Drachen-Saga I: Der Hüter der Drachen
Hallo und Gruß an alle!
Disclaimer: Beyblade und die dazugehörigen Charaktere gehören (leider) nicht mir. Mein ist jedoch die Handlung, Namen von Personen, Geschöpfen und Orten, die euch vorher unbekannt waren sowie gewisse Veränderungen, die ich die Charaktere erleben lasse. (*geheimnisvoll tut*)
Feedback: romantic_dragonangel@yahoo.de
Rating: G, später höher (ich ändere es rechtzeitig!)
Warning: AU, Charaktere OOC, später Shounen-Ai (wer letzteres nicht mag, sollte ab dem 6. bzw. 7. Part nicht mehr weiterlesen, aber bis dahin dauert es noch ziemlich lang)
Dies hier ist meine zweite Beyblade-Fic. Sie besteht im Ganzen sogar aus fünf Fics, die ich als „Drachen-Saga" bezeichne. Wenn ich entsprechende Aufforderungen erhalte, poste ich wahrscheinlich später noch die Vorgeschichte zu diesem Quintett, doch erst will ich eure Meinungen zu diesem Stoff hören.
Also, viel Spaß beim Lesen!
Part 1: Tysons Rückkehr Teil 2
[Auszug aus Part 1, Teil 1:
Denn vor ihren Augen begann Tyson blauschimmernd zu leuchten, bevor sich eine Aura um ihn legte, die ihn kurzzeitig den Blicken seiner Gefährten entzog.
Und als das Licht wieder verging, hatte sich ihr Freund gänzlich verändert.]
Ohne weitere Zeit zu verschwenden, setzte sich Tyson in Richtung des unbekannten Schattens in Bewegung. Doch er lief nicht etwa – er flog.
Auf was Lillian, Tysons Opa und Shuichiru sowie Tysons Freunde aus seinem und den drei anderen Teams voller Erstaunen blickten, waren die großen Schwingen, die sich plötzlich am Rücken ihres Gefährten entfalteten – und mit denen er sofort elegant abhob.
Die anderen Veränderungen, wie zum Beispiel seine Kleidung, seine Haare oder Ähnliches, registrierten sie in diesem Moment überhaupt nicht, so sehr waren sie von Tysons Flügeln gebannt. Es war ihnen, als würden sie träumen, so unwirklich erschien ihnen diese unerwartete Enthüllung.
Tyson dagegen konzentrierte sich ganz auf seine Aufgabe – er mußte helfen. Dem unbekannten Schatten zu Hilfe eilen, der für ihn jedoch gar nicht so fremd war. Vielmehr hatte der Blauhaarige erkannt, daß das Wesen nicht nur eine Gestalt darstellte, sondern statt dessen sogar zwei. Daher kam der seltsame Umriß, den seine Freunde und er zuerst nicht hatten identifizieren können.
Daher flog er, so schnell es ihm seine weiten Schwingen erlaubten, auf den Schatten zu – und er kam gerade noch zur rechten Zeit, denn sein Schützling stürzte gerade ab, da er nun endgültig all seine Kräfte aufgebraucht hatte.
Wieder war das ängstliche Kreischen und Fauchen zu hören, während Tysons heillos verblüffte sechzehn Freunde verfolgten, wie ihr Freund auf den immer schneller zu Boden trudelnden Schatten zuflog – und ihn kurz über den Baumwipfeln auffing. Dann begann er für eine Weile auf der Stelle zu schweben, während er anscheinend mit dem von ihm geretteten Wesen sprach. Dabei schlug er immer wieder einmal mit seinen Flügeln, die seine Freunde noch immer voller Erstaunen musterten.
Tyson wirkte durch sie völlig anders als noch Sekunden zuvor.
„Sagt mir, daß ich das nicht träume", brachte Emily schließlich flüsternd hervor, während sie mit weit aufgerissenen Augen zu Tyson emporsah. Doch für einige Augenblicke war keiner der anderen Jugendlichen in der Lage, ihr zu antworten.
Schließlich raffte sich Robert zu einer Antwort auf.
„Ich kann es kaum glauben, aber es sieht aus, als wäre Tyson ein...ein..."
Der deutsche Meister brachte den Satz nicht zuende, was viel darüber aussagte, wie verblüfft auch er darüber war, was sie alle gerade zu sehen bekamen. Sonst gab es kaum etwas, das Robert derart aus der Ruhe bringen konnte.
„Er ist ein Engel."
Dieser Satz wurde nur leise und mit einem unterschwellig ehrfürchtigen Tonfall gesagt und drückte aus, was auch den anderen Jungen und Mädchen durch den Kopf geschossen war. Seltsamerweise kamen die Worte jedoch nicht von Max oder Kevin, die ihre Freunde manchmal gern mit harmlosen Scherzen an der Nase herumführten.
Vielmehr war es Kai gewesen, der sie voller Erstaunen, aber auch mit innerer Überzeugung ausgesprochen hatte. Für einen Augenblick wirkte es auf seine Freunde, als wäre dem Teamcaptain der Bladebreakers damit etwas enthüllt worden, was er bis dahin vielleicht in seinem tiefsten Inneren geahnt – dessen Bestätigung er aber in der Wirklichkeit niemals angenommen hätte.
Dann richteten sich aller Blicke wieder auf Tyson, der seinen Schützling behutsam in dem Armen trug und nun mit langsamen Flügelschlägen auf sie zukam. Und je näher er kam, desto deutlicher konnten die verblüfften Jugendlichen und Tysons Familie erkennen, wie groß die Veränderung war, die mit dem Blauhaarigen vor sich gegangen war.
Selbst Lillian brachte vor fassungslosem Erstaunen über diese Entwicklung kein einziges Wort heraus, obwohl doch anzunehmen gewesen wäre, daß gerade sie unter ihnen diejenige sein würde, die mit der neuen Enthüllung am meisten anzufangen wußte.
Schließlich war Tyson wieder bei der Gruppe seiner Gefährten angelangt und schien durch seine weiten Schwingen völlig schwerelos in der Luft zu schweben. Es wirkte völlig natürlich, ihn schweben zu sehen; trotzdem sahen die sechzehn Jugendlichen mit einer Mischung aus verblüffter Fassungslosigkeit und fasziniertem Erstaunen zu ihm empor.
