Kapitel 9

Schlimmer als sterben

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Harry hatte sich ganz klein geduckt und schaute ängstlich zu seinem Onkel auf, der aussah, als würde sein Kopf gleich platzen.

„Also, dachtest du, eine kleine Warnung von diesen Freaks würde dich von deiner verdienten Bestrafung abhalten?" schnarrte Vernon gehässig. „Mal schnell den Fernseher kaputt machen, und schon ist Klein-Harry sicher?"

„Er ist zurück!" Dudley stand auf der Treppe. Durch den Lärm war er neugierig geworden und wollte schauen, was unten los war, doch als er die roten Gesichter von seinen Eltern sah, hielt er den Mund.

„Ja, er ist zurück, Liebling," flüsterte Petunia. „Und das wird er bedauern." Sie ging auf ihn zu und stemmte die Hände in die Hüften. „Was denkst du, was dieses Haus ist? Kommst du wieder her, weil du so ein undankbarer Bengel bist, nach allem, was wir in diesen 10 Jahren für dich gemacht haben? Ist es bei uns so toll, dass du immer wieder zurückkommen musst? Du bist unnütz, keiner will dich haben! Als Lily noch gelebt hat, musste ich sie die ganze Zeit aushalten, ihr abnormales Zeug aushalten, ihren Verrückten Geschichten zuhören und so tun, als ob wir uns mögen würden... Als sie gestorben ist, war das toll! Einfach super! Aber natürlich musste sie uns ihren missratenen Sohn dalassen, auf den wir aufpassen mussten... Ihr Potters seid alle eine Plage für die Menschen!"

„Meine Mutter war nicht so," wimmerte Harry, der versuchte, gegen seine Tränen anzukämpfen.

„Sie war nicht so? Dass ich nicht lache! Kleiner, ich glaube wir haben uns missverstanden, bitte kläre uns auf," scharrte Vernon. „Aber halt... Das kannst du nicht! Du weißt ja nicht einmal, wie sie aussieht!"

„Das stimmt," sagte Dudley, stolz darauf, auch etwas sagen zu können.

„Und denk bloß nicht, dass wir vergessen haben, wie es hier aussah, als du uns das letzte Mal verlassen hast," fügte Petunia aufgebracht hinzu. „Du wirst teuer dafür bezahlen müssen, was diese Leute meinem armen kleinen Duddy-Spätzchen angetan haben."

Sie legte ihren knochigen Arm um Dudleys massive Schultern. Dudley grunzte.

„Freaks wie du sind sowieso zu nichts besserem bestimmt." Vernon packte Harry am Kragen und drückte ihn an die Wand.

„Es tut mir Leid, es tut mir Leid!" schrie Harry panisch.

Sein Onkel ignorierte ihn und öffnete mit der anderen Hand die Tür des Schrankes unter der Treppe. Dann schmiss er Harry regelrecht hinein. Harry schrie kurz auf, als er hart auf der dünnen abgewetzten Matratze aufprallte. Er hörte Tante Petunia stolz zu Dudley sagen: „Du bist in der Box-Mannschaft auf deiner Schule. Zeig ihm, was du schon alles gelernt hast."

Harry wimmerte, während er die Hände auf den schmerzenden Bauch hielt. Er versuchte so weit wie möglich in die Ecke des Schrankes zu kriechen, doch Dudley war schneller. Er grapschte mit seinen wulstigen Fingern in Harrys Haar und zog ihn zurück. „Willkommen zurück, Harry!"

Als wäre es ganz einfach, schmiss Dudley Harry gegen die Regalbretter über Harrys Kopfkissen. Die Bretter fielen ab und krachten teilweise auf Harrys Gesicht. Während Harry versuchte, zu atmen, spürte er, wie Dudley immer wieder auf ihn einschlug. Er schrie laut. Dann hörte es auf.

„Das ist mein Junge," hörte er Vernon mächtig stolz sagen. „So jung und schon so kräftig!"

„Wie der Vater, so der Sohn," sagte Petunia liebevoll.

