Draco Dormiens Nunquam Titilandus

- Schlafende Drachen soll man nicht wecken -

Harry Potter und das Geheimnis von Azkaban

Akt 1

Die Blutchroniken

Kapitel 7

Die erste Stunde

„Verteidigung gegen die Dunklen Künste gehört zu wichtigsten und gefährlichsten Fächern, wie sie in ihren vergangenen fünf Schuljahren sicherlich bereits festgestellt haben." sagte Snape mit seiner bekannt anteilnahmslosen Stimme und schritt vor der Tafel auf und ab. Er tat dies so selbstsicher das er es allein mit seinem Blick schaffte die Klasse unter Kontrolle zu halten. Ron saß hinter dem Lehrerpult und war bereits jetzt, wo Snape erst die Anwesenheitsliste verlesen hatte, durchgeschwitzt und sein Herz pochte, wie schon lange nicht mehr.
„Diejenigen von ihnen, die aus ihren ersten beiden Schuljahren vielleicht schon einmal das zweifelhafte Vergnügen hatten Mr. Weasley hier, oder seinem ständigen Begleiter Mr. Potter, begegnet zu sein, rate ich daher trotzdem dem Unterricht ordentlich zu folgen. Auch wenn es nur Mr. Weasley ist, und seien sie versichert, ich verstehe ihre Bedenken durchaus, so ist er trotz allem ihr Lehrer und sie werden ihn wie es sich gehört mit 'Professor' oder 'Sir' ansprechen. Haben sie das verstanden?" Ein zustimmendes Raunen ging durch die Klasse. Snape schürzte Lippen. „Ich fragte: Haben sie das verstanden!?" wiederholte er mit drohendem Blick. „Ja, Professor Snape." antworteten die Fünftklässler im Chor und verstummten augenblicklich wieder.
„Nun denn." Snape fuhr herum und schritt katzengleich zur Tür. „Viel Glück, Professor. Sie werden es brauchen." zischte er Ron noch zu und der Rothaarige sah deutlich eines von Snapes patentierten 'Ich-werde-dich-um-jeden-Preis-fertigmachen-und-wenn-es-das-letzte-ist-was-ich-tue'-Blick. Ron starrte einige Momente noch auf die Tür, die Snape hinter sich geschlossen hatte und spielte in Gedanken damit ihn mit Gelbsucht zu verfluche und ihn danach noch tüchtig zu beleidigen. Zumindest letzteres erledigte die Klasse allerdings für ihn.

