Titel: Resistance is Futile
Autor: ZaLa
Disclaimer: siehe frühere Kapitel
Kommentar: Hat leider etwas gedauert diesmal mit dem Kapitel, aber ihr wißt sicher wie das ist, Feiertage usw. Dafür gibts zum Ausgleich aber ein doppelt so langes Kapitel - wie immer viel Spaß dabei! Und nochmal danke an alle, die uns so fleissig Reviews hinterlassen!
Kapitel 51
„Duo! Antworte mir, Duo!"
Heero fluchte unterdrückt. Verdammt, was war nur los? Eben noch waren sie beide perfekt aufeinander abgestimmt ihre Angriffe auf die Sphären geflogen, und im nächsten Moment fiel plötzlich die Kommunikation zu Duo aus. Heero hatte es im ersten Augenblick gar nicht mitbekommen, da er sich gerade mit Zechs und Wufei über die Königin, beziehungsweise deren Fehlen unterhalten hatte.
Doch als sich anschließend alle fast gleichzeitig auf die Sphären stürzten, war Deathscythe zurückgeblieben. Und als Heero versucht hatte, Duo zu erreichen, war der Kontakt ausgeblieben.
Erneut fluchte Heero und versuchte die Com-Verbindung wieder herzustellen. Er war sich fast sicher, das Duo sie absichtlich ausgeschaltet haben musste. Schließlich hatten sie beide vor dem Abflug gemeinsam ihre Gundams überprüft – alles war in Ordnung gewesen – und Deathscythe hatte bisher auch noch keinen direkten Treffer abbekommen. Die Kommunikation KONNTE gar nicht aufgrund eines Defekts ausgefallen sein.
Hinzu kam auch noch, das Deathscythe sich nicht mehr bewegte. Völlig regungslos hing der Gundam einfach im All – glücklicherweise nicht in der Nähe des Kampfgeschehens. Die Wahrscheinlichkeit, dass Duo aus Versehen von irgendjemandem abgeschossen werden würde war recht gering. Wenigstens darüber musste Heero sich nicht auch noch Sorgen machen.
„Verdammt noch mal, Duo, antworte endlich!"
Heeros Rufe wurden immer verzweifelt, und es war ihm völlig egal, ob die anderen es mitbekamen oder nicht. Was hatte Duo nur vor? Und warum hatte er die Com-Verbindung abgeschaltet? Heero war sich sicher, dass Duo sie nicht komplett abgeschaltet hatte, dass Duo immer noch alles hören und sehen konnte, was um ihn herum geschah. Denn selbst wenn er nicht wollte, das Heero und die anderen erfuhren was er gerade tat, so würde Duo selbst dennoch wissen wollen, was um ihn herum geschah. Warum also antwortete er nicht? Er musste doch wissen, das Heero inzwischen fast verrückt vor Sorge sein würde!
Der einzige Grund warum Heero noch nichts allzu drastisches getan hatte wie etwa den Delta Flyer und Seven zu kontaktieren, damit diese Duo aus Deathscythe herausbeamen würde, war das er annahm, das Duo irgendeinen Plan hatte. Nur welchen? Und was wollte er damit bezwecken? Und warum wollte er nicht, das Heero ihn dabei beobachtete? Denn Heero war sich sicher, das es Duo nicht darum gegangen war, Quatre, Trowa, Wufei oder Zechs auszuschließen. Nein, Duo wollte nur verhindern das er, Heero, sich zu viele Sorgen machen und überreagieren würde.
Heero schnaubte. Zu spät. Als ob er sich keine Sorgen machen würde, wenn er plötzlich sämtlichen Kontakt zu Duo verlöre. Manchmal wollte er Duo am liebsten packen und schütteln, um diesem wenigstens etwas Verstand aufzuzwingen.
Aus den Augenwinkeln konnte Heero sehen, wie Talgeese und Shenlong einen Angriff auf eine der Sphären flogen und es tatsächlich schafften, ein doch recht ansehnliches Loch in das Borgschiff zu sprengen. Mit einer Hand steuerte er Wing und schloss sich dem Rest der Rebellentruppe an, die soeben geschlossen den gerade gesprengten Krater in der Sphäre attackierten, mit der anderen Hand versuchte er sich weiterhin in Deathscythes Systeme zu hacken.
„Duo, bitte, was auch immer du vorhast, antworte mir! Bitte!"
Verdammt! Warum musste Duo auch so gut sein? Heero würde es niemals schaffen, sich in die wirklich hervorragend gesicherten Systeme von Deathscythe zu hacken, wenn er seine Aufmerksamkeit weiterhin teilen müsste. Mit einem Blick auf die Sphäre, die soeben in einem gleißenden Licht explodierte, entschied Heero, dass die anderen seinen Hilfe im Moment wohl nicht so nötig hatten und konzentrierte sich lieber darauf, zu Duo vorzudringen.
Heero war so sehr in seine Arbeit versunken, das er alles andere um sich herum vergaß. Er blendete das Kampfgeschehen aus, die Unterhaltungen der anderen, alles. Nur noch eines war jetzt wichtig: zu Duo durchzudringen. Und dann, endlich, hatte er es geschafft. Er hatte Zugriff auf Deathscythes Systeme, und genau wie er vermutet hatte, hatte Duo sie freiwillig abgeschaltet.
