3. Kapitel
Prue hatte es zwar nicht erwartet, aber ohne es zu wollen, gewöhnte sie sich daran, Cole im Haus zu haben. Zu Anfang gingen sie sich so weit wie möglich aus dem Weg, doch um Mrs. Jennings keine Umstände zu machen, aßen sie schließlich zusammen, wobei sie jedoch nicht viel redeten. Es schien so, als wäre Cole klug genug, Prues begrenzte Toleranz seiner Gesellschaft nicht auszureizen. Doch mit der Zeit lockerte sich ihr Verhältnis und Prue wurde gesprächiger. Sie hatte jahrelang mit ihren Schwestern ein Haus geteilt und sie hatte ihre Gegenwart und selbst ihre Streitereien schmerzlich vermisst. Alles war für ihren Geschmack viel zu ruhig gewesen, sie hatte zwar Danny gehabt, um den sie sich hatte sorgen können, aber ein Baby war eben doch etwas anderes, als die Gesellschaft eines Erwachsenen.
Als Prue jedoch drei Wochen später von der Arbeit nach Hause kam, und Mrs. Jennings mal wieder nicht in der Küche vorfand, war sie dennoch wütend. Sie legte ihre Tasche auf den Stuhl und sah sich um. Das Abendessen war nicht vorbereitet und im Kühlschrank und im Vorratsschrank war gähnende Leere. Schließlich fand sie auf dem Küchentisch eine Nachricht von Mrs. Jennings. Sie wollte Prue mitteilen, dass sie das Geld für die Einkäufe nicht gefunden hatte, da das Portemonnaie im Küchenschrank leer war. Mrs. Jennings schlug Prue deshalb vor, heute etwas zum Abendessen zu bestellen, sie würde die Einkäufe dann am nächsten Tag erledigen. Verwundert öffnete Prue die Schublade und schaute in die Geldbörse. Sie war sich sicher, dass sie am Anfang des Monats genug Geld für Einkäufe und übrige Erledigungen hineingelegt hatte, doch nun war kein einziger Cent mehr da.
Wütend suchte sie nach Cole. Schließlich fand sie ihn wie üblich im Garten. Er saß zusammen mit Danny auf einer Decke auf dem Boden im Schatten unter der großen Kastanie. Die beiden hatten schnell eine enge Beziehung zueinander aufgebaut und Danny fühlte sich in der Gesellschaft seines Vaters mehr als wohl. Prue argwöhnte, dass beide sich von ihrer besten Seite zeigten, um sich nicht wieder zu verlieren. Die schlechte Seite ließen sie dann für sie übrig.
Immer noch zornig ging sie auf sie zu, doch als sie Danny erblickte, der sie freudig anschaute, blieb sie überrascht stehen. „Was hat er denn da?"fragte sie und ließ sich neben den beiden auf dem Boden nieder.
„Zuckerstangen." erklärte Cole.
„Zuckerstangen?" Prue warf ihm einen entsetzten Blick zu „Das Zeug ist Gift für seine Zähne."Sie nahm Daniel den Lutscher aus dem Mund.
„Er hat doch noch gar keine Zähne."klärte Cole sie auf. „Und er mag das Zeug."Als der kleine Junge anfing zu weinen. Meine er triumphierend. „Siehst du."
„Er weiß eben noch nicht was für ihn gut ist."meinte Prue und nahm ihren Neffen auf den Arm."Darum müssen wir darauf achten."Prue sah Cole skeptisch an. „Oder besser ich."
„Ja es gibt Leute, die sind von Natur aus Spielverderber."
Prue schüttelte den Kopf und verkniff sich einen Kommentar, stattdessen fragte sie. „Wo ist eigentlich Mrs. Jennings? Hast du ihr schon wieder früher frei gegeben?"„Sie hat mir gesagt, dass sie mit ihrer Arbeit fertig ist, und da habe ich sie gehen lassen."
„Und das Abendessen?"
„Ist keins da?"fragte Cole überrascht.„Nein, und weißt du warum, weil kein Geld mehr im Küchenschrank war."Prue sah ihn fragend an.
