Kapitel 10
Nacht
Auf den letzten Schritten zu der kleinen Seitengasse, in der Remus den Kerzenstumpf wieder aus der Tasche zog, um ihn in einen Portschlüssel zurück zu verwandeln, hatten sie nicht mehr viel miteinander gesprochen. Remus wusste nicht einmal genau, warum, aber Emilys Fragen hatten ihn nachdenklich gemacht. Sie waren zum Grimmauldplatz zurückgekehrt und waren durch die dunkle Eingangshalle geschritten, hinter der bereits Licht brannte. Es war dieselbe heimelige Atmosphäre wie jeden Abend, aber heute hatte Remus kaum ein Auge dafür. Er ahnte, dass Emily sehr wohl bemerkt hatte, dass er ins Grübeln geraten war, nachdem sie ihn nach Hogwarts gefragt hatte, und er fühlte sich ein wenig schuldig, dass er auch ihr damit Kopfzerbrechen bereitete.
Aber an diesem Abend musste sich Remus Lupin einmal mehr eingestehen, dass es nicht so leicht war, Gefühle zu verdrängen, die sein Leben bestimmten. Vielleicht war es auch die altbekannte Unruhe, die er in der Nacht zuvor bereits gespürt hatte, die Unruhe, die in den letzten Jahren stärker als sonst befiel, wenn der Vollmond nahte. Aber selbst wenn der Mond ausnahmsweise keine Schuld trug, ertappte er sich dabei, denselben Fehler, den er am Abend zuvor schon gemacht hatte, erneut zu begehen und Gedanken nachzuhängen, die zu keinem guten Ende führten...
Heute nicht´ hatte er sich selbst gesagt, als sie in die Küche getreten waren. ´In zwei Tagen ist Vollmond, in 3 Weihnachten. Heute denke ich nicht daran, heute nicht.´
Und so hatte er den Abend zusammen mit Emily und Tonks in einem der weitläufigen Wohnzimmer verbracht. Tonks war kurze Zeit vor ihnen von ihren Freunden zurückgekehrt, und sie hatte es sich mit einem Buch in einem der Sessel bequem gemacht. An diesem Abend hatte er sich ablenken wollen, hatte einmal nicht daran denken wollen, was in zwei Nächten erneut geschehen würde und auch nicht an Sirius. Er hatte festgestellt, dass ihm der Ausflug nach London gut getan hatte...in gewisser Hinsicht.
Andererseits hatte dieser Tag ihm wieder allzu deutlich gezeigt, welchen Platz er als Werwolf in der Gesellschaft einnahm. Nachdem bekannt geworden war, dass er ein Werwolf war, hatte sich das Gerücht sehr schnell herumgesprochen und zweifellos wusste auch Mr Ollivander etwas davon. Sein Verhalten, die Abscheu in seinen Augen...ja, es ging auf Vollmond zu, Remus´ Sinne waren geschärft und er hatte die Angst förmlich wahrnehmen können. Ollivander war nicht der Einzeige, der ihn so behandelte. Im Orden kam man ihm freundlich entgegen und er stellte fest, dass er sich darauf freute, dass Harry und die anderen am nächsten Tag ankommen würden- sie hatten sich für den späten Nachmittag angemeldet und er freute sich auf ihre Gesellschaft. Endlich würde das Haus wieder etwas belebter sein...und ihm, dem Werwolf die Illusion vermitteln können, er führe ein halbwegs normales Leben.
Die beiden jungen Frauen unterhielten sich bereits wie alte Freundinnen und ein Lächeln huschte über Remus´ Gesicht, als er Emily betrachtete. Gestern Abend war sie ein verängstigtes Häufchen Elend gewesen...sie gewöhnet sich schnell ein und das war gut. Sie warf ihm einen kurzen Blick zu, Tonks sagte etwas und er bemerkte, dass er den letzten Teil der Unterhaltung gar nicht mitbekommen hatte. Tonks sah ihn an und er hob fragend die Augenbrauen.
„Hm?"
„Ich sagte nur, dass ich zutiefst enttäuscht bin, dass ihr mir nichts aus dem Honigtopf mitgebracht habt."sagte Tonks in gespielt vorwurfsvollen Ton. Dann wandte sie sich Emily zu. „Für Schokolade tut er alles."
Remus lachte. „Hey das ist nicht fair. Redet über mich, wenn ich nicht dabei bin."Er stand auf und ging zur Tür. Beinahe hätte er vergessen, die Eule loszuschicken.
