Date: 4. Dezember
Author: Godiva
Category: Short Story
Characters/Pairing: Harry/Draco
Genre: Romance
Rating: G
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Weil Weihnachten ist
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Dezember 2001
Nachdenklich schlenderte Harry durch die Einkaufsstraße. Ein riesiger künstlicher Tannenbaum stand in ihrer Mitte – von weitem erinnerte er Harry an den Baum in Hogwarts. Wehmütig lächelte er den Baum hoch, als er neben ihm stand. Natürlich war er nicht zu vergleichen mit dem prächtigen Baum in Hogwarts – mit den kleinen Pixies, die als Schmuck dienen mussten, den unvergleichlichen Nadelduft. Und die Atmosphäre der großen Halle war so viel weihnachtlicher als die der geschäftigen Innenstadt.
Muggelweihnachten war für ihn mit den Weihnachten bei den Dursleys verbunden – die kitschigen Karten in Clintons (eine besonders hässliche hatte er soeben dort gekauft für seine Tante), die Mincepies von Marks and Spencers, der künstliche Weihnachtsschmuck.
Er schreckte aus seinen Gedanken auf, als er mit einem schlanken blonden Mann zusammenstieß – geschockt sah er den Anderen an, bis dessen entschuldigendes Lächeln alle Erinnerungen an Malfoy verfliegen ließ. Harry murmelte kurz eine Entschuldigung, dann machte er sich hastig auf zur Bushaltestelle.
Im ersten Moment hatte er wirklich gedacht, Draco Malfoy stünde vor ihm. Von dem hörte man nur gelegentlich gerüchteweise er sei hier oder dort gesehen worden, aber nur Verkäufer konnten je davon berichten, mit ihm gesprochen zu haben. In letzter Minute war Draco abgesprungen und hatte Dumbledore die wenigen Information, die er kannte, gebracht. Es wurde allgemein angenommen, dass Draco Malfoys plötzliche Einsicht wenig mit Überzeugung zu tun gehabt hatte, als viel mehr, dass er gesehen hatte, dass Harry die besseren Chancen hatte. Harry selber hatte ihn vor einigen Monaten in der Winkelgasse gesehen, gehetzt und bleicher als je zuvor. Von dem bösartigen Frettchen war wenig übrig geblieben. Sein Vater, auf den er so stolz gewesen war, hatte sowohl sich wie auch Narcissa umgebracht, als Voldemort gefallen war.
All das Mitgefühl, das er damals nicht hatte fühlen können, kam plötzlich in Harry hoch, vielleicht durch all das Gerede von Liebe und Verzeihen auf Karten und im Fernsehen. Spontan trat er in W.H. Smith, griff sich die nächstbeste Karte und ging zur Kasse.
Zu Hause angekommen sah er skeptisch auf die Karte – sie war nicht gerade schön, aber auch nicht scheußlich oder kitschig. Alles in allem ein Glücksgriff. Aber ob es wirklich eine so gute Idee war, Malfoy eine Karte zu schreiben? Malfoy hatte ihm nie irgendeinen Grund gegeben, ihn sympathisch zu finden, eher im Gegenteil. Aber auch er war schliesslich schnell damit gewesen, Malfoy zu verurteilen. Und als der die Seiten gewechselt hatte, hatte niemand auch nur eine Sekunde gezögert ihm niedrige Motive zu unterstellen. Entschlossen nahm er einen Stift und öffnete die Karte.
„Hallo Malfoy,
ich nehme an, du bist überrascht von mir zu hören. Ich bin auch überrascht, dass ich dir schreibe. Trotzdem wünsche ich dir Fröhliche Weihnachten und ein Gutes Neues Jahr.
Genieße den Frieden, der durch dich schneller und mit weniger Opfern kam.
Harry Potter."
Er erwähnte vor den Weasleys am ersten Weihnachtstag nicht, dass er am Tag zuvor eine Karte an Draco Malfoy geschickt hatte. Er hatte es schon fast selber vergessen, als er herzhaft bei dem Weihnachtsessen von Mrs. Weasley zulangte und um ihn herum Mince Pies über den Tisch rannten – einer der Weihnachtsscherzartikel von Fred und George. Resigniert sah Mrs. Weasley zu, wie ihre Dekoration ruiniert wurde.