Tyson hatte sich aber auch wirklich sehr verändert.
Verschwunden waren die Sachen, die er zuvor bei seiner Rückkehr getragen hatte und welche stets typisch für ihn gewesen waren. Sie hatten einer völlig anderen Kleidung Platz gemacht. Nun war er statt der blauen Jeans, dem weißen Kapuzenpullover und der kurzen dunkelblauen Weste in etwas gehüllt, das wie weiches Leder aussah.
Die Jugendlichen und Tysons Verwandte musterten den blauhaarigen Jungen von oben bis unten, wobei sie bei den Füßen begannen, die in dunkel gefärbten, bis zu den Knien emporreichenden Stiefeln steckten.
Dazu trug Tyson eine dunkelblaue Hose und ein ebenso gefärbtes Oberteil, welches als eine Art von Tunika geschnitten war. Durch die fehlenden Ärmel und die enganliegende Schnittweise der Sachen wurde der Blick der Anwesenden unwillkürlich auf die wohlgeformten Muskeln gelenkt, die Tysons Arme und seinen Oberkörper bedeckten.
Ihr Freund war ganz offensichtlich um einiges stärker und gewandter geworden, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatten, fiel den sechzehn Gefährten dadurch sofort auf. Dies hatte er ja auch kurz zuvor bei seinem kleinen ‚Kampf' mit seinem Großvater deutlich bewiesen.
Tysons Lederkleidung wurde geziert von silbernen Zeichen, die fast wie Runen aussahen und ihm damit einen weiteren Anstrich des Geheimnisvollen verliehen.
Als wenn dies überhaupt noch nötig gewesen wäre!
Denn bei ihrer Musterung waren Tysons Freunde jetzt auf Höhe seiner Schultern angelangt, was ihre erstaunten Blicke sofort wieder auf seine weiten Flügel lenkte.
Groß und in ihrem ausgebreiteten Zustand jeweils sicher an die zwei Meter breit, streckten sie sich hinter seinem Rücken hervor und versetzten die Jungen und zwei Mädchen in einen Zustand, der an Andacht grenzte. Es war ihnen, als würden sie wirklich einem leibhaftigen Engel gegenüberstehen, dessen Schwingen jedoch ausnahmsweise nicht weiß waren. Statt dessen waren sie von einem satten Dunkelblau, welches unentwegt schimmerte und glänzte.
Wie pures Licht strahlten die Federn Wärme und Hoffnung, aber auch Stärke und Macht aus. Und weckten in den Jugendlichen unwillkürlich den Wunsch, sie berühren zu dürfen – ihre Wärme und Weichheit zu spüren.
Es dauerte eine ganze Weile, ehe die Anwesenden nach und nach ihre Augen von den Schwingen auf dem Rücken ihres Freundes lösen konnten, deren Anblick in ihren Herzen unwillkürlich Vertrauen, Liebe und ein Gefühl von Geborgenheit ausgelöst hatten. Für sie schien es, als würde Tyson sie alle beschützen – nur durch den Anblick seiner ausgebreiteten Engelsschwingen.
Dann, als sie weiter hinauf in sein Gesicht sahen, fiel ihnen auf, daß sich auch die Frisur ihres Freundes verändert hatte. Aus dem festen Zopf gelöst, der sie sonst stets zusammengehalten hatte, fielen die langen, seidig glänzenden Haarsträhnen nun ungehindert weit Tysons Brust und Rücken hinab und waren auf dem Dunkelblau seiner Kleidung kaum zu erkennen. Auch sein Gesicht wurde von zwei kinnlangen Strähnen der dunkelblauen Pracht eingerahmt, die sich leicht im sanften Wind hin- und herbewegten.
Nur an seiner Stirn hatte Tyson seine Haare offensichtlich gebändigt – dort wurden sie von einem geflochtenen silbernen Band, welches in die dunkelblauen Haarsträhnen eingebunden war, ein wenig aus dem Gesicht zurückgehalten. An seiner linken Kopfseite war ein Knoten hineingeknüpft, von dem verschiedenfarbige Enden lose herunterbaumelten.
Kai, der sich Tysons veränderte Erscheinung ebenso mit vor Faszination leuchtenden Augen ansah wie seine restlichen fünfzehn Freunde, kam schließlich im Ganzen auf neun Enden, auf deren Material unterschiedliche Zeichen eingewirkt waren. Die Bedeutung dieser rätselhaften Symbole beschäftigte den Teamcaptain der Bladebreakers jedoch nur kurze Zeit, denn dann hob er seinen Blick endlich ganz hinauf in das Gesicht seines Freundes – und sah diesem in die Augen.
Und in diesem Augenblick versank für eine Kai unbekannte Zeitspanne die restliche Welt um ihn herum, denn er verlor sich in den wunderschönen dunkelblauen Augen seines Freundes.
Voller ungelöster Rätsel und Geheimnisse leuchteten sie ihn an, als wäre in ihnen der Glanz der Sterne verborgen und erstrahle nun aus den sanften Augen, die Kai bis in die tiefste Seele zu blicken vermochten. So kam es dem Jungen mit dem graublauen Haar jedenfalls vor, der sich der freundlichen Macht dieses Blickes nicht verweigern konnte – und es auch gar nicht wollte.
In Tysons Augen lag auf einmal eine Macht und Magie, die wahrlich beeindruckend war. Aber die Kraft, die sie ausstrahlten, ängstigte nicht, sondern war statt dessen von einem beschützenden, Geborgenheit und Sicherheit versprechendem Feuer. Die Weisheit in den unergründlich scheinenden Tiefen war aus einer anderen Welt; alt und doch zugleich von immer wieder neu entdeckter Intensität.
Das warme Lächeln in den liebevoll blickenden Augen entfachte eine behütende Flamme in Kais Inneren, die unter der ihn wie in eine weiche Decke aus Zuneigung und nie endender Geborgenheit umhüllenden Wärme immer höher loderte.
Kai nahm dieses unerwartete Geschenk voll innerer Dankbarkeit und spontaner Freude an und spürte, wie es ihn ebenfalls erleuchtete. Fast war es dem älteren Jungen so, als würde Tyson mit seinem sanften Blick in seinem Geist Wärme und Licht verbreiten – ein reiches Geschenk, welches keine Gegenleistung verlangte.