Cole zuckte mit den Schultern, leugnen war zwecklos. „Ich brauchte etwas zum Anziehen, schließlich kann ich nicht jeden Tag in den gleichen Sachen rumlaufen."
„Und da hast du einfach mein Geld genommen?"fragte Prue empört.„Soviel du weißt habe ich keins."erklärte Cole gelassen.
„Ist das meine Schuld? Meins bekommst du jedenfalls nicht."Prue sah ihn an. „Du solltest dir besser einen Job suchen." Cole runzelte die Stirn. „Ich denke Dämonen sind in einer magielosen Welt nicht so gefragt."„Wie wäre es dann mit deinem anderen Beruf."schlug Prue vor.
„Anwalt?" Cole sah sie gelangweilt an, irgendwie war er noch nicht bereit, sich wieder ins alltägliche Leben zu stürzen.
„So ist es, du könntest deine Zeit wirklich besser nutzen, als hier herumzulungern. Du könntest den Menschen helfen."
„Hm, das habe ich auch mal geglaubt. Aber mit guten Taten meine Schuld abzutragen funktioniert einfach nicht."Cole lehnte sich zurück. „Darum habe ich es aufgegeben."
„Du sollst es ja auch nicht für dein Seelenheil tun, sondern um Geld zu verdienen."klärte Prue ihn auf.
Cole sah sie nachdenklich an, die Tatsache über keine Geldquellen zu verfügen, war ihm völlig unbekannt, und sie gefiel ihm nicht. „Du könntest ja Mrs. Jennings feuern,"schlug er deshalb vor. „Ich kümmere mich schließlich die meiste Zeit um Danny."
„Und was ist mit dem Haushalt? Sie räumt doch so schon die ganze Zeit hinter euch her."Prue schüttelte den Kopf. „Such dir lieber einen Job."„Versuch nicht, mir zu sagen, was ich zu tun habe."Erklärte er ihr wütend. „Das wird nicht funktionieren, zahl mir doch einfach Miete, schließlich ist dies hier mein Haus."fiel es Cole wieder ein. „Und ich bewohne gerade mal die Besenkammer."
„Cole, du kannst mir nicht erzählen, dass du mit der derzeitigen Situation zufrieden bist."meinte Prue.
„Doch!" Ihm ging es gut, er verbrachte gerne seine Zeit mit seinem Sohn. Es gab endlich jemanden, dem er seine Liebe geben konnte, und der sie nicht nur erwiderte, sondern auch wollte, ohne schreiend davonzulaufen. Er war wochenlang in der Zwischenwelt gefangen gewesen und genoss sein neues Leben, er fühlte sich befreit von all dem Ballast und wollte daran im Moment nichts ändern. „Wieso musst du mich hetzen?"fragte er. „Du vergisst, dass ich einige Zeit tot war, da ist ein bisschen Erholung ja wohl erlaubt. Im Moment bin ich zufrieden, so wie es ist."schloss er das Thema ab.
„Na gut, ganz wie du willst. Aber vergreif dich nie wieder an meinem Geld."teilte ihm Prue mit.
„Hm," meinte Cole nur und beschloss das Thema zu wechseln. „Übrigens war Dianne heute hier."
Prue, die gerade aufstehen wollte, blieb überrascht sitzen. „Was wollte sie?" „Sie hat uns am 1. Mai zum Abendessen eingeladen. Es kommen noch Freunde von ihnen und ich habe schon zugesagt."erklärte Cole. „Wirklich?" Prue sah ihn verblüfft an, immer wenn Dianne bisher gekommen war, um Prue zu besuchen, hatte er immer einen weiten Bogen um sie gemacht.„Ja, warum nicht. Ich glaube, sie ist wirklich davon überzeugt, dass ich ein Säufer bin."
„Wie kommst du darauf? Ich habe ihr nichts in der Art erzählt." erklärte Prue.
„Hm, sie wollte mich überreden zu kommen, indem sie mir erzählte, dass sie auch keinen Alkohol ausschenken wird."teilte Cole ihr mit.
