Kapitel 2
Der nächste Abend, vor dem Hermione sich verzweifelt zu drücken versuchte, nahte unbarmherzig heran. Harry und seine Familie waren Henry aus dem Weg gegangen oder hatten dies zu mindest versucht. Am Vormittag hatte er den verzweifelten Versuch unternommen sich bei Hermione zu entschuldigen, doch er hatte nicht viel mehr als weitere Beleidigungen hervorgebracht.
Am frühen Abend trat Hermione nun unter der Dusche hervor. Ihre langen Haare hatten sich durch die Feuchtigkeit zusammengerollt. Den Körper mit einem großen Handtuch umschlugen überkam sie wieder eine beängstigende Nervosität. Sie seufzte, wickelte ihre braune Mähe in ein weiteres Handtuch und betrat das anliegende Zimmer, in dem Harry gemütlich auf dem Bett lag und in einem Buch blätterte.
„Was ließt du?", fragte Hermione.
Harry hielt das Buch hoch und Hermione erkannte, dass es ein Buch über Kniesel war. Sie zog eine Augenbraue hoch.
„Lindo wird das aber gar nicht gefallen", meinte sie, „Krummbein geht ihr schon genug auf die Nerven."
Er lächelte stumm, stand auf und küsste sie im vorbeigehen auf die Wange.
Hermione trat zu ihrer herausgelegten Kleidung und zog sich um. Als Harry, vollkommen durchnässt, wieder im Zimmer stand pfiff er anerkennend.
„Wenn wir nicht schon verheiratet wäre, würde ich dich jetzt um deine Hand bitten", sagte er grinsend.
Sie trug ein eng anliegendes Kleid, dass ihr bis knapp über die Knie fiel. Es war dunkelrot, die Träger waren nur hauchdünn und der Ausschnitt tief geschnitten. Die gleichfarbigen, offenen Schuhe mit elegantem Pfennigabsatz wurden über den Knöcheln mit dünnen Schnüren festgehalten.
Sie lächelte über sein Kompliment und zeigte auf einige Kleidungsstücke auf dem Bett. „Deine Sachen", meinte sie schlicht und trat an ihm vorbei wieder ins Bad. Sie ließ die Tür offen und beobachtete Harry aus dem Augenwinkel, während sie Schaumfestiger in ihre Haare verteilte. Sie legte Ohrringe, Halskette und Armband an und schminkte sich dezent.
Er hatte brav die Sachen angezogen, die Hermione für ihn herausgelegt hatte. Die dunkle Jeans umspielte seine Beine und das dunkelrote Hemd mit vornehmen Kragen schmiegte sich figurbetonend an. Er legte sich eine silberne Uhr um, während Hermione mit etwas Gel in den Händen zu ihm schritt und versuchte seine Haare zu richten.
„Wie kommen wir hin?", fragte sie schließlich.
„Mit dem Auto", antwortete Harry wie selbstverständlich.
„Du hast einen Führerschein?", fragte Hermione überrascht.
Harry nickte. Er würde sie mit Sicherheit sein ganzes Leben immer wieder überraschen, darauf konnte sie sich verlassen.
Hermione wusste nicht wie sie sich das Internat hatte vorstellen sollen, doch so sicherlich nicht. Das Gebäude hatte so viel mit Hogwarts gemein, wie ein persischer Teppich mit einer Tomate.
Die kalten Stahlwände ließen es noch kleiner erscheinen, als es in Wirklichkeit war. Sie fuhren durch das Eingangstor und Hermione erkannte, dass die schützenden Wände fast einen Meter breit waren. Wovor hatte man dann hier Angst? Das einem die Schüler geklaut werden?
Harry steuerte den noblen Wagen Marens sicher neben die unzählig Anderen.
„Wir sind scheinbar spät", meinte Harry.
Hermione nickte und versuchte sich zu sammeln. Sie blickte nervös auf ihre Hände und spürte Harrys Blick auf sich ruhen.
