Date: 2. Dezember
Author: Kasseopeia
Category: Short Story
Characters/Pairing: Dobby/Winky
Genre: Humor/Romance
Rating: G
Elfenweihnacht
oder „willst Du meine Socke haben?"
„Kraaaawwuuuuuummmmm", mit einem Riesenkrach fiel ihm das Silbertablett mit dem Besteck auf den Boden. Eigentlich hätte er das Besteck vom Weihnachtsessen in der großen Halle zurück in die Schublade räumen sollen.
„Dobby!?!", mit diesem Aufschrei kam der alte Oberhauself Bandy um die Ecke gerauscht.
Erschrocken starrte der Verursacher auf dieses Dilemma. Wie konnte ihm das nur passieren? Warum ging seit den letzten 2 Wochen alles schief?
Bandy war außer sich vor Wut, sein eh schon faltiges Gesicht sah dadurch noch verknautschter aus als sonst. Kein Wunder, nichts schien diesem jungen freien Elf in letzter Zeit zu gelingen.
Dobby musste ihm innerlich recht geben, in letzter Zeit war er wohl wirklich nicht gerade Herr über sich selbst.
Dabei wusste er doch ganz genau was an seiner Seele nagte. Besser gesagt, an seinem Herzen.
Dobby hatte sich verliebt. Nein, eigentlich kannte er dieses Gefühl schon seit knapp 2 Jahren. Seit sie das erste Mal vor ihm gestanden hatte, so verzweifelt und so unglücklich.
Er hatte sich sofort zu ihr hingezogen gefühlt. Am Anfang hatte er noch gedacht, es würde damit zusammenhängen, dass sie auch frei war.
Aber, als er dann damals mit ihr im Raum der Wünsche gewesen war. Sie so in diesem Bettchen ihren Rausch ausschlief, ihm einfach so vertraut hatte. Da hatte er es erkannt.
Sie war allein. Er war allein. Jedoch, wenn er mit ihr zusammen war, dann.....
Seitdem achtete er besonders auf seine kleine Elfe. Sie hatte aufgehört zu trinken und er versuchte, ihr dieses Leben hier so angenehm wie möglich zu machen.
Ja, er liebte sie mit der ganzen Kraft seines Elfenherzchen. Er wollte eine Familie mit ihr, am liebsten lauter kleine Winkys, oder auch einen kleinen Dobby. Er wollte seiner Familie dann die große weite freie Welt mit all ihren Möglichkeiten zeigen. Ihnen beweisen, wie schön das Leben doch sein konnte.
Aber nur zusammen mit Winky.
Jetzt war die Zeit reif.
Er wollte mit Winky zusammenbleiben. Auf immer und ewig.
Er wollte ihr anbieten mit ihm die Socken zu tauschen.
In der Elfenwelt hatten sie keine besonderen Möglichkeiten, sich ihre Liebe zu beweisen. Natürlich gab es auch bei ihnen Liebe, sonst würde es ja nicht immer wieder neue Generationen von Hauselfen geben.
Elfen hatten nicht die Möglichkeit sich gegenseitig teure Geschenke zu machen. Solch ein Ring, wie damals Master Malfoy der gnädigen Frau Narzissa geschenkt hatte, auch einem freien Hauself wäre solch eine teure Geste nicht möglich gewesen.
Darum bot, seit unzähligen Elfen-Generationen, einer dem anderen ein ganz besonderes Geschenk an. Seine Socke. Nahm der andere diese an und gab dafür seine eigene zurück, dann war dies ein eindeutiges Bekenntnis.
Dobby wollte an Weihnachten Winky seine Socke geben.
Er hatte lange darüber nachgedacht. Dann hatte er einige Monate lang seinen Lohn gespart. Er hatte extra verschiedene Wolle in Hogsmeade gekauft und in den freien Stunden heimlich an der Socke für Winky gestrickt.
Ein kräftiges Gelb mit einem durchdringenden Blau, gemischt mit einem Tomatenrot. Nur die schönsten Farben sollten Winkys Herz erfreuen.
Wenn man sein gestricktes Werk ins Licht hob, konnten selbst die Sonnenstrahlen mit dem Gelb dieser Liebes-Socke nicht mithalten.
Es war für ihn die schönste Socke, die es auf dieser Erde gab. Ein für ihn würdiges Geschenk, für die hübscheste Elfe dieser Welt.
