Kapitel 3
Hermione erwachte mit einem Gefühl von erschreckender Übelkeit und hämmernden Kopfschmerzen. Es war warm und das helle Licht der Sonne kroch über ihr Gesicht. Sie hört wie durch Watte die Stimmen einiger Personen.
Nur langsam kam sie wieder zu sich. Benommen öffnete sie die Augen und sah sich soweit sie konnte um. Sie erkannte, wo sie sein musste. Der sterile, weiße Raum erinnerte sie sehr stark an ein Krankenhaus. Die Stimmen drangen vom Flur zu ihr durch.
Warum war sie hier? Sie versuchte sich daran zu erinnern was zuletzt geschehen war. Sie waren in Amerika, rief sie sich ins Gedächtnis, auf dem Klassentreffen, sie hatten Frony zu Hause abgesetzt – der Autounfall!
Schlagartig war alles wieder da!
„Harry", flüsterte sie krächzend.
Ihre Übelkeit war vergessen. Vorsichtig versuchte sie sich aufzusetzen und spürte dabei, dass sie entweder keine Knochenbrüche davongetragen hatte oder diese inzwischen geheilt waren. Darauf bedacht keine allzuschnellen Bewegungen auszuführen ließ sie ihre nackten Füße auf dem Boden nieder und wollte sich dann vollends erheben, doch in dem Moment öffnete sich die Tür und ein kleiner, hagerer Mann betrat den Raum.
„Junge Frau, bei Merlin, legen Sie sich wieder hin!", befahl er und trat näher.
„Wo ist mein Mann?", fragte sie sofort.
„Ich verstehe nicht, was meinen Sie?" Der Heiler hob eine Augenbraue.
„Der Mann, der neben mir am Steuer saß", sagte sie verwirrt
„Aber Ma'am... Sie saßen hinter dem Lenkrad!", behauptete er.
„Nein, das ist vollkommen unmöglich, ich habe gar keinen Führerschein. Ich bin nicht gefahren, Harry ist..." Verwirrt hielt sie inne und versuchte sich die genaue Situation vor Augen zu führen. „Wer hat den Krankenwagen gerufen?"
„Anonym. Der Anrufer hat sich nicht zuerkennen gegeben."
„Wie... Wie lange ist das jetzt her?"
„Gestern Nacht. Sie hatten keinen Ausweis bei sich, deshalb muss ich ihre Personalien aufnehmen."
Doch sie ging nicht darauf ein. „Vielleicht ist er durch die Windschutzscheibe –"
„Ma'am, seien sie versichert, dass wir unseren Job verstehen und natürlich einen Suchzauber ausgesandt haben, nach möglichen weiteren Verletzen, doch der Zauber blieb erfolglos. Ihr Mann befand sich offenkundig nicht im Auto."
„Dann... dann... Ich muss telefonieren!", sagte sie mit fester Stimme.
„Und ich muss Ihre Personalien aufnahmen! Name?", fragte er unnachgiebig.
„Hermione Potter, aber bitte lassen sie mich zuvor telefonieren."
„Hermione Potter? Ihr Mann, Harry, ist nicht zufällig –"
„Genau der ist er und –"
„Ich werde Ihnen sofort ein Telefon besorgen!" Er drehte sich auf dem Absatz um und eile der Tür entgegen. Hermione erkannte die drei parallelen Streifen im Nacken des Mannes und wusste sofort, dass er ein Sterbeengel sein musste.
Der Mann hatte sich sehr beeilt und kehrte schon nach wenigen Minuten zurück. Er war außer Atem, doch er verließ das Zimmer ohne weitere Fragen.
Henry hatte ein Telefon in seinem Haus, aus demselben Grund, warum er auch elektrisches Licht und Fernseher besaß – Maren.
Hermione wählte und ließ es lange durchklingeln, schließlich wurde am anderen Ende abgenommen. Sie erkannte Alecs Stimme und ließ sich Melissa geben.
„Ma, wo wart ihr die ganze Nacht? Ich hab mir schon Sorgen gemacht und –"
„Lissy, hat dein Dad sich bei dir gemeldet?"
Melissa war offensichtlich verwirrt über diese Frage.
„Nein, was ist denn los? Was ist mit Dad und wo seid ihr?", fragte sie verwirrt.
Hermione zögerte vor ihrer nächsten Frage. „Mach dir keine Sorgen, du weißt, dass dein Vater wunderbar alleine klarkommt. Bist du an der Station oder hast du das schnurlose Telefon?"
„An der Station, aber Mom –"
„In der Schublade muss irgendwo das Telefonbuch von Maren sein. Such es heraus und blättere sofort nach ,H'!"
Es dauerte einige Sekunden.
„Steht dort der Name ,Hill, Shila'?"
„Nein."
Sie hätte es wissen müssen. Shila hatte Eltern, die keine Muggel gewesen sein konnten. Waren Brian und Nicki vertraut mit elektrischen Geräten? Soweit sie wusste, wohnen sie zusammen.