Zufrieden sah Harry sich um. Mr. und Mrs. Weasley waren da, natürlich, Ron, Ginny, Bill mit Fleur, Charlie, Fred und George. Percy war bei Penelopes Familie und würde am Abend kommen mit Hermine und Neville (der mit Ginny zusammengekommen war). Er beteiligte sich selber nicht groß an der Diskussion, sondern genoss, dass seine Freunde alle wohlbehalten aus den Wirren der letzten Jahre herausgekommen waren.
Nach dem Essen half er Mrs. Weasley abzuräumen und ging danach kurz in das Zimmer, das er wie immer mit Ron teilte um einen schöneren Pullover anzuziehen (Ginny hatte ihn beanstandet). Als er sich gerade umzog hörte er, wie Hedwig ans Fenster klopfte – ihren Klopfton konnte er inzwischen von allen anderen Eulen unterscheiden. Hastig zog er sich den neuen Pulli über und öffnete das Fenster.
„Fröhliche Weihnachten Hedwig." Er streckte die Hand nach ihr aus und streichelte sie kurz, bevor er ihr den Brief abnahm.
„Lieber Potter
Das war die erste persönliche Nachricht, die ich seit dem Ende des Krieges vor einem Jahr bekommen habe, die keine Drohung auf Verstümmelung oder Schlimmeres enthielt. Ich sollte diesen Brief vermutlich nicht schreiben, aber ich wollte dir sagen, wie dankbar ich für deine Karte bin. Sie kam völlig unerwartet, als ich mich auf ein weiteres Weihnachten vorbereitete, an dem mir Leute schreiben, wie ich ihr Weihnachten ruiniert habe durch den Dunklen Lord. Ein Heuler hat bereits den großen Weihnachtsbaum angesengt – der Baum ist wie der in Hogwarts (erinnerst du dich? Er war immer großartig). Die Hauselfen bemühen sich Weihnachtsstimmung in Malfoy Manor zu verbreiten.
Ich wünsche dir auch schöne Weihnachten und ein gutes Neues Jahr – besser als meines auf jeden Fall.
Draco Malfoy"
Harry lächelte, als Malfoy ihn an den Baum in Hogwarts erinnerte – wer hätte gedacht, dass sie beide an Weihnachten an Hogwarts dachten und die gleiche, liebevolle Rückerinnerung hatten?
Es war die zweite spontane Entscheidung innerhalb von nur zwei Tagen. Unsicher stand Harry am zweiten Weihnachtstag vor dem riesigen Tor von Malfoy Manor und drückte den Klingelknopf. Nur wenig später öffnete sich das Tor. Zögerlich nahm Harry den Weg zu dem beeindruckenden Herrenhaus in Angriff. Draco Malfoy stand in der Tür und sah ihn erstaunt an.
„Potter?"
„Malfoy." Verlegen sah Harry an Draco vorbei.
„Was machst du hier, Potter?"
„Ich ... äh ... wollte den Baum sehen."
„Den Baum?" Dracos Augenbrauen hoben sich, aber er trat etwas beiseite um Harry eintreten zu lassen.
„Ja, ob der wirklich so ist wie in Hogwarts oder ob du nur wieder angibst."
Draco lachte auf. „Er ist ein bisschen kleiner, aber sicher besser als alles, was deine Mugggelverwandten oder die Weasleys haben."
„Die Weasleys haben dafür anderes", gab Harry automatisch zurück.
„Ich weiß." Die Bitterkeit war deutlich in Dracos Stimme. „Bist du gekommen, um dich über mich lustig zu machen? Dass ich jetzt derjenige bin, den Weihnachten niemand haben will?"
„Nein."
„Warum bist du dann hier, Potter?" Trotz seiner etwas aggressiv gestellten Frage leitete Draco Harry in einen kleinen Salon, in dem eine Hauselfe jetzt eifrig Plätzchen und Mince Pies aufstellte.
„Was wollen die Herren trinken?" quiekte sie sofort, als ihr Herr mit einem Gast eintrat.
Als sie beide mit Tee versorgt waren, sah Draco Harry wieder eindringlich an.
„Also Potter, warum bist du hier? Wenn nicht um dich über mich lustig zu machen, warum dann?"