Prue lächelte amüsiert „Und was hast du ihr gesagt?" „Schade, ich trinke gerne ein gutes Glas Rotwein zum Abendessen."„Tja, ich wäre schon froh, wenn es heute etwas zu essen geben würde." meinte Prue sarkastisch.
„Ich würde dich ja einladen, aber leider fehlt mir momentan das Geld dafür."teilte Cole ihr zufrieden mit.
„Keine Sorge, ich würde gar nicht mirkommen."meinte Prue und stand auf, „Und ich werde dich bestimmt nicht einladen."erklärte sie und verschwand im Haus.Als Prue am nächsten Abend in einem schwarzes schulterfreien Sommerkleid die Treppe herunterkam, wartete Cole schon auf sie.
Sie sah toll aus, aber Cole verkniff sich jede Art von Kompliment. „Lass uns gehen, wir wollen die McCormacks doch nicht warten lassen." erklärte er stattdessen.
Prue betrachtete ihn aufmerksam. Sie musste zugeben, dass er in seinem neuen Anzug nicht schlecht aussah. „Jetzt weiß ich also endlich, wo mein Geld geblieben ist."
„Wie du siehst, habe ich es sinnvoll angelegt."
Prue schüttelte den Kopf. „Ansichtssache."„Hättest du es bevorzugt, wenn ich in Jeans und T-Shirt zu unseren Nachbarn gegangen wäre? Das hätte nur Diannes Theorie, dass ich ein mittelloser Säufer bin untermauert."Cole nahm Danny und sie verließen das Haus durch die Tür zum Garten.
„Na das mit dem mittellos stimmt doch."erklärte Prue auf ihrem Weg zur anderen Seite des Gartens. Dort befand sich der Eingang zum Nachbargrundstück. Prue öffnete die Gartentür und sie befanden sich in einer komplett anderen Gartenanlage.
Cole sah sich überrascht um. „Ich wusste gar nicht, dass sie so reich sind."Der Garten war eindeutig von einem Architekten entworfen, auf der linken Seite befand sich ein Gartenpavillon und geradeaus war das imposantes Wohnhaus. Sie folgten dem Kiesweg, der in Schlangenlinien zur Veranda führte. Rechts und links befand sich ein makelloser Rasen ohne eine Spur von Unkraut.
„Scott arbeitet für ein großes Wirtschaftsunternehmen, darum ist er auch so oft auf Reisen."erklärte Prue.
„Also der typische Karrieretyp."Schlussfolgerte Cole.„Ich weiß nicht, du wirst ihn ja bald kennenlernen."Sie betraten das Haus über die Veranda und Dianne kam ihnen begeistert entgegen.
„Hallo, schön, dass ihr kommen konntet."meinte sie und fing gleich an zu erzählen, ohne dass die beiden zu Wort kamen. „Es werden noch ein paar Freunde von Scott und ihre Frauen kommen, aber wir werden keine große Runde werden."sie lächelte und rief eine Angestellte herbei. „Oh Betty, bring Danny doch am besten gleich zu Sarah ins Zimmer."
Die junge Frau nickte und wollte schon das Kind nehmen, als Cole ihr mitteilte „Ich würde meinen Sohn lieber selber ins Bett bringen."
„Natürlich, kein Problem."meinte Dianne. „Betty wird dir Sarahs Zimmer zeigen.
Die beiden gingen die Treppe hoch und Prue blieb mit Dianne unten stehen.
„Ich bin wirklich froh, dass ihr gekommen seid, er muss doch auch mal raus."erklärte Dianne, als sie die beiden im ersten Stock verschwinden sah.
„Danke für die Einladung."meinte Prue. „Aber das mit dem Alkohol war wirklich nicht nötig, Cole hat keine Probleme damit."
„Prue, wie du weißt bin ich Therapeutin und ich sehe doch wie Cole Danny ansieht."Sie machte eine demonstrative Pause. „Du kannst mir nicht erzählen, dass er ihn freiwillig die ganze Zeit bei dir in New Orleans gelassen hat, nur weil er in San Francisco noch Geschäfte zu erledigen hatte." Prue zuckte mit den Schultern. „Er ist Anwalt, da konnte er seine Klienten nicht einfach im Stich lassen." Dianne sah sie skeptisch an. „Und warum arbeitet er jetzt nicht?" „Weil er noch keinen passenden Job gefunden hat, okay?"meinte Prue genervt.Dianne lächelte sie an. „Ich finde es wirklich gut, dass du ihn in Schutz nimmst."erklärte sie.
