Titel: Resistance is Futile
Autor: ZaLa
Disclaimer: siehe frühere Kapitel

Kommentar: So, das ist also das letzte Kapitel von RIF. Jetzt kommt nur noch der Epilog und wir sind fertig. 'schnief' Unser Baby ist dann zu Ende.'schnüff' Aber kein Grund traurig zu sein, denn es kommt ja bald das neue Jahr, und damit dann auch LYSAS (und welcher Titel sich dahinter versteckt, das werdet ihr dann auch endlich erfahren 'gg').


Kapitel 52

Plötzlich war alles sehr schnell gegangen. Oder lag es daran das Heero nur Augen für Duo gehabt hatte und alles andere um ihn herum nicht wichtig gewesen war? Als er endlich wieder an die Mission denken konnte waren er und die anderen Gundams schon auf dem Flug zurück zur Erde.

Sie wollten zurück zu Relenas Haus, zurück zu dem Gebäude das ihnen in den letzten schweren Wochen als Basis gedient hatte. Aber nicht alle ihrer kleinen Flotte. Scheinbar hatten Seven und Zechs explizite Anweisungen gegeben. Die Sphären mussten bewacht und untersucht werden. Diese Aufgabe schien wohl Howard und die Peacemillion übernommen zu haben. Und die verschiedenen ehemaligen OZ-Stützpunkte – die zwischenzeitlich von den Borg übernommen worden waren – mussten auch gesichert werden.

Der Krieg war vorbei, auch wenn Heero dies immer noch nicht vollkommen verstanden hatte. Aber ihm war trotzdem klar, dass das Ende eines Krieges, das entstehen einer Machtlücke, immer dafür sorgte das Abschaum hervorkroch und versuchte dies auszunutzen.

Sie hatten nicht alles gegeben um diesen Krieg zu beenden, damit jetzt jemand anderes den Frieden gefährden konnte. Heero war froh das Seven und Zechs sofort an diese Gefahr gedacht und entsprechend gehandelt hatten. Trotzdem, Heero fühlte sich unendlich müde und wollte nichts sehnlicher als auf der Erde Duo in seine Arme schließen – ihn nie wieder loslassen – und vielleicht einfach für die nächsten drei Tage schlafen. Aber statt dessen würden sie wieder neue Pläne schmieden müssen.

Wieso lag eigentlich die gesamte Verantwortung für die Erde und die Kolonien auf ihren Schultern? Sie waren doch nur Kinder, wie das MHN immer wieder betonte. Und Seven und der Doktor stammten noch nicht einmal aus diesem Universum. Wieso mussten sie sich um alles kümmern?

Heero schüttelte unwirsch den Kopf. Wie kam er denn plötzlich auf solche Gedanken? Sie hatten gekämpft, sie hatten gesiegt, jetzt war es auch ihre Aufgabe den Frieden zu erhalten. Wer, wenn nicht sie? Außerdem könnte er Duo auch in seinen Armen halten während sie neue Pläne schmiedeten. Das hatten sie schließlich auch schon ein paar Mal getan.

Ein versöhnliches Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Sofort warf er einen Blick auf den Monitor der ihn direkt mit dem Cockpit von Deathscythe verband. Dort erblickte er Duo, der ihm tief in die Augen schaute. Ein 'Ich liebe dich' formte sich stumm auf Duos Lippen. Heero nickte und wiederholte stumm die Worte. Sie waren sich bewusst das die anderen mithören konnten. Auch wenn sie sich ihrer Liebe nicht schämten, so waren einige Dinge doch zu privat, als das sie über eine Com-Verbindung ins All hinausposaunt werden mussten.

Kurze Zeit später befanden sie sich im Landeflug. Alles ging sehr rasch, denn sie brauchten sich keine Gedanken mehr darüber zu machen das sie entdeckt werden konnten. Es gab schließlich keinen Feind, keine Borg und erst Recht kein OZ mehr. Heero keuchte kurz auf, als es ihm klar wurde. Schritt für Schritt schien sich sein Verstand an die neuen Tatsachen zu gewöhnen.

„Ich hab gerade die Wissenschaftler über alles informiert," verkündete in diesem Moment Quatre über Funk.

