Sirius vergewisserte sich, dass Regulus verschwunden war, bevor er einen Koffer hervorhexte und einen kurzen Befehl abgab, sodass er begann sich von selbst zu packen. Dann eilte er, immer noch den Zauberstab in der Hand, zur Tür und ließ Claire ein. „Hey Darling!" begrüßte sie ihn fröhlich und gab ihm einen Kuss auf den Mund, bevor sie eintrat. „Was wollen wir jetzt tun? Rausgehen? Irgendwie ist mir nicht danach…" Sie schlenderte an ihm vorbei und entdeckte den geöffneten Koffer, der auf Sirius Bett lag. Erstaunt drehte sie sich zu ihm um. „Verreist du? Das hast du ja gar nicht erwäh-" „Claire." Sirius sah sie ernst an, und sie verstummte und sah ihn mit großen Augen an. Erst jetzt bemerkte sie den Zauberstab in seiner Hand. Er holte tief Luft und hob zum sprechen an. „Claire, du … kennst meinen Beruf. Es- es ist hier für mich zu gefährlich geworden. Ich muss fort ziehen." „W-weg?" wiederholte sie erschrocken. „Aber- Sirius…" „Nein, hör mir zu." Er fasste ihre Hand und hielt sie fest. „Hör mir ganz genau zu, ja?" Sirius sah sie fest an und bannte ihren Blick, bis er sich ihrer Aufmerksamkeit ganz sicher war. „Es gibt Leute, die mir böses wollen, und die werden nach mir suchen. Es kann sein, dass sie hier auftauchen. Und jetzt hör genau zu, denn das ist wichtig: Wenn du irgendwann hier im Haus, in meiner Wohnung oder hier im Ort seltsam schwarz gekleidete Personen in weiten Umhängen siehst, die vielleicht Masken tragen- dann pass auf dass sie dich nicht sehen, ja? Halte dich von ihnen fern, rufe nicht die Po- rufe keine Hilfe, mach dich nicht bemerkbar. Wenn du hörst, dass jemand in meine Wohnung einbricht, dann schließt du dich in deiner eigenen Wohnung ein und kommst erst wieder heraus, wenn du dir ganz sicher bist, dass sie wieder weg sind, ja? Hast du das verstanden? Ich will nicht, dass du in irgend einer Art gefährdet bist. Ich muss jetzt gehen."

Claire sah ihn mit großen, schockierten Augen an, dann nickte sie verängstigt. „Aber Sirius, wer sind diese Leute?" fragte sie bebend. Er schüttelte den Kopf. „es dir zu verraten würde dich noch mehr in Gefahr bringen, als du es schon bist."

Sie schluckte trocken, dann schlang sie die Arme um seinen Hals und küsste ihn. Er erwiderte den Kuss und drückte sie für einige Sekunden an sich, bevor sie losließ. Sanft schob er sie zur Tür. „Du musst jetzt gehen. Ich bin in weniger als einer Stunde verschwunden. Lebewohl." Sie trat hinaus auf den Flur und sah ihn flehend an, als hoffe sie er würde ihr erklären dass alles nur ein Scherz war. Sirius sah sich kurz um, ob irgendjemand in der Nähe war. „Ich habe noch eine Kleinigkeit vergessen", erklärte er ernst und hob seinen Zauberstab. Claire öffnete den Mund, um etwas zu fragen, aber er kam ihr zuvor. „Obliviate." Unglücklich zog Sirius die Haustür hinter sich zu, bevor Claire ihn noch einmal erblickte. Der Zauberspruch hatte ihre Erinnerungen an Sirius gelöscht- allein das Wissen, dass die Wohnung unter ihr einmal bewohnt gewesen war und dass sie sich vor schwarz gemäntelten Menschen in Acht nehmen musste, war geblieben.

Sirius lehnte sich gegen die Rückseite der Tür und lauschte auf ihre Schritte, als sie wieder nach oben ging. Es war das Beste, was er hatte tun können- trotzdem fühlte er sich elendig und schlecht.

Es war, als ob ihm jetzt erst klar geworden war, dass der Orden, der Kampf gegen die Todesser und Voldemort kein Spiel war, sondern wirklich, und dass auch sein eigenen persönliches Leben davon beeinflusst wurde.

Mit einem trockenem Gefühl im Mund kehrte er ins Schlafzimmer zurück um die wichtigsten und nötigsten Dinge einzupacken, bevor er sich von seiner einmaligen Wohnung verabschieden musste, sie mit etlichen Zaubersprüchen versiegeln würde und zu James und Lily auf den Gralhof apparierte.

