Zwar möchte ich wie bei meiner Kurzgeschichte 'Die Ballnacht' keine bestimmten Personen verwenden, doch muss ich trotz allem zugeben, dass das hier Sirius Black gewidmet ist.


Kaum hatten die Trauergäste den Friedhof verlassen, trat eine Gestalt aus den Schatten hervor. Sie hatte die ganze Zeit dort gestanden und schweigend das Begräbnis verfolgt. Nur zu gerne wäre sie nach vorne gegangen, um mit ihnen gemeinsam zu trauern, doch das konnte sie nicht. Sie wussten nichts über sie, und dabei sollte es auch bleiben. So viele Lügen waren über die Jahre notwendig gewesen, um ihre Existenz zu verbergen. Das konnte sie nicht einfach so aufgeben, nicht einmal für Ihn.

Langsam trat die Gestalt auf das frische Grab zu.Sie war eine in schwarze Roben gehüllte Frau. Ihr Gesicht wurde durcheine Kapuze verdeckt, und ihre Hände waren in Samthandschuhen gehüllt. Doch schon ihr Gang verriet, wie unsicher und nervös sie sich fühlte. Langsam kam sie näher, alle Sinne geschärft, jederzeit bereit, zu verschwinden, sollte jemand zurückkommen.

Schließlich hatte sie ihr Ziel erreicht. Am Fußende des Grabes ging sie in die Hocke, und verharrte dort einige Sekunden lang. Dann griff sie mit einer Hand in den Umhang, und zogdrei Rosen hervor. Eine Weiße, eine Rote und eine Schwarze. Die rote und die Weiße strahlten in voller Blüte, während die dritte, die schwarze, verwelkt war. Die drei Rosen war zusammengebunden mit einer goldenen Kordel.

Vorsichtig legte die Frau die drei Blumen auf den Grabstein. Dann zog sie ihren Zuberstab heraus, und murmelte ein paar Worte. Als sie endete erstrahlten die Blumen kurz in weißem Licht, das sofort wieder verschwand.

Die Frau senkte ihren Kopf. Zuviel hatte sie gehört, zuvielwar in den letzten Jahren passiert. Wohl wahr, sie hatte sich in all dieser Zeit verändert, doch ihr Vertrauen und Liebe zu ihm waren gleich geblieben. Um so mehr schmerzte es sie nun, hier an seinem Grab zu stehen.

Sie atmete einmal tief durch, bevor sie mit einer fließenden Bewegung aufstand. Noch einmal blickte sie hinunter auf die drei Rosen, die er ihr vor vielen Jahren als Liebesbeweis geschenkt hatte. Die weiße Rose sollte sie selbst symbolisieren, und so lang blühen, bis sie starb. Die mittlere, die rote Rose stand für seine Liebe zu ihr, und sollte erst dann verwelken, wenn diese erlosch. Und die dritte...

Sie wendete sich dem Grab ruckartig ab, und lauschte aufmerksam. Tatsächlich konnte sie Stimmen hören. Sah wohl so aus, als würden noch mehr Leute sich privat verabschieden wollen. Mit diesem Gedanken verschwand sie so lautlos wie sie gekommen war.

Langsam gingen Ron und Luna zum Grab zurück. Als sie nur noch wenige Meter entfernt waren, entdeckten sie die Rosen. Beide waren im ersten Moment so überrascht, dass sie die Blumen still anstarrten, dann erst fand Ron seine Stimme wieder: „Wa... was ist das? Wie... wie kommen dieBlumen hier her?!" Sie kehrten auf der Stelle um, und erzählten den anderen was sie gesehen hatten.

Währenddessen, lagen die drei Rosen mutterseelenallein auf dem Grab. Das taten sie auch noch für lange, lange Zeit, selbst als auch die weiße Blüte verwelkte, strahlte die rote Rose weiter, bis in alle Ewigkeit.