Aber er hatte Angst.
Damals, als es darum gegangen war Harry Potter zu warnen, da hatte er seine Furcht überwinden können. War sogar für einen Hauselfen richtig mutig gewesen.
Aber diesmal war es etwas ganz anderes
Er hatte Angst vor Winkys Reaktion.
Er schaffte es einfach nicht, ihr diese Socke persönlich zu übergeben.
Aber dann hatte er die richtige Eingebung gehabt.
Natürlich feierten auch die Hauselfen Weihnachten. Seitdem Professor Dumbledore Schulleiter geworden war, hatte dieser auch darauf bestanden, dass die Elfen nach dem Beseitigen der Überreste des Weihnachtsfestes zusammensaßen, um dieses Fest gemeinsam zu begehen. Er hatte ihnen sogar verboten, in dieser Nacht ihren Putzdienst zu verrichten.
Natürlich mussten sich alle hier unten an dieses Gebot halten, obwohl es den meisten widerstrebte, einfach so die Hände in den Schoß zu legen.
Es gab seit Dumbledore auch einen Weihnachtsbaum. Nicht so groß wie die, welche in der großen Halle standen. Aber dafür immer wunderschön geschmückt von Professor Flitwick, der es sich jedes Jahr nicht nehmen ließ, selbst in der Küche zu erscheinen, um sein Werk am Baum zu vollbringen.
Nachdem die Reste des Weihnachtsessens weggeräumt waren, würden sie sich alle an den Kamin setzen.
Dort hing von jedem Hauself eine Socke. Darin hatte Santa Claus seine Geschenke, auch für die Hauselfen, versteckt.
Dies war der Kernstück seines Plans.
Dobby hatte heimlich für Winky seine besondere Überraschung hinein geschmuggelt. In seinem tiefsten Innern hoffte er, dass Santa Claus ihm dies verzeihen möge, seine Socke.
Darum war er so nervös, was sollte er tun, wenn sie seinen Heiratsantrag nicht annehmen würde?
Ihm war schlecht.
Hätte er diese Aktion nicht schon vollbracht, hätte er wohl einen Rückzieher gemacht.
Endlich war der letzte Teller sauber, der Boden frisch gewischt und alles blitzte und blinkte.
Die ganze Küche duftete nach frisch gebackenen Plätzchen. Wohlige Wärme hatte sich Platz gemacht, die erwartungsvolle Spannung auf den bevorstehenden Abend hatte jeden Elf ergriffen.
Auf einen traf dies heute ganz besonders zu.
Es gab Eierpunsch. Alle Hauselfen hatten sich um den Kamin versammelt. Viele Kerzen leuchteten zur Feier des Abends. Mit erwartungsvollen Gesichtern saßen alle in einem gemütlichen Halbkreis vor der Feuerstelle.
Zum Höhepunkt des Abends sangen sie noch ein Weihnachtslied. Dann verteilte Bandy, wie jedes Jahr, die Weihnachtssocken. An jeder hing fein säuberlich ein Namensschild.
Natürlich interessierte sich Dobby nicht für seinen Strumpf. Gespannt beobachtete er seine kleine Elfe, welche sich mit roten Wangen über den Inhalt ihrer Socke gebeugt hatte.
Die Kerzen spiegelten sich in ihren wunderschönen großen braunen Augen, als Winky ihre Socke öffnete.
Die anderen Elfen waren vollauf damit beschäftigt, sich an ihren kleinen Geschenken zu erfreuen. Ein freudiges Geschnatter erfüllte den Raum.
Jedoch Dobby schaute nur gebannt zu Winky, die eben ihren Inhalt überprüfte.
Ein Aufschrei.
Dann herrschte nur noch Stille, kein einziger Fiep war in diesem Raum mehr zu hören.
Alle Elfen starrten Winky an.
Diese hatte soeben diese schöne bunte Socke ans Tageslicht befördert.
Ein erneutes Aufheulen und Winky stürmte tränenüberströmt aus dem weihnachtlich geschmückten Raum.
Verdonnert starrte ihr Dobby nach.
Was war das jetzt gewesen? Hätte sie ihm nicht einfach seine Socke zurückgeben können? Was für eine blöde Idee, dies vor allen anderen Hauselfen zu machen.
Trotzdem, solch ein Benehmen von Winky, das hatte er einfach nicht verdient. War es denn so ungehörig von ihm, so als freier Hauself um ihre Liebe zu bitten?
