Teil 4 -Mental Destruction-
Chapter 19
Lucius
Irgendetwas lag in seinen Augen, das mich anbettelte "Ja." zu sagen. Ich wusste nicht, was ich wollte. Die ganze Zeit lang hatte ich mir so sehr gewünscht, dass er zurückkommen würde und nun, da er es tat, war ich mir nicht sicher, ob ich ihm einfach vergeben konnte. Ich wollte ihn zurück, ich hatte es die ganze Zeit gewollt, aber ich wusste nicht, ob ich es verkraften konnte, falls noch einmal so etwas passieren würde. Aber ich nickte leicht und ging voraus ins Haus.
Severus
Schweigend gingen wir die Gänge entlang, die ich zwar so gut kannte, nun aber seit über einem Jahr nicht mehr gesehen hatte...
Er begrüßte Narzissa freudig und fast herzlich, was mich nicht nur wunderte, sondern auch verletzte - so viel ist also geschehen, seit ich weg war...und meine Zweifel, ob ich ihn jemals zurückhaben könnte, vertieften sich noch mehr. Sie plapperte etwas davon, dass Draco in irgendeinem der oberen Zimmer schlief, was meinen gereizten Nerven noch mal einen empfindlichen Tritt verpasste und ich erwischte mich dabei, bei den Worten sogar zusammen zu zucken, wie als hätte man mich geschlagen.
Während sie mich mit einem bösen Blick versah, wimmelte Lucius sie ab und wir gingen in die Bibliothek. Er schaute mich erwartungsvoll an und ich wusste nicht ob ich mich setzen oder stehen bleiben sollte...Ich fühlte mich unwohl und fremd an diesem Ort, der mir einmal so bekannt gewesen war...
Schließlich setze ich mich und faltete die Hände vor mir zusammen, damit ich nicht unkontrolliert damit herumfuchtelte.
"Ich habe mit Black ", den Namen spie ich förmlich aus, "geredet". Ich blickte unsicher auf, um erst einmal zu sehen, wie er das aufnahm, immerhin hatte er ja wohl keine guten Erinnerungen an diese Nacht und ich wollte herausfinden, ob ich von dort aus überhaupt fortfahren sollte...
Lucius
Ich hatte mich auch gesetzt und sah ihn an. "So heißt der also..." murmelte ich, ich hatte es bis heute nicht gewusst und es hatte mich auch nicht interessiert." Und, was hast du erfahren?" Ich konnte gerade noch verhindern, dass meine Stimme zitterte, als ich ihn halb erwartungsvoll ansah.
Severus
Ich schluckte heftig.
Ich wand meinen Blick von ihm ab und sagte kaum hörbar "Alles"
Ich konnte ihm dabei unmöglich in die Augen sehen. Ich hatte ihn dort alleine sitzen lassen und blind geglaubt, was Sirius mir erzählt hatte. Ich unterdrückte den Drang mich zu rechtfertigen, dass würde nicht nur all meine Emotionen, nach dieser Nacht wieder an die Oberfläche spülen, sonder wäre auch unfair ihm gegenüber, wo sein Abend wahrscheinlich noch ein wenig unangenehmer verlaufen war - es muss schrecklich gewesen sein, wenn ich allein an meine Emotionen an diesem Abend dachte, wollte ich schon zusammenbrechen...
"Ich" damit brach ich ab - es war so schwer - was konnte ich sagen, damit er verstehen würde...ich wollte ihn nicht mit meinen Erlebnissen in dieser Nacht belasten – die, wie ich nun erfahren hatte, komplett unbegründet waren ,aber wie sollte ich ihn um Verzeihung bitten ,ich hatte riesige Angst die falschen Worte zu wählen und gleichzeitig kam es mir vor, als gäbe es viel zu wenig Worte auf dieser Welt.
"Es tut mir so unglaublich leid Lucius." ich konnte ihn immer noch nicht ansehen und ich musste Tränen unterdrücken, die in mir aufstiegen ..."Ich.." aber ich hielt wieder an, ich wusste nicht was ich sagen sollte, ich hatte mich so gut wie noch nie bei jemand entschuldigt und erst recht nicht bei so was - ich brachte kein Wort zu meiner Verteidigung über die Lippen. Ich wusste nicht was ich zu erwarten hatte, gar nicht.
Schließlich zog ich seinen Brief aus der Tasche "ist es so wie du die Dinge siehst?" fragte ich fast flehend...