„Hn," knurrte Heero. Er hatte nicht das geringste Bedürfnis seinen Mentor jemals wieder zu sehen.

„Wieso das denn?" ertönte auch Duos aufgebrachte Stimme.

„Sie sind unsere Mentoren, sie sollten über alles informiert werden. Auch wenn sie einige Male keine Hilfe waren," verteidigte sich Quatre. „Trotz allem, ohne sie, ohne die Gundams hätten wir nicht kämpfen können. Sie werden in einigen Stunden zu uns kommen und dann alles mit uns besprechen."

„Hn!" brachte Heero wieder zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Duo lachte laut auf. „Hee-chan, wirst du diesmal J. wieder die Nase brechen? Ich fand das recht lustig das letzte Mal."

Heero errötete tief. Nein, er bereute es nicht seinem Mentor die Nase gebrochen zu haben, kein einziges der drei Mal. Und es juckte ihn sogar ein wenig in den Fingern dem alten Mann für alles was er ihm und Duo angetan hatte noch mehr weh zu tun. Aber am liebsten wäre es ihm wenn J. niemals wieder auch nur in die Nähe von Duo gelangen würde.

„Keine unnötige Gewalt," verkündete der Doktor mit einem Lachen in der Stimme. „Wir haben jetzt schließlich Frieden. Und ich hab jetzt erst mal Feierabend. Ich will nicht noch mehr Knochen zusammenflicken."

Damit war auch das Gespräch beendet. Heero nahm sich einfach vor J. nicht für eine Sekunde aus den Augen zu lassen und Duo vor ihm zu beschützen. Den Rest würde J. sich dann selbst zuzuschreiben haben.

Dann endlich landeten sie auf dem ehemals perfekten englischen Rasen der Peacecraft Villa. Ungeduldig sprang Heero auf und flog praktisch aus Wings Cockpit. In Rekordzeit schaffte er es den Boden zu erreichen und zu Deathscythe zu rennen.

Er erreichte den Gundam rechtzeitig um zu sehen wie Duo den letzten Schritt auf die Erde sprang. Ohne groß zu überlegen schnappte er sich den Langhaarigen und umarmte ihn heftig. „Uff," stieß Duo vollkommen überrascht aus. Für einige Sekunden hielt Heero ihn nur in einem fast eisernen Griff und grub dabei sein Gesicht in Duos Schulterbeuge. Dieser zappelte zunächst um sich zu befreien, entspannte sich dann aber auch in die Umarmung und strich mit beiden Händen wieder und wieder Heeros Rücken entlang.

Dann lockerte Heero seinen Griff, nahm statt dessen Duos Gesicht sanft in seine Hände und blickte tief in die wunderbaren Amethyste die ihm entgegenstrahlten. „Tu. Mir. Das. Nie. Wieder. An." sagte Heero bestimmt. Nach jedem Wort gab er seiner Liebe einen tiefen Kuss. „Ich bin fast gestorben vor Sorge," gab er anschließend noch zu.

Danach war es an Duo sich in seine Schulterbeuge zu kuscheln. „Es tut mir Leid, Heero. So furchtbar Leid. Aber es ging nicht anders."

„Ich weiß," beruhigte Heero ihn während er sanft über Duos Kopf strich. „Das weiß ich doch. Aber ich war trotzdem so in Sorge. Wenn du nicht zurück gekommen wärst.... Du weißt was ich dann getan hätte."

Jetzt verwandelte sich Duos Griff um ihn in eine Art Schraubstock. „Hn, Baka... lass mich atmen," protestierte Heero halbherzig. Eigentlich fand er es schön so von Duo gehalten zu werden.

Ein extralautes Räuspern ertönte. „Ich will euch ja nicht stören Jungs... Ach was natürlich will ich euch stören. Spart euch eure Friedensfeier für nachher auf, wir haben noch einiges zu besprechen," sagte der Doktor fröhlich.

Duo und Heero blickten auf und konnten sehen das sie von allen anderen umringt waren. Und alle schienen zu lächeln, sogar Seven. Wenn auch manches Lächeln wie das von Zechs eindeutig einen ironischen Unterton hatte. Knurrend und eigentlich unwillig befreite sich Heero aus Duos Umarmung. Nur um sofort nach der Hand des Langhaarigen zu greifen. Er hatte Duo vorhin fast verloren, er musste ihn jetzt festhalten, nur um sicher zu gehen das dieser nicht doch noch verschwand.

