An alle Reviewer : Ich danke euch für euere Reviews und hoffe, dass ihr auch weiterhin treu am Ball bleibt. Im nächsten Kapitel wird es ernst für Lyraen: sie muß sich zum ersten Mal im Kampf bewähren...

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Kapitel 5: Erste Konfrontation

Lyraen spürte, wie ihr Herz immer heftiger klopfte, je näher sie den Wäldern Ithiliens kamen. Schon bald hatten sie die zerstörte Stadt Osgiliath am Anduin erreicht. Eine kleine Garnison Soldaten bildete dort eine Art Vorposten. Sie ließen dort die Pferde zurück. Die Wälder Ithiliens waren zu Fuß besser passierbar. Boromir hasste Fußmärsche, im Gegensatz zu Faramir. Vor sich hin grummelnd setzte er sich mit Faramir an die Spitze der Waldläufer.

Lyraen ging in der Nähe von Damrod. Der junge Waldläufer war der Freundlichste unter all den Soldaten und hatte immer ein offenes Ohr für sie. Sie erfuhr, dass er mit Faramir schon von Kinderschuhen an befreundet war.

Faramir wandte sich jetzt an seine Soldaten.

„Ihr dürft euch jetzt nicht mehr so laut unterhalten, sonst fallen wir in den Wäldern auf wie eine Herde Mûmakil."

Die Soldaten lachten über Faramir Scherz, hielten sich dann aber streng an seinen Befehl. Boromir hatte schon bald keine Lust mehr, in der heißen Julisonne durch den Wald zu wandern. Als er einen Teich entdeckte, hielt er Faramir an der Schulter fest.

„Können wir hier nicht ein Bad nehmen, Bruderherz? Ich glaube, wir alle brauchen dringend ein wenig Abkühlung. Ich denke sowieso nicht, dass wir jetzt schon auf Orks stoßen."

„Ich halte das für keine gute Idee,"sagte Faramir mit gedämpfter Stimme. „Ich bin der Meinung, dass die Orks überall lauern könnten."

„Na komm schon," drängte Boromir. „Die Männer sind alle verschwitzt und müde. Ein Bad würde sie wieder zu Kräften kommen lassen."

Für Faramir war es keine leichte Entscheidung: sein Vater hatte ihm den Oberbefehl für diesen Feldzug übertragen, weil er sowieso schon der Hauptmann der Waldläufer war. Boromir trug diesmal nicht die Verantwortung. Wenn irgendetwas schiefging, würde Faramir alleine seinen Kopf hinhalten müssen.

„Also gut, Männer," sagte Faramir mit herrischer Stimme zu seinen Männern. „Ihr dürft jetzt da vorne in dem Teich ein Bad zur Erfrischung nehmen. Doch seid auf der Hut. Außerdem möchte ich, dass sich einige von euch freiwillig als Wachen melden."

Lyraen lief knallrot an, als sie das hörte. Sie wollte auf keinen Fall mit all den Männern mitbaden. Sie meldete sich sofort als Wache. Damrod tat es ihr gleich. Auch Mablung und Madril meldeten sich.

Boromir lief zum Teich und zerrte sich die schweren Gewänder vom Leib. Lyraen bekam fast Stielaugen, als sie den blonden Mann entkleidet vor sich sah. Mit hochrotem Kopf sah sie schnell zur Seite, als sein Blick in ihre Richtung fiel. Aber sie hatte genug gesehen: Boromir war hatte einen schönen muskulösen Körper. Seine breite Brust war unbehaart. In den Hüften war er schmal und seine Pobacken waren wohlgeformt. Lachend stürzte er sich in das kühle Wasser.

Aus dem Augenwinkel beobachtete Lyraen nun, wie sich Faramir auszog. Er war nicht ganz so muskulös wie Boromir. Er hatte auch weitaus mehr Körperbehaarung als sein Bruder. Lyraen ertappte sich dabei, wie sie Faramir nachstarrte. Damrod stieß sie grinsend an.

„Hast du noch nie einen nackten Mann gesehen?"

„Nein.....doch," stammelte Lyraen, die sich gerade an ihren jüngeren Bruder erinnerte, den sie natürlich schon nackt gesehen hatte.

„An solche Anblicke wirst du dich gewöhnen müssen, Mädchen,"fuhr Damrod mit schelmischen Lächeln fort. „Aber irgendwann wirst du auch mal baden müssen. Und dann werden alle dich beobachten."