Dudley, der ganz wild darauf war, seinen Eltern zu zeigen, was er sonst noch so konnte, packte Harr am T-Shirt und warf ihn auf die andere Seite des Schrankes. Harry fiel dabei auf eine Vase, die sofort in tausend Stücke zerbrach, die sich in Harrys Arm bohrten.

„Ähm, Papa,..." vernahm Harry Dudleys grunzige Stimme durch sein durch Schmerz benebeltes Gedächtnis.

Harry konnte die Augen nicht öffnen.

Er hörte, wie Onkel Vernon sagte: „Genug, bis jetzt."

Stumme Tränen liefen Harrys Wangen hinab. Er wollte zu jemandem, der ihn nicht schlagen würde. Er wollte jemanden haben, der ihn wegholte.

Er wollte zu Sirius.

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Ein schwarzer zotteliger Hund stand aufmerksam neben einem ungewöhnlich gekleideten Mann auf einer Bank. Die Haare des Mannes waren lang und fettig. Der Mann schlug die Beine übereinander und sah aufmerksam zum Haus Nummer vier. Die Bank war unter einem schattigen Baum am Anfang der Straße, und von dort aus konnte man wunderbar das Geschehen überblicken.

Der Hund bewegte sich kein bisschen, sondern starrte nur gebannt auf Nummer vier.

„Sirius, hör auf," schnappte Severus genervt. „Ich fühle mich, als würde ich neben einer Statue sitzen."

Der Hund bewegte sich etwas.

„Brav," murmelte Snape. „Bleib so. Und wehe, du kommst heute Abend an, weil du einen Trank gegen Muskelkater brauchst!"

Der Hund drehte den Kopf zu Severus, schenkte ihm einen bösen Blick und bellte laut.

„Ja,ja, warum rede ich hier, wenn Harry in Gefahr ist?" tadelte Severus und tat so, als ob er das aussprechen würde, was Sirius sagen würde, wenn er ein Mensch wäre.

Der Hund bellte wieder.

Severus nahm das als ein „Maul halten!" auf. „Ist es mein Fehler, dass ich hier sitzen muss?"

Er rieb seine Nase und schaute weiterhin auf Nummer vier, als ein Fenster geöffnet wurde. Ein Junge starrte ihn mit großen Augen an.

„Papa! Er spricht mit dem Hund!" rief der Junge panisch, schmiss das Fenster zu und man hörte ihn schreiend die Treppe runterrennen.

„Galoppierene Gorgolen," murmelte Severus. „Ich glaub ich spinne."

Sirius schaute aufmerksam umher, sicherte ab, dass niemand ihnen zusah, und verwandelte sich dann. Severus fiel fast von der Bank, als er sich umdrehte und dort Sirius sah.

„Was denkst du, was du da machst?" fauchte er.

„Bis jetzt sind erst vier Stunden vergangen," murmelte er. „Ist irgendetwas falsch mit der Sicht von diesem Muggeljungen?"

„Nein, es ist nichts," hörten sie die Stimme einer Frau hinter sich. Beide drehten sich um und sahen Minerva und Remus, die auf die zuliefen.

„Wir machen vier-Stunden-Schichten," erklärte Remus Sirius.

„In Ordnung," antwortete Severus.

Sirius grummelte. „Ich bin noch nicht müde."

„Natürlich bist du das," belehrte Minerva ihn. „Dumbledore sagte, dass ihr nach Hogwarts zurückkehren sollt, etwas essen sollt und euch dann etwas ausruht, bevor ihr in vier Stunden wieder herkommt.

„Oh, Dumbledore kann sich sonst was auf seine weisen Sprüche einbilden, ich werde diesen Ort hier nicht verlassen," sagte Sirius trotzig.

„Ich bleibe hier, du kannst gehen," sagte Remus zu Severus.

„Ich? Was-" fing Severus an.

„Schön," sagte Minerva. „Wir kommen später wieder."

Sie grabschte Severus' Arm, nahm seine Hand, in der etwas lag, und schon waren beide verschwunden.

Remus schaute seinen Freund lange an, bevor er sich neben ihn setzte.

Weder Remus noch Sirius redeten. Es wurden keine Wörter gebraucht. Gefühle und Emotionen waren etwas, was alte Freunde auch ohne Worte verstehen konnten.