Duo schien es aber nicht anders zu ergehen, denn er verwob ihre Finger augenblicklich und drückte genauso stark zurück. Ein unheimliches Glücksgefühl machte sich automatisch in Heeros Herz breit. Dann folgten sie den anderen in Richtung Villa. Heero musste kurz lächeln als er sah das sich Trowa und Quatre ebenso an den Händen hielten. Er und Duo waren anscheinend nicht die einzigen die etwas für sie lebenswichtiges nie mehr loslassen wollten.

Während sie auf das klotzige Gebäude zugingen wurde Heero ein weiteres Puzzelteilchen des Friedens bewusst. Sie würden nicht mehr lange hier bleiben müssen! Sobald alles geregelt war gab es für sie keine Notwendigkeit mehr in dieser pinken Monstrosität zu hausen. Oder in irgendeinem anderen Safehaus. Sie waren frei. Sie konnten sich irgendwo niederlassen. Niemand konnte ihnen mehr etwas vorschreiben.

Unbewusst tauchte vor Heeros innerem Auge ein Haus auf. Ein kleines Haus, mit einem verwilderten Garten. Ja, das wünschte er sich. Er wusste nicht wo der Wunsch herkam, bevor er mit den anderen hin und wieder in Safehäusern gewohnt hatte, hatte er nur die Geheimlabore von J. gekannt und auch die Safehäuser waren nie ein Heim gewesen. Aber dieses Bild von einem Haus vermittelte genau dieses Gefühl. Woher kamen diese Gedanken? Er musste es wohl aus dem Fernsehen aufgeschnappt haben. Aber trotzdem, das war es was er wollte. Ein Heim, für sich und Duo. Etwas wo sie in Frieden leben konnten. Und es gab nichts mehr, das diesen Traum gefährden konnte. Wieder keuchte Heero bei dieser Erkenntnis erstaunt auf.

Sie hatten endlich die hochherrschaftlichen Eingangstreppen zur Villa erklommen, als auch schon die Tür aufgerissen wurde und ihnen ein völlig aufgelöster Pargan entgegen trat. „Es ist was schreckliches geschehen!" sagte der Mann mit zitternder Stimme.

Heeros Hand verkrampfte sich um die von Duo. Nein! Das durfte nicht sein, er hatte gerade noch einen Teil des Friedens begriffen, da durfte nichts schreckliches geschehen sein. Das war nicht fair!

Sie alle schienen vor Verwunderung wie eingefroren. Doch nach einigen Sekunden ergriff Seven das Wort. „Pargan, beruhigen Sie sich doch. Was ist denn geschehen?"

„Miss Relena... Miss Relena..." mehr brachte der arme Mann nicht hervor.

Seven umfasste seine Schultern und schüttelte ihn leicht. „Pargan. Sie müssen mir sagen was geschehen ist. Was hat Relena getan? Ist was mit der Gefangenen?"

Die Gefangene? Heero zuckte zusammen. Er hatte tatsächlich vergessen das sie ja noch Lady Une im Keller gefangen hatten. Die OZ, die zeitweise die Borg-Königin gewesen war. Oh, oh nein, sollte sich die Borg doch irgendwie gerettet haben? Hatte ihr Narkotikum nicht gewirkt? War der Kampf etwa doch noch nicht vorbei?

Der alte Mann zitterte noch etwas, dann brachte er hervor. „Ich musste Miss Relena betäuben! Sie war völlig außer sich und hat versucht die Gefangene zu befreien. Ich hab Miss Relena betäubt, gefesselt und geknebelt. Das wird mir meine kleine Prinzessin nie verzeihen. Was soll ich denn jetzt nur tun?" stammelte der Mann und warf sich aufgelöst trostsuchend in Sevens Arme.

Die Ex-Borg sah völlig hilflos drein. Bis dann der Doktor dem Mann aufmunternd auf den Rücken schlug. „Machen Sie sich keine Sorgen, Pargan. Wir werden es schon hinbekommen dass das kleine verwöhnte Balg..." er hüstelte kurz, „...das Relena den Vorfall vergessen wird. Sie haben das Richtige getan."

