Remus und Sirius saßen vor dem prasselnden Kaminfeuer in Sirius Wohnzimmer und starrten auf die Flammen. Auf dem Tisch standen mehrere leere Butterbierflaschen und überall langen die Verpackungen von Schokofröschen. Sirius wandte den Kopf zu seinem Freund und betrachtete ihn eingehend.
„Du siehst müde aus", sagte er nach einer Weile. „Ziemlich geschafft, wenn ich das sagen darf. Dabei ist Vollmond doch erst in zwei Tagen."
Remus antwortete vorerst nicht und starrte ins Feuer. Dann fuhr er sich seufzend durch die hellbraunen Haare und drehte den Kopf zu Sirius. Die tiefen Ringe unter seinen Augen waren deutlich sichtbar.
„Ich schlaf in letzter Zeit schlecht", brummte er mit rauer Stimme. Sirius runzelte die Stirn und wartete auf mehr. Remus wandte sich wieder dem Kamin zu. „Ich habe Alpträume", sagte er leise.
Sirius zog die Knie an und legte das Kinn darauf, während er ihn weiter ansah.
„Ich ... träume. Von mir. Als Werwolf. Es ist widerlich."Remus erschauderte plötzlich und dann kamen die Worte weniger stockend. „Ich träume, dass ich Menschen angreife; Freunde. Oder auch Tiere. Dass ich mit blutverschmierter Schnauze durch die Straßen jage und mich jaulend mit Straßenkötern prügle. Und dabei ist immer diese helle, leuchtende Scheibe. Ich kann seinem Licht nicht entkommen. Der Mond ist immer da, egal was ich mache, egal wohin ich mich verkrieche. Gestern Nacht war es am schlimmsten."
Er schwieg kurz, und sein Blick fuhr hinüber zu Sirius. Er erwartete halb, dass sein Freund wieder irgendeinen Witz reißen würde, aber er hörte ihm aufmerksam und mit ernstem Gesicht zu und bedeutete ihm mit einem Kopfnicken fort zufahren.
Er holte tief Luft.
„Ich – ich bin dann wieder der Wolf. Es ist Nacht, und der Himmel ist Sternenklar.
Der Mond steht über allem. Ich bin in Hogwarts, in der Nähe vom See im Verbotenen Wald.
Ich wittere jemanden, und ich sehe eine Gestalt vor mir weglaufen.
Ich spüre diesen Blutdurst, dieses Bedürfnis zu beißen, so intensiv als wäre es wahr.
Ich jage der Person nach.
Sie ist schnell und schafft es immer wieder, mir zu entkommen.
Es ist ein ewiges Spiel, wie wir zwischen den Bäumen hin durchrennen, durch Licht und Schatten, und einander nicht näher kommen.
Ich laufe dieser Person hinter her, so schnell ich kann.
Aber ich hole sie einfach nicht ein.
Irgendwann, wenn ich total erschöpft bin, erreichen wir den Waldrand am See.
Die Person stolpert über eine Baumwurzel und fällt hin.
Ich brauche meine letzten Kraftreserven auf und springe sie an.
Im Mondlicht kann ich dann das Gesicht erkennen- ich bin es selber."
Remus schluckte und biss sich auf die Lippen. „Ich will nicht gegen das Monster in mir verlieren", flüsterte er heiser.
Sirius rang um Worte. Ihm fiel nichts ein was er sagen konnte, und so streckte er die Hand aus und legte sie Remus auf die Schulter. Er spürte, wie sein Freund bebte.
„Ich habe Angst davor, Schlafen zu gehen", murmelte Remus. „Ich habe Angst davor, mir selber zu begegnen. Ich habe die letzte Nacht nicht geschlafen, und in der davor nur kurz. Aber der Traum kommt sofort."
Sirius verzog den Mund. Das Licht der Kerzen spiegelte sich in den leeren Flaschen. „Willst du heute Nacht hier schlafen?"fragte er. „Vielleicht hilft es, wenn du nicht alleine bist."
Remus sah ihn im halbdunkeln an und nickte langsam.