Stirnrunzelnd gab Heero den Befehl, die Com-Verbindung wieder aufzubauen – allerdings nur zu Wing. Er wollte erst wissen, was los war, bevor er die anderen ebenfalls darin verwickelte. Die anderen Piloten hatten nun wirklich andere Dinge, auf die sie sich konzentrieren mussten.
Und dann war endlich die Verbindung wieder da. Erleichtert atmete Heero auf. „Duo, Gott sei Dank, ich hab mir schon solche Sorgen..." Heeros Stimme wurde immer leise und brach schließlich völlig ab, als er endlich einen Blick auf Duo werfen konnte.
Duo saß noch immer in seinem Pilotensitz, doch er hing völlig leblos in den Gurten. Die Augen hatte er geschlossen, und auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck als würde er Schmerzen erleiden.
„Duo!" rief Heero panisch. Verdammt, war Duo etwa verletzt worden? Aber Heero war sich hundertprozentig sicher, das Deathscythe keinen Treffer abbekommen hatte! Wie hatte Duo sich nur verletzen können?
Doch ein schneller Blick über Duos gesamten Körper zeigte Heero, das Duo keine Verletzungen hatte. Zumindest keine sichtbaren. Natürlich war es durchaus möglich, das Duo irgendwelche inneren Verletzung oder sich den Kopf gestoßen hatte, aber Heero glaubte es nicht. Irgendetwas anderes war hier im Gange, und er sollte besser schnell herausfinden, was es war.
Und eine Sekunde später wusste er auch, was los war. Und zwar in dem Moment, als der riesige Würfel in seinem Sichtfenster erschien und Zechs erstaunlich ruhig „Sie ist hier," sagte.
„Nein!" flüsterte Heero entsetzt. Duo... Duo hatte doch nicht etwa? Natürlich hatte er. Heero schüttelte fassungslos den Kopf. Wieso hatte Duo das getan? Wieso hatte er Verbindung zum Kollektiv aufgenommen?
Im nächsten Moment schimpfte Heero sich auch schon einen Idioten. Er wusste, warum Duo Verbindung zum Hive aufgenommen hatte. Um die Königin herzulocken. Und so wie es aussah, hatte er damit Erfolg gehabt. Und deshalb war es langsam an der Zeit, die Verbindung auch wieder zu lösen.
Ungeduldig wartete Heero darauf, dass Duo endlich wieder die Augen öffnen würde, doch vergeblich. Sekunden verstrichen, doch nichts geschah. Heeros Sorge wuchs ins Unendliche.
„Duo!" rief er, in der Hoffnung seinen Liebsten so vom Hive zu lösen. „Duo, komm zu dir, du hast es geschafft! Sie ist hier! Bitte, Duo!"
Immer noch keine Reaktion. Heero biss sich auf die Lippe. Wieso nur wachte Duo nicht endlich auf? Verdammt, was sollte er nur tun? Irgendwie musste er den Langhaarigen erreichen können, musste ihn berühren können. Denn die beiden früheren Male, als Duo sich mit dem Hive verbunden hatte, da schien ihm Heeros Berührung geholfen zu haben. Doch so verzweifelt Heero auch war, weil Duo im Hive gefangen zu sein schien, so wusste er auch, das er im Moment nichts tun konnte.
Er konnte nicht einfach aus seinem Gundam schlüpfen und zu Deathscythe hinüberwechseln. Klar, Heero hatte seinen Raumanzug an, alles was er tun müsste wäre den Helm überzustreifen und er wäre bereit für einen kurzen Spaziergang im All. Aber da draußen tobte gerade eine gewaltige Weltraumschlacht – da wäre es mit Sicherheit nicht gerade das klügste, sich 'zu Fuß' erwischen zu lassen.
Und ganz davon abgesehen, Duo hatte seinen Helm nicht auf, deshalb würde Heero Deathscythes Cockpit sowieso nicht öffnen – das würde Duos sicheren Tod bedeuten. Und er konnte auch nicht Seven kontaktieren, damit sie ihn zu Duo hinüberbeamen konnte. Denn so verzweifelt Heero auch war, so wusste er dennoch, dass er diese einzige, letzte Hoffnung die die Menschheit noch hatte, nicht zerstören durfte. Nicht einmal für Duo.
Denn was hätten sie beide davon, wenn Heero Duo zwar aus dem Hive befreien könnte, die Borg Königin dadurch aber gewarnt wurde und nicht in ihre Falle tappte? Wo könnten sie dann noch hin, wenn die gesamte Menschheit Borg wäre? Und würden sie sich das dann jemals verzeihen können? Würden sie das überhaupt überleben können? Heero war sich sicher, das Duo es nicht wollen würde. Er würde die Existenz der gesamten Menschheit nicht für seine eigene Sicherheit eintauschen wollen. Das zeigte schon allein die Tatsache, das Duo sich trotz etlicher Gefahren – derer er sich mit Sicherheit bewusst gewesen war – mit dem Hive verbunden hatte. Und Heero würde Duos Entscheidung respektieren.
Aber er würde trotzdem alles in seiner Macht stehende tun, um Duo zu retten, ohne dabei die Borg zu warnen. So schnell und unauffällig wie es ging, koppelte Heero Wing an Deathscythe und zog diesen noch weiter aus der Gefahrenzone. Ihre Freunde würden den folgenden Kampf jetzt ohne sie beide führen müssen. Aber Heero hatte Vertrauen in deren Fähigkeiten – sie würden schon zurechtkommen. Er musste sich jetzt um Duo kümmern.