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noch 3 Stunden, 12 Minuten und 25 Sekunden; 11:57:35 am Morgen des nächsten Tages.

Vernon saß nervös im Wohnzimmer. Es waren noch drei Stunden, bis 15 Uhr sein würde, die Zeit, um die die Freaks gestern Harry bei ihm in Obhut gelassen hatten. Petunia hatte vor einer Stunde das Haus verlassen (durch die Hintertür), um shoppen zu gehen und anschließend Dudley von der Schule abzuholen. Beide wollten dann Mittagessen gehen, und zwar dort, wo sie Vernon treffen wollten, am Flughafen. Petunia war sehr überrascht gewesen, als Vernon ihr erzält hatte, dass sie einige Tage nach Paris fliegen würden, aber Vernon erzählte ihr nicht, was es mit diesem Kurztrip auf sich hatte.

Er würde den ganzen Kram mit diesen Freaks heute beenden. Er starrte auf das Taschenmesser, welches er auf den Tisch gelegt hatte, seit seine Frau das Haus verlassen hatte.

Er musste seine Familie beschützen. Er wusste nicht, zu was diese Leute imstande waren... All dem würde er ein Ende setzen und er hätte dann endlich Ruhe vor den Freaks. Die Dursleys würden dann in Ruhe leben. Keine Merkwürdigkeiten, keine Freaks.

Er drehte das Taschenmesser in seiner Hand und ließ es auf- und zuschnappen. „Sei kein Frosch, Vernon," ermahnte er sich selbst. „Du hast die halbe Nacht damit verbracht, darüber nachzudenken."

Entschlossen stand er rasch auf und stampfte in den Flur. Er öffnete die Tür des Schrankes unter der Treppe. Sein Neffe lag eng zusammengekauert dort.

Harry hörte das Klicken der Tür und öffnete langsam die Augen.

Vernon hockte sich neben Harry, so, dass er halb in der Tür saß, halb im Flur. Vernon hatte Schwierigkeiten, sich mit dem Oberkörper umzudrehen. Seine Hand zitterte, als er das Messer in seiner Tasche umklammerte.

„O-O-Onkel?" flüsterte Harry.

„In all diesen Jahren," begann Vernon zittrig. „Habe ich versucht, aus dir das Beste zu machen, was aus dir rauszuholen war, ich habe versucht, ein guter Onkel zu sein. Ich weiß, dass ich nicht das getan habe, was ein Onkel tun sollte, ich habe auch nicht auf dich aufgepasst, aber du musst das verstehen. Du warst hier nicht erwünscht, als du vor elf Jahren hierher kamst. Es war sehr schwer, eine weitere Person durchzufüttern, vor allem in unseren schwereren Zeiten. Aber wir haben dich hier behalten. Wir haben versucht, deine Vergangenheit zu ignorieren. Aber wir konnten es nicht.

Das Taschenmesser lag schwer in der Hosentasche.

„Es ist nicht so, dass ich dich nicht mag, ich weiß nicht, was ich über dich denken soll. In all diesen Jahren wusste ich nicht, was ich über dich denken sollte. Ich habe dir das Leben schwer gemacht, in der Hoffnung, mich eines Tages dafür schuldig zu fühlen. Denn dann wüsste ich, dass ich mir um dich Sorgen gemacht hatte."

Man hörte nur Vernon's schweres Atmen.

„Aber ich habe nichts gefühlt, Harry. Ich versuchte es, glaub mir. Ich habe dich immer verachtet und ich verachte dich auch jetzt noch. Ich hasse dich dafür, dass du hier bist, ich hasse dich dafür, dass du in meiner glücklichen Familie störst. Und jetzt sind diese... Menschen zurückgekehrt. Menschen wie deine Eltern. Ich verstand, wie sehr Petunia gelitten hat, weil sie mit einer Hexe zusammenleben musste. Und ich möchte nicht in dieser Angst leben, dass diese Leute plötzlich kommen könnten und uns etwas antun könnten... Ich hatte zwischen der Zukunft meiner Familie und Dir zu entscheiden."

