Kapitel
6
Du und Ich
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Es war sechs Uhr morgens. Der Himmel war noch dunkel, aber die Sonne ging gerade auf und hier und da erhellten die Sonnenstrahlen die Wiesen und Hügel Schottlands. Minerva wollte Sirius gerade abholen, da beide nach Hogsmeade gehen wollten, um die nötigen Sachen einzukaufen, die sie für Harrys Geburtstagsüberraschung brauchen würden. Sirius öffnete ihr die Tür um sie hereinzulassen. Sie stand im Türrahmen und schaute sich um.
Harry war noch nicht aufgewacht, und Sirius wollte ihn nicht aufwecken. Andererseits musste er gehen, was er Harry am vorigen Abend nicht erzählt hatte. „Soll ich ihm einen Zettel schreiben?"fragte Sirius nachdenklich.
„Severus wird es ihm erklären,"beruhigte ihn Minerva.
„Ich traue Snape nicht. Wer weiß was für fadenscheinige Stories er sich ausdenkt,"murmelte Sirius grummelnd.
„Ich weiß immer noch nicht, warum du nicht einmal etwas nettes über mich sagen kannst,"schnappte Snape, welcher gerade durch die Tür kam. „Ich denke, eine einfache Erklärung abzugeben liegt sehr wohl in meinen Fähigkeiten."
„Ach wirklich?"fragte Sirius ungläubig. „Lass mich eine hören."
Snape antwortete darauf nicht und ignorierte es einfach, er fand es unverschämt, dass Black so mit ihm umging, wenn er sich schon bereit erklärt hatte, heute auf Harry aufzupassen. „Wenn du mich nur alleine lassen würdest, Black. Du solltest mir dankbar sein, dass ich so großzügig bin, auf einen 10 jährigen Jungen aufzupassen, und ich fände es sehr nett, wenn du meine Intelligenz nicht immer in Frage stellen würdest."
„Ich sagte nur, dass du nicht kreativ bist,"giftete Sirius zurück.
„Sirius...."
„Wenn dein Wissen umfangreicher ist als meines, du betrügerischer Holzkopf von Verteidigungs Professor, könntest du mir doch deine brillianten Ideen zeigen."
„Severus..."
„So dass du sie mir nachmachen kannst? Und wen nennst du hier einen betrügerischen Holzkopf?"
„AUFHÖREN!" kreischte Minerva den beiden Männern zu, die sich wie zwei Kleinkinder zankten.
„SHHHHHH!" fuhren Sirius und Severus Minerva an. Severus wurde mulmig zumute, als er realisierte, dass er Harry beim Schlafen störte.
„Können wir jetzt gehen?"fragte Minerva genervt.
„Ich würde ja gerne, aber es ist Snape der-"
„Okay, wenn du es nicht weißt, Ich –"
„Severus, bleib bei Harry! Sirius, komm mit!"beendete Minerva den Streit.
Nachdem sie beiden einen bösen Blick zugeworfen hatte, verließen Sirius und Minerva das Zimmer, in dem Severus wartete, bis Harry aufwachsen würde.
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Harry öffnete langsam die Augen. Das Bett war warm und gemütlich, und er wollte am liebsten den ganzen Tag darin liegen bleiben.
„Zeit zum aufstehen, es ist schon 10 Uhr."
Harry zuckte zusammen, als er die unvertraute Stimme hörte, welche definitiv nicht seinem Paten gehörte. Blinzelnd erkannte er, dass Professor Snape auf einem Stuhl auf der anderen Seite des Zimmers saß und auf ein Pergament kritzelte.
„Wenn du fertig bist, können wir in die Große Halle zum frühstücken gehen."Snape legte seine Feder nieder, rollte das Pergament zusammen und drehte das Tintenfass zu.
„Ja, sir."
Snape nickte knapp. „Ich werde draußen auf Dich warten."Er stand auf, nahm seine Feder, Pergament und Tintenfass und ging hinaus, um Harry ein wenig Privatssphäre zu geben.
Harry wartete, bis die Tür ins Schloss eingefallen war, dann hüpfte er rasch aus dem Bett. Wo war Sirius? Er verwarf schnell den Gedanken. Nach einer kurzen Dusche und dem Zähneputzen zog er sich an und öffnete die Tür, um dort einen finster blickenden Snape zu erblicken.