„Was ist mit einem ,O'Conner, Brian'?"
„Ja, hier steht 'ne Nummer." Sie nannte sie zögernd. „Was ist denn jetzt los?"
„Ich ruf später wieder an, Liebling!" Sie legte auf und wählte die Nummer, die ihre Tochter ihr genannt hatte.
„O'Conner?", meldete sich eine Frauenstimme.
„Nicki, bist du das?"
„Ähm... ja, wer ist da bitte?"
„Ich bin es, Hermione, kannst du mir die Telefonnummer von Frony geben oder vielleicht ihren Nachnamen?", fragte sie schnell und Hektik schwang in ihrer Stimme mit.
„Sie.. sie hat kein Telefon. Ihre Eltern waren Zauberer und Hexe. Aber was ist denn los, Hermione?", ihre Stimme klang wirklich beunruhigt.
„Harry ist verschwunden", antwortete sie ehrlich.
„Oh.. also.. vielleicht ist Shila dann eher –"
Hermione unterbrach sie. Sie begann schnell zu berichten, was vorgefallen war. „Wir hatten gestern einen Autounfall, nachdem wir Frony zu Hause abgesetzt hatten. Ich bin erst gerade wieder zu mir gekommen und befinde mich in irgendeinem Krankenhaus. Die Heiler sagten mir, dass Harry nicht mit im Auto saß."
„Hast.. hast du ihn vielleicht vorher bei den Potters abgeliefert?"
„Nein, nein das hab ich sicher nicht, ich habe gar keinen Führerschein! Er ist gefahren."
„Na, vielleicht ist er im Auto zu sich gekommen und wollte Hilfe holen."
„Die Leute vom Rettungsdienst haben die Gegend abgesucht. Ich hatte gehofft einer von euch könnte mir Fronys Telefonnummer verraten, damit ich sie fragen kann."
„Ich werde zu ihr Kontakt aufnehmen. Ruf mich in zehn Minuten noch mal an!" Sie legte den Hörer auf die Gabel und wartete. Es waren schlimme zehn Minuten, in denen von dem unterwürfigen Sterbeengel, der ihr zuständiger Heiler war, ein Tablett mit einer Kaffeekanne, einer Tasse, Milch, Zucker und einem großen Stück Kuchen hineingebracht wurde.
Sie trank mehrere Tassen schwarzen Kaffee und bemerkte wie sehr sie zitterte. Was konnte nur mit Harry geschehen sein? War er wirklich vor ihr erwacht und hatte versucht Hilfe zu finden? Vielleicht war er in Fronys Wohnung eingedrungen und hatte dort niemanden vorgefunden, aber dann könnte er noch immer verletzt sein und in Lebensgefahr schweben.
Schließlich wählte sie nach weniger als zehn Minuten die Nummer erneut.
„Hermione?", fragte Nicki sofort, doch wartete keine Antworte ab. „Ich hab mit Frony gesprochen und es ist nichts bei ihr vorgefallen, was dich zu interessieren hat. Wir, das heißt ich und Shila, werden sofort ins Krankenhaus kommen." Sie klang viel kühler als vor wenigen Minuten und dies war für sie mehr als untypisch.
„Nein, ich kann hier nicht einfach warten, während Harry vielleicht irgendwo verletzt –"
„Gedulde dich ein paar Minuten! Du kennst dich hier doch sowieso nicht aus!" Dann hörte sie, wie Nicki auflegte.
Erschrocken und über alle Maße schockiert starrte Hermione den Hörer an. Wieso hatte Nicki, die ihr immer sympathisch erschienen war, sie dermaßen zurechtgewiesen? Ihre Stimme hatte so ungewohnt kühl und abweisend geklungen. Sie müsste mit Frony gesprochen haben, doch diese hatte ihr offensichtlich etwas anderes erzählt, als Hermione selbst.
Erst das Öffnen der Tür ließ sie wieder aus ihrer Trance erwachen. Der hagere Heiler schaute sie fragend an. „Mrs. Potter, kann ich noch irgendetwas für Sie tun?"
„Sind Sie wirklich sicher, dass ich allein im Auto gesessen bin?", fragte sie mit zarter Stimme.
Der Heiler nickte. „Ja, und Sie saßen auf dem Fahrersitz."
„Und es gab nirgends Hinweise auf eine zweite Person? Vielleicht Blut oder Kleidungsstücke oder ... Ach, ich weiß auch nicht!"
„Nein Ma'am, nirgends."
Sie seufzte besorgt. Was war nur mit Harry geschehen?
Im selben Moment betraten zwei junge Frauen das Zimmer, von denen keine besonders fröhlich blickte. Eher im Gegenteil... sie warfen dem Heiler einen kurzen, abschätzigen Blick zu und wandten sich dann Hermione zu. Shila trat nahe ans Bett.
„Was hast du mit ihm gemacht?"
Hermione wusste nicht, was sie meinte. Verständnislos starrte sie die Rothaarige an. „Was.. wen meinst du?", fragte sie irritiert.