Vernon zog langsam sein Messer aus der Tasche. „Niemand weiß etwas über deine Abnormität außer Petunia, Dudley und mir, und ich bin sicher, dass sie hinter mir stehen werden, bei dem, was getan werden muss. Niemand wird bemerken, dass du weg bist. Wir haben dich lange genug ausgehalten. Niemand will etwas mit Leuten wie dir zu tun haben. Wir werden nach Paris ziehen. Dort ein neues Leben anfangen. Wenn die Freaks uns nachjagen, werde ich die Presse benachrichtigen. Das ist das, wovor diese Leute Angst haben, nicht wahr? Deine Welt wird zerstört. Bald wird es niemanden mehr von deiner Sorte geben."

Harrys Augen füllten sich mit Tränen, aber er sagte kein Wort. Er lag still da und bewegte sich nicht.

Vernon nahm Harrys Handgelenk.

„Du kamst in einer ungünstigen Zeit in unser Leben. Ich wünschte, ich könnte es wiedergutmachen, alles, was wir dir getan haben. Aber wir können es nicht in diesem Leben. Es tut mir Leid, Harry James Potter. Vergib deiner Tante und Onkel. Sie wollten dich lieben, aber sie konnten es nicht. Nicht jetzt, Nicht irgendwann."

Er verstärkte den Griff um Harrys Handgelenk. Er nahm tief Luft. Das Messer schnellte nach unten. Blut spritzte.

Harry schrie auf und zog seinen Arm an sich. Vernon grabschte nach dem anderen Arm.

Unter Harrys T-Shirt fing der Spruch, den Dumbledore Harry geben hatte, augenblicklich an zu glühen. Weder Harry noch Vernon realisierten es.

Ein kurzer Schmerz im anderen Arm ließ Harry erkennen, dass sein Onkel auch das andere Handgelenk aufgeritzt hatte.

Vernon bemerkte das unnatürliche blaue Glühen in der Gegend von Harrys Bauch. Er bekam es mit der Angst zu tun und stand mühsam auf. „Was-"

Ein blauer Schein erhellte das ganze Haus. Dann erleutete explosionsartig die ganze Nachbarschaft.

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„Harry!" Sirius sprang auf und rannte zum Haus. Minerva , Severus und Remus hinterher.

Die vier hatten zusammen die letzten beiden Stunden gewartet. Es war die letzte Schicht und jeder war mehr als froh, dass es bald um sein würde und Harry zurück konnte. Minerva bemerkte das blaue Glühen, welches immer stärker wurde. Plötzlich explodierte es.

Severus erreichte das Gartentor als erstes und riss sie auf. Er rannte in das Haus und bemerkte gar nicht die Flammen, die im ganzen Haus waren und immer größer wurden.

Als die anderen ankamen, rissen sie die Augen weit auf. Minerva streckte ihre Hand aus und japste auf.

„Es ist nicht heiß."

„Magisches Feuer," sagte Remus tonlos.

„Harry!" rief Sirius in Panik.

Severus stand einen Moment in Gedanken versunken da und starrte in die Flammen, als er aufeinmal alles in diesem Haus wusste. „Dort," wisperte er zu sich. Sirius rannte den Flur entland und bückte sich nach etwas.

„Was?" rief Severus durch den Lärm, der draußen anschwoll.

Er bahnte sich den Weg zu Sirius durch die Flammen und bemerkte den leblosen Körper Vernon Dursleys. Der Mann lag auf dem Rücken, den Mund weit geöffnet, das Gesicht zu einer Maske des Horrors verzerrt. Severus marschierte an ihm vorbei und ignorierte, dass Sirius nach dem Puls von Vernon sah.

Sirius spürte keine Herzschläge, und erst dann bemerkte er, dass Vernons Hände blutüberströmt waren.

Eine böse Vorahnung kroch in Sirius hoch. Er wünschte sich, dass dieser Mann nicht tot wäre, sodass er ihn mit eigenen Händen erwürgen könnte. Er sah auf und bemerkte, dass Severus schon den Schrank unter der Treppe erreicht hatte.