Emily wandte sich um und er glaubte, Besorgnis in ihren Augen zu lesen. „Wo gehst du hin? Du siehst bleich aus...Geht es dir nicht gut?"
Er erschrak. Er wusste, dass er alles andere als gut aussehen musste, schließlich war bald Vollmond, aber normalerweise hatte er gelernt, diese Schwächen einigermaßen gut zu verbergen. Wie kam es, dass sie das so schnell wahrnahm? Hatte es etwas damit zu tun, dass sie eine wilde Magierin war?
„Nein ich...muss nur eine Eule nach Hogwarts schicken....Post."fügte er hinzu als er Emilys verstörten Gesichtsausdruck bemerkte. „Das Kraut, von dem ich dir erzählt habe, erinnerst du dich?"
„Oh..klar. Ich denke, ich bleibe noch ein bisschen auf und werfe gleich mal einen Blick in die Bücher. Das sieht ja alles recht spannend aus."grinste sie.
„Gut."sagte Tonks und reckte sich. „Ich denke, ich geh dann schlafen."
„Ja, es ist spät. Bleib nicht mehr allzu lange auf, Emily. Wenn wir morgen mit dem Unterricht anfangen wollen, solltest du ausgeschlafen sein."sagte Remus und verabschiedete sich.
„Natürlich Professor."rief Emily ihm feixend hinterher, als er die Tür schloss.
Remus lachte leise auf und machte sich auf den Weg ins oberste Geschoss, von dem er wusste, dass er dort eine Eule finden würde, die das Mondkraut nach Hogwarts bringen konnte.
Das Haus war still..zu still. Gut, dass morgen der Zug aus Hogwarts hier ankommen würde.
Das Haus der Blacks hatte zur Südseite hin einen kleinen Erkerturm, in dem sich meist zwei oder drei Eulen aufhielten. Es war riskant, tagsüber Eulen von hier aus über Land zu schicken und selbst in der Nacht war es nicht ohne Risiko, aber manchmal hatte man keine andere Wahl.
Remus betrat den Erkerturm und schritt auf eine große Eule zu, die schläfrig auf einer Stange im hintersten Winkel saß und als sie ihn sah, leise schuhute. „Tut mir leid, aber du musst noch mal raus."sagte Remus ruhig, als die Eule aufflatterte und sich auf seinen Arm setzte. Remus zog das kleine Ledersäckchen, in dem sich das Mondkraut befand, aus der Tasche, zusammen mit einer kleinen auf Pergament geschriebenen und ordentlich zusammengefalteten Notiz an Severus Snape. Remus wusste, dass Snape ihn verabscheute und auch er selbst hegte keine freundschaftlichen Gefühle für ihn, aber Snape benötigte das Mondkraut, um den Wolfsbanntrank zu brauen. Seine Vorräte waren aufgebraucht, für diesen Vollmond würden sie nicht mehr reichen...
Remus band der Eule das Säckchen an das ausgestreckte Bein, trat ans Fenster und warf den Vogel in die Nacht hinaus. Eine Weile blieb er am Fenster stehen und starrte in die Dunkelheit. Der Mond war beinahe voll, nach den Schneeschauern, die den ganzen Tag über niedergegangen waren, hatte sich der Himmel aufgeklärt und war nun sternenklar. Ihm kam es beinahe wie Hohn vor, als er zu der beinahe vollen Mondscheibe hinaufblickte. Die Luft war kalt und ihn schauderte. Dennoch blieb er am geöffneten Fenster stehen. Die Nachtluft machte seinen Kopf klarer und erleichterte es ihm, die dunklen Gedanken, in die er am frühen Abend erneut zu fallen gedroht hatte, wieder abzuschütteln.
Stattdessen dachte er über den nächsten Tag nach. Darüber, wie er den Unterricht mit Emily beginnen sollte. Sicher wäre es am besten, wenn er ihr zuerst einige einfache Dinge beibringen würde, Dinge, die ihr zeigten, wozu sie fähig war....andererseits....sollte er nicht lieber darauf bedacht sein, sie so schnell und so gut wie möglich auf das vorzubereiten, das sie nur zu bald zu erwarten hatte? Der Krieg stand kurz bevor und sie würde für Voldemort und seine Todesser eine leichte Beute sein, wenn er sie nicht vorbereitete und so gut wie möglich gegen diese Gefahren wappnete.