So genoß Kai einfach das Glücksgefühl, welches das sanfte, warmherzige Licht in Tysons wunderbaren Augen in ihm auslöste. Er wußte nicht, wie lange er sich in den dunklen Augen verloren hatte, doch plötzlich wurde Kai in die Realität zurückgerissen, denn er hörte Roberts Stimme, die ebenfalls verändert klang. Der deutsche Blademeister, welcher mit fast zwanzig Jahren der Älteste und damit auch Erfahrenste unter den versammelten siebzehn Jugendlichen war, konnte seine Bewunderung, aber auch sein wirklich enormes Erstaunen über das, dessen Zeuge er gerade wurde, nicht verhehlen. Daher merkte man auch seiner Stimme an, welche Gefühle ihn bewegten, auch wenn Robert sich um eine ausgeglichene Tonlage bemühte. Es gelang ihm nicht.
„Ich hatte Unrecht vorhin", sagte der Anführer der Majestics zu Tyson, der ihn aufmerksam mit seinen leuchtenden Augen anblickte. „Du hast dich sehr verändert, Tyson. Unglaublich sogar..."
Hier verstummte Robert.
Bevor Tyson auf Roberts Worte reagieren konnte, warf Michael mit staunender Faszination ein: „Wer hätte aber auch gedacht, daß Tyson ein...ein Engel sei?"
Dies ließ Tyson lächeln, bevor er langsam dem Boden entgegenschwebte, wobei er das Wesen, welches er vor dem Absturz gerettet hatte, vorsichtig in seinen Armen hielt – wodurch es jedoch noch vor den Blicken seiner Freunde verborgen war.
Diese kümmerten sich jedoch gar nicht darum, wen oder was ihr Teamkamerad und Freund so sorgsam schützte, da sie noch immer viel zu sehr damit beschäftigt waren, Tyson mit weit geöffneten Augen anzuschauen. Da dieser jetzt immer näher kam, gelang es ihnen auch immer besser – und je mehr sich ihr Freund auf sie zubewegte, desto deutlicher konnten die Jugendlichen eine gütige Aura um ihn herum spüren, die sie schützend einhüllte und wärmte.
„Es tut mir leid", meldete sich jetzt Tyson zu Wort, als er schließlich vor seinen sechzehn Gefährten elegant auf dem Boden aufsetzte. „Ich wollte nicht, daß..."
Ray unterbrach ihn in seiner Rede, indem er stirnrunzelnd fragte: „Was wolltest du nicht, Tyson?" Max an der Seite des jungen Chinesen wirkte ebenfalls verwirrt über die Entschuldigung seines besten Freundes.
Dann meldete sich Kai, der mit leicht enttäuschter Stimme sagte: „Wolltest du denn nicht, daß wir es wissen? Warum sollten wir nicht erfahren, daß du ein Engel..."
Dieses Mal war es Tyson, der ihn unterbrach, wie Ray zuvor ihn.
„Nein, das ist es nicht, Kai", lächelte er seinen älteren Teamgefährten warmherzig an. „Ich würde nie etwas Wichtiges vor euch geheimhalten, das solltest du inzwischen wissen. Und dies hier ist wirklich wichtig, das ist nicht zu leugnen.
Daher hätte ich es euch sowieso gesagt, denn ihr seid meine Freunde – meine Familie.
Wofür ich mich entschuldigen möchte, ist die Art und Weise, wie ihr von meinem... meinem...", Tyson fuhr sich leicht verlegen durch die dunkelblauen Haare, während er überlegte, wie er seine Veränderung ausdrücken sollte. Dann fuhr er fort.
„Vielleicht sollte ich einfach sagen, wie ihr von meinem ‚zweiten Ich' erfahren habt. Meiner anderen Persönlichkeit, ohne bei euch jetzt Assoziationen zu Schizophrenie oder ähnlichen Sachen wecken zu wollen", warf Tyson schmunzelnd ein und erntete spontane Reaktionen auf seine Worte.
Reihum war ein mehr oder weniger breites Grinsen in den Zügen seiner Freunde zu sehen.
Wieder ernster werdend sprach Tyson weiter.
„Ich möchte mich ganz einfach dafür entschuldigen, daß ich euch damit so überfallen habe. Eigentlich hatte ich vorgehabt, es euch schonender beizubringen. Auch wenn ich ehrlich gesagt überhaupt keine Ahnung hatte, wie ich das hätte anstellen sollen", gab er zu.
„Schon in Ordnung", warf an dieser Stelle Max ein, der seinen besten Freund noch immer staunend und mit leuchtenden Augen betrachtete. „Ich kann mir vorstellen, daß es schwer wäre, jemandem so eine Veränderung beizubringen. Selbst wenn es Freunde oder Familie sind."
Dankend lächelte Tyson den Blonden an, der ihm auf ihre altvertraute Art und Weise ansah und ihm damit das Gefühl gab, wirklich wieder nach Hause zurückgekommen zu sein. Und wenn er durch die Wärme, die er unbewußt an sie ausstrahlte, schon Glück in ihnen weckte, so erwiderten sie diese Geste ebenso instinktiv durch ihr verständnisvolles Verhalten angesichts der Veränderungen, die er durchgemacht hatte. Tyson fühlte sich erleichtert, daß sie anscheinend keine Angst davor hatten, was mit ihm geschehen war – er spürte nur ungehemmte Faszination und ein fast ehrfürchtiges Erstaunen in seinen Freunden.
Daher lächelte er sie alle nur auf altgewohnte Weise an, was ihre Fassungslosigkeit langsam wieder normale Maße annehmen ließ. Nach und nach gewöhnten sie sich offenbar an sein geändertes Erscheinungsbild – doch Tyson konnte unschwer erkennen, daß seine weiten, blauleuchtenden Schwingen sie faszinierten. Und schließlich hatten sie ihn jetzt schon mehrfach als ‚Engel' tituliert, obwohl diese Bezeichnung etwas irreführend war.
Nicht falsch, aber in den Begriffen von Dragokalya auch nicht vollkommen passend.
Denn dort war er kein himmlisches Wesen, sondern nur der Erbe einer seltenen Blutlinie – ein Erbe, das viel Macht, aber auch Verantwortung mit sich brachte. Und eben außergewöhnliche Fähigkeiten – wie die, fliegen zu können.
„Darf...darf ich sie...anfassen?"