Kurz darauf lag der braunhaarige Junge ausgestreckt auf Sirius Bett und schlief. Seine tiefen, ruhigen Atemzüge waren gleichmäßig und entspannt. Seine linke Hand war ausgestreckt und ruhte auf dem Rücken des großen schwarzen Hundes, der neben ihm lag. Seine Finger fuhren ab und zu durch das Fell, und wenn sein Atem schneller ging und er sich anspannte, krallte er sich darin fest. Der Hund beobachtete ihn mit dunklen Augen und wachte über seinen Schlaf.
Der Traum kam wieder, aber diesmal war er anders. Als der Remus im Traum hinfiel, und der Werwolf ihn ansprang, kam aus dem Schatten ein großer, schwarzer Hund gesprungen und zerrte ihn von dem Menschen weg. Schließlich musste der Werwolf aufgeben und zog sich zurück, und Remus, der Mensch, konnte aufstehen.
James wachte vom Geräusch eines Weckers aus. Er blinzelte, doch warme Lippen drückten sich auf seine Wange und flüsterten „Schhh, schlaf ruhig weiter. Ich muss nur los."
Er lächelte und schlug die Augen auf. „Nein, ich stehe mit dir auf."
„Ach was! Du musst doch nicht zur Arbeit!"
„Aber ich will dir nicht das Gefühl geben, die einzige zu sein, die hier was tut."Er griff nach seiner Brille, die auf dem Nachtisch lag, und konnte Lily endlich erkennen. Sie saß mit zerzausten Haaren aufrecht im Bett und lächelte ihn an. Er schwang sich, wenn auch schweren Herzens, aus dem Bett. „Ich mach dir einen Kaffee!"
Sie stand ebenfalls auf, aber anstatt ins Bad zu gehen zog sie ihn an sich und gab ihm einen Kuss. Er schlang sie Arme und sie und genoss die Bettwärme, die sie ausstrahlte.
„Du bist ein Schatz", Lily sah ihn mit leicht verschlafenen grünen Augen an. „Aber ich bin nicht die einzige, die was tut. Du hast auch genug um die Ohren."
Dann löste sie sich von ihm und lief mit nackten Füßen ins Badezimmer. James sah ihr nach, während er sich durch die zerzausten schwarzen Haare fuhr, und ging dann die Treppe hinunter in die Küche.
Lily wohnte jetzt schon seit mehr als einem halben Jahr bei ihm im Grahlhof, und er konnte sich ein Leben hier ohne sie nicht mehr vorstellen. Nach dem Tod seines Vaters, (über den er immer noch verbittert war), war sie zu ihm gezogen, und obwohl sie genauso viel Zeit im St. Mungo's verbrachte wie zuvor, hatte sich ihre Beziehung deutlich gefestigt. Während sie arbeitete, war James damit beschäftigt gewesen, mit Hilfe des Hauselfen die Sachen seiner Eltern durchzugehen, zu entscheiden was er davon brauchte und was nicht, und die unbenötigten Sachen loszuwerden. Er war immer noch nicht fertig damit, obwohl sich das Haus deutlich verändert hatte. Was auch an Lily liegen konnte.
Sie schliefen in James Zimmer, welches er bei der Gelegenheit gleich mit ausgemistet hatte. Seine Schulsachen und alles, was er zu seiner Kindheit zählte, verstaute er in einem Raum im Keller. Lily brachte eigene Dinge mit, und zusammen hatten sie ihren ganz eigenen kleinen Haushalt.
James hatte sich inzwischen daran gewöhnt, viele Muggeldinge zu benutzen und das Haus nicht typisch „Zauberermäßig" einzurichten, das hieß, keine dunklen schweren Möbel mehr und keine Gußeisernen Waschbecken.
Er setzte ihr einen Kaffee auf und warf einen Blick durch die Jalousien hinaus. Es hatte geschneit, obwohl sie schon Mitte Februar hatten. Er überlegte kurz, dann öffnete er die Tür, die von der Küche hinaus in den Garten führte und trat nach draußen. Seine nackten Füße sanken in der dünnen Schneeschicht ein, und einkalter Wind umstrich seine nackten Arme und Beine. Er schloss die Augen und sog die kühle Winterluft ein, während er auf die gedämpften Geräusche der winterlichen Natur lauschte.