„Was hast du so lange da drin gemacht?"Ohne eine Antwort abzuwarten, marschierte der Zaubertränkemeister los, ohne noch einmal nach hinten zu blicken.
Harry traute sich nicht zu antworten und beeilte sich, hinter Snape herzulaufen, bevor dieser hinter irgendeiner Ecke verschwinden konnte. Sie traten in die Große Halle ein, wo Snape einmal kurz mit der Hand winkte und ein Teller mit Toast uns ein Glas Milch erschien.
„Iss auf. Das Mittagessen wird heute später als normal gegessen."
Snape aß nicht mit Harry zusammen und Harry vermutete, dass Snape schon gefrühstückt hatte. Snape blickte ihn ungeduldig an und Harry beeilte sich, so schnell wie möglich zu essen, aber Snape wollte ihn nicht gehen lassen, bevor er nicht alles aufgegessen hatte.
„Ich habe heute sehr viel zu tun,"sagte Snape, als beide auf dem Weg zu den Kerkern waren. „Ich muss Zaubertränke brauen und verkorken, also wäre es sehr nett, wenn du dich still in eine Ecke setzt und dich selbst beschäftigst, aber fass nichts an, sonst werde ich ungemütlich."
Harry nickte und wünschte sich, er hätte eins von Sirius Büchern („Verhexe deinen Feind"). Sein Pate hatte jede Menge von Büchern dieser Art und Harry war schon gespannt, wann er wissen würde, wie man diese Flüche anwenden konnte.
Snape öffnete die Tür eines Klassenraumes und schob Harry hinein. „Setz dich dort hin so du willst, aber geh mir aus dem Weg."
Harry entschied sich für den hintersten Tisch und setzte sich in die Ecke. Snape beachtete ihn nicht weiter und fing an, Zutaten herauszusuchen. Er zündete ein Feuer unter einem großen Kessel an, dann holte er eine schmale Flasche mit einer dunkelbraunen Flüssigkeit aus einem der vielen Regale und wartete darauf, die Flüssigkeit in den Kessel zu schütten. Währenddessen schnitt er ein paar Wurzeln fein säuberlich in kleine Quadrate. Auch wenn Harry sehr neugerig war, hütete er sich, zu fragen.
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Harry betrachtete die Linien auf dem Tisch. Jemand hatte die Worte „Locomotor Mortis"eingeritzt. Harry wunderte sich, was das heißen sollte. „Locomotor Mortis,"wisperte er leise und dachte sich verrückte Sachen aus, was das heißen könnte.
Professor Snape stieß einen Schrei aus. Harry sprang erschrocken auf. „Was ist los?"
Er konnte Professor Snape nirgends sehen und er rannte nach vorne, um dort nachzuschauen. „Professor?"
„HARRY POTTER!"
Harry quiekte und hüpfte erschrocken drei Schritte zurück. Er wäre fast über Snape gestolpert, der am Boden lag mit Beinen, welche mit einer Klammer zusammengehalten wurden.
„Warum sind sie auf dem Boden?"fragte Harry überrascht.
„Warum ich hier bin? WARUM ICH HIER BIN?"brüllte Snape. „GIB MIR MINEN ZAUBERSTAB!"
„Welchen Zauberstab?"fragte Harry ahnungslos.
„WELCHEN ZAUBERSTAB! WEIßT DU NICHT WAS EIN DÄMLICHER ZAUBERSTAB IST? DER EINE DORT AUF DEM TISCH!"
Harry guckte sich panisch um, bis er einen hölzernen Stab auf dem Schreibtisch liegen sah. Er schnappte ihn sich und reichte ihn schnell Professor Snape, welcher den Zauberstab Schwung und die Klammer augenblicklich verschwand. Mit einem ärgerlichen Gesichtsausdruck stand Snape auf. „Harry Potter! Hat dir nicht jeder gesagt, dass du von den Sachen wegbleiben sollst, die du nicht kennst? Hast du nicht ein bisschen Grips in deinem Hirn?"