Tyson blickte auf, als er diese scheuen Worte vernahm und sah direkt in Kennys hellgrüne Augen, die ihn fragend anblickten. Sein jüngerer Freund, der seit seiner Rückkehr kaum etwas gesagt hatte, blickte ihn bittend an und Tyson nickte lächelnd, da er Kennys Art sehr vermißt hatte. Die ruhige Gelassenheit, aber auch der unbändige Wissensdurst des Braunhaarigen hatte ihm in mancher Situation in den letzten Monaten gefehlt, wo ihm Kennys rasch arbeitender, analytischer Verstand sicher eine große Stütze gewesen wäre.
Ebenso wie die Eigenschaften seiner anderen Freunde.
Doch nun wollte Kenny wohl unbedingt herausfinden, wie sich seine Federn anfühlten und hatte die leichte Schüchternheit, die ihn bei außergewöhnlichen Begebenheiten manchmal überfiel, daher überwunden.
Als Tyson aber seine Flügel wieder zu ihrer vollen Größe entfaltet hatte und sie ein wenig näher an den brauhaarigen Jungen heranbewegte, der mit leuchtenden Augen die schimmernden Federn betrachtete und schließlich langsam die rechte Hand ausstreckte...
Kurz bevor Kennys Finger seinen Flügel berührten, erscholl auf einmal ein ärgerlich klingendes Fauchen und ein Feuerstoß schoß in die Richtung der Hand des Jungen. Erschrocken über den plötzlichen Angriff stolperte Kenny zurück und fiel zu Boden, während er auf Tysons Arme blickte, von wo die feurige Attacke gekommen war. Seine hellgrünen Augen hinter der schmalen Brille waren weit aufgerissen, als er sah, daß sich in den Armen seines Freundes etwas bewegte.
Ein Etwas, welches jetzt leicht ärgerlich von Tyson gemustert wurde, bevor die melodische Stimme seines blauhaarigen Freundes erklang, die sich aber nun ebenfalls verstimmt anhörte.
„Aber Tharn! Was ist denn das für ein Benehmen! Du kannst doch nicht einfach meine Freunde angreifen – so etwas gehört sich nicht!"
Ein leises Fauchen antwortete auf diese Worte, woraufhin Tyson erwiderte: „Nein, das entschuldige ich nicht so einfach! Du weißt, daß ich es ihm erlaubt hatte, meine Flügel zu berühren, Tharn! Du wirst dich bei Kenny entschuldigen, daß du ihm so eine Angst eingejagt hast – und zwar sofort!"
Der unnachgiebige und strenge Tonfall, mit dem Tyson gesprochen hatte, bewirkte ein klägliches Kreischen von seinem Gesprächspartner, der jedoch anscheinend bemerkte, daß er zu weit gegangen war.
Als Tyson die Arme öffnete, flatterte daher ein rotes Etwas daraus hervor und setzte sich dann Richtung Kenny in Bewegung, der noch immer fassungslos am Boden saß und dem Wesen entgegensah, welches nun auf ihn zukam.
Gemeinsam mit Kai und Ray, die sich neben ihm hingehockt hatten, um herauszufinden, ob er verletzt war, erblickte er einen Drachen, der wie ein auf ein Minimum geschrumpftes Abbild von Dragoon wirkte.
Der kleine Drache war nur ungefähr 50 Zentimeter lang und war rot gepanzert mit einem lodernden Kranz feurigen Fells um Kopf und Hals. Dadurch machte auch dieser Miniaturdrache schon Eindruck auf die versammelten Freunde, die ihn leicht entgeistert anstarrten.
Tharn, wie Tyson den Feuerdrachen genannt hatte, legte die Strecke bis zu Kenny in wenigen Sekunden zurück, bevor er vor dessen erstaunten Augen reglos in der Luft zu schweben begann und ihn aus ebenfalls grünen Augen anstarrte.
Als Tyson sich leise räusperte, schreckte der kleine Drache zusammen, blickte dann mit flehendem Blick und einem leisen, bettelnden Kreischen zu dem Blauhaarigen, der ihm aber nur auffordernd zunickte – und ließ dann den Kopf hängen. Diese Geste wirkte so menschlich, daß Kenny unwillkürlich Mitleid mit dem Minidrachen bekam. Sein Schreck hatte sich inzwischen verflüchtigt und machte nun erneuter Faszination Platz.
Als Tharn sich ihm wieder zuwandte, war Kenny ihm daher auch gar nicht mehr böse – doch Tyson hatte deutlich gemacht, daß der Feuerdrache sich entschuldigen mußte. Daher regte sich der Braunhaarige nicht und blickte dem Drachen nur schweigend in die grünen Augen. Dieser schwebte noch ein wenig näher an Kenny heran und fing dann auf einmal an, leise zu fauchen.
Und obwohl Kenny ihn nicht verstand, hörte er doch deutlich den entschuldigenden Unterton heraus.
Daher lächelte er schließlich verzeihend und sagte dann: „Ist ja schon gut. Mir ist ja nichts passiert – ich hab' mich nur erschreckt, das ist alles."
Tharn sah Kenny noch einige Sekunden lang an, als überlege er, was dessen Worte zu bedeuten hätten, doch dann hatte er offensichtlich verstanden. Einen Moment später schwebte er näher an Kenny heran und öffnete das Maul. Doch als dieses Mal Feuer aus seinem Maul kam, war es nicht als Angriff gedacht. Vielmehr strich es als wärmende Brise an Kennys Wangen vorbei, die er als kleines Dankeschön interpretierte.
Dann machte Tharn plötzlich eine abrupte Kehrtwendung und flog so schnell er es vermochte, zu Tyson zurück. Vor diesem begann er in der Luft zu schweben und schien mit ihm zu sprechen. Und je länger der kleine Drache bettelnd auf ihn einsprach, desto sanfter wurde der leicht verstimmte Ausdruck auf Tysons Gesicht. Für die Freunde von Tyson wurde deutlich, daß Tharn mit aller Kraft versuchte, daß Tyson ihm wieder gut wurde. Dem kleinen Drachen schien viel an der Freundschaft des Blauhaarigen zu liegen.
Und schließlich hatte er auch Erfolg, denn auf einmal wurde der Ausdruck in Tysons dunkelblauen Augen wieder so warm und liebevoll wie sonst, als er die Hände hob und den Feuerdrachen darin einschloß.