Lucius
Ich spürte wie die Tränen in mir aufstiegen, aber ich würde nicht weinen, ich hatte mir geschworen nie mehr zu weinen. "Ich..." erstmal tief Luft holen, bevor ich mich an meinen eigenen Worten verschlucken würde, "habe nie aufgehört dich zu lieben... Es ist das, was ich gefühlt habe..." versuchte ich ihm zu erklären. Ich hatte es damals geschrieben, nachdem er mich verlassen hatte.
Ich wollte die Hand ausstrecken und ihm berühren, seine Haut unter meinen Finger fühlen, aber ich traute mich nicht...
Severus
Unsicher biss ich mir auf die Lippe. Er hat gesagt, dass er mich immer noch liebt...aber nicht dass er mir verzeiht.
Endlich wagte ich es meinen Blick zu heben.
Aufgewühlt wie ich war, fühlte ich mich als würde ich an meinen Emotionen ersticken, irgendwie drehte sich alles und es war viel zu eng. Dabei war die Bibliothek in Malfoy Manor einer der größten Räume, die ich kannte.
Mit erstickter und flüsternder Stimme bat ich: "Kannst du mir verzeihen Lucius?"
Lucius
Ich hatte gewusst, dass diese Frage kommen würde, aber ich wusste die Antwort doch selber nicht. Ich wollte ihm vergeben, aber ich wusste nicht, ob ich es konnte, ob ich all das vergessen konnte. "Ich.. ich weiß es nicht... Ich möchte gerne." Ich stockte. Würde er verstehen, was ich fühlte? Würde er trotzdem bei mir bleiben? Ich wollte ihn nicht ein weiteres Mal verlieren.
Also nahm ich meinen Mut zusammen und berührte sanft seine Wange.
Severus
Outch. Das war zwar nicht unerwarted, aber es tat unheimlich weh.
Als er sanft meine Wange berührte zuckte ich zurück wie nach einem Schlag.
Doch noch bevor er die Chance hatte seine Hand zurückzuziehen, hielt ich sie mit meiner fest.
Ein Gefühl, ähnlich wie dass was ich empfunden habe als ich ihn in diesem Hotelzimmer gesehen hatte, kam in mir hoch .Das konnte ich nicht noch mal, ich konnte ihn nicht noch mal verlieren, das würde ich einfach nicht aushalten. Vorsichtig und langsam zog ich ihn in meine Arme, auf jedes kleinste Zeichen auf Zurückweisung achtend .Schließlich schmiegte ich meine Wange in seine seidigen Haare und flüsterte."Ich würde alles tun, um es wieder gut zu machen" und war selbst darüber erschreckt wie weinerlich meine Stimme klang. Ich krallte meine Hände in seine Kleidung und musste wieder mit den Tränen kämpfen. Mühsam unterdrückte ich ein Schluchzen...
Lucius
Ich ließ mich in seine Arme ziehen, nach denen ich mich so lange gesehnt hatte, und spürte wie der Widerstand, den ich bisher gespürt hatte in mir zerbrach. Ich spürte wie er sich an mir festhielt, wie er mich festhielt und ich krallte mich an ihm fest. "Ich vergebe dir..." flüsterte ich. Ja, genau das wollte ich jetzt. Er sollte sich nicht mehr schuldig fühlen, ich wollte ihm keine Schmerzen zufügen...
Severus
Wie konnte ich mir nur über ein Jahr lang einreden, dass ich dies nicht brauchte? Dass ich leben könnte ohne ihn in meinen Armen halten zu können??
Und die Worte die er sprach, hoben ein Gewicht von meinen Schultern, von dem ich zwar nicht gewusst hatte dass es da war, aber jetzt wo es weg war, spürte ich eindeutig dass es so ziemlich mein ganzes Leben in den letzen 19 Monaten beeinflusst hatte.
Ich wollte es ungeschehen machen, alles was man ihm angetan hatte, wollte die Zeit zurückdrehen und noch mal anfangen, aber dafür war es wohl zu spät.
Es war viel zu spät um nachzufragen ob es ihm gut ginge oder was ich für ihn tun könnte - ich hatte es verpasst, alles verpasst.
Das einzige was ich im Moment tun konnte, war ihn noch näher an mich zu ziehen und ihn in dieser Umarmung zu halten.
Lucius
Ich kuschelte mich an ihn. Wie lange hatte ich darauf gewartet, nicht mehr zu hoffen gewagt, dass er mich noch einmal so im Arm halten würde. Ja, ich hatte ihn gebraucht und er war nicht da gewesen, aber es war nicht seine Schuld, ich hätte nicht anders reagiert an seiner Stelle, das war mir die ganze Zeit klar gewesen auch wenn ich es unterdrückt hatte. Aber jetzt hatte ich ihn wieder und ich würde ihn nicht wieder gehen lassen...
