Hello, hello! Here we are again!
Auch wenn mich nicht gerade die schreckliche und gefürchtete Schreibblockade erwischt hatte, so machte ich während der letzten Tage doch meinem Sternzeichen (*Zwilling*) mal wieder alle Ehre! (*seufz*) Ist halt nicht so einfach, bei einer Story zu bleiben, wenn einem so viele andere Ideen im Kopf herumschwirren, die unbedingt aufgeschrieben werden wollen! Aber ich habe es geschafft und hier ist nun der erste Teil von Part 2!
Viel Spaß!
Ach ja, für den Disclaimer und sonstige Sachen - siehe Kapitel 1!
Auch Tyson hatte gesehen, was seine Freunde so erstaunt reagieren ließ; doch im Gegensatz zu ihnen war er nicht erstaunt, sondern sofort besorgt. Denn er wußte, was das Leuchten, das auf sie zukam, zu bedeuten hatte. Und es machte ihm Sorgen, es zu sehen, denn das konnte nur Unglück bedeuten.
Wenige Sekunden später hatte sich die leuchtende Kugel so weit genähert, daß man erkennen konnte, was es war – ein sehr kleines Wesen, das so stark mit den Flügeln flatterte wie es nur konnte.
Es schien es sehr eilig zu haben.
Und dazu hatte es wohl auch allen Grund, denn über den Bergen braute sich nun so etwas wie ein Gewitter zusammen – vor dem es wahrscheinlich auf der Flucht war, nahmen Tysons Freunde an.
Tyson dagegen besah sich das ‚Gewitter' mit sorgenvollen Augen, denn er wußte, daß dies nicht normal war. Eine dunkle Vorahnung regte sich in ihm und sagte ihm, daß etwas Schreckliches passieren würde.
In diesem Moment war das flatternde Wesen jedoch bei Tysons Dimensionstor angelangt und schoß, so schnell es konnte, einfach hindurch.
Schon war es inmitten der Freunde, die dieser neuen Besucherin aus der geheimnisvollen Welt von Dragokalya neugierig entgegensahen. Sie alle konnten das fremde Wesen nicht so einfach identifizieren, da es so schnell hin- und herflatterte, als hätte es noch immer große Angst vor etwas.
Doch dann trat Tyson wieder auf seine Freunde zu und rief: „Anthyra!"
Daraufhin beruhigte sich das Wesen etwas und flatterte auf Tyson zu, wo es sich in seiner erhobenen rechten Handfläche niederließ. Sorgenvoll betrachtete Tyson sie, während sich seine Freunde neugierig um ihn drängten, um einen Blick auf das unbekannte Wesen zu werfen.
Auch Lillian trat nun wieder zu den Freunden, da sie ebenfalls eine Ahnung hatte, wer sie hier besuchen kam. Und ebenso wie Tyson machte es ihr Sorgen, obwohl sie nicht annähernd so genau wußte wie ihr Neffe, welche Schwierigkeiten damit auf sie zukommen würden.
Doch als sie einen Blick auf das Wesen in Tysons Hand geworfen hatte, wurde sie leicht blaß.
„Eine Drachenfee! Aber sie dürfte gar nicht hier sein..."
Der Blick, den Tyson ihr daraufhin zuwarf, sprach von großer Sorge – so, als würde er etwas spüren, was ihn in Alarm versetzte. Doch bevor er oder einer seiner Freunde noch etwas zu Lillians Worten sagen konnte, zuckte Tyson auf einmal schmerzhaft zusammen.
Im nächsten Moment kam ein unterdrücktes Keuchen über seine Lippen, während er sich unter den plötzlich auftretenden Qualen zusammenkrümmte. Die kleine Fee flatterte entsetzt aus seiner Handfläche empor, doch Tyson achtete überhaupt nicht mehr auf sie. Er war viel zu sehr auf die Schmerzen konzentriert, die sein Herz zusammenpreßten, als läge ein Ring aus Eisen darum.