Sie wusste doch so wenig. So wenig von dieser Welt! Für sie war all das ein schillerndes Abenteuer, vielleicht glaubte sie gar, endlich in Sicherheit zu sein, endlich ein Zuhause gefunden zu haben. Aber hatte sie das wirklich? Remus seufzte, als ihm klar wurde, dass es zu diesen Zeiten so etwas wie Sicherheit nicht gab...für niemanden..vor allem nicht für jene, die nicht wussten, worauf sie sich einließen.
Er beschloss, ehe er schlafen ging, noch einen Umweg über die kleine Bibliothek zu machen, die neben Dumbledores Arbeitszimmer im zweiten Stockwerk lag. Er wusste nicht, wie lange er in der Eulerei gestanden und in die Nacht hinaus gestarrt hatte, aber es musste länger als nur ein paar Minuten gewesen sein, denn der Mond war auf seiner Bahn ein gutes Stück weiter gewandert.
Er zog seinen Zauberstab und murmelte leise „Lumos", als er die Tür öffnete. Wenngleich nicht viele Menschen in diesem Haus waren wollte er um diese Zeit doch keinen allzu großen Lärm machen. Er stand vor dem Regal und suchte mit dem Blick die Buchrücken ab. Schließlich nahm er eine Ausgabe von „Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind"heraus. Das Buch war nicht allzu dick und recht gut zu lesen, sie konnte es sich ansehen, wenn sie nichts anderes zu tun hatte. Dann packte er ein weiteres, etwas dickeres Exemplar. „Gegen dunkle Künste bestehen – Flüche und Zauber zur Selbstverteidigung", klemmte es sich unter den Arm und verließ den Raum wieder.
Das Haus war finster, die Lichter alle gelöscht, als er sich auf den Weg in das Wohnzimmer machte, an dem er den Abend verbracht hatte. Der Raum war groß und da er keine optimalen Möglichkeiten zum Unterrichten hatte, wie dies etwa in Hogwarts der Fall gewesen wäre, glaubte er, dass dieser Raum für seine Zwecke recht gut geeignet sein würde. Er bot viel Platz und so beschloss er, die Bücher dort abzulegen, um sie morgen gleich zur Hand zu haben.
Er hielt den Zauberstab mit der hell erleuchteten Spitze noch immer vor sich, denn die Kerzen und Fackeln waren bereits alle gelöscht. Er trat auf die Tür zu, die ins Wohnzimmer führte und runzelte die Stirn, als er bemerkte, dass darin noch Licht brannte. Die Tür war nur angelehnt. Der sanfte Schein des Kaminfeuers drang durch den Türspalt.
Leise näherte er sich der Tür, murmelte „Nox"und der helle Punkt an der Spitze seines Zauberstabes verlöschte. Im Raum war es still und als er langsam die Tür aufschob, glaubte er zunächst, das Zimmer sei vollkommen leer. Dann jedoch meldeten sich seine sensiblen Werwolfsinne...jemand war hier! Er wandte den Kopf nach rechts und sah, dass Emily in einem der Sessel nahe dem Kamin saß, die Beine angewinkelt, zusammengekauert und eines der Bücher, die sie heute in der Winkelgasse gekauft hatten, vor sich auf dem Schoss. In der rechten Hand hielt sie eine Schreibfeder, aber sie schrieb nicht. Das Buch war aufgeschlagen. Sie schien ihn nicht zu bemerkten und im ersten Moment glaubte Remus, sie sei einfach in dem Sessel eingeschlafen, doch dann fuhr sie sich mit der linken Hand durchs Haar, strich eine lose Strähne hinter ihr Ohr und er sah im Schein des Feuers, der sich auf ihren Gesichtszügen widerspiegelte, dass sie weinte.
Yay, wieder ein Cliffhanger! muahahahaha Jaaa, ich bin gemein, ich weiß. Aber ich genieße es. gg Danke für die netten reviews!!! Ihr seid klasse!!!
Lady Adamas: Wow, zwei sooooo lange reviews, wie nett. Hab mir extra Mühe gegeben und schnell weiter geschrieben und yep, Snape kommt auch irgendwann mal vorbei... ist ja schließlich bald Vollmond und irgendjemand muss Remus ja dieses eklige Gesöff vorbeibringen lach
Tawiga: Danke!! g Lass dich überraschen, okay?
