Draco Dormiens Nunquam Titilandus
- Schlafende Drachen soll man nicht wecken -
Harry Potter und das Geheimnis von Azkaban
Akt 1
Die Blutchroniken
Kapitel 5
Ausbruch und Schulanfang
Die Kutschen rollten durch das Schlosstor. Mulmig betrachtete Ron das Gewitter, das sich über dem Schloss zusammenbraute. Windböen peitschten gegen die Wagen und brachten diese immer wieder vom Weg ab. Regen setzte langsam ein und schnell war die Sicht auf das hell erleuchtete Hogwarts verschwommen. Die Lichter des Schlosses schimmerten durch die verregneten Fenster der Kutschen und entlockten Ron ein tiefes Seufzen. Es blitzte. Sekunden später erklang ein lautes Donnergrollen. Das Gewitter war genau über Hogwarts angekommen und entwickelte sich schnell zu einem handfesten Sturm weiter. Mit einem Ruck hielten die Kutschen vor der breiten Steintreppe an, die hinauf zu den schweren Eichentoren führte. Die Kutsche war die erste gewesen, hinter ihnen befand sich eine lange Karawane der restlichen Wagen und Ron und Hermine hasteten schnell die bereits nassen Stufen hinauf und erst in der gewölbten, fackelbeleuchteten Eingangshalle und der Marmortreppe hielten sie an.
„Ich hasse Regen." meckerte Ron und wischte sich die durchnässten, feuerroten Haare aus dem Gesicht. Hermine legte ihren Umhang ab und zog ihren Zauberstab. Sie schnippte damit einmal aus dem Handgelenk und ein warmer Wind blies aus der Spitze. Sie fuhr damit einmal über ihren Umhang und er war trocken. Sie verfuhr genauso mit ihren Haaren und Klamotten, warf sich ihren Umhang wieder um und steckte ihren Zauberstab wieder weg.„Miss Granger! Mr. Weasley! Ein wenig Beeilung, bitte!" rief eine vertraute Stimme. Beide wandten ihre Köpfe die Treppe hinauf. Oben stand Professor McGonagall. Sie hatte sich kein bisschen verändert. Sie trug noch dieselbe Brille mit den viereckigen Gläsern und tief dunkelblaue Gewänder, sowie einen Hexenhut.
„Guten Abend, Professor." grüßte Hermine freundlich und sie beide liefen die Treppen hinauf. Professor McGonagall wank ab. „Wir haben später noch genug Zeit um Höflichkeiten auszutauschen. Sie gehen direkt in die große Halle an den Lehrertisch. Und was sie betrifft, Mr. Weasley. Wir hatten da eine kurzfristige Änderung im Lehrplan, sie sollten sich also sofort mit Professor Dumbledore in Kontakt setzen." „Err - Ja - Natürlich, Professor, aber -" „Keine Zeit, Ron! Du hast gehört was Professor McGonagall gesagt hat!" sagte Hermine bestimmt und schob den Rothaarigen vor sich hin. Beide betraten über eine Seitentür die Große Halle. Wie üblich schimmerten die vier Haustische vor goldenen Kelchen und Tellern und unzählige Kerzen schwebten über ihnen. Hermine zog Ron direkt in Richtung der fünften Tafel, wo bereits einige Lehrer den Haustischen zugewandt saßen.
„Miss Granger!" rief eine fröhliche Stimme und Nicolas Flamel stand von seinem Platz auf und lief ihr entgegen. „Ihnen geht es gut, wie ich sehe. Welch große Freude sie wohl auf zu sehen. Tragische Geschichte, das mit Miss Gambon, wirklich tragisch. Umso glücklicher bin ich, dass sie wohl auf sind." Ron blieb stehen und sah zu wie ein großer Zauberer mit Spitzbart und einem dunkelviolettfarbenen Umhang Hermine kurz drückte.
„Professor Flamel." sagte Hermine und sah zu ihm auf. „Vielen Dank. Es tut mir ja so leid, was mit Sarah -" „Nein, Miss Granger, dies ist ihr großer Tag. Das, was mit Miss Gambon passiert ist, ist sehr traurig, aber sie würde gewiss nicht wollen, dass sie an diesem Tag trauern. Kommen sie, kommen sie. Setzen sie sich."