Nervös befingerte Heero den Sprengsatz, den er wie vereinbart um seine Mitte trug. Sollte er es trotz allen Bemühungen nicht schaffen, Duo vom Hive zu trennen, sollte Duo verloren sein, wenn die Königin eingesperrt wurde – so hatte er immer noch eine letzte Möglichkeit. Er würde nicht ohne seine Liebe zurückbleiben, soviel war sicher. Aber dennoch hoffte er, dass es nicht soweit kommen würde. Sie würden überleben. Sie mussten einfach. Sie hatten sich doch eben erst gefunden, das Schicksal konnte doch sicherlich nicht so grausam sein und sie beide jetzt wieder trennen, oder?
Aber es hatte jetzt keinen Sinn, darüber nachzugrübeln. Alles was Heero jetzt noch tun konnte, war Duo zu rufen, mit ihm zu sprechen, und zu hoffen, dass er ihn so aufwecken konnte. Und genau das würde er jetzt tun.
Aufgeregt starrte Quatre auf den riesigen Würfel, der soeben in ihrer Mitte aufgetaucht war. Das Ding war einfach unglaublich! Er hatte völlig vergessen, wie gigantisch der Kubus doch war. Er musste trocken schlucken. Hoffentlich schafften sie es, den Kubus in die Falle zu locken, so wie sie es geplant hatten. Denn obwohl sie es mit vereinter Kraft geschafft hatten, eine der Sphären zu zerstören, so hatten sie gegen den riesigen Würfel nicht die geringste Chance.
„In Ordnung," rief er seinen Kameraden über die Com-Verbindung zu, „Ihr wisst was ihr zu tun habt!"
„Auf geht's, Jungs!" rief Howard über den Com-Link, die anderen Piloten nickten ihm nur zu, antworteten aber nichts darauf. Und Quatre hatte auch keine Antwort erwartet. Ihnen allen war klar, das die Königin ihren Funk mit hoher Wahrscheinlichkeit mithören würde, und da wäre es doch äußerst unklug, ihre Pläne über den Com-Link laut zu verkünden.
Quatre warf einen besorgten Blick auf die beiden dunklen Bildschirme, die ihn mit Duo und Heero verbunden hatten. Duos Com-Verbindung war schon vor mehreren Minuten abgebrochen, und Heeros Com-Link war kurz nach dem Auftauchen der Borg Königin unterbrochen worden. Was war nur bei den beiden los? Quatre hatte Heeros verzweifelte Versuche, Duo zu erreichen mitbekommen. Doch scheinbar hatte Heero noch immer keinen Kontakt herstellen können.
Während Quatre zusammen mit dem Rest der Rebellentruppe anfing den Kubus zu attackieren, um ihn so in Richtung des Spaltes zu drängen, hielt er gleichzeitig nach Deathscythe und Wing Ausschau. Und dann sah er sie, beide ziemlich weit abseits des Kampfgeschehens, und Wing zog Deathscythe hinter sich her aus der Gefahrenzone.
Quatre runzelte die Stirn. War Deathscythe etwa getroffen und beschädigt worden? Er konnte sich nicht daran erinnern, das einer der Gundams einen direkten Treffer erhalten hätte. Aber warum sollte Heero Duo sonst vom Kampfgeschehen wegbringen? Konnte es etwas damit zu tun haben, das die beiden ihre Com-Verbindungen zu den anderen unterbrochen hatten?
Das Stirnrunzeln vertiefte sich. Konnte es sein...? Konnte es sein, dass Duos Unerreichbarkeit irgendwas mit dem Auftauchen der Borg Königin zu tun hatte? Quatre meinte sich zu erinnern, das die Com-Verbindung ungefähr zu dem Zeitpunkt ausgefallen war, als sie alle gerade darüber diskutiert hatten, dass ihr Plan nicht funktionieren würde, weil die Königin nicht auftaucht war.
Konnte es sein, das Duo es irgendwie geschafft hatte, die Königin hier herzulocken? Vielleicht so wie er es in der OZ-Basis getan hatte? Besorgt schüttelte Quatre den Kopf. Nein, Duo würde doch nicht so leichtsinnig sein, oder? Aber solange Quatre nicht bescheid wusste, würde es ihm einfach keine Ruhe geben. Er würde die mentalen Barrieren, die er zu Beginn des Kampfes aufgebaut hatte, um nicht abgelenkt zu werden, etwas senken müssen. Nur um zu Erfahren, was bei Duo und Heero vor sich ging.
Besorgnis. Angst. Hoffnung. Flehen. Und noch mehr Besorgnis. Das waren die Gefühle, die Quatre von Heero empfangen konnte. Offensichtlich war Heero über Duos Aktion ebenso – wenn nicht noch mehr – erschrocken wie Quatre selbst. Aber Quatre wollte ja eigentlich wissen, was Duo gerade tat, deshalb konzentrierte er sich jetzt total auf Duo und schloss die Gefühle der anderen völlig aus.
Nichts.
Quatre keuchte auf. Er versuchte es erneut, aber wieder fühlte er dasselbe. Nichts. Nicht die kleinste Emotion kam aus Duos Richtung. Es war fast, als wäre er gar nicht da... oder tot. Entsetzt riss Quatre die Augen auf. Nein, Duo konnte nicht tot sein – dafür war Heero noch viel zu ruhig. Also musste es eine andere Erklärung für dieses Nichts geben.
Doch bevor er sich noch weiter Gedanken um seine beiden Freunde machen konnte, riss ihn Trowas Stimme aus dem Grübeln.
