Teil 4: Das Schicksal erfüllt sich
Es schmerzt mein Herz euch beide so zu sehen, auch wenn er einer der schönsten seines Volkes war, so hat sein Tod auch dich mit sich genommen. Viele werden noch an seine Grabstätte pilgern, sein im ewigen Schlaf verharrendes Gesicht betrachten, doch selbst die Erinnerung an ihn wird eines Tages in den Menschen verblassen. Dieses Wissen sehe ich in dir, so wie ich deinen nahenden Tod sehe. Willst du hier sterben? Oder lieber in deine Heimat zurückkehren? Habe ich diese Gedanken laut ausgesprochen? Du siehst mich merkwürdig an, auch nach all den Jahren, in denen ich dich so gut kennen lernte, ist es mir nicht möglich den Ausdruck in deinen Augen zu deuten.
„Begleite mich nach Lórien, wo auch du erwartet wirst", flüsterst du mit Tränen erstickter Stimme und erhebst dich. Nicht länger sind deine Bewegungen elegant, noch sind sie anmutig. Nein, zerbrochen bewegst du dich, zerbrochen, so wie dein Herz. Schweigend folge ich dir, beobachte jeden deiner Schritte und auch wie du vor deinen Kindern stehen bleibst, sie aus grauen, toten Augen musterst. Wie von selbst gleiten meine Blicke zu deiner zweitgeborenen Tochter, auch sie beweint den Verlust ihres Königs.
Ich werde sie vermissen, denn es wird das letzte Mal sein, dass ich in ihre unergründlichen, blauen Augen blicken kann, dass einzig offensichtliche Zeichen darauf, dass sie kein sterbliches Blut in sich trägt, denn die spitzen Ohren werden von ihren lange dunklen Locken verborgen. Tränen stehen in meinen Augen, als wir uns von ihnen verabschieden, sie wissen, dass sie weder dich noch mich wieder sehen werden
„Der Zwerg, aber auch die Zwillinge werden deine Rückkehr erwarten", erklingt die Stimme meiner Tochter neben mir und ich sehe etwas überrascht auf, erkenne, dass sie es weiß, auch wenn niemals jemand darüber gesprochen hat. Nun, wie hätte es ihr auch entgehen können? „Auch ich werde dich begleiten, dies ist nicht meine Welt. Leb wohl, Mutter." Schon hat sie sich von mir abgewendet, umarmt den Abendstern meines Volkes ein letztes Mal und sieht uns lange hinterher, während wir die Stadt verlassen.
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Kaum sprechen wir während unserer Reise, nur das nötigste wird zwischen uns gewechselt. Jetzt, wo er tot ist, scheinst auch du mir bereits in den Tod zu driften, doch noch hält dich etwas zurück. Ein letztes Mal wirst du durch den goldenen Wald wandeln, wirst beobachten, wie das letzte Mal die goldenen Blätter fallen, und dann wirst du dich zur Ruhe betten, und meine Liebe und ich werden trauern, den Schmerz in unseren Seelen zulassen. Denn auch ihn kanntest du gut, auch wenn du es nicht weißt. Nie habe ich seinen Namen genannt, nie habe ich zugelassen, dass diese, mir so reine Liebe einen Makel bekommt. Sie hatte nie etwas mit dem zu tun, was zwischen deinem König, dir und mir bestand.
Immer tiefer gräbt sich der Gram in deine Züge, lässt dich immer blasser und vergänglicher erscheinen und ich sehe, dass die Sterblichkeit ihre Hände nach dir ausstreckt. Es tut weh, mehr als ich sagen kann, denn ihr beide wart mir Jahrelang treue Freunde und mehr. Und je mehr sich dein Herz verfinstert, umso leichter wird das meine, denn je näher komme ich dem, den ich Liebe und schon über sechzig Jahre nicht mehr sah.
Endlich erblicken wir den goldenen Wald in der ferne und ich spüre ein Unruhe in mir, wie schon lange nicht mehr und auch deine Züge erhellen sich, erhellen sich soweit, wie du es noch kannst, wie es dein Herz noch erträgt. Kurz vor der Grenze schwinge ich mich von meinem Ross und blicke mich aufmerksam um, suche die vertraute Gestalt. Auch tut trittst nun neben mich, gehst an meiner Seite zwischen den Bäumen hindurch, die wir beide lieben gelernt haben.
„Es ist so einsam hier." Deine Stimme hallt weit durch den Wald und ich zucke leicht zusammen, erschrocken, denn ich habe es nicht erwartet.