Nicolas Flamel führte Hermine zum Lehrertisch. Ron folgte ihnen schweigend, suchte den Lehrertisch nach bekannten und unbekannten Gesichtern ab. Es waren recht viele Plätze am Tisch frei. Hagrid war noch mit den Erstklässlern beschäftigt, so viel war klar. Ein freier Platz gehörte Hermine, der andere war vermutlich für Sarah Gambon gewesen. Nicolas Flamel setzte sich gerade wieder auf seinen eigenen Platz, gleich zur rechten Dumbledores. Zu seiner linken saß für gewöhnlich Professor McGonagall, aber auch ihr Stuhl war im Moment noch frei. Auf einem Stapel Kissen saß der kleine Professor Flitwick, der Lehrer für Zauberkunst, daneben die dickliche Professor Sprout, Lehrerin für Kräuterkunde, deren Hut, wie immer, etwas schräg auf ihrem grauen Haar saß. Am linken Tischrand saß, aalglatt und schwarz gekleidet, wie immer, Professor Snape und schoss Giftblicke in ihre Richtung. Neben Professor Sprout saß Professor Sinistra, der Astrologielehrer, daneben die Lehrerin für Wahrsagen Professor Trelawney und wiederum daneben, am Tischrand, der freundliche Zentaur Firenze. Ja, es hatte sich nichts verändert, alles beim alten. Ron folgte Hermine zum Tisch, wo sich gerade Dumbledore erhoben hatte und ihr die Hand schüttelte.„Miss Granger." sagte er über seine Halbmondgläser hinweg lächelnd. „Welch überaus große Freude, sie wieder zu sehen." „Danke Professor, es freut mich auch wieder hier zu sein." „Ah und Mr. Weasley." rief er und schüttelte auch Rons Hand. „Ich war überrascht, als ich hörte, sie würden auch kommen. Wie schön sie wieder zu sehen." Dumbledore drehte sich zur Seite. „Nicolas, dies hier ist Ronald Weasley, einer der besten Freunde von Miss Granger und ein herausragender Schachspieler." „Natürlich." grinste Flamel. „Miss Granger hat natürlich von ihnen erzählt. Sie sind jetzt beim Ministerium, wie ich höre. Welche Abteilung?" „Magische Strafverfolgung, Sir." antwortete Ron, immer noch Flamels Hand schüttelnd. „Strafverfolgung, tatsächlich? Wissen sie, Dumbledore und ich, wir haben noch eingehend bei den Gesetzesentwürfen mitgewirkt. Was führt sie zu uns, mein Lieber?" „Nun, ich -" „Mr. Weasley ist hier um den Schutz von Miss Granger zu gewährleisten." antwortete Dumbledore an Rons statt. „Zu schützen? Vor wem?" fragte Flamel, immer noch Rons Hand schüttelnd. „Vor Dementoren, Professor." sagte Hermine. „Heute Morgen wurde ich von zwei Dementoren überfallen. Ron hat mir geholfen und ... nun ja ... jetzt ist er hier." „Nein wirklich? Dann sind sie ja ein richtiger Held, Mr. Weasley." sagte Flamel und verfestigte seinen Griff ein wenig, während er weiter Rons Hand schüttelte. „Professor Dumbledore?" fragte Ron. „Professor McGonagall meinte ich solle sie aufgrund einer Lehrplan Änderung ansprechen?" „In der Tat ist es so, dass wir einige kurzfristige Änderungen vornehmen müssen." begann Dumbledore sofort. „Da Miss Gambon leider nicht mehr zu uns stoßen wird sieht es ganz so aus, als bräuchten wir eine Aushilfskraft für 'Verteidigung gegen die Dunklen Künste' bis wir geeigneten Ersatz gefunden haben. Sehen sie, Mr. Weasley, während Miss Granger in Professor McGonagalls Unterricht mitwirken wird, wird Professor Snape neben Zaubertränke auch 'Verteidigung gegen die Dunklen Künste' übernehmen, wo er Miss Gambon unterstützen sollte. Professor Snape allein kann keine zwei Fächer übernehmen, also hätte ich sie gerne in dieser Stelle gewusst." Ron, immer noch mit Flamels Hand beschäftigt, erbleichte und sein Mund klappte auf.
„Sie meinen ... ich soll -" „Professor Snape assistieren, bis eine geeignete Stellenbesetzung gefunden wurde, ja. Ich bin sicher, die Erfahrung, die sie mittlerweile haben, dürfte ihnen sehr zu gute kommen." „Ich - ähm ..." „Los, Ron. Sag schon ja." flüsterte Hermine ihm zu. „Nun, also ... gern, Sir, aber -" „Vortrefflich." rief Dumbledore. „Dann werde ich gleich morgen Madam Bones einige Zeilen schreiben." „Wenn sie beide sich jetzt setzten würden." sagte Professor McGonagall und stand plötzlich hinter den beiden. In ihren Händen hielt sie einen dreibeinigen Stuhl, auf dem ein alter, zerzauster Hut lag. Ron schwieg, starrte blass an einen Punkt an der Wand über Dumbledores Kopf.
