22. Sorry ---Ende Februar 2002---
Tell me? What do you see?
Tell me? What do you see in me? (Sorry – All living Fear by All living Fear)
Er erinnerte sich nicht an viele Dinge aus seinem früheren Leben, aber er wusste, dass er einen solchen Moment immer gefürchtet hatte. Noch heute füllte er viele seiner Alpträume und obwohl er wusste, dass er diesen Punkt schon längst hinter sich gelassen hatte, seine Strafe auf ewig tragen würde, spürte er den Schmerz tief in sich. Die Angst...
Die Schwäche...
Schwäche welche er nur durch sie zurück erlangt hatte!
Und obwohl er es vielleicht tief in seinem Inneren wollte, konnte er sie dafür nicht hassen...
„Hol den Verräter zu uns, Peter!", zischte der Meister mit eiskalter Stimme und Draco zuckte unweigerlich etwas zusammen.
Pettigrew gluckste leise auf, verbeugte sich tief und humpelte dann angeschlagen aus der großen, steinernen Halle. Des Meisters Thronsaal, welcher nur von einigen, wenigen Kerzen und Fackeln erleuchtet war. Es tunkte sie alle in ein gespenstiges Licht.
Die Türen öffneten sich geräuschvoll wieder, er erwartete hysterisches Schreien und Schleifgeräusche von einem verzweifeltem Überläufer, so wie sie es immer taten, wenn sie in das Angesicht des Todes schauten. Doch es erklang nichts weiter, wie ruhige, gleichmäßige Schritte.
Stolz...
Er frage sich, wie er seinen letzten Gang angegangen war!
Stolz oder hysterisch schreiend?
Vielleicht würden seine Träume und Visionen, welche seit seinen geheimen Treffen mit dem Mädchen ihn nun mehr als nur regelmäßig plagten, ihm diese Frage irgendwann beantworten.
„Es freut mich, dich endlich wieder zu sehen, mein Lieber! Es ist eine Schande, dass du dich für die andere Seite entschieden hast! Doch noch mehr verachte ich es, dass du uns so lange täuschen konntest!", ertönte Voldemorts Stimme, durchschnitt die kalte Luft. Noch nicht einmal die Fackeln vermochten sie zu wärmen...
Die Gestallt, der Verräter trat langsam an ihm vorbei. Dicht gefolgt von seinem Vater und anderen Todessern, die jedoch hinter ihm zurück blieben, als er den Kreis vor dem Thron erreicht hatte.
Seine Haltung war stolz, seine Augen eiskalt. Entschluss stand in ihnen...
„Es ist eine Schande, dass ich es nicht von Anfang an getan habe!", zischte er.
Draco begann beim Klang seiner Stimme leicht zu zittern, unterdrückte es aber gekonnt. Diese Augen, diese Stimme...
Er kannte sie...
Er kannte ihn...
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Zur gleichen Zeit wartete Padma Patil ungeduldig in einer schäbigen Spelunke in der Nokturnengasse. Sie wusste nicht ob ihr Plan funktionieren würde, doch sie war guter Dinge. Zwar hatte sie in der letzten Zeit weniger in den Reihen der Rebellen und des Ordens zu tun gehabt, sie musste vorsichtiger sein, denn Severus Snape und co. waren gerade seit Laffarts Ankunft vorsichtiger denn je.
Und Hermione Granger vertraute natürlich niemandem mehr, anscheinend noch nicht einmal ihren Freunden.
Dennoch war es ihr gelungen, dem Lord endlich ein weiteres, untreues Schäfchen auszuliefern und es war eine Schande, dass sie ihn nicht aus den Schatten des Thronsaal krepieren sah.
Nein, sie hatte eine andere Aufgabe...
Endlich öffnete sich die Eingangstür knarrend. Der Wirt sah nicht auf, er war sich bewusst, das seine Aufmerksamkeit unerwünscht war und ihm schlimmstenfalls sein Leben kosten würde.