Severus
Mir war als hielte ich mein eigenes Leben in den Armen. Das erste Mal seit einem Jahr kam ich mir wieder wie ich selbst vor, und nicht wie der Schatten meines selbst, als der ich dieses Jahr verbracht hatte.
So viele Dinge von denen ich gar nicht realisiert hatte, dass ich sie vermisste strömten über mich herein.
Sein Geruch, das Gefühl seines Herzschlags an meiner Brust, sein Atem an meinem Nacken, sein unglaublich weiches Haar, das meine Wange kitzelte und das Vertrauen, dass er mir schenkte.
Er hatte auf Teile meiner Seele zugriff, an die noch nicht mal ich gelangen konnte...Teile von denen ich nicht gewusst hatte, dass ich sie jemals wieder spüren würde.
Ich wusste nicht wie weit ich gehen durfte, aber ich wollte ihn küssen, so dringend wie ein Verdurstender sich Wasser wünscht oder ein Ertrinkender Luft.
Vorsichtig, langsam und sanft brachte ich unsere Gesichter nah zueinander, kurz davor sich zu berühren und suchte nach einem Zeichen der Erlaubnis in seinen Augen.
Lucius
Ich sah ihm in die Augen, als er sich meinem Gesicht näherte und las die unausgesprochene Frage darin. Und ich antwortete nicht nur auf die gleiche Weise mit einem eindeutigen "Ja." Ich schloss die Lücke zwischen unseren Lippen und küsste ihn sanft. Was ich geschrieben hatte war falsch, er brauchte weder meine Seele noch mein Herz zu nehmen, er hatte sie, die ganze Zeit über und ich wollt sie nicht wiederhaben. Ich hatte das Gefühl wir waren wieder am Anfang und ich wollte vergessen, die ganze Zeit die uns getrennt hatte wollte ich vergessen und nur hier weitermachen...
Severus
Die Erleichterung die ich empfand war überwältigend, seine Worte "ich habe nie aufgehört zu lieben" wurden erst jetzt, mit diesem Kuss wirklich besiegelt.
Es war wie als zerrissen Fesseln, die um meinen Brustkorb gelegt waren. Ich umfasste sein Gesicht sanft mit beiden Händen und legte alles was ich war, mein Herz und meine Seele in diesen Kuss.
Schließlich bemerkte ich wie kühle Tränen an meiner erhitzen Haut entlangliefen, brauchte aber noch eine Weile um zu bemerken, dass es meine eigenen waren.
Lucius
Ich unterbrach den Kuss erst wieder, als ich fast daran erstickt wäre und öffnete die Augen um ihn wieder anzusehen. Der Anblick, der sich mir darbot war seltsam. Er sah unglaublich glücklich aus, aber Tränen liefen an seinen bleichen Wangen hinab. Ich hatte ihn nie weinen sehen, aber nun wo ich es sah, war es seltsam. Als wäre das nicht mein Sev, den ich gekannt hatte vor mehr als einem Jahr, aber vielleicht würde das, was wir nun machen konnten noch etwas besseres werden, als das was wir gehabt hatten.
Severus
Mit meinem Hemdärmel wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und blickte ihn direkt an. Trotz dessen, dass er mir eben noch als schwächlich, ermüdet und krank aussehend erschienen war, wirkte er in diesem Moment wie das Schönste, was sich je gesehen hatte.
Da ich immer noch mit meinen völlig aus der Reihe tanzenden Gefühlen kämpfte, bemerkte ich erst spät, den seltsamen Blick mit dem er mich anschaute.
"Was ist?"
Dies war wohl die erste Frage, die ich an ihn wandte, ohne Angst vor der Antwort - ich glaubte, dass nichts, aber auch gar nichts, mir dieses einmalige Gefühl wieder von mir nehmen konnte.
Lucius
Ich sah ihn an und lächelte sanft. "Ich habe mich nur gefragt, was aus uns werden wird..." Das klang falsch deswegen runzelte ich leicht die Stirn und redete einfach weiter, auch wenn das gar nichts mit dem zu tun hatte. "Weißt du, ich habe mich geirrt... Was ich dir geschrieben war falsch, ich habe geschrieben du sollst meinst Herz und meine Seele mitnehmen, weil ich sie nicht mehr brauche, aber du hattest sie die ganze Zeit über schon bei dir..." Das klang nun wirklich noch seltsamer, aber es war genau das, was ich gedacht hatte und das wollte ich ihm klarmachen.