„Ich liebe dich Mione und es ist mir ganz egal, was andere von uns halten. Du weißt, dass ich dich nicht nur wegen Melissa geheiratet habe." In seinen Worten und seinen Augen lag so viel Aufrichtigkeit, dass Hermione sich zu einem tapferen Lächeln zwang.
Harry erhob sich, ging um den Wagen und hielt die Tür für seine Frau auf, die scheinbar immer noch Zweifel hatte. Es regnete schwach. Sie hakte sich bei ihm ein und beide rannten durch den Regen auf die Eingangstür zu, die für Hermiones Geschmack eindeutig zu schmal war.
Er nahm ihr die dünne Jacke ab und hängte sie an die Garderobe, die bis zum bersten überfüllt war. Der schmale Flur lag verlassen vor ihnen.
„Sieht alles andere als freundlich aus", murmelte Hermione, doch die laute Musik, die sie schon von draußen gehört hatte, ließ ihr Herz vor Aufregung höher schlagen. Sie hatten sich also scheinbar nicht in der Adresse geirrt.
Harry nahm ihre Hand und führte sie auf eine Tür am Ende des Ganges zu. Er drückte die Klinge herunter und sie konnte einen bunten Raum erkennen, der erstaunlich groß wirkte. Niemand achtete auf sie. Niemand bemerkte, dass zwei weitere Menschen der Feier beigetreten waren.
Die anderen Gäste waren scheinbar gleichermaßen festlich gekleidet wie sie selbst. Sie meisten von ihnen saßen an mehr oder weniger großen Tischgruppen und unterhielten sich. Einige standen an der Theke und tranken etwas. Wenige tanzten und Hermione glaubte in der Menge Nicki erkannt zu haben.
Harry beugte sich zu ihr hinüber. „Wenn mich jemand Harry nennt, dann hat er mich nicht wirklich gekannt, die Meisten werden mich James nennen."
„Sie wissen aber doch, wer du bist, oder?"
„Ja, beinahe achtzig Prozent von ihnen sind Anhänger des Jaguars und sie haben wohl mitgekriegt, dass ich Harry Potter bin, ganz abgesehen davon, dass es sowieso weltweit durch alle Zeitungen gegangen ist."
„JIM!"
Harry wandte sich um und Hermione registrierte mit Unbehagen, dass er noch immer wunderbar auf diesen Namen reagierte. Sie schaute ebenfalls, wer ihn rief und erkannte, dass es Brian gewesen war, der mit Nicki, Shila und etwa ein Dutzend anderer ehemaliger Schüler an einem großen, runden Tisch saß.
Harry steuerte darauf zu, während Brian am Tisch Platz für zwei weitere Gäste macht. Er zog zwei Stühle heran und stellte sie zwischen sich und einem jungen Mann, den Hermione nicht kannte.
„Hi, Guys", begrüßte Harry seine ehemaligen Klassenkameraden.
„Hi, Meister", meinte jemand und grinste bis über beide Ohren.
„Wohl eher Master of Desaster", verbesserte Shila spielerisch und blickte ihn warm an.
Er setzte sich lächelnd und zog Hermione hinter sich her.
„Das ist Hermione", stellte er sie vor und setzte dann in einem etwas eindringlicherer Ton fort: „Meine Frau!"
„Wer hätte gedacht, dass dir mal eine Frau soweit den Kopf verdreht, dass du heiratest?", fragte Nicki rhetorisch.
Der Fremde sprach sie an. „Bist du Engländerin?"
Sie nickte.
„Jetzt weiß ich, warum es ,Eng(e)l-Land heißt", flüsterte er ihr zu. Laut sagte er: „Hübscher Fang, Harry!"
„Lass die Finger von ihr, du hast schließlich Teddy!", sagte Harry und legte scheinbar beiläufig den Arm um ihre Schultern.