„James! WER SONST?", brüllte sie gerade zu ungehalten. „Frony hat uns erzählt, dass du mit Harry nach Hause gefahren bist, als ihr sie abgesetzt habt und du hinter dem Steuer gesessen hast! Sie meinte, du hättest dich merkwürdig verhalten, wolltest nicht, dass er fuhr und warst ungewöhnlich zickig! Sag schon, wo ist er?"
Sie hatte den Zauberstab gezogen und ihn auf Hermione gerichtet, die sie schockiert anstarrte. Doch noch ehe sie einen Fluch aussprechen konnte, war der Heiler zwischen die Beiden getreten.
„Wissen Sie eigentlich, wen Sie hier vor sich haben?", knurrte er und hatte offensichtlich Mühe nicht zu brüllen. „Dies ist Mrs. Potter, die Frau deines Meisters!"
„Ich weiß, wer sie ist – diejenige, die James hat verschwinden lassen.", zischte sie. „Was hast du mit ihm gemacht? RED SCHON!"
„RAUS! RAUS HIER!", brüllte der Heiler und in seinen Augen lag die Entschlossenheit eines überzeugten Sterbeengels. „Notus!" In der nächsten Sekunde standen sie beiden Frauen auf dem Flur.
„Ich werde Ihnen unverzüglich Sicherheitskräfte zur Seite stellen", sagte er schnell, bevor er ebenfalls den Raum verließ, eine verwirrte und verängstigte Hermione zurücklassend.
Stille Tränen bahnten sich den Weg ihre Wangen hinab. Die Freunde ihrer Mannes glaubten, sie habe ihm etwas angetan, aber wie kamen sie auf diesen absurden Gedanken? Frony musste Shila und Nicki angelogen haben, aber warum? Sie war in diesem Land wohl abgesehen von dem Heiler und ihrer Tochter wohl auf sich allein gestellt.
Sie atmete mehrmals tief durch, bevor sich erneut zum Telefon griff und eine andere Nummer wählte. Es dauerte lange bis jemand abnahm.
„Cornelia Print Lupin."
„Cornelia, ich bin's Hermione. Ich muss im Remus sprechen, ist er da?" Sie sprach sehr schnell und konnte die Verwirrung Cornelias förmlich spüren.
„Er ist mit Berry und Dawson im Garten –"
„Cornelia, bitte, es ist wirklich dringend. Hol ihn bitte!", sagte sie eindringlich.
Die verwirrte Frau entfernte sich und Hermione hörte wie aus einer weiten Ferne, dass sie ihren Ehemann rief.
„Hermione, was ist denn so dringend? Den Kindern geht es gut", hörte sie die vertraute ruhige Stimme.
„Es geht um Harry."
Ein Stocken und leises, etwas angespanntes Räuspern. Es gab nicht viel, was den aktuellen Zaubereiminister aus seiner bekannten Ruhe bringen konnte, doch Harry war einer der wenigen Gründe.
„Er ist verschwunden." Sie berichtete schnell, doch ausführlich was vorgefallen war, seit sie in Trenton gelandet waren.
„O-okay, ruhig bleiben..." Seine Stimme zitterte so sehr, dass Hermione sich frage, ob er vielleicht Selbstgespräche führte. Sie hörte, wie er tief durchatmete und mit der Luft schien auch seine Ruhe wieder in seinen Körper zu kehren, denn nun war seine Stimme beherrscht. „Ich werde mit Draco und Ron in Kontakt treten. Wir sind in einer halben Stunde bei dir! Bleib ruhig! Der Heiler wird dich sicherlich schützen, verlasse das Zimmer also nicht."
„Was-was ist mit den Kindern?", fragte sie stotternd.
„Ich werde Cornelia sagen, dass sie die Kleinen zu Maren und Henry zu Melissa bringt. Ron, Draco und Ginny werden sicherlich ebenfalls mitkommen und ihre Kinder irgendwo unterbringen wollen. Denkst du, Maren wird zu dir halten?"
„Ja, ich denke schon", antwortete sie unsicher.
„Gut, bis gleich!" Er legte auf und für Hermione begann die schlimmste Zeit ihres Lebens, in der sie mindestens eine halbe Stunde untätig warten und um ihren Mann bangen müsse...
Danke an Fidi-1, TheSnitch, Cecelina, kathleen potter, TigereYe (Harry ist jetzt 25 Jahre), Goldener Junge, VamHex, vero, Vroni, Angel344, MechWOLLIer, Seijin, blub, Dumbly, GefallenerEngel, Mafia (Danke, ich bemühe mich, meine Charas so „rund" wie möglich zu machen!), Panther
1. Wünscht jemand eine kurze Beschreibung der einzelnen Charaktere (z.B. die Kinder von Harry, Cornelia, Frony etc.), weil es ja jetzt verdammt viel neue gibt -" ? Ich würde die dann in einer extra „AN" on stellen, wenn es gewünscht wird.
2. Ich weiß, es hat lange gedauert, aber ich hab die Story irgendwie vergessen -"
