„Und was hast du jetzt vor zu tun, mein Schatz?"
Mrs Evans legte ihr Strickzeug beiseite und sah ihre jüngere Tochter
interessiert an. Mr Evans hob den Blick über seine Zeitung. Lily, die sich
auf dem Sofa lümmelte, seufzte und begann, ihre Haare über den Polstern
auszubreiten.
„Ich weiß nicht, Mum. Vielleicht noch etwas lesen und dann-"
„Nein, du verstehst mich falsch. Ich meine- eh, du hast jetzt den Abschluss
auf deiner Zauberschule gemacht. Was hast du danach vor? Was willst du
werden? Ich meine, ich weiß nicht welche Firma jemanden mit einem Abschluss
der Zauberschule nimmt, aber..."Sie lachte, aber es klang leicht gezwungen.
Auch wenn sie von den Fähigkeiten ihrer Tochter als Hexe begeistert war,
sie konnte nicht viel damit anfangen. Egal, wie viel Lily erzählte, die
Zaubererwelt würde ihr fremd bleiben.
„Ach das", winkte Lily träge ab. „Ich will in keine Firma, Mum. Ich habe
auch nicht vor, als gewöhnlicher Muggel arbeiten zu gehen. Ich will zu St.
Mungo's und Medimagierin werden."Mrs Evans blinzelte verwirrt. „Bitte?"
„Medimagierin, Mum. Das ist so etwas wie eine Ärztin, weißt du? Nur für
Zauberer. Und das St. Mungo's ist das Magische Krankenhaus in London."„Ah,
London? Tatsächlich? Und, eh... was tut man als Me-Medimagierin?"Lily
seufzte innerlich genervt auf. „Man heilt Leute, Mum. Mit Magie. Ich möchte
eine Heilerin werden."„Ach, na dann. Und in London, ja?"Sie nickte
interessiert. Plötzlich kicherte sie. „Hilfe, was sagen wir denn dann wenn
Arbeitskollegen von deinem Vater nach deiner Ausbildung fragen?"Lily
zuckte gelangweilt mit den Schultern und begann wieder, die Decke
anzustarren. Ihre Eltern tauschten einen Blick.
Es war eine Woche her, seit sie Hogwarts verlassen hatte, und sie fühlte
sich so verloren wie nie zuvor. Das Schloss fehlte ihr, der Unterricht, die
Gewissheit, dass es diesen sicheren Ort in ihrem Leben gab, zudem sie nach
dem Sommer wieder kehren konnte. Und James fehlte ihr. Sie hatte sich seit
Catherines Tod so daran gewöhnt, dicht bei ihm zu schlafen, dass ihr das
Bett jetzt riesig und leer vorkam. Sie hatte ihm geschrieben, aber seine
Antwort war noch nicht gekommen. December hatte ihr einen Abschiedsbrief
geschrieben, der mehr als eine Pergamentrolle lang war, und als sie
schließlich zu Ende gelesen hatte war sie in Tränen ausgebrochen und
wünschte sich in die erste Klasse zurück, um die ganze Schulzeit noch
einmal erleben zu können.
Ihren Eltern hatte sie nichts von Catherine erzählt. Sie hatten sie nicht
gekannt, sie kannten Hogwarts nicht, und obwohl Lily ihnen erklärt hatte
wer voldemort war würden sie auch das nicht richtig verstehen.
Jetzt wanderte sie ziellos im Haus herum, verhexte aus Langeweile alle
möglichen Dinge und tat gar nichts.
Dieses Verhalten war untypisch für sie, aber gleich am ersten Abend, als
sie wieder in ihrem Zimmer zuhause stand, war sie von dieser seltsamen
Laune befallen worden. Petunia, die zwei Tage später zum Essen da gewesen
war, flüchtete schließlich nach einem mittelstarken Schreikrampf, weil Lily
beim Teetrinken ihre Tasse in eine Ratte verwandelt hatte. Ihre Eltern
hatten es amüsant gefunden, aber Petunia war beleidigt davon gestürmt,
während sie ihre Schwester auf wüste Art und Weise verwünschte.
S langsam begannen sich Mr und Mrs Evans sorgen zu machen. Mr Evans hob zum
Sprechen an, aber seine Frau schüttelte den Kopf. Plötzlich fiel ihr etwas
ein, dass ihre Tochter aus dieser Tiefstimmung herausreißen könnte.