Nacht
Auf den letzten Schritten zu der kleinen Seitengasse, in der Remus den Kerzenstumpf wieder aus der Tasche zog, um ihn in einen Portschlüssel zurück zu verwandeln, hatten sie nicht mehr viel miteinander gesprochen. Remus wusste nicht einmal genau, warum, aber Emilys Fragen hatten ihn nachdenklich gemacht. Sie waren zum Grimmauldplatz zurückgekehrt und waren durch die dunkle Eingangshalle geschritten, hinter der bereits Licht brannte. Es war dieselbe heimelige Atmosphäre wie jeden Abend, aber heute hatte Remus kaum ein Auge dafür. Er ahnte, dass Emily sehr wohl bemerkt hatte, dass er ins Grübeln geraten war, nachdem sie ihn nach Hogwarts gefragt hatte, und er fühlte sich ein wenig schuldig, dass er auch ihr damit Kopfzerbrechen bereitete.
Aber an diesem Abend musste sich Remus Lupin einmal mehr eingestehen, dass es nicht so leicht war, Gefühle zu verdrängen, die sein Leben bestimmten. Vielleicht war es auch die altbekannte Unruhe, die er in der Nacht zuvor bereits gespürt hatte, die Unruhe, die in den letzten Jahren stärker als sonst befiel, wenn der Vollmond nahte. Aber selbst wenn der Mond ausnahmsweise keine Schuld trug, ertappte er sich dabei, denselben Fehler, den er am Abend zuvor schon gemacht hatte, erneut zu begehen und Gedanken nachzuhängen, die zu keinem guten Ende führten...
Heute nicht´ hatte er sich selbst gesagt, als sie in die Küche getreten waren. ´In zwei Tagen ist Vollmond, in 3 Weihnachten. Heute denke ich nicht daran, heute nicht.´
Und so hatte er den Abend zusammen mit Emily und Tonks in einem der weitläufigen Wohnzimmer verbracht. Tonks war kurze Zeit vor ihnen von ihren Freunden zurückgekehrt, und sie hatte es sich mit einem Buch in einem der Sessel bequem gemacht. An diesem Abend hatte er sich ablenken wollen, hatte einmal nicht daran denken wollen, was in zwei Nächten erneut geschehen würde und auch nicht an Sirius. Er hatte festgestellt, dass ihm der Ausflug nach London gut getan hatte...in gewisser Hinsicht.
Andererseits hatte dieser Tag ihm wieder allzu deutlich gezeigt, welchen Platz er als Werwolf in der Gesellschaft einnahm. Nachdem bekannt geworden war, dass er ein Werwolf war, hatte sich das Gerücht sehr schnell herumgesprochen und zweifellos wusste auch Mr Ollivander etwas davon. Sein Verhalten, die Abscheu in seinen Augen...ja, es ging auf Vollmond zu, Remus´ Sinne waren geschärft und er hatte die Angst förmlich wahrnehmen können. Ollivander war nicht der Einzeige, der ihn so behandelte. Im Orden kam man ihm freundlich entgegen und er stellte fest, dass er sich darauf freute, dass Harry und die anderen am nächsten Tag ankommen würden- sie hatten sich für den späten Nachmittag angemeldet und er freute sich auf ihre Gesellschaft. Endlich würde das Haus wieder etwas belebter sein...und ihm, dem Werwolf die Illusion vermitteln können, er führe ein halbwegs normales Leben.
Die beiden jungen Frauen unterhielten sich bereits wie alte Freundinnen und ein Lächeln huschte über Remus´ Gesicht, als er Emily betrachtete. Gestern Abend war sie ein verängstigtes Häufchen Elend gewesen...sie gewöhnet sich schnell ein und das war gut. Sie warf ihm einen kurzen Blick zu, Tonks sagte etwas und er bemerkte, dass er den letzten Teil der Unterhaltung gar nicht mitbekommen hatte. Tonks sah ihn an und er hob fragend die Augenbrauen.
„Hm?"
„Ich sagte nur, dass ich zutiefst enttäuscht bin, dass ihr mir nichts aus dem Honigtopf mitgebracht habt."sagte Tonks in gespielt vorwurfsvollen Ton. Dann wandte sie sich Emily zu. „Für Schokolade tut er alles."
Remus lachte. „Hey das ist nicht fair. Redet über mich, wenn ich nicht dabei bin."Er stand auf und ging zur Tür. Beinahe hätte er vergessen, die Eule loszuschicken.