Er fühlte sich plötzlich ganz schwach und brach in die Knie, während seine um ihn versammelten Freunde gar nicht wußten, was sie tun konnten, um ihm zu helfen. Geschockt und entsetzt beobachteten sie, wie Tysons blauleuchtende Schwingen auf einmal ihre Farbe verloren und grau wurden. Das Schimmern, welches sie umgeben hatte, flackerte, als kämpfe es gegen etwas Unsichtbares an – bevor nach einer Weile die Federn langsam wieder ihr warmes Dunkelblau annahmen. Dies geschah jedoch nur zögernd und es wirkte, als koste es Tyson viel Kraft, seinen Flügeln wieder ihre ursprüngliche Farbe zurückzugeben.
Nun kam wieder Leben in Kai, Max und Ray, die zu ihrem Teamgefährten liefen und sich aufgeregt neben ihm in der Hocke niederließen.
„Tyson! Was ist passiert?", rief Ray besorgt aus.
„Wie geht es dir?", wollte Kai wissen, während Max nur schweigend Unterstützung anbot, indem er Tyson eine Hand auf die Schulter legte.
Auch ihre anderen Freunde hatten sich nun bei den Vieren versammelt und wollten ebenfalls wissen, wie es Tyson ging. Dieser antwortete jedoch nicht sofort, denn er war noch zu beschäftigt mit den Qualen, die durch ihn hindurchgeschossen waren und erst langsam in ihrer Intensität nachließen.
Tyson atmete noch ein paar Mal tief durch, um sich zu beruhigen, doch er spürte große Traurigkeit in sich aufsteigen. Er wußte nun, daß wirklich etwas Schreckliches in Dragokalya geschehen war.
Dann hob er den Kopf und seine Freunde spürten einen schmerzhaften Stich in ihren Herzen, als sie den Schmerz und die Traurigkeit in den sonst so fröhlich blickenden Augen sahen. Etwas hatte Tyson tief verletzt, das fühlten sie alle sofort. Keiner der Jugendlichen konnte sagen, was den Blauhaarigen so schmerzte, doch in seinen Augen konnten sie lesen, daß es etwas Wichtiges war. Es schien ihnen fast, als hätte er gerade jemanden verloren, der seinem Herzen nahe gewesen war.
Tyson, der blicklos an seinen Freunden vorbeisah, stützte sich mit einer Hand am Boden ab, während er die andere auf sein Herz gelegt hatte, welches noch immer wehtat, obwohl der Augenblick der größten Qual vorbei war.
Nun spürte der Junge nur noch große Trauer in sich, die sich wellenförmig in ihm ausbreitete und Tränen in den dunkelblauen Augen schimmern ließ. Ein Gefühl von Leere war auf einmal an einer Stelle in seinem Herzen, die sich so bald nicht wieder würde füllen lassen, das wußte Tyson ganz genau.
Während er sich langsam, gestützt durch Kais Arm, wieder erhob, richtete Tyson den Blick erneut auf das von ihm kurz zuvor geschaffene Dimensionstor, durch welches er Dragokalya sehen konnte. Und obwohl er es nicht in Wirklichkeit erblickte, machte Tyson im nächsten Augenblick eine Art körperloser Reise zu dem Platz, an dem das schreckliche Ereignis stattgefunden hatte, dessen Auswirkungen im fast das Herz zerrissen.
Von einer Sekunde zur anderen fühlte sich Tyson in die schneebedeckten Berge versetzt, die seine Freunde durch das Dimensionstor ganz in der Ferne sehen konnten. Es war, als schwebe er über den schroffen Bergen, die mit ihren Gipfeln sogar fast den Himmel zu berühren schienen. Ein Plateau mit einer riesigen Höhle kam in Sicht und Tyson fühlte, wie der Schmerz in seiner Brust zunahm, als er bestätigt sah, was er schon befürchtet hatte.
Igrandor.
Der alte und weise Eisdrache lag vor seiner Höhle in seinem Blut. Viele Wunden bedeckten seinen mächtigen Körper, dessen eisblaues Fell nun nicht mehr so weich und flauschig aussah wie Tyson es in Erinnerung hatte. Vielmehr war es blutüberströmt und offenbarte schreckliche Verletzungen.
‚Er wird sterben!', fuhr es Tyson durch den Kopf, während sein Geist auf Igrandor zuschwebte. Dieser Gedanke löste erneute Trauer in ihm aus, aber auch den Wunsch, dem weisen Drachen zu helfen, wenn er es vermochte.