„Ach Schatz, ich hatte es ganz vergessen, ich habe etwas für dich."Sie
richtete sich plötzlich in ihrem Sessel auf. „Heute Morgen ist für dich
Post von deinem Freund James gekommen. Du warst noch nicht wach und da habe
ich-"„Wo ist sie?"unterbrach Lily sie hastig und fuhr vom Sofe hoch. „A-
auf dem Bord in der Küche, ich-"sie brach ab, da Lily ihr nicht mehr
zuhörte und schon in die Küche raste.
Dort lag ein einfacher Pergamentumschlag, aber Lily schien es als wäre er
plötzlich wie ein strahlendes Licht in ihr Leben getreten, dass unverhofft
Rettung aus der Langeweile brachte. Sie schnappte ihn sich und
verbarrikadierte sich damit in ihrem Zimmer. Auf ihrem Bett eingekrümelt
riss sie ihn hastig auf und entfaltete den Brief. Es war kürzer, als sie
erhofft hatte, aber er versprach ihr genug.
„Liebe Lily, Sorry dass ich mich nicht eher gemeldet habe, aber ich konnte nicht früher. Hier Zuhause gab es einige ‚Schwierigkeiten´. Ich erzähle es dir wenn wir uns sehen. Sirius hat angefragt, ob wir ihn besuchen kommen. Er hat geschrieben, dass er irgendetwas mit seiner Wohnung gemacht hätte, und ehrlich gesagt habe ich jetzt Angst, alleine dort hinzugehen... Du kannst den Kamin benutzen (Ich habe dir etwas Flohpulver mitgeschickt, falls du keines hast), und du kannst kommen wann du willst, ich bin Zuhause. Antworte mir schnell oder komm einfach gleich her ja? Ich vermisse dich.
Dein James"
Lily spürte, wie sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. Sie lief zurück ins Wohnzimmer, den Brief an ihre Brust gepresst. „Mom, Dad, ich gehe James besuchen, okay?"Ihre Eltern blickten erstaunt auf. „Warum nicht, Liebling."Ihre Mutter nickte, glücklich über Lilys Launenumsprung. „ Äh- warum zündest du den Kamin an, Schatz? Wir haben schließlich Hochsommer?"fragte ihr Vater irritiert. „Ich brauch ihn zum Reisen", erklärte sie knapp und holte das Beutelchen mit Flohpulver aus dem Umschlag. „Ach, diesen Trick, den die Jungs letzten Sommer gemacht haben?"fragte Mrs Evans aufgeregt. „Als ihre Köpfe hier im Feuer waren?"„Genau der", lächelte Lily, war aber in Gedanken schon bei James. Sie sah an sich herunter, ob sie so zu ihm gehen konnte. Mit ihrem Anblick durchaus zufrieden warf sie das Pulver in die auflodernden Flammen, dann stieg sie hinterher. „Lily!"rief ihre Mutter schockiert. „Du-du-" „Das Feuer tut mir nichts, Mum", rief Lily gegen die Flammen an. „Zum Grahlhof!"befahl sie dann. Das Wohnzimmer ihrer Eltern verschwand, und nach unzähligen rasend schnellen Drehungen durch das Flohnetzwerk fand sie sich in dem großen Küchenkamin der Potters wieder.
James Mutter, die gerade abwusch, drehte sich erstaunt zu ihr um. Lily spürte, wie sie rot wurde, da sie einfach so hereinplatzte. „Entschuldigung... ich meine, guten Tag Mrs Potter. Ich wollte zu James." James Mutter lächelte sie freundlich an, aber irgendetwas in ihrem Gesicht strahlte eine innere Traurigkeit aus. „Natürlich, Hallo Lily. James ist oben in seinem Zimmer. Kennst du den Weg?" Lily nickte. „Ich bin letzten Sommer schon dort gewesen." Sie klopfte den Ruß von ihrer Jeans und verließ die Küche. Als sie vor James Zimmertür stand, spürte sie ein vorfreudiges Gefühl im Magen. Es war nicht einmal eine Woche her, dass sie ihn gesehen hatte, aber trotzdem kam es ihr wie eine Ewigkeit vor. Sie öffnete die Tür und späte hinein.