„Ungerechtigkeit," entfuhr es Wufei.

Heero sah wie sich Duo erstaunt zu dem Chinesen umdrehte. „Wieso ist daran etwas ungerecht?" fragte der Langhaarige aufgebracht.

„Na ja, ich hätte sie gerne selbst geknebelt. Ihre Stimme beleidigt seit Wochen meine Ohren," grummelte Wufei.

Duo brach in unkoordiniertes Lachen aus, während Zechs sich dicht zu Wufei stellte und grummelnd sagte. „Drache, vergiss nicht das du da von meiner Schwester redest," dann seufzte der Blonde tief. „Auch wenn du natürlich vollkommen Recht damit hast."

Irgendwie schien das der Startschuss gewesen zu sein, auf den alle gewartet hatten, denn plötzlich brachen sie in ein befreites Lachen aus. Endlich schien die Anspannung der letzten Stunden, Tage, Wochen von ihnen abzufallen. Heero lachte so laut und anhaltend, er musste sich mit seiner freien Hand Tränen aus den Augenwinkeln wischen. Dann spürte er plötzlich Duos Lippen an seinem Ohr und hörte wie dieser ihm leise „Lachen steht dir gut, Hee-chan," zuflüsterte.

Heero errötete auf der Stelle. Aber dann lachte er noch mehr. Duo hatte Recht, Lachen stand ihm und er tat es gerne, besonders mit Duo zusammen.

„Oh, wie niedlich. Eine Spaßveranstaltung der Gundam Terroristen. Und Verräter Marquise mitten drin," ertönte eine sarkastische Stimme.

Das gemeinsame Lachen erstarb sofort und alle drehten sich zu der Stimme um. Heero glaubte seinen Augen nicht zu trauen als er Une am anderen Ende der Eingangshalle sah, eine Pistole auf sie gerichtet. Wie war die Frau hierher gekommen? Sie hatten sie doch betäubt und in den Keller eingesperrt. Plötzlich wurde Heero bewusst das Pargan gerade erzählt hatte, das er Relena betäuben musste. Wahrscheinlich mit der Droge die für Une vorgesehen gewesen war. Heero hörte in dem Moment alle anderen auch aufkeuchen, ihnen schien die gleiche Sache klargeworden zu sein. Wenn Relena die Droge bekommen hatte und nicht Une, wenn die Frau nicht bewusstlos gewesen war als die Borg vernichtet wurden... Es war nicht auszudenken.

Der Doktor reagierte als erstes und hob seinen allzeit bereiten Tricorder an und ging einen Schritt auf die Frau zu. „Bleiben Sie stehen oder ich werde schießen," drohte sie ihm. „Ich verlange sofort mit Treize zu sprechen. Er wird dieses Verräternest dem Erdboden gleich machen."

„Une, ich habe Ihnen doch schon erzählt das es OZ nicht mehr gibt. Treize ist tot. Der Krieg ist zu Ende," versuchte Zechs mit ihr zu argumentieren.

Aber sie hörte nicht auf ihn, sondern fixierte weiter den sich ihr nähernden Doktor. „Stehen bleiben!" herrschte sie ein weiteres Mal. Doch als dieser wieder nicht ihrem Befehl gehorchte, feuerte sie in schneller Folge dreimal auf ihn.

Der Doktor bewegte sich ungerührt weiter. Dann blickte er kurz auf seinen Tricorder und verkündete, „Keine Panik Leute, Une hat keine aktiven Nanosonden Sie ist kein Borg. Nur eine aufgeregte Frau die nicht begriffen hat, das es OZ nicht mehr gibt."

Une starrte vollkommen erstaunt zunächst auf ihre Waffe, dann wieder auf den grinsenden Doktor. Sie schüttelte verwirrt ihren Kopf, hob dann die Waffe wieder an und zielte erneut.

Wieder zuckte der Doktor nicht einmal mit der Wimper. „Ich bin ein Hologramm," verkündete er lachend. „Und keine Zielscheibe." Dann ging er weiter auf die total entsetzte Frau zu und nahm ihr einfach die Waffe aus den zitternden Händen ab.