Eigentlich hatte Tyson angenommen, niemand würde ihn bemerken, doch auf einmal, als er schon nahe bei dem Eisdrachen angelangt war, hob dieser auf einmal mit sichtlicher Anstrengung den mächtigen Schädel.
„Hüter", klang im nächsten Augenblick seine grollende Stimme auf, womit bewiesen war, daß er Tyson sehen konnte. Dieser machte sich keine weiteren Gedanken über die Art und Weise, wie er hierher gelangt war, sondern eilte rasch weiter auf seinen Freund zu. Bei diesem angekommen, fiel Tyson neben dem Drachen auf die Knie und schlang seine Arme um diesen. Vorsichtig drückte er sich an den Eisdrachen, der nur noch sehr schwerfällig atmete und immer mehr an Kraft verlor.
„Igrandor! Was ist denn nur mit dir passiert?", wollte Tyson nun wissen, während er voller Angst die vielen Wunden an dem riesigen Körper betrachtete. In ihm zog sich alles zusammen, als er merkte, wie stetig Blut aus den Verletzungen rann und sich in einer Pfütze sammelte.
„Hüter!", erklang erneut Igrandors Stimme. „Du bist gekommen."
„Aber natürlich, Igrandor", erwiderte Tyson, denn obwohl er nicht wußte, wie er zu diesem Plateau gelangt war, wo er doch vor einer Sekunde noch bei seinen Freunden gewesen war, sagte ihm doch sein Herz, daß es genau so richtig war. Sein Platz war jetzt hier, bei Igrandor.
„Sag mir, wie ich dir helfen kann, Igrandor", bat er den riesigen Drachen, der daraufhin jedoch nur schwach den Kopf schüttelte. „Was kann ich tun, damit es dir wieder besser geht?"
„Du kannst mir nicht helfen, Hüter", sagte Igrandor, wobei seine Stimme schon sehr schwach klang. „Mein Leben ist bald zu Ende. Doch ich muß dir vorher noch etwas Wichtiges sagen – etwas sehr Wichtiges."
„Du darfst nicht sterben!" Es war ein Aufschrei aus tiefster Seele, der Tyson entwich. Schmerz und Trauer klangen darin mit, sowie die innere Qual, nichts unternehmen zu können, um seinen Freund zu retten.
„Bitte, Igrandor. Kämpfe um dein Leben! Was soll denn werden aus den Eisbergen, wenn du nicht mehr dabist, sie zu schützen? Und was wird...", Tysons Stimme war immer leiser geworden, während er sprach, „...was wird aus uns? Ohne deine Weisheit geht ein Teil von Dragokalya für immer verloren."
Tränen rannen aus Tysons dunklen Augen, während er sich an den alten Eisdrachen schmiegte, der ihm jetzt den mächtigen Kopf zuwandte und ihn vorsichtig anstupste.
„Du darfst die Hoffnung nicht verlieren, Hüter."
Igrandors Stimme war leise, aber dennoch drang sie klar und deutlich an Tysons Ohren, der aufmerksam lauschte, als er merkte, daß der Eisdrache ihm etwas Bedeutsames sagen wollte.
„Die Hoffnung in deiner Seele ist deine Stärke, ebenso wie das innere Licht und die Wärme deines Herzens. Bewahre dir diese seltenen Gaben, Hüter, denn sie werden der Schutzwall sein, den Dragokalya brauchen wird.
Bitte, hör mir jetzt zu, denn ich habe nicht mehr viel Zeit. Das, was ich dir jetzt sage, ist von höchster Wichtigkeit – du wirst dieses Wissen brauchen, um Dragokalya vor der Vernichtung bewahren zu können.
Unser Feind ist wieder aufgetaucht; der Feind, der vor fast zwanzig Jahren besiegt wurde und der für immer vernichtet schien. Nur wenige der Weisesten unter den Geschöpfen Dragokalyas wußten jedoch, daß eines Tages wieder die Zeit kommen würde, wo wir erneut gegen ihn würden antreten müssen, um unsere Welt vor der Zerstörung zu retten – vor ihm, dem schwarzen Schatten.