Hermione folgte seinem Blick und erkannte, dass der Fremde rot wurde und zu seinem Nachbar hinüberschielte, der ihm grinsend einen Kuss auf die Wange drückte. Die am Tisch Sitzenden lachten.
„Hey, Harry, habt ihr Kinder?", fragte eine hübsche Blonde ihnen gegenüber.
Harry lächelte. „Sieben an der Zahl."
Nicht nur die Blonde ließ einen erstaunten Ton von sich.
„Wow, wie habt ihr dass denn hingekriegt?", fragte sie weiter.
„Also, Frony, wenn ein Mann und eine Frau sich furchtbar gern haben, dann –"
Sie winkte ab. „Ich kenne die Geschichte vom Bienchen und Blümchen", lachte sie.
„Wie sieht's bei euch aus, was macht die Familie?", fragte er Brian.
Auf diese Fragte hatte Nicki anscheinend nur gewartet, sie sprang halb vom Stuhl auf und streckte ihm ihre linke Hand entgegen.
„Wir sind verlobt", sagte sie stolz.
„Na dann, Herzlichen Glückwunsch!", sagte Harry feierlich und lächelte. Hermione fühlte sich mehr denn je fehl am Platz. Sie erhob sich und beugte sich zu ihm rüber.
„Ich hol uns etwas zu trinken."
Er nickte und sie konnte gerade noch hören, wie einer der Gruppe Harry fragte, ob sie der Grund sei, warum er nicht nach Amerika zurückgekehrt war. Seine Antwort verstand sie nicht mehr, denn im selben Moment wurde sie von einer Frau angerempelt, die etwa einen Kopf kleiner war als sie.
Hermione erkannte nur die stechendblauen Augen, eh sie von der Alten am Arm gepackt und hinabgezogen wurde.
„Du musst auf ihn aufpassen! Es gibt Neider!", flüsterte sie. Im nächsten Augenblick war sie verschwunden.
Harry bekam von der Warnung, die die alte Frau mit den durchdringen blauen Augen an Hermione weitergab, nichts mit. Er hatte gespürt, dass Hermione dieses Treffen alles andere als genoss, aber sie konnten jetzt nicht schon gehen.
Er lehnte sich zurück und lauschte den Gesprächen seiner Freunde. Es war beinahe wie damals, als er noch hier zur Schule gegangen war. Er konnte sich noch gut an seinen ersten Tag hier erinnern...
# Flashback #
Die Schule wirkte kalt und steril. Das eckige Gebäude lag ruhig vor ihm und er fragte sich, ob Henry ihn wohl an der richtigen Adresse herausgelassen hatte, doch sein Großvater war längst weg. Er konnte auch keinerlei Rückschlüsse darauf ziehen, dass hier in der Nähe Zauberer oder Hexen wohnten. Dieser Teil Trenstons wurde offenkundig nur von Muggel bevölkert.
Der große Koffer an seiner Seite war schwer, doch er schleppte ihn bis zur eisernen Eingangspforte. Henry hatte ihn hier abgeliefert wie ein Paket und obwohl sie sich erst in mehreren Monaten wiedersehen würden, nur dürftige Abschiedsworte hervorgebracht.
Er würde Henry das nicht übel nehmen. Der alte Mann wusste einfach nicht, wie er sich auszudrücken hatte. Er fand keine Worte und wenn doch, verletzten sie oft.
Er seufzte und erkannte an einer der Pfoten eine Gegensprechanlage. Der Eingangsbereich erinnerte ihn sowieso schon an den der Potters. Er betätigte den Knopf und wenige Minuten später erklang die freundliche Stimme einer Frau.
„Hallo? Wie kann ich Ihnen helfen?", fragte sie höflich.
„Ähm... hallo, hier ist Black... James Black!", antwortete er zögernd.
„Mister Black, wir haben Sie bereits erwartet." Die großen Türen wurden aufgeklappt. „Treten Sie ein!"