„PASS AUF!" schrie der HeavyArms Pilot und Quatre konnte in letzter Sekunde einem Phaserstrahl ausweichen, der aus dem Kubus kam.
Erschüttert und leicht zitternd beschloss Quatre, sich jetzt lieber voll und ganz auf den Kampf zu konzentrieren – er würde sich später immer noch Sorgen um Heero und Duo machen können.
Mit erneutem Enthusiasmus stürzte er sich in den Kampf, schoss immer wieder auf den Kubus, flog genau koordinierte Attacken mit Trowa, Wufei und Zechs. Sie feuerten jedes bisschen an Munition, die sie hatten auf den Kubus, genauso wie die Sweeper und Zechs' Männer. Sie versuchten jeden Trick, jedes Manöver, einfach alles, um den Kubus zu ihrem gewünschten Ziel zu drängen. Doch vergebens. Der Kubus rührte sich nicht einen Millimeter.
Quatre schnaubte abfällig. Kein Wunder. So gewaltig ihre Feuerkraft ihnen auch erscheinen mochte, so viele Angreifer sie auch waren – und gar so viele waren sie gar nicht mehr, wie Quatre traurig feststellte – für den riesigen Borgkubus konnte das alles nicht mehr als Mückenstiche sein. Verzweifelt flog Quatre einen neuen Angriff, doch er hatte eigentlich keine Hoffnung, dass es noch etwas ändern würde. Er hatte bereits sämtlich Munition verschossen, die Seven ihnen repliziert hatte, und auch seinen Kollegen ging es nicht anders. Wenn die gewaltigen Photonentorpedos nichts ausrichten konnten, wie konnten sie da hoffen, mit ihren weit unterlegenen Waffen gegen den Kubus anzukommen?
Genau wie Quatre erwartet hatte, bewegte sich der Kubus immer noch nicht. Verzweifelt überlegte er, was sie noch tun konnten. Seven konnte ihnen auch nicht helfen – sie war der einzige Trumpf, den sie im Ärmel hatten, und selbst sie würde den Kubus nicht allein bewegen können. Zumindest nicht weit. Seven hatte zwar gemeint, dass sie vielleicht in der Lage sein würde, den Kubus das letzte kleine Stück in die Spalte zu stoßen, wenn er nur nahe genug herankommen würde, aber dafür war der Kubus noch viel zu weit weg. Und es wäre ihre Aufgabe gewesen, den Kubus dorthin zu drängen.
„Rückzug!" rief Quatre resigniert, „Wir ziehen uns zurück!"
„Bist du sicher?" fragte Trowa ihn mit besorgtem Blick.
Quatre nickte düster. Ja, er war sicher. Sie hatten versagt. Sie hatten diese letzte Chance erhalten, die Menschen zu retten, und sie hatten versagt.
„Das können wir nicht tun!" begehrte Wufei auf, „Es wäre höchst unehrenhaft, jetzt das Schlachtfeld zu verlassen!"
„Was willst du denn tun, Wufei?" fragte Quatre niedergeschlagen, „Wir haben keine Munition mehr, und unsere eigenen Waffen richten so gut wie keinen Schaden an. Wenn wir uns jetzt zurückziehen, dann können wir vielleicht ein anderes Mal weiterkämpfen."
Wufei sah nicht so aus, als würde er es glauben, und Quatre glaubte es im Grunde auch nicht. Sie würden keine weitere Chance bekommen. Sie hatten genug Chancen gehabt, aber sie hatten jede einzelne davon verspielt. Verdammt, wenn es was bringen würde, dann würde er den Kubus mit seinem Gundam rammen, aber Quatre bezweifelte, dass den Borg das überhaupt auffallen würde.
Hastig zog sich die kleine Rebellenflotte vom Kubus zurück. Jeder von ihnen floh in eine andere Richtung – man musste es den Borg ja auch nicht ZU einfach machen. Quatre warf einen letzten Blick zurück, um zu sehen, wen von ihnen der Kubus verfolgen würde.
Doch der Kubus rührte sich nicht. Quatre stoppte Sandrock abrupt und drehte seinen Gundam, um einen besseren Blick auf den Kubus zu haben. Warum rührte er sich nicht? Warum verfolgte er keinen von ihnen? Im nächsten Moment setzte der riesige Würfel sich jedoch in Bewegung – doch statt Quatre oder einem der anderen hinterherzufliegen, flog er genau in die entgegengesetzte Richtung.
„Leute!" rief Quatre atemlos, konnte seinen Blick aber nicht vom Kubus lösen. Der riesige Würfel schien sich fast unendlich langsam zu bewegen, aber es war dennoch ganz eindeutig.
Quatre konnte die teils erstaunten, teils besorgten Fragen der anderen hören, doch er achtete kaum darauf. Stattdessen zeigte er mit einem von Sandrocks Armen auf den Kubus. „Seht doch!"
Die Blicke der anderen folgten dem ausgestreckten Arm, und anhand der eintretenden Stille konnte Quatre erkennen, dass sie es ebenfalls sahen. Der Kubus flog genau auf den Spalt zu! Ungläubig hielt Quatre die Luft an. Sie hatten es doch geschafft! Gleich darauf runzelte er verwundert die Stirn. Es sah tatsächlich so aus, als hätten sie es geschafft – nur WIE hatten sie es geschafft?
Stimmen. Farben. Formen. Hitze. Stimmen. Kampf. Wut. Schadenfreude. Triumph. Und immer wieder und überall die Stimmen, die drohten ihn zu ersticken.