Warne Dragokalyas Bewohner vor Druus, denn er wird wieder alles daran setzen, Zerstörung und Unheil zu verbreiten. Bis Dragokalya vernichtet ist oder er bekommen hat, was er verlangt.
Das, wonach er sucht, darf er niemals in die Hände bekommen, denn das wäre das Ende nicht nur unserer Welt. Er bekäme damit die Macht, auch andere Welten zu erobern – er wäre unbesiegbar.
Hüter, du mußt dich vorsehen! Seine Macht ist bis jetzt noch nicht vollständig, denn er braucht die Kraft der Drachen, um zu erstarken – dennoch ist der Schatten über unserer Welt eine Gefahr, die nicht zu unterschätzen ist!
Ich bitte dich, rette Dragokalya! Aber sei auch sehr vorsichtig, denn deine Existenz ist ebenfalls von großer Wichtigkeit für unsere Welt, Hüter. Vielleicht sogar noch mehr, als uns bewußt ist..."
Tyson hatte Igrandors Worten aufmerksam gelauscht und versuchte, alles zu verstehen, was der weise Drache ihm sagte. Dessen Stimme war immer leiser geworden, je mehr er sprach, denn er wurde immer schwächer.
Nun fuhr der mächtige Drache mit seinem Maul nochmals sanft an Tysons Gesicht entlang, der sich nur schweigend an ihn schmiegte und verzweifelt überlegte, wie er Igrandor doch vielleicht noch das Leben retten konnte.
„Verzweifle nicht an meinem Tod, Hüter", sprach der Eisdrache.
„Es war vielleicht nicht diese Art, wie ich sterben wollte, doch wenn es so sein soll, ist es mir recht. Ich habe viel gesehen während der langen Jahre meines Lebens; dennoch ist die Begegnung mit dir eines der wundervollsten Erlebnisse gewesen, die es gab. Tyson..."
Der Angesprochene merkte auf und sah Igrandor aus Augen an, aus denen Tränen liefen, die der Blauhaarige nicht unterdrücken konnte. Doch daß der Eisdrache ihn bei seinem richtigen Namen nannte – bei seinem Erdennamen – bedeutete ihm viel.
„Tyson", wiederholte Igrandor schwach.
„Du mußt sehr stark sein während der folgenden Monate, denn es wird ein schwerer Kampf losbrechen. Dragokalya wird lange Zeit nicht mehr Frieden finden; erst, wenn Druus endgültig besiegt ist, wird es auf dieser Welt wieder friedlich sein. Bis dahin aber wirst du alle Kraft und innere Stärke brauchen, die in dir ist.
Doch verzweifle nicht, denn es werden immer Freunde an deiner Seite sein, die dir beistehen. Du wirst niemals allein sein, vergiß das nicht.
Ich bitte dich, paß auf all jene auf, die uns am Herzen liegen – beschütze sie mit all deiner Kraft, Tyson. Nutze deine Magie und Macht dazu, junger Krieger.
Es war mir eine Ehre und tiefe Freude, mit dir Freundschaft zu schließen, Sohn der Blutlinie von Nordam. Die Em'Shalsar waren stets ganz besondere Wesen und ich weiß, du wirst ihnen große Ehre machen.
Leb wohl, mein Freund."
Damit verstummte Igrandor, der alte weise Drache des Nordens. Der Beschützer der Eisberge war gestorben und nahm damit einen Teil von Dragokalyas Geschichte mit sich. Für immer.
Tyson dagegen kauerte noch eine geraume Weile neben seinem Freund, während er den Tränen freien Lauf ließ, welche durch den Schmerz und die Leere in seinem Herzen ausgelöst wurden. Schließlich jedoch richtete er sich auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
Dann fuhr er nochmals mit der Hand durch das eisblaue Fell, welches noch so viel von Igrandors Wärme ausstrahlte. Bald schon würde der mächtige Körper jedoch so kalt sein wie die Umgebung, über die sein Besitzer geherrscht und die er beschützt hatte.
Mühsam gegen die Tränen ankämpfend, beugte sich Tyson ein letztes Mal zu dem stillen Körper hinunter und legte seine Wange an das weiche Fell.