„Er hat es getan!!!" kreischte Alice und fiel Lily lachend in die Arme, kaum dass sie die Haustür geöffnet hatte. Sie fing sie auf und drückte sie begeistert an sich. „Wirklich? Wann? Wo? Wie war es?" Aufgeregt zerrte sie sie auf das Sofa im Wohnzimmer und drückte ihr eine Tasse Tee in die Hand, bevor sie eine Keksdose öffnete und sich in einen Sessel kuschelte. „Los! James ist bei Sirius, um ihn zu helfen sich in seinem neuen Zuhause einzurichten. Wir haben den ganzen Abend für uns- erzähl!"

Alice kicherte aufgeregt und nippte an ihrem Tee, bevor sie zufrieden begann.

„Es war gestern Abend. Wir haben schon vor Wochen ausgemacht, an dem Tag mal zusammen Essen zu gehen, so richtig schön und so, weil es mal ein freier Tag war zwischen all dem Aurorentraining und kurz vor den Endprüfungen und so… na ja, er muss das also schon länger geplant haben. Wir sind dann in ein totaaaaal schönes Muggelrestaurant gegangen- total nett eingerichtet und super leckeres Essen und so- und haben erstmal ganz viel geredet, wie schon seit Tagen nicht mehr, und es war alles einfach total schön." Sie seufzte. „Und dann hat er meine Hand genommen und mich total lieb angesehen, und dann hat er mich gefragt, ob ich ihn heiraten will…"

Lily seufzte gerührt und drückte ihre Freundin an sich. Alice strahlte reine Glückseligkeit aus und hatte schon fast etwas engelhaftes an sich. „Wie hört sich das an- Alice Longbottom?" fragte sie aufgeregt. Lily lachte. „Fantastisch, der Name ist für dich geschaffen worden", versicherte sie vergnügt. „Und, wisst ihr schon, wo und wie ihr heiraten wollt?"

Alice wiegte den Kopf hin und her. „Ich bin ja zum Teil Muggelstämmig, deshalb hätte ich rein gar nichts dagegen in einer Kirche zu heiraten, aber ich denke, ich lasse Frank entscheiden- ich meine, ich bin eine Hexe, also warum nicht auch wie eine heiraten?" fragte sie vergnügt. „Wir werden auf jeden Fall im Haus von Franks Eltern feiern, dort ist genug platz für alle Gäste und so, weißt du?"

Lily nickte zustimmend. „Ich und James wollen auf jeden Fall auf Zaubererart heiraten- das heißt, einen „Bund" eingehen, weil es ja nichts mehr mit der Kirche zu tun hat. Wir haben schon angefangen eine Liste zu schreiben, wer alles eingeladen werden soll- es sind etliche! Merlin sei dank ist der Gralhof groß genug, sonst müssten wir nach Hogwarts umziehen und dort feiern!" Alice lachte. „Stell dir das mal vor, eine Hochzeit in Hogwarts! Das wäre doch total schön!"

Lily schüttelte grinsend den Kopf. „Eine Hochzeit in Hogwarts wäre etwas total Besonderes. Aber das müsste dann auch ein besonderes Paar sein- ich kann jetzt kein konkretes Beispiel nennen, aber jemand, der es wirklich „verdient" hat!" Alice schüttelte unbekümmert den kopf und griff nach den Kekse. „Du hast eine komische Wertvorstellung, Lily", meinte sie kichernd. „Wenn jemand mir anbieten würde, in Hogwarts zu heiraten, würde ich mir nicht erst Gedanken machen, ob ich das überhaupt verdient habe, ich würde es einfach tun und genießen!"

Lily stieß ihr den Ellenbogen in die Rippen. Alice trank einen Schluck Tee und sah Lily plötzlich ernster an. „Hast du denn schon mit James darüber gesprochen, ob es eine ‚maraudertypische' Hochzeit werden soll? Oder weißt du, ob er irgendwelche Überraschungen geplant hat?"

Lily starrte in ihren Tee und seufzte. „Nein", sagte sie ruhig. „Er hat mir nichts gesagt, aber ich habe mir schon meine eigenen Gedanken dazu gemacht. Und ich fürchte, ich muss Sirius dazu zu Rate ziehen."

Sirius öffnete argwöhnisch die Tür, aber als er Lily erkannte, trat er beiseite und lächelte sie fröhlich an.