Er trat näher und erkannte, dass das Gebäude von nahem noch unpersönlicher erschien als er es jemals geglaubt hatte. Es dauerte einige Minuten, eh ein bulliger, dunkelhaariger Junge etwa in seinem Alter aus der erstaunlich schmalen Eingangstür trat.
„Hey, Jam. Ich bin Teddy", meinte er Junge und streckte ihm die Hand entgegen.
„Jam?", fragte er, nahm die Geste der Freundschaft jedoch an.
„Du heißt doch James oder nicht?", fragte er etwas verwirrt.
„Ja, aber Jam als Abkürzung von James?", fragte er ungläubig (1) , doch er Einwand half nichts. Sie nannten ihn alle Jam. Außer seinem Zimmerkameraden Brian, der ihn Jim und Shila, die ihn – noch unerträglicher, so fand er – Jimmy rief.
„Du bist nicht zufällig schwul, oder?"
Harry starrte ihn an. War das jetzt wirklich ernst gemeint?
„Ähm.. nein, nicht das ich wüsste", sagte er vorsichtig. „Wieso?"
„Schade", sagte er Andere und zuckte enttäuscht mit den Schultern. „Du siehst gut aus!" Dann setzte er murmelnd etwas hinzu, was klang wie „Verschwendung" und „hetero".
Er war verwirrt, wusste nicht, was er von dem Jungen halten sollte, der sich selbst Teddy nannte.
„Komm, ich zeig dir dein Zimmer", sagte Teddy schließlich seufzend und schulterte den schweren Koffer Harrys, als wöge er nichts. Anerkennend hob Harry die Augenbrauen.
„Muss ich mich nicht eintragen? Irgendetwas unterschreiben? Mich bei jemandem melden?"
„Nein.. Moment!" Er begann in seiner Jackentasche nach etwas zu suchen. Schließlich zog er eine Karte heraus. „Jedes Mal, wenn du einen Raum betrittst musst du diese Karte durch die Basic ziehen, dass sind die kleinen elektrischen Teile rechts neben der Tür. Jedes mal, wenn du es vergisst – das ist relativ einfach festzustellen – bekommst du einen Punkt. Bei drei Punkten musst du dich beim Direktor zeigen!"
„Wow, strenge Regeln", meinte Harry.
„Tja, dafür haben unsere Eltern uns auf eine Militärschule für hochbegabte Zauberer und Hexen geschickt", seufzte er.
„Was?"
Harry starrte ihn ungläubig an.
# Flashback end #
„Jimmy, hey, Jimmy, hörst du schlecht?"
Er schaute wieder auf und erkannte, dass die gesamte Clique ihn musterte.
„Was is los?", fragte er, sich selbst aus seinen Gedanken reißend.
„Ich hab dich gefragt, was du jetzt beruflich machst", sagte Shila.
„Lehrer", meinte er schlicht.
Er liebte das Gewöhnliche, wenn er mit seinen Freunden zusammen war und er hatte nicht vor ihnen auf die Nase zu binden, dass er die berühmteste Schule Europas leitete.
„Welches Fach?", fragte Brian, während er sich eine Schachtel Zitaretten hervorholte und ihm eine anbot.
„Freies Zaubern und Elementarmagie." Er war Gelegenheitsraucher, brauchte sie eigentlich nicht, doch es beruhigte ihn, also nahm er Brians Angebot an.
„Das sind wirkliche Fächer?", fragte Frony, verstummte jedoch erstaunt, als sie sah, dass Harrys Zigarette bereits brannte, obwohl kein Zauberstab oder Feuerzeug sie berührt hatte.
„Hätte dir eher Verwandlung oder DADA zugetraut.. bei deinem Talent", sagte Teddy.
„Zünd mal an!", forderte Brian und beugte sich zu ihm hinüber.
Harry legte zwei Finger beinahe flüchtig um das Ende der dünnen Stange. Fast sofort zog er sich wieder zurück. Die Zigarette hatte gezündet. Spielerischer Applaus folgte.