Dabei flüsterte er mit leiser, aber zu allem entschlossener Stimme: „Ich verspreche dir, alles dafür zu tun, was ich kann, damit Dragokalya sicher ist vor diesem Feind, Igrandor. Ich werde kämpfen für den Frieden und das Glück unserer Freunde, das schwöre ich. Egal, was es mich kosten wird."
Wie als Antwort auf diesen ernsten Schwur begann sich der Körper des Eisdrachen aufzulösen. Partikel für Partikel eisblauer Energie löste sich von Igrandor, bis der Drache schließlich hell aufleuchtete.
Tyson war verwundert einen Schritt zurückgetreten, doch nun schwebten die Energiepartikel auf ihn zu und umgaben ihn. Der blauhaarige Junge konnte im nächsten Moment wieder Igrandors Präsenz wahrnehmen und fühlte dessen Wärme.
~Ein letztes Geschenk von mir, Hüter. Verwahre meine Kraft und schütze meine geliebten Eisberge. Nutze die Weisheit, die meine Erfahrung dir bringt – auf diese Weise kann ich dir auch über den Tod hinaus noch helfen. Wir sind von nun an verbunden, Tyson. Also trauere nicht um mich, denn ich bin immer bei dir, mein Freund.~
Als Tyson die weise Stimme von Igrandor hörte, horchte er auf und ein trauriges, aber auch dankbares Lächeln legte sich auf seine Züge. Die Energiepartikel legten sich um seine Gestalt und dann spürte Tyson, wie ihn neue Energie durchdrang – eine alte, mächtige Energie, die ihm aber auch vertraut war.
Ja, Igrandor war jetzt bei ihm, das fühlte Tyson.
Dieses Gefühl tröstete ihn ein wenig über den Verlust dieses wertvolles Freundes hinweg, denn von nun an war der Eisdrachen ein Teil von ihm. Und die vielen Erfahrungen, die der Drache im Laufe seiner langen Existenz gemacht hatte und das Wissen, worüber er verfügt hatte, waren ebenfalls von großer Wichtigkeit für die kommenden Kämpfe.
~Ich danke dir, Igrandor~, flüsterte Tyson in Gedanken. ~Danke dafür, daß du bei mir bleibst und mir helfen willst~'
Im nächsten Augenblick fühlte Tyson, wie er wieder zu schweben begann und dann war er plötzlich wieder inmitten seiner Freunde, die ihn besorgt und leicht ängstlich anschauten.
Für sie war es aber auch eine ziemlich erschreckende Erfahrung gewesen, was in den letzten Minuten passiert war. Erst hatte Tyson auf einmal so schreckliche Schmerzen, dann spürten sie alle deutlich die große Traurigkeit ihres Freundes – und dann war er plötzlich wie in Trance.
Während der vergangenen Minuten hatte Tyson blicklos ins Leere geschaut; so hatte es jedenfalls für seine Gefährten ausgesehen. Und diese Aktion machte ihnen Sorgen, denn so kannten sie ihren sonst so lebhaften Freund nicht. Und nun...kam die nächste Überraschung.
Kai, der dicht neben Tyson stand, diesen voller Besorgnis musterte und sich fragte, wie er seinem Teamgefährten nur helfen konnte, sah plötzlich, wie sich eine Strähne von Tysons dunkelblauem Haar eisblau verfärbte. Erschrocken blickte der ältere Junge Tyson daraufhin an, doch bevor er noch etwas sagen konnte, schien Tyson auf einmal wieder in die Realität zurückzukehren. Der Blauhaarige blinzelte, als würde er aus tiefem Schlaf erwachen.
Dann sah sich Tyson um und sein Blick fiel auf Kai, der noch immer mit erstaunten Augen seine Haare musterte. Aufgeschreckt durch den besorgten Blick seines Teamchefs fragte Tyson: „Kai, was ist? Was hast du?"
„Deine...deine Haare", flüsterte der Angesprochene. „Sie haben sich verfärbt, jedenfalls an einer Stelle. Hier, sieh selbst." Mit diesen Worten hob Kai die Hand und griff in die weichen dunkelblauen Haare, um sie nach vorn zu holen. Vorsichtig trennte er die Strähne heraus, die sich ins Eisblaue verfärbt hatte und zeigte sie Tyson.