„Ist er in Ordnung?" fragte Sirius, hoffend und betend, dass es das war.

„Harry!" kreischte Snape, „HARRY!"

Er sah Harry daliegen, in einer Lache voll Blut.

Schnell hob Severus Harry auf die Arme und drehte sich um. Sirius stand vor ihm und erblickte Harry. Sirius sah aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen.

Er zückte seinen Zauberstab und richtete ihn auf den leblosen Körper Vernons. „Cru-"

„Er ist tot, Sirius, lass ihn, machen wir, dass wir hier weg kommen!" rief Remus und versuchte, Sirius aus dem Haus zu zerren.

Jemand schrie draußen, jemand versuchte, das Feuer mit Wasser zu löschen.

„Sirius!" Severus rempelte ihn hart an. "Los, mach schon!"

„Sirius! Lass uns gehen, bitte!" rief Minerva in Panik. Severus war schon mit Harrys leblosem Körper durch die Tür. Remus rannte an Harrys Seite und verband mit Streifen seines Umhangs die Handgelenke, die noch immer bluteten.

„Aber wir müssen ich noch zwei Stunden hier lassen!" schrie Minerva, bleich vor Schreck.

„Zum Teufel mit den Stunden!" spie Remus. „Schnell, die Muggel sind im Anmarsch!"

Sirius kickte Vernons Körper nocheinmal. Dann rannte er aus dem Haus, Minerva dicht hinter sich. Minerva war gerade aus dem Vorgarten gerannt, als eine weitere Explosion das Haus erschütterte.

Dann machte es „Klick" in ihr.

„Ein schützender Zauber, gemacht von einer Phönixfeder, die in die Tränen eines Ukrainischen Eisenballs gelegt wurde. Es wird dich beschützen, wenn du es brauchst..."

Minerva drehte sich um und griff in die Flammen. Sie zog die Hand rasch zurück, als sie einen kurzen Schmerz verspürte. „Natürlich!"

„Was?" schnappte Severus.

„Der Todes-Reflektions-Spruch," sagte Minerva leise. „Wenn jemand dich verletzt, mit der Absicht, dich zu töten, wird der Spruch das genaue Gegenteil bewirken. Er wird körperlich sterben, aber seelisch weiterleben. Es ist schlimmer als der Tod." Ihre Augen verdunkelten sich. „Kaltes Feuer wird um den Platz herum brennen, und es wird nicht aufhören, bis die Person, auf die der Spruch ausgerichtet war, wieder erwacht. Nur wahnsinnig mächtige Zauberer können diesen Spruch ausüben."

Severus drehte sich um und schaute sich Harrys Körper an. „Lasst uns jetzt gehen," sagte er kurz angebunden.

„Ja," sagte Remus bestätigend und rempelte Sirius an. „Ich werde hier aufpassen, bring du Harry in Sicherheit."

Er schaute auf und sah die Straße entlang. Dort erblickte er einen Muggel, welcher die Zauberer mit offenem Mund anstarrte. Der Muggel rannte kreischend weg.

„Obliviate!"

Minerva legte eine Hand auf Sirius' Schulter, ergriff Severus' Hand und berührte den Portschlüssel, der sie nach Hogwarts transportierte.

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Er wachte in vollkommener Dunkelheit auf. Er konnte sehen, und er konnte fühlen, wie sein herz schmerzhaft gegen seine Brust schlug. Was war passiert? Sein Mund war offen, er versuchte, ihn zu schließen, aber er konnte es nicht. Was war los? Er konnte Feuer um sich herum spüren, es kam auf ihn zu. Aber er konnte sich nicht bewegen, er konnte nicht wegrennen. Er versuchte zu schreien, und für eine Sekunde dachte er, er hätte wirklich geschrieen, aber dann bemerkte er, dass es nicht so war.

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Vernon Dursley war wie immer wie ein Trottel und ein süßer Bursche in einem. Petunia Evans liebte ihn schon seit dem Moment, an dem sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Beide waren durch Dick und Dünn gegangen.