Harry zuckte mit den Schultern. „Es ist Weihnachten, nehme ich an."
Draco sah ihn skeptisch an. „Du schreibst mir eine Karte und besuchst mich, 'weil Weihnachten ist'?"
Harry hob wieder die Schultern. „Ich weiß auch nicht – ich machte Weihnachtseinkäufe und da war ein Mann, ein Muggel, der sah dir ähnlich. Und da bin ich in den nächsten Laden und habe eine Karte gekauft."
„Ein Muggel, der so aussah wie ich?" Draco hob die Brauen, lächelte dann aber etwas entschuldigend. Harry grinste zurück.
„Ein Muggel. Wer weiß, was für Geheimnisse deine Vorfahren haben."
Draco lachte auf und hielt Harry dann einen Teller mit Mince Pies hin. „Bedien dich, Potter – Dolly und Arley sind überglücklich, ihre Künste auch einmal wieder jemandem Fremden vorzuführen."
Artig griff Harry nach einem der hübsch verzierten Pies und biss herein. „Sie sind wirklich gut."
„Ich weiß." Draco seufzte. „Es war ein Rezept aus der Familie meiner Mutter."
Harry fiel darauf kein Kommentar ein. Schweigend tranken die beiden ehemaligen Rivalen ihren Tee und knabberten an dem Gebäck. Schliesslich stellte Draco seine Tasse ab.
„Du wolltest den Baum sehen, oder? Der ist in der großen Halle der Manor."
„Wo sonst?" Harry lächelte, als beide sich erhoben.
„Ich nehme an, in die Eingangshalle hätte er auch gepasst." Draco beäugte seine eigene Eingangshalle kritisch, als sie die durchschritten.
„Und du wohnst hier ganz allein mit den Hauselfen?"
Draco kräuselte die Lippen. „Gut beobachtet, Potter. Ich würde ja untervermieten, aber du weißt ja, wie schwierig es heutzutage ist, einen anständigen Untermieter zu bekommen."
Anfang Februar 2002
Gelangweilt las Draco in einem seiner Bücher über Strategie. Er sollte sich mal wieder in die Winkelgasse trauen – sein Lesematerial ging ihm aus. Nebenbei registrierte er, wie der Alarm losging, als jemand den Floh zum anrufen benutzte. Dabei hatte man ihn seit Weihnachten relativ in Frieden gelassen. Er war gerade mit einem Kapitel fertig, als Dolly aufgeregt neben ihm erschien.
„Master Malfoy, Harry Potter möchte euch sprechen!"
„Potter?"
Eilig stand Draco auf und lief zu dem Kamin, der ans Flohnetzwerk angeschlossen war. Er und Potter hatten sich seit Weihnachten nicht mehr gesehen, wenn sie auch zwei mal Briefe geschrieben hatten im letzten Monat. Tatsächlich – Potters Kopf schwebte im Kamin. Er lächelte als Draco auftauchte.
„Hallo Malfoy, ich hoffe ich störe nicht?"
„Ich hab schon gegessen. Hallo Potter. Gibt es etwas Bestimmtes?"
„Nun ..." Potter lächelte jetzt sehr verlegen. „Es geht um einen großen Gefallen."
„Gefallen?"
„Ja .... siehst du, ich hatte diese Wohnung gemietet und .... nun, ich muss in vier Tagen ausziehen. - Lange Geschichte, das. Aber Tatsache ist, ich habe noch keine neue Wohnung gefunden und bei den Weasleys ist es zur Zeit überfüllt .... und ich wollte fragen, ob ich nicht eine Zeit lang bei dir untermieten kann, wenn du nicht zu viel verlangst? Du hast doch Weihnachten gesagt, du würdest gerne untervermieten, oder war das nur ein Scherz?"
Es war tatsächlich nur ein Scherz gewesen. Geschockt sah Draco ins Feuer. Potter sah ihn bittend an und schließlich seufzte Draco. „Im Gästetrakt ist noch genügend Platz. Und zahlen musst du nur deinen Unterhalt – ich brauche kein Geld. Willst du es dir heute anschauen, ob es genehm ist?"
