Liebe Leonel: Erst mal vielen Dank für dein weiteres Review. Ich freue mich, dass dir auch diese Geschichte gefällt. Ja, Denedreth ähnelt ihrem Bruder. Éowyn wird es nicht allzu leicht mit ihr haben. Und es werden noch die Fetzen fliegen!
Hallo Cornelia: Vielen Dank fürs Reviewen. Éowyn ist mit dem Hexenkönig und Grima fertiggeworden. Aber diese Denedreth ist noch ein ganz anderes Kaliber. Ein durchtriebenes Weibstück, sag' ich nur.
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Kapitel 3: Die Schreckensnachricht
Als sie nachts im Bett nebeneinander lagen, fragte Éowyn Faramir nach seiner Tante aus.
„Warum ist Denedreth so abweisend mir gegenüber?"
„Mein Großvater Ecthelion war gegen ihre Hochzeit mit Egalmoth", erzählte Faramir, während er Éowyn in seinen Armen hielt und sanft streichelte. „Egalmoth war ein reicher Kaufmann, aber nicht von númenorischem Blute. Er hatte dunländische Vorfahren. Doch für sie zählte nur sein Reichtum".
„Und mir wirft sie meine Herkunft aus Rohan vor", sagte Éowyn bitter.
„Sollte ich irgendwelche hässlichen Worte über Rohan aus Denedreths Munde hören, dann werfe ich sie höchstpersönlich aus Minas Tirith hinaus", erklärte Faramir ungehalten.
„Erzähle mir weiter von ihr", bat Éowyn, nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte.
„Auch mein Vater Denethor war mit ihrer Hochzeit nicht einverstanden. Doch sie heiratete trotzdem und zog nach Pelargir. Als mein Vater Finduilas von Dol Amroth den Hof machte, sprach sie sich natürlich aus Rache gegen diese Verbindung aus. Nach dem Tode meiner Mutter zeigte sie sich jedoch reumütig und kam oft nach Minas Tirith, um meinen Bruder und mich zu betreuen. Meistens blieb sie nur ein paar Tage, weil es immer wieder zu heftigen Streitereien zwischen ihr und meinem Vater kam. Sie war ebenso starrsinnig wie er. Doch sein Tod im Wahnsinn auf dem Scheiterhaufen hat sie sehr getroffen. Mehr, als sie zugeben will".
Éowyn schwieg zu diesen Worten: vielleicht hatte diese herrische Frau doch irgendwo einen guten Kern in sich.
Irgendwann schlief sie in Faramirs Armen ein.
Durch einen lauten Tumult auf den Gängen wurde das junge Paar geweckt.
„Wo ist Herr Faramir?", rief jemand draußen laut.
Faramir fuhr erschrocken aus dem Schlaf hoch.
„Das ist Beregond. Irgendetwas muß passiert sein".
Er stieg rasch aus dem Bett und zog schnell Hemd und Hose an. Dann verließ er das Gemach von Éowyn.
Auf dem Korridor standen Beregond, einige Bedienstete und Elphir von Dol Amroth mit seinem jüngeren Bruder Erchirion.
Faramir war verwundert, seinen Vetter hier zu sehen. Er hatte seine Verwandtschaft aus dem Süden eigentlich erst in ein paar Tagen erwartet.
„Was ist geschehen?", fragte er Elphir.
„Mein Vater, der Fürst, wurde von Haradhrim entführt", sagte Elphir tonlos.
Mit zitternder Hand hielt er Faramir das Stück Pergament hin, das sie auf dem Rücken von Lanthos gespießt gefunden hatten.
Der junge Truchseß las laut vor:
„In der Nacht des Vollmondes soll Faramir, der Heermeister Gondors, in den Grauen Wald kommen und am Felsen von Turgon eine Kiste mit 5000 Goldstücken überbringen. Sollte er bis um Mitternacht dort nicht erscheinen, ist das Leben von Fürst Imrahil verwirkt.
Korazir, Fürst von Harad".
Bebend vor Wut ließ Faramir das Pergament sinken.
„Ausgerechnet Korazir, mein Erzfeind!"
Éowyn kam jetzt hinzu.
„Was ist geschehen?", fragte sie ahnungsvoll.
Faramirs Gesicht sprach Bände. Er zeigte ihr Korazirs gemeinen Erpresserbrief.
„Wer ist dieser Mann und woher kennt er dich?", wollte Éowyn wissen.
„Ich habe im Ringkrieg Korazirs Bruder getötet", erzählte Faramir tonlos. „Ich schoß ihn von seinem Mumakîl, als er direkt auf meine Waldläufer zuritt. Seitdem trachtet mir Korazir nach dem Leben. Wir standen uns einmal im Zweikampf in der Nähe von Henneth Annûn gegenüber. Dort schwor er mir ewige Rache. Leider konnten wir damals unseren Kampf nicht zuende führen, da wir von einer Bande abtrünniger Uruk-Hai angegriffen wurden, die uns beiden nach dem Leben trachteten. Wir wurden auseinandergetrieben und als meine Männer kamen, war Korazir spurlos verschwunden".
„Dieser Korazir scheint ein ganz schöner Feigling zu sein, wenn er Fürst Imrahil entführt, um dich in seine Hände zu bekommen", rief Éowyn wütend aus.
„Du musst uns helfen, Faramir", bat Elphir fast flehend.
„Ich werde tun, was ich kann", versprach Faramir seinen Vettern.
Éowyn blickte etwas traurig drein, aber sie wusste, dass die Hochzeit zurückstehen musste, wenn das Leben von Faramirs Onkel auf dem Spiel stand.
In dieser Nacht dachte Niemand mehr an Schlaf. Faramir beriet mit seinen Vettern im Kaminzimmer über das weitere Vorgehen. Bereits in zwei Tagen war Vollmond. Éowyn hatte sich inzwischen auch wieder völlig angezogen und brachte den Männern einen Imbiß.
„Wir werden auf keinen Fall zulassen, dass du dich diesem Haradhrim schutzlos auslieferst, Faramir", betonte Erchirion, Elphirs Bruder.
„Korazir darf nicht merken, dass wir ihm eine Falle stellen", warnte Faramir eindringlich.
Éowyn hörte schweigend zu. Sie hatte große Angst um ihren Verlobten. Sie wollte sich lieber nicht ausdenken, was wäre, wenn ihm etwas zustoßen würde.
„Wir werden gleich morgen früh in den Grauen Wald aufbrechen", sagte Faramir schließlich.
