Ciao!!!
Als kleine Überraschung habe ich eine Art Weihnachtsgeschichte zu DZP geschrieben. Sie ist natürlich auch separat lesbar, da ich nicht allzu viele Spoiler für mein Epik eingebaut habe. Jedes Kapitel ist eine sehr kurze Sicht auf einen bestimmten Nebencharakter, da diese in DZP doch ein bißchen zu kurz kommen. Gepostet wird alle vier Tage- das nächste Kapitelchen folgt also am 04. Dezember.
Der Zeitrahmen für diese Geschichte ist der Weihnachtsabend (also der 24. Dezember), Ort ist das Haus am Grimmauldplatz.
Und damit: Enjoy!!!
Love from
Neli
Disclaimer: Harry Potter ist Eigentum J.K. Rowlings und verschiedener Publizisten einschließlich aber nicht ausschließlich Scholastic Books, Bloomsbury Publishing, Warner Bros. und Carlsen Verlag. Diese Geschichte will nicht in deren Rechte eingreifen, ist nur zur Unterhaltung geschrieben worden und jeder Versuch, aus ihr Profit zu schlagen steht im ausdrücklichen Widerspruch zur Absicht der Autorin.
Kurzinfo:
Titel: Harry Potter und die Zweite Prophezeiung
Autor: starlight, aka Neli
Rating: PG-15
Kontakt: Hoshiakari(at)web.de (Neli)
"..." sprechen
'...' denken
- ...- Parsel
--- Orts-/ Zeitwechsel (was, dürfte klar sein)
Wishing you were somehow here again
"Es war die Nacht vor Weihnachten, und im ganzen Haus rührte sich niemand, noch nicht mal 'ne Maus..." Wenn Ginny Weasley an Heiligabend dachte, kam ihr immer als Erstes die Stimme ihrer Mutter in den Sinn, die ihr und ihren älteren Geschwistern Weihnachtsgedichte und -geschichten vorlas. Mrs. Weasleys warme, weiche Stimme, die den Geschichten, die sie eigentlich schon lange auswendig konnte, einen neuen ganz besonderenZauber verlieh, der jedes Jahr anders war. Zumindest glaubte Ginny das.
Ihre Mutter hatte Weihnachten immer zu etwas ganz Besonderem gemacht. Selbst im letzten Jahr als sie, so wie in diesem auch, im Haus am Grimmauldplatz gefeiert hatten mit dem Phoenixorden, Harry, Hermine, Sirius und Lupin zusammen, hatte Molly Weasley Weihnachtsstimmung verbreitet- nun, nicht sie alleine. Ginny grinste und drehte sich auf den Rücken, starrte mit im Nacken überkreuzten Armen an die weiße Zimmerdecke hinauf. Sirius Black hatte mindestens genauso viel Festtagsstimmung ins Haus gebracht, mit seinen verrückten Weihnachtsliedern, seinen rot-goldenen Dekorationen oder seiner Weigerung, auch nur eine Strähne grünen oder silbernen Lamettas am Weihnachtsbaum zu dulden. Ginny hatte durch seinen überbordenden Enthusiasmus fast vergessen, daß sie Heimweh nach dem Fuchsbau und den altbekannten Familienritualen hatte. Seine rauhe, heisere Stimme, die so knapp am Ton vorbeischrammte, daß die Differenz schmerzhafter war, als wenn er ihn vollkommen verfehlt hätte, verfremdete mit jugendlichem Übermut die schönen alten Weihnachtslieder; verpaßte ihnen ein neues Kleid aus humorvollen Texten.
Ginny hatte ihm dabei geholfen. Auch wenn ihre Brüder sie mit aller Kraft nicht als Teenager gelten lassen wollten, war sie doch genau das- ein Teenager. Ein Mädchen mit der Sturheit ihres Bruders Ron, dem Humor der Zwillinge, der Intelligenz Bills und der Geduld ihres Vaters und Charlies. Eine Rothaarige mit allen typischen Eigenschaften. Ein geselliges Wesen, das sich mit allen Hausbewohnern (ja, selbst mit Snape) arrangieren konnte.