Hermione kehrte mit zwei Gläsern zurück. Sie setzte sich wieder und zog bei dem Anblick von den Zigaretten eine Augenbraue hoch, als wollte sie sagen ,Erwarte heute keinen Kuss mehr von mir!'
„Sag mal, Harry, ist das hier ein Jahrgangstreffen oder sind noch andere Leute eingeladen?", fragte sie schließlich. Die Meisten am Tisch sagen sie merkwürdig an, weil sie ihren Ehemann ,Harry' nannte, sagen jedoch nichts.
Nicki antwortete statt seiner. „Nur die Abschlussschüler von fünf Jahren und die Lehrer, wieso?"
„Ich glaube, ich hab vorhin eine ziemlich alte Frau gesehen –"
„Könnte Matilda gewesen sein", spekulierte Teddy.
Frony lächelte milde.
„Sie ist verrückt", erklärte sie sachlich.
Harry zog eine Augenbraue hoch. „Da wäre ich mir gar nicht mal so sicher", meinte er und wandte sich dann Hermione zu. „Sie wohnt hier, ist vermutlich mit einem der Lehrer verwandt."
„Sie war damals unter der Hälfte der Jungs hier her, aber sonst war sie harmlos", meinte Shila.
„Hinter ihnen her?", hakte Hermione nach.
Brian wurde etwas rot, seine Verlobte antwortete: „Sie wollte sie ins Bett kriegen, hat es aber niemals geschafft, sie ist ein Squib."
„Sie kann in die Zukunft sehen", behauptete Teddy.
Harry wirkte ungläubig. „Wann hat sie jemals eine richtige Vorhersage gemacht?", fragte er skeptisch.
„Sie hat damals gesagt, dass du weggehst –"
„Das wusste sowieso schon Jeder!", unterbrach Harry ihn.
„– und nicht wiederkommst.. Damals haben wir das als deinen Tod gedeutet, aber sie hat es anders gemeint."
Harry Stimme wurde autoritär. „Ich selbst war überzeugt zu sterben. Wer war das nicht? Voldemort ist niemand, der sich durch eine höfliche Bitte zurückzieht."
„Ich habe damals nicht geglaubt, dass du stirbst", sagte Shila aufrichtig. Sie senkte den Kopf. „Sonst hätte ich dich nicht gehen lassen."
Eine unangenehme Stille bereitete sich aus. Niemand wusste, was er darauf sagen sollte, Hermione am allerwenigsten.
Frony räusperte sich. „Arbeitest du?", fragte sie Hermione, „Bei sieben Kinder ist das sicher nicht so einfach, oder?"
„Ich unterrichte Muggelkunde. Melissa geht bereits nach Hogwarts, die Drillinge in die erste Klasse einer Muggelschule und Dawson in den Kindergarten. Berry und Lousia sind vormittags bei Harry und nachmittags bei mir. Er hat unsere Unterrichtsstunden extra so gelegt", antwortete sie und war erleichtert dem Schweigen so zu entkommen.
Dann fragte Teddy so plötzlich, als habe er die ganze Zeit eine passende Gelegenheit gesucht, die sich einfach nicht anbot. „Kannst du es eigentlich noch?"
„Kann ich was eigentlich noch?", fragte Harry etwas misstrauisch.
Teddy hob eine Hand und führte sie in den Nacken, während er Harry nicht aus den Augen ließ, dessen Blick langsam etwas feindlich und distanziert wurde.
„Ich weiß nicht und es gibt keinen Grund es auszuprobieren!", sagte er kalt.
Abwehrend hob der bullige junge Mann die Hände. „Hey, schon gut, war nur 'ne Frage."
Harry spielte den Bruchteil einer Sekunde damit das Zeichen auszunutzen, verwarf den Gedanken jedoch sofort. Die drei parallelen Striche in dem Nacken der Sterbeengel waren im Prinzip nichts anderes als das Dunkle Mal, sie übernahmen dieselbe Funktion.