„Falsche Schlange." „Mistkerl." „Idiot." riefen drei Schüler aus der hintersten Reihe. Ron sah sie nicht an, nickte stattdessen nur und meinte: „Ihr habt 'Fieses Schwein', 'Drachengesicht' und 'Stinktier' vergessen. Allgemeines Gelächter. Lautes Gelächter. Erst jetzt realisierte Ron, was er da gerade gesagt hatte und drehte sich langsam zu seiner Klasse um.
„Ehm ..." begann er, doch eine Wortmeldung unterbrach ihn. „Err, ja. Sie da, in der dritten Reihe mit dem Pferdeschwanz." „Professor, haben sie wirklich Harry Potter geholfen Sie-wissen-schon-wen zu bekämpfen?" fragte sie mit großen Augen. Ron wurde bis über beide Ohren rot. „Ehm, ja, Miss -" „- Lilian, Sir. Amanda Lilian." „Err, nun, Aman-, ich meine, Miss William." „Lillian, Professor." „Entschuldigen sie." stammelte Ron und fühlte sich so, als säße er auf der Schulbank und die Reihen vor ihm wären die Lehrer.
„Haben sie auch gegen Sie-wissen-schon-wen persönlich gekämpft?" fragte ein Junge mit wilden giftgrünen Haaren in der zweiten Reihe. Seine Frisur erinnerte an die von Harry. „Ich habe ihm gegenüber gestanden, Mr. -" „McGonagall, Sir. Alexander McGonagall, aber alle nennen mich Alex." Ron erbleichte und starrte den Jungen an. „Meine Tante, Sir." antwortete dieser prompt auf Ron atmete, nicht viel, aber zumindest etwas ruhiger auf. „Nun, Mr. ... McGonagall." Es war komisch diesen Namen auszusprechen. Er war es gewohnt Professor McGonagall zu sagen, nicht Mr. McGonagall. Er wischte diesen Gedanken jedoch beiseite und bemühte sich ihn anzusehen.
„Also haben sie gegen ihn gekämpft?" hakte Alex McGonagall nach. „Wie ich schon gesagt habe, ich habe ihm gegenübergestanden, Mr. McGonagall. Harry hat den wahren Kampf geführt." „Haben sie auch gegen seine Todesser gekämpft, Sir??" fragte ein weiteres Mädchen. „Melissa Warren, Sir." fügte sie sofort hinzu. Sie hatte rotblonde, lange Haare und sah alles in allem Hermine recht ähnlich. Es war tatsächlich so, dass Amanda Lilian, Melissa Warren und Alexander McGonagall ihn plötzlich als eine Verkörperung der letzten sieben Jahre erschienen. Melissa hatte diesen gleichen, intelligenten Gesichtsausdruck wie Hermine. Alex erschien als eine Kopie von Harry, jedoch mit ein wenig weicheren Gesichtszügen und wilden grünen Haaren (ein Grün das in Ron einen Verdacht aufkommen lies. Er würde das später überprüfen.) und natürlich ohne Narbe. Und Amanda. Sie erinnerte ihn ein wenig an sich selbst, oder an seine Schwester Ginny. Die drei hatten etwas, dass ihn fesselte. Als würde er durch ein Fenster in eine andere Welt sehen. Aber das war natürlich Schwachsinn.
„Ja, das habe ich, Miss Warren. Aber - Aber ich glaube nicht, dass ich ihnen das ganze erzählen sollte. Ich soll euch -"„- Verteidigung gegen die Dunklen Künste beibringen, Sir."sagte Melissa. „Ja, Miss Warren, deswegen bin ich unter anderem hier, aber -"„Wie kann man besser etwas über Verteidigung gegen die Dunklen Künste lernen, als von jemanden der gegen ihn und seine Todesser angetreten ist!"rief Alex begeistert. Ron zwang sich zu einem Grinsen.
„Punkt für sie, Mr. McGonagall."sagte er und setzt sich auf sein Lehrerpult. „Ihr wollt also etwas über Harry, Hermine und meine Schulzeit hören, ja?"Innerlich hatte er bereits angefangen zu Grinsen. Ja. Darüber reden konnte er, und wenn es den Unterricht füllte und sie noch etwas dabei lernten, wieso nicht?
„Mhm ... Aus eigener Erfahrung weiß ich, das gut gehütete Geheimnisse in Hogwarts auch immer gut gehütet bleiben. Demnach dürfte jeder von ihnen Bescheid wissen, zumindest über das meiste. Also was wissen sie?"
„Harry Potter, Hermine Granger und sie haben den Stein der Weisen vor Sie-wissen-schon-wen gerettet! Gleich in ihrem ersten Schuljahr!" rief eine Schülerin eifrig. „Sie haben das Schachspiel von meiner Tante durchgespielt!" stimmte Alex mit ein. „Sie haben im Quidditch absolut versagt." Sofortige Stille. Rons Miene versteinerte. Keine Erinnerung die er gerne besaß. Seine Blicke wanderten zu einem blassen Mädchen, mit langen, glatten, weißblonden Haaren und silbergrauen Augen.
„Und sie sind?" fragte er und Unterzog sie einer genaueren Musterung. Sie war unnatürlich schön und hatte zarte, weiche Haut. Ihr Gesicht wirkte wie die weibliche Variante von -
„Malfoy, Sir." sagte das Mädchen und lehnte sich vor, stützte ihre Arme auf den Tisch und legte ihren Kopf auf den Handrücken ihrer Hände ab. „Eris Jennifer Malfoy." stellte sie sich vor.

