Disclaimer:
Harry Potter, Hermine Granger, Ron Weasley
und alle weiteren Charaktere gehören J.K. Rowling und nicht mir und ich
mache keinen Profit mit ihnen.
Die Homunculus sind Eigentum von Hiromu Arakawa.
Lethes, Achéron, Styx und alle weiteren Charaktere, die nicht in den Büchern vorkommen gehören mir.
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Draco Dormiens Nunquam Titilandus
- Schlafende Drachen soll man nicht wecken -
Harry Potter und das Geheimnis von Azkaban
Akt 1
Die Blutchroniken
Kapitel 1
Drohende Schatten
Sarah Gambon lief wie üblich die Trinity Street hinab, vorbei am St. Stephens College. Sie lief schneller als üblich und das war auch gut so, da sie sonst zu spät zum Vortrag kommen würde. Hermine würde sie gewiss umbringen, wenn Sarah schon wieder zu spät kommen würde, ein Umstand der die letzten drei Wochen immer häufiger eingetreten war. Eigentlich hatte Sarah nie große Probleme damit gehabt morgens zur rechten Zeit aus dem Bett zu kommen, meistens war sie sogar früher auf als nötig und hatte die zusätzliche Zeit für ein besonders ausgiebiges Morgentraining genutzt, als nur ihr übliches Jogging oder hatte sich ein herzhaftes Frühstück gegönnt, ein wenig Fernsehen geschaut oder noch ein wenig Fachliteratur gelesen, die sie zu lange hatte liegen lassen. Aber seit drei Wochen bekam sie nichts mehr auf die Reihe, sie verschlief regelmäßig kam mit ihren Arbeiten nur noch schleppend hinterher und hatte die eher ungewöhnliche Fähigkeit entwickelt morgens so zerstreut zu sein, dass sie begonnen hatte ihre Zauberumhänge unter Muggeln zu tragen und umgekehrt. Normalerweise machte Sarah keine Unterschiede wo sie was trug, dass war hier eigentlich egal, denn obwohl Cambridge fast ausschließlich von konservativen Muggeln bewohnt war, so scherte sich jedoch kein einziger darum wie man auftrat, solang man seine Aufgaben gewissenhaft erledigte. Das galt sowohl für ihre Arbeit am College als auch für ihren Nebenjob in einem Muggel-Café im Einkaufszentrum. Um in beiden Welten klar zu kommen brauchte Sarah auch die Möglichkeit in beiden sich ein Leben aufbauen zu können. Ihr Leben in der Welt der Magie bestritt sie zusammen mit einer Freundin als Assistentin von Professor Nicolas Flamel und ihr Leben als Muggel als Kellnerin in einem gut besuchten Coffee-Shop.
Nach zehn Minuten schnellen Laufens passierte Sarah das Kings College und bog an der Kreuzung rechts in die Silver Street ein. Während sie noch in Gedanken den heutigen Tagesablauf zurechtlegte, griff sie in die Innentasche ihrer dicken blauen Jacke und suchte deren Inhalt ab. Dass sie dabei fast bis zur Schulter in ihrer Tasche versank kümmerte sie, sowie die Passanten um sie herum, absolut nicht. Sarah hatte keine Zeit darauf zu achten nicht aufzufallen und genauso hatten die Einwohner von Cambridge, die um diese Zeit bereits unterwegs waren, weder Zeit noch Interesse daran auf sie zu achten. Meistens begegnete Sarah morgens immer den gleichen Leuten, überwiegend Geschäftsleute, die auf dem Weg ins Büro noch schnell in der kleinen Bäckerei auf der gegenüberliegenden Straßenseite vorbei schauten und dort einen Becher schwarzen Kaffee sowie einen Blaubeer-Muffin mitnahmen oder Rentner auf ihrem morgendlichen Spaziergang mit dem Hund.
