns nicht. Selbst Petunia und Harry feindeten sich nicht an. Ich hatte keine Lust, diesen Frieden durch einen meiner sarkastischen Kommentare zu zerstören – um meinem guten Ruf gerecht zu werden, hätte ich es machen müssen. Stattdessen stand ich auf und half Harry, indem ich neuen Kaffee aufsetzte.
Kurz darauf saßen wir am Frühstückstisch. Zu erwarten, dass wir uns normal unterhielten, war zu viel. Wir schafften es aber, uns nicht zu streiten.
Erst als wir fertig gefrühstückt hatten, erschien Vernon. Mit einem scheuen Seitenblick zu mir setzte er sich auf den einzigen freien Platz. Er schaute auch Harry an, aber ich konnte den Blick nicht deuten. Harry stand aber auf. Ich dachte schon, dass der Junge die Küche verlassen wollte, als ich sah, dass er für seinen Onkel Besteck aus der Schublade holte und es ihm wohl bringen wollte.
Das konnte ich nicht durchgehen lassen. Harry war ein Zauberer und hatte es nicht nötig, einen dahergelaufen Muggel zu bedienen.
"Potter! Lassen Sie das. Entweder setzen Sie sich wieder oder Sie gehen nach oben."
Vernon sah aus, als ob er etwas sagen wollte, aber ich stoppte ihn mit einer herrischen Handbewegung.
"Harry ist nicht da, um dich zu bedienen. Er ist hier, um gesund zu werden. Und selbst wenn nicht: Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass es irgendwann eine Zeit geben wird, wo sein Zaubern nicht nur auf die Schule beschränkt ist? An deiner Stelle würde ich es mir gut überlegen, wie ich den Jungen behandle."
Das wirkte. Vernon erbleichte, schluckte einmal und stand dann auf, um sich sein Geschirr zu holen. Gleichzeitig setzte Harry sich wieder hin und sah seinen Onkel herausfordernd an. Er hatte verstanden, wie der Hase lief.
Petunia sah dem Ganzen amüsiert zu, rührte aber keinen Finger.
Ich setzte gerade zu einer sarkastischen Bemerkung an, als ich die plötzliche Leere in mir fühlte. Es dauerte einen Moment, bis ich es identifizieren konnte. Der Schutzbann um den Ligusterweg 4 war gefallen. Dumbledore war tot.
Dabei war er der einzige Mensch in meinem Leben gewesen, dem ich vertraut hatte. Er war für mich in den letzten Jahrzehnten zu einer Art Mentor geworden. Und jetzt war er tot. Und ich hatte noch nicht einmal die Zeit zu trauern.
Denn fast gleichzeitig mit dem Fall des Schutzbannes fing mein Mal an zu schmerzen. Es war nicht der gewöhnliche Schmerz, mit dem Voldemort sein Anhänger zu rufen pflegte, nein, es war ein heimtückischer Angriff, mit dem er mich verletzen, wenn nicht sogar töten wollte.
Es fühlte sich wie ein Crucio an, und ich presste meine Rechte auf die schmerzende Stelle. Ich hatte einmal miterlebt, wie ein anderer Todesser auf diese Art und Weise zu Tode gefoltert wurde. Es war unmenschlich gewesen, und ich konnte noch Tage später nichts essen, ohne dass mir schlecht wurde.
Wieso hatte Voldemort nicht schon früher versucht, mich so anzugreifen? Die letzten Tage war ich viel zu schwach gewesen, um ihn überhaupt abzuwehren, aber heute...
Bei Zaubern, die mit einem Zauberstab gesprochen wurden, hatte ich keine herausragenden Fähigkeiten, auch wenn ich mehr verbotene Sprüche beherrschte, als die meisten Zauberer, aber wenn es darum ging, etwas nur mit der reinen Kraft des Geistes zu schaffen, dann war ich sehr gut. Sonst hätte ich meine Gedanken nicht jahrelang vor Voldemort verschließen können.
Trotz allem, Voldemort hätte ich nie freiwillig angegriffen – denn ich hatte keine Chance gegen ihn -, aber jetzt hatte ich keine Wahl.