„James, Schatz, was tust du da?!?"
Er grinste, die Augen immer noch geschlossen. „Ich genieße den Morgen."
„Du wirst dich erkälten! Du bist ja verrückt, so raus zu gehen! Komm wieder rein!"
Er schlug die Augen auf und wandte sich zu Lily um, die an den Eingang zur Küche gelehnt stand. Sie trug die hellgrüne Tracht der Medimagier von St. Mungo, und die dicken roten Haare fielen ihr zu einer Seite über die Schulter. In einer Hand hielt sie einen dampfenden Becher, und ihre Augen funkelten belustigt. „Los, komm sofort herein, du Spinner", forderte sie.
James ging zu ihr gab ihr einen Kuss, während er hinter ihnen die Tür schloss.
„Du hast ja schon eine Gänsehaut!", sagte Lily vorwurfsvoll. „Und wenn ich heute Abend nach Hause komme, dann liegst du wahrscheinlich schon krank im Bett! Komm, trink einen Kaffee."„Bestimmt nicht. Du weißt, dass ich den nicht mag. Ich mach mir lieber einen Tee."
Er ging an ihr vorbei und begann, in einem Schrank nach Teebeuteln zu wühlen.
Sie beobachtete ihn dabei. „Außerdem musst du heute Abend fit sein."
Sein Kopf drehte sich zu ihr um, und er lächelte etwas bedrückt.
Das hätte sie jetzt nicht sagen sollen, wo es doch gerade so schön und friedlich gewesen war.
Sie mussten heute Abend etwas für den Orden unternehmen. In Nordirland gab es eine gewaltige Bibliothek magischen Ursprungs, die dennoch auch etliche Schriften der Muggel enthielt. Das dort gesammelte Wissen war von unschätzbarem Wert und gut bewacht - und laut Dumbledores Spionen war Voldemort sehr daran interessiert, einige dutzend Bänden aus der Hochsicherungsabteilung in seine Hände zu bekommen.
Die Verantwortlichen der Bibliothek weigerten sich, die entsprechenden Bücher an Dumbledore oder das Ministerium auszuhändigen, damit sie in Sicherheit gebracht werden konnten - sie begründeten es damit, dass die Bücher in der Bibliothek vollkommen geschützt wären.
Dumbledore wusste, das Voldemort die Bibliothek demnächst stürmen würde. Er wusste, dass die Bücher dort nicht sicher waren. Und er wusste, dass es fast unmöglich werden würde, den Dunklen Lord besiegen zu können wenn die Bücher in seinen Besitzt geraten würden.
Auch wenn es eigentlich gegen seine Moral sprach, hatte er deshalb die Ordensmitglieder dazu aufgefordert, die Bücher in Sicherheit zu bringen.
Und so hatten sich die Marauder und Lily neben einigen Anderen freiwillig gemeldet, an diesem Abend in die Bibliothek einzubrechen.
James hängte den Teebeutel in eine Kanne mit heißem Wasser und setzte sich zu Lily an den Tisch. „Das wird riskant heute Abend", murmelte er. Sie streckte die Hand aus und strich ihm über die Wange. „Du müsstest es doch gewöhnt sein, verbotenerweise irgendwo einzusteigen", sagte sie spöttisch. Er grinste und fing ihre Hand ein. „Da hast du ja Recht mein Schatz, aber diesmal steht leider mehr auf dem Spiel als nur der Verlust einiger Hauspunkte."Er drückte einen Kuss auf ihre Finger und sah dann auf die Uhr. „Du musst bald los."
Sie seufzte und stand auf. „Ich komm nach der Arbeit direkt zum vereinbarten Treffpunkt, okay? Wir sehen uns dann. Und denk daran, mir einen schwarzen Umhang mitzubringen."„Mach ich, mach ich", er legte den Kopf in den Nacken, als sie hinter ihn trat und ihn auf den Mund küsste. Dann war sie verschwunden.