James lag, in Zaubererroben gekleidet, ausgestreckt auf dem Bett und starrte die Decke an. Sein Zimmer war das reinste Chaos. Offensichtlich hatte er nach seiner Ankunft Zuhause einfach den Inhalt des Koffers auf den Boden entleert und ihn dort gut verteilt liegen gelassen. Sie schloss die Tür hinter sich und blieb abwartend stehen, während ein breites Lächeln ihren Mund verzog. „Hey", sagte sie leise. Sein Kopf fuhr herum, und dann rappelte er sich eilig auf, während seine Hand automatisch hoch zu seinen Haaren fuhr. „Lily! Ich habe dich gar nicht kommen gehört!" Sie lächelte noch breiter und trat auf das Bett zu und setzte sich neben ihn. „War Absicht", murmelte sie und zwinkerte ihm zu. Er grinste und gab ihr einen langen Kuss. „Wie waren deine ersten Tage wieder zu Hause?"fragte er und nahm ihre Hand. Sie seufzte und lehnte sich an seine Schulter. „Öde", gestand sie. „Ich habe meine Eltern ja wirklich lieb, aber sie verstehen wirklich gar nichts von Zauberei, und ich komme mir dort irgendwie falsch vor. Das ist nicht mehr meine Welt." Sie ließ den Blick durch sein Zimmer streifen. Hauptsächlich Zaubererutensilien, die meisten von ihnen vermutlich mehr oder weniger gefährlich. Rauchsäulen, Misstrauenderweckende Zaubertränke und zerfledderte Bücher über Flüche aller Art reihten sich hier aneinander. Ja, sie wusste, wo sie hingehörte. „Ich will noch diese Woche meine Bewerbung an St. Mungo's schicken. Ich werde so froh sein, etwas zu tun! Diese wenigen Tage zuhause kam ich mir nur nutzlos und faul vor. Ich möchte etwas tun, ich will die Zaubererwelt entdecken, ich will- ach, ich weiß auch nicht."Sie hob den Kopf von seiner Schulter und sah ihn an. „Und wie war es bei dir?"Er schüttelte abwehrend den Kopf, aber der gleiche Schatten, den sie schon bei seiner Mutter gesehen hatte, huschte über sein Gesicht. „Nichts Besonderes. Hier hat sich kaum etwas verändert." „Du hast geschrieben, es hätte hier Probleme gegeben?"hakte sie argwöhnisch nach. Sein Blick wanderte umher und blieb im Nichts hängen. „Nein, es war nichts", sagte er, aber in seiner Stimme lag eine Spur Bitterkeit, und sein Mund hatte sich angespannt verzogen. „James?"fragte Lily leise und versuchte seinen Blick einzufangen. „Was ist los? Ich merke doch, das etwas nicht stimmt." Er kniff die Lippen zusammen, dann holte er tief Luft. „Am Abend, als wir angekommen sind, haben Mum und Dad mich ins Wohnzimmer gerufen", sagte er mit belegter Stimme. „Sie wollten mit mir reden."Er machte eine Pause und sein Blick wanderte wieder ziellos umher, streifte einmal kurz Lilys Gesicht, und erschrocken stellte sie fest, dass seine Augen feucht glänzten. „Es gäbe da etwas, dass sie mir erzählen müssten. Meine Mum war nämlich im Krankenhaus gewesen, nur so zum durchchecken, weil sie sich in letzter Zeit so unwohl gefühlt hat. Jetzt haben sie das Ergebnis bekommen."Er schluckte und sah sie erst jetzt richtig an. „Sie- sie ist krank. Eine von diesen Muggelkrankheiten, die- die nicht geheilt werden können. Und- und – und die Leute von St. Mungo's haben gesagt, sie hätte... sie könnte... sie würde nur noch ein halbes Jahr oder so Leben...und..."Er verstummte. Sein Gesicht war schmerzhaft verzogen und er blinzelte offensichtlich um Tränen zurück zu halten, als er sich von Lily abwandte. Sie saß eine Sekunde dort wie vom Donner gerührt. Dann schlang sie die Arme um ihn. „Oh James, wie schrecklich", flüsterte sie, während sie sich an ihr presste. Sie spürte, wie er hart schluckte als er den Kopf in ihrer Schulter vergrub. „Es gibt nichts, was sie tun können", stieß er heiser hervor. „Alls ihre Zauberkraft und ihr ganzes Wissen kann meine Mum nicht vor dem Tod bewahren!"Lily wusste nicht, was sie sagen sollte, und so drückte sie ihn einfach an sich, wiegte ihn in ihren Armen, während er sich ausweinte und kraulte seinen Rücken. Ihr wurde klar, wie er die letzten Tage verbracht haben musste- hier in seinem Zimmer, an die Decke starrend und in düstere