Leonel und Gil-Estel: Vielen Dank wieder fürs Reviewen! Ob Faramir und Éowyn wieder zusammenfinden werden, wird natürlich nicht verraten. Es geht aber jetzt erst einmal wieder mit Faramir weiter.
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Kapitel 7: Waldläufer in Ithilien
„Was machen wir jetzt mit dem Gefangenen?", fragte Elphir den jungen Truchseß.
„Du, dein Bruder und die Schwanenritter werdet nach Minas Tirith zurückreiten und den Gefangenen einsperren lassen,"erklärte Faramir.
„Ja, aber...,"begann Erchirion Einwand zu erheben.
„Damrod, Mablung und ich gehen nach Ithilien,"unterbrach ihn Faramir. „Wir sind Waldläufer und können uns dort fast lautlos fortbewegen. Außerdem kennen wir dort jeden Baum und Strauch. Die Haradhrim werden uns nicht entdecken."
„Werdet ihr versuchen, Vater zu befreien?"fragte Elphir hoffnungsvoll.
Faramir nickte.
„Vielleicht schaffen wir es. Sollten wir in fünf Tagen immer noch nicht nach Minas Tirith zurückgekehrt ein, dann müsst ihr den König über mein Handeln informieren."
Faramir gab seinen zwei Gefährten leise Anweisungen, während sich die Männer aus Dol Amroth fertigmachten zum Aufbruch nach Minas Tirith. Mablung und Damrod nahmen die Mäntel und Kopfbedeckungen von drei der toten Haradhrim an sich.
Der Truchseß und die zwei Waldläufer begleiteten die kleine Gruppe noch ein Stück, dann trennten sich ihre Wege. Sie übergaben ihre Pferde, an diejenigen, die nach Minas Tirith zurückritten, dann ging es zu Fuß durch die Wälder Ithiliens.
„Wir müssen uns beeilen,"meinte Faramir zu Damrod und Mablung. „Wenn Korazir merkt, dass wir auf seine List nicht hereingefallen sind, wird er sicher Imrahil bald etwas antun."
Schon bald entdeckten sie die vielen Fußspuren, die nach Henneth Annûn führten. Sie wussten jetzt, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Sie streiften sich jetzt die Umhänge, Gesichtstücher und Kopfbedeckungen der getöteten Haradhrim über und pirschten sich an die Höhle heran.
Korazir erwartete tatsachlich die baldige Rückkehr seiner Krieger. Er stand mit verschränkten Armen vor der Höhle und blickte zum klaren Nachthimmel hinauf. Er betrachtete den Stern Earendils, der in Harad Stern des Vangar hieß. Dann sah er drei Gestalten, die sich der Höhle nahten.
Na endlich, dachte er erleichtert. Die anderen werden vermutlich die Pferde versorgen.
„Habt ihr Faramir, diesen elenden Bastard, mitgebracht?", fragte er neugierig.
Faramir winkte ihn schweigend zu sich heran. Korazir ging ungeduldig auf ihn zu.
„Was ist, hat es dir die Sprache verschlagen, Tölpel?"
Auf diesen Moment hatte Faramir nur gewartet. Er hechtete auf Korazir zu und warf ihn zu Boden. Der Haradhrim-Fürst hatte keine Chance, sich zu wehren. Mablung und Damrod fesselten ihn blitzschnell an Händen und Füßen. Die Sache lief fast zu einfach. Faramir setzte seinem gefesselten Erzfeind einen Dolch an die Kehle.
„Sag' deinen Männern, dass sie sofort Imrahil von Dol Amroth freilassen sollen, sonst stirbst du!"
Korazir schäumte innerlich vor Wut, weil er auf Faramirs List hereingefallen war.
„Imrahil ist nicht mehr hier,"stieß er hastig hervor. „Meine Krieger bringen ihn bereits nach Harad."
„Ich glaube dir kein Wort,"sagte Faramir und drückte den Dolch fester an Korazirs Hals. Ein paar Blutstropfen quollen hervor.
„So glaub' mir doch!,"ächzte der Haradhrim. „Wir werden ihn in Harad versklaven. Das Gleiche hatten wir mit dir vor."
„Gut, dann bleibst du in unserer Gewalt, bis wir deine Männer, die Imrahil wegbringen, eingeholt haben,"entschied Faramir gelassen.
„Ihr werdet sie niemals einholen,"murmelte Korazir vor sich hin.
Seine restlichen Krieger waren inzwischen aus der Höhle gekommen. Ängstlich blickten sie auf die drei Waldläufer, die ihren Herrn in ihrer Gewalt hatten.
„Damrod, sieh in der Höhle nach, ob Imrahil tatsächlich nicht dort ist," befahl Faramir.
„Laßt ihn durch!"bellte Korazir ängstlich seine Männer an.
Damrod kletterte in die Höhle und sah sich überall um. Der Fürst von Dol Amroth war tatsächlich nicht da.
„So, dann werden wir dich nach Minas Tirith bringen,"sagte Faramir mit finsterer Miene zu dem Gefangenen.
Korazir schluckte: die Menschen in der Felsenstadt würden ihn nicht gerade freundlich begrüßen. Schließlich hatte er im Ringkrieg viel Unheil angerichtet. Doch es würde kaum eine Möglichkeit geben, aus den Händen dieser drei erfahrenen Waldläufer zu fliehen. Er sann fieberhaft darüber nach, wie er seine Lage verbessern könnte.
„Ich hätte eine Bitte,"sagte er plötzlich kleinlaut zu Faramir.
Der junge Truchseß sah ihn misstrauisch an. Er rechnete natürlich damit, dass Korazir irgendwie
eine List ausheckte.
Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr der Haradhrim fort:
„Ich hätte gerne meinen jungen Vetter bei mir. Wenn ich schon den schweren Weg nach Minas Tirith antrete, so möchte ich doch nicht alleine gehen. Die Menschen werden mich steinigen, wenn ihr mich durch die sieben Festungsringe in die Zitadelle führt. Wenn mein junger Vetter bei mir ist, nehmen sich die Leute vielleicht doch etwas zusammen und werfen keine Steine. Die Unschuld der Jugend mag manchen Arm dann sinken lassen."
Faramir hörte seinem Erzfeind stirnerunzelnd zu und verschränkte die Arme.
„Ich will mir deinen Vetter mal ansehen. Ruf ihn herbei!"
Korazir rief nach Harek, seinem Vetter.
Ein etwa siebzehnjähriger Junge mit schwarzen Locken und schwarzen Augen trat aus der Höhle. Er wirkte fast noch ein wenig kindlich. Faramir hatte fast ein wenig Mitleid mit dem Jungen, aber er war ein Feind und hatte womöglich Schuld am Tode von Imrahils Freund Lanthos.
„Wenn ich ihn mit nach Minas Tirith nehme, dann könnte sein Leben verwirkt sein, ebenso wie deines, Korazir,"gab Faramir zu bedenken.
„Es ist für mich eine Ehre, zusammen mit meinem Vetter zu sterben,"erklärte der Junge leidenschaftlich.
„Gut, dann soll es so sein,"nickte Faramir, „aber ich hoffe, dass wir Imrahil gegen euch beide austauschen können."Er befahl seinen Gefährten, Harek zu fesseln.
Dann verließen sie mit den zwei Gefangenen Henneth Annûn.