Ein kalter Wind fuhr durch die hohe Hecke, die das Bibliotheksgebäude umgab. James zog fröstelnd seinen Umhang um sich und sah sich nach den anderen um. Sirius und Frank folgten ihm auf den Fuß, dahinter Alice, Lily und Peter und zuletzt Benji Fenwick, Remus und Emmeline Vance. Sie alle hatten sich so gründlich mit Tarnzaubern eingedeckt, dass er seine Gefährten kaum erkennen konnte, obwohl sie dicht hinter ihm waren.
James verzog grimmig den Mund. Wenn er sie schon nicht sah, dann würden andere weit größere Schwierigkeiten haben, sie zu entdecken.
Aber er rechnete nicht damit, dass sie überhaupt in die Gefahr kamen, gesehen zu werden. Der Bibliothekseingang wurde von zwei Zauberern bewacht, die leicht zu überwältigen waren, und innen bestand die „Sicherheit"der Bücher nur aus magischen Zaubersprüchen und Bannen, die sie zu umgehen wussten, wenn sie sich nicht allzu dumm anstellten.
Es würde schnell gehen- jeder hatte eine Liste der Bücher dabei, die sie entwenden sollten, ebenso wie eine magisch verzauberte Tasche, in der sie ihre wertvolle „Beute"verstauen konnten. Drinnen würden sie sich dann in zwei Gruppen aufteilen und die Bücher gewissermaßen einsammeln, dann würden sie das Gebäude wieder verlassen, und damit war die Arbeit getan.
Die beiden Wachmänner am Eingang der Bibliothek schienen nichts zu befürchten. Sie unterhielten sich miteinander und schenkten ihrer Umgebung kaum Beachtung. James Vermutung bestätigte sich- sie waren leicht zu überwältigen, und schon Sekunden später lagen die zwei im Tiefschlaf auf den Treppenstufen, ohne ihre Angreifer gesehen zu haben.
Die Ordensmitglieder traten durch die gewaltige Tür ins Innere der Bibliothek. Sie standen in einer niedrigen „Empfangshalle"mit Kuppeldach. Ein langer Schreibtisch vor einer Schubladenkartei, die eine ganze Wand einnahm, lag still und verlassen da. Auf einer Seite hing ein Übersichtsplan der Bibliothek.
„Hier, die Bibliothek teilt sich schon hier in zwei Gebäude auf: den Ost- und den Westflügel. Seht ihr?"Benji leuchtete mit seinem Zauberstab auf die Karte. „Sirius, Frank, Alice, Peter und Emmeline, ihr geht nach Westen, und James, Lily, Remus und ich nach Osten, okay?"Wir treffen uns in... na, anderthalb Stunden wieder hier. Länger hält der Betäubungszauber für unsere zwei Freunde da draußen nicht."Sie nickten. Lily sah in der trüben Dunkelheit ihre blassen Gesichter, die sich noch einmal kurz ansahen, bevor Sirius Gruppe durch die eine Tür verschwand, und Lily der ihrigen durch die andere folgte.
Sirius schnappte nach Luft. Er hatte die Bibliothek in Hogwarts als groß empfunden- aber das hier überstieg alles, was er je gesehen hatte. Die Bücherregale erstreckten bis ins nächste Stockwerk, und die langen Reihen, die sich in den Raum hinein schoben, ergaben ein dunkles Labyrinth. Hier und da lehnten Leitern an den Regalen, um weiter oben anzukommen, und insgesamt mussten sich hier mehrere tausend Bücher befinden. Als er daran dachte, dass es auch noch einen Ostflügel gab, musste er schlucken. Auf ihrer Liste befanden sich insgesamt zwölf Bücher- wie sollten sie die innerhalb von anderthalb Stunden finden? Zwischen all den anderen Büchern?
Sie konnten nicht den Accio-Zauberspruch verwenden, denn das hätte einen Alarm ausgelöst. Das bedeutete, sie würden die Leitern benutzen müssen...