„Ich wusste nicht was es war,"sagte Harry, der sich extrem unwohl fühlte. „Es tut mir Leid!"Er machte einen Schritt rückwärts, als Snape einen Schritt näher kam.
„Hast du in diesen zehn Jahren bei den Muggeln deinen Verstand verloren?" brüllte Snape.
Harry schwieg, er wollte den wütenden Professor nicht noch mehr reizen.
„Dachtest du, es würde lustig sein, nur diese Worte zu sagen, ohne über die Konsequenzen nachzudenken? Dachtest du es würde unterhaltsam sein, wenn du mich verhext? Da liegst du falsch! Ich hatte dich gewarnt, falls du hier irgendetwas tun würdest, und DAS hier stellt alles in den Schatten!"Snape fuhr fort, ohne sich daran zu erinnern, dass Harry noch kein bisschen Magie gelernt hatte und noch nie einen Zauberstab benutzt hatte.
Harrys Augen füllten sich mit Tränen, und er wünschte sich er wäre irgendwo, bloß nicht hier, konnte Professor Snape das nicht verstehen? Er wollte das wirklich nicht! Vorsichtig schaute er auf, sein Blick traf den des Professors und beide starrten sich an.
Dann stolperte Harry rückwärts. Vergangene Momente von den letzten zehn Jahren liefen wie ein Film vor Harrys Auge ab. Er war acht, und Onkel Vernon schrie ihn an, weil er das Auto nicht gründlich genug gewaschen hatte; Er war damals noch nicht groß genug gewesen, um an den oberen Teil der Windschutzscheibe heranzukommen.
Dann war er in der Küche, Tante Petunia schüttelte ihn und gab ihm Ohrfeigen links und rechts auf die Wangen, immer und immer wieder. In einem anderen Moment kämpfte er sich mühsam ab, um einen schweren Koffer vom Auto in Dudleys Zimmer zu bringen. Die Dursleys waren damals eine Woche nach Paris gefahren und hatten ihn bei Mrs Figg gelassen.
Nach
einem weiteren Szenenwechsel befand er sich in der Ecke der Garage
der Dursleys. Dudley und seine Bande kamen auf ihn zu. Sie fingen an,
ihn zu schlagen. Harry schlug zurück. Er traf Dudley am Kinn.
Tante Petunia hatte angefangen zu kreischen, nachdem sie das
erfahren hatte. Harry bekam wochenlang Schrankarrest und noch weniger
zu essen als sonst.
Die Szenenwechsel gingen weiter, bis Harry spürte, wie er hart auf dem Boden aufschlug.
Seine Augen füllten sich mit Tränen und er weinte lautlos. Durch den Tränenschleier sah er, dass Snape ebenfalls auf dem Boden lag.
Zum wiederholten male trafen schwarze Augen smaragdgrüne, aber dieses mal geschah nichts. Harry senkte den Kopf, als neue Tränen sein Gesicht herunterrannen. Die Wucht der Erinnerungen, die in ihm hochstiegen, hinterließen ein schreckliches Gefühl in ihm. Alles was er wollte war zu weinen und zu weinen bis er nicht mehr weinen konnte.
Dann schlossen sich starke Arme um ihn, die ihn in eine feste Umarmung zogen. Harry wehrte sich nicht, er hatte keine Kraft mehr. Die Tränen kullerten weiter über seine Wangen, während Harry von den starken Armen gewiegt wurde.
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Severus Snape wusste nicht, wie lange er schon in dieser Position dasaß, nur den Jungen haltend, denn er, Snape, war immer noch geschockt von dem, was er gerade aus den Bruchteilen der Erinnerungen gesehen hatte. Er brauchte Zeit um zu verarbeiten, was gerade geschehen war und als er Harry im Arm hielt, verarbeitete er gerade.
Für einen Moment war er sehr wütend auf das Kind gewesen, dafür dass es einen Zauberspruch an ihm ausgeübt hatte, und im anderen Moment ist er quer durch Harrys Erinnerungen gehüpft.
In dieser einen Minute hatte er alles gesehen, was Harry in seiner Vergangenheit erlebt hatte, er hatte alles gefühlt was Harry jemals gefühlt hat, er hatte jede einzelne von den Gefühlen und Gedanken des Jungen verstanden. Er hatte alles gesehen, was dieser Junge ertragen musste, und nun erkannte er, dass er schrecklich falsch mit den Vorurteilen gegenüber diesem gewesen war.