Sarah fand nach einer Minute des Kruscheln und Kramens in den diversen Schubladen und Ablagefächern im innern ihrer Tasche endlich was sie gesucht hatte und zog erleichtert einen kurzen, braunen Holzstab hervor. Sie wand sich erneut nach rechts, bog jetzt in die Kings Lane ein, eine recht schmale Verbindungsstraße zwischen dem Queen's und dem King's College, die dabei einen kleinen Bogen um das St. Catherines College zog. Kaum war sie in die King's Lane eingebogen, klopfte sie mit ihrem Zauberstab beim vorübergehen gegen das Metall der ersten Straßenlaterne auf der rechten Straßenseite. Statt des üblicherweise zu erwartenden Tons, wenn Holz auf Metall schlug, erklang jedoch ein anderer Laut, eine Art klares Schwingen, als wenn man mit dem Finger über den Rand eines Glases fuhr. Sofort nach erklingen des Tons überquerte Sarah die King's Lane auf die andere Straßenseite und hielt jetzt auf die Tore des Queen's College zu. Sie reihte sich in eine Gruppe junger Leute ein, alle so um die Zwanzig, also in Sarahs Alter. Rasch steckte sie ihren Zauberstab zurück in ihre Tasche, kontrollierte noch einmal den Halt des Bands mit dem sie sich ihre Haare schnell zurück gebunden hatte, ehe sie den anderen durch das Tor zum Queen's College folgte. Wie die anderen Studenten durchschritt Sarah den hohen moosbewachsenen Steinbogen, der sich von der Umzäunung abhob und den Eingang zum Campus markierte. Anders als die anderen kam sie auf der anderen Seite des Bogens jedoch nicht heraus. Sie betrat nicht den Pflastersteinweg der über eine grüne Wiese und dicht bewachsenen, hohen Bäumen zum altehrwürdigen Queen's College hinaufführte. Zu diesem Zeitpunkt wusste sie noch nicht, dass sie nur noch einen Tag zu leben hatte.
„Zwischen Gedenken und Vergessen steht nur das geschriebene Wort. Bücher sind unsere Anker, ohne sie würden wir ziellos dahin treiben und weder lehren noch lernen. Sie sind Fenster der Vergangenheit, Spiegel der Gegenwart und Glanz in der alle Zukunft schimmert. Bücher sind Leuchttürme, die uns durch die finstere See der Jahrhunderte leiten." Professor Nicolas Flamel schlug mit seinem Zauberstab gegen die Tafel, worauf sich deren Inhalt löschte. „Das war's. Wir sehen uns nächste Woche in gewohnter Frische." Sofort brach die Stille und hunderte Stimmen erhoben sich gleichzeitig, begannen den Vortrag von eben und anderes zu diskutieren, planten das bevorstehende Wochenende und sammelten ihre Unterlagen ein. Es bildete sich ein kleiner Fluss aus flatternden Umhängen, als die Studenten sich um die Doppeltüren versammelten und langsam herausströmten.
„Eine großartige Vorlesung, Professor." sagte Sarah begeistert, eifrig dabei ihre eigenen Mitschriften zu sammeln und in einem Ablagefach mit der Aufschrift „Flamel" im innern ihre Tasche zu verstauen.
„Danke, danke, Miss Gambon." lachte Professor Flamel und zupfte fröhlich an seinem Bart. Professor Nicolas Flamel sah man sein beträchtliches Alter in keinster Weise an. Er war ein schlanker, normalgroßer Mann, der unter seinem schwarzen Zauberumhang einfache Lederhosen und ein weißes Leinenhemd trug. Sein braunes Haar war kurz geschnitten und zeigte an den Schläfen leicht graue Ansätze. Es war tatsächlich nur schwer zu glauben, dass er bereits mehr als sechs Jahrhunderte überdauert hatte. Und selbst in diesem weit fortgeschrittenem Alter konnte man nicht umher, ihn einfach als cool zu bezeichnen. Er hatte einen braunen dünnen Spitzbart, der leicht diabolisch aussah und mit dem er leidenschaftlich gern rumspielte, ihn zupfte, wenn er nachdachte oder einfach glatt strich, wenn er zufrieden war.
Sarah kroch derweil aus ihrer Tasche heraus, schloss die Schubladen und warf sich ihren Umhang wieder richtig um. Sie griff ihren Zauberstab und vollführte eine ausschweifende Geste, die den kompletten Raum umfasste. Ein warmer Windhauch durchzog den Vorlesungssaal und die Stühle in den hintersten Reihen rückten sich von selbst wieder korrekt an die Tischreihen und die Bänke der vorderen Plätze säuberten sich von diversen Papierresten und Abfällen, die während der Vorlesung entstanden waren.
„Danke, Miss Gambon." wiederholte Flamel noch einmal und begann dann selbst seine eigenen Sachen zu packen. „Sagen sie ..." begann er zögerlich. „Wissen sie was mit Miss Granger los ist? Es ist gar nicht ihre Art eine Vorlesung zu verpassen, schon gar nicht eine von meinen." Er lachte kurz, schenkte Sarah eines seiner Lächeln und wies seine Tasche und Materialien mit einem Schlenker seines Zauberstabs an, ihm zu folgen.