Prue starrte sie ungläubig an, aber bevor sie Dianne die passende Antwort geben konnte, erschien Scott in der Halle, um sie zu begrüßen. Scott war nur ein paar Jahre älter als Dianne, doch durch seine Stirnglatze und sein selbstzufriedenes Auftreten schien der Altersunterschied größer zu sein.
Eine Viertelstunde später waren auch die übrigen Gäste erschienen. Sie begaben sich zu Tisch, und Cole musste feststellen, dass er die Ehre hatte, neben der Gastgeberin zu sitzen. Auf der anderen Seite saß Prue und ihm gegenüber saß einer von Scotts Freunden, an dessen Namen sich Cole beim besten Willen nicht erinnern konnte, mit seiner derzeitigen Freundin. Der Mann hatte schütteres blondes Haar und schwitzte ganz offensichtlich aufgrund seiner enormen Körperfülle.
„Also Sie sind erst vor kurzen in unsere schöne Stadt gezogen." fragte Scotts Geschäftsfreund Prue.
„Ja, ursprünglich kommen wir aus San Francisco."erklärte Prue.
Der Mann nickte. „Auch nicht schlecht, aber nicht mit dieser Schönheit zu vergleichen."meinte er zufrieden. „Viel zu hektisch im Gegensatz zu „The Big Easy!"Er blickte Prue und Cole zufrieden an. „Sie wissen sicher, dass wird unserer Stadt diesen schönen Spitznamen gegeben haben. Man meint damit „Die große Leichtigkeit"oder „Die große Lebensfreude"oder „Die große Lässigkeit", ganz wie Sie wollen. Denn wir nehmen hier alles ein bisschen leichter. Wir sind stolz auf unsere lange Geschichte und den eigenen Charakter. Denn man ist hier eben nicht so wie der Rest der USA. Hier achtet man nicht auf Kalorien, hört stattdessen gute Musik, trinkt feinen Wein und lässt sich inspirieren von der Stadt und den Einwohnern."
Cole sah ihn skeptisch an. „Sie arbeiten wohl in der Touristikbranche." erklärte er trocken.Der Mann lachte. „Ist das so offensichtlich? Harry van Berg. Ich nenne etliche Hotels mein eigen. Und was hat Sie hierher gebracht."
„Ich habe ein Haus geerbt."teilte Cole ihm mit.„Ja Harry, das Haus von der alten Mrs. Turner, am Ende unseres Gartens." klärte Dianne ihn auf.
Harry sah Cole überrascht an. „Ich wusste gar nicht, dass die alte Dame Verwandte hatte."meinte er vorsichtig.
„Ich auch nicht."meinte Cole mit einem Lächeln.
„Wissen Sie, wenn sie das Haus mal verkaufen wollen, ich hatte schon immer Interesse daran."Van Berg lachte. „Vielleicht hätte ich das jetzt nicht sagen sollen, um den Preis nicht in die Höhe zu treiben."
„Keine Sorge, wir wollen es sowieso nicht verkaufen."teilte Prue ihm mit.Cole warf ihr einen ironischen Blick zu. „Ach nein?"
Harry lachte erneut. „Oh, ich wollte hier keinen Ehestreit auslösen." meinte er mit einem Augenzwinkern.
„Wir sind nicht verheiratet."erklärten ihm Cole und Prue gleichzeitig. Und sahen sich überrascht an.
„Er war nur mal mein Schwager."teilte Prue Harry schließlich mit.
„Aha." meinte Harry, „Und warum sind Sie zusammen hierhergezogen?"