Verzweifelt versuchte er sich an die Oberfläche zu kämpfen. Diese Stimmen, sie waren wie Treibsand, je heftiger er strampelte, umso tiefer versank er in ihnen. Und er war es so müde, weiter gegen sie anzukämpfen. Warum machte er sich überhaupt noch die Mühe? Es wäre doch soviel einfacher, einfach aufzugeben, eins zu werden mit den Stimmen, so wie sie es wollten.
Aber irgendetwas hielt ihn davon zurück. Er wusste nicht genau was es war – wenn er es recht bedachte, wusste er eigentlich nichtmal, wer er selbst war, oder warum er hier bei den Stimmen war. Nur eines wusste er noch, er durfte nicht aufgeben, durfte sich ihnen nicht ergeben. Und so kämpfte er weiter gegen sie an.
Langsam aber sicher konnte er einzelne Stimmen ausmachen. Nicht viele – die meisten von ihnen waren einfach nur ein einziges, großes Stimmengewirr. Aber da waren ein paar wenige, die aus der großen Vielfalt hervortraten.
Die Stimme einer Frau. Sanft, und doch zugleich unendlich kalt. Wie konnte eine Stimme gleichzeitig so sanft und so kalt sein? Sie machte ihm Angst. Am liebsten hätte er sich umgedreht und wäre vor ihr davongelaufen – nur schien diese Stimme einfach überall zu sein.
Dann ein paar andere, die abwechselnd etwas riefen. Aber er konnte nicht verstehen, was sie sagten. Und es waren auch nicht immer dieselben. Sie schienen sich abzuwechseln, und es war viel zu anstrengend, sich auf diese Stimmen zu konzentrieren.
Doch die Stimme, die ihn am meisten fesselte, war vollkommen anders als die anderen. Ebenso klar wie die der Frau, war sie doch im Gegenteil nicht im geringsten beängstigend. Und obwohl er auch hier nicht erkennen konnte, was die Stimme rief, so kam sie ihm dennoch vage vertraut vor, und allein ihr Klang vermochte es, ihn zu beruhigen, ihm Kraft zu geben. Sie versprach Geborgenheit. Sicherheit. Am liebsten wäre er zu dieser Stimme gerannt, doch er wusste ja nicht, wo er gerade war, oder wie er von hier wegkäme.
Verwirrt runzelte er die Stirn. Wieso nur konnte er sich nicht erinnern, wer er war? Er musste doch sicherlich einen Namen haben, oder? Und wo war er hier? Warum nur befand er sich an einem so schrecklichen Ort? Angestrengt dachte er nach, während er sich weiter durch die unzähligen Stimmen kämpfte, die ihn umgaben.
Er hatte einen Auftrag. Es fiel ihm wieder ein. Er war hier, um eine ganz bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Nur welche? Was sollte er hier tun? Es musste etwas wichtiges sein, denn niemand würde sich freiwillig an einen solchen Ort begeben, wenn es nicht wirklich wichtig wäre.
Nachdenklich lauschte er weiter der angenehmen Stimme. Es war die eines jungen Mannes, wie er jetzt erkannte. Warum nur kam sie ihm so vertraut vor? Kannte er den Besitzer dieser Stimme etwa? Es musste so sein, denn wieso würde er sich sonst so geborgen fühlen, allein dadurch das er dem jungen Mann lauschte?
Angestrengt hörte er weiter zu. vielleicht wenn er erkennen konnte, was die Stimme rief, vielleicht fiel ihm dann wieder ein, warum er überhaupt hier war.
„.... antworte mir..."
„... bitte..."
Er öffnete den Mund, um zu antworten, doch so sehr er sich auch anstrengte, nichts kam heraus. Aber er musste der Stimme doch antworten! Er konnte die Besorgnis hören, die aus ihr herausklang! Wenn er nicht antwortete, dann würde etwas schlimmes passieren, das wusste er genau!
Doch egal was er tat, wie sehr er auch schrie, es kam kein Laut aus seinem Mund, und die Stimme flehte ihn weiterhin an, ihr doch zu antworten. Und irgendwie war es ihm ohne jeden Zweifel sofort klar gewesen, nur er gemeint sein konnte. Das wusste er, genauso wie er wusste, dass er den Besitzer der Stimme vor allem Bösen beschützen würde.
Auf einmal wusste er es wieder. Er wusste, wieso er hier war, an diesem furchtbaren Ort. Er war hier um die... Borg? War das der richtige Name dieses Ortes? Dieser Stimmen? Er wusste es nicht, er wusste nur, das er den Besitzer der sanften Stimme, die ihm soviel Kraft gab, vor den Borg schützen musste, egal wer oder was sie waren.
Und er wusste jetzt auch wieder, wie er das machen wollte. Er wollte diese Borg zu einem ganz bestimmten Punkt zu locken. Die Koordinaten wusste er auf einmal so genau, als hätte er sie nie vergessen. Dorthin musste er die Borg locken, damit sie in die Falle tappen konnten, die dort für sie aufgestellt worden war. Und er musste es so tun, das sie nicht bemerkten, das sie in die Falle liefen.
Also öffnete er erneut den Mund, und seltsamerweise konnte er den vielen verwirrenden Stimmen etwas zurufen. Hier schien seine Stimme zu funktionieren, nur dort draußen, bei der anderen Stimme, die ihm Sicherheit versprach, dort draußen konnte man ihn nicht hören.