„Ja, das ist es", antwortet dir eine vertraute Stimme und ich glaube, du kannst mein Herz laut schlagen hören. „Sprecht, weswegen seid ihr in den goldenen Wald gereist? Weswegen stört ihr die Ruhe der Elbenstädte?" Wie kalt er klingt, wie abweisend. Habe ich einen Fehler begannen und ihn mit meiner Entscheidung verloren? Zittrig blicke ich mich um, suche in den Schatten nach einem Zeichen von ihm, während du nur schweigend an meiner Seite stehst, nach einer Antwort in deinem Inneren suchst.
„Mein Begleiter kam hierher, weil sein Herz ihn rief, so wie auch das meine, nur sind unsere Gründe nicht die Gleichen. Während sein Herz sich nach der Zukunft sehnt, ruft meines nach dem langen Schlaf des Vergessens, die Worte meines Vaters wahr zu machen", antwortest du kühl und deine Stimme klingt hohl und kalt.
„Du suchst also das Vergessen, Abendstern. Nun, der Cerin Amroth wartet auf dich, auf das die Niphredil und Elanor deinen kalten Leib umschließen können. Dir sei der Eintritt gewährt, wandele durch den Wald, bis dein Leben dich verlässt, bis das letzte Mal die Blätter fallen. Was deinen Gefährten betrifft…" noch immer hallen seine Worte laut durch den Wald und ich kann nicht hören, wo er bist. Angst kriecht in mir empor, wirst er mich abweisen? „… so freue ich mich, dass er endlich den Weg hierher fand." Ein Beben kann ich nicht verbergen, als ich seine Arme um mich fühle, und seine leisen Worte an meinem Ohr vernehme. Fast Zärtlich küsste er mich in den Nacken und ich sehe, wie du ihn überrascht musterst.
„Nie hätte ich gedacht, dass er es ist, der dich einfängt", sprichst du und zu dritt wandern wir hinein in das einstmals blühende Lothlórien. Sein Arm ist um meine Hüfte geschlungen und ich spüre seine Wärme und Liebe. Weiß er von meiner Tochter? Weiß er, wo ich die vielen Nächte verbrachte, in denen ich nicht mit Gimli auf Wanderschaft war? Noch bringe ich den Mut nicht auf es ihm zu sagen, auch wenn ich mir seiner Gefühle sicher bin, so ist es doch auch in unserem Volk ungewöhnlich, so wie das Schicksal des Abendsterns ungewöhnlich ist. Und für sechzig Jahre waren unsere Schicksale miteinander verwoben und werden es immer bleiben, denn die Frucht deines und meines Leibes wird mich in den Westen begleiten. Elronds einziges unsterbliches Enkelkind, denn weder Elladan noch Elrohir werden je Väter sein. Fast unsicher verschränke ich meine rechte Hand mit der meines Geliebten, während ich spüre, wie du nach meiner Linken greifst, sie Halt suchend umfasst. Ich spüre seinen neugierigen Blick und beginne leise zu erzählen, was die letzten Jahre passierte und wie es dazu kam, dass ich nun Vater bin, auch wenn es in dieser Welt niemals jemand außer uns erfahren wird. Seine Augen werden immer Großer, als er meinen Worten lauscht, so wie sich langsam ein müdes Lächeln auf deine blutleeren Lippen schleicht als ich dich an die vielen Nächte erinnere, in denen wir eins waren, in denen wir gemeinsam deine Liebe fast in den Wahnsinn trieben und dein zarter Händedruck versichert mir, dass es dich nicht stört, dass ich es ihm erzähle. Wieder sehe ich vor mir die starke Elbenmaid, die du so lange warst und nicht die gebrochene Witwe, die du nun darstellst.
„… und wie konntest du die Einsamkeit der letzten Jahr ertragen?", frage ich ihn mit leisem Schuldgefühl, welches sich bald zerstreut, als ich fühle, wie er mich näher zu sich zieht.
„Meine Brüder waren für mich da." Mehr antwortet er nicht, doch es reicht für mich zu verstehen und auch in deinen Augen blitzt so etwas wie Erkennen auf als du leise kicherst.
„Gibt es ein Tabu in dieser Hinsicht, dass nicht gebrochen wurde, von einem von uns?"