„Hey Lils! Komm rein und mach's dir bequem- ich will wissen was dir so Sorgen macht, dass James nicht erfährt dass du hier bei mir bist!" Sie streckte ihm die Zunge heraus und kickte ihre Schuhe in eine Ecke, bevor sie ihm in den nächsten Raum folgte. „Ist ziemlich unordentlich hier", bemerkte Sirius, ohne es damit entschuldigen zu wollen. „Hab' mich noch nicht wirklich eingelebt. Ich fürchte, du musst damit leben, auf meinem Bett zu sitzen."

Lily lachte und machte es sich gemütlich. „Ich werde schon nicht dran sterben. Aber du müsstest dringend mal wieder lüften", kicherte sie. Er schnaubte empört und platzierte sich ihr gegenüber auf der anderen Seite des Bettes. „Schieß los", forderte er sie auf. Lily seufzte und zog sich die Decke über die Füße, während sie die Regentropfen betrachtete, die die Fensterscheibe hinunterliefen.

„Ich habe mir Gedanken über die Hochzeit gemacht", sagte sie. „Ich meine, so wie ich James kenne, wir der irgendeine Überraschung für mich bereit halten- obwohl er total lieb und romantisch und kuschelig ist, ist er trotz allem noch ein Marauder. Und ich weiß nicht, ob mir so eine Überraschung gefallen wird." Sie seufzte und sah Sirius ernst an und bemerkte missbilligend ein belustigtes Funkeln in seinen Augen. „Ich meine damit, dass ich mich im ersten Augeblick wahrscheinlich darüber ärgern würde und auch wenn ich dann darüber lache, ein innerliches Stirnrunzeln behalten werde, und das will ich nicht. Das würde es mir persönlich wahrscheinlich ein bisschen vermiesen. Und außerdem- warum lachst du so???"

Sirius hörte eilig auf damit und grinste sie an. „Ich fand es nur komisch, weil James vor ungefähr einer Woche in der gleichen Position auf dem Bett gesessen hat und sich dieselben Gedanken gemacht hat", erklärte er. Lily zog die Augenbrauen hoch. „Aber ich kann dir versichern, Schnubbelchen, dass er nichts böses geplant hat- keine explodierende Hochzeitstorte, keine Furzkissen auf den Stühlen der Gäste und auch keinen Snape als Brautjungfer."

Gegen ihren willen musste Lily lachen bei der Vorstellung, Severus Snape im luftigen Blumenkleid vor sich zu sehen. Sirius griff hinter sich. „Schoki?" fragte er und hielt ihr eine Tafel Schokolade hin. Begeistert bediente sie sich und steckte sich ein großes Stück in den Mund. „Nein, James möchte gerne, dass alles ganz romantisch wird", versicherte Sirius noch einmal. „Dasch isch gut", erklärte Lily ihm mit vollem Mund. „Dasch er nischtsch macht. Weil nämlisch wenn schon isch-" sie schluckte, „weil wenn überhaupt ich ihn überraschen will."

Sirius Augen begannen zu glitzern. „Wie meinst du das?" fragte er neugierig. Lily lächelte verschmitzt. „Ach, ich dachte da bloß an ein paar Marauderübliche Vorhaben…"

Sirius neigte feierlich den Kopf. „Mylady, Marauder Sirius steht zu eurer Verfügung und wird jeden eurer Wünsche befolgen…"

Sie zwinkerte ihm zu. „Na dann ist ja gut. Weißt du, ich da dachte da so an…"

„Okay, Remus, hast du die Liste? Peter, das Geld?" Sirius sah seine Freunde an, die nickten. „Okay, dann gehen wir zuerst einmal zu Derwisch und Banges, dann nach Hogsmeade zu Zonko's

Claire klemmte sich eine Büchertasche unter den Arm, um eine Hand frei zu haben, mit der sie die Tür öffnen konnte. Sie wollte in die Bibliothek gehen und einige historische Romane abgeben, die sie gelesen hatte.

Als sie hinaus trat, hörte sie im Treppenhaus Geräusche. Verwundert runzelte sie die Stirn; bis auf ein älteres Ehepaar waren sämtliche Wohnungen im Haus leer, und Mr und Mrs Pearson waren auf dem Land bei ihren Kindern zu Besuch. Behutsam streckte Claire den Kopf vor und warf einen Blick in das Treppenhaus. Sie erhaschte einen Blick auf mehrere, schwarz gekleidete Gestalten, die vor der Wohnung unter ihr standen. Panik schoss wie Eis durch ihren Körper, und sie blieb erstarrt stehen, obwohl sie nicht wusste, warum. Die Wohnung unten stand leer; sie hatte schon leer gestanden als sie eingezogen war. Randalierer hatten hässliche Zeichen in die Haustür eingebrannt und versucht, einzubrechen; dass sah man an dem beschädigten Schloss.

Ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit, und sie trat zurück, wobei sie versuchte, kein Geräusch zu machen. Eine unbekannte Angst hielt sie umklammert, während sie in ihre Wohnung zurück schlich. Die Schwarzmäntel durften sie nicht sehen! Mit klopfendem Herzen schloss sie ihre Wohnungstür und betete, dass man es unten nicht hörte; aber aufgeregte Stimmen schallten von unten herauf und übertönten das Geräusch des Schlüssels im Schloss.

Erschüttert eilte Claire in ihr Schlafzimmer. Hatten die Männer sie gesehen? Wussten sie, dass sie hier war?

Verzweifelt versuchte sie sich zu erinnern, woher die Angst vor den Menschen dort unten kam. Sie wusste, dass sie sie noch nie zuvor gesehen hatte… Aber sie war sich im Klaren darüber, dass ihre Entdeckung vielleicht ihren Tod bedeuten konnte.

Bebend verkroch sie sich wie ein kleines Kind unter ihrer Bettdecke, während sie auf Geräusche lauschte. Von unten waren Stimmen zu hören, Gepolter, Zischen und Krachen. Dann plötzlich ein verärgerter Schrei. Irgendetwas ging unten zu Bruch, und Claire schoss durch den Kopf, ob wohl noch Möbel in der Wohnung standen. Wer war bloß der Eigentümer gewesen, und wo war er jetzt? Was wollten diese Leute von ihm?!

Sie schluchzte leise auf, als sie Schritte im Treppenhaus hörte.

Lass sie nicht hochkommen; bitte lass sie nicht meine Wohnung stürmen; Lass sie weggehen; ich darf nicht gefunden werden; bitte; sie müssen weggehen; ich habe nichts getan; lass sie weggehen

Aber die Schritte verklangen, die Männer gingen fort. Trotzdem blieb Claire unbeweglich liegen und lauschte. Was, wenn sie draußen warteten? Oder wenn sie ihren Weggang nur vorgetäuscht hatten und jetzt vor ihrer Schlafzimmertür standen?

Claire wusste nicht, wie lange sie dort gelegen hatte, aber eine Warnung in ihrem Kopf hielt sie davon ab, aufzustehen.

„…dann schließt du dich in deiner eigenen Wohnung ein und kommst erst wieder heraus, wenn du dir ganz sicher bist, dass sie wieder weg sind, ja? Hast du das verstanden?" wiederholte eine Männerstimme, wieder und wieder.

„…erst wenn ich sicher bin, dass sie weg sind…" flüsterte Claire leise. Vorsichtig drehte sie den Kopf und warf einen Blick auf ihre Uhr. Nein, sie hatte schon seit einer ganzen Weile nichts mehr gehört. Sie waren weg.

Beängstigt von dem, was sie sehen mochte, verließ sie ihre Wohnung und stieg die Treppe hinab in das Stockwerk darunter. Noch auf der untersten Stufe blieb sie stehen und öffnete dem Mund zu einem lautlosen Schrei.

Dort, wo die Haustür gewesen war, klaffte jetzt ein riesiges Loch, von einer gewaltigen Kraft in den Stein gerissen. In der Wohnung konnte sie Möbel entdecken, die aber beschädigt und angekokelt aussahen und halb von grünlichem Rauch verschluckt wurden, der auf seiner Tür hervorquoll.

Claire machte einen Schritt nach vorne, unschlüssig, was sie tun sollte, als mehrere leise „Plopp" erklangen. Plötzlich war sie von Menschen umgeben, die ebenfalls Umhänge trugen, allerdings nicht in schwarz, sondern in allen möglichen Farben. Etiketten waren auf Armen oder der Brust aufgenäht, auf denen Dinge wie „Zauberministerium", „Muggelschutzhüter" und „Auror" standen. Ein Wimmern entfuhr ihr, und sie wirbelte herum um die Treppe hinauf zu flüchten. „Petrificus totalus" bellte jemand, und entsetzt bemerkte sie, dass sie sich nicht mehr bewegen konnte.

Eine rundliche junge Frau mit einem freundlichen Gesicht und ein schlaksiger, rothaariger Mann hielten sie fest, damit sie nicht umfiel. Sie waren als „Aurorin" und „Muggelschutzhüter" betitelt. „Keine Sorge, meine Liebe", sagte die Frau freundlich. „Jetzt wird alles wieder gut." Sie zog einen schmalen Holzstab hervor, und Claire war für einen kurzen Augenblick verwirrt, so ein Stab kam ihr dich bekannt vor… und dann verließen sie ihre Erinnerungen.