„Professor Flamel, könnte Ron seine Hand wiederbekommen? Danke." lachte Hermine und zog Ron mit sich. Flamel schenkte den beiden ein Lächeln, ehe er zurück in ein Gespräch mit Dumbledore sank. Ehe Ron das verarbeitet hatte, was eben geschehen war, wurde er von Hermine auf einen Stuhl gedrückt, bevor sie selbst sich neben ihn setzte. Als letzter setzte sich Hagrid, groß, schwarzbärtig und zottelig wie immer, zu Hermine und Ron und schenkte den beiden ein freundliches Lächeln eher Professor McGonagall sich laut räusperte und den dreibeinigen Stuhl vor dem Lehrertisch aufstellte. Die Große Halle hatte sich bereits mit Schülern gefüllt und die neuen Erstklässler standen in einer Linie aufgereiht vor dem Lehrertisch. Es war ein sehr merkwürdiges Gefühl einmal auf der anderen Seite der Halle zu sitzen und auf die Schüler hinab zusehen, statt umgekehrt. Nur langsam erwachte Ron aus seinem Schock und blickte auf die Schüler hinab. Im selben Moment fing der alte Hut auf dem Stuhl an sich zu regen:
Vor langer Zeit, so eintausend Jahr',
da gab es hier in diesem Land
zwei Hexen und zwei Zauberer,
geeint durch ein enges Band.
Ein Band der Freundschaft und eine Idee,
von einer Welt voller Magie.
Da saß ich auf des Goddric's Kopf,
er und seine drei Freunde dann,
die zogen in die Welt hinaus
und fassten einen kühnen Plan.
Eine Schule sollte her, ganz allein
für junge Hexen und auch Zauberer.
Dort sollten sie lernen, tag ein und aus,
die Kunst der Magie und des Tränke Brauens.
Mit Ruhm in aller Welt als Ziel,
bauten sie Hogwarts an dieser Stell'.
Geeint durch ihr Ziel, hätt' niemand geahnt,
was die Geschichte bereithält,
für die vier an jenem Tag.
Am Tage wo es gab nen' Streit,
so bitter, dass er die Gründer entzweit.
Anfangs da war der Streit noch klein,
und die Schüler kamen in die Schule rein.
Da sagte Slytherin, die list'ge Schlange:
„Nur die mit reinem Blut ich verlange!"
Die Ravenclaw, der schlaue Adler,
die sagte: „Nur die mit Klugheit im Charakter!"
Gryffindor, das wilde Löwentier,
der meinte: „Nur die mit Mut will ich hier!"
Die Hufflepuff, der flei'ge Dachs,
die sagte: „Ich hab hier für jeden Platz!"
Nun seht die Häuser der Schule hier,
sie tragen die Namen der Hogwarts Vier.
So kommt jeder mit Tapferkeit und Mut,
nach Gryffindor, so sagt's der Hut.
Die hilfreichen, treuen und guten Seelen,
die soll'n ruhig nach Hufflepuff gehen.
Kluge Köpfe, die sind ganz weise,
bei denen endet in Ravenclaw die Reise.
Die reinen Blutes, voll List und Tücke,
ohne Umschweife ich nach Slytherin schicke.
So sprech' ich die Wahrheit, jedes Jahr nun aus,
denn ich allein verteil euch in euer Haus.
Entscheiden tu ich, mit dem Geiste der Vier,
denn ich sag's euch, der steckt in mir.
Und mit dem Wissen, in mir vereint,
da kann ich sehen, wer ihr seid.
Tretet vor und seid bereit,
habt keine Angst, ich weiß Bescheid.
Ich seh' mir jeden einzeln an
und kann euch sagen, wohin sodann.
Ob Schlauheit, ob List oder Treue und Mut,
das überlasst mir, dem sprechenden Hut.
Der Sprechende Hut verstummte und in der Großen Halle brachen Jubel und Beifall aus. Professor McGonagall entrollte ein langes Pergament und begann die Namen der Erstklässler zu verlesen. Der Reihe nach kamen sie vor und setzten den Sprechenden Hut auf. Dieser verstummte für einen Moment und rief dann den Namen des Hauses laut aus. Als alle verteilt waren, begann das Festessen. Noch während sich die Tische von selbst mit den wunderbarsten Speisen füllten und sich die Schüler ihre Teller mit Essen beluden, zog das Gewitter weiter, in Richtung eines anderen Schlosses.
