gil-estel : Drohbriefe? Hilfe, ich zittere.... Ja, Denedreth ist noch übrig. Und jetzt wird mit ihr abgerechnet: leider ist es tatsächlich das letzte Kapitel. Aber vielleicht schreibe ich mal eine Fortsetzung...
Leonel: Endlich ist Korazir, der Halunke, tot. Mir gefiel diese Idee mit Brégo, zumal er auch Aragorn im Film das Leben gerettet hat. So, und nun folgt das letzte Kapitel - mit Denedreth noch mal.
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Kapitel 18: Denedreths Bestrafung und die Hochzeit
Nach der Ankunft in Minas Tirith, die von den Einwohnern der Stadt umjubelt wurde, begab sich Faramir erst einmal in seine Privatgemächer in der Zitadelle, um ein entspannendes Bad zu nehmen und um sich zu erholen. Éowyn bereitete ihm in der Zwischenzeit geduldig etwas zum essen. Trotzdem nagte es in ihr, dass Denedreth sich immer noch in der Stadt aufhielt. Am liebsten wäre es ihr gewesen, wenn Faramir sofort nach seiner Ankunft in der Stadt zu ihr gegangen wäre und sie eigenhändig aus der Stadt befördert hätte.
Doch sie musste Faramir die Zeit geben, sich von der körperlichen Strapazen der letzten Tage zu erholen. Er würde Denedreths Bestrafung nicht vergessen, da war sie sich sicher. Éowyn saß im Kaminzimmer und starrte nachdenklich in das Feuer. Plötzlich gewahrte sie Papierreste an der Seite, wo das Feuer nicht so aufflackerte. Neugierig angelte sie sich mit dem Schürhaken einen dieser Papierfetzen und erkannte ihren Brief.
Das ist ja ungeheuerlich! Dachte sie entsetzt. Diesen Brief hat Denedreth also auch noch beseiteschaffen wollen.
Es klopfte an die Tür. Éowyn fuhr erschrocken hoch. Faramir konnte es nicht sein, er befand sich ja noch in den Baderäumen. War es etwa diese widerliche Denedreth, die sich erdreistete, noch einmal herzukommen?
„Herein!" rief Éowyn in einem ziemlich barschen Tonfall.
Vorsichtig trat Fürst Imrahil ein und sah sie etwas verwundert an.
„Es tut mir leid, mein Fürst, ich dachte, äh..." stammelte sie und knickste ein paar Mal vor dem dunkelhaarigen Mann.
Doch Imrahil lächelte und sah sie freundlich mit seinen grauen Augen an.
„Ich bin derjenige, der sich entschuldigen müßte, weil ich hier in Euere Privaträume eindringe."
„Ich dachte, es sei Denedreth, mein Herr," murmelte Éowyn verlegen.
Imrahil nahm tröstend ihre Hand.
„Ich habe schon von den Gemeinheiten dieser Dame gehört, Éowyn. Ich kenne sie schon lange. Auch zu meiner Schwester verhielt sie sich oft gemein. Ich bin sicher, dass Faramir mit ihr ein ernstes Wort reden wird."
Jetzt kam endlich Faramir ins Zimmer. Er trug eine frische, dunkle Tunika und seine roten Locken waren noch feucht vom Bad. Als er seinen Onkel sah, umarmte er ihn freudig. Éowyn wusste, wie sehr Faramir an Imrahil hing, und sie beschloß, die Beiden nicht länger bei ihrem Wiedersehen zu stören. Leise schlich sie sich aus dem Zimmer hinaus. Als sie den dunklen Steinkorridor entlangging, gewahrte sie Stimmen. Sie erkannte die ihres Bruders. Er unterhielt sich mit Imrahils Kindern. Neugierig ging Éowyn um die Ecke, und sah Éomer bei den drei Söhnen des Fürsten stehen. Sein Auge ruhte jedoch auf Lothiriel, der dunkelhaarigen Schönheit des Fürstenhauses von Dol Amroth. Éowyn versuchte ein Schmunzeln zu unterdrücken. Als die anderen sie entdeckten, wurde sie sofort stürmisch befragt zu der Rettungsaktion.
„Wieder einmal bist du auf eigene Faust losgezogen," sagte Éomer etwas tadelnd. Doch er musste sofort lächeln, als er das empörte Gesicht seiner Schwester sah.
„Sie hat das Leben unseres Vetters gerettet!" rief Lothiriel sofort dazwischen.
„Du bist und bleibst eben eine Schildmaid," grinste Éomer kopfschüttelnd .
Faramir und Imrahil kamen jetzt den Korridor entlang. Freudig wurde der junge Truchseß von seinen Vettern und seiner Base begrüßt. Nur Éomer blieb noch etwas reserviert.
„Ich hoffe, du hast alle Unstimmigkeiten mit meiner Schwester geklärt," raunte er Faramir mit gedämpfter Stimme zu.
„Du erinnerst mich gerade an etwas,"sagte dieser plötzlich und wandte sich an Éowyn.
„Begleitest du mich zu Denedreth?"
„Oja!" nickte sie heftig. „Sehr gerne sogar!"