„Gerne!" Potter strahlte jetzt. Dann wurde er wieder etwas verlegen. „Darf ich Ron mitbringen? Er wird mir sowieso an die Kehle springen, aber so ist er wenigstens beteiligt?"
Draco seufzte noch einmal schwer. „Meinetwegen. Ich habe mich schon lange nicht mehr ordentlich gestritten."
Als Potters Gesicht verschwand, hatte Draco bereits erhebliche Zweifel an seiner Entscheidung – aber es war zu spät. Er konnte nur noch hoffen, dass Weasley Potter davon abhalten würde hier zu wohnen. Potter, ausgerechnet Potter ständig um sich zu haben und zu wissen, dass der ihm niemals die gleichen Gefühle entgegen bringen würde, musste eine Tortur sein.
Zwei Stunden später läutete es an der Haustür. Seine Robe noch einmal zurechtzupfend öffnete Draco die Tür für die beiden ehemaligen Gryffindors. Weasley sah ihn sehr skeptisch an – seine ganze Haltung drückte seinen Protest gegen die Situation aus. Potter streckte Draco jedoch fröhlich die Hand hin.
„Hallo Malfoy – entschuldige diesen Überfall, ich war etwas verzweifelt."
„Sonst würde auch keiner freiwillig hierherkommen, was?" Draco lächelte spöttisch zu Weasley, der böse zurückschaute. „Ganz recht."
Draco ignorierte ihn aber schon wieder. Inzwischen standen sie alle in der Eingangshalle und Dolly hatte ihnen die Mäntel abgenommen.
„Also, Potter, es gibt mehrere Möglichkeiten, wo du wohnen könntest. Da ist der Gästetrakt – darin sind drei kleine Wohnungen mit zwei Schlafzimmern, Wohnzimmer und Badezimmer. Oder das Stockwerk, das meine Großmutter bewohnt hat. Das hat zwei Salons statt einem Wohnzimmer. Unser Dachboden ist groß genug, dass du deine eigenen Möbel reinstellen kannst in die Räume."
„Uh, ein Wohnzimmer sollte mir reichen – was will ich mit zwei Salons?"
Draco zuckte die Schulter und führte seine Gäste die große Treppe hinauf. „Wir müssten dann auch einen Kamin an das Flohnetzwerk anschließen für dich. Aber Küche haben wir leider nur eine – du kannst das Essen ja in dein Zimmer bringen lassen."
„Oder mit dir essen, wenn es dir nichts ausmacht."
Eine Stunde später waren alle möglichen neuen Unterkünfte Harrys besichtigt und sie saßen im kleinen Salon, der als Dracos Wohnzimmer diente. Weasley hatte die ganze Tour über kein Wort verloren.
„Nun, Potter? Willst du immer noch einziehen?"
„Ja sicher – wenn es dir nichts ausmacht. Es muss ja auch nicht für immer sein."
„Mir macht es nichts aus. Wo willst du wohnen?"
„Die Wohnung deiner Großmutter finde ich am gemütlichsten ehrlich gesagt, trotz der zwei Salons. Was meinst du Ron?" Er stupste seinen schmollenden Freund an.
„Ich bin immer noch der Meinung, dass es eine schlechte Idee ist hier einzuziehen." Bedeutungsvoll schielte er zu Draco. Harry verdrehte nur seine Augen. „Komm schon, Ron. Du hast ihn doch gehört. Ich kann meine eigene Flohverbindung haben, du musst ihn nie sehen. Und was die Sicherheitsvorkehrungen betrifft, ist Malfoy Manor wohl allen anderen Wohnungen überlegen. Sonst wäre Malfoy schon lange gelyncht worden."
Er wurde gar nicht beachtet von den anderen beiden Anwesenden, die damit beschäftigt waren sich böse anzustarren. Harry sah halb amüsiert halb beklemmt zu, wie sich keiner traute eine Beleidigung auszusprechen nach all den Jahren. Es war zuviel passiert und Ron war zu anständig um über jemandens tote Eltern herzuziehen.
„Also, Malfoy", probierte er es noch einmal. „Wann kann ich einziehen?"
„Oh ..." Verwirrt schauten beide zu Harry. „Morgen früh sollten die Hauselfen die Räume fertig haben, denke ich."