„Hermine?" wiederholte Sarah. „Tut mir Leid, Professor, ich weiß genauso viel wie sie. Wir wollten uns vor ihrer Vorlesung noch treffen und noch einmal den Ablauf für morgen durchgehen, aber sie kam nicht. Sie wird vielleicht krank sein." „Ja, das wird sie wohl." schloss Flamel und schritt gutgelaunt an seiner Assistentin vorbei. „Ist denn alles soweit fertig?" „Alles wie sie es gewünscht haben, Professor." nickte Sarah. „Wunderbar. Richten sie Miss Granger meine besten Genesungswünsche aus, ich hoffe sie wird uns morgen dennoch beiwohnen. Schließlich ..." Er lachte wieder. „... sind sie beide die fähigsten Assistentinnen, die ich die letzten dreihundert Jahre hatte."
Mit diesen Worten verließ Nicolas Flamel den Hörsaal. Sarah blickte ihm kurz nach, senkte dann aber doch nachdenklich den Kopf. Es sah Hermine tatsächlich nicht ähnlich zu spät zu kommen, geschweige denn überhaupt nicht zu erscheinen. Und das wo sich Sarah heute Morgen noch so beeilt hatte. Sie würde sie gleich nach der letzten Vorlesung besuchen und sich erkundigen. Und wenn sie wirklich krank war, dann brachte sie am besten noch eine kleine Aufmerksamkeit mit. Wenn Hermine morgen nicht dabei sein könnte, würde sie sich das selbst wohl nie verzeihen.
Es war früher Abend, als Sarah über den Campus der CUM (Cambridge University of Magic) lief und auf die Tore zu hielt. Gleich würde sie das Gelände über das Haupttor verlassen und auf der anderen Seite in der Muggelwelt hinauskommen. Das Versteck der CUM war eine Meisterleistung an magischen Könnens und hatte monatelang die Zeit des Zaubereizauberministeriums beansprucht. Jetzt war das College jedoch genauso gut versteckt wie Hogwarts und das Ministerium selbst und kein Muggel dürfte aus eigenen Kräften in der Lage sein diesen Ort zu entdecken. Der Trick war, dass das eigentliche College gar nicht in Cambridge lag, sondern gut versteckt in den Tälern der Berge zwischen Middlesbrough und Scarborough im nördlichen England. Umgeben von Wäldern und Bergen lagen dort noch einmal mächtige Schutzzauber, die das gewaltige College-Gelände schützten und für Muggel wie eine alte Schlossruine aussahen lassen. Das Haupttor der CUM war jedoch so verzaubert, dass jeder, der mit einem Zauberstab gegen eine bestimmte Straßenlaterne vor dem Queen's College schlug, beim Durchschreiten des Tors disapparierte und auf dem Campus der Universität wieder erschien.
Und so lief Sarah den Campus der CUM hinab und hielt wie gehabt auf das Haupttor zu. Als sie es passierte zerriss die Umgebung und schmolz zu einem Korridor aus Farben zusammen, durch den sie in unglaublicher Geschwindigkeit gezogen wurde. Genauso plötzlich wie sie auf der einen Seite verschwunden war, erschien sie wieder auf der anderen und trat aus dem Haupttor des Queen's College in Cambridge.
Die Sonne hatte bereits mit ihrem Abstieg begonnen und der Himmel hatte eine orangerötliche Färbung angenommen, durchsetzt mit einigen Wolkenschleiern. Sarah lief die King's Lane hinab und bog in die Silver Street ein, wo sie den direkten Heimweg antrat. Sie würde zu Hause schnell eine Kleinigkeit zu essen zusammenzaubern und sich dann auf den Weg zu Hermine machen, um den weiteren Ablauf für morgen durchzugehen. Heute sollte nichts mehr schief gehen. Auch jetzt wusste Sarah Gambon nichts davon, dass sie jeden Moment sterben würde.