Hermine Granger verlies gutgelaunt den Klassenraum. Professor McGonagall hatte lediglich ein paar einführende Worte gesprochen, danach hatte sie sich zurückgezogen und hatte die Klasse ihr allein überlassen. Sie hatte es genossen. In der gleichen Art wie Professor McGonagalls damals, begann sie den Unterricht und erklärte der Klasse die Wichtigkeit und vor allem die Schwierigkeit der Verwandlung. Es war leicht die Klasse ruhig und unter Kontrolle zu halten, wie alle Erstklässler hörten sie noch ruhig und gebannt zu. Einige hatten Scherze gemacht, doch Hermine hatte mitgelacht, bevor sie mit ihren Erklärungen weiterging. Anders als Professor McGonagall schloss Hermine Spaß am Unterricht nicht komplett aus. Ein wenig Schabernack gehört einfach dazu.
Zufrieden lief Hermine die Treppen hinauf zu ihrem Zimmer, wo sie ihren ersten Tagesbericht schreiben wollte. Die Berichte waren einer ihrer Pflichten. Jeden Abend hatte sie ihren Bericht bei Professor McGonagall abzuliefern. Wenn sie zeitig fertig war, würde sie einen Brief an Harry schicken und ihm von ihrem ersten Tag erzählen. Am Nachmittag hatte sie dann ihre nächste Stunde. Eine Beobachtungsstunde, wo sie Professor McGonagall beobachten sollte und sich ihr Verhalten notieren konnte. Am meisten freute sie sich allerdings darauf von Rons erster Stunde zu hören. Er war zu ihrem Schutz hier und war in den Posten eines Lehrers gerutscht, bis Dumbledore Ersatz finden würde. Hermine hielt Schutz für unnötig, die Mauern von Hogwarts gaben ihr jäh ein Gefühl von Sicherheit und Ordnung, sobald sie durch die Eingangstore getreten waren. Und trotzdem. Es freute sie dass Ron sich so sehr um sie sorgte und sogar den Lehrer spielte um in ihrer Nähe zu bleiben. Wahre Freundschaft.
Hermine erreichte ihr Zimmer und öffnete die Tür. Das Zimmer war wie groß und wurde durch einen halbrunden Torbogen in zwei kleinere Zimmer unterteilt. Im vorderen Bereich befanden sich hinten an der Wand ein Kleiderschrank eine Kommode und in der Mitte ein kreisrunder Teppich mit einem gemütlichen Sessel darauf. Regale hingen an den Wänden, die Hermine mit ihren wichtigsten Büchern füllen würde. Ein Instant-Efeu wuchs aus einem Keramiktopf in der linken Ecke des Torbogens sehr geschickt die Wand hinauf und sorgte für eine schöne Dekoration. Im hinteren Teil befand sich ein äußerst bequemes Bett, ein kleiner Schreibtisch und ein hübscher, ovaler Spiegel. Sie setze sich an den Schreibtisch, zog Feder und Pergament und begann mit dem Bericht über ihre erste Stunde. Hinter ihr klapperte plötzlich etwas. Sie hörte einen Laut, in etwa wie ein Piepsen oder Fiepen. Sie dachte zuerst an ihren Kater, Krummbein, doch normalerweise piepsten oder fiepten Katzen nicht. Nur einen Moment später stieß Hermine den gleichen Laut aus, nur um vieles lauter, als sie aufstand und sich nach der Ursache des Klapperns umdrehte.
Es war ein Buch, das auf dem Boden lag. Eines der wenigen die Hermine bereits dabei hatte, musste runter gefallen sein. Und so lag das Buch am Boden, tat jedoch genau das Gegenteil dessen, was ordnungsgemäß funktionierende Bücher (mit Ausnahme des Monsterbuchs der Monster) üblicherweise taten. Es bewegte sich. Oder jemand bewegte es. Und dieser jemand war eine Ratte, die unter dem Wälzer hervor gekrochen kam. Hermines Augen quollen hervor. Sekunden später stieß sie einen spitzen Schrei aus, schlug die Hand vor dem Mund und stolperte so entsetzt zurück, dass sie beinahe zu Boden fiel. Sie hatte keine Angst vor Mäusen oder Ratten, es war viel mehr diese spezielle Ratte, die sie so in Panik versetzte. Denn ihr fehlte eine ihrer Krallen. Und es gab nur eine Ratte die Hermine persönlich kannte, der eine Kralle fehlte.