Ein zutiefst glückliches Fauchen war zu vernehmen, als Tyson sich zu seinem kleinen Freund herunterbeugte und lächelnd sagte: „Hör auf, dich bei mir zu entschuldigen, Tharn. Mir hast du schließlich nichts getan."
Seine Stimme wurde ernster, als Tyson fortfuhr und mahnend zu dem Minidrachen sagte: „Aber denk' daran, Tharn – alle, die hier versammelt sind, sind meine Freunde und daher darfst du ihnen nichts tun. Du mußt hier in dieser Welt sehr vorsichtig mit deinen Kräften umgehen. Selbst dein kleinster Flammenstoß hätte sie schwer verletzen können – und das will ich nicht.
Sie alle bedeuten mir sehr viel.
Doch deshalb wird meine Zuneigung zu dir nicht geringer – oder die zu Dryrd, Lyra oder den Anderen. Dryrd wußte das und akzeptiert es auch. Folge bitte seinem Beispiel, mein Kleiner."
Ein kleinlautes Kreischen antwortete auf Tysons Mahnung, das seine Worte aber bestätigte. Dann erhob sich der rote Drache aus Tysons Händen, flatterte näher an ihn heran und schmiegte sich kurz an ihn.
Dann erhob sich Tharn wieder in die Lüfte und begann, die Gruppe aus Freunden neugierig zu umkreisen, welche ebenso neugierig, aber auch noch immer ziemlich fassungslos darüber, was für Überraschungen sich ihnen an diesem Tage alles darboten, zurückblickten.
Währenddessen wandte sich Tyson an Kenny, der sich inzwischen mit Kais Hilfe vom Boden erhoben hatte. Nähertretend fragte Tyson: „Ist auch wirklich alles in Ordnung mit dir, Kenny?"
Als dieser bestätigend nickte, lächelte Tyson erleichtert und kam vor seinem Freund zum Stehen. Dann meinte er: „Als kleinen Ausgleich für den erlebten Schrecken", breitete auf einmal seine Schwingen aus und schloß seinen überraschten Gefährten dann behutsam darin ein.
Im nächsten Augenblick war Kenny von den schimmernden Federn umhüllt, die ihn weich und beschützend umgaben – und in dem Jungen Geborgenheit weckten. Das sanfte Licht, welches von Tysons Schwingen ausging, schien ihn vor allem Bösen auf der Welt zu bewahren. Es war eine unglaubliche Erfahrung, die Kenny machte – für ihn gab es während der Augenblicke, in denen er von Tysons Flügeln eingehüllt war, nur Wärme und Glück, welches ihn bis tief in seine Seele hinein erfreute.
Schließlich trat Tyson jedoch wieder einen Schritt zurück und streifte dabei mit dem rechten Flügel versehentlich Kai, der noch immer in Kennys Nähe stand. Doch der ältere Junge beschwerte sich nicht – ganz im Gegenteil.
Denn als die dunkelblauen Federn an seinem Gesicht entlangstrichen, konnte auch Kai deren unglaubliche Weichheit und Wärme spüren, die Kenny ganz verzaubert hatte. Ein wunderbares Gefühl, welches Kai vermißte, kaum, daß es geendet hatte.
Die ganze Aktion hatte nur wenige Sekunden gedauert, so daß ihre Freunde Kenny und Kai etwas verwundert anschauten – verblüfft über den Ausdruck von Freude in ihren Augen. Doch bevor einer der Gefährten die Beiden darauf hätte ansprechen können, wurde ihr Augenmerk auf eine weitere neue Person gelenkt, die sie bis dahin noch gar nicht bemerkt hatten.
Dryrd.
Der kleine türkisfarbene Drache hatte bis jetzt keinen Laut von sich gegeben oder in anderer Art und Weise auf sich aufmerksam gemacht. Vielmehr schien er sich damit zufriedenzugeben, ruhig auf Tysons Schulter zu sitzen, wo er es sich in dem Augenblick bequem gemacht hatte, in dem sich Tharn bei Kenny entschuldigen mußte. Denn als Tyson seine Arme, die er, seit er ihren Absturz verhindert hatte, schützend um die zwei Drachen geschlossen gehalten hatte, öffnete und Tharn daraus emporflatterte, hatte Dryrd dies zum Anlaß genommen, auf die Schulter des Blauhaarigen zu klettern – und von dort aus das weitere Geschehen zu beobachten.
Doch nun hatte Max ihn entdeckt und trat auf Tyson zu, um dessen kleinen Freund näher zu begutachten. Wenige Schritte von seinem besten Freund entfernt blieb Max jedoch etwas zögernd stehen, bevor er Dryrd vorsichtig ansah.
Tyson fiel das Zögern des Blonden auf, daher streckte er ihm die Hand entgegen und meinte lächelnd: „Komm ruhig näher, Max. Dryrd ist nicht so unberechenbar und eifersüchtig wie Tharn. Er wird dir nichts tun."
Auf diese beruhigenden Worte hin trat Max tatsächlich näher an seinen Freund heran, denn Dryrd zog ihn irgendwie an – es war, als hätten sie eine Verbindung zueinander, die der blonde Junge nur noch nicht richtig identifizieren konnte. Neugierig blickte Max nun aus der Nähe auf Dryrd, wobei es ihn überraschte, wie sehr er dieses ihm unbekannte und so fremde Wesen doch gleich mochte.
Wie Tharn schien Dryrd Tysons Gegenwart sehr zu genießen und an ihm zu hängen. Dies wurde an der Art und Weise deutlich, wie es sich der kleine Drache unter den langen dunklen Haaren ihres Freundes bequem gemacht hatte und sich an den Hals des Blauhaarigen schmiegte. Das machte ihn für Max um so sympathischer.
Doch das war noch nicht alles. Vielmehr spürte Max immer mehr, daß Dryrd und er eine geheimnisvolle Verbindung hatten – ganz so, als hätten sie etwas miteinander gemeinsam.
„Es ist euer Element – das Wasser – was euch verbindet", erklang Tysons ruhige, sanfte Stimme in diesem Moment an Max' Ohr, woraufhin dieser seinem besten Freund erstaunt in die dunkelblau leuchtenden Augen schaute, die warmherzig zurückblickten.