Als sie wieder in Harrys Wohnung waren, sah Ron skeptisch zu Harry.
„Das war unheimlich."
„Unheimlich? Wieso?"
„Malfoy ... er hat mich kein einziges Mal provoziert. Das ist so ...." Er zuckte hilflos mit den Schultern. „Einschüchternd, irgendwie. Er hat sich verändert."
Harry nickte nachdenklich. „Ja ... er ist seltsam."
Ron sah ihn ungewohnt ernst an. „Harry, ich weiß, du meinst es gut, aber pass auf. Er muss sich nicht unbedingt zum Guten verändert haben."
Seufzend setzte Harry sich. „Ich weiß .... aber ich denke nicht, dass er gefährlich ist. Er ist irgendwie fast sympathisch." Schweigend fügte er hinzu, dass Malfoys Aussehen auch kein unwesentlicher Faktor war.
Sein Freund schüttelte nur den Kopf, ließ es aber dabei bewenden. Es hatte ja niemand gesagt, dass Harry lange dort wohnen würde.
Dezember 2002
Mit Hilfe einer guten Prise Magie lag ein Meter feinster Pulverschnee im Malfoy Manor Park. Kritisch begutachtete Draco sein Werk. Es sah gut aus – vielleicht etwas zu künstlich, aber daran ließ sich nichts ändern. Es sah weihnachtlich aus. Und diese Weihnachten würde er zum ersten Mal seit langem Besuch haben.
Seine Lippen nahmen ihr gewohntes Kräuseln an, als er daran dachte, wie seine Eltern wohl reagiert hätten, hätten sie erfahren, dass einst die Weasleys Weihnachten nach Malfoy Manor verlegt würden. Aber Mrs. Weasley war Anfang Dezember krank geworden und Harry hatte (natürlich ohne Draco zu fragen) angeboten, diese Weihnachten doch bei ihm zu verbringen, nachdem er die letzten beiden Weihnachten bei ihnen verbracht hatte.
Draco lächelte. Davon, dass Harry nur hier wohnte, bis er eine bessere Lösung fand, redete niemand mehr. Innerhalb von nur einem Jahr war es eine Selbstverständlichkeit geworden, dass Harry Potter in Malfoy Manor residierte. Dolly und Arley waren überglücklich wieder viel zu tun zu haben. Immer noch lächelnd trat er zurück ins Haus. In der großen Halle fand er Harry, der mit großer Begeisterung den Baum dekorierte. Ausgelassen winkte er Draco von seiner Leiter aus zu.
„Oy Draco! - Wie findest du den Baum?"
Draco sah den Baum auf und ab. Und dann zu Harry. „Bunt?"
„Zu bunt?" Besorgt sah Harry zu ihm. „Gefällt er dir nicht?"
„Doch, doch .... nur etwas ungewohnt."
„Was hast du eigentlich da draußen getrieben?"
Draco hob nur die Augenbrauen und prüfte dann die Gestecke auf dem Tisch. Wie er es geahnt hatte, war Harry bald neben ihn und stupste ihn an.
„Komm schon, zeig es mir!"
Überwältigt sah Harry auf den Park. „Wow, Draco! Was für eine tolle Idee! Weiße Weihnachten!" Darf man da drauf oder macht das dann alles kaputt?"
Draco hob die Schultern. „Ich kann das dann schon in Ordnung bringen."
Harry sah spekulierend zu Draco und rannte einige Schritte in den Schnee, beugte sich herunter. Ehe Draco sich versah hatte er auch schon einen Schneeball an der Stirn. Empört sah er zu seinem lachenden Mitbewohner, der schon den zweiten Schneeball drohend in der Hand hielt.
„Du, du ..." Draco stürzte sich ohne viel Nachzudenken auf Harry, ohne sich zu überlegen, dass der sehr viel stärker war als er. Es war ein sehr kurzer Kampf, in dem Dracos Gesicht bald in den kalten Schnee gedrückt wurde. Wütend schlug er mit den Armen um sich und grinste zufrieden in den Schnee als er Harrys „Uff" hörte. Schnell befreite er sich und schubste Harry in den Schnee und setzte sich auf ihn. Aber bevor er mit seiner triumphalen Rede beginnen konnte, hatte Harry ihn schon von sich gestoßen und sie rollten im Schnee. Japsend hielt Harry schlussendlich Draco wieder auf den Boden.