Dessen Blick wurde daraufhin traurig, aber auch ein wenig glücklich. Es schien Kai, als schwanke sein Freund zwischen Trauer und Freude und könne sich noch nicht auf eines der beiden Gefühle einlassen.
„Igrandor."
Es war nur ein Hauch, der über Tysons Lippen kam, doch die Reaktion, die darauf folgte, zeigte die Bedeutung, die der Träger jenes Namens für Tysons und seine drei Freunde gehabt hatte.
Denn kaum, daß Tharn und Dryrd den Namen vernommen hatten und bemerkten, wie sich das Haar ihres Hüters verfärbte, begannen sie leise und eindeutig unglücklich vor sich hinzujammern. Weder Max, der Dryrd noch immer in den Händen hielt noch Johnny, bei dem sich Tharn inzwischen niedergelassen hatte, konnten die zwei Drachen beruhigen. Und im nächsten Augenblick erklang ein dumpfes Grollen, welches von den Bergen widerzuhallen schien – auch Dragoon trauerte um den Eisdrachen.
Die Stimme seines Drachens ließ Tyson aufsehen und er blickte zu dem mächtigen, blauschimmernden Wesen hinüber. Dragoon hatte während der letzten Ereignisse nichts gesagt und sich am Rande der Gruppe gehalten, doch nun blickte er seinen menschlichen Freund und Hüter aus seinen stahlblauen Augen trauernd an, während er leise seinen Abschied an den weisen Eisdrachen grollte.
Als Tyson Dragoons Schmerz verspürte, krampfte sich sein Herz traurig zusammen. Er wußte, wenn es schon für ihn sehr schwer war, diesen Verlust zu verkraften, so mußte es für den blauen Drachen noch viel mehr Schmerz bedeuten. Dadurch, daß Drachen sehr alt wurden, waren auch ihre Bindungen und Freundschaften untereinander sehr eng. Und obwohl Dragoon erst mit ihm wieder nach Dragokalya zurückgekehrt war, so waren die mystischen Verbindungen unter diesen Wesen doch so stark, daß eine derartig endgültige Trennung sie sehr betrübte.
Tyson entfernte sich daher von Kais Seite, der ihn wie der Rest seiner Gefährten noch immer verwirrt über sein merkwürdiges Verhalten vor wenigen Minuten ansah und trat zu seinem Partner. Bei dem blauschimmernden Drachen angekommen, sank er auf die Knie und schmiegte sich an Dragoon, um diesen zu trösten.
Während es in seinen dunkelblauen Augen zu schimmern begann, flüsterte Tyson dem magischen Wesen zu: „Es tut mir so leid, Dragoon. Ich bin zu spät gekommen, um ihn zu retten. Ich habe versagt."
Diese von Tränen erstickten Worte rüttelten Dragoon aus seiner Trauer um den Artgenossen auf und der Drache fing sich wieder. Jetzt mußte er sich um seinen Partner kümmern, der anscheinend noch mehr litt als er. Nicht nur unter dem Verlust eines Freundes, sondern auch noch an seinen Schuldgefühlen.
Doch Dragoon war sich der Tatsache bewußt, daß Tyson alles für Igrandor getan hatte, wozu er in der Lage gewesen war. Der Tod des alten Eisdrachen war nicht zu verhindern gewesen, sonst hätte Tyson einen Weg dazu gefunden – und Ryodoras, der oberste Drache Dragokalyas, hätte ihm dabei sicher geholfen. Doch Igrandor war jetzt tot und daher hatte es keinen Sinn, sich Schuldgefühlen hinzugeben, die nicht einmal berechtigter Natur waren.
Daher hob der blauschimmernde Winddrache den mächtigen Schädel, wodurch er auf Tyson hinunterblickte, der ihn mit vor Tränen schimmernden Augen ansah. Augen, in denen unglaubliche Trauer und Schmerz geschrieben standen, aber auch ein Hauch von neuer Weisheit und Erkenntnis. Augen, welche die Kraft im Inneren des Jungen widerspiegelten – einer Kraft, die in Zukunft dringend benötigt werden würde.