„Ach, das ist eine lange, komplizierte Geschichte."erklärte Cole. Er sah Harry an, und hoffte, dass dieser verstehen würde, dass er keine weiteren Fragen hierzu stellen sollte.„Ja und ich bin wirklich froh, dass sie hierher gezogen sind."meinte Dianne und sah Cole lächelnd an. „Und jetzt braucht Cole auch nur noch einen Job."teilte Dianne allen Anwesenden mit.
Cole warf ihr einen wütenden Blick zu. „Wie kommst du darauf?"
„Oh Prue hat mir gesagt, dass du noch keinen passenden Job gefunden hast. Und David arbeitet auch als Staatsanwalt."Dianne wies auf einen Mann, der neben der neuen Freundin von Harry van Berg saß. Der Mann hatte schwarze Haaren und einen dunkleren Teint und er schien nicht sehr groß zu sein. Als er aufsah, blickte Cole in ein verschlagenes Gesicht. Überrascht lehnte er sich zurück. Wenn er nicht gewusst hätte, dass er in einer magiefreien Welt lebte, dann hätte er schwören können, dass seine dämonischen Kräfte ihm die Bösartigkeit dieses Menschen offenbart hatten.
„Sie sind Anwalt?"fragte David und sah Cole aufmerksam an.
„Ja ich habe in San Francisco als Anwalt gearbeitet."erklärte Cole gelassen.
„Hm, ich kenne mich dort ziemlich gut aus, bei welcher Kanzlei waren Sie?" erkundigte sich David. „Jackman, Kline und Carter."erklärte Cole ohne nachzudenken.„Ja, die kenne ich."Erklärte David und tat beeindruckt.
„Tatsächlich?" Cole sah ihn amüsiert an, er konnte sich irgendwie schwer vorstellen, dass es in dieser Welt die Kanzlei Jackman, Kline und Carter auch gab, aber man konnte ja nie wissen. „Das ist keine schlechte Adresse."meinte David Morgan. „Wenn sie wollen, dann kann ich mich mal umhören, ich habe Beziehungen zu einigen recht guten Kanzleien in New Orleans. Wie war noch mal ihr Name?"„Cole Turner."
Morgan machte sich eine Notiz und reichte Cole eine Visitenkarte herüber. „Rufen sie mich doch mal an, vielleicht weiß ich dann schon näheres." Cole nahm die Karte entgegen und sah sie sich aufmerksam an. David Morgan - Staatsanwalt stand darauf. „Danke, ich werde es mir überlegen."„Die meisten Kanzleien brauchen immer gute Leute."erklärte David Morgan und lächelte. „Und ich suche immer noch nach geeigneten Gegnern."
„Den hätten Sie in mir ganz sicher."erklärte Cole gelassen.„Wir werden sehen."erklärte David mit einem spöttischen Lächeln und widmete sich wieder seinem Essen.
Der übrige Abend verging wie im Fluge, und als die Gäste das Haus wieder verließen, war es schon nach Mitternacht. Als Dianne und Scott ihre Gäste zur Haustür brachten, begab sich Cole auf die Veranda.
Kurze Zeit später, kam Scott ebenfalls hinaus und ließ sich auf einem der Gartenstühle nieder. „Ach so eine Abendveranstaltung sollten wir öfter veranstalten, wir kommen so selten zusammen." Erklärte er und seufzte. „Leider fehlt mir oft die Zeit. Sie kennen das sicher auch, ich bin geschäftlich viel unterwegs."
„Ja, das ist mir nicht unbekannt."meinte Cole.
Nach einer Weile sagte Scott. „Ich habe gehört, dass sie ein paar Probleme hatten, nach dem Tod ihrer Frau."
Cole warf ihm einen Blick zu, und als Scott seinen Gesichtsausdruck sah, fügte er schnell hinzu. „Dianne hat mir davon erzählt."
„Ach, hat sie das."meinte Cole und schüttelte den Kopf. „Wissen Sie, Sie sollten ihrer Frau vielleicht klarmachen, dass nicht jeder eine Therapie braucht." Scott lachte. „Ja, Sie haben leider Recht, sie möchte am liebsten jeden analysieren. Dann war unser heutiges Alkoholverbot also auch nur eine von ihren Theorien."„Da liegen sie richtig."Cole zuckte die Schultern. „Aber ich wollte ihr nicht den Spaß verderben."
