Date: 20. Dezember
Author: Sarista
Category: Short Story
Characters: Harry/Draco
Genre: Romance, Humor
Rating: PG
Ein Geschenk der besonderen Art
Leise murmelnd hastete Draco durch die Stadt. Eigentlich würde er viel lieber in einem warmen Bett neben seinem Liebsten liegen, aber das hatte sich wohl erledigt. Harry hatte ihm nämlich heute morgen, am vierundzwanzigsten Dezember (!), erzählt, was für ein tolles und vor allem persönliches Geschenk er doch für Draco hatte. Da kam sich der ehemalige Slytherin mit seinem Buch über Basilisken schon recht lächerlich vor. Dieses Geschenk war natürlich nicht persönlich genug, aber etwas für einen fünfundzwanzigjährigen ehemaligen Gryffindor zu finden war auch wirklich nicht einfach.
Deswegen rannte er schon seit mindestens vier Stunden durch alle Geschäfte der Stadt. Einige hatte er sogar schon doppelt durchsucht und trotzdem nichts gefunden. Auch in der Muggeleinkaufspassage war er schon gewesen. Überall gab es nur absolut kitschige, unpersönliche Massenprodukte, die höchstwahrscheinlich unter jedem zweiten Weihnachtsbaum lagen.
‚Denk nach, Draco! Denk nach! Was könnte ich ihm bloß schenken? Eine romantische Nacht werden wir sowieso haben, das Photo hatte ich schon letztes Jahr und für eine gemeinsame Reise haben wir beide keine Zeit.' Draco seufzte. Ihm fiel einfach nichts ein und diese Weihnachtsmusik aus allen Läden machte es auch nicht gerade leichter. Durch besagte Musik bekam er nämlich auch noch Kopfschmerzen. In jedem Laden lief ein anderes Lied und jedes Geschäft versuchte mit vielen Lichterketten die Kunden zu locken. Eigentlich mochte Draco Weihnachten, aber zu viel war einfach zu viel und deswegen setzte er sich in den einzigen Laden, wo keine blöde Weihnachtsmusik dudelte: das Eiscafé! Hier war nichts weihnachtlich geschmückt, sondern es wurde versucht einen Inseltraum nachzubauen. Auch das war nicht ideal, aber alles war besser als Weihnachtsmusik!
Draco setzte sich an einen Tisch in der Mitte und betrachtete die verschiedenen Eisbecher. Schon beim Lesen der Namen lief ihm das Wasser im Mund zusammen und er wollte gerade den Kellner rufen, als er Gesprächsfetzen von zwei Frauen auffing.
‚Das ist es! Das ist die Idee! Persönlich, erotisch, perfekt!' Freudig sprang Draco auf und lief los um alles Nötige zu besorgen. Das würde eine Überraschung werden!
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Harry guckte Draco erstaunt an. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er denken, dass der ehemalige Slytherin auf seinem Stuhl hin und her hüpfte! Aber das konnte natürlich nicht sein! So etwas tat ein Slytherin nicht und erst recht nicht sein Draco! Oder doch?
"Draco?", fragte Harry vorsichtig, Verrückte sollte man schließlich nicht erschrecken.
"Ja Schatz", war die fröhliche Antwort.
Harry wäre fast vom Stuhl gekippt. Kosenamen? "Ist ... ähm ... alles o.k.?"
"Ja sicher! Heute Abend gibt es Geschenke und es ist Weihnachten!" (Anm. der Autorin: ich weiß, die Geschenke gibt es in England erst am 25., aber sonst funktioniert mein Plot nicht)
Harry nickte leicht und drehte sich dann weg. Wusste Draco etwa, was er plante? Aber das konnte er gar nicht erfahren haben! Niemand hatte gequatscht, die würden sich schließlich nicht selbst den Spaß verderben, oder?
In diesem Moment bat Draco ihn noch etwas einzukaufen. Er gab ihm gleich eine ganze Liste und die abzuarbeiten würde wahrscheinlich Stunden dauern. "Sorry Schatz, aber das ist wirklich sehr, sehr wichtig."
Harry starrte die Liste einfach nur an. Draco gab ihm damit die perfekte Möglichkeit alles zu organisieren, aber warum? Ahnte er es wirklich? Wusste er es gar? In Dracos Lächeln konnte Harry darauf keine Antwort finden und so machte er sich auf den Weg. ‚Hoffentlich weiß Draco noch nichts von der Überraschung.'
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Kaum hatte Harry die Tür hinter sich geschlossen, da fing Draco an alles vorzubereiten. Wenn seine Vermutung stimmte, brauchte Harry für den Einkauf mindestens eine und ein halbe Stunde. Das war genügend Zeit.