Die vermummte Gestallt, welche eintrat zog sich erst die tiefe Kapuze vom Gesicht, als sie sich prüfend umgesehen hatte. Die Spelunke war leer, dafür hatte sie vorher gesorgt.
Als sie das faltige Gesicht erblickte, welches sich unter der Kapuze verborgen hatte, lächelte sie zufrieden. Er war leichter zu beeinflussen, wie sie gedachte hatte. War er doch tatsächlich auf ihr kleines, schriftliches Angebot eingegangen und hier erschienen.
Langsam trat er auf sie zu, ein teuflisches Lächeln umspielte seine Lippen.
„Ein Vögelschen flüsterte mir, sie aben wischtige Informationen für misch?", hauchte er und ließ sich auf einem der freien Stühle nieder, von dem es gerade mehr als genug gab.
Padma lächelte süffisant. „Nein."
Seine Miene verzog sich wütend.
„Ich habe etwas Besseres für sie!", fügte sie ruhig hinzu.
Seine Miene hellte sich augenblicklich wieder auf. „Und das wäre?"
„Draco Malfoy."
Er zog zischend die Luft ein, seine Augen funkelten beängstigend. Hinter seinen Augen konnte sie regelrecht seinen Aufstieg und sein Ansehen im Hohen Rat sehen. Das war alles was er wollte! Doch er brauchte ein Ticket dafür und er wusste, dass Draco Malfoy, Hauptmann der Dark Device und einer von Voldemorts besten Männern – jedenfalls offiziell- ein solches Ticket war. Nur deswegen hatte er sich an Hermione Granger gekrallt, wie ein Ertrinkender an einen Rettungsring.
„Sischerlisch gibt es einen, Àrken!", sagte er mit finsteren Augen, versuchte sie unter dem Schutz ihrer Kapuze zu erkennen. Doch vergebens...
„Keinen Harken! Eher einen Preis!"
Er zog sie Augenbrauen hoch. „Und der wäre?"
Padma lächelte zufrieden. Es war einfacher, als gedacht. „Sie geben uns Hermione Granger! Wir geben ihnen Draco Malfoy!"
„Das wird nischt einfach werden."
„Ihnen wird sicherlich etwas einfallen, Laffart!"
„Natürlisch wird es das."
Sie lächelte immer noch, als sie ihm einen kleinen, verschmierten Zettel über den schmutzigen Tisch zuschob. „Wenn sie bereit sind, melden sie sich bei mir. Es ist vollkommen egal was sie schreiben, ich werde wissen, dass sie es sind. Alles weitere, verhandeln wir dann schriftlich."
Mit schnellen, flinken Fingern lies er den Zettel unter seinem Umhang verschwinden.
Sie erhob sich augenblicklich, schritt um den Tisch herum. „Wenn sie auch nur ein Sterbenswörtchen über dieses Gespräch verlieren, sind sie ein toter Mann!", zischte sie ihm ins Ohr, als sie ihn passierte.
„Isch werde schweigen wie ein Grab.", wisperte er ihr zu, ohne zusammen zu zucken.
Mit einem diabolischen Lächeln verließ sie die Spelunke. Plan A war vollbracht und gelungen. Jetzt musste sie nur noch warten, bis er ihr mit Granger im Schlepptau in die Falle ging. Natürlich würde er Draco Malfoy nicht bekommen. Doch er würde das Schlammblut direkt in die Fänge des Meisters treiben.
Er würde einen Weg finden, da war sie sich sicher...
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Ein Fluch warf den Verräter zu Boden, legte sein verdrecktes, mit Schrammen und Blutergüssen bedecktes Gesicht frei. Draco zuckte noch heftiger zusammen, als er das Gesicht des anderen nun vollkommen sah.
Ja, er kannte ihn...