Die Straße verengte sich langsam zu einem einzigen Asphaltstreifen, der links und rechts von Nebelschleiern begrenzt wurde, die plötzlich aufgezogen waren. Sarah kümmerte sich nicht darum. Nebel gehörte in dieser Jahreszeit und vor allem zu dieser Uhrzeit zu den natürlichsten Dingen der Welt. Es roch nach nassem Grün, also musste Sarah mittlerweile in die Nähe des Flusses gekommen sen. Alte Bäume hoben sich aus dem Nebel ab, hin und wieder blitzte der Scheinwerfer eines vorbeifahrenden Autos auf, ansonsten herrschte angenehme Ruhe und Stille. Zu dieser Zeit waren nicht mehr viele Leute unterwegs, wenn dann auf dem Heimweg von der Arbeit. So langsam wurde es auch kälter. Von jetzt auf gleich fröstelte es Sarah und sie hielt kurz an und holte aus dem Innern ihres Umhangs die Jacke ihres Lieblingsjogginganzugs. Sie zog ihren Umhang aus, schlüpfte in die Jacke und stopfte den Umhang in die beiden Vordertaschen, ehe sie den Reißverschluss zuzog und sich die Kapuze aufsetzte. Die Taschen der Jacke waren zwar nicht magisch vergrößert, trotzdem passte der Umhang ohne weiter zu stören hinein. Zuerst genoss Sarah die Wärme, doch auch das half nicht lange, die plötzliche Kälte wurde immer stärker, aufdringlicher. Eine Gänsehaut breitete sich ihre Arme hinunter aus und ein eisiges Kribbeln sammelte sich in ihren Fingerspitzen. Einen Moment wünschte sie sich, sie hätte auch noch ihre Handschuhe mitgenommen. Mit zunehmender Kälte wuchs auch das unangenehme Kribbeln und die Gänsehaut beschränkte sich nicht mehr nur auf ihre Arme und Hände, sondern breitete sich jetzt in ihrem ganzen Körper aus. Auf einmal bemerkte Sarah, dass es gar nicht so still war, wie sie geglaubt hatte. Sie hörte das Rascheln der Blätter, als der kühle Wind durch die Kronen streifte. Sie hörte irgendwo in der Ferne einen Hund bellen. Die Sonne hatte sich mittlerweile komplett hinter den Horizont verzogen und erste Sterne zeichneten sich am Nachthimmel ab. Der Nebel war mittlerweile so dicht, dass nicht mal mehr Sarahs Atem in der Kälte davon zu unterscheiden war. Sie beschleunigte ihre Schritte. Sie atmete tief und regelmäßig, doch sie spürte jetzt deutlich, wie sich der Druck in ihrer Brust staute. Etwas lies ihren Atem stocken. Ein unbeschreibliches Gefühl von Hoffnungslosigkeit jagte ihr wie eine Armee von Spinnenbeinen den Rücken hinab, ein Gefühl, als würde sie nie wieder glücklich werden. Und dann sah sie sie.
Zwei Gestalten tauchten vor ihr aus dem Nebel auf. Undeutlich und verschwommen flimmerten sie, als wären sie nur Trugbilder, die im Begriff waren zu verschwinden. Ein klares Gefühl von Angst, gefolgt von Panik machten sich in ihrem Körper breit, als die Dementoren ihr entgegenkamen. Sarah konnte ihre Schritte nicht hören. Wie zum Leben erwachte Schatten glitten die beiden Geschöpfe auf sie zu, flankierten sie zu beiden Seiten und zwangen sie anzuhalten. Sarah setzte vor Schreck einen Atemzug aus und ihr Blick huschte nervös zwischen den beiden Dementoren hin und her. Sie hörte jetzt Stimmen in ihrem Kopf. Schreie, die ihre Panik nur noch mehr steigerten. Ihr wurde schwindelig und sie ging in die Knie, stützte sich verwirrt mit einer Hand auf dem Boden ab und holte Luft, versuchte Worte zu sammeln, versuchte etwas zu sagen. Ein weiteres Geräusch durchriss die grauen Nebelschwaden um sie herum und eine dritte Gestalt erschien. Endlich fand Sarah Kraft um zu reden.
„Wer - Wer sind sie?" presste sie keuchend hervor und bemühte sich nicht zu weinen. Ihr Versuch misslang und ein paar einzelne Tränen traten ihr in die Augen und rannen ihre Wangen hinunter. Die dritte Gestalt lachte. Der Stimme nach zu schließen war es eine Frau.
„Es tut mir leid." sagte sie. „Ich kann leider nicht zulassen, dass du und deine Freundin weiterhin Professor Flamel assistiert." „Aber ... wieso -" rief Sarah und brach endgültig in Tränen aus. Im selben Moment blitzte etwas vor ihr auf und traf sie genau zwischen den Augen. Sie spürte wie es ihren Kopf durchbohrte und etwas heißes ihre Wangen hinab lief. Es war Blut. Ihr Blut.
„Warum ..." weinte Sarah, als ein zweites Mal etwas auf sie zu schoss, ihre Haut und Fleisch durchschnitt und ihre Knochen sauber zerteilte, wie ein heißes Messer dass durch Butter schnitt. Die zwei Dinge, die sich in ihren Kopf gebohrt hatten, zogen sich zu der unbekannten Gestalt zurück. Sarah starrte sie mit angsterfüllten Augen an, als ein drittes Mal etwas auf sie zu schoss und diesmal gleich fünf dieser Dinge ihren Körper durchstießen. Diesmal bohrten sie sich durch ihre Brust. Ihr Körper wurde rückwärts geschleudert und Sarah lag tot am Boden. Die Dementoren glitten zurück zur der Gestalt und alle drei verschwanden genauso schnell und leise wie sie erschienen waren. Der Nebel lichtete sich. Eine Gestalt lag reglos am Boden. Eine Lache Blut breitete sich langsam unter ihrem Körper aus.