Aber sie war auch einsam. Gezeichnet von furchtbaren Erinnerungen, von den immer wieder aufbrandenden Gefühlen der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins, die sich genau an der so wichtigen Grenze zwischen Kindheit und Adoleszenz in ihre Seele hineingefressen hatten und nun unauslöschlich mit ihr verschmolzen waren. Das harmlose Tagebuch, ein Seelentröster für ein kleines Mädchen, das hilflos und alleingelassen von ihren Geschwistern, plötzlich aus der Geborgenheit ihres Heims in eine fremde, überwältigende Umgebung gestoßen worden war, es war in Wirklichkeit nur eine Tarnung für einen heimtückischen, rachsüchtigen Geist aus der Vergangenheit gewesen. Ihr Vertrauen war verraten worden, und in Folge dessen hatte sie das Vertrauen ihrer Familie, ihrer Freunde, selbst des einen Jungen, für den sie zarte Gefühle hegte, die noch nicht ernst aber dennoch vorhanden waren, missbraucht.
Erst in letzter Sekunde war sie vom Abgrund zurückgerissen worden, zurückgerissen durch die Hand eines Zwölfjährigen mit einem Schwert, einem Hut und einem Vogel, der, obwohl selbst noch kaum fähig, sich nach einer schweren Vergiftung zu bewegen, sie vor dem Geist beschützt und in die Freiheit geführt hatte.
Die Schuld, die Ginny dieser Ereignisse wegen spürte, erstickte sie beinahe, besonders in der Weihnachtszeit oder an den vielen Geburtstagen in ihrer Familie. Als das jüngste Kind, das einzige Mädchen, das ruhige, unkomplizierte Kind, fiel es nicht auf, wenn sie zeitweise verschwand, sich in einem abgelegenen Teil eines Gangs im dritten Stock in eine Ecke kauerte und das Spiel der Staubflocken beobachtete. Wenn sie sich mit leisem, tonlosem Summen in sich selbst hinein wiegend darauf wartete, daß die Dunkelheit am Rande ihres Denkens wieder beiseite trat und die unheimlichen Momente der alptraumartigen Erinnerungslücken vergingen. Niemand hatte sie vermißt- aber jemand hatte sie gefunden.
Sirius Black. Er trug eine ungleich schwerere Last, auch seine Schuld klammerte sich mit erstickender Gewalt an seine Kehle, ein mächtiger Mühlstein, den abzuschütteln ihm unmöglich war. In ihrer einsamen, kleinen Ecke, in die nur die Spuren ihrer Hausschuhe im Staub führten, saß eines Tages dieser Mann, in derselben Haltung, die auch sie stets annahm, die Arme um die Knie geschlungen, das Gesicht hinter dem doppelten Schild aus Armen und Beinen verborgen, sich leise wiegend und vor sich hin summend.
Ohne Worte hatte sie sich neben ihn gesetzt, plötzlich beruhigt im Wissen, daß sie mit ihrer Last nicht alleine war. Schweigsames Verstehen hatte sich in ruhige Kameradschaft und schließlich in eine Art anspruchsloser Freundschaft gewandelt. Weder Ginny noch Sirius sahen in dem jeweils anderen einen Retter, aber das stumme Einverständnis, das ihre gemeinsamen Wachen zwischen ihnen geweckt hatten, führte zu Gesprächen. Der Herumtreiber fand in der Schwester der Weasley-Zwillinge einen verwandten Geist, den sein Patensohn nicht, oder noch nicht- besaß. Langsam formte sich ein Band der Worte zwischen ihnen. Sirius sprach von seiner Schulzeit; von den Dingen, die keine Schmerzen in ihm wachriefen; von der Zeit vor seinem Verrat an Remus, seiner folgenschweren Fehlentscheidung; von Lily und James; von der Zeit, als es nur Moony, Wurmschwanz, Tatze und Krone gegeben hatte.
Ginny erzählte von ihrer Kindheit, von der Jagd nach Gnomen; von Rons und ihren Ausflügen zum Besenschrank; wie sie gelernt hatten, zu fliegen; wie sie miteinander vor ihrer Mutter wegliefen, wenn sie etwas ausgefressen hatten. Kein Wort von der Geschichte vom Jungen, der lebt, oder von ihrer Zeit in Hogwarts. Ihre unausgesprochene Vereinbarung verbat diese Erinnerungen.