„Heiliger Eru!" stieß Lyraen entsetzt bei diesem Gedanken hervor.

„Keine Angst, Kleine,"sagte Damrod freundlich. „Ich werde die Kerle schon davon abbringen, dir beim Baden zuzusehen."

Lyraen lächelte errötend. Plötzlich hörte sie ein Knacken im Gebüsch. Sie packte Damrod am Arm.

„Hörst du das? Da ist jemand!"

Damrod schnellte hoch und packte seinen Bogen. Jetzt hatte auch er die Geräusche gehört.

„Orks!"murmelte er. „Rasch, wir müssen die anderen warnen."

Lyraen rannte hinunter ans Teichufer.

„Schnell, es sind Orks in der Nähe!"

Erschrocken verließen die Soldaten das kühle Gewässer. Und schon kamen die Orks aus dem Unterholz. Die ersten Pfeile flogen. Lyraen packte ihr Schwert und wartete auf einen Befehl. Plötzlich tauchte Faramir neben ihr auf: sein langes Haar tropfte noch vom Wasser und er hatte nur schnell Hose und Hemd angezogen.

„Zu den Waffen!" brüllte er und spannte seinen eigenen Bogen.

Die Soldaten, mehr oder weniger angekleidet, gehorchten. Boromir hatte seine Hose angezogen, und zu Schwert und Schild gegriffen. Immer wieder wanderte Lyraens Blick verstohlen zu ihm. Er sah ungeheuer attraktiv aus, wie er so halbnackt neben ihr stand.

Dann waren die Orks in Reichweite.

„Schießt!" schrie Faramir, und ein Pfeilsalve prasselte gegen die Orks.

Doch viele Feinde entgingen den Pfeilen und drangen nun mit ihren Schwertern auf die Waldläufer ein. Jetzt war Lyraens Augenblick gekommen. Mit einem Wutschrei ließ sie ihr Schwert auf den ersten Ork niedersaußen. Boromir stand in ihrer Nähe und mit seinem Schwert erschlug er einen Feind nach dem anderen. Faramir kämpfte so lange es ging mit Pfeil und Bogen, dann griff er ebenfalls zum Schwert. Auch er war ein exzellenter Schwertkämpfer. Lyraen hatte bereits drei Orks getötet. Sie spürte, dass ihr Arm allmählich schwer wurde. Hoffentlich dauerte der Kampf nicht mehr allzu lange. Doch schließlich schafften es die Waldläufer, die Feinde in die Flucht zu schlagen. Erschöpft sank Lyraen auf die Knie. Der Geruch von Blut stieg er in die Nase. Dicht neben ihr lag ein toter Ork. Plötzlich wurde ihr totenübel und sie musste sich übergeben. Jemand packte sie sanft und strich ihr das Haar aus dem Gesicht zurück, während sie erbrach.

„Ist ja gut, Kleines,"murmelte Faramir mit sanfter Stimme. „Das ging jedem von uns mal so."

Boromir packte seine Kleider, um sich anzukleiden.

„Verdammt, Brüderchen, das war ganz schön knapp,"murmelte er.

Als es Lyraen besser ging, nahm Faramir seinen Bruder beiseite.

„Es war mein Fehler," sagte er mit gedämpfter Stimme. „Ich hätte das mit dem Bad nicht erlauben dürfen. Vater hat schon recht, wenn er mich einen Versager nennt."

„Das ist überhaupt nicht wahr,"sagte Boromir entsetzt. „Ich war doch derjenige, der unbedingt baden wollte. Ich wette, du wärst nie auf diese absurde Idee gekommen. Vielleicht hätte Vater mich nicht mitschicken dürfen. Ich bin nun mal kein Waldläufer."

Faramir lächelte wehmütig und schlug seinem Bruder auf die Schulter. Lyraen warf Faramir einen dankbaren Blick zu: wie liebevoll er sich um sie eben gekümmert hatte! Jetzt drehte sich der junge Heerführer noch einmal zu ihr um und nickte ihr freundlich zu. Das Mädchen spürte, wie sein Herz heftig zu schlagen begann und wie es ganz warm wurde bei diesem Blick. Ja, sie liebte Faramir, das wusste sie jetzt ganz sicher. Boromir war sicher sehr attraktiv, aber er war nicht so einfühlsam wie sein Bruder. Jetzt wurde ihr endlich klar, warum die Soldaten Faramir so liebten und warum Madril immer mit Hochachtung von ihm sprach.