„Angeber," nuschelte Duo und drückte Heeros Hand. Ihnen allen war für kurze Zeit der Schreck in die Glieder gefahren, aber jetzt schien auch das letzte Hindernis beseitigt. Wenn Une trotz der fehlenden Betäubung nicht von der Königin übernommen worden war, dann hatten sie die Borg wahrlich besiegt.

„Zechs, was hat das alles zu bedeuten?" fragte Une mit einem milderen Ton. Sie starrte dabei immer noch völlig ungläubig auf den Doktor der neben ihr stand.

Der Blonde ging ebenfalls zu ihr und legte beruhigend eine Hand auf ihre Schulter. „Une, es ist viel geschehen während der letzten Tage. Ich werde Ihnen alles erklären und vielleicht werden Sie mir diesmal auch glauben."

Aus den Augenwinkeln konnte Heero sehen wie Wufei jede Bewegung der beiden mit Argusaugen beobachtete. Duo schien es auch zu bemerken denn er kicherte leicht über die sauere Mine die der Chinese zog.

„Genug des ganzen," verkündete Seven streng. „Wir haben noch viel zu tun. In fünf Minuten treffen wir uns zur Lagebesprechung im Grünen Salon," scheuchte sie alle auf.

Kurze Zeit später saßen sie tatsächlich alle im Grünen Salon. Heero und Duo teilten sich einen Sessel, es war zwar etwas eng, aber dafür war Duo nicht zu weit von ihm entfernt. Das passte Heero sehr gut. Sein linker Arm war um den Langhaarigen geschlungen, in seiner rechten hielt er einen Becher in dem heißer Kakao dampfte. Pargan hatte darauf bestanden das sie alle so schnell wie möglich was Warmes in den Magen bekamen.

Der Doktor betrat den Raum. „Ich habe Relena untersucht. Sie ist gerade dabei aufzuwachen. Ich hab ihr ein leichtes Beruhigungsmittel gegeben und Pargan wird versuchen ihr einzureden das alles nur ein Traum war."

Nichts hätte Heero weniger interessiert als etwas das mit Relena zusammenhing. Seinetwegen hätte sie für die nächsten Jahre im Dauerschlaf gehalten werden können. Wäre sicher kein Verlust gewesen. Er kuschelte sich tiefer in Duos Umarmung.

„Ich will ja nicht paranoid erscheinen, aber ist wirklich sicher, das die da," Duo zeigte auf Une die neben Zechs auf einem der Sofas saß, „nicht doch noch Borg ist?"

Der Doktor seufzte tief. „Duo, ich habe sie untersucht, sie hat keine aktiven Nanosonden."

„Das hatten wir aber schon mal," maulte Duo weiter. Aber außer Heero schien niemand gewillt auf ihn zu hören. Heero drückte seinen Freund kurz und flüsterte, „Mir wird schon nichts passieren, Duo."

Seven klatschte in die Hände und sagte streng, „Wenn wir uns dann endlich dem eigentlichen Problem zuwenden könnten? Die Borg sind besiegt. Wie wir es vorher gesagt haben sind alle Drohnen hier auf der Erde, den Kolonien und den Borgsphären in dem Moment als der Kubus im Subraum eingeschlossen wurde zusammengebrochen. Als ihr Kontakt zum Hive unterbrochen wurde haben ihre Körper aufgehört zu funktionieren."

Es herrschte eine plötzliche Stille bei dieser Ankündigung. Sie wussten nicht wie viele Menschen letztendlich zu Drohnen gemacht worden waren, aber die Zahlen die Zechs schon vor Wochen gesammelt hatte ließen auf einige Hunderttausend schließen. Oder mehr, je nachdem wie schnell sich die Borg ausgebreitet hatten. Heero konnte diese unglaubliche Zahl an Toten gar nicht begreifen. Sicher es war Krieg gewesen, und sie alle hatten getötet, aber ein derartiger Massenexodus war dennoch nur schwer zu verkraften. Quatres leises „Bei Allah, all die armen Menschen," schien ihrer aller Gedanken in Worte zu fassen.

