Liebe Leonel: Denedreth ist wirklich ein schlimmes Biest. Sie erinnert mich selbst an Alexis aus den „Denver Clan"(kennst du diese alte Serie?). Und sie wird noch so einiges aushecken, um Éowyn das Leben schwer zu machen. Aber im nächsten Kapitel geht es mit Faramir und seinem Onkel weiter.
Hallo Gil-estel: Jaaa, ich schreibe fleißig weiter, soweit es meine begrenzte Freizeit zulässt. Faramir spielt in 90 Prozent meiner Stories die Hauptrolle, und Éowyn ist auch oft dabei.
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Kapitel 5: Korazirs Falle
Korazir hatte einen Teil seiner Soldaten in den Grauen Wald geschickt: dort sollten sie Faramir in die Falle locken. Der Haradhrim-Fürst ahnte, dass der junge Truchseß wahrscheinlich Verstärkung mitbringen würde.
Faramir war sehr vorsichtig: er wusste, dass Korazir womöglich ein falsches Spiel mit ihm trieb.
Sie erreichten den Felsen, der Stein von Turgon genannt wurde, bereits am frühen Nachmittag.
Weit und breit war kein Haradhrim zu sehen. Faramir und die beiden Waldläufer begaben sich auf Spurensuche.
Derweil lagerten Elphir, Erchirion und die Schwanenritter in der Nähe des Felsen, aber so, dass sie nicht sofort entdeckt wurden.
Am Spätnachmittag kamen die Waldläufer zurück.
„Wir haben nichts verdächtiges gesehen", berichtete Faramir seinen Vettern. „Trotzdem kommt mir die ganze Sache etwas seltsam vor."
Er hatte zusammen mit seinen beiden Vettern einen Plan ausgeheckt, wie sie den Fürsten am besten unbeschadet befreien konnten.
Als der Vollmond aufging, erreichten die Haradhrim den Stein von Turgon. Sie führten einen gefesselten Mann mit sich, der die Kleidung von Imrahil trug und dessen Kopf von einem breiten Stofftuch verborgen wurde.
„Das ist nicht unser Vater", wisperte Elphir Faramir zu. Beide Männer beobachteten die Haradhrim von einem Versteck aus.
„Ist er es tatsächlich nicht?", hakte Faramir besorgt nach.
„Nein, unser Vater ist nicht so untersetzt wie dieser Mann,"erklärte Elphir.
„Werden wir die Kerle angreifen?", fragte Erchirion aufgeregt.
Faramir nickte nur.
Als die Haradhrim nahe genug waren, gab Faramir das Zeichen zum Angriff. Die Schwanenritter und Waldläufer stürmten mit gezogenen Schwertern aus ihrem Versteck. Einer der Haradrhim ergriff sofort die Flucht. Doch Faramir holte den Fliehenden mit einem gut gezieltem Pfeilschuß vom Pferd.
Der Überraschungsangriff gelang perfekt. Die Haradhrim wurden fast alle getötet.
Einer von ihnen war verwundet. Faramir versuchte ihn zum Sprechen zu bringen.
„Was hat dein Herr Korazir eigentlich vor? Warum habt ihr Fürst Imrahil nicht dabei? Sprich!"
Der Haradhrim ächzte und wimmerte ängstlich vor sich hin.
„Korazir wird mich töten, wenn ich etwas verrate."
„Du wirst Korazir nie wieder sehen, das verspreche ich,"erwiderte Faramir mit einem grimmigen Lächeln und packte den Verwundeten an seiner Tunika .
„Fürst Korazir wollte Euch in eine Falle locken,"stammelte der Haradhrim schließlich. „Er wollte Euch beide als Gefangene haben: Imrahil und Euch."
„Das dachte ich mir," murmelte Faramir und ließ den Gefangenen zu Boden sinken.
„Und was machen wir jetzt?"fragte Elphir besorgt. „Unser Vater scheint verloren zu sein."
„Wo befindet sich Korazir mit dem Fürsten?"wollte Faramir von dem Gefangenen wissen.
Als dieser wieder nicht gleich antwortete, zog der junge Truchseß sein Schwert.
„Meine Geduld mit dir geht allmählich zuende."