Sie konnte sich noch an einen Tag erinnern: Einen wunderschönen Sonntag im Frühling. Vernon hatte ihr damals gesagt: „Der Sommer ist zu heiß, der Winter zu kalt, der Herbst zu hässlich. Der Frühling ist einfach nur wunderbar. Lass es die Zeit sein, an dem wir einen bekommen können."

Als sie Dudley hatten, war ihr Leben perfekt. Er war das Symbol von beiden, das Resultat ihrer Liebe.

Und dann lag Harry auf der Türschwelle. Ihr längst verstauter Hass kroch wieder in ihr hoch. Sie wollte ein neues Leben beginnen, weit weg von ihrer Schwester und deren verrückten Welt. Und jetzt, nachdem sie die Evans-Familie verlassen hatte, um eine Dursley zu werden, verfolgte Lily sie weiterhin.

Ihr Mann verstand ihre Gefühle gegenüber diesen Zauberern und sie liebte ihn dafür, dass er sie nicht wegen ihrer unglücklichen Verwandtschaft zu diesen Leuten verließ. Er war mit ihr in der Zeit, wenn sie Harry am liebsten loswerden wollte, aber er hielt sie auf, etwas dummes zu tun. Er tröstete sie, er beschützte sie. Er half ihr immer und stoppte sie, wenn sie vor Wut kochte.

Sie hatte ein ungutes Gefühl, dass etwas Schlimmes passiert wäre. Sie entschied, nicht auf Vernon am Flughafen zu warten. Sie nahm mit Dudley ein Taxi um 3:15 und fuhr zum Ligusterweg 4.

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"VERNON! NEIN! VERLASS MICH NICHT! ANTWORTE MIR!"

Die Stimme weckte ihn. Alles um ihn herum war schwarz. Petunia. Seine Frau. Wo war sie? Petunia!

„VERNON!"

„Mama! Hör auf, das ist gefährlich!"

„Lassen sie mich durch! Gehen sie weg! Mein Mann ist da drin!"

„ICH WILL ZU MEINEM DADDY!"

„Das Feuer ist zu hoch. Ich kann sie nicht reinlassen. BRINGEN SIE SIE WEG!"

„VERNON!"

Petunia! Dudley! Er versuchte, sich zu bewegen, aber es war aussichtslos. Laute Schreie voller Angst drangen durch sein benebeltes Gehirn, und er schrie so laut er konnte, aber er wusste, dass niemand ihn hören konnte. Er fiel in einen Abgrund. Szenen aus seiner Vergangenheit rasten wie Filme in seinem inneren Auge vorbei, und er konnte es nicht stoppen. Es gab keinen Ausweg.

War es der Tod? Wenn es Tod war, dann war es schlimmer, als er je gedacht hatte, dass es das sein würde. Er konnte denken, und das war eigentlich auch alles, was er konnte. Sein Körper fühlte sich an, als wäre er ein langer Brocken Fleisch. Unbeweglich. Gelähmt.

Vor dem Haus, wo Feuerwehrmänner verzweifelt versuchten, das Feuer zu löschen, fiel Petunia in Ohnmacht. Wie ein giftiger Pfeil, der sich in ihr Herz bohrte, wurde ihr bewusst, dass der einzige Mann, den sie jemals geliebt hatte, sie verlassen hatte.

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So, wieder ein Kapitel da. Ich hatte es eigentlich vor 2 Tagen schon fertig, musste aber noch probelesen und die Review-Antworten schreiben...

Die letzten 3 Kapitel kommen wahrscheinlich alle in der letzten Dezemberwoche. Ich versuche, das 10. Kapitel noch in der nächsten Woche zu machen, da es nicht besonders lang ist. Mal schauen, was daraus wird.

Mal wieder ein großes Dankschön an alle Reviewer: Cho, Miss Granger, backblack, blub, Momochen, auxia, YanisTamiem, Kissymouse, Mona und GefallenerEngel.

an Mona: Er muss nicht jedes Jahr zurück, wenn Dumbledore eine Lösung findet...
Ja, ich wohne in A'burg und gehe aufs Dalberg... auf welche Schule gehst du? Ist ja cool, dass ich jemanden aus meiner Gegend treffe... :)