Gedanken über Leben und Tod versunken. Gerade hatte er Catherines Tod überwunden, als ihn der nächste Schicksalsschlag traf. Lily löste sich von ihm und sah ihn einen Augenblick lang stumm an, während sie mit den Händen über sein Gesicht strich. Dann küsste sie ihn innig, sich von ganzem Herzen wünschend dass sie ihm den Schmerz und die Wut über die Ungerechtigkeit des Lebens nehmen konnte. James erwiderte den Kuss, schmeckte und spürte sie, und wenigstes für einen Augenblick lang vergaß er das Leid seiner Mutter. Lily ließ sich Rückwarts in die Kissen sinken, und James, der jetzt halb auf ihr lag, stützte sich über sie und schenkte ihr ein kleines und schon fast beschämtes Lächeln. Sie fuhr durch seine Haare und zog ihn dann an sich. Lange Zeit verging, während sie einfach nur auf dem Bett lagen und sich umschlungen hielten. Lily dachte über das nach, was James ihr erzählt hatte, und ihn ihrem Inneren festigte sich der Entschluss in St. Mungo's eine erfolgreiche Heilerin zu werden und alles in ihrer Macht stehende zu tun, um die Krankheit seiner Mutter zu bekämpfen. Sie wusste, dass sie eine gute Hexe war, und anderen Menschen zu helfen und sich um sie zu kümmern lag einfach in ihrer Natur. Sie seufzte leise und kuschelte sich dichter an ihn. Schließlich stupste er sie sanft mit der Nase an, als sie schon fast schläfrig eindämmerte. „Was ist, wollen wir Sirius besuchen? Ich war seit letztem Sommer nicht bei ihm, und ich frage mich, wie er sich so alleine in der Muggelwelt durchschlägt", sagte er. Lily grinste. „Wahrscheinlich hat er inzwischen die ganze Nachbarschaft verjagt oder hatte schon ein paar Mal Polizei oder Feuerwehr an der Tür, die nach dem Rechten sehen wollten." James schmunzelte. „Möglich. Nur- äh: Was ist eine Feuerwehr?" Lily lachte und küsste ihn auf die Nase. „Egal. Los, geh von mir runter! So können wir nicht weg."Sie drehte sich weg, sodass er von ihr herunter rollte und auf der Matratze landete. Hastig wich sie vor seiner Hand zurück, als er nach ihr griff um sie dafür zu strafen. Schließlich schafften sie es doch noch aufzustehen, und dann machten sie sich fertig, um Sirius in seiner Wohnung aufzusuchen.
„Liebe Lily, Sorry dass ich mich nicht eher gemeldet habe, aber ich konnte nicht früher. Hier Zuhause gab es einige ‚Schwierigkeiten´. Ich erzähle es dir wenn wir uns sehen. Sirius hat angefragt, ob wir ihn besuchen kommen. Er hat geschrieben, dass er irgendetwas mit seiner Wohnung gemacht hätte, und ehrlich gesagt habe ich jetzt Angst, alleine dort hinzugehen... Du kannst den Kamin benutzen (Ich habe dir etwas Flohpulver mitgeschickt, falls du keines hast), und du kannst kommen wann du willst, ich bin Zuhause. Antworte mir schnell oder komm einfach gleich her ja? Ich vermisse dich.
Dein James"
Lily spürte, wie sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. Sie lief zurück ins Wohnzimmer, den Brief an ihre Brust gepresst. „Mom, Dad, ich gehe James besuchen, okay?"Ihre Eltern blickten erstaunt auf. „Warum nicht, Liebling."Ihre Mutter nickte, glücklich über Lilys Launenumsprung. „ Äh- warum zündest du den Kamin an, Schatz? Wir haben schließlich Hochsommer?"fragte ihr Vater irritiert. „Ich brauch ihn zum Reisen", erklärte sie knapp und holte das Beutelchen mit Flohpulver aus dem Umschlag. „Ach, diesen Trick, den die Jungs letzten Sommer gemacht haben?"fragte Mrs Evans aufgeregt. „Als ihre Köpfe hier im Feuer waren?"„Genau der", lächelte Lily, war aber in Gedanken schon bei James. Sie sah an sich herunter, ob sie so zu ihm gehen konnte. Mit ihrem Anblick durchaus zufrieden warf sie das Pulver in die auflodernden Flammen, dann stieg sie hinterher. „Lily!"rief ihre Mutter schockiert. „Du-du-" „Das Feuer tut mir nichts, Mum", rief Lily gegen die Flammen an. „Zum Grahlhof!"befahl sie dann. Das Wohnzimmer ihrer Eltern verschwand, und nach unzähligen rasend schnellen Drehungen durch das Flohnetzwerk fand sie sich in dem großen Küchenkamin der Potters wieder.