„Auf was zu Hölle willst du hinaus, Malfoy?", zischte Zabini leise und sah sich unbehaglich in den dunklen Gängen um.
Er tat es ihm gleich, drückte ihn näher an die steinerne Wand. Das dunkle Mal an seinem Arm brannte höllisch, sein Herz raste. „Du bist wich ich Zabini! Du wolltest diese Rolle niemals spielen, es war dein Vater, der dich in sie hinein drängte!"
„Wir hatten aber niemals eine Wahl!", die eisblauen Augen durchbohrten ihn verbittert.
„Doch, die haben wir!"
Ein weiterer Fluch traf ihn, der Mann am Boden wälzte sich stöhnend umher, richtete sich aber augenblicklich wieder auf, als die Wirkung nachgelassen hatte.
Stolz...
Draco wich entsetzt zurück, sein Magen zog sich entsetzlich zusammen. Übelkeit schien ihn zu übermannen...
„Irgendwann werden wir wie er verrecken.", wisperte ihm der Schwarzhaarige leise zu. Seine Augen lagen auf dem blutenden jungen Mann am Boden.
Draco folgte seinem blick. Gänsehaut überkam ihn. „Wenigstens sterben wir mit einem halbwegs reinem Gewissen.", sagte er tonlos.
Ein weiterer Fluch traf den am Boden liegenden.
Zabini lachte bitter...
„Bist du sicher, dass du diesen Weg gehen willst, Zabini? Noch hast du die Wahl!", zischte der dunkle Lord herrisch. Er hatte sich blitzschnell von seinem Thron aufgerichtet, stand jetzt ganz nah bei dem anderen.
Dessen dunkles Haar stand in alle Richtungen ab. Doch er bewahr die Fassung, trotz der vielen gebrochenen Knochen, welche seinen Körper in eine unmenschliche, schmerzhafte Position zwängten.
Er bäumte seinen zitternden Körper ein letztes Mal auf, spuckte dem Meister eine Mischung aus Spucke und Blut vor die Füße.
Einige der Anwesenden zuckten entsetzt zusammen, zogen mit wutverzerrten Blicken ihre Zauberstäbe hervor.
Draco wich zurück, in seinem Kopf wirbelten tausend Gedanken umher.
Sein Innerstes schrie danach, seinen Zauberstab zu ziehen und sie alle zu töten, doch sein Verstand erklärte ihm ruhig die aussichtslose Lage dieses Versuches. Und sein Körper war stocksteif, gewährte ihm nicht einmal das Zucken der Finger.
Ein weiterer Fluch traf den schwarzhaarigen Jungen, von dem Draco wusste, dass er in seinem früheren Leben etwas wie ein Freund gewesen war... Ein Verbündeter... Ein Bruder in seinem goldenen Käfig...
Mit schmerzverzerrtem Gesicht fiel er ihm direkt vor die Füße, blickte ihn einige Sekunden direkt an. Seine Augen wirkten trüb, doch als er sich etwas zu entspannen schien, leuchteten sie eine Sekunde auf.
Es war, als wenn er lächelte... In seinem eisblau lag etwas wie Verständnis... Freundschaft... und Mitleid...
„Solltest du es irgendwann wagen, dazwischen zu gehen, wenn sie mich abmurksen, bringe ich dich persönlich um!", zischte der Schwarzhaarige grinsend.
Draco zog schnaubend die Luft ein. „Du verlangst von mir, zuzusehen, wie du krepierst?"
Zabini nickte. „Ich will dass du diesen scheiß, wandelndem Kadaver ein ende bereitest, Draco! Du wirst nicht eher ins Gras beißen, bis du dafür gesorgt hast, dass ihn das zeitliche segnet. Sei es durch Potter oder durch dich selbst!"
Der Blonde schluckte benommen. „Wenn sie es auch nur wagen dich anzufassen, reiße ich jeden einzelnen von ihnen in Stücke!"
