3. Dezember

„Ich liebe diese getrennten Weihnachtskalender", seufzte Graf von krolock glückselig.

Sein Sohn hatte ihn zumindest innerlich überzeugen können, dass ein Weihnachtskalender für die ganze Familie einfach zu klein war.

Also teilte er sich jetzt nur mit Professor Abronsius einen Kalender, in den sie sich gegenseitig kleine Aufmerksamkeiten füllten. Allerdings hatte der Graf einzelne Schokoladenkalender für jeden Schlossbewohner entschieden abgelehnt.

Diese Kleinigkeiten waren meistens alte Bücher aus der Schlossbibliothek.

Nun hielt der Graf sein Buch zum dritten Dezember in den Händen. Es war in dunkelgrünes Papier eingeschlagen. Gespannt riss er es ab.

„Moppel ich II – Die Vampiredition", las er glückselig.

Die Glückseligkeit fiel jedoch schlagartig von ihm ab, als er realisierte, was er da gerade gelesen hatte. ‚MOPPEL-ICH??', dachte er entrüstet, denkt dieser senile Narr etwa, ich sei pummelig?!

Trotz seiner bösen Vorahnungen schlug er das Buch auf und las sich die erste Seite durch. Beim lesen weiteten sich seine Augen in ehrlicher Empörung.

‚Dieses Buch ist ausschließlich für übergewichtige Vampire geeignet, andererseits könnte es zu Essstörungen oder Minderwertigkeitskomplexen führen. Sollten sie dieses Buch verschenken wollen, überzeugen sie sich zuerst, dass derjenige, den sie beschenken wollen, wirklich übergewichtig ist.', stand da.

Graf von Krolock schrie auf. Er empfand es als wirklich unfair von Professor Abronsius, den er eigentlich immer wenigstens ein bisschen bewundert hatte, dass er ihm, ausgerechnet ihm, Graf von Krolock, der ihm nie, nicht ein mal, den Zugang zu seiner Bibliothek verwehr hatte, ihm ein solches Buch zu schenken.

Wo er doch ganz genau wusste, dass er fast so sehr auf sein Aussehen achtete wie sein Sohn. Wutschnaubend und mit Stolz betrachtete der Graf seine dürren Finger.

‚Oh, das gibt Rache!', murmelte er und stürmte in Richtung Bibliothek, um sich einen geeigneten Rache-Schmöker auszusuchen.

Hinter dem Bücherregal des Salons, an dem der Kalender hing, schob sich Herbert von krolock hervor, leise lachend.

Tja, das hatte sein Vater nun davon, dass er sich gegen die getrennten Weihnachtskalender gestellt hatte und sich zusätzlich trotzdem noch ein Exemplar mit dem Professor teilte.

Aber eigentlich hatte er ein bisschen mehr Begeisterung für sein Geschenk erwartet, und auch, dass sein Vater realisierte, dass Abronsius ihm niemals ein Buch zum Abnehmen schenken würde…

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PS zum letzten Chap: Ja, genau, es war die „Like A Virgin"- Szene aus Moulin Rouge 