Der Abend und die nunmehr etwas drückende Stimmung zogen sich in die Länge. Viele ehemalige Mitschüler und wenige Lehrer unterhielten sich noch mit ihm und einige warfen ihm vor, seine wahre Identität verborgen zu haben, doch niemand wagte es seiner Frau irgendetwas vorzuwerfen oder gar auf das Thema ,Jaguar' anzuspielen.
Kurz vor Mitternacht beschloss Harry seine Hermione zu befreien und erhob sich. Jeder schaute fragend zu ihm auf.
„Wollt ihr schon los?", fragte Nicki noch eh er etwas sagen konnte.
Er nickte und Hermione neben ihm erhob sich, ließ es sich jedoch nicht anmerken, wie erleichtert sie war.
„Könnt ihr mich vielleicht zu Hause absetzen?", fragte Frony zögernd. Sie wohnte sehr abseits von Trenton und es war ein großer Umweg, doch er stimmte wortkarg zu.
„Wir kommen in den nächsten Tagen noch mal vorbei", sagte Brian und gab, genau wie Nicki, Harry zum Abschied die Hand, während Shila es sich nicht nehmen ließ ihm um den Hals zu fallen.
„Okay, tschau Leute!", verabschiedete er sich. Ein Chor aus Stimmen antwortete lautstark, als sie den Saal verließen.
Im vorbeigehen nahmen sie ihre Jacken von der Garderobe. Es regnete immer noch als sie aus der Tür traten und Frony sich ihnen anschloss.
„Igitt, ekelhaftes Wetter", kommentierte sie und rannte den anderen Beiden zum Auto nach.
Harry beobachtete sie, während sie sich auf die Rückbank setzt und den Gurt umlegte, führ er an.
„Wie geht's eigentlich Lindo?", fragte sie neugierig.
„Ihr und den Jungen geht's gut."
„Ihren Jungen? Sie ist Mutter?", fragte sie begeistert.
Er lächelte, als er an die Geburt dachte, die nur wenige Stunden vor der Louisas geschehen war. Lindo war nun sieben Jahre alt, gerade geschlechtsreif und maß beinahe einsfünfzig, obwohl sie erst mit 14 ausgewachsen sein würde. Die jungen Nundus würden etwa fünf Jahre bei ihrer Mutter bleiben, bevor sie sich selbstständig machten.
Sie unterhielten sich und Hermione blieb die meiste Zeit stumm. Beinahe eine halbe Stunde verging, eh sie das kleine Haus am Waldrand erreichten und Frony sich von ihnen verabschiedete.
„Und? Wie hat es dir gefallen?"
„Hab es mir schlimmer vorgestellt", antwortete sie ehrlich und lächelte leicht. Er beugte sich zu ihr rüber und küsse sie flüchtig.
„Pass auf!", schrie sie.
Der Schatten auf der dunklen Straße war undeutlich und klein, doch auch Harry hatte ihn gesehen. Er riss das Steuer herum und geriet ins schleudern. Der unbefestigte, nasse Untergrund ließ sie von dem Feldweg abkommen. Das Gebüsch knackte und brach.
Plötzlich wurde er nach vorne geschleudert. Seine Sicht verschwand als er hart mit dem Kopf gegen das Lenkrad spieß. Das letzte, was er hörte, war der spitze Schrei Hermione an seiner Seite...
(1) Jam ist englisch und bedeutet im Deutschen soviel wie Marmelade.
Danke an Vroni, Fid, Angel344, Goldener Junge (Jepp, Henry is 'n Arsch), Cece, YanisTamiem, Ellie172, 1234567890, Annie, kathleen potter (Hatte schon befürchtet, dass das komische Verhalten von Henry in Jaguar2 keinem auffällt), TigereYe, VamHex