Sie konnten sich kaum von dem Schock erholen, als Seven auch schon weiter sprach. „Dies betrifft nicht nur OZ Stützpunkte. Ich habe unzählige Nachrichten erhalten. Überall auf der Erde und den Kolonien sind die Regierungschefs, oft sogar die gesamten Kabinette zusammengebrochen. Sie waren alle Borg. Es gibt keine menschlichen Führer mehr. In einigen Ländern scheint es schon zu Paniken zu kommen. Es wurden Kampfhandlungen gemeldet, niemand ist da um für Ordnung zu sorgen. Es gibt kein Militär, die waren schließlich alle Borg. Die Polizeikräfte scheinen ihr bestes zu tun, aber auch sie wissen nicht an wen sie sich wenden sollen. Wir müssen so schnell wie möglich handeln, oder es wird das totale Chaos ausbrechen."

„Wir brauchen so schnell wie möglich eine Art Regierung," ließ sich Quatre vernehmen. „Und zwar eine für die vereinte Menschheit. Wir brauchen jemanden der das entstandene Machtvakuum ausfüllt. Jemanden den alle Menschen akzeptieren können, jemandem dem sie glauben wenn wir das Ende aller Kampfhandlungen und den Frieden verkünden."

Zechs rieb sich das Kinn. „Aber wen sollen wir nehmen? Es scheint ja keine Politiker mehr zu geben. Wir brauchen jemanden den beide Seiten akzeptieren können. Damit seid ihr aus dem Spiel," sagte er beinah entschuldigend zu den Gundam Piloten. „Ihr werdet auf der Erde von den meisten als Terroristen angesehen. Auch wenn wir dieses Bild natürlich so schnell wie möglich gerade rücken werden, so würde keiner von euch als Anführer anerkannt werden. Das gleiche gilt für mich oder Une," erklärte er mit einem Schulterzucken. „Wir waren OZ, die Kolonien würden nicht mit uns zusammenarbeiten."

„Wir brauchen jemanden den alle kennen und dem alle vertrauen," warf Wufei ein.

Bevor sie noch weiter diskutieren konnten, hallte eine kreischige Stimme durch das Gebäude. „PARGAN!"

Alle seufzten gleichzeitig und sahen sich mit großen Augen an. Dann schüttelte Duo vehement den Kopf. „Oh nein, das ist nicht euer ernst! Ihr könnt doch nicht wirklich in Betracht ziehen diese Schnepfe zu nehmen! Verdammt, die ist dumm wie Brot und wahrscheinlich wird die im Gesetz verankern das wir alle rosa tragen müssen. Das wird der Untergang der Menschheit werden, sie ist eine schreckliche Landplage!"

Heero drückte ihn kurz und stoppte so seine Tiraden. „Sie ist aber auch überall bekannt. Und sowohl die Erdbevölkerung, als auch die Kolonien wissen das sie immer nur den Frieden wollte. Ja, sie ist eine Landplage, aber ihr würde man glauben."

„Und sie müsste ja nicht mit wirklicher Macht ausgestattet werden," fügte Seven hinzu. „Wir brauchen doch im Grunde nur eine Galionsfigur. Sie muss nur das Vertrauen der Menschen haben, den Rest können dann gescheite Köpfe übernehmen."

„Aber sie hat bis heute immer noch nicht verstanden das wir die Borg als Gegner hatten, beziehungsweise sie hat nicht mal verstanden was die Borg für Gegner waren. Wie soll diese ignorante Schnepfe die Menschen führen?" brauste Duo wieder auf.

„Das wird meine Schwester schon schaffen. Sie braucht doch auch gar nicht alles zu verstehen. Sie muss nur wissen das es Frieden gibt und wir müssen ihr sagen was zu tun ist um den Frieden zu bewahren. Nach kurzer Zeit werden die Regierungen der einzelnen Länder sicher auch wieder aufgebaut sein, wir brauchen sie zunächst einmal nur für die Übergangszeit."