„Wohl nicht", antworte ich sanft und in diesem Augenblick bleiben wir auf dem Cerin Amroth stehen, blicken über den goldenen Wald hinweg. Es wirkt so verlassen, so einsam, genau wie dein Herz. Doch noch werden die Blätter nicht fallen, noch bleibt uns etwas Zeit und so wandern wir weiter. Keiner von uns weiß, wie viel Zeit wir mit leisen Gesprächen verbringen, oder den anderen etwas Freiraum lassen. Nicht mehr passiert als keusche Küsse und tröstende Umarmungen, denn zu mehr hat keiner von uns in seiner Trauer um dieses Land, um den König und um diese Welt mehr die Kraft. Denn es tut weh zu wissen, dass wir die letzten sind, die noch durch diese Weiten wandeln. Selbst mein Vater und Celeborn sind vor vielen Jahren schon gen Westen gesegelt. Diese Welt wird bald wahrlich den Sterblichen gehören.
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Doch irgendwann geht auch diese Zeit der Ruhe zu Ende und die ersten goldenen Blätter lösen sich von den Mallornbäumen, segeln leise zu Boden. In deinen Augen sehe ich, dass es für dich Zeit ist diese Gefilde für immer hinter dir zu lassen und mein Herz schmerzt, doch es war dein Schicksal, du hast es selbst erwählt.
„Was ist der Wunsch, den ich in deinen Augen lese?", frage ich dich sanft, während du dich auf dem Cerin Amroth niederlässt und meinen geliebten Elben und mich musterst. Du weiß, dass ich dir jeden Wunsch erfülle, der zu erfüllen in meiner Macht steht.
„Zeig mir ein letztes Mal die Schönheit der Liebe zweier Elben", bittest du und meine Liebe und ich verstehen deine Bitte, verstehen, wonach du dich sehnst. Ich, weil ich es in dir und Aragorn so oft gesehen habe, er, weil er es in seinen Brüdern sehen konnte. Lange blicken er und ich uns schweigend an, bis er sein silbriges Haupt neigt, signalisiert, dass er einverstanden ist. Entspannt lehnst du dich zurück, und bereits bei seinem ersten Kuss vergesse ich deine Anwesenheit.
Zu lange ist es her, dass ist seine warmen, weichen Lippen schmecken konnte, und so erwidere ich den Kuss feurig, voller Leidenschaft. Hungrig erkunde ich seinen Mund, spiele mit seiner Zunge, während er mich mit sich auf die Knie zieht. Seine Hände wandern über meinen Rücken, pressen mich nah an sich und ich kann fühlen, wie auch er mich schmerzlich vermisste. Schwer atmend müssen wir uns schon nach kurzer Zeit lösen, blicken einander in die Augen. Sein dunkles Blau ist nun aufgewühlt wie das Meer und ich meine mich in den Tiefen zu verlieren. Wieder finden sich unsere Lippen in einem Kuss als er beginnt meine Kleidung zu lösen, meinen Körper dem Mondlicht preisgibt. Auch ich zerre fieberhaft an seinen Gewändern, bis ich endlich seinen Körper vor mir sehe, nackt und erregt. Lächelnd fahre ich mit meiner Hand über seine Brust küsse ihn auf den Hals und beginne ihn zu erforschen. Seine Hände sind auch nicht untätig und schon kurze Zeit später bin ich nicht mehr n der Lage, mein Stöhnen zurückzuhalten. Noch immer kennt er jede Stelle meines Körpers, an der er mich berühren muss um mich immer weiter in einen Strudel aus Lust und Leidenschaft zu ziehen. Die ersten Küsse und Berührungen gleichen eher einem Kampf, doch bald bin ich es, der sich unterwirft, empfängt und sich unter den kundigen Händen zu winden beginnt. Wie ich ihn doch liebe… Hitze wallt in mir empor und ich keuche heftig auf, als ich seine Zunge an meiner Erregung fühle, spüre, wie er beginnt mich in den Wahnsinn zu treiben.
„Bitte… nicht aufhören…", bringe ich hervor und in diesem Moment lässt er von mir ab, sodass ich ihn wütend anfunkele. „Du bist unverbesserlich", knurre ich nur noch und schon bin ich über ihm, küsse ihn hart und fordernd, was er mit gleicher Kraft erwidert. Doch schon bald werden meine Küsse sanfter und auch seine Hände streicheln mich zärtlicher, nicht mehr so stürmisch. Nur widerwillig löse ich mich von seinen Lippen, setze mich auf und sehe ihm tief in die sturmgepeitschten Augen.
„Was willst du?" Meine Stimme klingt so anders als sonst, so, wie sie nur in seiner Nähe klingen kann, heiser, erregt, aber auch voller Liebe.
