Leonel: Jetzt geht's erst mal mit deiner „geliebten"Denedreth weiter. (breitgrins) Sie hat sich einen teuflischen Plan ausgedacht, um Éowyn loszuwerden....

§§§§§

Kapitel 8: Maegweth

„Was hast du vor?," fragte Silinde ihre Base neugierig.

Denedreth lenkte ihre Schritte die Straße hinab. Sie durchquerte zügig einen Festungsring nach dem anderen. Silinde konnte kaum Schritt mit ihr halten.

„So warte doch, ich bin nicht mehr die Jüngste!"ächzte sie schließlich.

„Wir müssen unseren Plan schnell durchziehen,"erklärte Denedreth finster. „Éowyn soll aus Gondor verschwunden sein, bevor Faramir zurückkehrt."

„Aber du könntest mir doch wenigsten erklären, was du genau tust!"rief Silinde empört. „Wie soll ich dir helfen, wenn du nichts sagst?"

Denedreth schnaubte wütend auf und blieb stehen.

„Soll ich es dir auf offener Straße erklären, damit alle Bürger es hören?"

„Nein, natürlich nicht,"murmelte Silinde betreten.

Als sie unten im zweiten Festungsring angelangt waren, ging Denedreth zielstrebig auf ein Gebäude zu, wo die Kinder und Jugendlichen untergebracht waren, die im Ringkrieg ihre Eltern und Verwandten verloren hatten. Und es waren nicht wenige. Obwohl König Elessar für die Kinder sorgen ließ, lebten diese Waisen doch an der Armutsgrenze. Sie hatten kaum genug zu essen und anzuziehen. Während Silinde draußen warteten, betrat Denedreth das Haus und ging zielstrebig von Raum zu Raum. Eine Frau, die die Kinder beaufsichtigte, lief er sofort hinterher.

„Herrin, was ist Euer Begehr?"fragte sie unterwürfig, denn sie hatte sofort gemerkt, dass es sich bei Denedreth um eine vornehme Dame handelte.

„Habt Ihr junge Mädchen bei Euch, so zwischen fünfzehn und achtzehn Jahren?"fragte Denedreth.

„Wir haben auch ältere Jungfrauen bei uns,"sagte die Aufsichtsfrau erstaunt. „Im Ringkrieg haben viele Mädchen ihre Verlobten und Eltern verloren und leben nun unter unserem Dach."

„Das ist natürlich noch besser,"murmelte Denedreth vor sich hin.

Die Frau, die sich Imeth nannte, führte die Besucherin in ein Nebengebäude, wo lauter junge Frauen hausten.

Denedreth sah sich stirnerunzelnd um.

„Warum arbeiten diese Jungfrauen nicht? Mägde werden doch immer gebraucht."

„Die meisten von ihnen stammen aus vornehmen Familien und mussten noch nie etwas arbeiten,"erklärte Imeth leise. „Natürlich ist dies auf Dauer kein Zustand. Viele von ihnen hoffen, irgendwann doch noch geheiratet zu werden."

Denedreth fiel eine dunkelhaarige Schönheit auf, die in einer Ecke saß und nähte.

„Komm her zu mir, mein Kind!"befahl sie.

Das dunkelhaarige Mädchen stand auf und ging zögernd auf Denedreth zu.

„Wie heißt du?"

„Ich heiße Orovingwen,"sagte sie leise.

„Willst du in meine Dienste treten?"fragte Denedreth. „Keine Angst, du musst nichts schweres arbeiten."

Orovingwens Augen leuchteten auf.

„Oja, gerne, Herrin!"

„Gut, dann komm mit!"

Silinde wartete draußen bereits ungeduldig. Sie staunte nicht schlecht, als Denedreth mit dem Mädchen zurückkam.

„Was soll das jetzt?"

„Wenn wir zuhause sind, werde ich dir alles erklären,"sagte Denedreth böse grinsend.

Als sie in Silindes Haus waren, durfte Orovingwen erst einmal ein heißes Bad nehmen.

Jetzt rückte Denedreth endlich mit der Sprache heraus, als mit ihrer Base alleine war.

„Diese Kleine ist ab jetzt Faramirs Verlobte namens Maegweth."

Silinde riß erstaunt die Augen auf.

„Ein sehr kluger Einfall,"sagte sie schließlich, als sie sich schließlich wieder in der Fassung hatte. „Aber wie willst du das Mädchen dazu bringen, für dich zu lügen."

„Keine Angst," beruhigte sie Denedreth. „Ich habe die Gier in Orovingwens Augen gesehen, als sie dieses Haus betrat."

Silinde suchte für Orovingwen ein passendes, vornehmes Kleid heraus. Da sie selbst etwas fülliger geworden war, passten viele ihrer alten Kleider nicht mehr. Sie fand schließlich ein wertvolles, gelbes Samtkleid. Sie ließ es Orovingwen bringen.

Das junge Mädchen glaubte zu träumen. Nachdem sie im Ringkrieg so viel Unglück erlebt hatte, denn ihr Elternhaus war zerstört wurden und fast alle darin waren umgekommen, schienen es nun die Valar plötzlich wieder gut mit ihr zu meinen.