Sirius begann zu beten, dass die Bücher wenigstens Alphabetisch geordnet waren, während er den anderen in die Dunkelheit folgte.
Lily balancierte auf der obersten Leitersprosse und bemühte sich, nicht nach unten zu sehen. Das Buch, was sie benötigte, befand sich in der obersten Reihe, und so sehr sie sich auch reckte und streckte, sie kam nicht an. Wütend biss sie sich auf die Lippen und überlegte, was sie tun sollte. Sie hatten schon vier Bücher eingesammelt, und dies hier war das letzte, aber sie kam einfach nicht an, und langsam wurde die Zeit knapp. Ihren Zauberstab konnte sie nicht zur Hilfe nehmen- das hätte einen Alarm ausgelöst.
Sie wandte vorsichtig den Kopf und spähte in die Dunkelheit. Nur Remus wartete am Fuß der Leiter, Benji und James befanden sich noch irgendwo in dem gewaltigen Bücherlabyrinth. Die Regale verschluckten ihre Stimmen und auch das Licht ihrer Laternen, und die einzige Möglichkeit, sie zu entdecken, wäre wenn sie einen Funkenstrom hoch in die Luft senden würden.
Lilys Blick richtete sich wieder nach oben und starrte auf das verhasste Buch. Theorie des Unmöglichen hieß es, und der speckige Buchrücken glänzte im Licht ihrer Laterne und schien sie zu verhöhnen. „Verdammtes Ding", murmelte sie. Dann fasste sie einen Entschluss. Behutsam griff sie mit einer Hand nach einem Regalbrett, an dem sie sich festhalten konnte. Dann stellte sie einen Fuß auf ein weiteres Regalbrett, welches ein Stück höher als die Leiter war. Sie holte den zweiten Fuß nach und zog sich hoch, bis ihre bebenden Finger das gefährliche Buch berührten. Während sie von unten Geräusche hörte, löste sie die Kette, mit der das Werk ans Regal gebunden war. Sie zog das Buch heraus, und noch während sie sich mit einer Hand am Regal festhielt, stopfte sie es mit der anderen Hand in den Beutel an ihrer Seite. Mit klopfendem Herzen tastete sie mit ihrem rechten Fuß nach der Leiter. Als sie sie fand, stieß sie einen erleichterten Seufzer aus und sah hinab, im gleichen Augenblick, als Remus Stimme erklang.
„LILY! Komm runter! Komm schnell-"Etwas krachte unter ihr. Erschrocken sah sie hinab, und ihr Herz setzte für einen Augenblick aus. Mehrere maskierte Gestalten hatten sich aus dem Schatten der Regale gelöst und brachten Remus zu Fall. Weiter hinten im Raum hörte sie einen Schrei und Licht blitzte auf- James und Benji waren ebenfalls angegriffen worden. Schnelle Schritte waren zu hören, von noch mehr Todessern, die jetzt auftauchten.
Ohne Nachzudenken, und während sie die Leiter hinabkletterte, zog Lily ihren Zauberstab und zielte auf einen Todesser, der über Remus stand und den Zauberstab auf ihn gerichtet hatte. Ihr Fluch traf ihn mit einer unglaublichen Wucht, und er prallte gegen ein Regal, dass leicht anfing zu schwanken.
Was sie nicht bedacht hatte, war dass sie so auf sich aufmerksam gemacht hatte, und ein Schwenk des Zauberstabs eines weiteren Todessers genügte, um die Leiter in Brand zu setzten.
Hastig kletterte sie so weit hinunter wie möglich, während sie weitere Flüche verschoss. Sie traf zwei Todesser, dann brach die Leiter.
Sie traf schmerzhaft auf dem Boden auf, und ihr Arm brach. Sie schrie, zog sich aber hoch und sah sich nach Remus um. Er hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt und duellierte sich mit einem Todesser.
Zwei andere näherten sich ihr mit gezogenen Zauberstäben. „Steck dein Streichholz weg, Schlammblut, es wird dir nichts nützen", schnarrte eine Stimme, die Lily schaudernd erkannte- Lucius Malfoy. Er war in Hogwarts ein paar Klassen über ihr, aber sie war schon damals Opfer seiner Schikanen gewesen.