„Ach, sie hätte das verkraftet."erklärte Scott. „Aber wenn sie von einer Theorie überzeugt ist, dann läßt sie sich nicht so schnell davon abbringen."
Als Prue und Dianne in der Tür erschienen, verabschiedete sich Scott, und ging ins Haus. Dianne ließ sich erschöpft auf einem Stuhl nieder und meinte. „Bleibt doch noch ein bisschen, es ist so ein schöner Abend, ich will noch nicht schlafen gehen."
„Tut mir leid, Dianne, aber ich muss morgen schon wieder früh raus." Prue warf Cole einen Blick zu. „Im Gegensatz zu Cole." „Soll das heißen du brauchst deinen Schönheitsschlaf?"fragte Cole mit einem Grinsen.„Nein, oder bist du etwa der Meinung ich hätte das nötig?"Prue sah ihn auffordernd an.
Cole schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht, sowas wirst du wahrscheinlich nie brauchen."
Prue sah ihn überrascht an. „Wieso sagst du das?" „Weil ich dich heute Abend in diesem Kleid gesehen habe."erklärte er.„Oh," Prue sah ihn aufmerksam an. „Wo bleibt dein Sarkasmus?"
„Da ist keiner, kannst du nicht einfach ein Kompliment annehmen?" fragte Cole interessiert. „Oder ist das so schwer?"
„Hm, ich habe lange keins mehr bekommen."erklärte sie nachdenklich.„Das liegt wahrscheinlich nur daran, dass die anderen sich einfach nicht trauen."meinte Cole mit einem einnehmenden Lächeln. „Also wirst du wohl fürs erste mit meinem Vorlieb nehmen müssen."
„Na ja warum nicht, danke!"
„Gern geschehen. Und keine Sorge, selbst im hohen Alter wird es noch genug Männer geben, die dir Komplimente machen wollen, wenn du es zulässt."teilte er ihr lächend mit. „Na hoffentlich."erklärte sie zufrienden. „Doch ich denke so gut wie du werde selbst ich mich nicht halten." Cole grinste. „Nein, ich bin etwas besonderes." „Wem sagst du das."Prue lächelte, als ihr einfiel, dass sie beide nicht alleine waren. Sie warf einen Blick zur Seite und sah Dianne, die ihnen mit einem entzückten Lächeln zusah. Auch das noch, ärgerte sich Prue. Jetzt dachte Dianne nicht nur, dass sie Cole in Schutz nahm, nein, jetzt war sie auch noch Zeuge von dieser idiotischen Flirterei gewesen und Prue wollte sich gar nicht ausmalen, was in Diannes Kopf jetzt vorging. Sie musste hier schleunigst verschwinden. „Also Dianne, danke noch mal für die Einladung, aber ich muss jetzt wirklich nach Hause. Cole kann ja hier bleiben, wenn er will. Gute Nacht."Sie drehte sich schleunigst um und machte sich auf den Weg, die Veranda zu verlassen.„Warte Prue,"hielt Cole sie auf. „Ich werde dich doch im Dunkeln nicht alleine durch die Gegend gehen lassen."
„Was soll mir denn passieren?"Fragte Prue sarkastisch. „Etwas schlimmeres als ein Dämon?"
Cole drehte sich kurz zu Dianne um, die immer noch zufrieden auf ihrem Liegestuhl saß. „Gute Nacht Dianne, wir holen Danny und sein Stoffhäschen dann morgen ab."Rief er ihr zu und beeilte sich dann hinter Prue her zu kommen. Sie machten sich auf den Weg durch den beleuchteten Garten zu der versteckten Tür im Zaun. Cole öffnete sie und die beiden betraten den altvertrauten Garten.
„Der ganze Weg war beleuchtet, ich hätte also wirklich keine Begleitung gebraucht."erklärte Prue grimmig und sah sich um, hier fühlte sie sich gleich um einiges besser, dieser Garten übte einfach immer wieder einen besondern Zauber auf sie aus.