James Mutter, die gerade abwusch, drehte sich erstaunt zu ihr um. Lily spürte, wie sie rot wurde, da sie einfach so hereinplatzte. „Entschuldigung... ich meine, guten Tag Mrs Potter. Ich wollte zu James." James Mutter lächelte sie freundlich an, aber irgendetwas in ihrem Gesicht strahlte eine innere Traurigkeit aus. „Natürlich, Hallo Lily. James ist oben in seinem Zimmer. Kennst du den Weg?" Lily nickte. „Ich bin letzten Sommer schon dort gewesen." Sie klopfte den Ruß von ihrer Jeans und verließ die Küche. Als sie vor James Zimmertür stand, spürte sie ein vorfreudiges Gefühl im Magen. Es war nicht einmal eine Woche her, dass sie ihn gesehen hatte, aber trotzdem kam es ihr wie eine Ewigkeit vor. Sie öffnete die Tür und späte hinein.
James lag, in Zaubererroben gekleidet, ausgestreckt auf dem Bett und starrte die Decke an. Sein Zimmer war das reinste Chaos. Offensichtlich hatte er nach seiner Ankunft Zuhause einfach den Inhalt des Koffers auf den Boden entleert und ihn dort gut verteilt liegen gelassen. Sie schloss die Tür hinter sich und blieb abwartend stehen, während ein breites Lächeln ihren Mund verzog. „Hey", sagte sie leise. Sein Kopf fuhr herum, und dann rappelte er sich eilig auf, während seine Hand automatisch hoch zu seinen Haaren fuhr. „Lily! Ich habe dich gar nicht kommen gehört!" Sie lächelte noch breiter und trat auf das Bett zu und setzte sich neben ihn. „War Absicht", murmelte sie und zwinkerte ihm zu. Er grinste und gab ihr einen langen Kuss. „Wie waren deine ersten Tage wieder zu Hause?"fragte er und nahm ihre Hand. Sie seufzte und lehnte sich an seine Schulter. „Öde", gestand sie. „Ich habe meine Eltern ja wirklich lieb, aber sie verstehen wirklich gar nichts von Zauberei, und ich komme mir dort irgendwie falsch vor. Das ist nicht mehr meine Welt." Sie ließ den Blick durch sein Zimmer streifen. Hauptsächlich Zaubererutensilien, die meisten von ihnen vermutlich mehr oder weniger gefährlich. Rauchsäulen, Misstrauenderweckende Zaubertränke und zerfledderte Bücher über Flüche aller Art reihten sich hier aneinander. Ja, sie wusste, wo sie hingehörte. „Ich will noch diese Woche meine Bewerbung an St. Mungo's schicken. Ich werde so froh sein, etwas zu tun! Diese wenigen Tage zuhause kam ich mir nur nutzlos und faul vor. Ich möchte etwas tun, ich will die Zaubererwelt entdecken, ich will- ach, ich weiß auch nicht."Sie hob den Kopf von seiner Schulter und sah ihn an. „Und wie war es bei dir?"Er schüttelte abwehrend den Kopf, aber der gleiche Schatten, den sie schon bei seiner Mutter gesehen hatte, huschte über sein Gesicht. „Nichts Besonderes. Hier hat sich kaum etwas verändert." „Du hast geschrieben, es hätte hier Probleme gegeben?"hakte sie argwöhnisch nach. Sein Blick wanderte umher und blieb im Nichts hängen. „Nein, es war nichts", sagte er, aber in seiner Stimme lag eine Spur Bitterkeit, und sein Mund hatte sich angespannt verzogen. „James?"fragte Lily leise und versuchte seinen Blick einzufangen. „Was ist los? Ich merke doch, das etwas nicht stimmt." Er kniff die Lippen zusammen, dann holte er tief Luft. „Am Abend, als wir angekommen sind, haben Mum und Dad mich ins Wohnzimmer gerufen", sagte er mit belegter Stimme. „Sie wollten mit mir reden."Er machte eine Pause und sein Blick wanderte wieder ziellos umher, streifte einmal kurz Lilys Gesicht, und erschrocken stellte sie fest, dass seine Augen feucht glänzten. „Es gäbe da etwas, dass sie mir erzählen