Zuerst formte Draco kleine Klöße aus dem frischen Gehackten. Dann den Spargel schälen und kochen, den gekauften Eierstich schneiden und das ganze in die bereits fertige Brühe geben. Kurz kochen lassen und fertig war die Vorspeise! Stolz bewunderte Draco sein Werk. Diese Suppe hatte er in einem alten Kochbuch seiner Tante Andromeda gefunden und sie duftete köstlich. Aber das war noch nicht alles!
Der ehemalige Slytherin hielt die Vorspeise magisch warm und machte sich dann an das Hauptgericht: Nudelauflauf alla Carbonara! Er hatte ihn selbst mal bei seiner Mutter gegessen und so schwer war das nicht. Die Nudeln aufkochen, die fertige Soße drüber gießen. Das ganze in eine Auflaufform und in den Ofen.
Draco musste schmunzeln. Er hatte noch nie für Harry gekocht und der Gryffindor glaubte wohl, dass er das gar nicht konnte, aber das stimmte natürlich nicht! Seine Tante Andromeda hatte immer viel mit ihm gekocht und auch gebacken. Er war geradezu ein Meister auf diesem Gebiet. Sein anderes Spezialgebiet würde er seinem Schatz nach dem Essen näher bringen. Das schmutzige Grinsen auf Dracos Gesicht sprach Bände. Er wusste auch schon genau, wie er Harry verführen konnte: Nur mit einer roten Schleife bekleidet würde er in der Küche stehen. Das Essen konnte man zur Not nämlich auch viel später wieder aufwärmen, da war er sich sicher. Einen letzten Blick durch die Küche, jetzt schnell umziehen!
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Ungeduldig klingelte Harry an der Tür des Schlosses. In Malfoy Manor brauchte man doch sonst nicht so lange, um eine Tür zu öffnen. Gerade als er mit der Faust gegen schlagen wollte, wurde die Tür geöffnet.
"Entschuldige bitte, Harry, ich hatte dich noch nicht erwartet", begrüßte ihn Lucius Malfoy.
"Macht nichts. Sind denn schon alle da?"
"Ja sicher, alle in Festtagskleidung und mit guter Laune. Besonders Severus freut sich darauf, Draco mal wieder zu treffen."
Als Harry den Salon betrat, sah er sie alle: Sirius und Remus, Severus Snape und die Weasleys. Narzissa kam gerade mit dampfenden Tassen aus der Küche und Lucius betrat kurz nach Harry den Raum. Natürlich wurde der ehemalige Gryffindor gleich freudig begrüßt.
"Und du bist ganz sicher", fragte Remus vorsichtig, "dass wir alle bei euch in der Wohnung feiern können? Wird das Draco nicht zu viel sein?"
"Nein! Er liebt die Familie und er hat gerade letzte Woche erwähnt, wie sehr er seine Familie vermisst. Und die Weasleys gehören doch schließlich auch dazu."
Zustimmendes Gemurmel erhob sich und alle löcherten Harry sofort mit Fragen nach seinem jetzigen Leben. Nach einer Stunde stoppte Lucius das jedoch, sie mussten los. Na, das würde eine Überraschung werden!
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Draco band sich gerade die Schleife um, als er den Schlüssel im Schloss hörte.
"Wieder da Harry?", rief er in den Flur und musste leise kichern, als er an Harrys sicher überraschtes Gesicht dachte. Die Küchentür hatte er zugemacht, damit sein Schatz nichts sah, wenn er die Wohnung betrat.
Harry schlich sich zusammen mit den anderen zur Küche. Dem Rufen nach zu urteilen, war Draco dort. Mit Schwung riss er die Tür auf und auch seine Gäste kamen gleich mit in den Raum gestürmt.
"Überraschung!", riefen sie alle zusammen.
"Überraschung!", schallte es ihnen entgegen. Kurz standen alle wie erstarrt still. Es folgten einige panischen Aufschreie und Draco drehte sich um und flüchtete.
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"Draco? Bist du hier?" Vom Bett hörte Harry ein leises Schluchzen. Da lag er, zitternd und weinend auf dem gemeinsamen Bett.
"Ach, komm mal her, Liebling." Vorsichtig zog Harry seinen Draco in eine Umarmung."
"Ich hatte das alles so schön geplant", schluchzte dieser leise.
"Sch - ist ja gut. Ist doch gar nichts Schlimmes passiert. - Guck mich nicht so komisch an. Schlimm war das nicht! Wir waren nur so überrascht. Warum hast du denn nichts gesagt?"
"Witzig! Dann wäre es doch keine Überraschung mehr gewesen. Woher soll ich denn auch wissen, dass du die ganze Familie mitbringst?" Sie guckten sich an und mussten lachen.
"Komm mit runter, Drache. Sie warten alle mit dem Essen auf dich. Die Suppe riecht nämlich ausgesprochen lecker."
Draco nickte leicht und folgte ihm in die Küche. Und zur Überraschung aller machte nicht einmal Ron einen blöden Kommentar dazu und das Weihnachten in der Familie wurde das schönste seit Jahren.
Ende