„Damit wäre das geklärt," sagte Seven. „Wir haben ein weiteres Problem. Wir müssen verhindern das die Borgtechnologien in die falschen Hände fällt. Ihr seid nicht weit genug entwickelt für eine solche Technologie. Wenn jemand Borg-Waffen findet könnte er damit glatt einen neuen Krieg heraufbeschwören. Ich habe inzwischen Anweisungen gegeben alle ehemaligen OZ-Stützpunkte zu bewachen. Aber damit ist es nicht getan, es muss damit begonnen werden die Technologien überall aufzuspüren und zu vernichten. Das ist eine längerfristige Aufgabe. Ich schlage vor, das diejenigen die gegen die Borg gekämpft haben dafür sorgen sollten."

„Warum?" fragte Trowa.

„Nun, ganz einfach. Ihr habt miteinander gekämpft, ihr seht euch nicht mehr als Gegner an. Durch den Kampf gegen die Borg wurden Sweeper, Kolonisten und OZ zu einer Einheit. Ich würde nur dieser vereinten Truppe zutrauen mit der gefährlichen Technologie umzugehen. Nur ihr scheint im Moment am besten geeignet den Frieden zu erhalten. Außerdem wisst ihr schon über die Borgtechnologie bescheid. Und je weniger neu eingeweiht werden müssen, desto besser. Aber da müsst ihr entscheiden. Das ist eine Sache die nur euch betrifft. Der Doktor und ich dürfen uns da nicht einmischen. Außerdem werden wir euch bald wieder verlassen."

Diese Worte brachten einen Aufruhr hervor. Quatre sprang sogar auf und lief zu der Ex-Borg. Er umarmte sie heftig. „Wieso wollt ihr denn gehen?" fragte er aufgeregt.

„Wir müssen wieder nach Hause, mein Junge," antwortete statt Seven der Doktor. „Wir waren doch nur hier um euch gegen die Borg zu helfen. Alles andere liegt in euren Händen. Aber ihr werdet es schaffen. Davon bin ich überzeugt."

„Kann mir endlich mal jemand erklären was wirklich geschehen ist?" fragte Une fast genervt. Zechs beugte sich zu ihr und begann langsam zu reden.

Die anderen nahmen das als Startschuss und begannen auch wild durcheinander zu reden. Versuchten Seven und den Doktor noch zum bleiben zu überreden. Heero und Duo aber blieben sitzen. Es war zu gemütlich in ihrem Sessel. Und Heero wusste auch so, das ihre zwei Besucher aus dem Paralleluniversum sie verlassen würden. Er war ihnen unendlich dankbar für alles, aber er verstand gut, dass auch sie sich nach ihrer Heimat sehnten. Das tat selbst er, der noch nie eine Heimat besessen hatte. Lächelnd drehte er sein Gesicht zu Duo und küsste ihn zärtlich.

„Pilot 01, was tust du da mit dieser schrecklichen Straßenratte Maxwell?" erklang in dem Moment die ärgerliche Stimme von J.

Heero zuckte zusammen und drehte sich zu seinem Mentor um. Dieser stand, gefolgt von den anderen Wissenschaftlern am Eingang des Salons. Das Gesicht von J. war schmerzverzerrt – wie Heero befriedigt feststellt – und er schien vor Ärger fast zu zittern.

Heero war kurz davor aufzuspringen und zu seinem ehemaligen Mentor zu rennen. Wie konnte dieser es wagen ihn und Duo zu unterbrechen? „Omae o korosu," presste Heero ärgerlich hervor.

Aber Duo hielt ihn am Arm fest. „Er ist es nicht wert, Heero," sagte er und schüttelte dabei den Kopf.

J. war inzwischen ganz zu ihnen getreten und plusterte sich vor den beiden auf. „Sieh mal einer an, was du aus meinem perfekten Soldaten gemacht hast. OZ ist besiegt, draußen herrscht überall Chaos. Heero sollte in Wing sein und dafür sorgen das wir endlich die Erde annektieren. Los, worauf wartest du noch?"

Heero schüttelte den Kopf. „Der Krieg ist vorbei. Wir haben Frieden. Die Erde und die Kolonien sind keine Feinde mehr. Ich kämpfe nicht mehr."

„Das ist Insubordination!" herrschte J. „Der Krieg ist erst vorbei, wenn wir es dir befehlen. Die Kolonien müssen die Erde unterwerfen, erst dann ist unser Kampf beendet."