Zabini lachte. „Das kannst du tun, aber erst wenn die Zeit dazu gekommen ist!"
Seine Augen funkelten immer noch, als er seine Lippen langsam bewegte. Es drang kein Laut über sein Lippen, aber dennoch schienen ihn seine Worte zu erreichen. Ihn und nur ihn...
Bereite dem ein Ende
Vier Wörter... 17 Silben...
Draco zitterte, spürte den ernormen Druck hinter seinen Augen aufsteigen, bis er sich in seinen Liedern sammelte. Seine Sicht verschleierte, doch er hielt es zurück. Biss sich auf die Unterlippe bis sie blutete...
Und nickte kaum merklich...
Zabini lächelte zufrieden, dann traf ihn der grüne Blitz, löschte das letzte bisschen Leben aus seinen blauen Augen und aus seinem verkrümmten, entstellten Körper.
Der Blonde zitterte, kämpfte weiterhin gegen den Druck hinter seinen Augen an.
Eine Hand umfasste die seine, streichelte ihn beruhigend, geschützt unter den langen Ärmeln ihrer Kutten.
„Reiß dich zusammen, sonst ist er diesen Weg umsonst gegangen.", hauchte ihm sein Vater leise zu.
Und Draco hielt durch. Er hielt durch, bis sie den geschändeten Leichnam hinaus gebracht hatten, bis Voldemort eine seiner abscheulichen Reden über Treue und Reinheit gehalten hatte und bis die Traube der Todesser sich auflöste.
Ihm war nicht bewusst, dass der dunkle Lord jede seiner Bewegungen und seine Gefühlsregungen beobachtet hatte. Es war wie eine letzte Bestätigung...
Draco stürmte ins Freie, rettete sich in den Schutz des anliegenden Waldes übergab sich an einen der Baumstümpfe. Sein Magen drehte sich entsetzlich, sein Herz raste scheinbar unmenschlich schnell.
Und dann konnte er dem Druck nicht mehr standhalten. Tränen schossen hervor, lösten ein merkwürdiges Gefühl bei ihm aus. Er erinnerte sich nicht daran, jemals zuvor geweint zu haben...
Mit den Tränen kam erneut die Angst, die Gewissheit...
Sie würden alle durch ihn sterben!
ALLE!
Erstmal DANKE euch allen, für die vielen, lieben Zusprüche. Naja, wir alle (Opelaner) werden es wohl nehmen müssen, wie es kommt. Also muss ich jetzt erst einmal abwarten, was die Zukunft bringt. :/
Ok, zurück zu meiner Geschichte. Wir nähern uns weiterhin dem Ende zu und es beruhigt mich zu lesen, dass einige von euch sich langsam mit dem Gedanken, dass es kein Happy End geben wird, abfinden können. Ich versichere euch, es WIRD einen kleinen Hoffnungsschimmer geben! Aber ein anderes Ende, fände ich einfach unpassend. Klar, natürlich hätten sie es verdient. Aber, ich habe wirklich wochenlang über der Frage gebrütet, ob Draco überhaupt die Chance hätte, wieder der Alte zu werden. Natürlich hätte er das. Mit etwas Fantasie und co. Aber, im Ganzen kam ich jedoch zum Entschluss, dass es wohl recht unglaubwürdig wäre. Ich habe also den Weg gewählt, den ich am besten fand. Für alle Beteiligten der Geschichte...
Natürlich möchte ich allen meinen Lesern und Reviewern danken. Ihr seit wirklich die besten und ohne euch, hätte diese ganze Geschichte wenig Sinn für mich gehabt!!!
Eine Sache wollte ich noch beantworten. Einige von euch, welche einen großen Hass auf Dracos Ehefrau entwickelt haben, fragten, warum er sie überhaupt geheiratet hat. Nunja, in Desert Rose wurde er dazu von seinen Eltern gezwungen. Er hatte also keine Wahl...