Cole schloss die Tür. „Wo ist denn jetzt schon wieder das Problem?"„Du hast doch nur mit mir geflirtet, weil Dianne auf der Veranda saß." teilte Prue ihm mit.
„Wie kommst du denn darauf, dass ich mit dir geflirtet habe?"fragte er unschuldig.
„Du hast es getan Cole, und ich weiß auch genau warum."Teilte Prue ihm mit. „Du denkst, dass ich Dianne von deinem Jobproblemen erzählt habe."
„Ach ja,"erinnerte Cole sich. „Vielen Dank, dass du Dianne davon erzählt hast."erklärte er. „Es war wirklich sehr erbaulich, als sie beim Abendessen damit herausgeplatzt ist. Aber vielleicht sollte ich froh sein, dass sie nicht auch noch mein Alkoholproblem erwähnt hat."Sie hatten unterdessen die alten Holzstufen, die zu der Veranda vor dem Haus führten erreicht und Cole ließ sich darauf nieder. „Obwohl, ich denke, das hat sie bestimmt schon getan, als sie die übrigen zu ihrer Abendgesellschaft eingeladen hat."
Prue sah ihn kopfschüttelnd an. „Stell dich nicht so an, ist doch nett von ihr, dass sie dir gleich einen Job besorgen will."
Cole sah sie skeptisch an. „Ja die gute Dianne ist immer so hilfsbereit, auch wenn man sie gar nicht darum gebeten hat."
„Aber du wirst dich doch bei David Morgan melden?"Fragte Prue und setzte sich neben ihn. „Oder etwa nicht?"
„Ich weiß nicht."meinte Cole nachdenklich.
Prue seufzte. „Mach was du willst, aber ich würde dir raten wenigstens anzurufen, vielleicht kann er dir auch gar nicht weiterhelfen."
„Hm, versteh das nicht falsch, aber dieser David Morgan, ich weiß nicht ... er ist ein schlechter Mensch."meinte Cole nachdenklich.Prue sah ihn überrascht an. „Woher willst du das wissen? Du hast gerade mal fünf Minuten mit ihm geredet."
„Mehr brauche ich auch gar nicht. Ich spüre sowas gleich."erklärte Cole gelassen.
„Vielleicht hast du es früher gespürt, Cole. Aber hier gibt es keine Magie." „Bist du dir da so sicher?"Er sah sie nachdenklich an. „Fühlst du hier wirklich keine Magie?" „Nein." meinte Prue sofort und merkte, dass sie bis jetzt nie darüber nachgedacht hatte. „Ich habe bisher nicht daran gezweifelt." „Hm, und vermisst du deine Kräfte?"fragte Cole vorsichtig. „Vielleicht, ich weiß nicht. Es ist ruhiger, aber ...."Prue wusste nicht, was sie darauf antworten sollte und fragte stattdessen. „Vermisst du sie etwa?"Cole zuckte mit den Schultern, seine dämonischen Kräfte waren für ihn zum Schluss nur noch eine Last gewesen, aber dies wollte er Prue nun wirklich nicht auf die Nase binden. „Ich bin es mittlerweile irgendwie gewohnt, sie immer mal wieder zu verlieren." wich er aus. Damit hatte er Recht, aber das merkwürdige war, dass es ihm dieses Mal nicht so vorkam, als hätte er sie wirklich verloren.
„Was ich vermisse, ist nicht die Magie, sondern meine Familie."meinte Prue und seufzte, sie vermisste ihre Schwestern so sehr, sie würde gerne wissen, wie es ihnen ging, ob Piper schon ihr Kind hatte. Es war schrecklich, nicht an ihrem Leben teilhaben zu können. Paige hatte sie noch nicht einmal kennenlernen können. So ungern sie das auch zugab, Cole war die letzte Bindung zu ihrem früheren Leben. „Erzähl mir etwas von Paige."forderte sie ihn auf.
„Was?" Cole sah sie entsetzt an.„Ich habe meine Schwester leider nie kennengelernt, also wie ist sie so?"