„Dryrd ist ein Wasserdrache. Ein noch ziemlich junger Drache, aber er hat dennoch schon große Kräfte und einen Anflug der Weisheit, die seine Eltern auszeichnet. Er ist sehr talentiert, wie er gerade wieder bewiesen hat." Bei diesen Worten blickte Tyson den türkisfarbenen Minidrachen auf seiner Schulter liebevoll an, während in seiner Stimme ein nicht zu überhörender Unterton von Stolz mitschwang. Auch die sanften Augen des Blauhaarigen leuchteten.
Erstaunt blickte Max Tyson wegen dieser Worte an, und schüttelte dann verwirrt den Kopf. „Was meinst du damit, er wäre talentiert?"
Tyson lächelte Max an, als er dessen Verblüffung bemerkte.
„Ich wollte damit sagen, daß Dryrd eine ziemlich Leistung vollbracht hat, mit Tharn hierher zu gelangen. Selbst für Dragoon und mich ist es nicht einfach, die Barriere zwischen den Dimensionen zu überwinden.
Daß die Beiden es geschafft haben, ist ein Beweis für ihre magischen Fähigkeiten – und auch für ihren Teamgeist. Ich bin sehr stolz darauf, daß sie ihre Talente und Kräfte zusammengetan haben.
Auch wenn ich mir sicher bin, daß Dryrd allein niemals auf so eine gefährliche Idee gekommen wäre. Nicht wahr, mein kleiner Freund?"
Dryrd fauchte leise; es klang wie eine Mischung aus Entschuldigung und kleinlauter Rechtfertigung, fand Max. Tyson begann verschmitzt zu lächeln, als er die Worte des Drachen vernahm, bevor er diesen mit der Hand leicht über das türkisschimmernde Fell strich.
„Du solltest versuchen, dich besser gegen Tharn durchzusetzen, Dryrd. Sonst tanzt er dir irgendwann auf der Nase herum; und dabei bist du doch der Ältere von euch beiden."
Dann fügte Tyson, wieder ernster, hinzu: „Und sonst auch der Vernünftigere – was habt ihr euch nur dabei gedacht, die Dimensionsbarriere überwinden zu wollen? Es hätte euch sonstwas passieren können, und ich hätte nicht gewußt, wo ihr seid und ob es euch gutgeht. Ich hätte mir Sorgen gemacht – genauso wie unsere Freunde!" Die letzten Sätze klangen etwas tadelnd, aber vor allem besorgt.
Es schien, als hätten die zwei Drachen ein hohes Risiko auf sich genommen, hier in diese Welt zu kommen, erkannten die Jugendlichen, die sich Max, Tyson und Dryrd genähert hatten, um deren Unterhaltung besser verfolgen zu können.
In diesem Moment erklang ein leises Kreischen, das jedoch nicht von Dryrd stammte. Vielmehr kam es von Tharn, der noch immer die Gruppe der versammelten Freunde umkreiste, sich nun jedoch zum Landen entschloß. Was im nächsten Augenblick Verwunderung auslöste, war der Platz dafür.
Der kleine rote Drache flatterte nämlich auf Kai zu und ließ sich dann auf dessen Schulter nieder, von wo aus er einen guten Blick auf Tyson hatte, der ganz in der Nähe seines Teamchefs stand. Dabei machte der Minidrache ganz den Eindruck, als würde er sich dort sicher fühlen, auch wenn er Kai bis vor wenigen Minuten noch gar nicht gekannt hatte.
Kai war in der ersten Sekunde etwas erstarrt, als er plötzlich das Gewicht des Feuerdrachen auf seiner Schulter spürte, doch machte es ihn zugleich irgendwie froh, daß Tharn ihm anscheinend soviel Vertrauen entgegenbrachte, bei ihm zu landen. Und auch dem Jungen mit dem graublauen Haar ging auf, daß er – ebenso wie Max zu Dryrd – eine merkwürdige Verbindung zu Tharn verspürte.
Wie hatte Tyson seinem blonden Freund noch vor wenigen Minuten erklärt?
Es lag an ihren Elementen.
Max und Dryrd verfügten über die Macht des Wassers.
Und Kai besaß mit Dranzer ein Feuerbitbiest, was seine instinktive Verbindung zu Tharn bewies, da dieser ein Feuerdrache war.
Während seine Freunde aus den anderen Teams ihn noch leicht verwundert anblickten, konnte Kai in Tysons Augen ein zufriedenes warmes Lächeln erkennen. Für eine Sekunde war auch in den dunkelblauen Tiefen ein Hauch von Erstaunen über Tharns unerwartete Aktion zu sehen gewesen, doch Kai schien es, als würde es Tyson glücklich machen, daß seine kleinen Drachenfreunde zu seinen menschlichen Gefährten so rasch Zutrauen faßten.
Und nun sprach es Tyson auch aus, als er sich an Kai wandte.
„Tharn mag dich, Kai. Ich habe bisher noch nicht erlebt, daß er zu jemandem so rasch Vertrauen gefaßt hat wie zu dir. Er spürt ebenso wie du eure Verbindung."
Der Teamchef der Bladebreakers antwortete nicht, da er sich durch das Zutrauen des Drachen geehrt fühlte, jedoch nicht wußte, wie er das ausdrücken sollte. Der Junge fragte sich, ob Tharn es ihm erlauben würde, ihn zu berühren – denn Kai wußte instinktiv, daß er nicht so ungezwungen mit dem Feuerdrachen umgehen konnte wie Tyson. Dessen Verbindung zu Drachen lag außerhalb von Kais Verständnis.
Außerdem hatte ihnen ja der Zwischenfall mit Kenny gezeigt, daß auch ein so kleiner Drache schon eine ziemlich große Macht besaß – und mit dem Feuer sollte man ja bekanntlich nicht spielen.
Doch als wenn Tharn Kais Gedanken gelesen hätte, spürte der Junge mit dem graublauen Haar in der nächsten Minute, wie das Maul des Minidrachen vorsichtig und sanft an seinem Hals entlangstrich. Danach reckte sich der Drache ein wenig empor, um an Kais graublauen Haarsträhnen zu ‚schnuppern', bevor er sie mit einem Windstoß leicht tanzen ließ. Schließlich fauchte er leise ‚Worte' an seinem Ohr, wobei Kai diese leider nicht verstehen konnte. Fragend blickte er daher zu Tyson, denn er wußte unwillkürlich, daß es etwas über ihn gewesen war, was Tharn ‚gesagt' hatte – und er wollte unbedingt wissen, was.