Die verbotene Insel Azkaban war einer jener Orte, die für Muggel außerhalb des Begreifbaren lagen. Und selbst wenn sie von Muggeln in irgendeiner Art und Weise wahrgenommen oder gefunden werden würde, sie würden sie trotz allem nicht betreten wollen. Niemand will das. Sie änderte ständig ihren Standort und niemand, der nicht ein Mindestmaß an magischem Können besaß konnte sie erreichen. Und selbst mit Magie, war es kein leichtes die Insel Azkaban zu finden. Die Insel war groß genug, dass ganz London problemlos auf ihr Platz gehabt hätte und selbst dann wäre noch genug Platz gewesen. Umwuchert von dichten Wäldern stellte Azkaban wohl die größte Festung der magischen Geschichte dar, sah man von Hogwarts und Gringotts ab.
Der Wind trieb kalte Luft in die winzige Zelle, doch Lucius Malfoy kümmerte das nicht. In Azkaban herrschte Dauerkälte. Es war egal ob Frühling, Sommer oder Herbst. Im innern der Festungsmauern herrschte das, was die Insassen gern als 'ewigen Winter' bezeichneten. Durch das schmale vergitterte Fenster unterhalb der Decke schien Mondlicht herein. Der Wind von draußen war kälter geworden, das bedeutete es zog ein Unwetter auf. Normalerweise spürte man keinen Unterschied zwischen der Kälte hier und der Kälte draußen, doch Lucius besaß selbst drei Jahre nach Fall des Dunklen Lords noch die feinen Sinne, für die er vom Dunklen Lord bevorzugt worden war. Der größte Unterschied von der Luft draußen und der drinnen, war der Geruch. Die kalte Luft außerhalb von Azkaban brachte stets einen Duft von Leben mit, von den umliegenden Wäldern, während die kalte Luft innerhalb der Festung durchsetzt war vom Gestank des Todes. Ein weiterer gravierender Unterschied war die Art, wie die Kälte erschien. Die natürliche Kälte von außerhalb legte sich auf die Haut und drang dann von außen in den Körper ein. Die künstliche Kälte der Dementoren, die Kälte des Todes, kam von innen heraus. Sie begann im Herzen, in dem jedwede Hoffnung eingefroren wurde und arbeitete sich nach außen vor, wobei sie jede glückliche Emotion austrieb und jede andere Art von Gefühl im Keim erstickte.
Lucius wusste nicht, wie viele Dementoren sich noch in Azkaban aufhielten. Es waren weit weniger als früher, aber allzu viele brauchte man auch gar nicht um die Sträflinge unter Kontrolle zu halten. Nach dem Fall des Dunklen Lords, waren einige zurückgekehrt, da sie hier noch immer Nahrung in Form von Häftlingen fanden. Nur allzu bereitwillig nahm das Ministerium die Dementoren wieder in seine Dienste. Im Hochsicherheitstrakt waren es meist nur drei dieser Geschöpfe. Ständig glitten sie die Gänge auf und ab, machen kurz vor den Gitterstäben halt und besahen sich die vielen Häufchen Elend im innern der Zelle.„Lucius! Lucius!!" rief eine Stimme und der Todesser hob langsam den Kopf. Dementoren sprachen für gewöhnlich nicht. Und selbst wenn. Kein Dementor würde eine solche Stimme besitzen. So hoch, so unterwürfig, ganz wie die von -
„Wurmschwanz!?" krächzte Lucius und verstummte augenblicklich wieder. Er hatte solange nicht gesprochen, dass es ihn selbst erschauderte wie heißer seine Stimme von der ständigen Kälte war. Vor den Gittern seiner Zelle kniete Peter Pettigrew, von Todessern und seinen ehemaligen Freunden nur Wurmschwanz genannt, und versuchte seinen fetten Kopf durch die Stäbe zu quetschen. In einer einzigen Bewegung verblasste der etwas korpulentere Mensch und eine Ratte kroch an seiner statt durch die Gitterstäbe, die unmittelbar vor Lucius wieder die Gestalt eines Menschen annahm.
„Lucius!" quietschte er aufgeregt. „Komm! Beeil dich! Wir müssen fliehen!" „Fliehen!? Wurmschwanz, wie in Voldemorts Namen, bist du aus deiner Zelle entkommen!? Ich kann mich täuschen, aber werden Animagi seit Blacks spektakulärer Flucht nicht in Spezialzellen gehalten!?" Lucius schämte sich selbst dafür, wie erbärmlich das gerade aus seinem eigenen Mund gekommen war. Keineswegs so spöttisch, wie es beabsichtigt war.