Emily wandte sich um und er glaubte, Besorgnis in ihren Augen zu lesen. „Wo gehst du hin? Du siehst bleich aus...Geht es dir nicht gut?"
Er erschrak. Er wusste, dass er alles andere als gut aussehen musste, schließlich war bald Vollmond, aber normalerweise hatte er gelernt, diese Schwächen einigermaßen gut zu verbergen. Wie kam es, dass sie das so schnell wahrnahm? Hatte es etwas damit zu tun, dass sie eine wilde Magierin war?
„Nein ich...muss nur eine Eule nach Hogwarts schicken....Post."fügte er hinzu als er Emilys verstörten Gesichtsausdruck bemerkte. „Das Kraut, von dem ich dir erzählt habe, erinnerst du dich?"
„Oh..klar. Ich denke, ich bleibe noch ein bisschen auf und werfe gleich mal einen Blick in die Bücher. Das sieht ja alles recht spannend aus."grinste sie.
„Gut."sagte Tonks und reckte sich. „Ich denke, ich geh dann schlafen."
„Ja, es ist spät. Bleib nicht mehr allzu lange auf, Emily. Wenn wir morgen mit dem Unterricht anfangen wollen, solltest du ausgeschlafen sein."sagte Remus und verabschiedete sich.
„Natürlich Professor."rief Emily ihm feixend hinterher, als er die Tür schloss.
Remus lachte leise auf und machte sich auf den Weg ins oberste Geschoss, von dem er wusste, dass er dort eine Eule finden würde, die das Mondkraut nach Hogwarts bringen konnte.
Das Haus war still..zu still. Gut, dass morgen der Zug aus Hogwarts hier ankommen würde.
Das Haus der Blacks hatte zur Südseite hin einen kleinen Erkerturm, in dem sich meist zwei oder drei Eulen aufhielten. Es war riskant, tagsüber Eulen von hier aus über Land zu schicken und selbst in der Nacht war es nicht ohne Risiko, aber manchmal hatte man keine andere Wahl.
Remus betrat den Erkerturm und schritt auf eine große Eule zu, die schläfrig auf einer Stange im hintersten Winkel saß und als sie ihn sah, leise schuhute. „Tut mir leid, aber du musst noch mal raus."sagte Remus ruhig, als die Eule aufflatterte und sich auf seinen Arm setzte. Remus zog das kleine Ledersäckchen, in dem sich das Mondkraut befand, aus der Tasche, zusammen mit einer kleinen auf Pergament geschriebenen und ordentlich zusammengefalteten Notiz an Severus Snape. Remus wusste, dass Snape ihn verabscheute und auch er selbst hegte keine freundschaftlichen Gefühle für ihn, aber Snape benötigte das Mondkraut, um den Wolfsbanntrank zu brauen. Seine Vorräte waren aufgebraucht, für diesen Vollmond würden sie nicht mehr reichen...
Remus band der Eule das Säckchen an das ausgestreckte Bein, trat ans Fenster und warf den Vogel in die Nacht hinaus. Eine Weile blieb er am Fenster stehen und starrte in die Dunkelheit. Der Mond war beinahe voll, nach den Schneeschauern, die den ganzen Tag über niedergegangen waren, hatte sich der Himmel aufgeklärt und war nun sternenklar. Ihm kam es beinahe wie Hohn vor, als er zu der beinahe vollen Mondscheibe hinaufblickte. Die Luft war kalt und ihn schauderte. Dennoch blieb er am geöffneten Fenster stehen. Die Nachtluft machte seinen Kopf klarer und erleichterte es ihm, die dunklen Gedanken, in die er am frühen Abend erneut zu fallen gedroht hatte, wieder abzuschütteln.
Stattdessen dachte er über den nächsten Tag nach. Darüber, wie er den Unterricht mit Emily beginnen sollte. Sicher wäre es am besten, wenn er ihr zuerst einige einfache Dinge beibringen würde, Dinge, die ihr zeigten, wozu sie fähig war....andererseits....sollte er nicht lieber darauf bedacht sein, sie so schnell und so gut wie möglich auf das vorzubereiten, das sie nur zu bald zu erwarten hatte? Der Krieg stand kurz bevor und sie würde für Voldemort und seine Todesser eine leichte Beute sein, wenn er sie nicht vorbereitete und so gut wie möglich gegen diese Gefahren wappnete.