Tyson hatte Tharns Aktion lächelnd beobachtet und dessen leisem Fauchen aufmerksam zugehört, woraufhin ein warmes Licht in seinen Augen erstrahlte. Als er nun Kais fragenden Blick auf sich gerichtet sah, schmunzelte er noch mehr, denn es war ungewöhnlich, daß sein Teamcaptain so offen seine Neugierde zeigte. Doch Kai war fasziniert von Tharn, so wie Max von Dryrd.
„Was hat er gesagt, Tyson?", wollte Kai nun wissen, was den Angesprochenen noch mehr lächeln ließ, bevor er antwortete.
„Er sagte, er hätte dich gern, Kai, weil du eine Wärme ausstrahlst, die ihn an seine Eltern erinnert. Und deine Haare sind blau, zum Teil jedenfalls – Tharn liebt Blau, obwohl er ein Feuerdrache ist."
„Wegen dir?", fragte Kai.
Dies bescherte ihm einen erstaunten Blick von Tyson, der im ersten Moment offensichtlich nicht genau wußte, worauf Kai hinauswollte. Dann jedoch wandte er sich dem roten Drachen zu, der weiterhin auf Kais Schulter saß und sich vertrauensvoll an diesen schmiegte.
Als der Feuerdrache jedoch Tysons Blick bemerkte, fauchte er leise, woraufhin der blauhaarige Junge zuerst verwirrt blinzelte, dann jedoch lächelte. Tharns Antwort hatte ihn verblüfft, ließ aber auch ein warmes Gefühl in ihm entstehen. Er hatte nicht gewußt, daß es wegen ihm war, daß Tharn alles Blaue besonders mochte.
Doch der kleine Drache hatte es eben offenherzig zugegeben.
‚Blau ist schön. Es ist so sanft wie du, und doch stark. Es ist meine erste Erinnerung, seit ich existiere – dunkelblaue Augen. Deine Augen, die mich so freundlich ansahen – ich liebe sie und daher auch alles, was Blau ist.'
Die Antwort, so offen und voller Gefühl, aber auch mit einer für Tharn untypischen Ernsthaftigkeit gegeben, machte Tyson erneut deutlich, wie sehr der Drache an ihm hing. Und er hatte recht, denn Tyson war bei seiner Geburt dabei gewesen und somit ein Teil von dessen ersten Erinnerungen.
Erinnerungen, die Drachen ihr ganzes Leben lang nicht vergaßen und welche stark ihre spätere Einstellung prägten. Tyson freute sich unwillkürlich sehr darüber, daß er in Tharn so positive Eindrücke geweckt hatte.
Doch nun beugte er sich zu Tharn hinüber und meinte lächelnd: „Jetzt weiß ich, wie du Dryrd immer dazu kriegst, daß er macht, was du willst...du Schmeichler."
Indem er sich wieder aufrichtete und leicht den Kopf schüttelte, wandte sich Tyson wieder Dryrd zu, der noch immer auf seiner Schulter saß und sagte zu diesem: „Ihr solltet jedoch nicht glauben, so einfach vom Thema ablenken zu können. Warum seid ihr hier? Eure Familien werden sich Sorgen machen, wenn sie euch nicht finden können. Außerdem hat Ryodoras euch doch verboten, die Dimensionsbarriere zu durchqueren zu versuchen. Also?"
Der Blick der dunkelblauen Augen wechselte zwischen dem türkisfarbenen und dem roten Drachen hin und her und verlangte eine Antwort. Doch beide Angesprochenen wichen Tysons Augen und damit auch einer Antwort auf seine Fragen aus – wobei sie selbst für Tysons sechzehn Freunde, die überhaupt keine Ahnung von Drachen-Mimik hatten, ein wenig verlegen wirkten.
„Ich glaube, sie sind wegen dir hier, Tyson", meldete sich Johnny nach einer Weile, als klarwurde, daß Dryrd und Tharn sich nicht trauten, zu antworten. Der Hinweis auf Ryodoras – wer auch immer das sein mochte – schien den Beiden die Sprache verschlagen zu haben.
Doch Johnny hatte ebenso wie der Rest der Jugendlichen bemerkt, wie glücklich und zufrieden Tharn und Dryrd in Tysons Anwesenheit waren – daher hatte er seine Vermutung einfach ausgesprochen. Nun trat der junge Schotte näher an Kai heran, sah Tharn einen Moment in die grünen Augen und lächelte den Minidrachen dann an. Auch er verspürte eine instinktive Verbindung zu Tharn, da auch er mit Salamalyon über ein Feuerbitbiest verfügte.
„Wegen mir?", fragte Tyson leicht ungläubig. „Aber ich habe ihnen doch versprochen, bald wieder zurückzukommen!" Indem er Dryrd anblickte, der schüchtern fauchte, was eher wie ein leises Jammern klang, meinte Tyson: „Ein Versprechen bindet, mein Freund. Ich wäre ganz sicher gekommen – ich dachte, ihr hättet mehr Vertrauen zu meinem Wort."
Diese leicht traurigen Worte versetzten die zwei Drachen in Aufregung.
Während Dryrd Tyson entsetzt anblickte, erhob sich Tharn abrupt von Kais Schulter, wodurch er diesen leicht ins Schwanken brachte – und flog zu Tyson. Bei diesem angekommen, begann auch er verstört zu kreischen, als wollten die Zwei Tyson unbedingt davon überzeugen, daß sie ihm vertrauten.
„Tyson!", erklang plötzlich Max' Stimme. „Nur, weil sie dir gefolgt sind, heißt das doch nicht, daß sie dir nicht vertrauen. Ich denke vielmehr, daß sie dich schrecklich vermißt haben. Schau sie dir doch an! Sie sind doch noch Kinder und sie hängen an dir – da sind sie einfach ihrem Gefühl gefolgt und haben nicht an die vielleicht auf sie lauernden Gefahren gedacht!"
Dryrd, der Max aufmerksam zugehört hatte, wandte sich nun wieder Tyson zu, der zwischen ihm, Tharn und Max hin- und herblickte und etwas erleichtert schien, als er diese Auslegung des Verhaltens der zwei Drachen hörte.