Entschlossen erhob er sich. Immer noch starrten ihn alle recht verdutzt an.
Er spürte diesen Widerwillen in sich, in seinem Bauch wandelte sich die Enttäuschung langsam in leichte Wut.
Nein, so einfach sollte ihm Winky nicht davonkommen. Dafür war sie ihm zumindest eine kleine Erklärung schuldig.
Dobby spürte die Blicke der anderen Elfen brennend in seinem Rücken, als er aufstand und sich auf den Weg machte ihr zu folgen. An der Tür hörte er wieder das aufgeregte Geschnatter seiner Kollegen.
Wütend und enttäuscht machte er sich auf den Weg in die Gänge der Kerker, auf die Suche nach Winky.
Er musste nicht lange gehen, bis er sie hören konnte. Dieses Aufschluchzen einer gequälten Seele war weithin zu hören.
Verstört bog er um die Ecke. Diesen Schmerz hatte er ihr eigentlich nicht mit seiner Socke zumuten wollen.
Da saß sie. In ihrer weißen Bluse, mit diesem schönen schwarzen Rock und grauen Strümpfen. In sich zusammengekauert und sie schluchzte, als ob es das letzte Mal in ihrem Leben sein würde, in seine wunderschöne Socke.
Zögernd ließ er sich neben ihr nieder und legte vorsichtig seinen Arm um sie.
Dann holte er noch einmal tief Luft.
„Winky, das ist doch nicht so schlimm, warum weinst Du denn so?"
„Ich, ich habe es mir so gewünscht...", kam stockend, mit immer wieder heftigen Aufschluchzern ihre Antwort.
Aha, aber warum weinte sie dann? Vorsichtig reichte er ihr ein Taschentuch, diese Tränen hatte seine Socke nicht verdient.
„Aaaber, von jemand anderem", schob sie stockend nach.
Unwillkürlich versteifte sich sein Arm.
Natürlich, das hätte er sich ja denken können. Sie will nicht ihn, sie möchte einen anderen Elf´, schalt er sich in Gedanken.
In Sekundenschnelle ging er alle Möglichkeiten durch. Bandy war eindeutig zu alt, aber Loui, vor dem war doch kein Geschirrtuch sicher. Nein, jetzt hatte er es, es musste Daryl sein, der schaute Winky in letzter Zeit immer mit so einem komischen Gesichtsausdruck hinterher.
Dobby seufzte tief. Wenn es doch nur nicht so schmerzen würde.
Winky schnäuzte in das Taschentuch und schaute ihn aus ihren rotverquollenen, und doch für ihn die schönsten braunen Augen auf dieser Welt, an.
„Ich will nicht Santa Claus heiraten."
Verdutzt schaute er auf sie herunter. Was hatte sie da gerade gesagt?
„Santa Claus hat mir einen Socken in meine Weihnachtssocke getan", kam verzweifelt die Erklärung von seiner deutlich verschnupften Traumelfe.
Die ganze Welt machte für ihn in diesem Moment einen Salto rückwärts, um danach wieder in ihre ursprüngliche Umlaufbahn zurückzukehren.
„Das war nicht Santa Claus", kam zögernd seine Erklärung, als Dobby seine Nebensitzerin noch enger in seinen Arm schloß. „Ich habe diese Socke da hineingetan."
„Duu?" In diesem Moment war kein Schluchzen mehr zu hören.
Dobby konnte nur noch nicken und starrte auf den alten Backstein an der Wand gegenüber.
Winky schnäuzte noch einmal in das Taschentuch, bevor sie sich hicksend an irgendwas zu schaffen machte.
Zögernd reichte sie ihm etwas und Dobby schaute verblüfft auf sie herunter.
In ihrer kleinen braunen Hand hielt Winky ihre eigene graue Socke und reichte sie ihm schüchtern.
Ungläubig starrte er auf dieses Angebot, welches sie immer noch in Händen hielt und dann auf Winky. An ihrem rechten Fuß trug sie seinen Antrag. Seine erste Socke hatte ihm die Freiheit beschert, diese brachte ihm das Glück.
Er nahm dieses für ihn graue Wunder an, streifte es sich über, bevor er sie in den Arm nahm und dann dachte er noch über beide Elfenbacken grinsend: Dieses Weihnachten, das ist das schönste auf der ganzen Welt.