Sie stieg aus dem Badezuber heraus und nachdem sie sich abgetrocknet hatte, probierte sie das wunderschöne Kleid von Silinde an. Es passte wie angegossen. Eine Zofe frisierte ihr das schwarze Haar. Dann musste sie wieder zu Denedreth und Silinde gehen.

„Sieht sie nicht aus wie ein Edelfräulein?"frohlockte Denedreth.

„Allerdings," nickte Silinde. „Absolut würdig für Faramir."

„Faramir?"fragte Orovingwen erstaunt.

Denedreth warf ihrer Base einen finsteren Blick zu.

„Nun, meine Teuere," wandte sie sich an Orovingwen, „das Luxusleben, das du von nun an führen wirst, ist natürlich nicht ganz umsonst. Du wirst für uns einen Auftrag ausführen. Wenn du nicht mitmachst, werde ich dafür sorgen, dass du in Druadan-Wald geführt wirst zu den Wilden Menschen."

Das junge Mädchen erschauderte, als sie das hörte.

„Ich werde alles tun, was Ihr verlangt, Herrin,"beteuerte sie.

„Gut!"nickte Denedreth. „Ab jetzt heißt du Maegweth, verstanden? Du bist die Tochter von Hauptmann Anborn. Ich werde dich morgen mit zu Frau Éowyn nehmen und dann wirst du dich als die Frau ausgeben, die Herr Faramir in Wirklichkeit liebt."

Orovingwen erschrak, als sie das hörte.

„Ich soll die weiße Herrin von Rohan anlügen?"

„Wenn du nicht mitmachst, lasse ich dich sofort in den Druadan-Wald bringen und suche mir eine andere Jungfrau,"erklärte Denedreth gelassen.

„Nein, nein," bettelte Orovingwen flehend. „Ich werde gehorchen."

§

Am nächsten Morgen ging Orovingwen, die nun Maegweth hieß, gehorsam mit den beiden alten Frauen zur Zitadelle hinauf.

Éowyn hatte in der Nacht schlecht geschlafen. Sie machte sich große Sorgen um Faramir. Wenigsten war Denedreth seit gestern Nachmittag verschwunden und sie hatte wenigstens ihre Ruhe vor der gehässigen Witwe.

Während sie frühstückte, meldete plötzlich ein Bediensteter, dass Denedreth mit zwei Frauen in den Palast gekommen war. Éowyn hatte plötzlich keinen Appetit mehr und schob den Teller weg.

In diesem Moment kam auch schon Denedreth mit Silinde und Maegweth in das Speisezimmer.

Sie lächelte selbstgefällig.

Éowyn versuchte höflich zu sein und wünschte den Dreien einen guten Morgen.

„Wir wollten dir diese junge Dame hier vorstellen,"meinte Denedreth grinsend.

Éowyn betrachtete die dunkelhaarige Schönheit ahnungsvoll.

Maegweth lief puterrot an.

„Wie ist dein Name?" fragte die Eorlinga mit klopfenden Herzen.

„Ich heiße Maegweth,"erklärte sie leise.

„Was ist mit dir und Faramir?", wollte Éowyn wissen.

Maegweth holte tief Luft und warf einen vorsichtigen Seitenblick zu Denedreth. Sie wusste, dass sie jetzt glaubhaft wirken musste, sonst war ihr Leben keinen Pfifferling mehr wert.

„Faramir und ich, wir lieben uns,"sagte sie mit zitternder Stimme. „Er hat mir vor dem Ringkrieg versprochen, mich zu ehelichen. Leider wurde er dann von seinem Vater nach Ithilien geschickt und wir sahen uns nicht wieder."

In Éowyns Kopf wirbelte alles durcheinander. Da stand diese junge Frau vor ihr und behauptete, Faramir und sie wären ein Paar.

„Warum,"begann sie mühsam zu fragen, „warum hast du Faramir nie in den Häusern der Heilung besucht, als er dort verwundet lag?"

„Ich wusste nicht, dass er noch am Leben ist,"erklärte Maegweth, die jetzt sicherer beim Lügen wurde. „Er selbst kam erst zu mir, als er wieder gesund war."

„Was machte er bei dir?"fragte Éowyn barsch, während ihr die Eifersucht den Hals schier zuschnürte.

„Er kam zu mir, um mich zu lieben,"fuhr Maegweth errötend fort. „Er erzählte mir natürlich von Euch. Er sagte, er würde sich eine Lösung für dieses Problem einfallen lassen."

Éowyn starrte Maegweth fassungslos an. Das konnte, durfte nicht sein! Es sah Faramir überhaupt nicht ähnlich, so etwas zu tun. Der junge Truchseß war von edler und reiner Gesinnung, andererseits war er ein attraktiver Mann, der von vielen Frauen heimlich begehrt wurde. Und sie wusste auch von den Schwächen der Männer. In Rohan hatte sie so manch tapferen und edlen Krieger gekannt, der mit mehreren Frauen ein Verhältnis hatte.

„Wir lassen dich jetzt allein,"sagte Denedreth, die ein bösartiges Grinsen kaum unterdrücken konnte.

„Es tut mir leid," lispelte Maegweth verschämt.

Silinde versetzte ihr unauffällig einen Rippenstoß.

„Halt jetzt den Mund, dummes Ding!"zischte sie ihr leise zu.