Es war Sirius, der sie zuerst auf Harry ansprach. Er hatte gesehen, wie sie seinen Patensohn ansah. Für sie überwand er eine Grenze, die sie sich selbst gesetzt hatten. Schamesröte auf den Wangen entflammt gestand Ginny, daß ihr Kindheitstraum von einem Leben mit Harry immer noch am Leben war, daß er sich jedoch verändert hatte. Sie sah nicht mehr den Helden aus Mollys Geschichte, sondern den Jungen, den sie kennengelernt und der sie gerettet hatte. Auch sie überwand ihre Grenzen und schenkte Sirius einen Blick in das Leben seines Patenkindes, den dieser nicht erwartet hatte.
Ginny fuhr sich mit der Hand über die feucht gewordenen Augen. 'Ich wünschte, du wärest wieder hier- irgendwie,' dachte sie. 'Wegen Harry- und meinetwegen. Ich... vermisse dich auch.'
Harry... sie wußte nicht, was schlimmer für ihn war. Weihnachten bei seinen Muggelverwandten zu verbringen oder in einem Haus voller Erinnerungen. Auch er trug nun eine Schuld mit sich. Ginny grinste sich in Gedanken selbst mit einem Sirius-Ausdruck in den Augen an. Ihre innere Stimme stichelte mit der Stimme des grauäugigen Herumtreibers, daß es sie wohl ziemlich schwer erwischt hatte, wenn sie ständig an ihn dachte. Sie stimmte der Sirius-Stimme aus vollem Herzen zu. Harry war in einem einzigen kurzen Sommer schweigsamer, düsterer, in sich gekehrter, konzentrierter und einfach erwachsener geworden. Natürlich war es ihm nicht zu verdenken, wenn man die Ereignisse vom Juni bedachte und die schweren Verletzungen, die Harry gehabt hatte, als sie ihn in der Woche vor seinem Geburtstag gesehen hatte. Er hatte nie erwähnt, was mit ihm geschehen war, aber die eisige Konzentration, mit der er ständig über seinen Büchern brütete oder neue Zauber ohne seinen Zauberstab lernte (wie er das machte wußte sie immer noch nicht, aber sie hatte ihn beim Üben gesehen) machte ihr Angst. Sie hatte ihr Bestes getan, um ihn abzulenken, ihn aufzuheitern. Im Gegensatz zu Sirius hatte er sich jedoch noch nicht einmal durch ein Quidditchspiel auf dem MRF (dem magischen Rundfunk) aus seiner Depression reißen lassen. Sein Patenonkel, ihre Freund Sirius, hatte schon bei der Aussicht auf das Aufstellen des Weihnachtsbaumes leuchtende Augen bekommen. Er hatte schon das Licht, das seine Dämonen in Bann halten würde, gesehen.
Ginny lachte, erwachte aus ihrer Erinnerung. Heute wurde der Weasley-Weihnachtsbaum zum zweiten Mal im Grimmauldplatz Nr. 12 geschmückt. Auch wenn weder Harry noch Sirius die Weihnachtstage mit dem Orden im Haus am Grimmauldplatz verbringen konnten, hieß das nicht, daß Molly Weasley, Helen und Hermine Granger oder ihr Vater keinen Weihnachtsbaum wollten. Im Gegenteil- Hermines und Ginnys Mütter gingen in diesem Jahr noch weiter als im letzten, als wollten sie beide alle Kinder vergessen lassen, daß das Familienfest in diesem Jahr wieder nicht so war, wie es sein sollte- familiär.
Lautes Geschrei holte sie endgültig aus ihren Tagträumen zurück. "Ginny, kommst du? Hermine holt ihre Mutter, wir wollen alle zusammen den Weihnachtsbaum schmücken!" Ron hatte sich natürlich nicht die Mühe gemacht, die Treppe bis zu ihrem Zimmer hinaufzusteigen und brüllte von unten nach ihr. Ein Glück, daß Harry, wie auch immer, im Sommer das Portrait von Mrs. Black von der Wand gesprengt und verbrannt hatte, sonst wäre die Festtagsstimmung wohl im Eimer.
"Komme!" rief sie, wischte sich noch einmal mit der Hand die Tränen aus dem Augenwinkel und sprang von ihrem Bett. "Morgen kommt der Hippogreif..." summte sie.
'Ich wünschte, du wärest hier- irgendwie,' dachte sie. Was sie nicht genau wußte war, ob sie damit Harry oder Sirius meinte.
... to be continued ...
Nächstes update: 04. Dezember. BIs dahin freue ich mich über eure Kommentare!!!
Cya soon!
Neli