Aber das war jetzt egal. Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen. Immer wieder rief er vereinzelte Informationen in das Stimmengewirr. Bruchstücke über einen Plan, die Borg zu vernichten. Wortfetzen, das er nicht freiwillig hier war. Und die Koordinaten, diese ach so wichtigen Koordinaten.
Und auf einmal herrschte absolute Stille. Nun, nicht ganz, er konnte noch immer weit entfernt diese sanfte Stimme hören, die ihn rief, aber das vielfältige Stimmengewirr war auf einmal verschwunden. Stattdessen konnte er plötzlich die Frau klar und deutlich verstehen.
„Two of Five," sagte sie, und er hatte das Gefühl, als würde sie sich ihm nähern, „Was tust du hier?"
Two of Five? War das sein Name? Möglich, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass es nicht so war. Irgendwas an diesem Namen klang... falsch.
„Du bist nicht freiwillig hier, nicht wahr?"
Er konnte zwar kein Gesicht sehen, aber er hatte trotzdem das Gefühl, das die Besitzerin der Stimme jetzt lächelte. Und obwohl er Angst vor ihr hatte, spürte er, wie er wieder tiefer in den Sog hineingezogen wurde, aus dem er sich vorher so mühevoll herausgekämpft hatte.
Verzweifelt versuchte er sich wieder freizukämpfen. Die Frau lachte. „Gib dir keine Mühe, Two of Five. Du bist hier im Hive, und hier herrsche ich. Du kannst mir nicht entkommen, solange ich es nicht will. Und gerade jetzt, will ich es nicht. Jetzt will ich, das du mir mehr über das Omega und die Pläne, mich zu vernichten erzählst."
Nach außen hin tat er so, als würde er sich mit aller Kraft gegen den Befehl der Königin – woher wusste er auf einmal, das sie die Königin war? – wehren, doch innerlich jubelte er. Das war genau das, was er gewollt hatte. Jetzt musste er nur noch vorsichtig die falschen Informationen preisgeben, und dann wären die Borg schon so gut wie in der Falle.
Und so wich er der Stimme aus, ließ sich die 'Informationen' einzeln aus der Nase ziehen – schließlich durfte es nicht zu einfach gehen, die Königin durfte nicht misstrauisch werden – und wie es aussah, war er durchaus überzeugend.
„So, ihr habt also etwas natürlich vorkommendes Omega gefunden und Seven of Nine hat einen Plan, wie sie mich damit vernichten kann, hm? Nun, so einfach werden wir es ihr nicht machen. Mal sehen, wie gut ihr Plan noch funktioniert, wenn ich mir das Omega geholt habe."
Daraufhin schien die Königin jegliches Interesse an ihm zu verlieren und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder anderen Dingen zu. Und auch die Stimmenvielfalt, die sich während des Verhörs im Hintergrund gehalten hatte, nahm wieder ihr normales Volumen an.
Er gönnte sich ein heimliches, zufriedenes Lächeln. Es hatte funktioniert. Er hatte den Borg nur das an Informationen zukommen lassen, was er vorgehabt hatte. Jetzt musste er nur noch einen Weg finden wieder hier rauszukommen.
Erneut konzentrierte er sich wieder auf die liebevolle Stimme. Denn genau das war sie – liebevoll. Und wieder half sie ihm, sich aus dem Morast des – wie hatte die Königin es noch genannt? Hive? – herauszukämpfen.
„Verdammt noch mal.... antworte endlich!"
Die Stimme hörte sich jetzt entschieden ungeduldiger an, als noch vorher. Und dennoch... Trotz allem fühlte er sich immer noch zu ihr hingezogen. Sie versprach immer noch Geborgenheit. Also versuchte er auf diese Stimme zuzugehen, auch wenn es so war, als würden seine Beine bei jedem Schritt tief im Schlamm versinken.
„... du hast es geschafft! Sie ist hier! Bitte..."
Er hatte es geschafft? Wirklich? Der Plan war aufgegangen? Die Borg waren in die Falle getappt? Freudig verdoppelte er seine Anstrengungen, um der Stimme noch näher zu kommen. Er hatte es geschafft. Er hatte es geschafft!
Moment mal, etwas stimmte daran nicht. Wenn er es geschafft hatte, wieso konnte er dann die Borg noch hören? Er wusste zwar nicht wieso, aber er war sich absolut sicher, dass er den Hive nicht mehr hören sollte, wenn der Plan geklappt hatte. Aber er konnte sie noch hören. Und auch die Königin war noch da. Und sie klang nicht im mindesten besorgt oder gar panisch. Nein, sie klang vielmehr triumphierend. Herablassend. Siegessicher.
Zögernd blieb er stehen. So gerne er es auch wollte, er konnte noch nicht zu der beruhigenden Stimme gehen. Er hatte hier noch etwas zu erledigen. Traurig wandte er sich ab und ließ sich wieder in den Hive fallen.
Doch diesmal hatte er nicht vor, die Stimmen wieder auf sich aufmerksam zu machen. Nein, geheime und verdeckte Operationen waren schließlich sein Spezialgebiet – komisch das er sich daran erinnerte, aber nicht an seinen Namen – und genau das würde er jetzt tun.
Vorsichtig schlich er sich an die vielen Stimmen an und lauschte angestrengt. Und was er da hörte, gefiel ihm gar nicht. Die Borg waren nicht dort, wo sie sein sollten. Sie waren zwar in der Nähe der Koordinaten, aber nicht nahe genug. Er wusste noch ganz genau, wie wichtig es war, das die Borg sich den Koordinaten wirklich exakt näherten.