„Nein, sie lassen uns frei Lucius! Sie haben uns raus gelassen!" rief Wurmschwanz und zog Lucius hüpfend auf die Beine. „Wer sind sie!?" knurrte Lucius über das kindische Verhalten des Todessers und warf einen Blick aus seiner Zelle.
„Die Dementoren, Lucius." sagte eine weibliche Stimme und Bellatrix Lestrange legte ihre Hände auf die eiskalten Gitterstäbe seines Kerkers. „Bella?" sagte Lucius und schritt zu den Gitterstäben. „Was soll das heißen die Dementoren lassen uns frei!?" „Sieh selbst." antwortete sie und trat einen Schritt zur Seite. Lucius presste sein Gesicht an das Gitter und sah wie ein einziger schwarzer Schatten auf seine Zelle zu schwebte. Eine fleischige, verwesende Hand glitt aus den weiten, wogenden und zerfetzten Roben des Dementors und vollführte eine Geste. Der Umstand, dass die Zellen keine Türen besaßen erübrigte sich, als die Gitterstäbe urplötzlich nachgaben. Als wären sie nicht existent und nur aus Luft fiel Lucius durch die Gitter hindurch und landete kurz vor Bellatrix auf dem Boden. Eine Ratte sprang durch die Stäbe und erneut wuchs Wurmschwanz wieder zu seiner menschlichen Gestalt heran. Lucius erhob sich und blickte erst zu Bellatrix, dann zu dem Dementor.
„Wieso!? Was hat das zu bedeuten?" „Ist das denn so wichtig?" Weder Wurmschwanz noch Bellatrix hatten geantwortet, dafür eine vierte unbekannte Person, die langsam hinter dem Dementor hervortrat. Es war eine Frau mit mittellangen, welligen, schwarzen Haaren mit einem leichten Braunen schimmern. Sie hatte einen blassen Teint und schwarze Augen. Sie trug ein schwarzes Abendkleid aus Satin, eine Corsage mit weiten Chiffon-Ärmeln, die dem ganzen eine modische Crash-Optik verpassten. Der Miederbund war mit einer blickdichten Blende unterlegt. Das Kleid besaß einen abgerundeter Saum und war hinten ein klein wenig länger als vorn. Das Kleid schimmerte im Mondlicht in einem dunklen Moosgrün, passend dazu trug sie dezenten ebenfalls schwarzgrünen Lippenstift. Besonders auffällig war eine Art kreisrundes Tattoo oberhalb ihres Ausschnitts. Als sie auf die drei Todesser zukam, erkannte Lucius elegante schwarze Lederstiefel, deren Absätze geräuschvoll in den feuchten Kerkermauern widerhallten. Lucius Blick verfinsterte sich.
„Und sie, meine Teure, sind wer?"fragte er und bemühte sich nicht ganz so, wie ein erkälteter Frosch zu klingen, was sich bei heiser Stimme und steter Kälte nicht allzu einfach gestaltete.
„Ich ... bin die neue Lust." antwortete die Unbekannte und zeigte ein verführerisches Lächeln. Lucius steinerner, skeptischer Blick lockerte sich etwas. Bellatrix Lestrange verschränkte die Arme vor der Brust und musterte die Frau eingehend. Wurmschwanz versuchte hingegen einmal nicht wie ein unfähiger, fetter Feigling zu wirken, was ihm jedoch deutlich misslang. Die Fremde lächelte weiter.
„Darf ich die Dame und die Herren bitten mir zu folgen?" sagte sie in einer ruhigen verführerischen Stimme und drehte sich langsam um. Sie schritt los. Zögernd folgten ihr die Todesser, der Dementor schloss hinten auf.
Lucius, Bellatrix und Wurmschwanz ahnten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sie in wenigen Stunden sterben würden.
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Lust entspricht dem englischen Wort für Wollust. Ich bleibe jedoch bei der japanischen Aussprache, d.h. Lust wird „Rast-o" bzw. „Last-o"ausgesprochen.
Alex Black5: Harry wird noch kommen, aber erst zu einem späteren Zeitpunkt. Im Original heißt es Azkaban, im Deutschen heißt es Askaban. Ich verwende die englische Variante, die Aussprache bleibt bei beiden gleich.
pathie12000: Sorry, hatte ich übersehen. Anonyme Reviews sind erlaubt.