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Sie gingen Hand in Hand hinunter in den fünften Festungsring, in welchem sich das Haus von Nardil und Silinde befand. Der Hausbesitzer persönlich öffnete ihnen die Tür.
„Fürst Faramir, welche eine Ehre!" rief er fast bestürzt aus und verneigte sich.
„Nicht so unterwürfig, Nardil," meinte Faramir fast etwas verlegen. „Schließlich sind wir entfernt verwandt, wie mir dünkt."
„Ihr wollt sicher zu Euerer Tante, Herr Faramir," sagte Nardil, als er sich wieder gefasst hatte.
Denedreth hatte die Stimmen gehört und lief rasch zur Haustür.
„Faramir, ich bin so froh, dass du am Leben bist," flötete sie sofort. „Laß dich umarmen, liebster Neffe!"
Doch Faramir wich ihr mit grimmigem Gesicht aus.
„Wir müssen miteinander reden, Tante Denedreth."
„Aber doch nicht hier auf der Straße!" meinte die ältere Frau verunsichert.
„Mir würde das nichts ausmachen," mischte sich jetzt Éowyn wutentbrannt ein.
„Geht in das Kaminzimmer, dort seid Ihr ungestört," sagte Nardil einladend und führte alle drei in das besagte Gemach.
Dort ließ er sie dann alleine.
„Ich möchte, dass du auf der Stelle Minas Tirith verlässt und niemals wiederkommst," sagte Faramir jetzt ernst zu seiner Tante.
Denedreth traute ihren Ohren nicht.
„Wie bitte? Du kannst doch eine arme, alte Frau nicht einfach aus der Stadt werfen! Denk daran: ich bin deine einzig noch lebende nächste Verwandte."
Éowyn ballte die Fäuste, als sie dieses süßliche Gerede hörte. Sie hoffte inständig, dass Faramir nicht darauf hereinfiel. Doch zum Glück blieb dieser hart.
„Fürst Imrahil steht mir weitaus näher als du, Tante Denedreth," sagte er mit beherrschter Stimme. „Geh zurück nach Pelargir und betrete nie wieder diese Stadt! Falls du morgen immer noch hier bist, wird dich eine bewaffnete Eskorte aus der Stadt hinausgeleiten."
„Aber wieso denn, ich habe doch nichts Schlimmes getan?" jammerte Denedreth , die jetzt ihre Felle davonschwimmen sah.
„Du hast versucht, Éowyn und mich durch eine gemeine Intrige auseinanderzubringen,"rief Faramir wütend. „Anscheinend nimmst du dein Verhalten auch noch auf die leichte Schulter. Ein Grund mehr, dass du auf der Stelle die Stadt verlässt."
„Was?" machte Denedreth entsetzt. „Du musst mir doch wenigstens die Zeit geben, zu packen und mich von der Verwandtschaft zu verabschieden."
„Nein," sagte Faramir streng. „In einer halben Stunde werden hier drei Soldaten auftauchen, die dich direkt nach Pelargir bringen. Solltest du jemals nach Minas Tirith zurückkehren, behalte ich mir vor, dich in den Kerker zu werfen."
„Ich wünschte, dein Vater könnte dies hören!" rief Denedreth jetzt enttäuscht.
„Vater würde sich für dich in Grund und Boden schämen," erwiderte Faramir gelassen.
Er legte seinen Arm um Éowyn und sie verließen das Haus grußlos.
Für Silinde hatte die ganze Sache auch noch ein Nachspiel: sie wurde zur Strafe nicht zur Hochzeit des jungen Fürstenpaares eingeladen, was für sie eine große Schande bedeutete.
§
Zwei Woche später fand endlich die Hochzeit statt, die so lange aufgeschoben worden war. Ganz Minas Tirith bejubelte das Brautpaar, das in einer geschmückten Kutsche durch die einzelnen Zirkel der Stadt gefahren wurde. Oben in der Zitadelle nahm dann König Elessar persönlich die traditionelle Brautzeremonie vor und legte den Beiden die Hände ineinander. Somit war die Hochzeit dann offiziell vollzogen und es durfte gefeiert werden.
„Es wird bald eine weitere Hochzeit geben," flüsterte Éowyn ihrem Bräutigam verschwörerisch zu.
„Wer denn?" fragte Faramir neugierig.
Éowyn wies mit ihrem Blick auf Éomer und Lothiriel hin, die ganz dicht nebeneinandersaßen und Händchen hielten.
„Ich hoffe, das hat noch Zeit," bemerkte Fürst Imrahil etwas bedrückt, der zufällig Éowyns Bemerkung mitbekommen hatte.
Doch seine bedrückte Stimmung legte sich schnell, als die Musikanten zum Tanz aufspielten. Imrahil fand rasch eine attraktive Tanzpartnerin aus Minas Tirith und vergaß so seine Sorgen.
„Meinst du, es gibt noch eine weitere Hochzeit?" fragte Faramir seine Frau amüsiert, während er seinem Onkel zusah.
„Imrahil wird bestimmt sagen: das hat noch Zeit," meinte Éowyn herzlich lachend.
ENDE