„Äh J," versuchte G. einzuwerfen. „Wenn es Frieden gibt, dann haben wir unser Ziel doch erreicht."

„Ihr blinden Narren!" wetterte Heeros Mentor weiter. „Es wird erst Frieden geben wenn wir die Herrschaft übernommen haben. Wenn du es mit Wing nicht allein schaffst die Macht für uns zu erobern, dann schnapp dir ein paar dieser Alien-Waffen. Damit sollte es machbar sein. Und du wirst dich einem neuen Training unterziehen. Ich dulde diese Fraternation mit Maxwell nicht."

In Heero brodelte die Wut. Wie konnte J. es wagen so zu reden? Und warum begriff der Wissenschaftler nicht, das die Kampfhandlungen vorbei waren? Doch bevor Heero aufspringen konnte, hielt schon jemand anderes eine Waffe an J's Schläfe.

„Ich verhafte Sie im Namen der neuen Erdregierung wegen Gefährdung des Friedens," sagte Une mit ruhiger Stimme.

J fiel der Kinnladen herunter. „Was fällt dir ein, OZ-Schlampe? Mit welchem Recht bedrohst du mich mit einer Waffe?" wütete er.

Die anderen Wissenschaftler traten einige Schritte zurück. Sie wirkten sehr erstaunt über das was da gerade geschah. Heero war nicht weniger erstaunt. Eben noch hatte Une nicht gewusst was alles in den letzten Tagen passiert war, und jetzt hatte sie schon die neuen Regeln akzeptiert? Aber das war ein gutes Zeichen, wie Heero fand. Une war – auch wenn sie zu OZ gehört hatte – eine gute Soldatin, eine gute Führerin gewesen. Diese neue Truppe, die den Frieden bewahren sollte, brauchte solche Führungspersonen. Es sah beinah so aus, als würden er und Duo demnächst eng mit Une zusammenarbeiten. Hoffentlich kam Duo irgendwann über seine Paranoia hinweg.

„Da Sie den Frieden bedrohen, habe ich jedes Recht. Sie sind jetzt verhaftet und werden so schnell wie möglichen einem Gericht vorgeführt," wiederholte Une. Dann blickte sie sich über die Schulter. „Hat jemand von euch Handschellen?"

Mit hochrotem Kopf zog Quatre ein paar Handschellen aus seiner Hosentasche hervor. Die hochgezogenen Augenbrauen, fragenden Blicke von Heero, Zechs und Wufei und Duos anzügliches Grinsen ignorierte er dabei geflissentlich. Kurz darauf konnte Heero sehen wie sein ehemaliger Mentor gefesselt wurde. Er schüttelte wieder den Kopf. Es war soviel neues geschehen, er konnte noch gar nicht alles begreifen. Aber er wusste plötzlich, das er nie mehr Angst vor J. haben brauchte. Nie wieder würde dieser ihm die Gefühle abtrainieren können. Nie wieder würde er der perfekte Soldat sein müssen. Ein weiteres Puzzelteilchen fügte sich an seinen Platz und Heero kuschelte sich enger an Duo.

Er war begierig darauf bedacht diese Zukunft kennen zu lernen. Wollte sehen was der Frieden noch so alles brachte. Wollte sehen wie es war glücklich mit Duo zusammenzuleben. Er beugte sich wieder vor und küsste den Langhaarigen. Wie aus weiter Ferne konnte er hören das J. schnaubte, aber das störte ihn nicht mehr. J bedeutete nichts mehr für ihn.

Erst als er G's Stimme hörte, „Ha, ich wusste schon immer das Duo einen guten Geschmack hat!" wurde ihm bewusst das sie sehr viel Publikum hatten. Er errötete leicht, machte aber keine Anstallten sich aus Duos Umarmung zu lösen.

Statt dessen lehnte er seinen Kopf an dessen Schulter und gab sich weiter seinen Tagträumen über ihr kommendes Leben im Frieden hin. Ein Leben ohne Furcht, ohne Krieg. Ein Leben mit...

„PARGAN!" kreischte Relena wieder.

Ein Leben mit Relena als Anführerin der Menschheit. Heero seufzte tief. Na ja, sie hatten schon schlimmeres überstanden.