„Gibst du auf?"
„Hättest du wohl gerne, Potter?" Mit einem Grinsen, das zu seiner Position nicht passen wollte, sah Draco zu Harry, der nur den Kopf schüttelte und langsam Dracos Hemd hoch schob. Draco schauderte - nicht nur wegen der Kälte.
„Ich geb auf, ich geb auf!"
„Gut." Zufrieden zog Harry Draco mit sich hoch. „Du gehst vor mir ins Haus."
„Traust du mir nicht, Harry?"
„Wenn es um Fairness in Schneeballschlachten geht – nein."
Draco lachte. „Du könntest recht haben."
Er probierte Harry ein Bein zu stellen, scheiterte aber. Immer noch kabbelnd fielen sie fast in das Haus zurück. In weiser Voraussicht hatten die Hauselfen warme Schokolade und Bratäpfel auf den Tisch gestellt. Dankbar setzten Harry und Draco sich auf die Hocker vor den Kamin und tranken einen Moment schweigend ihre Schokolade. Dann sah Draco fast schüchtern zu seinem Mitbewohner. „Harry?"
„Was gibt es?" Fröhlich und noch rot von der Rangelei sah der zu ihm.
Draco sah verlegen auf den Boden. „Es ist heute ein Jahr her, dass du mir die Karte geschrieben hast."
„Ist es?" Harry sah ihn erstaunt an. „Du hast dir das so gut gemerkt?"
„Natürlich." Draco brauste fast auf, beruhigt sich aber sofort. „Ich habe dir ja dann geschrieben, wie viel mir die Karte bedeutet hat. Und als du im Februar zu mir gezogen bist ...."
Er brach ab und zuckte dann nervös mit den Schultern. „Ich wollte mich noch mal bedanken – du kannst dir nicht vorstellen, wie viel besser mein Leben geworden ist in diesem Jahr. Vor 365 Tagen hatte ich mich damit abgefunden, dass ich den Rest meiner Tage alleine und abgeschnitten in Malfoy Manor leben werde. Und Weihnachten ... na ja Weihnachten war nichts anders, nur dass es mich noch mehr an meine Familie erinnerte ..." Er brach kurz ab. „Dieses Jahr kommt der ganze Weasley Clan zu Weihnachten. Und du wohnst bei mir."
Etwas überwältigt sah Harry ihn an, dann stellte er seine Tasse ab um näher zu Draco zu rutschen und einen Arm um seine Schulter zu legen. „Es hat sich auch für mich gelohnt."
„Ja?" Zweifelnd sah Draco ihn an, nutzte aber die Gelegenheit näher an Harry zu rücken.
„Ich wohne hier sehr gut .... und ich hasse dich nicht mehr. Das tut auch gut."
Draco seufzte melancholisch. „Du hasst mich nicht mehr. Das ist .... nett." Langsam setzte er sich wieder auf, ließ Harrys Hand von seiner Schulter gleiten und sah in den Kamin.
Harry schluckte etwas, als er ihn ansah. „Das war dumm gesagt, sorry."
„Ist schon in Ordnung", Draco seufzte und probierte seine normale Miene aufzusetzen.
„Draco?" Besorgt rutschte Harry näher. „Ich meinte nur .... seit ich mit dir zusammen wohne .... ich habe deine guten Seiten kennengelernt?"
„Aber magst du mich?" Fast ängstlich sah Draco zu ihm hoch. So etwas hatte er noch nie jemanden gefragt. Harry sah verlegen auf den Boden.
„Ja, ich mag dich."
„Ich mag dich auch .... ich meine, natürlich mag ich dich, weil du zu mir gekommen bist, aber auch sonst ... ich wäre froh um jeden Mitbewohner, aber du bist besser als alle Anderen ..." Draco stoppte sich. „Und ich rede Blödsinn, entschuldige."
„Ich hoffe, das ist kein Blödsinn." Harry lächelte etwas und legte seine Hand vorsichtig auf Dracos Schulter. „Ich finde es schön, dass du gerne mit mir zusammen wohnst. Ich wohne hier ja auch gerne. Und, auch wenn ich das nicht für möglich gehalten hätte, ich wohne gerne mit dir zusammen."