„Tja also,"erklärte Cole gedehnt. „Da fragst du wirklich den Falschen, Paige und ich .... hmm wir hatten einige Probleme miteinander." „Das kommt mir irgendwie bekannt vor."teilte Prue ihm mit einem Lächeln mit.Cole warf ihr einen kurzen Blick zu. „Bei uns war das anderes."meinte er sofort. „Aber Paige konnte nie wirklich akzeptieren, dass ich mal ein Dämon gewesen bin."
Er merkte wie Prue ihn skeptisch betrachtete und fügte genervt hinzu. „Auch vorher nicht. Sie konnte meine Vergangenheit nicht vergessen. Ich bin also nicht objektiv, darum such dir lieber jemand anders."„Aber das ist ja leider das Problem, Cole, du bist der einzige, den ich fragen kann."erklärte Prue unzufrieden.
„Also okay,"erbarmte sich Cole nach einer Weile. „Sie hat manchmal einen merkwürdigen Geschmack, ich meine in Bezug auf Kleidung und Möbel. Sie ist ziemlich offen, mitfühlend und hilfsbereit, wenn es nicht gerade um Dämonen geht. Sie ist eigentlich ganz selbstbewusst, obwohl sie zu Anfang Probleme damit hatte, die Nachwuchshexe zu sein. Sie wollte ihre Kräfte nicht wahrhaben, doch unter den gegebenen Umständen ist sie mit der Situation gut zurecht gekommen. Als sie es dann schließlich akzeptiert hatte eine Hexe zu sein, wollte sie alles ausprobieren ohne erst etwas darüber zu lernen. Dabei ging dann auch einiges daneben."Cole musste bei der Erinnerung lächeln. „Piper hat sie dann sogar gezwungen bei ihr einen Test über magische Zutaten abzulegen."
„Wirklich?" fragte Prue mit einem überraschten Lächeln. „Und wie kommen sie sonst miteinander aus?"„Gut, denke ich. Zu Anfang hatte Piper Probleme damit, Paige zu akzeptieren. Weißt du, Piper hat sich nach deinem Tod wie eine Verrückte aufgeführt. Sie ist durch die gesamte Stadt gerannt und wollte jeden Dämon töten, der ihr über den Weg gelaufen ist, nur um sich zu rächen."
„Kann ich irgendwie nachvollziehen."meinte Prue.
„Tja dabei hat sie leider keine Rücksicht auf Verluste genommen." teilte Cole ihr mit.
Prue schüttelte den Kopf. „Arme Piper, es war bestimmt schwer für sie. Und dann musste sie auf einmal noch die älteste Schwester sein."
„Kein leichter Job, was?"fragte Cole mit einem Lächeln.
„Nein, da hast du Recht."meinte Prue nachdenklich.„Naja jedenfalls hat Paige später sogar ihren Job aufgegeben, um unbedingt eine Superhexe zu werden, so wie du eine warst."erklärte Cole.
Prue sah ihn geschmeichelt an. „Du denkst also, dass ich eine Superhexe war?"
Cole grinste. „Nein, ich nicht. Paige hat das gedacht, sie hatte immer Angst in deinem Schatten zu stehen. Dabei hatte sie das gar nicht nötig, sie hat alles unglaublich schnell gelernt."Er warf Prue einen kurzen Blick zu. „Paige ist maßgeblich daran beteiligt, dass ich in der Zwischenwelt gelandet bin."
„Dann habe ich es also ihr zu verdanken, dass du jetzt hier bist?"fragte Prue und sah ihn an.„Du hast Recht."meinte Cole mit einem Lächeln. „Damit hat sie mir sogar gegen ihren Willen einen Gefallen getan"
„Vielen Dank Paige,"meinte Prue sarkastisch.
Cole lachte und sah sie eindringlich an. „Ist es denn so schlimm mit mir?"
Prue hielt seinem Blick stand „Ich denke das weißt du selbst am besten."erklärte sie und stand schnell auf. „Ich gehe jetzt jedenfalls schlafen."
„Gute Nacht!"meinte Cole und sah ihr hinterher. Als sie schon fast im Haus verschwunden war, rief er ihr hinterher. „Und Prue, dass mit dem Abendkleid meinte ich wirklich ernst."