Wut kochte in ihr hoch, und gleichzeitig machte sich ein eisiges Gefühl der Angst um James in ihr breit. Ein einziges kurzes Wort genügte, und Malfoys Umhang stand in Flammen. Der andere Todesser nutzte den Augenblick, und sein Fluch traf Lily wie ein Faustschlag in den Magen. Sie würgte und krümmte sich, als Remus den Todesser schockte.
Er half ihr hoch, und sie jagte Malfoy, der sich von dem magischen Feuer befreit hatte, eine Ganzkörperklammer auf den Hals.
Remus und sie liefen auf den nächsten Quergang. „JAMES", brüllte Lily. „JAMES!"Aus einem nicht weit entfernten Gang schoss ein Blitz, und sie eilten dorthin. Lilys Herz blieb fast stehen.
James und Benji standen Rücken an Rücken, um sie herum ein Ring von Todessern. Durch Lilys Ruf waren sie gewarnt, und somit fehlte ihnen der Überraschungseffekt, aber dennoch gelang es Remus, zwei Todesser auszuschalten.
Sofort griffen auch Benji und James wieder an, und ein erbitterter Kampf entflammte. Ein Fluch traf James ins Gesicht, und eine Brandblase bildete sich. Er stieß dem Todesser seinen Ellenbogen ins Gesicht und tastete nach seiner Büchertasche, indem sich zwei der Werke befanden.
„Gebt uns die Bücher", bellte einer der Todesser. Benji lachte verächtlich, während er einen weiteren Todesser gegen eine Regalwand schleuderte. „Wieso sollten wir das tun?"fragte er.
„Weil das Schlammblut sonst stirbt", knirschte der Todesser. Erst jetzt sahen sie, dass er Lily an sich gepresst hielt- und gegen ihren Hals drückte er ein scharfes Messer. „Gib uns die Bücher" forderte er erneut. Lily hatte die Augen zusammengekniffen und rührte sich nicht, nur ihre Brust hob und senkte sich stoßweise. James starrte den Todesser und Lily wie in Trance und, während seine Hand nach der Büchertasche griff. Remus' Gedanken rasten; Sie durften die Bücher nicht aushändigen! Sein Blick flog zu dem nahen Fenster und dem fast vollen Mond, der hinein schien.
Er spürte seine Werwolfkraft, so wie er sie oft schon kurz vor dem Tag der Verwandlung spürte, und plötzlich schoss er vorwärts. Sein Arm schnellte mit unmenschlicher Kraft vor und traf auf den Kopf des Todessers, der das Messer hielt. Mit einem widerlichen Knacken gab der Kopf nach, und der Mann fiel zu Boden. Remus starrte entsetzt auf seine Hände, während Benji blitzschnell die anderen zwei Todesser, die noch standen, schockte.
James riss Lily an sich und schlang wortlos die Arme um sie; er war nicht imstande zu sprechen. Sie spürte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten, während Schmerz aus ihrem gebrochenen Arm pulsierte, und sie die verbrannte Haut in James Gesicht roch.
Sie hörten Schritte; Malfoy und die anderen Todesser mussten sich wieder regeneriert haben. „Wir müssen hier weg", stieß Lily hervor. „Wir müssen zu den anderen!"James nickte und löste sich von ihr. Dann hielt er sie noch einmal fest. „Lily..." Sein Blick flog zu dem offenen Gang, von dem die Schritte erklangen, und seine andere Hand packte seinen Zauberstab, „Wenn wir hier lebend herauskommen, heiratest du mich dann?"
Sie starrte ihn für einen Augenblick an, und ihr Blick blieb an seinen braunen Augen hängen, die sie besorgt und angstvoll ansahen, während er auf die Schritte und ihre Antwort lauschte.
„Natürlich, James", hörte sie sich sagen, und ihre Stimme klang zittrig. „Natürlich. Ja."Sie griff ebenfalls ihren Zauberstab und brachte ein Lächeln zustande. „Aber erst einmal müssen wir das hier überleben."