Als er bemerkte, dass Harry schlief, stand er langsam auf. Er realisierte dann, dass Harry im letzten Jahrzehnt immer Hoffnung gehabt haben muss, die nun durch ihn, Snape, wieder wie eine Seifenblase zerplatzt sein muss. An jedem Geburtstag hatte Harry sich gewünscht, dass eine Person für ihn da wäre, die ihn lieben würde.
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„Du hast WAS?"
Snape sah müde aus, als er sein Gesicht in den Händen vergrub. Er hatte Harry ins Bett gebracht und war dann schnurstracks in Dumbledores Büro gelaufen.
„Ich weiß nicht, im einen Moment war ich am brüllen, dann lag ich aufeinmal auf dem Boden mit all diesen Erinnerungen in meinem Kopf. Sie waren so real, es war als wäre ich bei Harry gewesen, als das alles geschehen ist,"erklärte Snape. „Was zum Teufel ist passiert?"
Dumbledore hatte einen hochkonzentrierten Gesichtsausdruck auf. „Harry scheint große Magische Fähigkeiten zu besitzen. Nicht dass das so überraschend wäre, er hat es zum größten Teil von Lily und James geerbt. Ich denke er wollte Dir nur erklären, dass er dich nicht verhexen wollte. Seine Magische Kraft ist unausgebildet, er kann sie noch nicht kontrollieren."
„Ich wollte nicht so wütend sein, ich bin nur... explodiert,"sagte Snape und massierte sich die Schläfe.
„Ich weiß,"sagte Dumbledore lächelnd. Snapes Temperament ging öfter mit ihm durch. „Ich bin mir sicher, er wollte dich nicht verhexen, er muss es irgendwo im Klassenzimmer gelesen und dann laut ausgesprochen haben. Wenn er sein erstes Jahr in Hogwarts beginnt, werden wir ihm beibringen, seine Magie zu fokussieren und zu kontrollieren."
Snape nickte. „Ja. Ja, das ist gut."
„Du siehst müde aus, Severus,"bemerkte der Schulleiter.
„Nein." Sagte Snape grimmig. Nach dem anfänglichen Schock überkam ihn die Wut. Die Dursleys würden dafür zahlen. Er würde persönlich dafür sorgen, dass Harry nie wieder zu diesen Muggeln zurückkehren würde.
Zum ersten mal in seinem Leben war er auf Sirius' Seite.
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So, die Hälfte der ganzen Fanfiction haben wir jetzt schon! Ich bin jetzt auf den letzten Drücker fertig geworden, ich habe meinen letzten Ferientag größtenteils damit verbracht, dieses Kapitel zu übersetzen. Ich hoffe es gefällt euch. Und sorry für die lange Wartezeit, aber ich war im Urlaub. Und gestern hatte ich keine Zeit zum Beta-Lesen, aber heute ist das Chap ja jetzt da.
Das
neue Kapitel kommt höchstwahrscheinlich noch im September!
Und
ich möchte noch anmerken, dass ich vor allem am Anfang extrem
frei übersetzt habe!
Danke an alle Reviewer: Carika, Kissymouse, VamHex, auxia, Pe, Cho (2x), backblack, Miss Granger und Hellen-Potter
-Missymouse: Tja, mit Harrys B-Day-Party musst du dich noch ein wenig gedulden...
-auxia: Ich war bei meiner Tante im Urlaub und konnte überhaupt nichts machen. Ich versuche aber, mich zu beeilen!
-Miss Granger: Das ist eine Übersetzung, ich schreibe die Story nicht selber. Aber schön, dass es dir gefällt!
-Pe: Ich habe nur für die von mir geschriebenen Storys eine Beta-leserin, dür die Übersetzung nicht. Ich versuche, ein bisschen mehr auf Fehler aufzupassen!
-Hellen-Potter: Tja, ich weiß, keine so alltägliche FF...
-Cho: Tja, Glück gehabt... Ich hoffe das neue Chap hat die gefallen. Danke für das Lob!