~Du trägst keine Schuld an Igrandors Tod, Tyson~, grollte Dragoon seinem menschlichen Partner und Hüter daher zu. ~Was geschehen ist, ist schrecklich und kommt sehr plötzlich und unerwartet. Doch ich weiß, daß du alles getan hast, was möglich war. Und Igrandor ist nicht allein gestorben – du warst bei ihm. Das hat ihm sicher geholfen~'
Tyson war zusammengezuckt, als Dragoon ihn über ihre Gedankenverbindung kontaktierte, dann hörte er aufmerksam zu. Er war jedoch nicht so einfach bereit, seine Schuldgefühle zu vergessen – zu sehr nagte es an ihm, daß es ihm als dem Hüter der Drachen Dragokalyas nicht gelungen war, einen von ihnen zu beschützen.
~Aber es war meine Aufgabe, Igrandor zu beschützen, Dragoon! Doch ich habe schmählich dabei versagt! Kaum, daß ich der Hüter der Drachen geworden bin, stirbt einer der Größten und Wichtigsten von euch, ohne daß ich es verhindert habe~', erwiderte der Blauhaarige daher voll hilfloser Trauer.
~Das ist nicht wahr, mein Freund! Und wenn du später nicht mehr so traurig über Igrandors Tod bist, wirst du das auch erkennen, Tyson. Jetzt machst du dir große Vorwürfe, weil du es nicht verhindern konntest.
Doch vielleicht war es an der Zeit für Igrandor, zu gehen, so schmerzlich dieser Gedanke für uns auch ist. Er ist aber doch nicht völlig von uns gegangen – sondern hat dir einen Teil von sich geschenkt, auf das seine Weisheit und Erfahrung uns erhalten bleibt. Damit hat Igrandor dir zu verstehen geben wollen, daß du keine Schuld trägst!~
Die Gedankenstimme des Drachen war jetzt eindringlich und voller Güte und Weisheit, die Tyson langsam aber sicher überzeugte. Schließlich hatte doch auch Igrandor zu ihm gesagt, er wolle nicht, daß er um ihn trauere.
~Danke, Dragoon, daß du mich von meinen Schuldgefühlen befreien willst. Auch Igrandor hat sich ähnlich geäußert. Ich kann nur nichts gegen meine Gefühle tun; wenn einem von euch so etwas Schreckliches zustößt, zerreißt es mich einfach innerlich. Ich bin doch euer Hüter, ich muß euch doch beschützen! Wozu habe ich sonst dieses Amt, wenn es mir nicht gelingt, euch Drachen vor Bösem zu bewahren~, flüsterte Tyson mental seinem Partner zu, der ihm daraufhin tröstend mit dem Maul sanft an der Wange entlangstrich.
~Du bist ein guter Wächter, Tyson.~, kam die Antwort des Drachen.
~Ich kann das beurteilen, denn du bist schon so lange mein Hüter. Schon bevor du von deiner schweren Aufgabe wußtest, stand mein Wohl bei dir stets ganz weit oben, das konnte ich von Anfang an spüren. Und daher glaube mir, bist du wirklich der Richtige, die Drachen unserer Heimat zu schützen. Du wirst ihr Vertrauen nicht enttäuschen, da bin ich ganz sicher.~
Es machte Tyson sehr stolz, diese vertrauensvollen Worte von Dragoon zu hören, vor allem nach dieser Katastrophe. Igrandors Tod war ein schrecklicher Tiefschlag für den blauhaarigen Jungen gewesen, doch der Glaube seines Drachen an ihn richtete Tyson langsam wieder auf.
~Danke für dein Vertrauen, Dragoon. Du weißt gar nicht, wie sehr mir dein Glaube an mich hilft, mein Freund. Ich bin so dankbar, daß du bei mir bist...~, flüsterte er dem magischen Wesen an seiner Seite in Gedanken zu.
~Und ich werde dich auch niemals verlassen, das verspreche ich dir, Tyson. Du bist mein Partner, mein Freund und mein Hüter. Mein Vertrauen in dich wird durch nichts zu erschüttern sein, darauf kannst du bauen.