„Jetzt", bellte Benji plötzlich, und sie rannten los. Malfoy und die Todesser, die ihnen entgegen kamen, führen erschrocken zusammen, denn dies hatten sie nicht erwartet. Aber sie fingen sich schnell und stürzten sich in den Kampf.
Remus warf sich mit gezogenem Zauberstab an James vorbei auf einen Todesser. „Einen schlechteren Zeitpunkt hättest du dafür nicht wählen können", keuchte er. „Du bist so was von unromantisch!"James lachte, während er einen Todesser niederstreckte. „Wie kommst du denn darauf?"ächzte er, als sein Arm von einem Fluch gegen ein Regal geschleudert wurde und es knackte. Lily schoss einen Fluch auf den letzten Todesser. Er verfehlte ihn und traf stattdessen ein Regal, und zu ihrem entsetzten schwankte es und kippte dann schließlich gegen das nächste. Bücher regneten herab, während ein Regal nach dem anderen wie Dominosteine umkippte. Benji schockte den verbliebenen Todesser mit Stupor, und der Weg war frei. „Ich weiß auch nicht, wie du darauf kommst", spottete sie, während die vier durch die herabfallenden Bücher in Richtung Ausgang spurteten. „Ich finde das absolut romantisch, mich während eines Todesserangriffes in einer halbzerstörten Bibliothek zu verloben!"
James grinste verschämt. „Tut mir leid, Lily", japste er, „Ich wette, das hast du dir anders vorgestellt. Du bekommst auch nachträglich Rosen, ja? Und- ich werd mir was ausdenken! Aber das kam gerade in dem Moment", er warf ihr einen schnellen Blick zu, und trotz der Schmerzen lachte sie, während Remus und Benji nur die Köpfe schüttelten. „Ist schon okay, Jamesie", antwortete Lily. „Eigentlich hatte ich nichts anderes von dir erwartet!"Sie brachen in fast schon hysterisches Gelächter aus, um ihre Furcht zu bekämpfen- sie wussten schließlich noch nicht, was mit Sirius und den anderen Passiert war.
Aber im gleichen Augenblick flog die Tür auf, die in den Vorraum mit dem Schreibtisch führte, und Frank und Alice erschienen mit gezückten Zauberstäben darin, die anderen dicht hinter sich. Verwundert starrten sie auf ihre vier Gefährten, die, sich schüttelnd vor lachen, ihren Weg durch die stürzenden Bücher bahnten und an ihnen vorbei in den Vorraum taumelten.
„Was haben sie mit euch gemacht?"fragte Sirius besorgt. Er sah zerschlagen aus, seine Unterlippe war aufgeplatzt und sein Umhang blutverschmiert, und auch die anderen wirkten erschöpft. „Die Todesser haben gar nichts gemacht", schnaubte Benji. „Das war James."
Remus lachte keuchend auf und warf einen Blick zurück in den Ostflügel, der völlig verwüstet war. „Er und Lily haben sich gerade verlobt", erklärte er. Sirius sah ungläubig von seinem besten Freund zu Lily. „Ihr-"begann er, aber Alice unterbrach ihn. „Lasst uns erst einmal hier raus, ja?"fragte sie. „Habt ihr alle Bücher? Das ist erstmal das wichtigste, da wir alle noch Leben, und wir sollten uns schnellstens aus dem Staub machen und sie ins Hauptquartier bringen. Und da können wir dann auch gleich noch die Frage klären, wer uns verraten hat."
Die anderen starrten sie an. „Verraten?"wiederholte Emmelince, während sie sich eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht strich. Alice zuckte grimmig mit den Schultern. „Verraten", bestätigte sie. „Nur jemand aus dem Orden konnte wissen, dass wir hier sind, und muss es den Todessern gesagt haben, sonst wären sie ja nicht aufgetaucht. Wir haben einen Spion unter uns."
So, ich hoffe, das entschädigt etwas die lange Wartezeit, ja? hoff
Wenn nicht, dürft ihr mir Hass-mails schreiben lol