müssten. Meine Mum war nämlich im Krankenhaus gewesen, nur so zum durchchecken, weil sie sich in letzter Zeit so unwohl gefühlt hat. Jetzt haben sie das Ergebnis bekommen."Er schluckte und sah sie erst jetzt richtig an. „Sie- sie ist krank. Eine von diesen Muggelkrankheiten, die- die nicht geheilt werden können. Und- und – und die Leute von St. Mungo's haben gesagt, sie hätte... sie könnte... sie würde nur noch ein halbes Jahr oder so Leben...und..."Er verstummte. Sein Gesicht war schmerzhaft verzogen und er blinzelte offensichtlich um Tränen zurück zu halten, als er sich von Lily abwandte. Sie saß eine Sekunde dort wie vom Donner gerührt. Dann schlang sie die Arme um ihn. „Oh James, wie schrecklich", flüsterte sie, während sie sich an ihr presste. Sie spürte, wie er hart schluckte als er den Kopf in ihrer Schulter vergrub. „Es gibt nichts, was sie tun können", stieß er heiser hervor. „Alls ihre Zauberkraft und ihr ganzes Wissen kann meine Mum nicht vor dem Tod bewahren!"Lily wusste nicht, was sie sagen sollte, und so drückte sie ihn einfach an sich, wiegte ihn in ihren Armen, während er sich ausweinte und kraulte seinen Rücken. Ihr wurde klar, wie er die letzten Tage verbracht haben musste- hier in seinem Zimmer, an die Decke starrend und in düstere Gedanken über Leben und Tod versunken. Gerade hatte er Catherines Tod überwunden, als ihn der nächste Schicksalsschlag traf. Lily löste sich von ihm und sah ihn einen Augenblick lang stumm an, während sie mit den Händen über sein Gesicht strich. Dann küsste sie ihn innig, sich von ganzem Herzen wünschend dass sie ihm den Schmerz und die Wut über die Ungerechtigkeit des Lebens nehmen konnte. James erwiderte den Kuss, schmeckte und spürte sie, und wenigstes für einen Augenblick lang vergaß er das Leid seiner Mutter. Lily ließ sich Rückwarts in die Kissen sinken, und James, der jetzt halb auf ihr lag, stützte sich über sie und schenkte ihr ein kleines und schon fast beschämtes Lächeln. Sie fuhr durch seine Haare und zog ihn dann an sich. Lange Zeit verging, während sie einfach nur auf dem Bett lagen und sich umschlungen hielten. Lily dachte über das nach, was James ihr erzählt hatte, und ihn ihrem Inneren festigte sich der Entschluss in St. Mungo's eine erfolgreiche Heilerin zu werden und alles in ihrer Macht stehende zu tun, um die Krankheit seiner Mutter zu bekämpfen. Sie wusste, dass sie eine gute Hexe war, und anderen Menschen zu helfen und sich um sie zu kümmern lag einfach in ihrer Natur. Sie seufzte leise und kuschelte sich dichter an ihn. Schließlich stupste er sie sanft mit der Nase an, als sie schon fast schläfrig eindämmerte. „Was ist, wollen wir Sirius besuchen? Ich war seit letztem Sommer nicht bei ihm, und ich frage mich, wie er sich so alleine in der Muggelwelt durchschlägt", sagte er. Lily grinste. „Wahrscheinlich hat er inzwischen die ganze Nachbarschaft verjagt oder hatte schon ein paar Mal Polizei oder Feuerwehr an der Tür, die nach dem Rechten sehen wollten." James schmunzelte. „Möglich. Nur- äh: Was ist eine Feuerwehr?" Lily lachte und küsste ihn auf die Nase. „Egal. Los, geh von mir runter! So können wir nicht weg."Sie drehte sich weg, sodass er von ihr herunter rollte und auf der Matratze landete. Hastig wich sie vor seiner Hand zurück, als er nach ihr griff um sie dafür zu strafen. Schließlich schafften sie es doch noch aufzustehen, und dann machten sie sich fertig, um Sirius in seiner Wohnung aufzusuchen.