Nun war auch Rays Stimme zu vernehmen, der zu Max trat und sagte: „Außerdem sollte dich ihr Verhalten doch gar nicht wundern, Tyson. Das erinnert mich nämlich stark an dich – du handelst doch auch stets nach dem, was dein Gefühl dir sagt!"
„Aber sie sollen mir doch nicht alles nachmachen!", rief Tyson aus, wobei jedoch der genervte Unterton nur gespielt war. Das Lächeln in seinen Augen sagte aus, was er empfand – Liebe und Freundschaft für die zwei Wesen vor ihm.
Als Tharn bemerkte, daß Tyson ihm und Dryrd nicht böse war, fauchte er erleichtert und strich mit seiner Schnauze an Tysons Gesicht entlang, der daraufhin streichelnd über den Kopf des Minidrachens fuhr.
Auch Dryrd bekam ein sanftes Streicheln, wonach Tyson jedoch meinte: „Aber hier könnt ihr leider nicht bleiben, ihr Beiden. So gern ich euch auch hierbehalten möchte, aber unsere Freunde werden sich Sorgen machen. Und außerdem würdet ihr den Menschen Angst machen, da es in dieser Welt keine Drachen gibt, versteht ihr?"
Ein leises Jammern war von den Minidrachen zu hören, was unwillkürlich Mitgefühl in den Freunden weckte, die sahen, wie traurig Tharn und Dryrd wurden, als Tyson sie wieder zurück in ihre Welt schicken wollte.
„Ich bin doch bald wieder da", tröstete Tyson Tharn, der hin- und herflatterte und traurig kreischte. Auch Dryrd fauchte leise und unglücklich vor sich hin. Selbst die Jugendlichen, welche die zwei Drachen nur erst wenige Minuten kannten, fühlten leise Traurigkeit in sich emporsteigen, daß diese faszinierenden Wesen sie so bald schon wieder verlassen würden. Besonders Kai, Johnny und Max würden die zwei Minidrachen vermissen, zu denen sie nach so kurzer Zeit schon eine Verbindung spürten.
Doch sie alle wußten, es war das Beste so für Dryrd und Tharn.
Daher widersetzte sich auch keiner, als Tyson Anstalten machte, ein Dimensionsloch zu öffnen, um Tharn und Dryrd den Weg nach Hause zu ebnen. Tharn landete nochmals auf Kais Schulter und fauchte ihm und Johnny einen leisen Abschied ins Ohr. Dryrd tat das gleiche bei Max, bei dem er sich ebenfalls wohlfühlte.
Der blonde Bladebreaker trug den türkisfarbenen Drachen in den geöffneten Handflächen und stellte erstaunt fest, daß er nur um wenige Zentimeter größer war als Tharn – also auch noch sehr jung. Die beiden Freunde hatten ein großes Abenteuer gewagt, um Tyson zu finden – ein Beweis für ihre Treue, die sich schon in so jungen Jahren entwickelt hatte. Doch es zeigte Max, daß sich sein bester Freund auch in Dragokalya enge Freundschaften aufgebaut hatte.
Tyson war einige Schritte von seinen Freunden weggegangen, damit er sich besser konzentrieren konnte – es war nämlich gar nicht so einfach, einen Zugang in die Welt von Dragokalya zu öffnen. Dazu benötigte man schon recht große magische Kräfte, wodurch es Tharn und Dryrd auch nur gemeinsam gelungen war, Tyson hierher zu folgen.
Beobachtet von seinen Gefährten, schloß Tyson kurz die Augen, um seine magischen Kräfte zu sammeln, die es ihm erlauben würden, die Barriere zu überwinden. Dann öffnete er die Augen wieder, hob die Hände und machte mit ihnen eine Bewegung, die für seine Freunde aussah, als würde er etwas öffnen.
Es wirkte, als würde Tyson ein unsichtbares Schloß öffnen, um damit eine Tür freizugeben, welche die zwei Welten miteinander verband.
Und nur wenige Augenblicke später entstand vor den erneut verwundert blickenden Jugendlichen ein dunkelblau wirbelndes Loch, welches sich aber rasch beruhigte und den Blick auf eine fremdartig anmutende Landschaft freigab.
Dragokalya präsentierte sich Tysons Freunden von einer märchenhaften Seite.
Im Hintergrund konnten sie mächtige, schneebedeckte Bergketten ausmachen, doch genau vor ihren Augen erstreckte sich eine blumenübersäte Wiese – auf welcher sich Geschöpfe tummelten, die den Freunden bisher nur aus Fantasiegeschichten bekannt waren.
Einhörner, Drachen und weitere Fabelwesen genossen einträchtig die Ruhe und den Frieden, der selbst über diese Distanz noch für die Mitglieder der Bladebreakers, All Starz, White Tigers und Majestics zu spüren war. Eine wunderschöne Welt.
Doch gerade, als Tyson sich zu Tharn und Dryrd umwandte, um sich von ihnen zu verabschieden, geschah auf einmal etwas Ungewöhnliches – aus Richtung der Berge flog mit rasender Geschwindigkeit eine leuchtende Kugel auf sie zu.
Direkt auf die Freunde zu, bemerkten diese erstaunt – und das, obwohl Tyson das Tor doch gerade eben erst geöffnet hatte. Es schien, als wäre das leuchtende Etwas auf dem Weg zu ihnen.
Ja, das war Part I. (*völlig geschafft ist vom vielen Tippen*) Wie es wohl weitergeht? Wer weiß. (*grinst*)
Danke für die lieben Kommis! (*total happy ist*) Mehr davon haben will! (*schon süchtig ist*)
Nebula Umbra: Danke für deine Kommis, auch zu den anderen Stories!
asa-chan: Du magst es? (*freu, freu*) Danke, danke. Und natürlich kommt Shonen-Ai! (*absoluter Fan davon ist*) Und keine Sorge wegen des Pairings! (*Kai und Tyson zusammen liebt*) Bei mir gehören Kai und Tyson einfach zusammen, auch wenn viele eher Ray und Kai mögen! Davon hab ich schon soo viel gelesen, daß ich einfach nicht anders konnte, als mein Lieblingspairing mal wieder ins Spiel zu bringen! Bei meinen Shonen-Ai Storys zu Beyblade wird Kai immer mit Tyson zusammenkommen (früher oder später...)
CU, Dragon's Angel