„Ich würde mich noch einmal bedanken, aber das wird langsam etwas peinlich."
Harry lachte und drückte Dracos Schulter. Dann sah er ihn besorgt an. „Wirst du mich raus schmeißen, wenn du eine Freundin hast?"
„Ich eine Freundin?" Trocken lachte Draco auf. „Harry, mein Sozialleben hängt von dir ab und da hat keiner Interesse an mir. Ausserdem .... Frauen interessieren mich nicht."
„Wer weiß, vielleicht hat jemand Interesse an dir."
„Wer denn." Dracos gute Stimmung war verflogen. „Ich bin froh, dass ich nicht mehr gehasst werde, ich glaube mehr kann ich nicht erwarten."
„Red keinen Mist, Draco." Harry griff nach seiner Taille und zog ihn an sich. „Du bist schlau und du kannst nett sein, wenn du es darauf anlegst und du bist attraktiv. Ich glaube kaum, dass du bis ans Ende deiner Tage Single sein wirst."
„Wenn sogar der große Harry Potter Single ist." Missmutig zupfte Draco an einem Tannenzweig rum.
„Der 'große Harry Potter' hat seine Gründe dafür." Düster schaute Harry seinerseits in den Kamin.
„Ja?" Neugierig sah Draco ihn an. „Was für Gründe?"
„Gründe halt ...." Neugierig, aber mit klammen Gefühl, sah Draco ihn an.
„Du bist in jemanden verliebt, oder?" Die zunehmende Röte in Harrys Gesicht, die nicht mit der Kälte draußen in Verbindung stand, verriet ihn. Mit sinkendem Gefühl stupste Draco ihn an. „In wen? Ich verrate es nicht, versprochen."
„Du willst es nicht wissen, glaub mir, Draco." Seufzend nahm Harry seinen Arm von Dracos Taille und stand auf. „Es würde nur alles kaputt machen."
Leise hoffend sah Draco zu ihm hoch. „Ich bin auch verliebt, Harry." Er spürte wie sich eine eiskalte Hand um sein Herz klammerte. Das war ein Fehler – ganz sicher. Harry war das Einzige was er hatte, er durfte ihn nicht vertreiben. Aber es war zu spät. Neugierig sah Harry ihn an. „Ja?"
„Ja." Draco schluckte. „Aber ich kann es dir auch nicht sagen."
Ehe er es sich versah kniete Harry vor ihm. „Draco ...." Zögernd nahm er Dracos Hand in seine. „Ich wohne bei dir für viel zu wenig Geld und du vertraust mir ... ich denke, ich muss es dir sagen, es wäre unfair dich zu betrügen." Ernsthaft sah er in Dracos Augen – ohne natürlich zu merken, wie dessen Herz hüpfte. „Draco, ich weiß nicht genau seit wann, aber im Laufe der Zeit habe ich immer tiefere Gefühle für dich entwickelt ... ich meine, ich habe von Anfang an bemerkt, wie verflixt gut du aussiehst, aber ..." Er brach ab und sah verlegen zu Boden. „Du kannst mich raus schmeißen, weißt du."
„Warum sollte ich das?" Draco bemerkte gar nicht, dass seine Stimme vor Freude quietschte. „Ich werde dich nicht mehr gehen lassen." Da seine Hände von Harry fest gehalten wurden, konnte er Harrys Gesicht nicht zu sich drehen, aber er beugte sich vor und küsste Harry sanft auf die Stirn. „Ich habe davon geträumt .... hm, seit Ende des siebten Jahres oder so."
„Was?" Erstaunt sah Harry auf und direkt in Dracos Augen, die ihn offen und liebevoll ansahen. „Du .." Aber Reden war nie Harrys Stärke gewesen und so beugte er sich vor und umfing Dracos Lippen mit seinen.
Nach einer halben Ewigkeit lösten sie sich wieder voneinander. Zufrieden ließ Draco sich nach hinten fallen und zog Harry mit sich. Glücklich sah er auf all die Dekoration um sich und dann zu Harry, an den er sich zufrieden kuschelte.
„Weihnachten ist die beste Zeit des Jahres."