Ich konzentrierte mich und griff mit meinem Geist hinaus, verfolgte den kaum erkennbaren Faden, der von dem Mal abging, bis ich in Voldemorts Geist eindrang. Ich gab mir keine Mühe, zu verheimlichen, wer der Eindringling war. Ich schlug zu, hart und grausam. Ich kannte keine Gnade. Zuerst gelang es mir, Voldemort in seinem eigenen Körper zurückzudrängen. Doch dann schlug Voldemort zurück.
Hatte ich schon vor einigen Tagen gedacht, niemals schlimmere Schmerzen empfunden zu haben, es war harmlos gegen die Pein, die ich jetzt erlitt. Und dabei war ich noch nicht mal in meinem eigenen Körper.
Doch ich wich nicht zurück, ließ Voldemort toben und wüten, blieb aber in seinem Geist präsent. Er musste ähnliche Schmerzen erleiden wie ich. Ich zahlte ihm alles zurück, was ich jemals unter seiner Herrschaft erlitten hatte. Ich vergaß nicht einen einzigen Penny.
Es tat so gut. Ich genoss es. Doch irgendetwas irritierte mich. Es war zu einfach. Und dann begriff ich. Voldemort hatte mir eine Falle gestellt. Raffiniert gebaut und sehr schwer zu erkennen. Und dann war es zu spät. Es war wie ein Raum ohne Fenster und Tür. Kein Wunder, dass er mich die letzten Tage in Ruhe gelassen hatte. Es brauchte Zeit, so etwas im eigenen Geist zu konstruieren.
Ich suchte einen Ausweg, versuchte, dieser Falle zu entkommen. Doch sie schien perfekt gebaut und fing auch noch an, sich zusammenzuziehen. Ich kam mir vor wie... Am treffendsten war der Vergleich mit Han Solo in der Müllpresse. Doch ich musste in meinen Körper zurück, bevor die Verbindung getrennt wurde. Denn das konnte ich nicht überleben.
Irgendetwas musste Voldemort abgelenkt haben, denn plötzlich bekam eine der Wände einen Riss. Mit Gewalt erweiterte ich ihn und schaffte es zu entkommen.
Als ich meine Augen öffnete, sah ich direkt in Petunias Gesicht. Ob dieser Ausdruck Besorgnis zeigen sollte? Mich erinnerte es an einen zerknirschten Hauself.
"Sind Sie in Ordnung? Was ist passiert?"
Sie schien wirklich besorgt zu sein, und ich realisierte, dass ich nicht mehr auf dem Stuhl saß, sondern auf dem Boden lag. Keine imposante Haltung.
Ich beschloss, es zu ändern, und versuchte, mich zu bewegen. Erstaunlicher Weise hatte ich kaum Schmerzen. Nichts, was auf einen Kampf mit Voldemort hindeutete. Auch das Mal spürte ich nicht mehr.
Petunia war einen Schritt zurückgetreten und hielt mir nun ihre Hand hin, um mir aufzuhelfen. Bei Harry oder Vernon hätte ich diese Geste ignoriert. Aber bei Petunia… Ich hätte sie gekränkt, wenn ich die Hilfe nicht akzeptiert hätte.
Innerlich seufzend ergriff ich die Hand und gestattete ihr, mir zu helfen.
Ich stand noch nicht ganz, als ich in meinem Rücken ein leises ‚Plopp' hörte. Es war das Zeichen, dass ein anderer Zauberer appariert war. Dann ertönte noch ein ‚Plopp', und ich bekam eine Gänsehaut.
Jetzt durchschaute ich Voldemort. Er hatte gar nicht vorgehabt, mich zu besiegen. Er wollte mich nur ablenken, um ungehindert Harry angreifen zu können, jetzt, wo der Schutzbann nicht mehr existierte. Und er war erfolgreich, denn ich war nicht schnell genug.
Ok, mal wieder ein Cliffhanger, aber mit einigen Kommies von euch, bin ich bestimmt sehr schnell motiviert, die Fortsetzung hochzuladen - wenn es zuläßt.
Aisling