Krätze!" hauchte sie entsetzt und wollte zu seinem zweiten Schrei ansetzen doch sie brachte keinen Ton mehr heraus. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie atmete nur noch sehr langsam, sie spürte wie ihr Herz schmerzhaft in ihrer Brust pochte.
Die Ratte hob den Kopf und sah sie an. Hermine wartete darauf dass die Ratte die Gestalt eines Zauberers und Verräters annehmen würde. Dem Verräter der Potters. Doch Wurmschwanz blieb in der Gestalt, die von den Weasleys den Namen Krätze bekommen hatte. Von der Tür her erklang ein Maunzen, das zu einem Fauchen wurde und Krummbein kam aus seinem Versteck. Krummbein kam drohend schleichend der Ratte entgegen, doch Krätze entpuppte sich nicht als der Feigling, als den Hermine ihn kennen gelernt hatte. Dieser Krätze hier, machte seinen Namen als 'feige' Ratte nicht alle Ehre. Im Gegenteil: Er hatte die Ohren angelegt und hatte die Auge ´n zu funkelnden Schlitzen verengt. Krummbein blieb ruckartig stehen und starrte auf Krätze. Sein Schwanz peitschte nervös und aus dem Fauchen wurde ein wenig unsicherer. Würde Hermine es nicht besser wissen, dann schien es ganz so als hätte Krummbein Angst vor Krätze. Gerade das war unmöglich, wo Krummbein der erste gewesen war, der Krätze als Wurmschwanz erkannt hatte und ihn bereits in der Winkelgasse angefangen hatte zu jagen. Die einzige logische Schlussfolgerung konnte sein, dass dies nicht Wurmschwanz war. Aber wieso fehlte der Ratte dann eine Kralle dort, wo Peter Pettigrew einst seinen Finger verloren hatte?
Krummbein schien sich neuen Mut erschlossen zu haben. Sein Fauchen wurde wieder aufdringlicher und mit einem kraftvollen Satz stieß sich der Kater mit ausgefahrenen Krallen nach vorn. Hermine erstarrte. Die Ratte war einen Augenaufschlag später verschwunden. Wurmschwanz konnte unmöglich disappariert sein. Das ging erstens nicht in der Tiergestalt, und zweitens ging es grundsätzlich nicht innerhalb von Hogwarts. Der einzig logische Schluss der noch blieb, war das Hermine und Krummbein die gleiche Halluzination hatten, oder dass sich jemand einen sehr geschmacklosen Spaß erlaubt hat. Aber hinterließen Spaßvögel normalerweise eine Visitenkarte?
Genau so eine lag jetzt an der Stelle wo Krätze gestanden und Krummbein gelandet war. Es war eine einfache weiße Karte, hab so groß wie eine Postkarte. Hermine hob sie auf. Auf der einen Seite war ein rotes Symbol gedruckt. Sechs rote größere und kleinere Dreiecke bildeten einen sechszackigen Stern, der umgeben war von einer roten geflügelten Schlange die sich selbst in den Schwanz bis. Die Schlange bildete einen Kreis um den Stern. Das Symbol kam ihr bekannt vor, vermutlich hatte sie irgendwo einmal etwas darüber gelesen. Auf der Rückseite stand in blutroten Lettern.

„Beim ersten Mal bist du uns entkommen." Hermine erbleichte und rannte aus ihrem Zimmer zu Ron.

Im selben Moment krabbelte eine Ratte mit einer fehlenden Kralle über den Boden des Pubs Die Drei Besen in Hogsmeade und kletterte das Bein eines etwas korpulenteren Mannes mit wässrigen Augen und pechschwarzem, schütterem Haar hinauf. Der Mann nahm die Ratte in seine Hand und strich ihr sanft über den Kopf. Der Mann grinste.
„Ja, das ist mein Krätze." sagte er und tätschelte die Ratte. Lust saß genau neben ihm, den Kopf auf ihrem linken Handrücken abgelegt und mit der anderen Hand in ihrem Drink rührend. Sie warf der Ratte einen angewiderten Blick zu.
„Er hat eine besondere Beziehung zu Ratten. Schon immer." sagte ein Mann, etwa um die 46 Jahre, gleich neben ihr. Er hatte mittellanges schwarzes Haar, das elegant mit einer schwarzen Schleife zurück gebunden war. Er hatte graublaue Augen und blickte recht herablassend. Vor ihm dampfte eine Tasse Tee. Seine Hände hatte er auf einem schwarzen Gehstock abgelegt. Lust rümpfte die Nase.
„Bitte schaff sie weg, Gluttony." sagte sie zu dem dicken Mann mit den wässrigen Augen und dem schütterem, schwarzen Haar. Dieser guckte Lust einen Moment ausdruckslos an, dann grinste er wie ein fettes, altes Kleinkind, hob die Ratte am Schwanz hoch und schlang sie mit einem Bissen hinunter. Jetzt lächelte Lust.
„Guter Junge. Keine Sorge, du hast schon bald besseres zu fressen."