„Sie sind in Ithilien,"sagte der Haradhrim hastig. „Sie wollten sich nach Henneth Annûn begeben."
„Henneth Annûn!", stieß Damrod entsetzt hervor. „Das ist unmöglich! Woher weiß Korazir von unserem Geheimversteck?"
„Es gibt einen Verräter in unseren Reihen,"murmelte Faramir tonlos.
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Korazir lagerte mit seinen Männern an einem Bach in Ithilien. Imrahil ertrug die Gefangenschaft mit stiller Würde. Obwohl ihm die Fesseln immer mehr Schmerzen bereiteten, kam kein Ton der Klage über seine Lippen.
„Dieser Castamir müsste bald auftauchen,"murmelte Korazir vor sich hin. „Ich hoffe, er hält sich an sein Wort."
Als der Mond aufging, trat schließlich ein Mann in gondorianischer Waldläufertracht aus den Büschen. Sofort bedrohten ihn die Wachen der Haradhrim mit ihren Schwertern. Doch der Mann hob beschwichtigend die Hand.
„Fürst Korazir erwartet mich bereits."
Die Wachen packten ihn unsanft und führten ihn zu ihrem Herrn.
„Da bist du ja, Castamir,"meinte Korazir böse lächelnd. „Es wurde höchste Zeit."
„Ihr müsst Acht geben, Fürst", berichtete der Verräter mit gedämpfter Stimme. „Faramir hat Eueren Plan höchstwahrscheinlich durchschaut. Er ist mit Schwanenrittern und Waldläufern in den Grauen Wald geritten."
„Verdammt!"fluchte der Haradhrim zornig. „Diese schlaue Fuchs! Aber wenn wir seinem Onkel das Messer an die Kehle setzen, wird ihm all seine Klugheit nichts mehr nützen."
Castamir nickte grinsend.
„Und du wirst uns jetzt gleich zu dieser geheimen Höhle führen,"fuhrt Korazir grimmig fort.
„Und wehe, du treibst ein falsches Spielchen mit uns, Gondorianer, dann ist dein Leben auch verwirkt."
„Ihr wisst doch, wie sehr ich Faramir hasse,"betonte Castamir erschrocken. „Wie könnte ich mich noch einmal auf seine Seite stellen."
„Du hast mir immer noch nicht gesagt, weswegen du ihn so hasst,"sagte Korazir neugierig.
„Weil er so töricht war, den Ring der Macht nicht zu nehmen,"erklärte Castamir wutschnaubend. „Er ließ die Halblinge in Osgiliath ziehen. Ich konnte es kaum fassen. Der Ring hätte Faramir zum mächtigsten Mann Mittelerdes gemacht. Und ich wäre ein Hauptmann von ganz hohem Rang geworden. Ich bin jetzt immer noch ein einfacher Waldläufer, der nach dem Ringkrieg nicht mehr von Nutzen ist. Also helfe ich nun Euch."
„Und das soll auch belohnt werden,"nickte Korazir feierlich.
Einige Minuten später brachen sie auf nach Henneth Annûn. Castamir führte die Haradhrim durch die Wildnis. Auf einem Schleichpfad stiegen sie schließlich in der Nähe des berühmten Wasserfalles empor bis zu der Höhle.
„Ein raffiniertes Versteck,"meinte Korazir anerkennend. „Kein Wunder, dass wir die Waldläufer nie fanden."
Castamir streckte gierig die Hand aus.
„Bekomme ich jetzt meinen Lohn?"
Korazir grinste böse und griff zu seinem Gürtel. Er zog einen mit Edelsteinen besetzten Dolch hervor. Castamir starrte auf den Dolch. Mit so einem wertvollen Geschenk hatte er nie und nimmermehr gerechnet.
Doch der Haradhrim-Fürst stieß dem Verräter den Dolch blitzschnell bis zum Heft in den Leib.
Mit einem gurgelnden Schrei sank Castamir ins Gras.
„Das ist die richtige Belohnung für Ratten wie dich,"murmelte Korazir triumphierend.
Er zog dem Sterbenden den Dolch aus dem Leib und wischte ihn an dessen Umhang ab.
„Rasch jetzt in die Höhle!"kommandierte er seine Leute.
Imrahil blickte erschüttert auf den am Boden liegenden Waldläufer.