Nachdenklich blickte er sich um. Er war jetzt so tief im Hive, dass er gewisse Strukturen erkennen konnte. Er konnte sehen, wie einige der Stimmen für bestimmte Aufgaben zuständig waren, und andere für andere. Wäre es vielleicht möglich, sie so zu manipulieren, dass sie täten, was er wollte? Nun, einen Versuch war es jedenfalls wert.
Nach einigem suchen fand er diejenigen, die für den Antrieb zuständig waren. Vorsichtig, ganz vorsichtig, um auch ja nicht entdeckt zu werden, flüsterte er ihnen leise Befehle zu, manipulierte hier ein wenig, drängte dort ein bisschen, und endlich, nach Stunden – wie es ihm schien – zeigte sich der Erfolg. Die Stimmen waren der Meinung, sie wären zu weit weg von den Koordinaten und beschlossen, diesen Fehler sofort zu beheben.
Lautlos und unentdeckt wandte er sich ab und begann sich wieder nach oben zu kämpfen. Er hatte seine Aufgabe jetzt erfüllt und konnte endlich gehen. Konnte endlich zu der Stimme gehen, zu der es ihn hinzog. Doch er konnte sie nicht mehr hören! Er war zu tief! Er musste nach oben gelangen!
Immer verzweifelter wurden seine Versuche! Er musste hier raus, das wusste er. Musste hier raus oder er würde zusammen mit den Borg in den Untergang gezogen werden. Doch wie sollte er den Weg nach draußen finden, wenn er die geliebte Stimme nicht mehr hören konnte?
Er spürte, wie seine Kräfte nachließen, und nachdem er heute schon so oft mit dem Sog gekämpft hatte, der ihn nach unten zerrte, hatte er kaum noch Energie übrig. Und inzwischen musste es doch auch schon viel zu spät sein, oder? Wie lange strampelte er sich hier schon ab? Doch mit Sicherheit seit Stunden. Die sanfte Stimme war bestimmt schon lange weg, hatte ihn schon lange aufgegeben. Wozu sollte er da noch kämpfen?
„DUO! Verdammt noch mal, komm endlich da raus! Duo, Liebling, bitte! Ich brauche dich doch! Ich liebe dich! Komm zurück zu mir, bitte! Wenn du nicht zurückkommst, dann löse ich unsere Sprengsätze aus, das schwöre ich! Glaub bloß nicht dass du mich hier allein lassen kannst!"
Duo! Das war sein Name! Er erinnerte sich jetzt wieder! Und diese Stimme, diese zärtliche, Sicherheit versprechende Stimme, das war Heero! Heero der ihn liebte, Heero der ihn brauchte! Er konnte jetzt nicht aufgeben! Er durfte jetzt nicht aufgeben! Wenn er jetzt aufgab, dann würde Heero ebenfalls aufgeben, das wusste er! Heero würde nicht ohne ihn weiterleben wollen, genauso wenig wie er ohne Heero.
Mit allerletzter Kraftanstrengung riss sich Duo vom Hive los und öffnete mit einem Aufkeuchen die Augen. Wären nicht die Gurte gewesen, er wäre dabei aus dem Sitz gefallen. Doch so hing er in den Gurten und schnappte keuchend nach Luft.
„Duo! Duo! Antworte mir! Duo, ist alles in Ordnung?" erklang Heeros besorgte Stimme.
Duo hob langsam den Kopf und lächelte Heero zittrig über die Com-Verbindung an. „Es ist alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen, Hee-chan."
Unendliche Erleichterung machte sich auf Heeros Gesicht breit und Duo konnte sehen, wie die Anspannung aus Heeros Körper wich. Doch dann verdunkelte Wut Heeros Blick. „Verdammt noch mal, Duo, was zum Geier hast du dir nur dabei gedacht? Warum hast du mir nicht bescheid gesagt? Ich könnte dir den Hals umdrehen!"
„Heero, ich..."
„Ich bin vor Sorge fast gestorben!" unterbrach Heero ihn und jetzt schlich sich Schmerz in seinen Blick. „Ich... ich dachte, das wäre das Ende. Das ich dich endgültig verloren hätte."
Duo streckte eine Hand aus und strich über Heeros Gesicht auf dem Bildschirm. „Es tut mir so leid, Hee-chan. Ich wollte dir keine Sorgen bereiten, aber ich musste es tun. Sonst hätte unser Plan nie funktioniert. Kannst du das verstehen?"
Heero nickte, doch der Schmerz war immer noch in seinem Blick.
„Hat es denn funktioniert?" fragte Duo. Es wäre wirklich undenkbar, wenn alles was er im Hive durchgemacht hätte, umsonst gewesen wäre.
„Ich weiß nicht," antwortete Heero und begann Deathscythe und Wing zu drehen, so dass sie beide wieder zurück zum Schlachtfeld blickten. „Ich hatte andere Sorgen, als den Kubus im Auge zu behalten."
Duo hätte Heero jetzt am liebsten in den Arm genommen, um diesen Schmerz aus seinen Augen zu vertreiben, aber damit würden sie warten müssen, bis sie wieder auf der Erde waren. Dann jedoch fiel sein Blick auf den Kubus und er hielt den Atem an.