Sie wusste doch so wenig. So wenig von dieser Welt! Für sie war all das ein schillerndes Abenteuer, vielleicht glaubte sie gar, endlich in Sicherheit zu sein, endlich ein Zuhause gefunden zu haben. Aber hatte sie das wirklich? Remus seufzte, als ihm klar wurde, dass es zu diesen Zeiten so etwas wie Sicherheit nicht gab...für niemanden..vor allem nicht für jene, die nicht wussten, worauf sie sich einließen.
Er beschloss, ehe er schlafen ging, noch einen Umweg über die kleine Bibliothek zu machen, die neben Dumbledores Arbeitszimmer im zweiten Stockwerk lag. Er wusste nicht, wie lange er in der Eulerei gestanden und in die Nacht hinaus gestarrt hatte, aber es musste länger als nur ein paar Minuten gewesen sein, denn der Mond war auf seiner Bahn ein gutes Stück weiter gewandert.
Er zog seinen Zauberstab und murmelte leise „Lumos", als er die Tür öffnete. Wenngleich nicht viele Menschen in diesem Haus waren wollte er um diese Zeit doch keinen allzu großen Lärm machen. Er stand vor dem Regal und suchte mit dem Blick die Buchrücken ab. Schließlich nahm er eine Ausgabe von „Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind"heraus. Das Buch war nicht allzu dick und recht gut zu lesen, sie konnte es sich ansehen, wenn sie nichts anderes zu tun hatte. Dann packte er ein weiteres, etwas dickeres Exemplar. „Gegen dunkle Künste bestehen – Flüche und Zauber zur Selbstverteidigung", klemmte es sich unter den Arm und verließ den Raum wieder.
Das Haus war finster, die Lichter alle gelöscht, als er sich auf den Weg in das Wohnzimmer machte, an dem er den Abend verbracht hatte. Der Raum war groß und da er keine optimalen Möglichkeiten zum Unterrichten hatte, wie dies etwa in Hogwarts der Fall gewesen wäre, glaubte er, dass dieser Raum für seine Zwecke recht gut geeignet sein würde. Er bot viel Platz und so beschloss er, die Bücher dort abzulegen, um sie morgen gleich zur Hand zu haben.
Er hielt den Zauberstab mit der hell erleuchteten Spitze noch immer vor sich, denn die Kerzen und Fackeln waren bereits alle gelöscht. Er trat auf die Tür zu, die ins Wohnzimmer führte und runzelte die Stirn, als er bemerkte, dass darin noch Licht brannte. Die Tür war nur angelehnt. Der sanfte Schein des Kaminfeuers drang durch den Türspalt.
Leise näherte er sich der Tür, murmelte „Nox"und der helle Punkt an der Spitze seines Zauberstabes verlöschte. Im Raum war es still und als er langsam die Tür aufschob, glaubte er zunächst, das Zimmer sei vollkommen leer. Dann jedoch meldeten sich seine sensiblen Werwolfsinne...jemand war hier! Er wandte den Kopf nach rechts und sah, dass Emily in einem der Sessel nahe dem Kamin saß, die Beine angewinkelt, zusammengekauert und eines der Bücher, die sie heute in der Winkelgasse gekauft hatten, vor sich auf dem Schoss. In der rechten Hand hielt sie eine Schreibfeder, aber sie schrieb nicht. Das Buch war aufgeschlagen. Sie schien ihn nicht zu bemerkten und im ersten Moment glaubte Remus, sie sei einfach in dem Sessel eingeschlafen, doch dann fuhr sie sich mit der linken Hand durchs Haar, strich eine lose Strähne hinter ihr Ohr und er sah im Schein des Feuers, der sich auf ihren Gesichtszügen widerspiegelte, dass sie weinte.
Yay, wieder ein Cliffhanger! muahahahaha Jaaa, ich bin gemein, ich weiß. Aber ich genieße es. gg Danke für die netten reviews!!! Ihr seid klasse!!!
Lady Adamas: Wow, zwei sooooo lange reviews, wie nett. Hab mir extra Mühe gegeben und schnell weiter geschrieben und yep, Snape kommt auch irgendwann mal vorbei... ist ja schließlich bald Vollmond und irgendjemand muss Remus ja dieses eklige Gesöff vorbeibringen lach
Tawiga: Danke!! g Lass dich überraschen, okay?