„Dich!" Mehr antwortet er nicht, mehr braucht er auch nicht zu antworten, denn ich weiß genau, was er meint. Mit einem lasziven Lächeln richte ich mich meinen Oberkörper auf, blicke ihm tief in die Augen, während meine Hände zu meiner Kehrseite wandern, einer meiner Finger seinen Weg in mich findet. Langsam bereite ich mich darauf vor, ihn in mir aufzunehmen, bereite mir selbst Lust dabei. Er beobachtet mich hungrig, seine Atmung geht schnell und ich kann die gespannte Erwartung in seinem kampferprobten Körper sehen.
Auch wenn ich ihn gerne noch länger hingehalten hätte, so wird mein eigenes Bedürfnis endlich mit meinem Geliebten zu verschmelzen immer und so lasse ich mich, fast schnurrend, auf ihm nieder, höre befriedigt, wie er aufkeucht und aus Reflex tiefer in mich stößt.
„Nicht so ungeduldig", tadele ich lachend und höre in diesem Moment wie du erstaunt nach Luft schnappst. Erst jetzt kommt mir wieder zu Bewusstsein, dass wir nicht alleine sind, weswegen wir dies tun und ich wende dir mein Gesicht zu. „Hast du wirklich geglaubt, nur weil ich Aragorn dies verweigert habe, dass ich es nicht zu schätzen wüsste?" Meine Frage ist leicht spielerisch und du lachst auf, während ich mich wieder auf meinen silberblonden Geliebten konzentriere, der beginnt unruhig zu werden. Seine Augen sind glasig und ich weiß, was er möchte und so beginne ich einen langsamen Rhythmus, den er schnell aufnimmt. Es dauert nicht lange, und ich werde schneller, unkontrollierte, aber er lässt mich Sterne sehen, nimmt mir meinen Selbstbeherrschung und ich spüre in mir, wie auch er seinen Beherrschung verliert, als wir beide zitternd unseren Höhepunkt erreichen. Ein wenig bedaure ich dies, zu gerne hätte ich ihm in die Augen gesehen, beobachtete, wie sich die Pupillen zusammenziehen und blicklos werden.
Noch immer keuchend löse ich mich von ihm, küsse ihn sanft auf die Lippen und sehe dann wieder zu dir. Meine Frage steht deutlich in meinen Augen geschrieben, doch bedarf es keiner Antwort, denn ich sehe die Tränen, die langsam ihren Weg deine Wangen hinunter finden.
„Danke", hauchst du und ich erhebe mich, setzte mich zu dir, schlinge meine Arme um dich und fühle dein seidiges Haar, dass meine Brust streichelt. „Sagt meinem Vater, dass ich ihn Liebe und auch…" Du kannst die Worte nicht sprechen, nach all den Jahren kannst du es immer noch nicht aussprechen, auch wenn wir beide es wissen.
„Ich werde es ihnen beiden sagen", verspreche ich dir und sehe, wie das Lächeln in deine Augen zurückkehrt.
„Auch du bist in deiner Liebe wunderschön, so wie sie es sind." Nun zieht ein leichter Rotschimmer über meine Wangen, denn deine Worte berühren mich tief.
„Aragorn und du, ihr hattet auch diese Schönheit inne, diese Gemeinsamkeit, diese Einheit", antworte ich dir sanft, fühle, wie mein Geliebter sich neben uns niederlässt, dir zärtlich die Haare aus der Stirn streicht. Deine Augen beginnen Blicklos zu werden, das leuchtende Grau wird stumpf, und ich weiß, dass dies der Augenblick ist, in dem deine Seele den Körper verlässt.
„Aragorn…", flüsterst du ein letztes Mal und dann erschlafft dein Körper in meinen Armen.
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Ich weiß nicht, wie lange ich in den Armen Haldirs weine, so wie auch er Tränen um dich vergießt. Doch du warst Glücklich in deinem Leben und diese Wissen erleichtert es uns, unsere Gewänder einzusammeln. Zärtlich betten wir dich auf dem Hügel zu deiner letzten Ruhe, sprechen ein letztes Gebet zu den Valar für deine Seele und verlassen diesen Ort für immer.
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Narwain: Vielleicht werde ich irgendwann die göttliche Gnade haben, und dir Verzeihen ;). Danke für dein Review, ich hoffe, dir hat dieser Teil gefallen ;).
Carestel: Danke für deine Reviews. Freut mich, dass ich dich überraschen konnte mit dem Pairing ;). Und es freut mich, dass du meinst, es wäre in dieser Variante oki ;). Den, den ich jetzt mir Legolas gepaart habe, gefällt mir viel besser ;)
Gwilith: wenige Bilder von diesem Pairing??? Ich habe doch einige ;). Und ich kann mich diesem Pairing einfach nicht entziehen, es gibt nur zwei Ficlets von mir ohne dieses Pairin ;).