Doch jetzt solltest du dich um deine Freunde kümmern, Tyson. Sie sorgen sich um dich.~
In Gedanken nickte Tyson seinem großen magischen Freund noch einmal zu, bevor er die Augen, die er während seines stummen ‚Gesprächs' mit Dragoon geschlossen hatte, wieder öffnete. Indem er sich aufrichtete, strich er Dragoon noch einmal sanft über die Schnauze, der dies mit einem aufmunternden Schnauben quittierte. Dies ließ Tyson kurz lächeln.
Im nächsten Augenblick spürte der blauhaarige Junge, daß jemand nicht weit von ihm entfernt dastand und anscheinend auf das Ende seiner Konversation mit dem blauschimmernden Drachen gewartet hatte.
Und schon bevor er sich umdrehte, wußte Tyson mit untrüglicher Sicherheit, daß es sich bei dieser Person um Kai handelte. Doch nicht nur sein Teamchef stand dort und wartete – nein, es waren vielmehr alle seine Freunde.
Aber direkt neben Kai spürte Tyson die Präsenzen von Ray, Max und Kenny.
Sein Team, wie immer stand es geschlossen hinter ihm.
Auf wenn sie keine Ahnung hatten, was geschehen war. Sie wollten ihm helfen, so gut es in ihren Kräften stand, das fühlte Tyson ganz deutlich – und es schenkte ihm Kraft und Wärme. Diese Gefühle konnten die Traurigkeit und den Schmerz, den Tyson in sich brennen fühlte, nicht besiegen – doch es half, ihn zu lindern.
Mit einem letzten warmen Blick zu Dragoon drehte sich der Blauhaarige herum und blickte auf seine Freunde, die ihn erwartungsvoll ansahen. Doch Max hielt es nicht lange an der Stelle, als er sah, daß Tysons Aufmerksamkeit wieder auf sie gerichtet war. Daher eilte er mit schnellen Schritten auf seinen besten Freund zu, dicht gefolgt von Ray, Kenny und auch Kai.
Der Rest ihrer Gefährten hielt sich etwas weiter entfernt auf, aber stets in Hörweite, denn auch sie waren neugierig, was zu Tysons merkwürdigen Reaktionen während der letzten Viertelstunde geführt haben mochte.
Als der blonde Bladebreaker bei ihm angekommen war, konnte Tyson in den blauen Augen seines Freundes die vielen Fragen lesen, die dieser ihm so gern gestellt hätte – doch Max begnügte sich mit einem besorgten: „Geht es dir wieder gut, Tyson?"
Dies ließ Tyson lächeln. Es war nur ein schwaches Lächeln, das nicht lange anhielt und auch seine Augen nicht ganz ausfüllte, dennoch beruhigte es seine Gefährten. Immerhin war er nicht mehr ganz so traurig wie noch Minuten zuvor.
„Es geht so, Max", erwiderte Tyson seinem Freund.
„Was ist denn nur geschehen?", ließ sich nun Kenny vernehmen, der nun wie Ray und Kai dicht neben den zwei Freunden stand. Sorge, aber auch Neugier leuchtete aus den hellgrünen Augen des Computergenies.
Wieder verdunkelten sich Tysons sanfte Augen, doch bevor er etwas auf Kennys Frage sagen konnte, ertönte Roberts Stimme. „Dort kommt schon wieder etwas!"
Ja, was kommt da denn nun schon wieder? (*grinst*) (*in Deckung geht wegen der bösen Blicke*)
Ich schreib ja schon weiter, nicht böse sein! Ich denke mal, es wird nicht sehr lange dauern, bis ich den nächsten Teil posten kann (*es wirklich hofft, aber nicht sicher ist*)
Vor allem möchte ich erst einmal viele Kommis von euch, wie euch dieser Teil gefallen hat!
Nebula Umbra, asa-chan und Yuki: Danke, danke für die lieben Kommis! Ja, das Hauptpairing ist und bleibt bei mir Kai/Tyson (*die Beiden zusammen einfach liebt*) (*seufz*) (*schmacht*) (*noch mal seufz*)
Ich bin so happy, daß außer mir das Pairing auch noch Andere mögen! Ich habe bis jetzt sooooo wenige Storys mit Kai/Tyson gefunden, daß ich schon dachte, ich wäre die Einzige! (*nochmal davongekommen ist*) Immer nur Ray/Kai ist ja auch langweilig...
Tja, bis zum nächsten Chapi!
Dragon's Angel