Er hatte es tatsächlich geschafft! Er hatte über den Hive das Kollektiv manipuliert! Denn der Kubus bewegte sich – zwar unendlich langsam, aber zielstrebig – genau auf die Koordinaten des Spalts zu. Doch dann stoppte er wenige Meter davor einfach wieder.
Duo hielt den Atem an, doch genau in dieser Sekunde enttarnte sich der Delta Flyer direkt über dem Kubus, sandte einen Traktorstrahl aus, der den Kubus erfasste, und zog diesen damit direkt auf den Spalt zu. Duo schüttelte verwundert den Kopf. Er wollte gar nicht wissen, wie viel Energie Seven gerade verwenden musste, um diesen riesigen Würfel mit dem kleinen Shuttle zu bewegen, doch wie viel es auch war, es war genug. Der Würfel bewegte sich weiter auf den Spalt zu, und dann, mit einem gleißenden Lichtblitz, verschwand er darin.
Inzwischen waren auch Quatre, Trowa, Wufei, Zechs und der Rest ihrer Flotte wieder herangekommen und begannen jetzt, das Omega, das die Spalte umgab, zu beschießen. Sofort schlossen Duo und Heero sich ihnen an, und da sie beide ja noch fast alle ihrer von Seven replizierten Waffen hatten, feuerten sie einfach alles ab, was sie noch hatten.
Das Omega detonierte in einer gewaltigen Explosion, und die Druckwelle schleuderte jedes Schiff und jeden Gundam der kleinen Rebellenflotte ein ganzes Stück von der Explosionsstelle weg. Duo wurde durchgeschüttelt, und als er Deathscythe endlich wieder zum Stillstand bringen konnte, schaute er sich leicht benebelt nach den anderen um.
„Heero? Quatre? Trowa? Wufei? Zechs? Alles in Ordnung mit euch? Howard? Alles ok bei dir?" funkte er jeden seiner Freund an.
„Alles in Ordnung," meldeten sich Trowa, Wufei und Zechs.
„Duo! Geht es dir gut? Was war denn los? Wieso war deine Com-Verbindung unterbrochen? Was ist passiert?" Quatre strahlte ihn freudig an.
„Alles in Ordnung, Q, es ist jetzt zu kompliziert, alles zu erklären, ich erzähl es später, ok?" versuchte Duo Quatre etwas zu beruhigen.
„Duo, Junge, mir und Jungs geht es gut, und auch Zechs' Leute scheinen es gut überstanden zu haben," kam Howards Antwort.
Aber eine Antwort fehlte noch, die wichtigste nach Duos Meinung. „Heero?"
Nach einigen bangen Sekunden erschien Heero wieder auf einem der Monitore. „Mir geht es gut, mach dir keine Sorgen, Duo," sagte er und lächelte Duo leicht an.
Duo atmete erleichtert auf und lächelte zurück.
„Also, haben wir es jetzt geschafft oder wie?" Howard kratzte sich am Kopf und kaute nachdenklich auf seiner Zigarre herum. „Ich gebe zu, die Explosion war nicht von schlechten Eltern..."
Sofort wandten sich alle Blicke der einen Borgsphäre zu, die noch immer zwischen ihnen im All hing. Aber das war auch alles, was sie zu tun schien – einfach da zu hängen. Sie rührte sich nicht mehr, sie schoss nicht mehr, sie tat gar nichts.
„Seven?" funkte Quatre den Delta Flyer an.
„Was gibt es?" Sevens Gesicht erschien auf einem der Bildschirme in jedem Gundam, und Duo bemerkte erst jetzt, das der Delta Flyer gar nicht mehr in ihrer Nähe war.
„Haben wir es jetzt geschafft? Sind die Borg besiegt?"
„Das sind sie durchaus. Ich habe soeben den Originalspalt ebenfalls mit Omega versiegelt, die Königin sollte demzufolge auf keinen Fall mehr entkommen können. Und all meine Scans bestätigen, das es keinerlei Borgaktivitäten mehr in diesem Sonnensystem gibt. Die Verbindung des Kollektivs zur Königin wurde unterbrochen."
Duo konnte sehen, wie sich ungläubige Freude auf jedes einzelne Gesicht stahl. Doch das einzige Gesicht, für das Duo sich interessierte, was das von Heero. Sie hatten es geschafft! Sie hatten die größte Bedrohung der Menschheit besiegt! Jetzt würden sie endlich ein normales Leben führen können. Er und Heero würden endlich zusammen sein können, ohne sich darüber Sorgen machen zu müssen, ob sie den nächsten Tag überhaupt noch erleben würden!
Heeros Blick versenkte sich in seinem, und alles was Duo noch wahrnehmen konnte, waren diese wunderschönen, kobaltblauen Augen. Den Jubel der anderen bekam er nur noch am Rand mit. Sie hatten es geschafft, und sie hatten überlebt. Das war alles was jetzt zählte. Mehr brauchte er nicht, um glücklich zu sein. Nein, das stimmte nicht ganz. Er brauchte Heeros Berührung, erst dann wäre er wieder vollends glücklich. Aber bald würden sie wieder zurück auf der Erde sein, und dann könnte er Heero wieder in seine Arme schließen. Wenn sie erst wieder auf der Erde wären, und er in Heeros Armen läge, dann wäre alles gut. Denn jetzt, wo die Königin endlich eingesperrt und die Borg besiegt waren, jetzt konnte nichts mehr schief gehen. Nichts und niemand würde ihrem Glück noch im Wege stehen.
Die Blicke immer noch ineinander verwoben folgten Duo und Heero den anderen Richtung Erde.
